Swiss Press Photo 2025…

International
1. Preis: Dominic Nahr, Die Grüne Linie, Neue Zürcher Zeitung

Die Gewinner und Gewinnerinnen der von der Fondation Reinhardt von Graffenried vergebenen Swiss Press Photo Awards 2025 wurden Anfang Januar in der Schweizerischen Nationalbibliothek BN Bern von einer siebenköpfigen Jury (Denise Tonella, Direktorin Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich, Nicole Spiess, Bildchefin Schweizer Illustrierte, Zürich, Joumana El Zein Khoury, Direktorin World Press Photo, Amsterdam, Alessa Widmer, Kuratorin, Zürich, Jurypräsidentin Albertine Bourget, Journalistin, Lausanne, Luc Debraine, Journalist, Vevey und Jost Fetzer, Bildredaktor Tages-Anzeiger, Zürich gewählt.

Die Hauptgewinnerin oder der Hauptgewinner des Swiss Press Photo 2025, der Swiss Press Photographer of the Year wird am 25. April 2025 in der Aula der Universität Bern erkoren.

Aktualität
1. Preis: Anne Morgenstern, Swifties, Neue Zürcher Zeitung

Kurz vor den zwei Schweizer Konzerten der amerikanischen Popsängerin Taylor Swift im Juli in Zürich bringen sich ihre – hier vornehmlich weiblichen – Fans in einem Klub in Stimmung. Die mit Freundschaftsarmbändern bestückten jungen Frauen gehen ganz in ihrem Fantum auf, beten Taylor Swift geradezu an. Diese sei «die Anführerin einer Religion», betitelt die Zeitung den Artikel über die «devoten» Swifties.

Aktualität
2. Preis: Alessandro della Valle, Bauerdemo, Keystone SDA, Diverse Medien

Rund 650 Traktoren bilden am 22. März auf einem Feld in Ersigen (BE) ein Lichtermeer vor der Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Zusammenkunft der Bäuerinnen und Bauern ist eine von mehreren friedlichen Protestaktionen, die schweizweit stattfinden. Gefordert werden in erster Linie faire Preise für landwirtschaftliche Produkte, sowohl vom Staat als auch von den Grossverteilern.

Aktualität
3. Preis: Michael Buholzer, Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock, Keystone SDA, Diverse Medien

Am 15. und 16. Juni findet auf dem Bürgenstock die Ukraine-Friedenskonferenz statt. Am Gipfeltreffen von über 80 Staaten nehmen unter anderem US-Vizepräsidentin Kamala Harris und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teil – und natürlich Wolodimir Selenski. Der ukrainische Präsident steht sichtlich angespannt zwischen Bundespräsidentin Viola Amherd und Bundesrat Ignazio Cassis.

Alltag
1. Preis: Sébastien Anex, Endlich Sonne!, Schweizer Familie

Das Berner Bergdorf Lütschental feiert am 25. Februar die Rückkehr des Sonnenscheins nach vier Wintermonaten im Schatten der Oberländer Alpen. Das Fest der kleinen Dorfgemeinschaft heisst Sunnezmorge. Manche behelfen sich während der dunklen Jahreszeit mit einer künstlichen Sonne. Familie Teuscher kann es kaum erwarten und fährt in die Höhe, wo man schon «sünnele» kann.

Alltag
2. Preis: Annick Ramp, Ein Leben im Provisorium, Neue Zürcher Zeitung

In der Nähe des Hauptbahnhofs Zürich stehen vier heruntergekommene Wohnblocks. Sie gehören der SBB und wurden 1965 für unverheiratete Gastarbeiter gebaut. Eigentlich als Provisorien geplant, stehen die «Junggesellenheime» bis heute. Und nach wie vor sind sie von Arbeitern bewohnt, zum Beispiel von Joaquin aus Portugal oder Peter aus Ostdeutschland. Dass die an Plattenbauten erinnernden Häuser an zentraler Lage nicht längst durch Neubauten ersetzt wurden, liegt an der Stadtplanung: Langfristig soll hier eine neue Tramlinie durchführen.

Alltag
3. Preis: Boris Müller, Hundeshow, Wertpapier Kundenmagazin

An einem Augustwochenende gehört die Luzerner Allmend ganz den Hundehalterinnen und -haltern. An der Swiss Dog Show präsentieren sie ihre Vierbeiner und lassen sie bewerten – in der Hoffnung, Herrchen oder Frauchen eines Schönheits-Champions zu sein.

Schweizer Geschichten
1. Preis: Rahel Zuber, Nährstoff Konzentration, nicht publiziert

Die analog aufgenommenen Fotos zeigen verschiedene landwirtschaftliche Standorte im Kanton Zürich. Die Filme wurden vor dem Entwickeln in Flüssigdünger oder Pflanzenschutzmittel eingeweicht. Die daraus entstandenen Spuren sollen darauf hinweisen, dass in unseren Gewässern trotz strenger Umweltstandards oft eine zu hohe Nährstoffkonzentration gemessen wird.

Schweizer Geschichten
2. Preis: Jonathan Labusch, Nemo Tour 2024, nicht publiziert

Durch den Sieg beim Eurovision Song Contest fⁿr die Schweiz wird Nemo über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Die Medien berichten über die nachfolgenden Konzerte, die Nemo zum Beispiel auf dem Berner Gurten oder in Solothurn gibt. Dabei wird Nemo, offen nicht-binär lebend, auch backstage begleitet.

Schweizer Geschichten
3. Preis: Marie-Lou Dumauthioz, Abbayes vaudoises, 24 heures

Die Waadtländer «Abteien» sind nicht etwa Klöster, sondern Schützenvereine und gleichzeitig Schiesswettbewerbe, deren Tradition bis ins Mittelalter zurückreicht. Frauen nehmen in diesen eigentlichen Bruderschaften oft die Rolle einer Ehrendame ein, die Schützenkönige sind männlich. Es geht aber auch anders: Die Abbaye des Nobles Coeurs zum Beispiel ist seit ihrer Gründung anno 1990 immer gemischtgeschlechtlich gewesen, sodass auch die Schwestern Marianne und Audrey an diesem Sommersamstag in Aigle im Paarschiessen antreten dürfen.

Porträt
1. Preis: Kostas Maros, Ich bin das letzte verbliebene Fräulein, Basler Zeitung

Noémi Speiser ist 97 Jahre alt und gilt als Koryphäe in ihrem Fachgebiet der Textilwissenschaft. Eine Kunstgalerie ehrt 2024 das Lebenswerk der Baslerin. Speiser heiratete zeitlebens nie und besteht darauf, als «Fräulein» angesprochen zu werden.

Porträt
2. Preis: Maurice Haas, Phoenix, Das Magazin

David Heimer war Küchenchef in einem angesagten Zürcher Restaurant, bis er im Mai 2023 schwer verunfallte: Bei einem Fallschirmsprung in Spanien kollidierte er mit einer Stromleitung, er verlor seine Nase und sämtliche Finger, und 70 Prozent seiner Haut verbrannten. Bis heute kämpft sich der Mittdreissiger zurück ins Leben. Dazu gehört nicht nur eine langwierige Rehabilitation, sondern auch sein Wille, seine Geschichte zu erzählen. Das Studiobild entsteht wenige Monate nach dem Unfall. Im Januar 2024 ist Heimer in der Lage, einen Wochenendausflug ins Piemont zu unternehmen – eine willkommene Abwechslung. Im Bett trägt er eine Silikonmaske, was die Narbenreifung positiv beeinflusst.

Porträt
3. Preis: Noëlle Guidon, Für Anna Rosenwasser ist die Liebe politisch, NZZ am Sonntag Magazin

Sie hat sich schon als Aktivistin für die Rechte von queeren Menschen stark gemacht, und auch als SP-Nationalrätin bleibt die Zürcherin Anna Rosenwasser eine wichtige Stimme für die LGBTIQ-Community. Die Bilder entstehen für ein Interview im Stadthaus und im Café Gleis. Die bekannte Feministin, die Frauen liebt, bezeichnet sich als «stolze Schlampe». Das sei politisch gemeint, denn sexuelle Selbstbestimmung dürfe nicht abgewertet werden. Im Bundeshaus müsse sie sich ständig sexistische Bemerkungen anhören. «Die Schweiz überschätzt sich gerne, was die eigene Offenheit angeht. Wir meinen, wir seien modern, aber eigentlich sind wir nur reich.»

Sport
1. Preis: Joseph Khakshouri, Rad WM Zürich, Schweizer Illustrierte

2024 wurde Zürich zum Mekka für Radsportfans. Die Rad- und Para-Cycling-WM lockte viele Fans in die Limmatstadt, und auch entlang der Strecke konnten die Rennfahrer auf grosse Unterstützung zählen. Auf dem Weg nach Zollikerberg ist das Feld sehr kompakt, eine ungewohnte Perspektive auf das Rennen bietet sich aus der Luft.

Sport
2. Preis: Silas Zindel, Der einzige Mann im Wasser, Neue Zürcher Zeitung

Einst wurde er von seinen Mitschülern gehänselt, heute träumt er von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen: Francesco Cosentino ist Synchronschwimmer und der erste Mann, der in dieser Sportart an den Schweizer Meisterschaften teilgenommen hat. Der heute 17-Jährige möchte nicht der einzige bleiben. Er sagt: «Ich hoffe, dass es irgendeinmal ein Team geben wird mit vier Männern und vier Frauen.»

Sport
3. Preis: Katja Schmidlin, Eiskunstlauf, Wochenblatt Laufental

Am 20. Dreiländer Cup treffen sich am 27. Oktober Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer aus der ganzen Schweiz in Laufen (BL), um gegeneinander anzutreten. Die Schwarz-Weiss-Aufnahmen lenken den Blick für einmal weg von den glitzernden Kostümen auf Details, die sonst kaum auffallen. Paula Wittkopf vom Eislauf Club Laufen ist hochkonzentriert. Nahaufnahmen von Alina Groux und Oréa Noto vom Eislauf Club Thun geben ungewohnte Einblicke. Eine Eisläuferin wärmt sich für ihren Wettkampf auf.

International
1. Preis: Dominic Nahr, Die Grüne Linie, Neue Zürcher Zeitung

In Jemen herrscht seit zehn Jahren Bürgerkrieg. Wie das ganze Land, ist auch die Stadt Taiz zweigeteilt: Deren Norden kontrolliert die islamistische Huthi-Miliz. Taiz ist kriegsversehrt, Soldaten patrouillieren auf Pick-ups durch die Strassen. Die Huthis kämpfen auch ausserhalb «ihres» Staates auf der Arabischen Halbinsel: Im Gaza-Krieg haben sie die Hamas gegen Israel unterstützt.

International
2. Preis: Tiziana Amico, Nunca Fui Adolescente, Republik Magazin

Dem ultralibertären argentinischen Präsidenten Javier Milei sind feministische Errungenschaften ein besonders grosser Dorn im Auge. In diesem politischen Klima haben es Frauen, die sehr jung Mutter geworden sind, noch schwerer als ohnehin. Micaela aus Buenos Aires wurde mit 15 Jahren zum ersten Mal, mit 17 zum zweiten Mal schwanger. Ihre Töchter brachte sie zur Welt, obwohl die Familie sie zu einer Abtreibung drängte. Es gibt in Argentinien zwar ein staatliches Programm zur Verhinderung ungewollter Teenager-Schwangerschaften, doch die neue Regierung strich das Budget radikal zusammen.

International
3. Preis: Mario Heller, Turkish Hairlines, Neue Zürcher Zeitung

In Istanbul gibt es zahlreiche Haarkliniken. Hierhin reisen jedes Jahr Hunderttausende Männer, um ihre Halbglatze behandeln zu lassen. Ein probates Mittel sind Haartransplantationen. Dabei werden am Hinterkopf sogenannte Grafts entnommen, gekühlt zwischengelagert und an der kahlen Stelle wieder eingepflanzt – bis zu 75 Haare pro Quadratzentimeter. Die Transplantationen sind in der Türkei zwar besonders günstig, aber auch mit gewissen gesundheitlichen und kosmetischen Risiken verbunden.

Award, ReportageMiryam Abebe