Pionier der konkreten Fotografie - Rolf Schroeter ist 92jährig verstorben...

Rolf Schroeter vor seinen Fotogrammen am 22. Februar 2012 in einer Ausstellung im Haus Konstruktiv Zürich. Steffen Schmidt, Keystone © Pro Litteris

Rolf Schroeter war ein aussergewöhnlicher Künstler, der die Grenzen der konventionellen Fotografie stets zu überschreiten wusste. Sein kreatives Schaffen war geprägt von der Erforschung von Raum, Bewegung und Licht, oft sogar ohne den Einsatz eines traditionellen Fotoapparats. Inspiriert von Künstlern wie Laszlo Moholy-Nagy und Man Ray, setzte er für seine Kompositionen Gegenstände direkt auf lichtempfindliches Papier und schuf so beeindruckende Fotogramme in klaren Schwarz-Weiss-Kontrasten. Diese kameralosen Studien, oft geprägt von kreisförmigen und unregelmässigen Flächen, zeugten von einer strukturellen Ordnung und technischer Perfektion, die thematisch der experimentellen Fotografie zuzuordnen sind.

© Rolf Schroeter, ProLitteris

Geboren und aufgewachsen in der lebhaften Umgebung des Zürcher Neumarkts, trug Rolf Schroeter eine tiefe Verbundenheit zur Natur in sich. Er träumte davon, Förster zu werden und nannte sich selbst einen Baumfanatiker. Sein fotografisches Werk, das die Transformation von Natur in Kunst dokumentierte, spiegelte diese Leidenschaft wider. Trotz finanzieller Einschränkungen entschied er sich für eine Ausbildung als Dekorateur und fand seinen Weg zur Kunstfotografie über Umwege. Seine Ausbildung an der Kunstakademie in Ulm, unterstützt durch ein Stipendium der Pro Helvetia, führte ihn unter die Anleitung von Max Bill, einem herausragenden Vertreter der Zürcher Konkreten, dem er auch assistierte.

© Rolf Schroeter, ProLitteris

Schroeters künstlerischer Werdegang, der von der Werbefotografie zur Kunstfotografie reichte, wurde in seinen Arbeiten offensichtlich. Er kombinierte Fotografien oft mit visuellen Gedichten aus der konkreten Poesie und arbeitete mit Persönlichkeiten wie Eugen Gomringer an Buchprojekten. Seine Unabhängigkeit vom Kunstmarkt erlaubte ihm, kompromisslos seiner künstlerischen Vision zu folgen. Mit seiner bemerkenswerten Fotoinstallation "Aletheia – Wahrheit", die im Haus Konstruktiv in Zürich zu sehen war, reflektierte er über Natur und Geschichte und integrierte dabei Zitate von Denkern wie Heidegger, Benn und Celan.

© Rolf Schroeter, ProLitteris

Trotz seines grossen Potenzials bleibt Schroeter ein Geheimtipp in der Kunstwelt. Sein oft als eigenwillig beschriebener Stil hinderte ihn daran, den gängigen Kunstmarkt zu bedienen, wobei er stets betonte, dass er seine Kunst "nur für sich selbst" machte. Seine finanzielle Unabhängigkeit sicherte er sich durch seine Arbeit in der Werbefotografie, während er sich in seinen künstlerischen Projekten frei und furchtlos bewegen konnte, bis er im Alter von 92 Jahren verstarb. Rolf Schroeters Vermächtnis lebt weiter in seinen einzigartigen visuellen Erzählungen und der unbeirrbaren Leidenschaft, mit der er die Kunstwelt bereicherte.

13e Prix Focale…

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

«Baume» von Loris Theurillat wird mit dem 13e Prix Focale ausgezeichnet. Die Jury, unter der Leitung von Sarah Girard, Jurypräsidentin, Direktorin der Bieler Fototage, wählte die Arbeit aufgrund ihrer Genauigkeit und Qualität. Die Serie wirft einen intimen Blick auf den Verlust eines geliebten Menschen, wobei der fotografische Akt gleichzeitig zum Mittel und zur Flucht vor der bevorstehenden Trauer wird. Weitere Jurymitglieder waren Giorgia Del Don, Kulturjournalistin und Mitglied der Commission des affaires culturelles de la Ville de Nyon, Aurélien Garzarolli, Fotolithograph und Vorstandsmitglied von FOCALE, Myriam Kridi, Abteilungsleiterin Kultur von Nyon, Coline Plançon, Kulturmanagerin bei der Agentur MYOP, Radu Popescu, Vorstandsmitglied von FOCALE.

 

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

«An diesem Tag erzähltest du mir ein paar Erinnerungsfetzen, bevor dein Gedächtnis müde wurde und dann, ohne mich anzusehen, sagtest du: «Ich bin ein Wrack». In diesem Moment, als du noch zu Hause lebtest, wurde dir klar, dass du nicht in der Lage warst, dir selbst zu helfen, noch selbständig zu Hause zu leben, wurde dir die Wichtigkeit deiner Unabhängigkeit bewusst. Drei Monate später hast du dein Haus verlassen, dein Zimmer, deine Küche, deinen Garten, dein Dorf, um in ein Pflegeheim zu ziehen. Du bist in ein Pflegeheim vier Ortschaften weitergezogen. 

In den 1950er Jahren hattest du den Jura gewählt, um dich hier niederzulassen und eine Familie zu gründen. Mit seinen sanften Hügeln und Tannenwäldern kündigte die Schönheit dieser Landschaft ein friedliches und angenehmes Leben an. Es wurde jedoch von tiefem Leid überschattet. Dein Mann und zwei deiner Kinder starben von einem Tag auf den anderen. Dann wurdest du schwer krank. Du hattest ein Nahtoderlebnis. Dieses Erlebnis führte zu einer tiefen Einsamkeit. Als du die Entscheidung getroffen hast in die Residenz umzuziehen, war der Verlust deiner Selbständigkeit und deines Gedächtnisses ein Grund für die Isolation. Die Einsamkeit nahm eine neue Form an, obwohl sie dir bereits vertraut war. Du hattest bereits Menschen verloren – jetzt musstest du deine Privatsphäre mit einer Unbekannten teilen. Von deinem Schlafzimmerfenster aus sahst du fremde Personen, eine dir fremde Landschaft – alles hatte sich verändert.

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Diese Tatsache gehörte zu den Dingen, vor denen du dich am meisten fürchtest. Es dauerte lange, bis du es begriffen hattest und akzeptierteste. Gleichzeitig trübten sich deine Erinnerungen. Es schien, als ob du dich nicht erinnern konntest, als ob du dies absichtlich tätest, als ob es Teil des Spiels war, um die Veränderung besser zu ertragen. Dieser Satz, den du zu mir sagtest, hat mich nie wieder losgelassen. Ich wurde mir der Sterblichkeit bewusst – deiner Sterblichkeit. Eines Tages würde ein Teil von dir verschwinden, während ich glaubte, dass du ewig leben würden. 

Ich erinnere mich an das letzte Telefonat der Krankenschwester an dem Morgen, als du gestorben bis. Sie beschrieb mir, wie die Agonie bereits deinen Körper ergriffen hatte. Sie hatte deine Finger und Zehen ergriffen, die sich schwarz verfärbten. Als wir ankamen, atmetest du nicht mehr. Du sahst friedlich und erlöst aus.

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Als ich dich sah, konnte ich nicht anders, als einen Weg zu suchen, deine Geschichte ausserhalb der Realität erzählen zu können und dich auf meine Weise unvergesslich zu machen. Ich befürchtete, dass wir dich vergessen. Die Fotografie wurde meine Art, dich zu begleiten und zu bewahren. Später wurde mir klar, dass es eine Flucht war. Hinter der Kamera hielt ich die Trauer auf Distanz. Trauer war oft ein Thema in unseren Gesprächen. Ich erinnere mich an den Tag, den wir auf dem Dachboden verbrachten, um die Fotoalben zu öffnen. Du sagtest zu mir: «Danke, dass du mich nach Michel fragst, denn mir wurde immer wieder gesagt, dass ich nicht daran denken sollte, nicht darüber reden, ich solle vergessen». Ich habe bemerkt, dass die Verdrängung für dich keine Befreiung war, denn die Trauer verfolgte dich noch Jahrzehnte später.

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Während ich durch die Bilder anschaue, habe ich das Gefühl, dass ich mich mit dir verbinde. Dieser Gedanke löst viele Gefühle aus. Emotionen, die sich in einem tiefen Wohlbefinden vereinen. Der Geruch von Bricelets und wenn ich den Knopf deines Radios drücke, denke ich an dich. Die Melodie deines Lachens – ich erinnere mich an dein Lachen beim Kartenspiel oder Toc. 

Welche Beziehung haben wir zum Gedächtnis, zum Vergessen, zum Tod und zur Trauer? Deine Geschichte, deine Erinnerungen und unsere Gespräche haben es ermöglicht, darüber nachzudenken und vor allem, es zu erfahren. Eine Realität, die oft verdrängt wird. Diese fotografische Arbeit verlängert deine Spuren und macht sie schön. Ich habe gelernt, dass dein letzter Atemzug nicht wirklich ein letzter Atemzug war. Der Tod war erhaben».

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Loris Theurillat ist am 22. Oktober 1998 in Etoy geboren. Er, ist Kameramann und Fotograf. 2020 schloss er ein EFZ in Fotografie am CEPV ab und 2022 erlange er an der ECAL einen Bachelor in Film, Spezialisierung Bild. Er hat an verschiedenen Musikvideos und Kurzfilmen gearbeitet. die auf internationalen Festivals gezeigt wurden, wie z.B. «La merveilleuse douleur du genêt» von Olivia Calcaterra (Vision du Réel 2023), oder «Portrait de Nicolas Rabaeus» von Rokhaya Marieme Balde (Schweizer Filmpreis 2023). Als Fotograf hat er sich auf Architektur und Porträts spezialisiert. Seit 2024 ist er Mitglied des Vereins Strates.

Documentary, ReportageMiryam Abebe
14e Prix Carmignac du photojournalisme…

Jalalabad, Nangarhar, Afghanistan, 12. Februar 2024. Eine Familie, die vor kurzem aus Pakistan ausgewiesen wurde, hat sich vorübergehend in einem Vorort von Jalalabad, im Osten Afghanistans, niedergelassen. Hunderttausende Afghanen waren gezwungen, Pakistan aufgrund der anhaltenden Repressionen gegen illegale Ausländer zu verlassen, einige von ihnen, nachdem sie Jahrzehnte in Pakistan gelebt hatten. Frauen und Mädchen sind am stärksten von den Folgen der Zwangsumsiedlung betroffen, z.B. mit hohen Raten von Kinderehen. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Der 14. Prix Carmignac du photojournalisme ist der Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 gewidmet und wird der kanadisch-iranischen Fotojournalistin Kiana Hayeri und der französischen Wissenschaftlerin Mélissa Cornet verliehen.

Die Reportage von Kiana Hayeri und Mélissa Cornet konnte mit der Unterstützung der Fondation Carmignac während sechs Monaten realisiert werden. In den letzten Monaten reisten Kiana und Mélissa durch sieben Provinzen Afghanistans, um die Lebensbedingungen zu untersuchen, die die Taliban Frauen und Mädchen auferlegt haben und die nach den Recherchen von Amnesty International ein mögliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit der geschlechtsspezifischen Verfolgung darstellen könnten. Sie trafen über 100 afghanische Frauen, die nicht zur Schule gehen durften und zu Hause eingesperrt wurden, Journalistinnen und Aktivistinnen, die hartnäckig für ihre Rechte kämpfen, Mütter, die entsetzt sind, dass sich die Geschichte ihrer Töchter wiederholt, und Mitglieder der LSBTIQ+ Gemeinschaft. Sie dokumentierten, wie die Taliban im Rahmen einer zutiefst patriarchalischen Gesellschaft Frauen systematisch aus dem öffentlichen Leben entfernten, indem sie ihnen ihre grundlegendsten Rechte vorenthielten: den Besuch von Schulen und Universitäten, Arbeit, Kleidung nach Wunsch, den Besuch von öffentlichen Bädern und Parks und sogar Schönheitssalons.

 Die auffälligste Veränderung, die Kiana und Mélissa seit August 2021 beobachtet haben, ist der allgemeine Verlust der Hoffnung unter den Frauen, dass sich ihre Situation verbessern könnte: Ihre Träume von Bildung und Integration in die Gesellschaft sind vor ihren Augen zerplatzt, sie sind die ersten Opfer der Wirtschafts- und Nahrungsmittelkrisen und des Zusammenbruchs des Gesundheitssystems geworden. Eine Aktivistin, die in Afghanistan keine Zukunft mehr sah und das Land verliess, sagte: «Wir haben alle Freude vergessen, wir wissen nicht, wo wir sie finden sollen. Ich habe meine ganze Motivation verloren, ich weine allein und heimlich. Es ist, als hätte man mich in einem Raum eingesperrt, den ich nicht verlassen darf. Ich finde nicht einmal mehr Geschmack am Essen».

Um diese äusserst heikle Situation zu dokumentieren, nutzten Kiana und Mélissa verschiedene Medien, wie Fotos, Zeichnungen, Videos und Kunstwerke, die in Zusammenarbeit mit afghanischen Teenagern entstanden sind.

Kabul, Kabul, Afghanistan, 29. Februar 2024. Weibliche Journalisten arbeiten im Büro eines auf Frauen ausgerichteten Mediums. Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurde die afghanische Medienlandschaft drastisch dezimiert.

Laut Reporter ohne Grenzen verschwanden innerhalb von drei Monaten nach der Machtübernahme der Taliban 43% der afghanischen Medien. Seitdem haben mehr als zwei Drittel der 12'000 Journalisten, die 2021 im Land waren, den Beruf aufgegeben.

Für Journalistinnen ist die Situation noch viel schlimmer: gezwungen, ihr Gesicht zu bedecken, mit einer männlichen Begleitperson zu reisen, keine Interviews mit Regierungsbeamten zu führen, Belästigungen und Drohungen ausgesetzt, haben laut Amnesty International zwischen August 2021 und August 2023 mehr als 80% von ihnen ihre Arbeit aufgegeben.

Ohne weibliche Reporterinnen wird es immer schwieriger, über die Situation der afghanischen Frauen in einer Gesellschaft zu berichten, in der Männer nur selten Interviews mit ihnen führen dürfen. Themen, die Frauenrechte betreffen, sind besonders heikel und der Druck auf die Medien und Journalisten hat die Selbstzensur zur neuen Norm für die Berichterstattung werden lassen. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Kiana Hayeri wurde 1988 in Teheran geboren und zog als Teenager nach Toronto. Um sich an die Herausforderungen der neuen Umgebung anzupassen, wählte sie die Fotografie als Mittel, um die sprachliche und kulturelle Kluft zu überbrücken. Im Jahr 2014, einen Monat vor dem Abzug der NATO-Streitkräfte, zog sie nach Kabul und blieb 8 Jahre dort. Ihre Arbeit befasst sich mit komplexen Themen, Migration, Adoleszenz, Identität und Sexualität in Konfliktgesellschaften. 2020 erhielt Kiana den Tim Hetherington Visionary Award für ihr Projekt über die Gefahren des Amateurjournalismus «hit & run». Im selben Jahr wurde sie mit dem James Foley Preise für Konfliktberichterstattung ausgezeichnet. 2021 erhielt sie die renommierte Robert Capa Goldmedaille für ihre Serie «Where Prison is a Kind of Freedom», die das Leben afghanischer Frauen in den Gefängnissen von Herat, Afghanistan, dokumentiert. 2022 gehörte Kiana zum Journalistenteam der New York Times, deren Reportage «The Collapse of Afghanistan» mit dem Hal Boyle Award ausgezeichnet wurde und für den Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung ausgewählt wurde. Im selben Jahr gewann sie den Leica Oscar-Barnack-Preis für ihre Reportage «Promises Written On the Ice, Left In the Sun», die einen Einblick in die Privatsphäre von Afghanen aus allen Teilen der Welt zeigt. 2024 veröffentlichte sie «When Cages Fly», das für das Joop Swart Masterclass Programm ausgewählt wurde. Kiana Hayeri ist TED Fellow, National Geographic Explorer und regelmässige Mitarbeiterin der New York Times und National Geographic. Zurzeit lebt sie in Sarajevo, wo sie ihre Reportagen über den Balkan, Afghanistan und andere Regionen produziert.

Kabul, Kabul, Afghanistan, 17. Februar 2024. Eine private Schule im Westen von Kabul, in der Mädchen den amerikanischen Lehrplan in englischer Sprache absolvieren, aber kein offizielles afghanisches Bildungszertifikat erhalten oder die Universität in Afghanistan besuchen können, die für Frauen geschlossen ist. Dies ist ein seltener Fall, in dem es der Schule gelang, die lokale Genehmigung der Taliban zu erhalten, um ihre Aktivitäten mit weiblichen Teenagern zu unterbinden. 700 Schülerinnen lernen jeden Tag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen an diesem Institut, während zwei bewaffnete Sicherheitskräfte aus der Gemeinde die Tür bewachen und die Mädchen einzeln ein- und ausgehen und ihre Rucksäcke am Eingang zurücklassen. Trotz der Angriffe von Selbstmordattentätern vor der Machtübernahme ist das Institut immer noch voll von Mädchen, deren Traum es nun ist, das Land zu verlassen und im Ausland zu studieren.

Trotz der Versprechungen der Taliban wurden die Mädchengymnasien nach dem Sturz nie wieder geöffnet. Bis heute dürfen Mädchen nur bis zur 6. Klasse zur Schule gehen und sind vom Besuch von Gymnasien und Universitäten ausgeschlossen. Untergrundschulen, die in Häusern, Moscheen oder alternativen Räumen untergebracht sind, bilden jedoch weiterhin Mädchen aus und gehen dabei ein hohes Risiko ein. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Mélissa Cornet ist Wissenschaftlerin im Bereich Frauenrechte, lebt und arbeitet seit Januar 2018 in Afghanistan. Vor dem Fall von Kabul recherchierte sie u.a. über die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen, ihre Beteiligung an Wahlen und dem Friedensprozess und die Gewalt gegen sie. Ab August 2021 reiste in weitere Provinzen, wo sie einzigartige Perspektiven aus dem Landesinneren auf die anhaltende Verschlechterung der Rechte von Frauen und Mädchen bot. Seitdem hat sie Artikel über die Auswirkungen der Nahrungsmittelkrise auf Frauen und Mädchen, ihre mögliche Integration in humanitäre Hilfsprogramme, die psychische Gesundheit von humanitären Helferinnen und Programme zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen in einem Land, in dem es ihnen nicht mehr erlaubt ist, zu studieren oder sich ohne männliche Begleitperson zu bewegen, veröffentlicht. Sie ist anerkannte Expertin für Frauenrechte in Afghanistan und wurde von zahlreichen französischen Zeitungen und internationalen Medien interviewt, darunter The Guardian, BBC, Voice of America, The Times und PBS (Frontline). Sie ist auf ABC News, MSNBC, France 24, BFM TV oder Arte zu sehen, Gastdozentin im britischen Unterhaus und am USIP (United States Institute for Peace) und hat einen Master in internationalen Beziehungen und internationalem Menschenrecht.

Distrikt Yamit, Badakhshan, Afghanistan, 10. Mai 2024. Kheshroos Tochter und ihre Cousine, beide Schülerinnen der 11. Klasse, begingen ein Jahr zuvor Selbstmord, indem sie sich ins Wasser stürzten, nachdem sie von der Schule verwiesen worden waren. Die Familie spielt in Pfützen zwischen Yak-, Pferde- und Ziegenherden vor den Bergen von Wakhan, einer Region, die bis 2021 nie von den Taliban kontrolliert wurde. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Prix Carmignac du photojournalisme: aufgrund der Medienkrise und des Fotojournalismus rief Edouard Carmignac 2009 den Prix Carmignac du photojournalisme ins Leben, um Fotografinnen und Fotografen vor Ort zu unterstützen. Der Preis unterstützt jedes Jahr die Produktion einer investigativen fotografischen und journalistischen Reportage über Menschenrechtsverletzungen in der Welt und die damit verbundenen geostrategischen Herausforderungen. Der Prix Carmignac investiert finanzielle und personelle Mittel in die Produktion der Reportagen und ihrer Verbreitung durch eine Wanderausstellung und eine spezielle Website, um die Krisen und Herausforderungen der heutigen Welt ins Licht zu rücken.

Kabul, Kabul, Afghanistan, 3. Februar 2024. Mädchen spielen im Schnee im westlichen Teil von Kabul hinter einem Gebäude, abseits der Hauptstraße. Seit der Machtübernahme wurden die Rechte von Frauen und Mädchen, sich ohne männliche Begleitung zu bewegen oder in Parks zu gehen, eingeschränkt und es gibt nur noch wenige Möglichkeiten, Freude in ihrem täglichen Leben zu finden. Ein Schneesturm in einem ruhigen Viertel in den westlichen Vororten von Kabul bot eine solche Gelegenheit für eine Stunde gemeinsamen Spiels. Aber auch dann wird die Umgebung immer noch nach Anzeichen einer Taliban-Patrouille abgesucht. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Die Fondation Carmignac wurde 2000 von Edouard Carmignac, einem Unternehmer und Vorsitzenden von Carmignac Gestion, gegründet. Heute hat sie drei Schwerpunkte: die Collection Carmignac, die mehr als 300 Werke zeitgenössischer Kunst umfasst, den Prix Carmignac du photojournalisme und die Villa Carmignac, die die Öffentlichkeit auf der Insel Porquerolles empfängt und Ausstellungen sowie ein künstlerisches Programm an einem Ort der Kunst mit 2000m² Ausstellungsfläche und 15 Hektar Garten inmitten eines geschützten Gebietes bietet.

Limen, soglia di passaggio…

Aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Mario Cresci, einer der bedeutendsten italienischen zeitgenössischen Fotografen, hat während seines einwöchigen Aufenthalts in Ragusa ein künstlerisches Projekt realisiert – eine Interaktion mit dem iberischen Territorium und mit Drucken und Kartografien Siziliens aus der Collezione Zipelli della Fondazione Cesare e Doris Zipelli della Banca Agricola Popolare di Ragusa. Als Zeugnis der geopolitischen Bedeutung der Insel im Laufe der Jahrhunderte, sowohl als Ausdruck der Aufmerksamkeit ausländischer Reisender als auch der Arbeit europäischer Kartographen und Illustratoren der damaligen Zeit, bestätigt die Sammlung der Karten von Sizilien die Einzigartigkeit der Insel im Hinblick auf die historischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Ereignisse, die sie in den verschiedenen historischen Epochen beeinflusst haben.

Aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Mario Cresci (Chiavari 1942) ist Fotograf, visueller Designer und Dozent an der ISIA Universität von Urbino. Seit den 1960er Jahren ist er Autor eklektischer Werke, die sich durch eine Freiheit der Forschung auszeichnen, die Zeichnung, Fotografie, Video und Installationen miteinander verbindet. Als einer der ersten seiner Generation in Italien wendet er die Designkunst an und kombiniert sie mit dem Experimentieren mit visuellen Sprachen. 2004 wurde die anthologische Ausstellung „Le case della fotografia“ im GAM in Turin gezeigt. 2023 präsentiert er eine Neuinterpretation seines Werks durch spezifische Schwerpunkte, die in zwei großen Ausstellungen gezeigt wurden: „L'esorcismo del tempo, 1960-1980“ im MAXXI in Rom und „Colorland, 1975-1983“ im Monastero di Astino für die Fondazione MIA in Bergamo. 2019 veröffentlichte er mit „Segni migranti. Storia di grafica e fotografia“, eine wichtige Publikation über seine Forschung. Er lebt und arbeitet in Bergamo.

Aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Die Mario Cresci Archive Association wurde im Mai 2023 auf Initiative von Mario Cresci und seinen Mitarbeitern gegründet, um die Werke des Künstlers zu fördern und aufzuwerten und seine Urheberschaft durch Forschung, Archivierung, Authentifizierung, Dokumentation und Ausstellungsaktivitäten zu schützen.

Aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Collezione Zipelli della Fondazione Cesare e Doris Zipelli della Banca Agricola Popolare di Ragusa: Die Stiftung verfolgt das Ziel, die von Cesare Zipelli hinterlassene Sammlung zu erhalten und aufzuwerten und sie der Öffentlichkeit, Universitäten und kulturellen Einrichtungen zugänglich zu machen. Sie plant den Erwerb weiterer Kulturgüter und die Förderung kreativer sowie wissenschaftlicher Aktivitäten, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Kunst und soziale Studien, mit Fokus auf Sizilien und die Provinz Ragusa. Zusätzlich fördert sie Studien und Forschungen, vergibt Stipendien und Preise, veröffentlicht Werke und organisiert kulturelle Veranstaltungen. Die Stiftung strebt Kooperationen mit öffentlichen und privaten Einrichtungen an, um ihre Ziele zu erreichen.

Aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Das Ragusa Foto Festival ist ein jährliches Fotografie-Event in Ragusa, Sizilien. Es umfasst Ausstellungen, Workshops, Vorträge und Begegnungen mit renommierten Fotografen und aufstrebenden Talenten. Das Festival möchte die Fotokultur fördern und bietet eine Plattform für den Austausch von Ideen und Inspirationen im Bereich der visuellen Kunst.

Collage aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Die Ausstellung "Limen, soglia di passaggio" von Mario Cresci kann bis 30. September 2024 im Palazzo Garofalo in Ragusa Ibla besucht werden.

Collage aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Collage aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Collage aus Limen, soglia di passaggio © Mario Cresci

Zarte Wunderwerke der Natur…

Bougainvillea, aus der Serie Floral diagram © Smitha Nirmalkumar

Blüten - zarte Wunderwerke der Natur, entfalten sich im magischen Ballett der Flora und Fauna, erfüllt von Farbenfreude und lieblichem Duft. Sie sind Juwelen der Erde, die im Stillen und mit unendlicher Geduld der Sonne entgegensprühen und das Herz der Natur erblühen lassen.

 

Darkfield Illumination © Smitha Nirmalkumar

Am Anfang stehen die Kelchblätter, wie kleine Wächter, die die Knospe in ihre schützenden Arme nehmen. Sie umhüllen und beschützen das geheimnisvolle Innere der Blüte. Die Kronblätter entfalten sich, wie Roben einer Ballerina, in prächtigen Farben – von feurigem Rot bis zu himmlischem Blau, jedes für sich ein Meisterwerk der Schöpfung. Sie sind wie Tänzerinnen auf der Bühne des Gartens, die mit ihren zarten Bewegungen und ihrer farbenprächtigen Schönheit unwiderstehlich den Blick auf sich ziehen. Ihre Nuancen sprechen eine Sprache, die nur Bienen, Schmetterlinge und Kolibris des Himmels verstehen, während sie sich im Licht der Sonne wiegen. Wassertropfen perlen auf ihrer Oberfläche ab und funkeln wie Diamanten im Licht.

Grace © Smitha Nirmalkumar

Smitha Nirmalkumar kennt die Fragilität der Blüten und dekonstruiert sie, legt sie auf dunkle Kieselsteine, um die Farbenpracht zu unterstreichen oder drapiert sie auf eine Betonmauer, stellt sie vor Wände, um ihre Schlichtheit und Zerbrechlichkeit zu präsentieren. In ihrer Kunst wird die Zartheit der Blüten hervorgehoben, als zerbrechliche Gemälde des Lebens, die zwischen den harten Realitäten der Welt ihre wunderbare Verletzlichkeit zeigen.

After dusk, before dawn © Smitha Nirmalkumar

Mensch und Natur lauschen gleichermassen dem Ruf der Blüten. Sie stehen in Gärten und Wiesen, träumerisch und still, ihre zarten Köpfe dem Himmel entgegengestreckt. Sie feiern das ewige Fest des Lebens, eine nie endende Ode an die Schönheit und Kontinuität der Schöpfung.

It's beginning to look a lot like… © Smitha Nirmalkumar

Nach einem Bachelor of Science in Agriculture am College of Horticulture der Kerala Agricultural University in Kerala und einen Master-Lehrgang in Plant and Environmental Sciences am Department of Entomology, Soil and Plant Sciences und arbeitete Smitha Nirmalkumar gleichzeitig als Forschungsassistentin an der Clemson University, obwohl sie schon immer eine Leidenschaft für Kunst hatte. Während ihrer Tätigkeit in den Bereichen Umweltpolitik, Erhaltung der Biodiversität und Raumplanung, sowie in der Forschung zu alternativen Lebensgrundlagen, Naturschutz und den Auswirkungen von Pestiziden, sammelte sie bedeutende Erfahrungen.

Wallflower © Smitha Nirmalkumar

2011 hat sie ihre Passion zum Beruf gemacht und arbeitet als Fotografin, Künstlerin, Raumdesignerin und Landschaftsgestalterin. Als Creative Director und Inhaberin von Smitha Nirmalkumar Photography zeichnet sie sich durch ihr künstlerisches Gespür und ihre Expertise aus.

Rain-fall © Smitha Nirmalkumar

Fired up skies © Smitha Nirmalkumar

Arthropodological webserver © Smitha Nirmalkumar

Monique Jacot...

Sans titre, 1995 © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

Monique Jacot, eine aussergewöhnliche Künstlerin, hat uns Anfang August verlassen. Ihre Fähigkeit, das Leben in seinen vielfältigen Facetten einzufangen, bleibt unvergessen. Doch ihr Vermächtnis lebt in ihren Bildern weiter.

Geboren 1934 in Neuenburg entdeckte Jacot früh ihre Leidenschaft für die Fotografie. Ihr Werk umfasst eine beeindruckende Vielfalt an Themen: von gesellschaftlichen Fragestellungen über intime Porträts bis hin zu beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Ihre Fähigkeit, die Essenz des Moments festzuhalten, machte sie einzigartig.

Maude liardon, danseuse, Prangins, 1990 © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

Jacots Fotografien sind mehr als blosse Bilder; sie erzählen Geschichten und berühren Emotionen. Sie arbeitete für renommierte Magazine wie "Vogue", "Elle" und "Die Zeit", doch auch jenseits des Mainstreams brachte sie ihre einzigartige Perspektive zum Ausdruck. Ihr soziales Engagement zeugte von ihrem einfühlsamen Blick auf Ungerechtigkeiten und die oft übersehenen Facetten des menschlichen Lebens.

Monique Jacot, Sans titre, série Fleurs, 1996, Transfert Polaroid sur papier Fabriano. Cabinet cantonal des estampes Collection de la Ville de Vevey Musée Jenisch Vevey © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz ; Photo © Julien Gremaud

Ihr Engagement für soziale Themen manifestierte sich auch in ihrer Dokumentation des Frauenstreiks von 1991 in der Schweiz, einem bedeutsamen Ereignis in der Geschichte der Frauenrechte. Jacot hielt diese kraftvolle Bewegung in beeindruckenden Bildern fest, die die Stärke und Entschlossenheit der streikenden Frauen einfingen und damit einen bleibenden Beitrag zur feministischen Geschichte leisteten.

Serpents, 2012, photogramme © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

In einer Ära, in der Frauen in der Fotografie selten die Kameras in die Hand nahmen, war Jacot eine inspirierende Pionierin. 2020 wurde sie mit dem Schweizer Grand Prix Design des Bundesamtes für Kultur ausgezeichnet, eine Ehrung, die unterstrich, wie sehr ihr Werk die kulturelle Landschaft prägte.

Peney-le-Jorat, 1988, aus der Serie: Femmes de la terre / Frauen auf dem Land © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

Ein bedeutendes Vermächtnis hinterliess sie mit der Schenkung ihres umfangreichen Archivs an die Fotostiftung Schweiz. Diese Sammlung bietet zukünftigen Generationen die Möglichkeit, von ihren eindrucksvollen Arbeiten und ihrer aussergewöhnlichen Sichtweise auf die Welt zu lernen. Seit 2010 betreut die Fotostiftung Schweiz in Winterthur das fotografische Archiv von Monique Jacot.

Atelier de Gérard de Palézieux, 1978, photographie analogiques noir et blanc, Kunstsammlung Stadt Biel, © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

Wir haben eine bemerkenswerte Fotografin verloren, doch ihr Licht wird weiterhin den Weg erhellen für jene, die bereit sind hinzusehen und zu fühlen. Ihr Werk bleibt ein lebendiges Zeugnis ihrer tiefen Menschlichkeit und ihres aussergewöhnlichen Lebens.

Hanalei, Ile de Kauai, 1991, Kunstsammlung Stadt Biel, © Monique Jacot / Fotostiftung Schweiz

Bis 14. September 2024 kann die Ausstellung La figura e i suoi doppi von Monique Jacot im Palazzetto Bru Zane in Venedig besucht werden.

Archive, ArtMiryam Abebe
L'immagine dell'empresente. FOSCO MARAINI. Una retrospettiva...

Kinder laufen auf dem Kutcharo-See. Japan. Hokkaidō. 1953-1954.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari

Das MUSEC in Lugano feiert die Fotografie von Fosco Maraini zwanzig Jahre nach seinem Tod mit der grössten Retrospektive, die ihm je gewidmet wurde. Sie ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, das vor zwei Jahren gestartet wurde und an dem die wichtigsten Institutionen beteiligt waren, die sein Werk von Anfang an bewahrt und gefördert haben. Auf diese Weise ist es möglich, Maraini die ihm gebührende Rolle in der Geschichte der Fotografie zuzuweisen und gleichzeitig auf mehreren Ebenen über die grundlegenden Werte einer Kunstform nachzudenken, die heute, angesichts der neuen Grenzen der Technologie, ihrer Substanz in Frage stellt. Eine Überlegung, die darauf abzielt, zu unterstreichen, dass jede Darstellung der Realität, sei sie konkret oder abstrakt, nur dann einen Sinn hat, wenn sie in der Lage ist, ein geistiges Universum und eine ursprüngliche Vision der Welt wiederherzustellen.

Wandernder Musiker. Tibet. 1937.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Die Ausstellung in der Villa Malpensata in Lugano zeigt 223 zum Teil unveröffentlichte Fotografien, die zwischen 1928 und 1971 in Europa und Asien aufgenommen wurden. Die Auswahl der Fotografien ist das Ergebnis einer eingehenden Untersuchung des Fotoarchivs von Maraini, angefangen bei den Hunderten von illustrierten Publikationen, die es erst ermöglichten, die Kapitel zu definieren, mit denen das Projekt strukturiert werden sollte, bis hin zu den Tausenden von Negativen, die im Gabinetto Vieusseux in Florenz aufbewahrt werden. Unter Berücksichtigung der laufenden "Entdeckungen", der fehlenden oder unbrauchbaren Negative und der vergleichenden Auswahl, die notwendig war, um Harmonie und visuelle Kohärenz zu gewährleisten, nahm die Auswahl so Gestalt an. Die von Francesco Paolo Campione, dem Direktor des MUSEC, kuratierte Ausstellung bringt die Facetten der Fotografie Marainis wieder zum Vorschein: eine Fotografie von Menschen und Kulturen; von Landschaften, die sich ins Unendliche öffnen; von Innenarchitekturen, in denen die geheimen Geometrien der inneren Welt widerhallen; von Details, die sich inmitten der Handlung einer Realität offenbaren, die mit seltener Intelligenz interpretiert und mit einer kultivierten und äusserst feinen Ästhetik beschrieben wird. Es sind Bilder, die "all'empresente ergriffen" sind, wie Maraini mit einem ihrer überraschenden Neologismen zu sagen pflegte. Bilder also, die in jenem unwiederholbaren Moment eingefangen wurden, in dem das Auge die Bewegungen des Herzens und der Seele wahrnimmt.

Maiglöckchen. Italien. Um 1930.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Fosco Maraini wurde am 15. November 1912 in Florenz als Sohn von Antonio Maraini (1886-1963), einem bekannten Bildhauer aus einer alteingesessenen Tessiner Familie, und Edith (Yoï) Crosse (1877-1944), einer Schriftstellerin englischer Abstammung und ungarisch-polnischer Herkunft, geboren. 1935 heiratete er die Malerin Topazia Alliata (1913-2015), die aus einer sizilianischen Aristokratenfamilie stammte und wie er eine begeisterte Bergsteigerin war. Das Paar hatte drei Töchter: Dacia (geb. 1936), Yuki (1939-1995) und Toni (geb. 1941). 1937 unternahm Maraini mit dem bekannten Orientalisten Giuseppe Tucci (1894-1984) eine lange Expedition nach Tibet. Nach seiner Rückkehr nach Italien schloss er sein Studium ab und erwarb 1938 einen Abschluss in Naturwissenschaften an der Universität von Florenz. Ein Stipendium ermöglichte es ihm, mit seiner Familie nach Sapporo auf der Insel Hokkaido umzuziehen, wo er die Ainu erforschte. Infolge des Krieges wurden Maraini und seine Familie auch mehrere Monate in einem Konzentrationslager in Nagoya interniert. 1946 kehrte Maraini mit seiner Frau und seinen Töchtern nach Italien zurück und nahm seine Bibliothek und seine Sammlung von etwa fünfhundert Objekten der Kunst und der materiellen Kultur der Ainu mit, die sich heute im Museum für Anthropologie und Ethnologie der Universität Florenz befinden.

Wäschetag. Kampanien. Neapel. 1952-1953.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Im Jahr 1948 unternahm er zusammen mit Tucci eine zweite Expedition nach Tibet, nach der er das erfolgreiche Buch Secret Tibet (1951) veröffentlichte. Zwischen 1949 und 1953 widmete er sich einer intensiven Dokumentationsarbeit. Anschliessend begann er eine Phase dokumentarischer Arbeit, in der er mehrere Kurzfilme in Sizilien produzierte. In dieser Zeit hatte der Verleger Di Donato die Idee zu einem Fotoband, der den Titel Nostro Sud tragen sollte, der jedoch nie realisiert wurde. Dieses Projekt führte Maraini auf eine zweijährige Reise (1952-1953) durch ganz Süditalien, auf der er Tausende von Fotos machte. Im Frühjahr und Sommer 1951 dokumentierte er unter der wissenschaftlichen Leitung von Ernst Kitzinger (1912-2003) auch die byzantinischen Mosaike in Palermo und Monreale. In der gleichen Zeit startete er ein Dokumentarfilmprojekt in Griechenland, das nie abgeschlossen wurde, und machte mehr als 700 Fotos.

Neue Mythen. Nordgriechenland. Juni 1951.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

1954 kehrte Maraini für weitere Dokumentarfilme nach Japan zurück. In dieser Zeit machte er auch viele Fotos und sammelte Material für mehrere Bücher, darunter Ore giapponesi (1956), The Island of the Fishwomen (1960) und Japan: Patterns of Continuity (1971). Maraini war auch ein begeisterter Bergsteiger und nahm zwischen 1958 und 1959 an Expeditionen zum Gasherbrum IV im Karakorum und zum Saraghrar Peak am Hindukusch teil, die zu den Büchern Gasherbrum 4. Baltoro, Karakorùm (1959) und Paropàmiso (1963). Zwischen 1960 und 1964 war er Fellow am St. Antony's College (Abteilung für fernöstliche Zivilisation) in Oxford. Auf dem Weg nach Japan, um sein Studium abzuschliessen, reiste er 1962 durch mehrere asiatische Länder. 1970 ernannte ihn das Aussenministerium zum Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des italienischen Pavillons auf der Weltausstellung in Osaka. Im selben Jahr heiratete er seine zweite Frau, Mieko Namiki (geb. 1940), eine japanische Designerin, die er vier Jahre zuvor kennen gelernt hatte. 1972 kehrte er dauerhaft nach Florenz zurück, wo er bis 1983 an der Universität Japanische Sprache und Literatur lehrte. Parallel dazu arbeitete er an der Systematisierung der komplexen Wechselwirkungen zwischen seinen künstlerischen, wissenschaftlichen und literarischen Interessen. 1983 gründete er die Italienische Gesellschaft für Japanstudien (Aistugia), deren Ehrenpräsident er bis zu seinem Tod war. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Maraini der Neuordnung seines umfangreichen Bild- und Textarchivs, vertiefte seine Japanstudien und arbeitete an der Gründung des Zentrums für Orientalische Studien Vieusseux-Asia, das 2001 eingeweiht wurde. Fosco Maraini verstarb am 8. Juni 2004 in Florenz. Seinem Wunsch entsprechend wurde er auf dem kleinen Friedhof von Alpe di Sant'Antonio in der Garfagnana beigesetzt, wo er ein Haus besass.

Wissensdurst. Japan. 1953-1963.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari. 

Das Museo delle Culture wurde 1985 und beherbergt den grössten Teil der aussergewöhnlichen Sammlung des Tessiner Künstlers Serge Brignoni . Die prächtige Villa im neoklassizistischen Stil liegt am Seeufer in einem botanischen Park mit tropischen und subtropischen Arten.

Eishöhle. Pakistan. Karakorum. 30. April-3. September 1958
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Die Ausstellung L'immagine dell'empresente. Fosco Mariani. Una retrospettiva kann bis 19. Januar im MUSEC – Museo delle Culture in Lugano besucht werden.

Ich bin kein Künstler, ich bin ein Bildermacher…

Thomas Hoepker Portrait, Southampton, NY, USA, 2015, ©Ana-Druga

Thomas Hoepker war einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde in München geboren und begann schon während der Schulzeit intensiv zu fotografieren. Er erreichte internationale Anerkennung mit seiner Bildreportage eines Roadtrips durch die USA 1963 für die Zeitschrift Kristall, die sich mit Rassendiskriminierung und Massenkonsum auseinandersetzte.

9/11 Williamsburg ©Thomas Hoepker / Magnum Photos

1989 wurde er der erste deutsche Fotograf, der Vollmitglied bei Magnum Photos wurde. 1992 wurde er zum Vizepräsidenten und 2003 bis Januar 2007 zum Präsidenten von Magnum Photos ernannt. Seine berühmten Werke, darunter Porträts von Muhammad Ali und Aufnahmen vom 11. September 2001, sind ikonische Erinnerungsbilder. 1967 und 1976 erhielt er den World Press Photo Award. 2014 wurde er in die Leica Hall of Fame aufgenommen.

Lover‘s Lane at the New Jersey docks, New York, 1983 © Thomas Hoepker / Magnum Photos

Hoepker dokumentierte den Alltag und die Veränderungen im Leben der Menschen auf beiden Seiten der Berliner Mauer. Seine Aufnahmen von Hungerkatastrophen und Krisen, wie in Bihar (1967) und Äthiopien (1973), haben tiefe emotionale Reaktionen hervorgerufen. Hoepker schuf Werke, die oft einen humorvollen Ton besitzen, ohne dabei die Abgebildeten blosszustellen.

Copacabana Beach at sunset, Rio de Janeiro, Brazil, 1968 © Thomas Hoepker / Magnum Photos

Er war mit Muhammad Ali, Elliott Erwitt und Wolf Biermann befreundet. Seit Ende 1977 lebte er in New York und porträtierte die Stadt und ihre Bewohner. 2017 wurde bei ihm Alzheimer diagnostiziert. Hoepker verstarb am 10. Juli 2024 in Santiago de Chile, kurz nach seinem 88. Geburtstag.

Verliebte in Rom, 1956 © Thomas Höpker / Magnum Photos

Seine Werke sind in vielen wichtigen Museen und Sammlungen weltweit vertreten. Zu seinen Fotobüchern zählen The Big Champ, New York, Heartland, Leben in der DDR, The Way it was und Italia. Thomas Hoepker hinterlässt seine Ehefrau, die Filmemacherin Christine Kruchen, und seinen Sohn Fabian Hoepker.

Au début, la photographie...

Femme à l’ombrelle sur la rive haute du Mississippi, près de St. Louis, Missouri, Juillet-Septembre 1900, 8,3 x 8,4 cm – Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Die Ausstellung Au début, la photographie im Pavillon Populaire in Montpellier bringt zwei aussergewöhnliche Künstlerinnen zusammen, deren fotografisches Werk oft im Schatten ihrer bekannteren Tätigkeiten steht: Gabriele Münter, eine der führenden Figuren des Expressionismus und Mitbegründerin des Blauen Reiters, und Eudora Welty, eine gefeierte amerikanische Schriftstellerin und Chronistin des amerikanischen Südens.  

Die Ausstellung beleuchtet die frühen fotografischen Arbeiten dieser beiden Künstlerinnen, die in vielerlei Hinsicht überraschend sind. Sie bietet einen seltenen Einblick in ihre visuelle Weltwahrnehmung und erlaubt es uns, die Anfänge ihrer kreativen Wege zu verfolgen.

Emmy, the donkey, Fred, Johnnie, Dallas, our room, Guion, Texas, Février, Mars 1900 8,5 x 8,7 cm - Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

 

Gabriele Münter - Einblicke in eine expressionistische Seele. Münters Fotografien sind geprägt von einem tiefen Verständnis für Komposition und Licht, das zweifellos ihre malerischen Werke beeinflusst hat. Ihre Aufnahmen, oft schnörkellos, zeigen eine Sensibilität und eine Neigung zur Atmosphäre. Landschaften, Porträts und alltägliche Szenen erhalten durch Münters Linse eine besondere Bedeutung und Präsenz. Ihre Fotografie wirkt manchmal wie eine Vorstufe ihrer späteren expressionistischen Werke – man kann förmlich die Übergänge von Licht und Schatten in ihre Gemälde nachzeichnen.

Garçons jouant entre Abilene et le lac d’Abilene le jour de notre départ, Texas, 17 mai 1900 8,4 x 8,7 cm – Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Eudora Welty - Die Chronistin des Alltags. Weltys Fotografien wiederum dokumentieren die tiefen sozialen und kulturellen Schichten des amerikanischen Südens der 1930er Jahre. Sie zeigt die Menschen in ihrem alltäglichen Leben, oft in Momenten der Arbeit oder in ihren Gemeinschaften. Ihre Bilder sind sowohl dokumentarisch als auch poetisch, sie sind Zeugnisse einer Zeit und einer Region, die sie auch literarisch festgehalten hat. Weltys Gespür für das Erzählerische findet in ihren Fotografien einen deutlichen Ausdruck; jedes Bild scheint eine grössere Geschichte zu verbergen, die darauf wartet, entdeckt zu werden.

Petit garçon au chapeau sur une véranda, Marshall, Texas, Mai-Juin 1900, 8,5 x 9,5 cm - Négatif celluloïd. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Die Ausstellung ist sorgfältig kuratiert, die Werke sind in einem harmonischen Dialog zueinander arrangiert. Auf subtile Weise wird hervorgehoben, wie beide Künstlerinnen, obwohl geografisch und kulturell weit voneinander entfernt, ähnliche ästhetische Fragen und soziale Themen bearbeitet haben. Der kunsthistorische Kontext, der durch erklärende Texte und historische Hintergrundinformationen vermittelt wird, hilft dem Betrachter, die Bedeutung und die Einflüsse dieser fotografischen Arbeiten umfassend zu verstehen.

Petite fille dans une rue, St. Louis, Missouri, Juillet-Septembre 1900, 8,7 x 9,6 cm - Négatif celluloïd. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

"Au début, la photographie" ist eine Ausstellung, die sowohl für Kenner als auch für Neulinge auf dem Gebiet der Kunstfotografie faszinierend ist. Sie zeigt die Bedeutung der Fotografie als Ausdrucksmittel und ihre Fähigkeit, tiefere Schichten der Realität offenzulegen. Münter und Welty, jede auf ihre Weise, bieten uns durch ihre frühen Arbeiten neue Einblicke in ihre kreativen Prozesse und in ihre Sicht auf die Welt. Diese Ausstellung im Pavillon Populaire ist ein Muss für alle Kunstliebhaber, die bereit sind, die Anfänge zweier beeindruckender Künstlerinnen zu entdecken und die Fotografie als eine erweiterte Sprache der Kunst zu schätzen wissen.

Home sweet home at aunt Annie’s, Plainview, Texas, 1899/1900, 6 x 10,2 cm - Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Gabriele Münter, geboren am 19. Februar 1877 in Berlin, war eine bedeutende deutsche Malerin des Expressionismus und eine Pionierin der künstlerischen Fotografie. In den 1890er Jahren begann sie mit Zeichenkursen in Düsseldorf und entdeckte bald die Fotografie für sich. 1901 zog sie nach München, studierte an der Künstlerinnenschule und der Phalanx-Kunstschule, wo sie Wassily Kandinsky kennenlernte. Gemeinsam bereisten sie Europa und die USA, wobei Münter stets mit ihrer Kamera Eindrücke festhielt. Ihre Fotografien dieser Reisen dokumentieren eindrucksvoll Alltagsszenen, Architektur und Natur.

Mardi gras dans une rue de la Nouvelle-Orléans, 1935 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening en tant qu’agents de l’auteur © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

1909 war Münter Mitbegründerin der Neuen Künstlervereinigung München und 1911 Mitglied der Gruppe "Der Blaue Reiter". Ihre Fotografien spielten eine wesentliche Rolle in ihrem künstlerischen Schaffen und beeinflussten die visuelle Sprache der Gruppe.  

Während des Ersten Weltkriegs lebte sie in Skandinavien und der Schweiz, bevor sie 1920 nach Murnau am Staffelsee zurückkehrte. Dort setzte sie ihre Fotografietätigkeit fort und dokumentierte das ländliche Leben und die Natur.  

Gabriele Münter starb am 19. Mai 1962 in Murnau. Ihr fotografisches Werk gilt heute als integraler Bestandteil ihres künstlerischen Œuvres und bietet einzigartige Einblicke in ihre vielseitige Kreativität.

Le porche, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

Eudora Welty (1909–2001) war eine gefeierte amerikanische Schriftstellerin und Fotografin, bekannt für ihre einfühlsamen Schilderungen des Lebens in den Südstaaten der USA. Geboren am 13. April 1909 in Jackson, Mississippi, zeigte sie schon früh eine aussergewöhnliche Beobachtungsgabe, die sich später in ihren literarischen und visuellen Werken widerspiegelte. Nach ihrem Studium kehrte Welty in den 1930er Jahren nach Mississippi zurück und arbeitete für die Works Progress Administration (WPA). Mit ihrer Voigtländer-Kamera dokumentierte sie das Alltagsleben während der Grossen Depression. Ihre Fotografien zeigen eine Mischung aus dokumentarischer Präzision und tiefem Mitgefühl und bieten intime Einblicke in die sozialen und ökonomischen Bedingungen der Zeit.

Promeneuses, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

1941 veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichtensammlung, "A Curtain of Green", die sie literarisch bekannt machte. Sie gewann zahlreiche Preise, darunter den Pulitzer-Preis für "The Optimist's Daughter" (1973). In späteren Jahren wurden ihre Fotografien wiederentdeckt und fanden ein breiteres Publikum. Die Kombination ihrer literarischen und fotografischen Arbeiten bietet einen tiefen Einblick in die amerikanische Südstaatenerfahrung des 20. Jahrhunderts.

Crystal Springs, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

Eudora Welty verstarb am 23. Juli 2001 in Jackson, Mississippi, und hinterliess ein anhaltendes Erbe in Literatur und Fotografie, das Generationen inspiriert.

Fayette, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

Die Ausstellung "Au début, la photographie" kann noch bis 29 September 2024 im Pavillon Populaire in Montpellier besucht werden.

Gian Paolo Barbieri: Beyond Fashion…

Janette in Andre Laug, Vogue Italia, Milano, 1975 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Dem Meister, der die Geschichte der zeitgenössischen Mode- und Kostümfotografie geprägt hat, widmen das House of Lucie Ostuni und die Lucie Awards die Retrospektive "Gian Paolo Barbieri: Beyond Fashion", die in Zusammenarbeit mit der Gian Paolo Barbieri Foundation und der Galerie 29 Arts In Progress in Mailand vom 5. Juli bis 31. August 2024 stattfindet.

Audrey Hepburn in Valentino, Roma, 1969 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Neben zahlreichen Meisterwerken Barbieris werden auch einige bisher unveröffentlichte Fotografien ausgestellt, die von den 1960er bis in die 2000er Jahre reichen und das Ergebnis einer eingehenden Recherche im Archiv des Künstlers sind. Gian Paolo Barbieri ist es gelungen, der italienischen Mode ein einzigartiges Gesicht zu geben, das sich bis dahin niemand vorstellen konnte. Er wurde zum Komplizen und Begleiter jener Stylisten, die mit dem Aufkommen des "Made in Italy" zu den Protagonisten einer neuen Ära von Kostüm und Mode werden sollten.

An ihrer Seite interpretiert er die schönste Saison dieses neuen Aufschwungs. In der Ausstellung wechseln sich intime und spontane Aufnahmen von Models und Prominenten wie Veruschka, Naomi Campbell, Marpessa, Eva Herzigova, Monica Bellucci, Mina und Isabella Rossellini mit ikonischen Fotografien (darunter Audrey Hepburn im Jahr 1969) ab, die Barbieri für einige der legendärsten Werbekampagnen italienischer und internationaler Modemarken wie Versace, Ferrè, Vivienne Westwood, Dolce & Gabbana, Valentino und Armani konzipiert hat.

Sue Smithers for Yves Saint Laurent, Vogue France, Paris, 1977 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Die Ausstellung bietet dem Publikum aber auch innovative Bilder in Bezug auf Kulissen und Styling, die das Ergebnis des unverkennbaren Einfallsreichtums des Künstlers sind: eine ironische und gleichzeitig kultivierte, raffinierte und provokative Fotografie, reich an Bezügen zur Kunstgeschichte, eklektischen Aussenkulissen an exotischen Orten und Filmzitaten, ein Echo seiner jugendlichen Erfahrung im Cinecittà in Rom.

Naomi Campbell in Yves Saint Laurent, Parigi, 1988 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Aus seiner Sicht ist Mode ohne Kunst nackt und leer. Und die Frauen auf den ausgestellten Bildern sind für diesen Anlass von den kanonischen Posen der Modefotografie befreit, um zu den Sprecherinnen einer neuen unkonventionellen Eleganz zu werden, die ihre lässigere und sinnlichere Seite offenbart.

Christy Turlington in Yves Saint Laurent, Parigi, 1988 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Barbieri - Gewinner des Lucie Award 2018 als bester internationaler Modefotograf (Outstanding Achievement in Fashion) - ist ein wertvoller Fotograf, immer: in der studierten Beleuchtung und auch kalibriert, durch seine alte Vertrautheit mit Kino und Theater, im Make-up, in der bewegungslosen Aufhängung der Posen.

Mariolina Della Gatta, Milano, 1965 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Gian Paolo Barbieri fasziniert, verunsichert, berührt das Herz und den Geist der Betrachterin und des Betrachters. Und das ist auch die Funktion der Fotografie und, im weiteren Sinne, der Kunst.

Frauke Quast, Mauritius, 1983 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Gian Paolo Barbieri (Mailand, 1935) ist seit mehr als 60 Jahren einer der einflussreichsten internationalen Modefotografen. Er hat an den grössten Werbekampagnen internationaler Marken wie Valentino, Gianni Versace, Gianfranco Ferré, Giorgio Armani, Bulgari, Yves Saint Laurent, Dolce & Gabbana, Vivienne Westwood und vielen anderen mitgewirkt und mit seinen ikonischen und zeitlosen Aufnahmen jahrzehntelang die Seiten von Vogue Italia, Vogue Paris, Vogue America, L'Officiel, GQ und Vanity Fair gefüllt. Barbieri, der vom Magazin Stern zu den vierzehn besten Modefotografen gezählt wird, ist ein Künstler, der zunehmend in renommierten Museumssammlungen vertreten ist (Victoria and Albert Museum, National Portrait Gallery London, Kunstforum in Wien, MAMM Moskau, Erarta Museum für zeitgenössische Kunst St. Petersburg, Musée du quai Branly Paris, Nicola Erni Collection Zug). Seine Bilder wurden in vielen Publikationen (Artificial (1982), Gian Paolo Barbieri (1988), Tahiti Tattoos (1989), Madagascar (1997), Equator (1999), A History of Fashion (2001), Dark Memories (2013), Skin (2015), Fiori della mia Vita (2016)) veröffentlicht. 2018 erhielt Gian Paolo Barbieri in New York den Lucie Award 2018 als bester internationaler Modefotograf (Outstanding Achievement in Fashion). Im Juni 2022 gewinnt "L'uomo e la bellezza", der erste Dokumentarfilm über die Arbeit und das Leben des Künstlers, den Publikumspreis in der Sektion Biografilm Art & Music des Biografilm Festivals 2022 in Bologna.

Neith Hunter, Grecia, 1983 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

House of Lucie ist ein Raum für zeitgenössische Fotografie, der Wechselausstellungen, Vorträge, Workshops und Veranstaltungen präsentiert. House of Lucie wurde 2016 von Hossein Farmani als Raum für zeitgenössische Fotografie gegründet, um die herausragenden Arbeiten der Lucie-Preisträger zu präsentieren und seine Leidenschaft für die Entdeckung, Sammlung und Verbreitung der fotografischen Arbeiten lokaler und internationaler Talente zu fördern. Der Raum beherbergt auch die zahllosen Gewinner internationaler Fotowettbewerbe und Auszeichnungen, die in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt (USA, China, Japan, Frankreich, ...) von der Lucie Foundation organisiert werden, um die Arbeit von professionellen, Amateur- und Studentenfotografen zu unterstützen.

Die Lucie Awards wurden 2003 als Teil der Aufgabe der Lucie Foundation ins Leben gerufen, die Meister der Fotografie zu ehren, aufstrebende Talente zu entdecken und zu fördern und die Wertschätzung der Fotografie weltweit zu unterstützen. Im Laufe der Jahre hat die Lucie Foundation über 172 der wichtigsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Fotografie mit den Lucie Awards geehrt. Mit dieser alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung werden die grössten Leistungen der Fotografie gewürdigt. Hossein Farmani ist der Gründer der Lucie Foundation und leitet die Lucie Awards gemeinsam mit Susan Baraz.

Aly Dunne in Gianfranco Ferré, Milano, 1992 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

Die 2016 vom Künstler selbst gegründete Stiftung Gian Paolo Barbieri ist eine Kultureinrichtung, die im Bereich der bildenden Kunst tätig ist und das Ziel verfolgt, die künstlerische Person des Stifters, sein fotografisches Werk und alle materiellen und immateriellen Güter, die von seiner künstlerisch-kreativen Tätigkeit zeugen, zu fördern sowie ganz allgemein die historische und zeitgenössische Fotografie und jede andere Form des kulturellen Ausdrucks in ihren verschiedenen Realisierungen zu fördern. Gian Paolo Barbieri, Präsident der gleichnamigen Stiftung, ist einer der einflussreichsten Fotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Tätigkeit der Stiftung stützt sich auf das Archiv, das das gesamte künstlerische Erbe von Gian Paolo Barbieri aufbewahrt. Ihr Hauptzweck ist die Bewahrung, der Schutz, die Verwaltung, der Erwerb, die Archivierung, die Katalogisierung, die Authentifizierung und die Förderung des Archivs und der Werke des Stifters in der Gemeinschaft zur Verbreitung der fotografischen Kultur in Italien und weltweit. Für ein heterogenes Publikum, das sich als Insider, Wissenschaftler, Enthusiasten und Liebhaber der Fotografie, der Mode und der Kunst versteht, werden eine Reihe von Initiativen durchgeführt, deren Ausgangspunkt dieses Erbe ist: Buchveröffentlichungen, Fotoausstellungen, Ausstellungen, Veranstaltungen, Vorträge und Konferenzen. Darüber hinaus gibt es auch Aktivitäten im Zusammenhang mit der Bildung junger Menschen in Zusammenarbeit mit Universitäts- und Kunstinstitutionen für Besichtigungen, Workshops und Ausbildungsaktivitäten, die mit den sozialen Zielen übereinstimmen.

Jewel mask, Milan, 2000 © Gian Paolo Barbieri, courtesy of Fondazione Gian Paolo Barbieri and 29 Arts In Progress Gallery Milan

29 ARTS IN PROGRESS ist eine bedeutende Galerie für Fotokunst, die sich im Herzen von Mailand, im historischen Viertel Sant'Ambrogio, befindet. Die Galerie vertritt die Werke international anerkannter Fotografen (darunter Gian Paolo Barbieri, Mario Testino, Greg Gorman, Rankin und Michel Haddi) und widmet der Porträt- und Modefotografie besondere Aufmerksamkeit. Seit ihrer Eröffnung hat die Galerie Ausstellungen in Partnerschaft mit öffentlichen und privaten Museen kuratiert (V&A Museum, London; Hong Kong Arts Centre; Palazzo Reale und Triennale, Mailand; Museo delle Culture, Lugano und Nicola Erni Collection Zug). Die Mitbegründer und Direktoren der Galerie, Eugenio Calini und Luca Casulli, leiten 29 ARTS IN PROGRESS mit dem Ziel, die höchsten Standards im Sammeln von Kunstfotografie zu erfüllen.

Prix Picto de la photographie de Mode 2024…

Aus der Serie NATAAL © Yama Ndiaye

Nach den Beratungen einer Jury [1]unter dem Vorsitz von Alexandre Mattiussi, Gründer und Kreativdirektor von AMI Paris fand am 5. Juni die Preisverleihung des Prix Picto de la Mode im Palais Galliera im Musée de la Mode de Paris statt.

Aus der Serie NATAAL © Yama Ndiaye

Yama Ndiaye gewinnt den Grand Prix Picto de la Photographie de Mode. Sie erhält eine Leica Kamera und wird von einer Ausstellung profitieren, die von PICTO produziert wird.

Die le19M-Auszeichnung für Fotografie des Kunsthandwerks ging an Tamibé Bourdanné und bietet die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit einem der ansässigen Häuser des 19M, einem von der Maison CHANEL konzipierten und gestalteten kulturellen Hub, der dem kreativen Schaffen und der Vermittlung des Métiers d'Art de la Mode in Paris-Aubervilliers gewidmet ist.

Paolo Roversi überreichte Gabriel Gómez die Filippo-Roversi-Auszeichnung und hob damit die Bedeutung der Einzigartigkeit der eingereichten Serie hervor.

Die Dotierung LGA Management / JANVIER, in Zusammenarbeit mit der Agentur LGA Management und dem laboratoire photographique digital JANVIER, prämierte die fotografische Arbeit von Silvana Trevale.

Aus der Serie NATAAL © Yama Ndiaye

Yama Ndiaye, eine 24-jährige französisch-senegalesische Fotografin. Sie wurde in Paris als Tochter eines Malers und einer bildenden Künstlerin geboren. Schon früh tauchte sie in eine farbenfrohe Welt ein, in der sie Zuschauerin des kreativen Schaffens war. Durch ihre Kindheit im Atelier ihrer Eltern und ihr doppeltes kulturelles Erbe zwischen Dakar und Toulouse verspürte sie das Bedürfnis, ihrem eigenen Blick Ausdruck zu verleihen. Getragen von einer Sensibilität für Farbe und Licht entwickelte sie ein starkes Interesse an der Gestaltung von fotografischen Bildern und absolvierte eine Ausbildung in Fotografie an der Ecole des Gobelins, die sie 2023 abschloss.

Aus der Serie NATAAL © Yama Ndiaye

Sie entscheidet sich für eine poetische Ästhetik, die Inszenierungen, Wiederaneignung von Archivbildern oder auch die Erforschung von gemischten Druck- und Abzugstechniken miteinander verbindet. Ihre Arbeit befindet sich an der Grenze zwischen Mode- und Kunstfotografie. Sie widmet sich vorwiegend persönlichen Langzeitprojekten, in denen sie sich vor allem mit den Themen Diaspora, Identität, Familie und Gedächtnis auseinandersetzt. Durch die Erforschung ihres doppelten kulturellen Erbes schafft Yama Ndiaye intime Bilder, die ihre verschiedenen Erinnerungen und Erfahrungen miteinander in Beziehung setzen und uns durch diese introspektiven Reisen dazu einladen, jede einzelne von ihnen als vielfältige und universelle Interpretationen zu lesen. Ihre Serie NATAAL wurde mit dem Grand Prix Picto de la Photographie de Mode 2024 ausgezeichnet.

Serie Synthetic Dreams © Tamibé Bourdanné

Tamibé Bourdanné, lebt in London und stammt dem Tschad, Niger und Nigeria, ist aber in der Elfenbeinküste geboren und aufgewachsen. Seine Arbeit dreht sich um Orte, Umgebungen und Menschen. Als Dokumentarfotograf und der Spontaneität im Herzen liebt er es, die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu zeigen - hauptsächlich aus einer ethnografischen Perspektive. Er sieht, dass es in Afrika so viel Schönheit gibt, und engagiert sich dafür, diese der Welt durch seinen feinfühligen und präzisen Ansatz des Erzählens zu offenbaren. Im Zentrum seiner Praxis steht seine Art, das Zusammenspiel von Raum, Formen und Tönen zu interpretieren, um ein Bild zu komponieren. Seine Serie Synthetic Dreams wurde mit dem le19M-Preis für Fotografie des Kunsthandwerks ausgezeichnet.

Aus der Serie Journal il fallait venir hier © Gabriel Gómez

Gabriel Gómez, 30-jähriger Mode- und Porträtfotograf, stammt aus Caracas, Venezuela und lebt heute in Frankreich. Er hat in den letzten zehn Jahren mit mehreren venezolanischen Modemarken zusammengearbeitet und wurde 2013 mit den Fila-Preisen für die beste dokumentarische Arbeit und die beste Silhouette ausgezeichnet. Kürzlich gewann er den Prix Unique de Photographie des Prix Jeunes Talents - Édition 2023 in Paris, der von der internationalen Organisation Les Agents Associés verliehen wird. Zudem wurde er von der Firma Initial Labo als Gastfotograf für ArtShopping Paris 2023 eingeladen und gewann den Preis für das beste konzeptionelle Werk beim Fresh Eyes Award Rotterdam 2024.

Aus Serie Eufonía © Silvana Trevale

Silvana Trevale wurde in Caracas, Venezuela, geboren und ist dort aufgewachsen. Ihre porträtbasierte Arbeit ist eine Verschmelzung von Dokumentarfilm und Mode. Sie versucht, die dem menschlichen Körper innewohnende Schönheit, ihre lateinamerikanischen Wurzeln, ihre Weiblichkeit, ihre Jugend und die Realitäten der Menschen um sie herum zu feiern. Die Fotografin kehrt seit 2017 jedes Jahr nach Venezuela zurück, um das Leben von Frauen, Jugendlichen und Kindern vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, sozialer und politischer Unruhen zu dokumentieren. Silvana Trevale hat unter anderem mit ihrer Grossmutter Rosa und ihrer Mutter Maria zusammengearbeitet, um eine Hommage an lateinamerikanische Mütter zu schaffen. Ihre persönlichen Heldinnen feiert sie mit der Serie Eufonía.

Aus Serie Eufonía © Silvana Trevale

Der Prix Picto de la Photographie de Mode wurde 1998 vom Labor PICTO ins Leben gerufen, um Modefotografinnen und Modefotografen zu unterstützen, ihnen beim Start ihrer Karriere zu helfen und junge Talente hervorzubringen und zu fördern.

Aus der Serie Journal il fallait venir hier © Gabriel Gómez

[1] Jurymitglieder: Alexandre Mattiussi, Président du jury - Fondateur et Directeur Créatif d’AMI Paris, Sylvie Lécallier, Chargée de la collection photographique - Palais Galliera, Julien Gallico, Directeur Artistique - Julien Gallico Studio, Paolo Roversi, Photographe, Olivier Jezequel, Agent - LGA Management, Jimmy Pihet, Directeur - Agence 1889 Expérience, Ally Macrae, Styliste, Gaëlle Gouinguené, Responsable de la Communication, Relations Presse et Projets Culturels – Leica, Jean Leclercq, Directeur - Laboratoire Photographique Digital JANVIER, Khoa Dodinh, Directeur Artistique - Moët & Chandon, Mathieu Bassée, Directeur Artistique - Studio MTX, Angelo Cirimele – co-fondateur de Magazine, Annabelle Foucher, Photographe - Lauréate du Grand Prix Picto de la Photographie de Mode 2023, Joëlle Mestas, Photographe et Présidente - Commission action culturelle de la SAIF

Comedy Pet Photography Awards 2024...

OVERALL WINNER & Dog Category Winner. "Not just For Cats" © Sarah Haskell

Letzte Woche kam der GEO Foto Newsletter und machte auf die Comedy Pet Photography Awards aufmerksam. Wir alle haben Bilder unserer Haustiere im Kopf und haben uns bestimmt oft geärgert, dass wir nicht schnell genug waren den Sprung ins Wasser, den Schlafplatz oder das genüssliche Fressen festzuhalten. Deshalb kann ich es mir nicht verkneifen ein paar der Gewinnerbilder zu präsentieren.

All Other Creatures Category Winner. "The New Rose" © Jonathan Casey

Nach dem grossen Erfolg und der erstaunlichen Resonanz, die Paul Joynson-Hicks und Tom Sullam mit der Einführung der Comedy Wildlife Photography Awards vor ein paar Jahren hatten, hatten die beiden die Idee einen lustigen Award Haustiere einzuführen. Gleichzeitig hatten sie die Idee mit dem Erlös Tierschutzorganisationen zu unterstützen und so das Leben der Tiere, mit denen wir diesen Planeten teilen, besser zu machen.

Cat Category Winner. "Cat in a trap like Super Mario" © Kenichi Morinaga

Wir alle lieben unsere Haustiere - vor allem, wenn sie uns zum Lachen bringen und so ist dieser junge Haustier-Photography Award eine Hommage an all die wunderbaren pelzigen, gefiederten, schuppigen und behuften Freunde, die uns fit, gesund und in guter Gesellschaft halten.

Horse Category Winner. "I think I saw a mouse!" © Debby Thomas

People's Choice Award Winner. "Tarzan" © Kazutoshi Ono

Junior Category Winner. "Tired Donkey" © Charlotte Kitchen

"Kitty in the Kitchen" © Atsuyuki Ohshima

"I believe I can fly" © Julie Smith

"Nosey Neighbours" © Emma Beardsmore

"Grumpy Dog" © Luiza Riberio

"Dancing Queen" © Vera Faupel

AwardMiryam Abebe
World Press Photo 2024

2024 Photo Contest, World Press Photo of the Year
Eine palästinensische Frau umarmt den Körper ihrer Nichte © Mohammed Salem, Reuters
17. Oktober 2023: Inas Abu Maamar (36) wiegt die Leiche ihrer Nichte Saly (5), die getötet wurde, zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester, als eine israelische Rakete ihr Haus in Khan Younis, Gaza.

Der Fotograf beschreibt dieses Foto, das nur wenige Tage nach der Geburt seiner eigenen Frau aufgenommen wurde, als einen "kraftvollen und traurigen Moment, der das allgemeine Gefühl dessen, was im Gazastreifen geschah, zusammenfasst". Er fand Inas in der Leichenhalle des Nasser-Krankenhauses, wo die Bewohner nach vermissten Angehörigen suchten, auf dem Boden hockend und das Kind umarmend. Inas war zum Haus der Familie gerannt, als sie hörte, dass es getroffen worden war, und dann weiter zum Leichenschauhaus.

Der seit 75 Jahren andauernde israelisch-palästinensische Konflikt eskalierte am 7. Oktober 2023, als von der Hamas geführte Kämpfer mehrere Orte im Süden Israels angriffen und dabei etwa 1 200 Menschen töteten, mehr als 2 500 verletzten und etwa 250 als Geiseln entführten. Als Reaktion darauf startete Israel Luftangriffe und erklärte der Hamas am folgenden Tag offiziell den Krieg, mobilisierte Reservisten der Armee und startete eine Offensive im Gazastreifen.

Zu Beginn des Krieges wies Israel die Bewohner des Gazastreifens an, sich zu ihrer Sicherheit in das Gebiet südlich des saisonalen Flusses Wadi Gaza zu evakuieren. Berichten zufolge wurde Khan Younis (21,8 km südlich von Wadi Gaza) jedoch ab Mitte Oktober von israelischen Luftangriffen schwer bombardiert. Viele der Getöteten waren Familien, die Tage zuvor Gaza-Stadt verlassen hatten.

Bis Mitte März 2024 (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts) wurden bei den israelischen Angriffen auf die besetzten palästinensischen Gebiete mehr als 30.000 Menschen getötet und über 70.000 verletzt. Nach Angaben des Amtes des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) entfielen mehr als zwei Drittel der Todesopfer auf palästinensische Frauen und Kinder. Der Internationale Gerichtshof prüft eine von Südafrika eingereichte Klage, in der Israel beschuldigt wird, Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen zu begehen.

2024 Photo Contest, Africa, Singels
Heimkehr aus dem Krieg © Vincent Haiges, Republik, Real 21
21. September 2023: Kibrom Berhane (24) grüsst seine Mutter zum ersten Mal, seit er vor zwei Jahren den Tigray Defense Forces, zwei Jahre zuvor. Saesie Tsada, Äthiopien.

Kibrom Berhane schloss sich Anfang 2021 ohne das Wissen seiner Eltern der TDF (dem bewaffneten Flügel der Volksbefreiungsfront von Tigray) an, nachdem Regierungstruppen sein Dorf in Ost-Tigray angegriffen hatten. Er kämpfte an der Frontlinie im Bundesstaat Amhara, bis er einen Monat vor dem Friedensabkommen vom November 2022 durch eine Granate verwundet wurde und sein Bein verlor. Kibrom verbrachte daraufhin einige Zeit in einem Rehabilitationszentrum in der Tigray-Hauptstadt Mek'ele, wo er auf eine Prothese wartete und wieder laufen lernte. Beeindruckt von Kibroms Entschlossenheit, in seinen Alltag zurückzukehren, wollte der Fotograf die Nachwirkungen des Krieges zeigen und seine verborgenen Folgen aufdecken.

Der gewaltsame interne Konflikt zwischen den Regierungstruppen und der Tigray People's Liberation Front (TPLF) hielt den Norden Äthiopiens von 2020 bis zu einem Waffenstillstand im November 2022 in Atem. Die internationale Berichterstattung über den Konflikt war schwierig, da die äthiopische Regierung ab November 2020 zwei Jahre lang und 2023 erneut drei Monate lang eine Mediensperre verhängte. Darüber hinaus wurde der Krieg in den sozialen Medien polarisiert diskutiert, und Desinformationen waren weit verbreitet. Obwohl im November 2022 schließlich ein Waffenstillstand erreicht wurde, kam es in Amhara weiterhin zu sporadischen Konflikten, nachdem sich die regionalen Streitkräfte den Plänen der Regierung widersetzt hatten, sie aufzulösen und in die nationale Armee einzugliedern.

Der Konflikt, für den jede Seite die andere beschuldigt, ihn ausgelöst zu haben, hat rund 600 000 Todesopfer gefordert und mehr als 1,4 Millionen Menschen, vor allem aus den fruchtbaren nordwestlichen Regionen des Landes, vertrieben. Die Ernährungsunsicherheit wurde zu einem großen Problem, da während mehrerer Ernten heftige Kämpfe stattfanden, Soldaten Vieh stahlen und landwirtschaftliche Betriebe verwüsteten, die ausländische Hilfe unterbrochen wurde und die Regenfälle ausblieben, was zu Dürre führte.

2024 Photo Contest, Europe, Singles
Der Schmerz eines Vaters © Adem Altan, Agence France-Presse
7. Februar 2023: Mesut Hançer hält die Hand seiner 15-jährigen Tochter Irmak, die im Schlaf schlafend getötet wurde, als das Haus ihrer Grossmutter während eines Erdbebens in Kahramanmaraş, Südtürkei.

Hançer rief von seiner Bäckerei aus nach Hause, als sich das Erdbeben ereignete, und erfuhr, dass seine Frau und seine drei erwachsenen Kinder in ihrem einstöckigen Haus in Sicherheit waren. Irmak, die Jüngste, die bei ihrer Großmutter übernachtet hatte, war jedoch nicht zu erreichen. Als er zum Haus seiner Mutter eilte, musste er feststellen, dass seine Tochter beim Einsturz des achtstöckigen Gebäudes ums Leben gekommen war. Der Fotograf entdeckte ihn, bevor Hilfe eintraf und während die Bewohner ihr Bestes taten, um verschüttete Angehörige zu befreien. Hançer rührte sich trotz des Regens und der eisigen Kälte nicht. "Machen Sie Fotos von meinem Kind", sagte er und rief den Fotografen zu sich. Dieses Bild schaffte es auf die Titelseiten von Hunderten von Zeitungen und Social-Media-Plattformen in aller Welt und wurde zum Symbol der Tragödie.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 ereignete sich am 6. Februar um 4:17 Uhr in den türkischen Provinzen Kahramanmaraş und Gaziantep nahe der syrischen Grenze, gefolgt von einer Reihe von Nachbeben der Stärke 6+ und einem zweiten Erdbeben neun Stunden später. Sowohl die Türkei als auch Syrien spürten die Auswirkungen des Bebens, bei dem mehr als 55 000 Menschen ums Leben kamen und 3,3 Millionen Menschen vertrieben wurden. Nach Angaben der Weltbank wurden durch das Erdbeben mehr als 800 000 Gebäude beschädigt oder zerstört.

Zu den Faktoren, die zu der hohen Zahl von Todesopfern führten, gehörten der frühe Beginn des Bebens, das sich ereignete, als viele Menschen noch schliefen, sowie schlecht und teilweise illegal gebaute Gebäude. In der türkischen Stadt Erzin in der Provinz Hatay beispielsweise, in der eine lange Reihe von Bürgermeistern strenge Bauvorschriften durchgesetzt hat, stürzten keine Gebäude ein und es gab keine Todesopfer, obwohl die Stadt nahe am Epizentrum lag. In den Nachbarstädten kam es zu katastrophalen Schäden. Nach dem Erdbeben verhafteten die türkischen Behörden über 100 Bauträger, die beim Bau von Gebäuden gespart haben sollen. In Nordsyrien war die bereits durch Kriegsschäden geschwächte Infrastruktur ein weiteres Problem, und der anhaltende Konflikt lässt die Aussichten auf einen Wiederaufbau gering erscheinen.

2024 Photo Contest, North and Central America, Singles
Ein Tag im Leben eines Feuerwehrmannes in Quebec © Charles-Frédérick Ouellet, for The Globe and Mail, Conseil des arts et lettres du Québec
13. Juli 2023: Theo Dagnaud sucht den Horizont ab, um um sicherzugehen, dass die Feuerwehrpatrouillen das Gebiet verlassen haben, und er kann das Gebiet als "kontrolliert" markieren kann. Quebec, Kanada.

Aufgrund der hohen Temperaturen und der Trockenheit kam es im Sommer 2023 in ganz Kanada zu gigantischen Waldbränden, die alle 13 Provinzen und Territorien betrafen, insbesondere die nördlichen Teile von Quebec. Saisonale Waldbrände im Sommer sind in Kanada keine Seltenheit, aber die rekordverdächtige Feuersaison 2023 begann früh und endete spät und verbrannte fast dreimal so viel Land wie üblich. Obwohl die Zahl der Ausbrüche nicht höher war als normal, waren "Großbrände" (mit einer Fläche von mehr als 10 000 Hektar) weit verbreitet. Insgesamt wurde eine Fläche von 18,4 Millionen Hektar verbrannt (verglichen mit dem üblichen Durchschnitt von 2,1 Millionen Hektar). Besonders betroffen war Quebec, wo 5,2 Millionen Hektar verbrannten und etwa 14 000 Menschen gezwungen waren, ihre Häuser zu evakuieren.

Die Brände haben das Bewusstsein für die Auswirkungen der globalen Erwärmung und für die unumkehrbaren Folgen bestimmter menschlicher Aktivitäten geschärft. Laut einem Bericht der kanadischen Regierung erlebte Kanada den wärmsten Zeitraum von Mai bis Juli seit mehr als 80 Jahren und brach die bisherigen nationalen Temperaturrekorde um satte 0,8 °C. In der Studie wird behauptet, dass die für Waldbrände anfälligen Wetterbedingungen in Quebec aufgrund des Klimawandels um 50 % zunahmen. Wissenschaftler wiesen auch auf das El-Niño-Phänomen (die periodische Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean) und eine schlechte Waldbewirtschaftung als Faktoren hin, die dazu beitragen.

Nach Angaben von Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union, steigt mit der Zunahme von Hitzewellen in Verbindung mit lang anhaltender Trockenheit die Wahrscheinlichkeit, dass es zu beispiellosen Waldbränden wie in Kanada kommt. Im Jahr 2023 kam es überall auf der Welt zu außergewöhnlichen Waldbränden: Australien, Chile, Mexiko und Indonesien meldeten eine rekordverdächtige Feuersaison, und in Griechenland gab es das größte jemals in der Europäischen Union verzeichnete Feuer.

2024 Photo Contest, South America, Singles
Dürre im Amazonasgebiet © Lalo de Almeida, for Folha de São Paulo
13. Oktober 2023: Ein Fischer geht über das trockene Bett eines eines Amazonasarms in der Nähe der indigenen Porto Praia indigenen Gemeinde. Tefé, Amazonas, Brasilien.

Im Jahr 2023 erlebte das Amazonasbecken die stärkste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 120 Jahren. Die Dürre betraf zwischen 1,5 und 2 Millionen Quadratkilometer, etwa 20 % des brasilianischen Staatsgebiets, und hatte Auswirkungen auf etwa 600 000 Menschen.

Sowohl die globale Erwärmung (verschärft durch die Abholzung des Amazonas) als auch das Wetterphänomen El Niño (die periodische Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean) trugen zu der Dürre bei. Nach einer Analyse von World Weather Attribution hat die globale Erwärmung die Wahrscheinlichkeit einer Dürre in der Region um das 30-fache erhöht, zu extrem hohen Temperaturen geführt und zu geringeren Niederschlägen beigetragen.

Die Dürre hat indigene, ländliche und Flussgemeinschaften am stärksten getroffen, da sie von der Subsistenzlandwirtschaft, natürlichem Süßwasser und der Einfuhr von Waren auf dem Flussweg abhängig sind. Extreme Dürre macht ihr Leben unrentabel. Da es nur wenige Straßen gibt, bewegen sich Menschen und Waren auf dem Wasserweg durch die Region. Kinder gehen zur Schule, und ältere Menschen haben mit dem Boot oder Kanu Zugang zur medizinischen Versorgung. Die Flüsse verbinden die Gemeinden auch mit den städtischen Zentren, liefern Trinkwasser und Fisch zum Essen.

Einige der 158 Flussdörfer in der Region Tefé wurden durch das Austrocknen der Wasserwege, die sie mit den größeren Städten verbinden, von der Außenwelt abgeschnitten. Die Vorräte an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten gingen deutlich zurück.

Porto Praia, die Heimat der Ticuna, Kokama und Mayoruna, hat keinen Straßenzugang und ist normalerweise nur über den Fluss zu erreichen. Die Dürre führte dazu, dass die Bewohner kilometerweit am trockenen Flussbett entlang laufen mussten, um ihre Häuser zu erreichen. Dieses Foto fängt die Schwere der globalen Umweltkrise und der Dürre im Amazonasgebiet in einem Moment ein.

Lalo de Almeida hat ein Jahrzehnt damit verbracht, ökologische, soziale und indigene Themen im Amazonasgebiet zu dokumentieren.

2024 Photo Contest, Southeast Asia and Oceania, Singles
Kämpfen, nicht untergehen © Eddie Jim, The Age/Sydney Morning Herald
08. AUGUST, 2023: Lotomau Fiafia (72), ein Gemeindeältester, steht mit seinem Enkel John an dem Stelle, an der er sich an die Uferlinie als er noch ein Junge war. Salia-Bucht, Kioa-Insel, Fidschi.

Die Erfahrungen von Menschen wie Lotomau Fiafia geben einen Einblick aus erster Hand in die Folgen des steigenden Meeresspiegels für die Lebensweise der Menschen. Seine Geschichte verdeutlicht das Ausmaß der Veränderungen, die in nur einem Leben stattgefunden haben, und macht die Klimakrise für ein breiteres Publikum greifbar.

Nach Angaben des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat sich der durchschnittliche Anstieg des Meeresspiegels weltweit von 1,4 Millimetern pro Jahr zwischen 1901 und 1990 auf 3,6 Millimeter pro Jahr zwischen 2006 und 2015 mehr als verdoppelt. Auf den Fidschi-Inseln ist der Anstieg sogar noch schneller: auf etwa 4 Millimeter pro Jahr seit 1993, Tendenz steigend. Auch wenn diese Beträge gering erscheinen mögen, stellt dieser zunehmende Anstieg zusammen mit der dadurch verursachten Erosion der Küstenlinie eine Bedrohung für flache, tief liegende Landmassen wie die Insel Kioa dar.

Die 500-Seelen-Gemeinde auf Kioa Island hat sich aus einer Siedlung von Menschen entwickelt, die in den 1940er Jahren vor dem steigenden Meeresspiegel auf Tuvalu, einem Inselstaat nördlich von Fidschi, Zuflucht suchten. Jetzt ist ihre Fischerei- und Landwirtschaft erneut bedroht, da die zunehmend erodierenden Küstenlinien bedeuten, dass sie und mehr als 600 Gemeinden in ganz Fidschi in den kommenden Jahren gezwungen sein könnten, umzusiedeln. Die tieferen Gewässer, in denen die Fische leben, die ein Grundnahrungsmittel der Einheimischen sind, liegen nun weiter von der Küste entfernt. Früher fischten die Bewohner an der Küste, doch jetzt müssen sie weit hinausfahren, um ihren Fang zu machen. Außerdem sind die Korallen ausgebleicht, und einige Fische können im Inselriff nicht mehr überleben. Unverzichtbare Pflanzen wie Kokosnüsse und Pandanus wachsen nicht mehr am Strand, was sich auf die Nahrungs- und Medizinquellen auswirkt.

Kioa hat eine symbolische Bedeutung, da die Gemeinschaft von den Tuvaluern abstammt, die in der Vergangenheit Zuflucht vor dem steigenden Meeresspiegel suchten. Im Oktober 2022 trafen sich führende Politiker aus dem Pazifik und Ozeanien, Vertreter indigener Gemeinschaften und Aktivisten auf der Insel, um die Kioa Climate Emergency Declaration zu diskutieren und zu verfassen. In dem Dokument wurden dringende Klimaschutzmaßnahmen gefordert, um den pazifischen Raum und seine Bewohner vor den eskalierenden Auswirkungen der Klimakrise zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren.

(Übersetzung der Texte von World Press Photo)

 Die World Press Ausstellung 2024 kann vom 9. Mai – 9. Juni 2024 im Landesmuseum in Zürich besucht werden.
Weitere Daten auf World Press Photo.

Cars and Cows…

Pontiac Firebird | Texas Longhorn with black markings around the eyes © Ute Behrend

Cars and Cows – oder was haben Autos und Rinder für Gemeinsamkeiten? Die aufgenommenen Cars sind Oldtimer und die dokumentierten Rinder sind spezielle Rassen, die nicht geeignet sind für eine intensive Fleischproduktion. In der Regel werden Oldtimer und eben auch Rassenrinder mit Nummernschildern und Markenzeichen versehen – eine Art der Dokumentation von Auslaufmodellen…

Two Black Angus cows © Ute Behrend

Die Aufnahmen lass einen im American Dream schwelgen und unendlich langen Strassen träumen, die von Weiden umgeben sind mit eben genau diesen Rindern mit ihren meist interessiertem Blick, den sie einen zuwerfen und den oft langen Hörnern. Die Bilder machen auch nachdenklich und man stellt sich die Fragen: Wo gibt es noch solche Rinderrassen? Warum werden die Oldtimer, die Autowracks nicht ordentlich entsorgt?

Chianina cattle © Ute Behrend

Alles an diesem Fahrzeug war vollkommen, vom aufklappbaren Verdeck bis zu den Rädern mit den hellen Luftdruckreifen. Einen solch allmächtigen Optimismus strahlte dieses Wunder der Technik aus, dass allen, die kamen, es zu bestaunen, der Tod als überholtes Element einer alten Ordnung erscheinen musste, eine Art prähistorische Schwäche, die die Menschheit überwinden konnte, wenn sie nur ihrem Drang nach Fortschritt folgte und für immer der Technik vertraute. Was dann kommen würde, konnte nicht schlecht sein, unterlag es doch der Kontrolle blitzend steriler Werkzeuge, Geräte und Utensilien. Und weil diese sich reparieren liessen, waren sie gewissermassen unsterblich. (Olga Tokarczuk)

White Karmann Ghia © Ute Behrend

"Wir lieben es nicht, Tiere, die wir zu unseren Sklaven gemacht haben, als ebenbürtig zu betrachten." (Charles Darwin)

Scottish Highland cattle © Ute Behrend

Der Verlag zum Buch: Mit Cars and Cows legt uns Ute Behrend ihre subtilen Beobachtungen zum Fortschrittsmythos des American Dream und zur Fragilität unserer Epoche vor – ein poetischer Blick über den Strassenrand hinaus!

In gleichem Masse, in dem der American Dream in die Jahre gekommen ist und bröckelt, führt Ute Behrend in ihren Fotografien zwei Auslaufmodelle zusammen, die mit den guten alten Zeiten der Vereinigten Staaten assoziiert sind: Amerikanische Oldtimer und alte Rinderrassen.

Auf ihren Reisen durch die USA fielen der Kölner Fotografin immer wieder Chevrolets, Cadillacs und andere klassisch amerikanische Autos auf – zum Teil liebevoll gepflegt, zum Teil sich selbst überlassen, rostend, am Strassenrand. Gleichermassen blickte sie immer wieder in die aufmerksamen Augen von Longhorns und anderen Rindern. – Diese haben mehr mit den motorisierten Zeitzeugen des American Dream gemeinsam, als man denkt: Beide sind nummeriert und erfasst, stossen unzeitgemäss viel klimaschädliche Gase, CO2 und Methan aus, belasten also die Umwelt und sind Symbole einer Ära, die guten Gewissens aus dem Vollen schöpfte und Symbole des Reichtums feierte. Ute Behrends empathischer Blick lässt eine gewisse Nostalgie zu, ohne ins Kitschige abzurutschen.

Two Ford Mercury © Ute Behrend

Ute Behrend lebt und arbeitet in Köln und ist Künstlerin, Verlegerin und Dozentin. Sie ist Mitbegründerin des Verlags BUMMBUMM BOOKS und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPH) und Teil des Präsidiums der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA). Ute Behrends Fotografien und Videoinstallationen wurden international ausgestellt und sind in öffentlichen Sammlungen vertreten. Ihr erstes Buch "Girls some Boys and Other Cookies" veröffentliche sie bei Scalo Publisher 1996 in Zürich. "Bärenmädchen / Bear Girls" erschien 2019 als Buch und wurde in Israel, Spanien, Litauen, Deutschland, Griechenland, der Schweiz und den Niederlanden präsentiert und wurde mit dem Julia-Cameron-Preis und dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet.

Six Hereford calves and a Black Angus calf © Ute Behrend

BUMMBUMM BOOKS hat es sich zum ehrgeizigen Ziel gesetzt, den visuell poetischen Raum zurückzuerobern – sei es in Form von Fotobüchern wie dem vorliegenden von Mit-Verlegerin Ute Behrend, Fine-Art-Prints oder auch den freedom books, die den ganz persönlichen Konzepten von Freiheit gewidmet sind. Ein scharfer Blick, aktuelle thematische Diskurse, sorgfältige Gestaltung und hervorragende Druckqualität bestimmen das engagierte Programm der Kölner um Verleger Florian v. Wissel.

White Chrysler Imperial Crown 1964-66 © Ute Behrend

Cars and Cows (ISBN 978-3-948059-07-1) von Ute Behrend kann direkt bei BUMMBUMM BOOKS oder im Buchhandel bezogen werden.

Swiss Press Photo 2024…

2. Preis: Dominic Nahr, Isoliertes Libyen, Neue Zürcher Zeitung NZZ

Die Gewinner und Gewinnerinnen der von der Fondation Reinhardt von Graffenried vergebenen Swiss Press Photo Awards 2024 wurden Mitte Januar im bernischen historischen Museum von einer siebenköpfigen Jury (Daniel Di Falco (Redaktor, NZZ Geschichte, Bern), Nicole Spiess (Bildscheffin Schweizer Illustrierte), Luc Debraine (Journalist, Vevey), Jurypräsidentin Albertine Bourget (In- und Auslandchefin, EHS Médias, Lausanne), Gabriele Putzu (Fotograf und Bildredaktor, Corriere del Ticino, Lugano), Katharina Niu (Stern Magazin, Hamburg) und Gilles Steinmann (Bildchef NZZ, Zürich) gewählt.

Die Hauptgewinnerin oder der Hauptgewinner des Swiss Press Photo 2024, der Swiss Press Photographer of the Year wird am 26. April 2024 in der Aula der Universität Bern erkoren.

Aktualität

1. Preis: Mark Henley, Crédit Suisse après le krach, Le Temps
Im März wird bekannt, dass die grösste Schweizer Bank, die UBS, die angeschlagene zweite Grossbank, die Credit Suisse, übernehmen soll. Die CS-Generalversammlung am 4. April in Zürich ist deshalb die letzte. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann wird wiedergewählt, die Aktionärinnen und Aktionäre lehnen jedoch die Vergütungs-Obergrenze der Geschäftsleitung ab. Beim Hallenstadion tragen Klima-Demonstranten Masken von Bankenverantwortlichen. Zu Protesten kommt es auch auf dem Paradeplatz beim UBS-Hauptsitz. An der GV der UBS am 5. April in Basel ist Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher ein gefragter Mann.

2. Preis: Denis Balibouse, Feu de forêt à Bitsch, Reuters, L’Illustré
Am 17. Juli bricht bei Bitsch im Oberwallis ein Waldbrand aus. Es kommen Löschhelikopter zum Einsatz, auch Super-Pumas der Schweizer Armee (was das private Flugunternehmen Air Zermatt stört). Die Lage ist erst Wochen später stabil, die Zerstörung enorm: 50’000 Bäume sind verbrannt, die Aufforstung des Schutzwaldes würde bis zu 100 Jahre dauern.

3. Preis: Michael Buholzer, Gewaltiger Felssturz in Brienz, Keystone-SDA, verschiedene Medien
In Brienz nahe des Tourismusorts Lenzerheide (GR) bahnt sich im Frühling ein Felssturz an. Das Dorf wird evakuiert, und am 16. Juni ist es soweit: Vom gewaltigen, sich langsam bewegenden Schuttstrom gehen auf einmal 2,1 Millionen Kubikmeter ab. Die Gesteinsmassen verfehlen das Siedlungsgebiet nur knapp und verschütten eine Strasse. In Brienz hatte sich schon 1877 ein Bergsturz ereignet.

Alltag

1. Preis: Guillaume Perret, Camping, Arcinfo
Die Menschen, die auf diesen Bildern posieren, wohnen auf einem Campingplatz am Rande von Lausanne. Auslöser der zum Teil intimen Porträts war eine Arbeit des Fotografen über das Verhältnis zum eigenen Körper. Daraus ist im Laufe des Jahres die Serie «Résidents» entstanden, in der es nicht primär um Nacktheit, sondern um Freiheit geht.

2. Preis: Karine Bauzin, Laisse-moi mourir, L’Illustré
Ein alter Mann plant seinen eigenen Tod: Der Lausanner Michel Germond, 82, von Schmerzen gezeichnet, will mit der Sterbehilfe-Organisation Exit aus dem Leben scheiden. Neben Organisatorischem sind die Vorbereitungen voller Emotionen: Traurig sagt der ehemalige Taxifahrer seinem Auto Lebewohl, fröhlich geht es beim Abschiedsapéro zu und her. Am 25. Oktober ist es soweit.

3. Preis: Boris Müller, Après-Ski, Beobachter
Die Kuhbar in Arosa rühmt sich als «place to be» beim Après-Ski. Hier geht es nach den letzten Pistenschwüngen im Winter ab. Die Outfits sind schrill, die – vornehmlich alkoholischen – Getränke stehen bereit. Auch für Polterabende ist die Bar beliebt. «Ballermann hat unsere Bergwelt erobert», titelt der Beobachter und fragt: «Wie schlimm ist das?»

Schweizer Geschichten

1. Preis: Matthieu Zellweger, L'amour inconditionnel, lesjours.fr
Sexualassistenten und -assistentinnen unterstützen Menschen mit Behinderung bei der sinnlichen, erotischen oder sexuellen Befriedigung. Der 59-jährige Schweizer Gaspard hat eine entsprechende Ausbildung absolviert und arbeitet – wie hier in Besançon – auch in Frankreich, wo der Beruf verboten ist.

2. Preis: Joël Hunn, Mondmission Gotthard, Beobachter
Die Mondlandungen der Nasa in den 1960er-Jahren waren nach dem griechischen Gott Apollon benannt. Dessen Sohn Asclepios ist Namensgeber für ein studentisches Projekt in der Schweiz in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und der Industrie: eine simulierte, aber realistische Weltraummission. Im Sommer 2023 sperren sich Studierende zu diesem Zweck zwei Wochen lang in einen Bunker auf dem Gotthard ein und drücken die Astronautenschulbank.

3. Preis: Annick Ramp, Vermisst, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Die hier abgebildete, verzweifelte Frau vermisst ihren Mann – seit 2012. Er ist vor über zehn Jahren spurlos verschwunden. Bekannt ist einzig, dass ihn seine letzte Autofahrt von Chur nach Weesen am Walensee führte. Sein letztes Lebenszeichen ist ein Telefonanruf, in dem er von einem Unfall erzählt. Das leicht beschädigte Auto wird auf einem Parkplatz gefunden. Der Fahrer gilt heute als verschollen.

Porträt

1. Preis: Dominic Nahr, Gezeichnet vom Krieg, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Diese Menschen in der Ukraine sind alle auf ihre Art und Weise «Vom Krieg gezeichnet», so der Titel der Bilderserie. Sinaida Pusan, 74, Bäuerin. Olena Meschtscherjakowa, 24, Tänzerin. Karolina Besuglowa, 15, Studentin. Alexei Grigorew, 48, Schlosser. Mikola Lasorko, 59, Techniker, Opfer eines Raketeneinschlags. Alexander «Juma», 37, Soldat. Walentina Satula, 65, Lackiererin. Diana Borisenko, 45, Reiseleiterin. Roman Beswerchi, 35, Mechaniker.

2. Preis: Nik Egger, Zwangsrekrutiert, Bieler Tagblatt, ajour.ch
Viktor Begle, geboren 1927, hatte ein bewegtes Leben. Die Ehrentafel in seinem Zuhause, einer Altersresidenz in Biel, zeigt gefallene Soldaten aus seinem Geburtsort, dem österreichischen Schlins. Im Zweiten Weltkrieg wurde Begle, inzwischen 15-jährig, in die deutsche Wehrmacht zwangsrekrutiert. In den letzten Kriegstagen kam er fast um und stattdessen in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Freilassung war seine Heimat besetzt, und Begle wanderte in die Schweiz aus. In Biel machte er sich einen Namen als Bäcker. Im hohen Alter erzählt er dem Bieler Tagblatt seine Geschichte.

3. Preis: Nicolas Brodard, La pianiste Yuja Wang, Le Temps
Am Verbier Festival im Juli 2023 tritt die chinesische Pianistin Yuja Wang auf. In den Walliser Alpen entstehen aussergewöhnliche Porträts der weltberühmten Künstlerin, zum Beispiel eines, auf dem sie sich während einer Probe auf der Bühne ausgiebig streckt. Schön zum Tragen kommen auch die extravaganten Outfits, für welche Yuja Wang bekannt ist.

Sport

1. Preis: Jonathan Labusch, Hobby Horsing, SonntagsZeitung
Hobby Horsing – so heisst die Sportart, bei der die Teilnehmenden auf Steckenpferden über Hindernisse springen, so wie hier am 28. Oktober in Stetten bei Schaffhausen. Die teilnehmenden Mädchen und Jungen sind zwischen 5 und 16 Jahren alt, alle möglichen «Pferderassen» sind am Start. Timea Truong näht ihre Pferde selber und sagt: «Es sieht vielleicht kindisch aus, ist aber anspruchsvoll.» Die Steckenpferde bekommen eine Nummer und werden individuell geschmückt. Es gilt ein strenges Turnier-Reglement: Alice Niederer misst die Höhe der Hindernisse. Nora Wintermantel reitet Hannoveraner-Stute Infinity: «Sie ist etwas zickig, misstrauisch und nicht einfach zu reiten.»

2. Preis: Pascal Mora, Die Schrittmacherin, Schweizer Illustrierte, tagesanzeiger.ch
Die legendären Steherrennen, die in den Sommermonaten jeweils dienstags bei gutem Wetter auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon stattfinden, waren bisher reine Männersache. Seit dem 27. Juni fährt mit Nicole Fry zum ersten Mal eine Frau mit. Als Schrittmacherin auf dem Motorrad vor Radrennfahrer Martin Ruepp sorgt sie für das richtige Tempo.

3. Preis: Gian Ehrenzeller, Der Tod von Gino Mäder, Keystone-SDA, verschiedene Medien
Im Sommer steht die Radwelt für einen Moment still. Während einer Etappe der Tour de Suisse stürzt der Schweizer Fahrer Gino Mäder auf der Abfahrt am Albulapass am 15. Juni schwer und stirbt am nächsten Tag im Spital in Chur. Die Trauer ist gross: Stefan Bissegger vom Team EF Education-Easy Post, Silvan Dillier vom Team Alpecin-Deceuninck, Stefan Küng vom Team Groupama-FDJ und Raphael Meyer, CEO des Tudor Pro Cycling Teams (von links), liegen sich in den Armen. Die 6. Etappe wird nicht gefahren. Stattdessen führen die Mitglieder von Ginos Team das Feld während einer 20 Kilometer langen Gedenkfahrt nach Oberwil-Lieli. Auch bei der Etappe am 17. Juni, die wie geplant durchgeführt wird, gedenken Fans dem verstorbenen Fahrer.

Ausland

1. Preis: Dominic Nahr, Erdbeben in Marokko, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Das Epizentrum des schweren Erdbebens vom 8. September in Marokko lag im Atlasgebirge. Im einst malerischen Bergdorf Adouz sind 34 von rund 200 Einwohnerinnen und Einwohnern gestorben. Die Überlebenden suchen verzweifelt nach Verschütteten, später helfen Freiwillige von auswärts mit. Glück hat, wer mit dem Motorrad ins Spital gefahren wird. Für andere kommt jede Hilfe zu spät: Nach einem Gebet wird ein Todesopfer bestattet.

2. Preis: Dominic Nahr, Isoliertes Libyen, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Libyen versank nach dem Arabischen Frühling 2011 im Bürgerkrieg. Anfang 2023 herrscht im nordafrikanischen Staat ein fragiler Waffenstillstand. Junge Milizen schwanken zwischen der neuen Freiheit und steter Wachsamkeit. In der Stadt Misrata muss Ex-Diktator Gaddafi als Fussabtreter herhalten. Auch in Tripolis sind die Aussichten für Jugendliche durchzogen.

3. Preis: Mario Heller, Spitzbergen – von der Welt abgeschnitten, Schweiz am Wochenende
Auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen arbeiten und leben 400 russische Bergarbeiter in Plattenbauten. Das Rauchen von billigen Importzigaretten ist ein beliebter Zeitvertrieb in der ewigen Dunkelheit des Winters in diesen hohen Breitengraden. Das Festland kann man nur per Helikopter erreichen (209). Nach der anstrengenden Schicht tut ein Bad im Schnee gut.

3. Preis: Annick Ramp, Vermisst, Neue Zürcher Zeitung NZZ

Die nationale Wanderausstellung «Swiss Press Photo 24» startet am 9. Mai 2024 im Schweizerischen National Museum in Zürich (9.5. - 30.6.), bevor sie weiter in die Schweizerische National Bibliothek in Bern (17.7. - 11.10.), dann ins Château de Prangins (1.11.24 – 2.2.2025) und ins Castel Grande in Bellinzona (8.2 - 27.4.2025) zieht.

(Text: Swiss Press Award)

Miryam Abebe
Heiwärts…

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Fünf Jahre nachdem ich aus meiner Heimat Weesen nach St. Gallen gezogen bin, empfinde ich heute viele sehr gegensätzliche Gefühle in Bezug auf meine Heimat. Auf der einen Seite fühle ich mich dort tief verwurzelt und die Natur ist wunderschön. Andererseits taucht da auch ein anderes Gefühl auf: bei jedem Besuch in meiner Heimat plagt mich auch ein erdrückendes Gefühl. «Heiwärts» ist die direkte Auseinandersetzung mit dieser Ambivalenz. (Sara Spirig)

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Sara Spirig (*1996) ist in Weesen aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zur Interactiv Media Designerin EFZ schloss sie 2023 der Schule für Gestaltung in St. Gallen den Lehrgang zur diplomierten Kommunikationsdesignerin HF Richtung Fotografie ab.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Heiwärts ist die Diplomarbeit zum Thema Hybrid von Sara Spirig. Das Thema Hybrid bringt sie im ersten Moment mit Technik in Verbindung. Stellte aber in der Auseinandersetzung mit dem Begriff und diversen Bildbesprechungen fest, dass Hybrid etwas auslöst und kam so zu ihrer Projektidee.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Im Gespräch mit Mike Gadient, Kommunikation GBSSG sagt sie zudem: "Die Fotografie holt mich aus der Komfortzone. Ich fotografiere aktuell primär mit Menschen. Da man aber häufig nicht weiss, wen man vor sich hat, ist da eine gewisse Anspannung mit dabei. Das ist die Herausforderung für mich als Fotografin, die ich jedes Mal gerne annehme. Zusammen kreieren wir und erreichen ein Ergebnis. Dieses soll so sein, dass ich selber und mein Gegenüber zufrieden sind."

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Das Studium dipl. Kommunikationsdesigner*in HF, Fotografie an der Schule für Gestaltung in St. Gallen ist seit 2011 durch das SBFI anerkannt.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Das erwartet dich im Studium: Die Neugier am Experiment und die Auseinandersetzung mit Bildern sind die Grundlage einer eigenständigen, fotografischen Vision. Im Spannungsfeld von stehendem und bewegtem Bild entwickeln die Fotografin/der Fotograf einen eigenen Zugang zum Medium Fotografie. Im Zentrum des Studiums stehen die gestalterische Auseinandersetzung und die Ausbildung einer individuellen Bildsprache.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Die verschiedenen Fachexperten aus dem professionellen Berufsumfeld Fotografie, Bildredaktion, Art Direktion u.v.m. vermitteln den Studierenden ihr praktisches und theoretisches Wissen und begleiten diese individuell in ihrer Entwicklung.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

 

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig


Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig


Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Archivgeschichte #6 - Frances McLaughlin-Gill

Manhattan, Vogue, 15. November 1944 © Frances McLaughlin-Gill

Frances McLaughlin-Gill (1919 in Brooklyn, New York - 2014) war eine amerikanische Fotografin und eine der ersten weiblichen Modefotografinnen, die bei Vogue unter Vertrag stand. Nach zwei Jahrzehnten in der Modebranche arbeitete sie ein Jahrzehnt lang als unabhängige Filmproduzentin und drehte Werbefilme. Einer ihrer Filme gewann 1969 die Goldmedaille beim Internationalen Film- und Fernsehfestival von New York. In ihrer späteren Karriere veröffentlichte sie mehrere Sammlungen, sowohl mit ihrer Schwester als auch in Zusammenarbeit mit anderen Autoren.

Untitled (woman smoking a cigarette), c. 1950 © Frances McLaughlin-Gill

Frances McLaughlin wurde am 22. September 1919 in Brooklyn, New York, als Tochter von Kathryn und Frank McLaughlin geboren. Sie war die Zwillingsschwester von Kathryn Abbe. Ihr Vater starb, als die Zwillinge drei Monate alt waren, und die Familie zog nach Wallingford, Connecticut, wo sie ihre Schulausbildung abschlossen. Frances machte 1937 ihren Abschluss an der Lyman Hall High School als Klassenbeste und Kathryn war die Zweitbeste. Die Zwillinge schrieben sich dann am Pratt Institute ein, um Fotografie zu studieren und machten 1941 ihren Abschluss. Im selben Jahr nahmen beide an dem von Vogue gesponserten Prix de Paris-Wettbewerb teil und waren unter den fünf Finalisten.

Nan Martin, Jones Beach, NY, Glamour, 1950. © Frances McLaughlin-Gill

McLaughlin-Gill arbeitete anschliessend als Stylistin für Montgomery Ward und wurde schliesslich Toni Frissell, einem Fotografen der Vogue, vorgestellt. Frissell stellte sie Frances Alexander Liberman vor, dem neuen Art Director der Vogue, der sie 1943 einstellte. Liberman war der Meinung, dass McLaughlin einen frischen Ansatz hatte. Ihre Direktheit und Spontaneität machten McLaughlin für ihn zu einer idealen Fotografin, denn ihre Bilder waren weniger gestellt und natürlicher als die vieler Modefotografen jener Zeit. Sie begann mit Fotoshootings mit Nachwuchsmodellen für Glamour Magazine, das sich an ein jüngeres Publikum richtete, und war in der Lage, Bewegungen auf eine Art und Weise einzufangen, wie es bis dahin nicht möglich gewesen war. In den 1940er und 1950er Jahren schuf McLaughlin einige der stärksten Bilder, die in der amerikanischen Ausgabe der Vogue erschienen. Neben Modefotografien schuf sie auch Fotos von Prominenten sowie Stillleben für Leitartikel und Titelseiten von House & Garden. 1948 heiratete sie den Fotografen Leslie Gill, der als einer der ersten Fotografen bekannt wurde, der Farbfilm verwendete.

Nan Martin, Street Scene, First Avenue, 1949 © Frances McLaughlin-Gill

Einer der Höhepunkte ihrer Karriere war McLaughlins Arbeit bei der Paris Fashion Week 1952. Obwohl sie weiterhin für Glamour, House & Garden und Vogue arbeitete, wurde McLaughlin 1954 freiberufliche Fotografin bei Condé Nast Publications. In den sechziger Jahren schrieb sie regelmässig für die britische Vogue. Nach dem plötzlichen Tod Gills 1958 begann McLaughlin, ihren Nachnamen mit Bindestrich zu schreiben. Im folgenden Jahr arbeiteten die Schwestern gemeinsam an einer Sammlung von Kinderfotos, die in Modern Photography veröffentlicht wurden. Zwischen 1964 und 1973 drehte McLaughlin-Gill als unabhängige Filmproduzentin und Regisseurin Werbespots und Filme. Ihr Film Cover Girl: New Face in Focus über das Model of the Year, Elaine Fulkersons Weg zum Modemodell, gewann 1969 die Goldmedaille beim International Films and TV Festival of New York. Ende der 1970er Jahre begann sie, an der School of Visual Arts in Manhattan Fotografie-Seminare zu geben.

Vogue, March 1, 1947 © Frances McLaughlin-Gill

McLaughlin-Gill begann nach 1976, einige ihrer späteren Werke in Buchform zu veröffentlichen. Einige ihrer bekanntesten Sammlungen waren Women Photograph Men (1976) und Twins on Twins (1981), das zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Kathryn Abbe veröffentlicht wurde. Sie fotografierte auch für mehrere Autorenbücher, darunter ein Buch über Körpersprache, Face Talk, Hand Talk, Body Talk (1977) von Sue Castle und Jane Fearer Safers Spirals From the Sea: An Anthropological Look at Shells (1983). 1984 bereitete sie Fotografien für eine retrospektive Ausstellung der Werke ihres Mannes für das New Orleans Museum of Art vor. 1995 fand eine Ausstellung ihrer Fotografien in der Hamilton’s Gallery in London statt und 2011 veröffentlichten sie und ihre Schwester ihr letztes gemeinsames Buch, Twin Lives in Photography. Die Schwestern waren 2009 Gegenstand eines von Nina Rosenblum, produzierten Dokumentarfilms, Twin Lenses, der ihre Pionierrolle in der Fotografie beleuchtete und Interviews mit den Zwillingen enthielt. McLaughlin-Gill starb am 23. Oktober 2014.

Marguerite Dillemuth with a car, 1946 © Frances McLaughlin-Gill

Tina Campbell at the Hall of Mirrors, Versailles © Frances McLaughlin-Gill, ICP

Glamour, 1946 © Frances McLaughlin-Gill

Beauty through the man's eyes, for Glamour, Summer issue, 1950 © Frances McLaughlin-Gill

Theatre Time, Broadway - Producer Gardner Cowles with Catherine Hannon - taken for Vogue, Oct. 15, 1953 © Frances McLaughlin-Gill

Untitled (woman's face with eye highlighted), c. 1950 © Frances McLaughlin-Gill

Central Park South Near 6th Avenue, NYC, Photo by Leslie Gill, 1953 © Frances McLaughlin-Gil

Beth Wilson, Vogue, 1945 © Frances McLaughlin-Gill

Immaculate Space – oder die Schönheit der Natur

Immaculate Space No4, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space – eine Geschichte der Schönheit der Natur.

Immaculate Space No1, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Die steinige und sandige Ebene erzählt die Geschichte von trockener Erde, von Widerstandskraft und gleichzeitig von einer Sanftheit, die kaum sichtbar, jedoch enorm spürbar ist. Zarte Gräser nützen die seltene Feuchtigkeit, sich durch Gestein und Sand dem Himmel entgegenzustrecken und mit feinen Blüten zu überraschen und zu verzaubern.

Immaculate Space No2, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Die karge Landschaft mag auf den ersten Blick trist und trostlos erscheinen, doch in Wirklichkeit birgt sie eine stille Eleganz und Kraft, die nur denjenigen offenbart wird, die bereit sind, genauer hinzuschauen und sich auf sie einzulassen.

Immaculate Space No3, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

In der Kargheit liegt eine Poesie verborgen, die uns lehrt, dass wahre Schönheit nicht immer prunkvoll und überwältigend sein muss, sondern auch in der Einfachheit und Bescheidenheit zu finden ist.

Immaculate Space No5, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No6, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Gaudenz Danuser (1967) ist in Chur geboren und in Flims aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zum Zeichner reiste er während einem Jahr mit der Kamera durch Australien. Seit 1991 widmet er sich unter anderm der Architekturfotografie und betreibt ein eigenes Labor mit Dunkelkammer für schwarz-weiss Fotografie. 1995 hat er den Schritt in die Selbständigkeit als Fotograf gewagt für Fotoproduktionen für internationale Outdoorfirmen weltweit. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Zermatt Shelter-Gallerie, Quant, Flims, photoSchweiz, Atelier Cularta, Laax, Trafo Baden) und ausgezeichnet (Hasselblad Master Finalist, International Color Award, Black & White Spider Award). Zudem hat er eine Kochbuch-Serie von Andreas Caminada bebildert (Pure Leidenschaft, Pure Freude, Pure Frische, Pure Tiefe).

Immaculate Space No7, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No8, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No9, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No10, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Art, FineArt, LandscapeMiryam Abebe
Lifetime Award der photoSchweiz geht an den Modefotografen Hans Feurer

© Hans Feurer

Die photoSchweiz ehrt den Modefotografen Hans Feurer mit dem Lifetime Award. Mit der Auszeichnung wird einer der international erfolgreichsten Schweizer Modefotografen geehrt. 

© Hans Feurer

Hans Feurer wurde am 22. September 1939 in Zürich geboren und arbeitete nach seinem Kunststudium in den 1960er Jahren als Art Direcotr für diverse Firmen in London. 1966 - während einer Reise nach Südafrika entschied, Feurer sich als Fotografen zu etablieren und mietete nach seiner Rückkehr in London ein Studio. Bereits ein Jahr später gelang ihm der Durchbruch. Seine Werke wurden unter anderen in der Vogue und der GQ Style publiziert. 1974 fotografierte er für den legendären Pirelli-Kalender. 

© Hans Feurer

Von Beginn weg demonstrierte Hans Feurer sein aussergewöhnliches Talent Mode und seine Modelle ins beste Licht zu rücken. Wichtigster Fokus war dabei die herausragende Ausstrahlung und die kraftvolle Präsenz seiner charismatischen Modelle. Er erschuf als "Meister des Gegenlichts" ikonische Bilder und über beinahe fünf Jahrzehnte ein einzigartiges Werk. 

© Hans Feurer

Michel Pernet, Produzent der photoSchweiz erklärt: "Ein Level, das bis heute unerreicht ist". 

© Hans Feurer

Hans Feurer freut sich über die Auszeichnung der photoSchweiz und der Sonderschau: " Dies ist eine ebenso warmherzige und künstlerisch spannende Würdigung meiner Vita und meines Werks. Ich fühle mich geehrt." 

© Hans Feurer

Die photoSchweiz kann noch bis 16. Januar 2024 in der Halle 550 in Oerlikon besucht werden.

© Hans Feurer

photoSchweiz 2024

19Uhr00 aus der Serie Rauque, 2021 © Roberto Greco

Vom 12. – 16. Januar 2024 findet die Werkschau photoSchweiz in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon statt. Wie jedes Jahr geben national und international bekannte Fotografinnen und Fotografen Einblick in ihre aktuellen Arbeiten und referieren über ihr Werk. Zudem vermitteln renommierte Fotografinnen und Fotografen in Kursen ihr Wissen und verraten den einen oder anderen Trick.

Sinful aus der Serie Forbidden Fruit, 2023 © Anniina Joki

Ob die Werkschau das fotografische Schaffen der Schweiz repräsentiert, sei dahingestellt. Von den 179 Ausstellerinnen und Aussteller kommen lediglich 7 aus der Romandie, aus dem Kanton Graubünden sind es gar nur 2 und das Tessin ist nicht vertreten. Knapp die Hälfte (77) der Ausstellenden kommt aus dem Kanton Zürich und lediglich ein Drittel der Ausstellenden sind Frauen.

Ohne Titel © Hanspeter Bärtschi

Wer sich einen Überblick zu verschiedenen Techniken verschaffen, möchte sollte sich einen Besuch einplanen. Es werden analoge, digitale und mit KI generierte Arbeiten ausgestellt.

(Un)vergänglichkeit I © Beat Gauderon

Landschaftsbilder, Hunde, Blumen und viel Streetphotography wird zu sehen sein. Wirklich spannende und innovative Bilder sind unter den grossen Massen wohl schwer zu finden sein, aber mit etwas Glück wird man auch hier die Nadel im Heuhaufen finden…

Memories of Santorini IX © Erwin Sigel

Jellies © Emilia Vasella

Tokyo Ginza blue aus der Serie Tribute to Tokyo © Marcel Dubacher

Vergänglichkeit © Ueli Epprecht

Artificial Flower 3 © Grit Wolany