Einträge in Photobook
Cars and Cows…

Pontiac Firebird | Texas Longhorn with black markings around the eyes © Ute Behrend

Cars and Cows – oder was haben Autos und Rinder für Gemeinsamkeiten? Die aufgenommenen Cars sind Oldtimer und die dokumentierten Rinder sind spezielle Rassen, die nicht geeignet sind für eine intensive Fleischproduktion. In der Regel werden Oldtimer und eben auch Rassenrinder mit Nummernschildern und Markenzeichen versehen – eine Art der Dokumentation von Auslaufmodellen…

Two Black Angus cows © Ute Behrend

Die Aufnahmen lass einen im American Dream schwelgen und unendlich langen Strassen träumen, die von Weiden umgeben sind mit eben genau diesen Rindern mit ihren meist interessiertem Blick, den sie einen zuwerfen und den oft langen Hörnern. Die Bilder machen auch nachdenklich und man stellt sich die Fragen: Wo gibt es noch solche Rinderrassen? Warum werden die Oldtimer, die Autowracks nicht ordentlich entsorgt?

Chianina cattle © Ute Behrend

Alles an diesem Fahrzeug war vollkommen, vom aufklappbaren Verdeck bis zu den Rädern mit den hellen Luftdruckreifen. Einen solch allmächtigen Optimismus strahlte dieses Wunder der Technik aus, dass allen, die kamen, es zu bestaunen, der Tod als überholtes Element einer alten Ordnung erscheinen musste, eine Art prähistorische Schwäche, die die Menschheit überwinden konnte, wenn sie nur ihrem Drang nach Fortschritt folgte und für immer der Technik vertraute. Was dann kommen würde, konnte nicht schlecht sein, unterlag es doch der Kontrolle blitzend steriler Werkzeuge, Geräte und Utensilien. Und weil diese sich reparieren liessen, waren sie gewissermassen unsterblich. (Olga Tokarczuk)

White Karmann Ghia © Ute Behrend

"Wir lieben es nicht, Tiere, die wir zu unseren Sklaven gemacht haben, als ebenbürtig zu betrachten." (Charles Darwin)

Scottish Highland cattle © Ute Behrend

Der Verlag zum Buch: Mit Cars and Cows legt uns Ute Behrend ihre subtilen Beobachtungen zum Fortschrittsmythos des American Dream und zur Fragilität unserer Epoche vor – ein poetischer Blick über den Strassenrand hinaus!

In gleichem Masse, in dem der American Dream in die Jahre gekommen ist und bröckelt, führt Ute Behrend in ihren Fotografien zwei Auslaufmodelle zusammen, die mit den guten alten Zeiten der Vereinigten Staaten assoziiert sind: Amerikanische Oldtimer und alte Rinderrassen.

Auf ihren Reisen durch die USA fielen der Kölner Fotografin immer wieder Chevrolets, Cadillacs und andere klassisch amerikanische Autos auf – zum Teil liebevoll gepflegt, zum Teil sich selbst überlassen, rostend, am Strassenrand. Gleichermassen blickte sie immer wieder in die aufmerksamen Augen von Longhorns und anderen Rindern. – Diese haben mehr mit den motorisierten Zeitzeugen des American Dream gemeinsam, als man denkt: Beide sind nummeriert und erfasst, stossen unzeitgemäss viel klimaschädliche Gase, CO2 und Methan aus, belasten also die Umwelt und sind Symbole einer Ära, die guten Gewissens aus dem Vollen schöpfte und Symbole des Reichtums feierte. Ute Behrends empathischer Blick lässt eine gewisse Nostalgie zu, ohne ins Kitschige abzurutschen.

Two Ford Mercury © Ute Behrend

Ute Behrend lebt und arbeitet in Köln und ist Künstlerin, Verlegerin und Dozentin. Sie ist Mitbegründerin des Verlags BUMMBUMM BOOKS und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPH) und Teil des Präsidiums der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA). Ute Behrends Fotografien und Videoinstallationen wurden international ausgestellt und sind in öffentlichen Sammlungen vertreten. Ihr erstes Buch "Girls some Boys and Other Cookies" veröffentliche sie bei Scalo Publisher 1996 in Zürich. "Bärenmädchen / Bear Girls" erschien 2019 als Buch und wurde in Israel, Spanien, Litauen, Deutschland, Griechenland, der Schweiz und den Niederlanden präsentiert und wurde mit dem Julia-Cameron-Preis und dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet.

Six Hereford calves and a Black Angus calf © Ute Behrend

BUMMBUMM BOOKS hat es sich zum ehrgeizigen Ziel gesetzt, den visuell poetischen Raum zurückzuerobern – sei es in Form von Fotobüchern wie dem vorliegenden von Mit-Verlegerin Ute Behrend, Fine-Art-Prints oder auch den freedom books, die den ganz persönlichen Konzepten von Freiheit gewidmet sind. Ein scharfer Blick, aktuelle thematische Diskurse, sorgfältige Gestaltung und hervorragende Druckqualität bestimmen das engagierte Programm der Kölner um Verleger Florian v. Wissel.

White Chrysler Imperial Crown 1964-66 © Ute Behrend

Cars and Cows (ISBN 978-3-948059-07-1) von Ute Behrend kann direkt bei BUMMBUMM BOOKS oder im Buchhandel bezogen werden.

Pia Zanetti…

Chontales, Nicaragua, 1987 © Pia Zanetti

Bereits 2021 ist ein Buch über die Arbeit von Pia Zanetti, anlässlich ihrer Ausstellung in der Fotostiftung beim Verlag Scheidegger & Spiess erschienen. Wer nun denk, dass man keine neuen Aspekte des fotografischen Werks von Pia Zanetti kennen lernen kann, irrt sich. Ein Blick, auch ein zweiter, dritter Blick in das Buch lohnt sich. Peter Pfrunder (Direktor Fotostiftung) hat sich gar gefragt, ob Pia Zanetti ihnen Bilder vorenthalten habe...

In St. Moritz fotografierte ich die "Italiener erster Klasse": Das waren jene Begüterten aus Mailand und Turin, die im Engadin ihren verschwenderischen Lebensstil pflegten und mit ihren Landsleuten aus dem Süden, die als Kellner und Dienstmädchen arbeiteten, nur Französisch redeten.
© Pia Zanetti

Natürlich gibt es ein paar Bilder, die erkennt man wieder, aber es gibt viel Neues zu sehen. Pia Zanetti ist tief in ihr Archiv getaucht und hat neue Schätze gehoben. Schätze, die beim Machen eher verkannt worden sind, aber im heutigen Zeitgeist mit einem anderen Blick auf die Arbeit unbedingt gezeigt und vor allem gesehen werden sollten. Dies ist der Bildauswahl mit Luca Zanetti, ihrem Sohn und Fotografen geschuldet. Er hat sie auf Bilder aufmerksam gemacht, die für das heutige Wahrnehmen wichtig geworden sind. Es gibt mehr Farbfotografien und jüngere Arbeiten zu entdecken.

Belgien, 1967 © Pia Zanetti

Blättert man das Buch durch, entdeckt man immer wieder Menschenmengen, aus denen einzelne Personen mit skurrilen Gesichtsausdrücken, Menschen, die ihren Gedanken nachhängen und ins Nirgendwo schauen und lachende Kinderaugen scheinbar hervorgehoben werden. Pia Zanetti geht mit der Kamera – natürlich unerkannt – auf die Menschen zu und erzählt deren Geschichten genauso oder ganz anders…

Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Das spannende an Pia Zanettis neuem Buch, das bei den Edizioni Periferia erschienen ist – es hat kaum Text. Nur Anmerkungen, wo die Bilder entstanden sind und dies auch nur wenn sie sich noch genau daran erinnert. Aber das Buch funktioniert, denn auf allen der 351 Seiten gibt es Bilder, die für sich sprechen und keine Worte brauchen. Wohltuend für alle, die sich einzig auf die Fotografie fokussieren möchten und sich nicht durch Texte beeinflussen oder ablenken möchten!

Ein Blick, ein Moment: Der Box-Champion Muhammad Ali an einer Black-Power-Versammlung in der Community von Watts
© Pia Zanetti

Pia Zanetti (*1943) ist in Basel geboren und lebet heute in Zürich. Ihre Ausbildung zur Fotografin machte sie bei Olivio Fontana und an der Kunstgewerbeschule Basel (1960 – 1963). Seither ist sie als freischaffende Fotografin tätig, mit Schwerpunkten in politischen und sozialen Themen. Von 1963 bis 1965 und von 1969 bis 1971 lebte sie in Rom, dazwischen in London (1965 – 1969). Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Medien (Espresso, Venerdì di Repubblica, Adesso, Stern, Paris Match, Du, Annabelle, Bolero, Film-Revue, Textil-Revue und anderen) und wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instituto Svizzero di Roma, Museo cantonale d'Arte, Lugano, Musée de l'Elysée, Kunsthaus Zürich und anderen) präsentiert. Seit 2019 ist sei Stiftungsrätin und fotografische Beraterin von fairpicture.org.

Soweto, Johannesburg, Republik Südafrika, 1968 © Pia Zanetti

1986 gründeten Flurina und Gianni Paravicini-Tönz in Poschiavo die Galleria Periferia. Es entstanden installative Reaktionen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler auf die rurale Bausubstanz des Gebäudes, auf die Zeit und den Ort. 1992 gesellte sich nach dem Umzug nach Luzern die Edizioni Peiferia. Der Schwerpunkt verlagerte sich immer mehr von Ausstellungen auf den Verlagsbereich. Seither verlegten sie über hundert Kunst- und Künstlerbücher, von denen einige längst vergriffen und gesucht sind. Das Programm beinhaltet Bücher, Editionen, Videos und DVDs von international bekannten Künstlerinnen und Künstlern mit speziellen thematischen Schwerpunkten. Die Publikationen werden mit grösster Sorgfalt produziert und stellen in sich geschlossene Werke dar, die in kleinen, meist limitierten und oft nummerierten Auflagen editiert werden.

Armeno, Italien, 1995 © Pia Zanetti

Das Buch Pia Zanetti (ISBN 978-3-907205-39-6) kann direkt bei Edizioni Periferia bestellt oder im Buchhandel bezogen werden.

Fotograf – Ernst Scheidegger…

Metzgerei in Süditalien, um 1948, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Fotograf – Ernst Scheidegger ist eine Hommage an den am 30. November 1923 geborenen Magnum-Fotografen und Mitbegründer des Verlags Scheidegger & Spiess mit Texten von Tobia Bezzola, Philippe Büttner, Helen Grob, langjährige Lebenspartnerin von Ernst Scheidegger und Alessa Widmer.

Fassade des ehemaligen Wohnhauses des Malers Johna Barthold Jongkind, Paris, um 1955 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Tobia Bezzola schreibt in Vom fotografischen Frühwerk zu den Künstlerportraits über das fotografische Frühwerk Scheideggers und wie er eine Kartonschachtel voller Fotografien, Abzügen von Freunden und Kollegen der Agentur Magnum in den frühen 1950er-Jahren gegen eigene Fotografien eingetauscht hatte von Paris in die Schweiz mitgebracht hat. "Dieses Konvolut von Rohkopien, Presseabzügen, Archivkopien und Ausstellungsprints von Werner Bischof, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Ernst Haas, George Rodger, Ruth Orkin und David Seymour war mehr als eine Zeitkapsel oder eine Memorabiliensammlung. In gewisser Weise blieb in dieser Schachtel auch Ernst Scheideggers eigene abgebrochene Karriere als Fotoreporter und Bildjournalist versiegelt. […]"

Kinder in der Tschechoslowakei, um 1948 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Im Essay Der bildschöpferische Seher – Über das fotografische Werk von Ernst Scheidegger von Alessa Widmer erfährt man einiges über die Begegnung, Freundschaft und Gemeinsamkeiten von Ernst Scheidegger mit Werner Bischof, der Freundschaft zu Alberto Giacometti und wie er den Schaffensprozess und die Skulpturen Giacomettis bis zu dessen Tod 1966 immer wieder fotografierte. Es ist auch zu lesen, wie Scheidegger zum Portraitieren von Künstlerinnen und Künstlern kam. "Mal mit und mal ohne Kamera in der Hand traf sich Scheidegger über Jahre hinweg mit verschiedenen Kunstschaffenden, besuchte deren Ausstellungen, wurde in Ihre Ateliers eingeladen und verbrachte in den französischen Cafés Zeit mit Ihnen. "Ich bekam Freude am Beobachten von Menschen und vor allem von Künstlern," beschreib Scheidegger diese Zeit und damit auch, wie sein Interesse am Portraitieren von Künstlerinnen und Künstlern entstand."

Kinder in Süditalien, um 1948, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

"C'est comme un reportage" – Ein Blick in die Essenz von Ernst Scheideggers Fotografie von Philippe Büttner zeigt die von Giacometti geschätzte Qualität der Herangehensweise und Umsetzung von Ernst Scheidegger in der Fotografie, aber auch in der Buchgestaltung. "Es gibt einen jungen Fotografen aus Zürich, Scheidegger, der vor ein paar Jahren bei mir zu Hause viele Fotos von den Skulpturen, vom Atelier usw. gemacht hat. Jetzt ist er daran, davon ein kleines Buch zu machen, er hat einen jungen Herausgeber in Zürich, der es veröffentlicht. Das Buch, ich habe das Layout gesehen, ist sehr; sehr gut und ich möchte unbedingt, dass es herauskommt, weil es viel Mühe gekostet hat, es ist ein wenig wie eine Reportage, aber sehr speziell." (Alberto Giacometti, in einem Brief an Pierre Matisse, 11.05.1957)

Ballettschülerin im Studio von Madame Rousanne, Paris, um 1955 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Helen Grob – langjährige Lebenspartnerin schreibt in Von Fischen und Freunden über das Fischen mit Ernst Scheidegger, die spontanen Gäste im Bergell, von den "gefundenen Fressen" – une truite au bleu, dem Freilassen von Forellen am Heiligenabend, den mässig geniessbaren Karpfen und den gesammelten Eierschwämmen, die zu kulinarisch unübertrefflichen Mahlzeiten führten – Erinnerungen an Streifzüge durch die Natur. Sie schreibt auch über die Galerietätigkeit Scheideggers und die Art und Weise wie er potenzielle Kundschaft, die ihm unsympathisch war aus der Galerie ekelte und über langjährige Freundschaften unter anderen mit Arnold Hottinger, der die Einladungen zum Essen ablehnte und sich doch immer dazusetzte. Feinfühlig und poetisch bringt sie die Erinnerungen an den geliebten Menschen auf Papier und lässt die Leserinnen und Leser auch am besonderen Fisch teilhaben. "Halt, beinahe hätte ich einen ganz besonderen Fisch vergessen: Bevor es jeweils ins Bergell hinunterging, liessen wir uns genüsslich im Hotel Kulm in Maloja einen am frühen Morgen desselbigen Tages gefangenen Saibling kredenzen."

Arbeiter an einer Brüstung, um 1949 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Tobia Bezzola, ist seit 2018 Direktor des Museo d'Arte della Svizzera italiana (MASI). Zuvor war er Direktor des Museum Folkwang in Essen (2013-2018) und Kurator am Kunsthaus Zürich (1995-2012). Er hat seit 1993 über 100 Ausstellungen und Katalogpublikationen zu moderner und zeitgenössischer Kunst und Fotografie verantwortet. Er ist Mitglied zahlreicher Stiftungsräte (darunter der Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv), Vorstände und Fachgremien privater und öffentlicher Kulturinstitutionen sowie Dozent an der Accademia di Architettura der Università della Svizzera italiana.

Eishockeyspiel auf einem gefrorenen See, Anfang 1960er-Jahre, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Philippe Büttner, ist seit Herbst 2011 Sammlungskonservator am Kunstmuseum Zürich. Von 2003 bis 2011 war er Ausstellungskurator an der Fondation Beyeler in Riehen/Basel. Er hat u. a. Ausstellungen zu Wolfgang Laib, Fernand Léger, Alberto Giacometti und Aristide Maillol sowie zu Pop-Art und Surrealismus kuratiert. Er ist Geschäftsführer der Alberto-Giacometti-Stiftung sowie Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv.

Schlucht im Verzascatal, 1970er-Jahre © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Helen Grob, arbeitete während vieler Jahre als Assistentin für den Schweizer Komponisten und Intendanten Rolf Liebermann an der Hamburgischen Staatsoper und an der Opéra de Paris und später für den deutschen Komponisten Hans-Werner Henze. Nach dem berufsbegleitenden Studium der Psychologie war sie ab 1986 noch für zwei Jahrzehnte als Psychotherapeutin in Zürich tätig. Während 33 Jahren bis zu seinem Tod 2016 war sie die Lebenspartnerin Ernst Scheideggers.

Clown vor seinem Auftritt im Zirkus Knie, um 1949, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Alessa Widmer, absolvierte ihren Master in Theorie und Geschichte der Fotografie und Kunstgeschichte an der Universität Zürich, wo sie aktuell ihre Dissertation zur Schweizer Fotografiegeschichte und zu Rosellina Burri-Bischof schreibt. Sie arbeitete u. a. im historischen Archiv der Magnum Foundation in Paris und ist derzeit Künstlerische Leiterin der Kunstmesse photo basel.

Frau mit Tuba vor dem Zirkuszelt, um 1949 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Schiffschaukel, um 1950, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Das Kunsthaus Zürich ist mit 11'500 Quadratmeter Ausstellungsfläche das grösste Kunstmuseum der Schweiz. Es besteht aus einem vierteiligen Gebäudekomplex, dem alten, dreiteiligen Gebäudetrakt Moserbau, Bührlesaal und Müllerbau sowie dem 2021 eröffneten Erweiterungsbau von Chipperfield Architects Berlin. Die Bauten säumen, wie das in unmittelbarer Nähe liegende Schauspielhaus Zürich, den Heimplatz der Stadt Zürich. Das Kunstmuseum beherbergt eine der grössten Kunstsammlungen des Landes, besitzt die umfangreichste Sammlung von Werken des Schweizer Bildhauers, Malers und Grafikers Alberto Giacometti sowie eine der bedeutsamsten des Dadaismus. Zudem gehört dem Museum der repräsentativste Bestand an Gemälden von Edvard Munch ausserhalb Norwegens. (Quelle: Wikipedia)

Errichtung der Skulptur «Kontinuität» von Max Bill in ihrer ersten Gipsfassung, Zürich, 1947, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Das MASI-Lugano - Museo d’arte della Svizzera italiana wurde 2015 gegründet und gehörte bereits nach wenigen Jahren zu den meistbesuchten Kunstmuseen der Schweiz. Es bildet einen kulturellen Knotenpunkt zwischen dem Süden und dem Norden der Alpen, der italienischen und der deutschen Schweiz, dem lateinischen und dem germanischen Europa. An seinen zwei Standorten – im Kulturzentrum LAC sowie im historischen Palazzo Reali – bietet es ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm, wechselnde Sammlungspräsentationen sowie ein umfangreiches, mehrsprachiges Vermittlungsprogramm für Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Ergänzt wird das Angebot durch die in Zusammenarbeit mit dem MASI betriebene, ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Collezione Giancarlo e Danna Olgiati.

Max Bill mit einer Studentin in der Keramikwerkstatt der HfG Ulm, um 1954, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Das Buch
Ernst Scheidegger – Fotograf (Deutsch ISBN 978-3-03942-173-2, englisch ISBN 978-3-03942-178-7) kann bei Scheidegger & Spiess oder im Buchhandel bezogen werden.

Germaine Richier in ihrem Pariser Atelier, um 1953, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich Werk Germaine Richier: © 2023, ProLitteris, Zurich*

Die Ausstellungen
Kunsthaus Zürich: Ernst Scheidegger – Fotograf, 27. Oktober 2023 – 21. Januar 2024
MASI-Lugano: Faccia a faccia - Omaggio a Ernst Scheidegger, 18. Februar – 21. Juli 2024

Justizpalast. Kapitol. Seitenansicht des Hypostyls (Architekt: Le Corbusier), um 1955 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Akris - A Century in Fashion…

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Akris - a century in fashion gibt einen Einblick in die 100jährige Geschichte und Entwicklung des Hauses Akris. Das Buch bietet eine umfassende Darstellung der einzigartigen Ästhetik und Handwerkskunst, die Akris zu einem der führenden Modehäuser der Welt gemacht hat. 1922 hat Alice Kriemler-Schoch in St. Gallen ein Atelier für Schürzen gegründet. Bald kleidete Alice jedoch die stilvollsten Frauen in der Region ein und verwendete ausschliesslich einheimische Stoffe und natürlich auch viel Stickerei. 1944 trat Max Kriemler, Alice Sohn in das Familienunternehmen ein und nannte das Haus Akris, nach den Initialen seiner Mutter.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Die Fotografien von Iwan Baan zeigen die Schönheit und Eleganz der Kleidungsstücke von Akris. Die Texte von Daniel Binswanger, Jessica Iredale, John Neumeier, Nicole Phelps, Anne Urbauer, Nicole Urbschat und Roland Wäspe bieten einen tiefen Einblick in die Geschichte und Philosophie der Marke. Die Haptik des Buches und die Wahl der verschiedenen Papierarten lässt erahnen wie die verschiedenen Stoffarten von Albert Kriemler ausgewählt und verarbeitet werden. Das Buch wurde von Albert und Peter Kriemler gestaltet. Akris - a century in fashion ein Buch, das Modebegeisterte, Liebhaber der Marke und Designfreaks zu begeistern vermag.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Informationen des Verlags: Selbstverständlich - der deutsche Ausdruck, der für Albert Kriemler das ästhetische Ideal, das er mit seinen Modedesigns verwirklichen möchte, am besten umschreibt. Für den Kreativdirektor von Akris ist die Verkörperung der natürlichen Moderne selbstverständlich - sie zeigt sich in der Trägerin, im Gebrauch und in der Funktionalität der Kleidung. 

Akris - A Century in Fashion umfasst anhand der Kollektionen die hundertjährige Geschichte des Hauses: die bescheidenen Anfänge als Schürzenatelier, den Aufstieg in die Welt der Haute Couture und die Verwurzelung in St. Gallen, dem Zentrum der einst boomenden Schweizer Textilindustrie. Beiträge verschiedener Autoren, darunter die Modeschriftstellerin Jessica Iredale, beleuchten die Geschichte, die Einzigartigkeit und die Zukunftsorientierung des Hauses. Fotoessays von Iwan Baan illustrieren die Heimatstadt und die Innenwelt des Hauses. Der Choreograf John Neumeier und der Künstler Thomas Ruff sprechen über ihre kreative Zusammenarbeit mit dem Designer.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Albert Kriemler (*1960) ist der Kreativdirektor von Akris, einem 1922 in St. Gallen gegründeten internationalen Modehaus. Seit 2004 ist er der einzige Schweizer Designer, der seine Kollektion auf der Pariser Modewoche präsentiert. Kriemler erhielt 2008 den Swiss Design Award und wurde 2016 vom Museum of the Fashion Institute of Technology, New York, mit dem Couture Council Award for Artistry of Fashion für seine herausragenden Kooperationen mit Künstlern und Architekten wie Carmen Herrera, Thomas Ruff und Sou Fujimoto ausgezeichnet. (englische Quelle: Lars Müller Publishers)

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Peter Kriemler (*1962) ist Präsident von Akris, einem 1922 gegründeten internationalen Modehaus in St. Gallen, Schweiz. Nach seinem Studium an der Universität St. Gallen (HSG) übernahm er 1987 als CEO die Leitung des Modehauses in Familienbesitz. Mit dem Aufbau eigener Produktionsstätten sorgte er dafür, dass Akris heute eines der wenigen vertikal integrierten Modeunternehmen ist, das jeden Schritt von der Entwicklung des Stoffes bis zum Kleid in der Boutique begleitet. Heute vertreiben Peter Kriemler und sein Bruder Albert Akris weltweit und haben das Unternehmen zu dem gemacht, was die Financial Times als "das erfolgreichste Label, von dem Sie noch nie gehört haben" bezeichnete. (englische Quelle: Lars Müller Publishers)

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Iwan Baan (*1975) ist in der Nähe von Amsterdam aufgewachsen und studierte Fotografie an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Er ist ein Architektur- und Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden regelmässig in Architekturmagazinen und Zeitungen veröffentlicht, unter anderem in Domus, a+u, The New Yorker und The New York Times. Er hat für renommierte Architekturbüros wie SANAA, Rem Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron, Toyo Ito und Architekten wie Steven Holl und Zaha Hadid gearbeitet. In seinen Fotografien konzentriert er sich auf die Verbindung zwischen der Architektur und der Umgebung. Anstatt die gebaute Struktur zu isolieren, bettet er sie in Geschichte und Kontext ein.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Daniel Binswanger (*1969) ist in Zürich geboren und hat in Paris, London und Berlin Philosophie und Literaturwissenschaften studiert. Von 2004 - 2006 war er für die Weltwoche tätig, ab 2007 wer er Paris-Korrespondent für den Tagesanzeiger, bis Ende 2017 hat er für das Magazin jede Woche einen Kommentar zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen geschrieben und nah dabei eine linksliberale und sozialdemokratische Position ein. Seit 2018 ist er Online-Redakteur der Republik.

Embroidery archive established by Alice Kriemler-Schoch, still in use today | © Iwan Baan

Jessica Iredale ist Autorin und Redakteurin und lebt in New York City. Ihre Arbeiten sind unter anderem in der New York Times, dem Wall Street Journal, Town & Country, Air Mail, W magazine, Vogue.com, Vogue Business, Perfect, Monocle, Homme Girls und Racquet erschienen. Zuvor war sie Modekritikerin und Redakteurin bei Women's Wear Daily.

Cotton double-face | © Vera Bohm

John Neumeier (*1939) ist in Milwaukee, Wisconsin geboren. Er ist Tänzer, Choreograf und Ballettdirektor. Er ist seit 1973 als Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett und seit 1996 auch als Ballettintendant an der Staatsoper in Hamburg und anderen Orten als Gastchoreograf tätig. Er ist Direktor der von ihm gegründete Ballettschule in Hamburg.

Akris, Werbekampagne mit Stella Tennant, Herbst/Winter 1995, © Foto: Akris

Nicole Phelps ist die internationale Direktorin von Vogue Runway und Vogue Business. Sie begann ihre Modekarriere bei Women's Wear Daily und W Magazine und verbrachte fünf Jahre bei ELLE, bevor sie leitende Redakteurin von Style.com wurde. Im Jahr 2015 wechselte sie zu Vogue, wo sie die Vogue Runway-App ins Leben rief, die 2018 mit einem Webby Award ausgezeichnet wurde. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Manhattan.

Akris, Albert Kriemler x Reinhard Voigt, Drei Teile Druck, Werbekampagne, Herbst/Winter 2022, © Foto: Akris

Anne Urbauer ist in Journalistin, Autorin und Kommunikationsberaterin. Sie lebt in München.

Akris, Albert Kriemler x Carmen Herrera, Streetstyle-Foto, Frühling/Sommer 2017, © Foto: Bon Wongwannawat

Nicole Urbschat ist Redakteurin und kreative Beraterin. Ihr Markenzeichen seien zerzaustes Haar, dafür entwirrte Gedanken. Sie ist mit Zeitschriften aufgewachsen und strebt danach aussagekräftige, inhaltsorientierte, innovative und klare Arbeiten zu erstellen. Sie liebt Print genauso wie digitale Produkte und hat sowohl für grosse internationale Marken und Verlage als auch für kleine unabhängige Projekte gearbeitet. Heute lebt sie in Berlin, hat aber auch in Hamburg gearbeitet und ist Diplom-Kommunikationswirtin und betrachtet jeden ihrer Artikel als eine echte Liebesmüh.

Akris, Albert Kriemler x Imi Knoebel, Mehrfarbiger Kinderstern Druck, Ai Medium Messenger Tasche (Vordergrund), Imi Knoebel, Ohayo, 1999 (Hintergrund), Lookbook, Frühling/Sommer 2021, © Foto: Timothy Schaumburg

Roland Wäspe studierte Kunst- und Architekturgeschichte sowie ostasiatische Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Seit 1989 ist er Direktor des Kunstmuseums St. Gallen. In dieser Funktion hat er zahlreiche Wechselausstellungen für das Kunstmuseum und den Kunstverein St. Gallen mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Kunst organisiert.

Akris, Albert Kriemler x Imi Knoebel, Look 31 (Vordergrund), Imi Knoebel, Ohayo, 1999 (Hintergrund), Lookbook, Frühling/Sommer 2021, © Foto: Timothy Schaumburg

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

Akris, Albert Kriemler x Alexander Girard, Wooden Dolls Druck, Défilé, Frühling/Sommer 2018, © Foto: Akris

selbstverständlich - Akris - A Century in Fashion kann (ISBN 978-3-03778-707-6) direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

Akris, Albert Kriemler x Carmen Herrera, Werbekampagne, Frühling/Sommer 2017, © Foto: Amit Israeli

Die Ausstellung Akris. Mode. selbstverständlich kann bis am 24. September 2023 im Museum für Gestaltung in Zürich besucht werden.

Werner Bischof. Unseen Colour…

Studie, Zürich, Schweiz, 1949 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Unseen Colour ist ein farbiger Schatz, der uns das Gesamtwerk von Werner Bischof näherbringt. Als Marco Bischof, der älteste Sohn von Werner Bischof 2016 das Archiv durchforstete, fand er Hunderte von Glasplatten, die er für Schwarz-Weiss-Fotos hielt. Er stellte jedoch fest, dass es für jedes Bild scheinbar drei identische Negative gab. Dann die Überraschung beim genauen Hinsehen; sie wiesen unterschiedliche Intensitäten auf, wie Schichten eines einzigen Bildes, aus deren Überlagerung sich ein Farbfoto ergibt.

Orchidee (Studie), Zürich, Schweiz, 1943 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Devin Tri-Color Camera[1], Rolleiflex[2] und Leica[3].

 In "Versuche der Farbfotografie mit den heutigen Mitteln" - Werner Bischof und die Farbfotografie beschreibt Tobia Bezzola die Eigenheiten der verschiedenen Kameratypen. Wir finden ein Panorama der technischen und ästhetischen Möglichkeiten erprobt, von sprühend-grell bis weich und aquarellistisch, von rokokohaft verspielt bis Pop-Art-mässig aggressiv, je nach Massgabe der Möglichkeiten des Motivs und des Materials. Bleibt zu bedauern, dass Bischof, der in Schwarz-Weiss so virtuos die technischen Möglichkeiten zu maximalem ästhetischem und narrativem Ausdruck zu steigern wusste, diese Pfade nicht weiterverfolgen konnte.

Model mit Rose, Zürich, Schweiz, 1939 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

In Von kommerziellen Zwängen zu künstlerischen Vorhaben: Der zwiespältige Ruf der Farbe zeigt Clara Bouveresse die zwiespältige Beziehung zur Farbfotografie, insbesondere in der Agentur Magnum auf.  …Den Gründungsidealen der Agentur und dem Geist der engagierten Fotografie getreu, realisierte er Bilder in Schwarz-Weiss, die, geprägt von Empathie und Humanismus, zu den Klassikern des Genres werden sollten […] […] Die Arbeit in Farbe bot neue Möglichkeiten und bedeutete eine andere Art und Weise, jede Aufnahme zu komponieren. Auch sensibilisierte sie den Blick für die Farbnuancen jeder einzelnen Bildzone […]

Glasflasche mit Blatt, Zürich, Schweiz, 1942 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Peter Pfrunder schreibt in Schmerzhafte Farben wie Farbfotografien auch empören können: Dass die Farbe dabei eine wesentliche Rolle spielte, bezeugen die darauf Bezug nehmenden Formulierungen der Zeitgenossen: Dem Fotografen selbst prägen sich die "blauvioletten Brandmale", "eine rote Maske" und "das farbig-rosa Fleisch" ein; Du-Chefredakteur Kübler erwähnte in seinem Editorial explizit das "bläulich gefärbte" Gesicht, und ein Leser empörte sich übe de Zumutung, ein solches Bild "überlebensgross und farbig" zu zeigen. Nicht wenige von Bischofs Devin-Aufnahmen hätten als Schwarz-Weiss-Fotos ebenso gut funktioniert […]

Der Reichstag, Berlin, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Im Text von Farben und Techniken von Luc Debraine erfährt man einiges über die eingesetzten Kameras, über Drucktechniken und Filmmaterialien. Nun war der Zeitpunkt gekommen: Die Farbfotografie begann sich in den illustrierten Magazinen durchzusetzen. Tatsächlich erschien sie in Frankreich bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Zeitschriften wie Illustration. Der Druck mithilfe des Autochrom-Verfahrens aber lieferte wenig überzeugende Ergebnisse. Zumindest in den Augen der Werbetreibenden, die eine realistische Wiedergabe verlangten […] Die Heliogravüre[4] wie auch die Trichromie[5] waren eine Antwort auf diese eindringliche Nachfrage. Die beiden Techniken sind kostspielig, zeitaufwendig und verlangen grosses Geschick. Die Ergebnisse aber sind beispielhaft ich ihrer Authentizität, Modernität und visuellen Wirkung…

Trümmerfrauen, Berlin, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Werner Bischof wurde am 26. April 1916 als Sohn eines Direktors einer pharmazeutischen Fabrik und passionierten Amateurfotografen in Zürich geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Zürich, Kilchberg und in Waldshut. Die Kindheit und Jugendzeit wurde vom frühen Tod der Mutter 1931 überchattet. 1932 trat er in die Kunstgewerbeschule Zürich ein, wo er die neu eingerichtete Fotoklasse von Hans Fisler besuchte und 1936 abschloss. Bereits 1936 eröffnete er sein erstes Atelier in Zürich. 1939 übersiedelte er, mit der Absicht Maler zu werden, nach Paris. Bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs kehrte er zurück in die Schweiz und leistete zwei Jahre Militärdienst. 1945 begann er mit einer fotografischen Dokumentation des zerstörten Nachkriegseuropas im Auftrag der "Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten" in Süddeutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. 1946 lernte er Rosellina Mandel kennen, die er 1949 heiratete. 1949 wurde er Mitglied von Magnum Photos. Seine weiteren Reisen führten ihn durch Italien, Griechenland, Ungarn, Rumänien, Tschechoslowakei, Polen, Skandinavien, Indien, Japan, Indochina. 1953 begann er die Planung für eine ausgedehnte Reise durch Südamerika. Am 16. Mai 1954 verunfallte er tödlich als sein Wagen in den peruanischen Anden in eine Schlucht stürzt.

Neues Palais, Darmstadt, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Trocknendes Getreide, Castel di Sangro, Italien, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Das MASI Lugano - Museo d’arte della Svizzera italiana wurde 2015 gegründet und gehörte bereits nach wenigen Jahren zu den meistbesuchten Kunstmuseen der Schweiz. Es bildet einen kulturellen Knotenpunkt zwischen dem Süden und dem Norden der Alpen, der italienischen und der deutschen Schweiz, dem lateinischen und dem germanischen Europa. An seinen zwei Standorten – im Kulturzentrum LAC sowie im historischen Palazzo Reali – bietet es ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm, wechselnde Sammlungspräsentationen sowie ein umfangreiches, mehrsprachiges Vermittlungsprogramm für Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Ergänzt wird das Angebot durch die in Zusammenarbeit mit dem MASI betriebene, ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Collezione Giancarlo e Danna Olgiati.

Strand, Sardinien, Italien, 1950 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Die Fotostiftung Schweiz, 1971 als private «Stiftung für die Photographie» gegründet, setzt sich für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung von fotografischen Werken ein. Ihre Sammlung umfasst ca. 50’000 Ausstellungsprints, 250’000 Archivabzüge sowie über 1 Million Negative bzw. Dias. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Bundesamtes für Kultur betreut sie rund 100 Archive oder Teilarchive von herausragenden Fotografinnen und Fotografen sowie eine umfassende Sammlung zur Schweizer Fotografie. Mit eigenen Ausstellungen und Publikationen stellt die Fotostiftung regelmässig historische oder aktuelle Positionen der Schweizer Fotografie vor.

Regenschirm aus Pergamentpapier, Kyoto, Japan, 1951 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Die Ausstellung Werner Bischof. Unseen Colour kann vom 12. Februar - 2. Juli 2023 im MASI -  Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano und vom 26. August 2023 - 21. Januar 2024 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur besucht werden.

Sumida-Fluss, Tokio, Japan, 1951 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Werner Bischof. Unseen Colour (Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-03942-129-9, Englische Ausgabe: 978-3-03942-130-5, die italienische Ausgabe erscheint bei Edizioni Casagrande: ISBN 978-88-7713-997-9) ist bei Scheidegger & Spiess oder im Buchhandel erhältlich.

Fotostudio im Freien, Colima, Mexiko, 1954 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

[1] Die Devin Tricolor Camera ist eine One-Shot-Farbseparationskamera. D. h. sie belichtet in einer einzigen Aufnahme drei monochrome Platten, die jeweils hinter einem Farbfilter angebracht sind, so dass anschliessend durch Addition der drei monochromen Negative ein Echtfarbabzug erstellt werden kann.

[2] Rolleiflex ist die Markenbezeichnung für eine Reihe von analogen und digitalen Mittelformatkameras der Firma DW Photo GmbH, Braunschweig, vormals DHW Fototechnik GmbH, ehemals Rollei. Die Modellreihe umfasst hauptsächlich ein- und zweiäugige Spiegelreflexkameras, die Rollfilm im Format 60 × 60 mm, später auch 40 × 40 mm belichten, aber auch mit digitalen Rückteilen versehen werden können. (Quelle: Wikipedia)

[3] Die Leica Camera AG (Leica: Abkürzung für Leitz(sche) Camera) ist ein deutsches Unternehmen der optischen Industrie mit Sitz in Wetzlar. Das Unternehmen hat sich auf die Fertigung von Fotoapparaten und Ferngläsern spezialisiert. Das Unternehmen entstand 1986 aus der Ernst Leitz Wetzlar GmbH, dem Nachfolgeunternehmen des von Carl Kellner 1849 in Wetzlar gegründeten Optischen Instituts. (Quelle: Wikipedia)

[4] Als Heliogravüre (von griech. helios „Sonne“), auch Heliogravur, Fotogravüre, Fotogravure, Photogravur, Photogravüre, Klicotypie oder Sonnendruck genannt, bezeichnet man ein fotografisches Edeldruckverfahren. Die Heliogravüre ist die Vorläufertechnik des modernen Tiefdrucks, mit der Fotos und Illustrationen durch ein fotomechanisches Druckverfahren reproduziert werden können und mit dem sich echte Halbtöne darstellen lassen. Sie ist eine Weiterentwicklung des Aquatintaverfahrens. So wird die dafür erforderliche Druckplatte ähnlich wie jene für die Aquatintaradierung hergestellt. (Quelle: Wikipedia)

[5] Trichromie (aus altgriechisch τρι tri = drei und χρῶμα chroma = Farbe entlehnt) ist ein Verfahren der Farbfotografie, bei der drei getrennte Schwarzweißaufnahmen durch die Farbfilter Rot, Grün und Blau hergestellt werden, die zum Betrachten wieder zur farbigen Darstellung überlagert werden. (Quelle: Wikipedia)

Lichter der Stadt, New York; USA, 1953 | Werner Bischof Estate / Magnum Photos

TIN CAN…

Ghost Dance | © Stephan Wittmer

Tin Can - die Blechdose ist Namensgeberin des neuen Buches von Stephan Wittmer. Wenn man sich das Buch durchblättert, fallen nicht wirklich viele Blechdosen auf. Was aber auffällt sind die vielen Alltagsgegenstände, die auf eine spezielle Art und Weise in den Vordergrund gerückt werden oder all die skurrilen Szenerien von scheinbar Alltäglichem am Wegrand.

Prairie TV | © Stephan Wittmer

Sei es das Kinoambiente mitten in der Pampa - wobei es sich mehr um einen platzierten oder doch viel mehr entsorgten TV geht, der vor einem möglicherweise Lieblingsküchenstuhl vom Grossvater steht und man sich in Gedanken in die belebte Küche versetzt fühlt, während über die Röhre ein Footballspiel übertragen wird und die Kids ungeduldig sind, weil er seine Aufmerksam ganz dem Spiel widmet und sein Bier trinkt…

Wide range | © Stephan Wittmer

Tin Can ist eine Art Aufarbeitung des umfangreichen Fotoarchivs von Stephan Wittmer. Es sind Aufnahmen, die während zahlriechen Reisen durch Arizona, Kalifornien, Colorado, New Mexico, South Dakota und weiteren Staaten in den USA in den Jahren  2012 bis 2019 entstanden sind. Bilder, die eine wahnsinnige Masse an Dingen, an Konsum, nicht mehr Gebrauchtem, aber auch einer scheinbar schier unendlichen Weite entstanden sind. Aus all den Bildern ist ein Buch entstanden, das einem Roadmovie gleicht, in dem die Tin Can oder einfach das Blech eine wichtige Rolle spielt und einem die Vergänglichkeit vor Augen bringt…

© Stephan Wittmer

Das Vorwort hat Sabine Gebhardt Fink geschrieben, weiter gibt es Texte von Daniel Blochwitz (KICKING A TIN CAN DOWN THE ROAD), Michael Rebosura (AMERIKA IM HEITEREN SPIEGEL DER FOTOGRAFIE), Diamon Hamer (ORTE), ein Gespräch (BRÜCHIGE ZEITKAPSELN) zwischen Jana Bruggmann und Stephan Wittmer und einen weiteren Text von Valeska Marina Stach (DER HIMMEL FÄLLT AUF DEN ASPHALT UND ZERFLIESST) zu lesen.

First Coffee | © Stephan Wittmer

Stephan Wittmer (*1957) ist in Erlinsbach (SO) aufgewachsen und studierte an der Schule für Gestaltung Luzern. Er ist Künstler, Kurator und Herausgeber des _957 Independent Art Magazines. Heute lebt und arbeitet er in Luzern.

Room Service | © Stephan Wittmer

Der Vexer Verlag wurde 1985 vom Künstler Josef Felix Müller in der Schweiz gegründet. Der Verlag ist das Ergebnis eines Dialogs mit Kunstschaffenden aus diversen Sparten, der beständig fortgeschrieben wird. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Positionen aus den bildenden Künsten, der Literatur, der Musik, dem Film, der Fotografie und der Architektur und münden in unterschiedliche publizistische Formen und Formate. Die Spannbreite liegt zwischen nummerierten und signierten Kleinauflagen bis hin zu Publikationen in höherer Auflage. Vera Ida Müller, die Tochter des Gründers und ebenfalls bildende Künstlerin, hat in den letzten Jahren das Vexer Verlag Büro Berlin als Dependance etabliert und die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden um den räumlichen Kontext Berlins und seine reichhaltige Kunstszene erweitert. Neben ihrer verlegerischen Arbeit organisiert sie im hauseigenen Showroom Veranstaltungen, wie Werkpräsentationen, Ausstellungen, Vorträge und Gespräche, die das Verlagsprogramm zum Inhalt nehmen und die Buchprojekte in neuem Licht erfahrbar machen.

Softice on stairs | © Stephan Wittmer

Framing Fantasy | © Stephan Wittmer

Stadt Land Hund - Sibylle Bergemann

Sibylle Bergemann, Niederlande, 1986
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

"Ich halte die Modefotografie für eine künstlerische Ausdrucksform. Die Mode entscheidet allerdings über Ideen und Motive. Kann ich mit den Kleidern nichts anfangen, fallen mir auch keine Bilder ein."
Sibylle - Modefotografie aus drei Jahrzehnten DDR, Interview mit Dorothea Melis, 1998

Sibylle Bergemann, Birgit, Berlin 1984
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Die Ausstellung Stadt Land Hund - Fotografien 1966 - 2010 richtet, mit einer Auswahl von über 200 Fotografien, davon 30 bisher unveröffentlicht, einen retrospektiven und persönlichen Blick auf das Werk von Sibylle Bergemann. Sechs Kapitel - "Unsichtbare Beobachterin", "Berlin", "Frauen", "Moskau, Paris, New York", "Die Welt in Farbe" und "Zurück in Berlin" - führen thematisch und weitestgehend chronologisch durch das zwischen 1966 und 2010 entstandene Œuvre. "Lebensorte" - ein weiteres Kapitel präsentiert neben ihren Fotografien auch Bilder von Arno Fischer[1], Ute Mahler[2], Roger Melis[3] und Michael Weidt[4], das Einblick in Bergemanns private und soziale Räume geben. Hier zeigt sich insbesondere die Verbundenheit zu befreundeten Fotograf*innen in Ost-Berlin und zu ihren internationalen Kolleg*innen.

Sibylle Bergemann, Nina und Eva Maria Hagen, Berlin 1976
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Bereits mit fünfzehn Jahren wollte Sibylle Bergemann Fotografin werden. 1958 beginnt sich jedoch eine kaufmännische  Ausbildung und arbeitet in verschiedenen Betrieben als Sekretärin bis sie 1965 für die illustrierte Monatszeitschrift Das Magazin in Berlin tätig wird. Hier lernt sie ihren späteren Lebenspartner, den Fotografen Arno Fischer kennen, der damals an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Weissensee unterrichtete. Sie wird Teil eines inspirierenden Freund*innenkreises aus Künstler*innen, Mode- und Architekturstudent*innen. Durch ihre berufliche Routine und den intensiven Austausch mit befreundeten Fotograf*innen wie Brigitte Voigt[5], Arno Fischer und Roger Melis stört sich in den 1970er Jahren ihre Position im Bereich der Fotografie. Bergemann ist unter anderem von der französischen Fotografie inspiriert - von Eugène Atget[6] und Edouard Boubat[7]. Mehrfach unternimmt sie in der DDR Anstrengungen nach Frankreich zu reisen.

Sibylle Bergemann, Fenster, Berlin, undatiert
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

"Da ich mich nicht getraut habe, Menschen zu fotografieren, habe ich Fenster fotografiert. Wenn man sich die anguckt, hat man eine Vorstellung von den Bewohnern dahinter: Sehe ich Rüschen? Oder gar keine Gardinen? Fenster sind auch Menschen. Das war die Idee.
Die DDR nicht schick, aber kreativ, Freitag, 24. Februar 2009

Sibylle Bergemann, Ana Moura[8], Fado[9]sängerin, Lissabon 2006
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Frauen sind ein prägendes und wiederkehrendes Motiv im Œvres von Sibylle Bergemann. Oft sind es Schauspielerinnen, Künstlerinnen, Autorinnen und Models, die sie mit Neugier und Respekt aus ihrem Selbstverständnis als Frau fotografiert. Ausdruck und Pose der Frauen variieren. Sie sind mal humorvoll, mal aufsässig, mal lässig, mal stolz oder sinnlich. Für ihre kunstvoll arrangierten Bilder richtet sie ihre Figuren oft zentralperspektivisch aus, meist einzeln in glanzloser urbaner Umgebung. 1994 hält Sibylle Bergemann fest, dass sie die Wirklichkeit in die Bilder bringen möchte. Das flüchtige Gegenwärtige zeigt sich auch in ihrer Modefotografie. Sie will Mode situativ in natürlichen Lebensräumen aufnehmen. In einem Interview mit der ehemaligen Sibylle-Redakteurin Dorothea Melis sagt sie: "Wetter und Licht sind immer ein Risiko, aber aus der Improvisation entstehen oft unerwartet schöne Bilder."

Sibylle Bergemann, Lily, Prenzlauerberg, Berlin 2009
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Auch im wiedervereinten Deutschland arbeitet Sibylle Bergemann als selbständige Fotografin. Im Oktober 1990 gründet sie in Berlin mit Harald Hauswald[10], Ute Mahler, Werner Mahler[11], Jens Rötzsch, Thomas Sandberg[12] und Harf Zimmermann die Ostkreuz-Agentur der Fotografen. In dieser Zeit erhält Bergemann zunehmen internationale Aufträge. Sie wird 1997 wird sie von der Zeitschrift Geo für ihre erste Reportage beauftragt. Es folgen neunzehn weitere.

Sibylle Bergemann, Dakar, Senegal 2001
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Die Ausstellung Stadt Land Hund - Fotografien 1966 - 2010 von Sibylle Bergemann kann bis 10. Oktober 20222 in der Berlinischen Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur an der Alten Jakobstrasse 124-128 in Berlin besucht werden.

Sibylle Bergemann, Bassé, Île de Gorée, Senegal 2010
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Katalog
Hrsg. Berlinische Galerie: Thomas Köhler und Katia
Reich. Mit Texten von Susanne Altmann, Bertram
Kaschek, Anne Pfautsch, Katia Reich, Jan Wenzel,
Frieda von Wild und Lily von Wild. Gestaltet von Büro
Otto Sauhaus. Hatje Cantz Verlag, deutsch/englisch,
264 Seiten, 250 Abbildungen.
ISBN 978-3-940208-73-6, 34,80 € (Museumsausgabe)
ISBN 978-3-7757-5207-7, 48,00 € (Buchhandelsausgabe)

Sibylle Bergemann, Katharina Thalbach, Berlin 1974
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein vierteiliges Audio-Feature über die Fotografin Sibylle Bergemann. Der Podcast ist über alle gängigen Streaming Plattformen sowie auf der Website der Berlinischen Galerie und abrufbar: bg.berlin/bergemann-podcast

Sibylle Bergemann, Maria Voigt, Berlin 1994
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Die Berlinische Galerie ist ein Museum des Landes Berlin. Offiziell trägt es den Beinamen Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur. Das Museumsgebäude befindet sich in der Alten Jakobstraße im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Die Berlinische Galerie sammelt in Berlin seit 1870 entstandene Kunst mit einem regionalen und internationalen Schwerpunkt.

Sibylle Bergemann, Meret Becker, Berlin 1998
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Freund*innenkreis der Berlinischen Galerie: Der Förderverein der Berlinischen Galerie engagiert sich für die Realisierung von Ausstellungen, Ankäufen und Bildungsprojekten. Als Dankeschön gibt es für die Freund*innen freien Eintritt in das Museum und exklusive Veranstaltungen wie Previews, Kurator*innen-Führungen, Atelierbesuche oder Kunstreisen.

Jung und Artig – die jungen Freund*innen der Berlinischen Galerie – sind eines der grössten Netzwerke von Kunstfans unter 30. Sie unterstützen ihr Lieblingsmuseum und entdecken gemeinsam die Berliner Kunstszene.

Sibylle Bergemann, P2, 1981

© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ

Sibylle Bergemann, Marisa und Liane, Sellin 1981
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ

Sibylle Bergemann, Das Denkmal, Berlin, Februar 1986
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Sibylle Bergemann, Zussa, Berlin 1999
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Sibylle Bergemann, Bernauer Strasse, Berlin 1990
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Sibylle Bergemann, Dakar, Senegal 2001
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin

Sibylle Bergemann, Shibam, Jemen 1999
© Estate Sibylle Bergemann/OSTKREUZ. Courtesy Loock Galerie, Berlin














[1] Arno Fischer (14. April 1927 in Berlin-Wedding - 13. September 2011 in Neustrelitz) war ein deutscher Fotograf und Hochschullehrer. (Quelle: Wikipedia)

[2] Ute Mahler, geboren 1949 in Berka (Thüringen), schloss ihr Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig 1974 ab. Von 2000 - 2015 war sie Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie ist Gründungsmitglied von OSTKREUZ. Ute Mahler lebt in Lehnitz bei Berlin. (Quelle: Ostkreuz)

[3] Der Berliner Fotograf Roger Melis (1940-2009) gehörte neben Evelyn Richter, Arno Fischer und Sibylle Bergemann zu den Mitbegründern des ostdeutschen Fotorealismus. Mit seinen viel gerühmten Porträtfotografien prägte er von der Mitte der 1960er Jahre bis zur Jahrtausendwende maßgeblich das »Antlitz« der deutschen Literatur. Daneben entstanden zahlreiche Reportagen für Zeitungen und Zeitschriften in Ost und West, aus denen 2006 das inzwischen weitverbreitete Fotobuch »In einem stillen Land« als seinerzeit erstes komplexes fotografisches  Porträt des DDR-Sozialismus hervorging. Mode fotografierte er vorzugsweise für die Zeitschrift »Sibylle«. Besondere Popularität erlangte sein  Städteporträt »Paris zu Fuß«, das eine Auflage von 40.000 Exemplaren erreichte. (Quelle: Mathias Bertram)

[4] Michael Weidt (* 1946 in Berlin-Moabit) ist ein deutscher Fotograf, der vor allem Porträts von DDR-Künstlern aus Film, Theater, Bildender Kunst, Tanz und Musik schuf. (Quelle: Wikipedia)

[5] Brigitte Voigt (*1934) studierte ab 1958  Grafik an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. Arno Fischer, der hier als Oberassistent tätig war, entdeckte und förderte ihr Talent zur Fotografie. Als erste Studentin legte sie als Diplomarbeit ein selbstgestaltetes Fotobuch vor und gehörte fortan zu dem Kreis von Fotografen um Arno Fischer, aus dem 1969 die Fotogruppe »Direkt« hervorging. Mit Fotofeuilletons, die sie in Zeitschriften wie der NBI und der SIBYLLE veröffentlichte, erwies sie sich als eine Mitbegründerin der ostdeutschen Autorenfotografie. Von 1965 bis 1988 leitete sie die Bildredaktion der Zeitschrift »Das Magazin« in ­Berlin und wurde in dieser Funktion selbst zu einer maßgeb­lichen Förderin der Autorenfotografie. Im Zentrum ihres Werkes stehen Künstlerporträts und Beobachtungen zur Persönlichkeitsent-wicklung von Kindern und Jugendlichen. (Quelle: Mathias Bertram)

[6] Jean Eugène Auguste Atget (* 12. Februar 1857 in Libourne; † 4. August 1927 in Paris) war ein französischer Fotograf. (Quelle: Wikipedia)

[7] Édouard Boubat (* 13. September 1923 in Paris; † 30. Juni 1999 in Montrouge) war ein französischer Fotograf und Fotojournalist. (Quelle: Wikipedia)

[8] Ana Cláudia Moura Pereira (* 17. September 1979 in Santarém) ist eine portugiesische Fado-Sängerin. Sie gehört zu den erfolgreichsten Fadosängerinnen des 21. Jahrhunderts, mit zahlreichen Auszeichnungen und etwa einer Million verkaufter Alben weltweit. (Quelle: Wikipedia)

[9] Fado ([ˈfaðu]; portugiesisch für „Schicksal“; von lateinisch fatum „Schicksal“) ist ein portugiesischer Musikstil und ein portugiesisches Vortragsgenre, beheimatet vor allem in den Städten Lissabon und Coimbra. Werke dieses Stils handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten, und vor allem von der saudade (annähernd: Weltschmerz). Der Fado enthält unter anderem arabische Elemente, viele Tonhöhensprünge, bevorzugt Mollmelodien und drückt jenes Lebensgefühl aus, das die Portugiesen angeblich miteinander verbindet. 2011 wurde der Fado in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. (Quelle: Wikipedia)

[10] Harald Hauswald wurde 1954 in der sächsischen Provinz Radebeul geboren und ist Gründungsmitglied der Agentur OSTKREUZ. Nach einer Lehre als Fotograf zog er 1977 nach Ostberlin und wurde dort in den Verband Bildender Künstler der DDR (VBK) aufgenommen. Das soziale Interesse machte ihn zusammen mit seiner künstlerischen Ambition innerhalb kürzester Zeit zu einem bedeutenden Fotografen des Ostens. Als erster DDR-Fotograf veröffentlichte er unter anonymen Namen Fotoreportagen in westlichen Magazinen wie GEO, dem Zeitmagazin oder der Taz. Mittlerweile ist Harald Hauswald Träger des Bundesverdienstkreuzes und wurde mit mehr als 250 Einzelausstellungen in ganz Deutschland, den USA, Frankreich, Italien und den Niederlanden, sowie unterschiedlichsten Publikationen zum Thema Ost-Berlin, zu einem angesehenen deutschen Fotografen. Seine Bilder aus der Zeit vor der Wende haben das Bild der DDR und die Erinnerungen an Ostberlin deutlich mitgeprägt. (Quelle: Ostkreuz)

[11] Werner Mahler wurde 1950 in Boßdorf, Sachsen Anhalt geboren. Seine fotografische Karriere begann er 1971 als Assistent von Ludwig Schirmer. 1978 schloss er sein Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ab. In seinen Arbeiten der 70er und 80er Jahre dokumentierte er auf eindringliche Weise das Leben in der DDR, etwa den Alltag in einem thüringischen Dorf, die Arbeit in einem Steinkohlebergwerke bei Zwickau oder die politisch aufgeladenen Derbys zwischen den Fußballvereinen FC Union und BFC Dynamo.Nach der Wende begründete Werner Mahler die Agentur OSTKREUZ mit, deren Geschäftsführer er bis heute ist. 2005 rief er gemeinsam mit Thomas Sandberg die OSTKREUZSCHULE für Fotografie ins Leben. In seinen neueren Arbeiten kommen häufig historische Kameras zum Einsatz. Mit der Camera Obscura schaffte er traumartige Sequenzen von Schweizer Seen, brandenburgischen Landschaften oder Leonardi da Vincis Wirkstätten in Norditalien. Gemeinsam mit seiner Frau Ute Mahler fotografierte er mit einer alten Plattenkamera Mädchen im Übergang, zwischen Stadt und Land, Kindheit und Reife. Das so entstandene Buch- und Ausstellungsprojekt Monalisen der Vorstadt wurde 2011 mit dem Kunstpreis Fotografie der Lotto Brandenburg ausgezeichnet. (Quelle: Ostkreuz)

[12] Thomas Sandberg: Wir begehren was wir sehen. Den Dingen im Bild habhaft werden, ist der Urinstinkt jedes Fotografen, der Rest ist erlernbar. Meine Kamera ist mein Tatwerkzeug und meine Komplizin. Der Sucher hilft mir Entscheidungen zu fällen. Das Objektiv zeigt mir, auch das was ich nicht sah. Der Film fixiert meine Gedanken. Aber das Wichtigste, das ist der Verschluss, er löst aus der Zeit und erlöst mein Gefühl. (Quelle: Ostkreuz Schule)

Sometimes I feel like a Bulgarian not a European…

© Désirée Good, Sava Hlavacek

"Sometimes I feel like a Bulgarian not a European" ist ein multimediales Langzeitprojekt in Kooperation mit Kulturschaffenden aus der Schweiz und Bulgarien.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

2005, kurz vor der EU-Osterweiterung entstand der erste Teil der Arbeit. Die europäische Idee hat sich ein "Europa ohne Grenzen" zum Ziel gesetzt – eine Angleichung von Ost und West. 17 Jahre nachdem der eiserne Vorhang gefallen ist, wurden die neuen Freiheiten, Warenverkehr und Personenverkehr auf die ehemaligen kommunistischen Länder erweitert. Viele kritische Stimmen äusserten sich über die geplante Osterweiterung. Bulgarien ist im politischen und wirtschaftlichen Sinne ein "Transformationsland" und seit jeher von verschiedenen Systemwechseln geprägt.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Das Land hat eine komplexe Kulturgeschichte mit vielen unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften und Minderheiten. Die Entwicklung Bulgariens ist geprägt durch die Römer, die Byzantiner sowie die Türken. Zehn Prozent der türkischen Minderheit stammt ursprünglich aus der Zeit des Osmanischen Reiches.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Die herrschenden Vorurteile und das lückenhafte Wissen über das Land gaben Désirée Good und Sava Hlavacek den Impuls und die Motivation - 2 Jahre vor dem EU-Beitritt - eine Annäherung an Bulgarien zu wagen. Die Diversität im Land ist gross. Bei den Recherchen sind sie oft auf den Begriff "Balkan" gestossen. Die Polarisierung und Konstruktion eines "Anderen" wollten sie untersuchen und stellten sich die Frage: Wie verschieben sich die Blicke mit dem neuen Gewand Europas?

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Während dieser ersten fünfwöchigen Forschungsreise konfrontierten sie bulgarische Lebensgemeinschaften unter anderem mit der Frage, wie der bevorstehende EU-Beitritt ihre kulturelle Identität beeinflussen, beziehungsweise verändern wird. Sie befragten und fotografierten Menschen aus verschiedenen Landesteilen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten sowie sozialen Schichten. Dadurch war es ihnen möglich Kontraste sichtbar zu machen.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Sie wollten aber auch das Naheliegende, Vertraute und Zwischenmenschliche finden. Die Paare wurden in ihrem persönlichen Umfeld portraitiert. Kleine, fast unscheinbare Gesten, Blicke, Berührungen und Posen stehen im Vordergrund der Fotografien. Durch die Öffnung ihres Heims bekamen Good und Hlavacek Zugang zu persönlichen Dingen wie Fotoalben, Dekorationen, Erinnerungsstücken, Schmuckschatullen und weiteren Gebrauchs- und Alltagsgegenständen.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

13 Jahre später bereisten die beiden das Land erneut und haben sich auf das aktuelle heutige Bulgarien eingelassen. Was hat sich in den letzten 13 Jahren ereignet? Wie haben sich die portraitieren Menschen verändert? Welche Haltung und Identität haben die jungen Erwachsenen entwickelt, die damals noch Kinder waren? Damals "Balkan" heute ein Teil der EU, was steckt hinter diesen Begriffen und was bedeuten sie? Sie haben von generationsübergreifenden Traumata, Ausgrenzungen und anderen menschenrechtswidrigen Themen erfahren, die zum Teil mit den neuen EU-Grundrechten aufgearbeitet wurden. Bulgarien bleibt bis heute das ärmste EU-Land und leidet immer noch unter der Instabilität seines politischen Systems. Die gleichen Menschen wie vor dem EU-Beitritt wurden 13 Jahre später auf gleiche Art und Weise aufgenommen, am gleichen Ort - soweit es möglich war - in ihrem privaten Umfeld, im gleichen Abstand und Kamerastandpunkt.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Désirée Good (*1982) Fotografin und Kulturschaffende. In ihren Arbeiten beschäftigt siesich mit dem Thema Körper als kulturelle Inszenierung.

 Sava Hlavacek (*1973) Kunsttherapeutin Fachrichtung Intermediale Methode, Fotografin und Kulturschaffende. Sie beschäftigt sich mit den Themen Identität und kulturelle Herkunft.

 Boris Deliradev (*1976) ist freischaffender Autor und Übersetzer. Er beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Sozialismus in Bulgarien und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. 

Diana Ivanova (* 1968) ist eine bulgarische Journalistin, Autorin und Dokumentarfilmerin. Ihr berufliches Interesse gilt dem interkulturellen Dialog zwischen den Menschen in Bulgarien und anderen Ländern. Als Kulturmanagerin und Kuratorin engagiert sie sich für den Kulturaustausch und organisiert jedes Jahr im Nordwesten von Bulgarien das internationale Goatmilkfestival.

Sometimes I feel like a Bulgarian not a European ist bis 28. Februar in der Buchhandlung Never Stop Reading in Zürich zu sehen.

Make a nomadic living in a water ecosystem…

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Mit "Make a nomadic living in a water ecosystem" gewinnt Khanh Bui Phu den mit CHF 5'000 dotierten ersten Preis des Unpublished Photo Awards. Der vietnamesische Fotograf erhielt zudem einen Sonderpreis, der von Artphilein Editions in Lugano verliehen wurde und mit der Veröffentlichung einer prestigeträchtigen Publikation verbunden ist.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

"Make a nomadic living in a water ecosystem" ist ein Langzeitprojekt (2016 – 2021), während dem Khanh Bui Phu das Leben von nomadischen Fischern am Tuyen Lam See im westlichen Hochland dokumentiert hat. Der Tuyen Lam See erscheint auf den ersten Blick wie ein unberührter See, in Wirklichkeit ist er ein grosser künstlicher Stausee, der 1987 durch den Bau eines Staudamms am Tia Fluss entstand.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Hinter den Bildern von suggestiver und poetischer Intensität verbirgt sich die prekäre Lage dieser traditionellen Fischer, die isoliert auf Flössen leben, ohne Eigentum, ohne Ackerland und ohne Bildung. Khanh Bui Phu will das Bewusstsein dafür schärfen, wie sehr wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten sowie die Ausbeutung der Umwelt das Überleben dieser Gemeinschaften bedrohen.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Bui Phu Khanh (1987) lebt und arbeitet zur Zeit in Da Lat City in der Provinz Lam Dong in Vietnam. Er ist freelance Fotograf, der sich leidenschaftlich für die kulturellen Traditionen und die natürliche Umgebung seines Landes interessiert. Er möchte sein Land, die Menschen und den Tourismus in Vietnam durch einzigartige Bilder in der ganzen Welt bekannt machen.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Unpublished Photo ist eine Veranstaltung, die von MUSEC und der Fondazione culture e musei in Zusammenarbeit mit der Galerie 29 ARTS IN PROGRESS in Mailand gefördert wird. Seit 2018 hat das Projekt junge Fotografen unter 36 Jahren aus der ganzen Welt angezogen. Im Jahr 2020 möchte MUSEC die Initiative konsolidieren, indem sie ihr einen institutionellen Rahmen und eine mittelfristige Entwicklungsperspektive gibt, mit dem Ziel, die wichtigsten internationalen Trends in der jungen Kunstfotografie aufzuzeigen. Das MUSEC beabsichtigt auch, in Lugano ein Archiv für zeitgenössische Fotografie einzurichten, das neben der bestehenden Sammlung von Fotografien aus dem 19. Jahrhundert und exotischer Fotografie im Museum untergebracht werden soll.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Das Museo delle Culture wurde 1985 und beherbergt den grössten Teil der aussergewöhnlichen Sammlung des Tessiner Künstlers Serge Brignoni[1]. Die prächtige Villa im neoklassizistischen Stil liegt am Seeufer in einem botanischen Park mit tropischen und subtropischen Arten. 

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Die Ausstellung "Unpublished Photo 2021" im Museo delle Culture dauert bis 27. Februar 2022.

 Die Publikation "The Ancient Craft of Nomadic Fishing in Vietnamese Lakes and Rivers" (ISBN: 9788894518696) kann direkt bei Artphilein Editions oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Serge Brignoni (12. Oktober 1903 in San Simone di Vacallo - 6. Januar 2002 in Zollikofen) war ein Maler, Plastiker und Sammler.

Momentum of Light...
A woman walking up to the building's flat rooftop, Bobo-Dioulasso | © Iwan Baan

A woman walking up to the building's flat rooftop, Bobo-Dioulasso | © Iwan Baan

Momentum of Light ist ein Buch über Licht und Raum, das Architektur- und Fotografieliebhaber gleichermassen zu begeistern mag. Der niederländische Fotograf Iwan Baan und der aus Burkina Faso stammende Architekt Francis Kéré haben sich auf Initiative der Zumtobel Group gemeinsam auf den Weg in verschiedene Regionen von Burkina Faso gemacht. 

Die Buchgestaltung nimmt die Kontraste von Licht und Schatten, hell – dunkel und von Aussen- und Innenräumen auf – schwarze Seiten betonen die Dunkelheit der Innenräume, aber auch der Nacht. Auch die Papierstruktur unterstreicht die Rauheit der schwarzen Nacht und die glatte Struktur das grelle Sonnenlicht.

A Tibébélé royal family member sitting on the roots of a young baobab inside the royal compound. The walls incorporate the tree. | © Iwan Baan

A Tibébélé royal family member sitting on the roots of a young baobab inside the royal compound. The walls incorporate the tree. | © Iwan Baan

Informationen des Verlags: Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, vor allem aber in den Ländern südlich der Sahara, ist das von der Sonne gelieferte Licht besonders stark - eine Tatsache, die sich in traditionellen Gebäuden und in der Art und Weise, wie das Sonnenlicht den Tagesablauf ihrer Bewohner prägt, zeigt. Da es kein künstliches Licht gab, musste die Architektur das Sonnenlicht nutzen, um eine Lichtquelle innerhalb eines Gebäudes zu schaffen, und gleichzeitig die Bewohner eines Hauses vor seiner Intensität schützen. Das Ergebnis ist eine volkstümliche Architektur, die mit sehr wenigen oder kleinen Öffnungen arbeitet. Sie machen das Innere eines Gebäudes fast pechschwarz, während das Äußere von gleißendem Sonnenschein erhellt wird. 

Auf Initiative des Lichtunternehmens Zumtobel Group machten sich der Architekturfotograf Iwan Baan und der Architekt Francis Kéré auf den Weg, um einzufangen, wie der natürliche Lichtzyklus der Sonne die volkstümliche Architektur in Burkina Faso prägt. Die Bilder von Iwan Baan werden begleitet von architektonischen Skizzen von Francis Kéré, der in dieser Lichtumgebung aufgewachsen ist und dessen Architektur davon inspiriert ist. Die atemberaubenden Fotografien sind in einer speziellen Technik gedruckt, die das Gefühl vermittelt, in die dokumentierten Lichtverhältnisse einzutauchen.

A storage area containing an entire house-hold's goods lit up by daylight streaming through tow skylights. | © Iwan Baan

A storage area containing an entire house-hold's goods lit up by daylight streaming through tow skylights. | © Iwan Baan

Iwan Baan (*1975) ist in der Nähe von Amsterdam aufgewachsen und studierte Fotografie an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Er ist ein Architektur- und Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden regelmässig in Architekturmagazinen und Zeitungen veröffentlicht, unter anderem in Domus, a+u, The New Yorker und The New York Times. Er hat für renommierte Architekturbüros wie SANAA, Rem Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron, Toyo Ito und Architekten wie Steven Holl und Zaha Hadid gearbeitet. In seinen Fotografien konzentriert er sich auf die Verbindung zwischen der Architektur und der Umgebung. Anstatt die gebaute Struktur zu isolieren, bettet er sie in Geschichte und Kontext ein. 

Francis Kéré (*1965) ist in Gando, Burkina Faso geboren und aufgewachsen und lebt heute in Berlin.  ist ein international anerkannter burkinischer Architekt, der für seinen bahnbrechenden Ansatz in Sachen Design und nachhaltige Bauweisen bekannt ist. Seine Berufung zum Architekten entspringt der persönlichen Verpflichtung, der Gemeinschaft, in der er aufgewachsen ist, zu dienen, und dem Glauben an das transformative Potenzial der Schönheit. Im Jahr 2004 wurde sein erstes Gebäude mit dem renommierten Aga Khan Award for Architecture ausgezeichnet, was ihm gleich zu Beginn seiner Karriere viel Anerkennung einbrachte. 2005 gründete er sein Architekturbüro, die Kéré Architecture GmbH, sowie die Kéré Foundation e. V., eine gemeinnützige Organisation, die Projekte in seinem Heimatdorf Gando in Burkina Faso unterstützt. 

Aerial view of a Tiébélé compound cluster. | © Iwan Baan

Aerial view of a Tiébélé compound cluster. | © Iwan Baan

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

The ancient natural wooden construction typical of Sudan-Sahelian architecture, of which Bobo-Dioulasso's Grand Mosque is one of the few remaining examples. | © Iwan Baan

The ancient natural wooden construction typical of Sudan-Sahelian architecture, of which Bobo-Dioulasso's Grand Mosque is one of the few remaining examples. | © Iwan Baan

"The Poverty Line" (ISBN 978-3-03778-673-4) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden. 

Die Ausstellung "Momentum of Light" kann noch bis 14. November 2021 im Kunstmuseum Olten besucht werden.

The Poverty Line…
China, Beijing | January 2016. | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17). | © Chow and Lin

China, Beijing | January 2016. | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17). | © Chow and Lin

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.

Albert Einstein[1]

China, Beijing | January 2016 | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17) | © Chow and Lin

China, Beijing | January 2016 | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17) | © Chow and Lin

The Poverty Line ist eine Reise an der Armutsgrenze rund um die Welt. Das 431 Seite dicke Buch zeigt eindrücklich die Möglichkeiten eins Tagesbudgets für Lebensmittel an genau dieser Grenze auf. Das Künstlerduo Chow und Lin war auf verschiedenen Märkten unterwegs und hat fotografisch festgehalten was man für diese Beträge bekommt…

United Arab Emirates, Dubai | September 2014 | AED 11.08 (USD 3.02, EUR 2.30) | © Chow and Lin

United Arab Emirates, Dubai | September 2014 | AED 11.08 (USD 3.02, EUR 2.30) | © Chow and Lin

Im ersten Kapitel zeigen sie eindrücklich wie viel man sich auf dem Markt leisten kann – Reis, Linsen, Gemüse, Fleisch, Fisch manchmal auch Süsses… Immer auf einer aktuellen Tageszeitung des jeweiligen Landes, immer gleich dargestellt. Dazwischen ökonomische und statistische Informationen zur Armutsgrenzen in einem der sechsunddreissig besuchten Länder…

France, Paris | September 2015. | EUR 5.99 (USD 6.73) for food. | © Chow and Lin

France, Paris | September 2015. | EUR 5.99 (USD 6.73) for food. | © Chow and Lin

Im zweiten Kapital machen sie eine beeindruckende Gegenüberstellung zu einzelnen Lebensmitteln – wie viele Eier bekommt man wo und dazu Informationen wie wichtig das entsprechende Lebensmittel ist. Interessant ist auch die Darstellung des Geflügels – was bekommt man wo – ein ganzes Huhn in Grossbritannien, Schenkel in Spanien, die feinen Minifilet in Deutschland oder die Krallen in Madagascar oder Kambodscha…

France, Paris | September 2015 | EUR 5.99 (USD 6.73) | © Chow and Lin

France, Paris | September 2015 | EUR 5.99 (USD 6.73) | © Chow and Lin

Im dritten Kapitel kommen international renommierten Ökonomen zu Wort und versuchen Armut zu erklären. Der Professor für Wirtschaft und Sozialstatistik John Micklewright und der Wirtschaftswissenschaftler Andrea Brandolini beantworten in einem aufschlussreichen Text die Frage: Poverty: What is it an why do we care? Im Essay Leaving no one behind in Asia and the Pacific schreibt Armida Salsiah Alisjahbana über den Fortschritt der Armutsbekämpfung, der sozialen Entwicklung und des nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Region. In World inequality and poverty schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Lucas Chancel über Ungleichheit, Armut und die rasante wirtschaftliche Veränderung in Schwellenländer…

Georgia, Tbilisi | May 2013 | GEL 3.64 (USD 2.20, EUR 1.69) | © Chow and Lin

Georgia, Tbilisi | May 2013 | GEL 3.64 (USD 2.20, EUR 1.69) | © Chow and Lin

Informationen des Verlages: Um zu veranschaulichen, was es bedeutet, an der Armutsgrenze zu leben, besuchten Stefen Chow und Huiyi Lin sechsunddreissig Städte auf sechs Kontinenten und untersuchten die Armut in Bezug auf Lebensmittel. Auf den lokalen Märkten kauften sie Gemüse, Obst, Getreideprodukte, Proteine und Snacks - die Menge an Lebensmitteln, die sie sich pro Tag leisten konnten, basierend auf der jeweiligen Definition der Armutsgrenze, die von jeder Regierung festgelegt wurde. Sie fotografierten den daraus resultierenden Haufen an Lebensmitteln und platzierten ihn auf einer Seite einer lokalen Zeitung des jeweiligen Tages. Mit Hilfe der visuellen Typologie und der künstlerischen Forschung als Leitprinzip haben sie die Beleuchtung und den Aufnahmeabstand sorgfältig kalibriert, um Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. 

In diesem visuellen Lesebuch werden die Fotografien von Chow und Lin durch Texte bereichert, die Fragen rund um die Armutsgrenze als globales Phänomen beleuchten. Die Autoren nehmen Bezug auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft und die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, deren erstes von siebzehn Zielen die Beendigung der Armut in all ihren Formen ist.

United Kingdom, London | December 2013 | GBP 5.85 (USD 9.47, EUR 7.01) | © Chow and Lin

United Kingdom, London | December 2013 | GBP 5.85 (USD 9.47, EUR 7.01) | © Chow and Lin

Huiyi Lin (*1980) ist in Singapur geboren. Sie ist ausgebildete Wirtschaftswissenschaftlerin und Marktforscherin. Sie hat einen Hintergrund in der Formulierung von Wirtschaftspolitik und führt branchenübergreifende Marktforschung in der APAC-Region durch. Lin hat einen Bachelor of Social Sciences in Wirtschaft und Mathematik von der National University of Singapore und einen Master of Business Administration der Tsinghua University - MIT Sloan School International MBA Program.

Myanmar, Yangon | August 2016. | MMK 1,030 (USD 0.88, EUR 0.80). | © Chow and Lin

Myanmar, Yangon | August 2016. | MMK 1,030 (USD 0.88, EUR 0.80). | © Chow and Lin

Stefen Chow (*1980) ist in Malaysia geboren und in Singapur aufgewachsen. Seine Arbeiten wurden von World Press Photo, Tokyo Type Director's Club und National Geographic ausgezeichnet. Er hat mit Institutionen wie dem Smithsonian Magazine, GEO, Science und Nature zusammengearbeitet. Er hat einen Bachelor of Engineering (Maschinenbau) von der National University of Singapore.

Nigeria, Lagos | October 2019 | NGN 363 (USD 0.99, EUR 0.90) | © Chow and Lin

Nigeria, Lagos | October 2019 | NGN 363 (USD 0.99, EUR 0.90) | © Chow and Lin

Stefan Chow und Huiyi Lin bilden zusammen das in Peking, China, ansässige Künstlerduo Chow und Lin, dessen Projekte einem typologischen, fotografischen Ansatz folgen und von ihrem jeweiligen Hintergrund in den Bereichen Wirtschaft, öffentliche Politik und Medien bestimmt werden.

Japan, Tokyo | February 2011 | JPY 394 (USD 4.84, EUR 3.51) | © Chow and Lin

Japan, Tokyo | February 2011 | JPY 394 (USD 4.84, EUR 3.51) | © Chow and Lin

Armida Salsiah Alisjahbana (* 1960) ist in Bandung, Indonesien geboren. Sie ist Exekutivsekretärin der Wirtschafts- und Sozialkommission der Vereinten Nationen für Asien und den Pazifik. Sie ist Professorin an der Wirtschaftsfakultät der Padjadjaran-Universität in Bandung und war Vizedekanin für akademische Angelegenheiten an der Fakultät. Sie ist ehemalige Staatsministerin für nationale Entwicklungsplanung und Leiterin von BAPPENAS im Zweiten Vereinigten Kabinett Indonesiens unter der Regierung von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono. Sie war Vorsitzende der Abteilung für Wirtschafts- und Entwicklungsstudien an der Padjadjaran-Universität und Direktorin des Zentrums für Wirtschafts- und Entwicklungsstudien. Sie promovierte in Wirtschaftswissenschaften an der University of Washington. Bevor sie Ministerin wurde, übernahm sie verschiedene Forschungsaufgaben für die Weltbank und die Australian Agency for International Development (AusAID).

Norway, Oslo | October 2014 | NOK 65 (USD 10.26, EUR 7.95) | © Chow and Lin

Norway, Oslo | October 2014 | NOK 65 (USD 10.26, EUR 7.95) | © Chow and Lin

Andrea Brandolini (* 1961) ist in Cervia (Ravenna) geboren und schloss sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Modena 1985 mit Auszeichnung ab. Nach einem Jahr als Forschungsbeauftragter bei Prometeia setzte er sein Postgraduiertenstudium an der London School of Economics bis 1992 fort und erwarb 1988 einen Master of Science in Wirtschaftswissenschaften. Im Juni 1992 trat er in die Abteilung für Wirtschaftsforschung der Banca d'Italia ein. Von 2007 bis 2012 war er Leiter der Abteilung Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt in der Abteilung für strukturelle Wirtschaftsanalyse. Von Juni 2015 bis März 2020 war er Leiter der Direktion für statistische Analysen. Im April 2020 wurde er zum stellvertretenden Generaldirektor für Wirtschaft, Statistik und Forschung ernannt. Zwischen 1994 und 2007 vertrat er die Banca d'Italia in der von der italienischen Regierung eingerichteten Armutskommissionen und in der Arbeitsgruppe zum Mindesteinkommen beim Minister für Arbeit und Sozialpolitik (2013). Er führte den Vorsitz der Kommission für die Methodik der absoluten Armut (2006-09) und war Mitglied des vom Instituto Nazionale di Statistica eingerichteten wissenschaftlichen Ausschusses für die Messung des Wohlbefindens (2011-15). Zudem war er der italienische Vertreter in der Luxemburger Einkommensstudie, wo er dem Exekutivausschuss angehörte (1997-2009), und leitete zusammen mit Timothy M. Smeeding die Luxemburger Vermögensstudie, ein Pilotprojekt, das darauf abzielte, eine harmonisierte länderübergreifende Datenbank mit Mikrodaten über das Vermögen privater Haushalte zu erstellen (2004-07). Er war auch Mitglied der World Bank Commission on Global Poverty (2015-16) und war Vorsitzender des Ausschusses für Währungs-, Finanz- und Zahlungsbilanzstatistiken (2019-20). Er veröffentlichte Arbeiten über Armut, die Verteilung von Einkommen und Vermögen, die Messung des Wohlstands, Arbeitsökonomie und die Geschichte des wirtschaftlichen Denkens (eine unvollständige Liste findet hier).

Hong Kong, Wanchai | July 2011 | HKD 44.96 (USD 5.77, EUR 4.01) | © Chow and Lin

Hong Kong, Wanchai | July 2011 | HKD 44.96 (USD 5.77, EUR 4.01) | © Chow and Lin

Lucas Chancel ist Wirtschaftswissenschaftler und spezialisiert auf Ungleichheit und Umwelt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Messung wirtschaftlicher Ungleichheiten, ihrer Wechselwirkung mit nachhaltiger Entwicklung und der Umsetzung sozialer und umweltpolitischer Massnahmen. Zudem ist er Co-Direktor des Global Inequality Laboratory und Professor an der Sciences Po. Ausserdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Paris School of Economics (PSE) und am Institut für nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen (IDDRI).

Spain, Getxo | October 2018 | EUR 4.74 (USD 5.47) for food | © Chow and Lin

Spain, Getxo | October 2018 | EUR 4.74 (USD 5.47) for food | © Chow and Lin

John Micklewright (*1957) ist emeritierter Professor für Wirtschaft und Sozialstatistik am UCL Social Research Institute, University College London. Er studierte an der Universität von Exeter (BA in Geografie und Wirtschaft mit Auszeichnung) und promovierte anschliessend in Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics. Nach seiner Promotion war er als Prize Research Fellow am Nuffield College in Oxford tätig. Bevor er zum UCL kam, war er Professor für Sozialstatistik an der School of Social Sciences der Universität Southampton, Forschungsleiter im UNICEF Innocenti Research Centre, Professor für Wirtschaftswissenschaften am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und Dozent, Referent und dann Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Queen Mary, University of London. Zusammen mit Andrea Brandolini (Banca d'Italia) ist er Herausgeber des letzten Buches von Tony Atkinson, das 2019 posthum veröffentlicht wurde: Measuring Poverty around the World, Princeton University Press.

USA, New York | October 2011 | USD 4.91 (EUR 3.60) for food. | © Chow and Lin

USA, New York | October 2011 | USD 4.91 (EUR 3.60) for food. | © Chow and Lin

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

Turkey, Istanbul | October 2019 | TRY 6.99 (USD 1.22, EUR 1.11) | © Chow and Lin

Turkey, Istanbul | October 2019 | TRY 6.99 (USD 1.22, EUR 1.11) | © Chow and Lin

"The Poverty Line" (ISBN 978-3-03778-673-4) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

Brazil, Rio de Janeiro | May 2012 | BRL 2.33 (USD 1.23, EUR 0.93) | © Chow and Lin

Brazil, Rio de Janeiro | May 2012 | BRL 2.33 (USD 1.23, EUR 0.93) | © Chow and Lin

Die Ausstellung "The Poverty Line" im Rahmen der Rencontres de la photographie Arles kann noch bis 26. September 2021 im Jardin des Voyageurs besucht werden.

[1] Albert Einstein (*1879 in Ulm - 1955 in Princeton) war ein deutscher Physiker mit Schweizer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft. Er gilt als einer der bedeutendsten theoretischen Physiker. Seine Forschungen zur Struktur von Materie, Raum und Zeit sowie zum Wesen der Gravitation veränderten massgeblich das zuvor geltende newtonsche Weltbild. Die Relativitätstheorie machte ihn weltberühmt. Auch zur Quantenphysik leistete er wesentliche Beiträge. Für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts erhielt er 1921 den Nobelpreis. Er gilt als Inbegriff des Forschers und Genies. Im Laufe seines Lebens war er Staatsbürger mehrerer Länder. Durch Geburt besass er die württembergische Staatsbürgerschaft. Von 1896 bis 1901 staatenlos, ab 1901 bis zu seinem Tode Staatsbürger der Schweiz, zwischen 1911/1912 war er in Österreich-Ungarn auch Bürger Österreichs. Von 1914 bis 1932 lebte er in Berlin und war als Bürger Preussens erneut Staatsangehöriger im Deutschen Reich. Mit der Machtergreifung Hitlers gab er 1933 den deutschen Pass endgültig ab und wurde 1934 vom Deutschen Reich strafausgebürgert. Zusätzlich zu seinem Schweizer Bürgerrecht erwarb er 1940 noch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten.

Japanische Skizzen…
Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Das Buchformat von "Japanische Skizzen" erinnert bewusst an ein Skizzenbuch, das man immer dabei hat, um Gedanken und Ideen, vielleicht sogar einen Konzeptentwurf festzuhalten. Die Texte erinnern an Tagebucheinträge über Eindrücke während des Flanierens und Reisens. Die oft poetischen Bilder lassen die Lesenden die japanische Ästhetik streifen und wecken den Wunsch sich vertiefter damit auseinander zu setzen.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

In "Die Ästhetik des Zufalls" schreibt Dorothea Strauss über die Herangehensweise und die Entstehung der Arbeiten von Hans Jörg Bachmann und wie das Reisen und Entdecken neuer Orte, das Zurückkehren an diese Orte, das vertiefte Kennenlernen fremder Kulturen, das Umherstreifen und Beobachten seine künstlerische Arbeit prägt. Sie schreibt über die Inspiration Japans, die ästhetische Tradition der Verbindungen zwischen Perfektion und Unperfektem (wabi sabi[1]) und der unergründlichen nicht erklärbaren Tiefe (yugen[2]). 

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

"Seinen Fotografien merkt man an: Es geht immer wieder um ein poetisches Erleben des Alltags und scheinbar Banalen. Manche Aufnahmen wirken so flüchtig, als seien sie während einer leichten Kopfdrehung entstanden. Gerade so, als hätte der Künstler nur ganz kurz herübergeschaut und noch ein letztes Fragment einer Situation eingefangen."

Dorothea Strauss

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Roger Walch schreibt in "Das wöchentliche Mittagessen bei Papa Jon's" über die Begegnungen mit Hans Jörg Bachmann im besagten Papa Jon's in Kyoto und über die Aversion der Japaner und Japanerinnen gegen UV-Strahlung – ein Grund warum der einzige Tisch vor dem Lokal immer frei ist. 

"Hans Jörg findet im japanischen Alltag an jeder Strassenecke dankbare Motive. Er liebt das Unspektakuläre, aber Verblüffende. Er hält die Gegensätze von Tradition und Moderne fest, die einem hier auf jedem Schritt und Tritt begegnen. Die sublime Zen-Ästhetik der buddhistischen Tempel prallt oftmals auf die schreiend bunten Maskottchen und kitschigen Anime-Figuren einer disneyfizierten Gegenwart. Augenzwinkernd dokumentiert er diese Dichotomien und lässt den Betrachter seiner Bilder über die vermeintlichen Widersprüche staunen. […]"

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Klappentext: Kenninji. Das Betreten der Räume ist nur mit Pantoffeln gestattet. Beim Eingang liegen die roten Hausschuhe in grosser Zahl zwischen den Regalen. Viele der Exemplare sehen schon arg gebraucht aus und erinnern mich an luftgetrocknete Fische. Der Tempel ist der einzige in der Stadt, dessen Gelände die ganze Nacht über geöffnet ist. Ich geniesse die Stimmung, wenn ich nachts von meinen Streifzügen zurückkehre. Zwischen dem Schattenmuster der schräg stehenden Kiefern huschen noch weitere Gestalten im Mondlicht nach Hause.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Hans Jörg Bachmann (*1949) ist in Arbon aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 2014 in Biel und Nidau. Er studierte an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen Deutsch und Geschichte. An der Hochschule der Künste Berlin West folgten ein Studium in Malerei und Kunstpädagogik. Seit 1989 werden seine Arbeiten (Fotografie, Malerei, Zeichnung) in der Schweiz, Italien und Japan ausgestellt. Atelier- und Studienaufenthalte und Reisen führten ihn nach Berlin, Cabo de Gata in Andalusien, Genua, Kyoto und Tokyo, Spanien, Mexico, Kuba und Japan.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Dorothea Strauss (*1960) ist in Braunlage aufgewachsen und lebt heute in der Schweiz. Sie studierte von 1982 bis 1988 Kunstgeschichte, Theater/Film und Fernsehen sowie Klassische Archäologie an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie leitet die Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR) bei der Mobiliar Versicherung, die sich vor allem mit Fragen der Nachhaltigkeit, Kreativität, Zukunftsgestaltung und Veränderungsfähigkeit beschäftigt. Zuvor verantwortete sie verschiedene Institutionen im Kunstbereich, lehrte an der Hochschule der Künste Zürich und ist Herausgeberin zahlreicher Publikationen.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Roger Walch (*1965) ist in St. Gallen aufgewachsen und lebt heut ein Nara (Japan). An der Universität Zürich hat er Japanologie, Ethnologie und Soziologie studiert. Es folgte ein Filmstudium unter Katsu Kanai am Image Forum Institute Shibuya in Tokio. Seit 1998 ist er als Filmemacher, Kameramann, Musiker und Lehrbeauftragter in Japan tätig. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet (Cultural Award der Japan Foundation, Schweizer Arbeiterliteraturpreis, Friendship Prize).

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Machiko Hafner-Nakai ist in Osaka (Japan) aufgewachsen und lebt seit 1976 in Zürich. Sie ist als japanische Sprachlehrerin und Übersetzerin tätig.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Der Verlag edition clandestin wurde 1989 von Judith Luks gegründet. Im Zentrum der Publikationstätigkeit des in Biel/Bienne, Schweiz, domizilierten Verlages stehen Kunstbücher, bibliophile Vorzugsausgaben und Kunstblätter. Vermehrt werden auch belletristische Werke in Kombination mit Fotos, Zeichnungen und Illustrationen ins Programm aufgenommen, Richtung Graphic Novel. edition clandestin ist Mitglied vom SBVV und von SWIPS (Swiss Independent Publishers), der Plattform der unabhängigen Schweizer Verlage. 

"Japanische Skizzen" (ISBN 978-3-907262-13-9) kann direkt bei edition clandestin oder im Buchhandel bezogen werden.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

[1] Das schwer zu übersetzende Wabi-Sabi (侘寂) bezeichnet eine Ästhetik des Unperfekten, das sich durch Asymmetrie, Rauheit, Unregelmässigkeit, Einfachheit und Sparsamkeit auszeichnet. Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit beweisen Achtung vor der Eigenheit der Dinge. Im Vergleich mit der abendländischen Tradition nimmt es einen ähnlich hohen Stellenwert ein, wie das westliche Konzept des Schönen. (Quelle: Wikipedia)

[2] Einer der vielleicht am schwersten zu fassenden Begriffe der japanischen Ästhetik ist Yūgen (幽玄). Der aus dem Chinesischen übernommene Begriff bedeutet ursprünglich dunkel, tief und mysteriös. Der äusseren Erscheinung nach ähnelt Yūgen der Wabi-Sabi-Ästhetik, doch verweist es auf eine dahinter liegende Dimension, welche das Angedeutete und Verborgene höher schätzt als das offen zu Tage Liegende und klar Exponierte. Yūgen ist damit vornehmlich eine Stimmung, die sich für jene Andeutungen eines Transzendenten offen hält. Diese Transzendenz ist jedoch nicht jene einer unsichtbaren Welt hinter der sichtbaren, sondern es ist jene innerweltliche Tiefe der Welt, in welcher wir leben. (Quelle: Wikipedia)

The Lives of Women…
Mädchen springt über eine Mauer, 1967 | © Mary Ellen Mark

Mädchen springt über eine Mauer, 1967 | © Mary Ellen Mark

Schnappschuss? Oder Inszenierung?

Zahlreiche Fotografien von Mary Ellen Mark, die ab 3.September 2021 im Rahmen des Fotofestivals Lenzburg im Stapferhaus zu sehen sind, oszillieren gekonnt zwischen diesen beiden Polen und schöpfen daraus ihre eigentümliche Kraft.

Amanda und ihre Cousine Amy, 1990 | © Mary Ellen Mark

Amanda und ihre Cousine Amy, 1990 | © Mary Ellen Mark

So zum Beispiel «Amanda and Her Cousin Amy»,1990.

Rechts der Bildmitte die kokett mit Zigarette posierende, beinahe erwachsen wirkende neunjährige Amanda, den Rauch den Betrachter*innen selbstbewusst entgegenblasend: «Here I am». Der Bildhintergrund wird von runden Formen bezeichnet – in erster Linie des aufblasbaren Kinderpools, in welchem Amandas Cousine Amy mit kindlich-perplexer Miene liegt: Der Bildrahmen «komprimiert» diesen formalen Kontrast und erzeugt eine eigentümliche Spannung, die sich zwischen aufgerichteter, selbstbewusster Amanda und passiv-unbewegt daliegender Amy aufbaut.

Laurie in der Badewanne, Pavillon 81, 1976 | © Mary Ellen Mark

Laurie in der Badewanne, Pavillon 81, 1976 | © Mary Ellen Mark

Die 1940 in Philadelphia geborene und 2015 in New York verstorbene Fotografin realisierte zahlreiche Reportagen über marginalisierte gesellschaftliche Schichten und porträtierte mit der ihr eigenen Empathie und viel Respekt vornehmlich die zahlreichen «Leben der Frauen» («The Lives of Women»). Die Ausstellung im Stapferhaus, die bis 31. Juli in der Foto Colectania (Barcelona) gezeigt wurde, offenbart auch andere Facetten vom Schaffen Mary Ellen Marks – und ist eine kleine Schatztruhe mit vielen fotografischen Preziosen, die es zu entdecken gibt.

Tiny für Halloween gekleidet, 1983 | © Mary Ellen Mark

Tiny für Halloween gekleidet, 1983 | © Mary Ellen Mark

Mary Ellen Marks Welt war die Fotografie – wohlgemerkt, die analoge. Ihre Kamera, so schreibt sie in «On the Portrait and the Moment» (Reihe aperture, NY 2015), ermögliche ihr den Zutritt zu Welten, die sonst verschlossen gewesen wären: «[…] Ich erkannte, dass ich mit der Kamera eine besondere Beziehung zu Menschen aufbauen konnte; ich realisierte, dass die Welt offenstand; ich erkannte, wie viele Leute ich durch sie (die Kamera, d.V.) kennenlernen und wie viel ich von ihnen erfahren kann. […]»

Nilpferd und Darstellerin, 1989 | © Mary Ellen Mark

Nilpferd und Darstellerin, 1989 | © Mary Ellen Mark

Auch die Kuratorin von «The Lives of Women», Dr. Anne Morin, unterstreicht diesen Aspekt: «Mary Ellen Mark ist es gelungen, in die intimsten Sphären der marginalsten Schichten zu gelangen. Jede ihrer Reportagen ist deswegen auch ein Ausflug in die menschlichen Abgründe […].» Wobei der Ausdruck «Ausflüge» überdeckt, dass die Fotografin ihre Reportagen über längere Zeit vorbereitete und oft nur mit viel Geduld zu «ihren» Bildern kam – von vornherein offenstehende Türen fand sie selten. Nicht lockerlassen, mit Nachdruck sein Ziel verfolgen, Beharrlichkeit zeigen – und immer, wirklich immer die Kamera dabeihaben: Das wären einige von Mary Ellen Marks Ratschläge für angehende Fotograf*innen.

Die Familie Damm in ihrem Auto, 1987 | © Mary Ellen Mark

Die Familie Damm in ihrem Auto, 1987 | © Mary Ellen Mark

Während des Rundgangs durch die Ausstellung – zum Beispiel beim Anblick der Fotografien aus dem indischen Zirkus oder den zahlreichen bereits genannten Reportagen aus den marginalen Schichten – fällt auf, dass die Fokussierung oft direkt auf gleicher Höhe erfolgte. Diese Sicht auf die porträtierten Personen, eine, die mehrheitlich ohne perspektivische Verzerrung und damit rein optischen Zwecken dienende Manipulationen des Bildes auskommt, ermöglicht es, dass auch wir, die Betrachter*innen, diesen Menschen direkt und geradeheraus, nämlich «auf Augenhöhe», begegnen können – genau wie es die Fotografin intendiert hat.

Mutter Teresa gibt einem Sterbenden zu essen, Calcuta, India, 1980 | © Mary Ellen Mark

Mutter Teresa gibt einem Sterbenden zu essen, Calcuta, India, 1980 | © Mary Ellen Mark

Mary Ellen Mark erlangte durch ihre zahlreichen Bücher, Ausstellungen und redaktionellen Arbeiten für Zeitschriften weltweite Bekanntheit. Sie veröffentlichte Foto-Essays und Porträts in Publikationen wie LIFE, New York Times Magazine, The New Yorker, Rolling Stone und Vanity Fair. Über fünf Jahrzehnte lang reiste sie viel, um Bilder zu machen, die ein hohes Mass an Humanismus widerspiegeln. Sie gilt als eine der angesehensten und einflussreichsten Fotografinnen unserer Zeit. Ihre Bilder von den verschiedenen Kulturen der Welt sind zu Meilensteinen der Dokumentarfotografie geworden.

(Quelle: Homepage Mary Ellen Mark)

Junge Akrobatin in ihrem Wohnwagen, 2008 | © Mary Ellen Mark

Junge Akrobatin in ihrem Wohnwagen, 2008 | © Mary Ellen Mark

Gastautorin
Susanne Martínez García (Zürich, 1969) bewegt sich seit Abschluss des Gymnasiums 1989 beruflich im Schnittfeld zwischen Text und Bild. Zu den langjährigen Erfahrungen als Journalistin (Volksrecht, DAZ in Zürich), Werbetexterin und Redaktorin (bis Mai 2020 DER UTO, Zürich) kam 2012 ein M.A. als Kunsthistorikerin und Hispanistin (Universität Basel 2012) hinzu. Seit 2017 lebt und arbeitet sie in Barcelona und realisiert zahlreiche Projekte im Text- und Textilbereich.

Die Ausstellung "The Lives of Women" ist bis 28. November 2021 im Stapferhaus im Rahmen des Fotofestivals Lenzburg zu sehen.

Nsenene…
Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Zwischen 2014 und 2019 hat Michele Sibiloni die Heuschrecken-Jagd in Uganda dokumentiert. Der Beginn der Regenzeit in Uganda ist gleichzeitig der Beginn der Heuschrecken-Saison. Die Jagd auf die proteinhaltigen Insekten war früher Frauensache. Im Gegenzug für die Delikatessen kauften ihnen ihre Ehemänner neue Stoffe für Kleider. Gesammelt, gebraten und serviert werden die grünen Laubheuschrecken seit Ewigkeiten…

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Heuschrecken - "Nsenene" in der lokalen Sprache, sind in Uganda eine Delikatesse und gleichzeitig auch eine Einkommensquelle. Zweimal im Jahr – nach der Regenzeit – ziehen sie in riesigen Schwärmen über den Himmel, bevor der Tag anbricht. Ein grosser Teil der Bevölkerung bleibt jede Nacht bis zur Dämmerung auf, um die Heuschrecken zu jagen und zu verkaufen. Überall werden Fallen aus Fässern und Blechen aufgestellt, starke Glühbirnen helfen die Insekten anzulocken. Nicht nur mit Plastikflaschen, Netzen und Leinensäcke, sondern auch mit blossen Händen werden die Heuschrecken gefangen. Die grünen Farbtöne und die Anwesenheit der Heuschrecken, die durch den nächtlichen Nebel und den Rauch der Lagerfeuer umherschwirren, schaffen ein unwirkliches Szenario. Das Fangen und Essen von Heuschrecken ist in Uganda eine alte Tradition. Der hohe Proteingehalt macht sie zu einer potenziellen Nahrungsquelle für die Zukunft. Die Food and Agriculture Organization (FAO)[1] stellte bereits 2013 fest, dass die Aufnahme essbarer Insekten in die Ernährung von mehr Menschen den Hunger in der Welt verringern und die Lebensmittelsicherheit verbessern könnte. 

Die Abholzung der Wälder hat jedoch in den letzten Jahren die Zahl der wandernden Insekten stark reduziert. Der Klimawandel hat auch in Afrika dazu geführt, dass die saisonalen Regenfälle nur noch schwer vorherzusagen sind. Der richtige Zeitpunkt für das Aufstellen der Fallen ist von entscheidender Bedeutung. Eine ungenaue Planung kann die Ernte gefährden und zu massiven Verlusten führen. 

Die Heuschreckenjagd befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Innovation und kann Aufschluss über die ugandische Identität sowie über neue Perspektiven für den gesamten Planeten geben.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Der Musiker und Politiker Bobi Wine schreibt in "Of Grasshoppers, Afrobeat and the Ugandan Presidential Race" über seine Erlebnisse, die Veränderungen und die Gefahren der "Nsenene-Seasons": As kids, we used to catch the insects and fry them up for our morning or evening tea. It wasn't till I reached the age of fifteen or sixteen that I realized this was a business opportunity. I was able to buy shoes with the money I'd made selling grasshoppers. After our mother left, we had to provide for ourselves. It wasn't easy, but we made it and we're proud of that. In my youth, grasshoppers smelled good because it was the smell of success. In fact, I recorded my first single – and made my first million – with grasshopper money. It paid my brother's school fees and the family's bills, too. That is why I revere theses insects: grasshoppers have changed my life.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Katende Kamadi schreibt in "The Nsenene Republic" wie es dazu kam, dass die Region um Masaka zur Nsenene Republic wurde und die ganze Entwicklung um die Heuschrecken: For a very long time now, we've been asking our government to step in and support us, but they haven't given us any real help yet. They do like taxing us, though, whenever they can. The government used to take the grasshopper harvest for granted as a naturally recurring phenomenon, but those days are gone. Some scientists have been studying the grasshoppers' biological habits with a view to teaching farmers how to breed them. While this could be a solution, it involves a lot of challenges. Among other things, grasshoppers are a very vulnerable food source that can be easily compromised if other insects get mixed in with them. And, while waiting for some results from these breeding projects, we can only hope the wind will blow our way.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Francis Sengendo, ein Entomologe[2] schreibt in "Nsenene Trapping: Current Challenges and Future Prospects" über die Herausforderungen und Perspektiven: Our only chance to safeguard nsenene harvesting and consumption is for the government to join forces with international organizations to improve traditional trapping methods by introducing safer, sustainable and energy-saving alternatives, as well as drafting protocols for the mass breeding of nsenene.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Informationen des Verlags: Heuschrecken, in Uganda «nsenene» genannt, sind dort ein Leckerbissen und eine wichtige Einkommensquelle. Zweimal jährlich wandern sie in Massen unmittelbar nach der Regenzeit. Riesige Schwärme überfluten kurz vor Sonnenaufgang den Himmel. Nacht für Nacht halten sich grosse Teile der Bevölkerung bis zum Morgengrauen wach, um Heuschrecken zu fangen und diese zu verkaufen. Die Allgegenwart der Heuschrecken und ihr grünlicher, sich im nächtlichen Dunst und im Rauch der Leuchtfeuer verlierender Schimmer tauchen das ganze Land in eine entrückte Atmosphäre, zu der auch die Skurrilität der listenreichen Jagd und selbst gebastelten Gerätschaften beiträgt. Augenblicke hektischen Treibens und lange Wartephasen, in denen man sich ein wenig ausruht oder die Zeit vertreibt, wechseln einander ab. Ihr hoher Eiweissgehalt macht die Tiere zu einer vielversprechenden Nahrungsquelle für die Zukunft. So erklärte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass essbare Insekten auf dem Speiseplan von mehr Menschen den Hunger verringern und die Ernährungssicherheit in der Welt verbessern könnten. Andererseits haben die Entwaldungen der vergangenen Jahre zu einem drastischen Rückgang der Zahl und Artenvielfalt von Wanderinsekten geführt. Zudem macht der Klimawandel die Regenzeiten in Afrika immer weniger vorhersehbar, kommt beim Aufstellen der Fallen doch alles auf den richtigen Zeitpunkt an. Die Jagd nach Heuschrecken spielt sich auf einem sehr schmalen Grat zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Modernisierung ab, den der italienische Fotograf Michele Sibiloni in seiner atmosphärisch dichten Bildsprache einfängt. In Form unmittelbar-kinematografischer Sequenzen erzählen sie nicht nur über das Selbstverständnis Ugandas, sondern auch über die Zukunftsperspektiven auf dem Planeten insgesamt.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Michele Sibiloni (*1981) ist italienischer Fotograf und Videofilmer. Er lebt zur Zeit zwischen Italien und Uganda. Er hat über zahlreiche politische Ereignisse, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent Bildmaterial geliefert; die Unabhängigkeit des Südsudans, die ugandischen Wahlen, die ägyptische Revolution, den libyschen Aufstand, die M23-Rebellion in der D.R.C. und den versuchten Staatsstreich in Burundi im Jahr 2015. Seine redaktionellen Arbeiten wurden in vielen Journalen und Magazinen (New York Times, British Journal of Photography, Vice, The Wall Street Journal, Bloomberg Businessweek, M magazine und Wired) veröffentlicht. Zwischen 2012 und 2014 hat er das Nachtleben Kampalas, der ugandischen Hauptstadt dokumentiert, 2016 wurde das Projekt zu "Fuck it", einem Fotobuch, das von der Edition Patrick Frey veröffentlicht wurde. Time Magazine, Internazionale, Sleek-Mag und Photo-book store UK haben es zu den besten Fotobüchern des Jahres gewählt. "Nsenene Republic" ist ein laufendes Projekt über die Heuschreckenjagd in Uganda. Es stand auf der Shortlist für den Pop CAP 2018 (Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie), ein Stipendium des Photographic Museum of Humanity und die Aperture Summer Open 2019.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Robert Kyagulanyi Ssentamu (*1982) ist im Distrikt Mpigi (heute ein Teil des Distrikts Gomba) geboren. Besser ist er bekannt unter seinem Künstlernamen Bobi Wine. Er ist ugandischer Politiker, Musiker, Schauspieler und Philanthrop. Seit 2017 vertritt er den Wahlkreis Kyadondo East im Distrikt Wakiso im Parlament von Uganda. In Anlehnung an seinen sozialen Hintergrund wird er von den Medien auch "Ghetto President" genannt. Weltweite Aufmerksamkeit erregte im August 2018 seine Inhaftierung und eine damit einhergehende Anklage wegen Hochverrats. (Quelle: Wikipedia)

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Weitere Texte sind von Katende Kamadi (Chairman of Basenene Tukolerewamu Traders Association) und Francis Sengendo (Entomologe)

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren.

Nsenene (ISBN 978-3-907236-13-0) kann direkt bei der Edition Patrick Frey oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers anführt. Ihr Ziel: Ernährungssicherheit für alle zu erreichen und sicherzustellen, dass die Menschen regelmässig Zugang zu ausreichend hochwertigen Nahrungsmitteln haben, um ein aktives, gesundes Leben zu führen. Mit über 194 Mitgliedsstaaten arbeitet die FAO in über 130 Ländern weltweit. (Quelle: FAO)

[2] Die Insektenkunde (lateinisch insectum, wörtlich das Eingeschnittene, von insecare einschneiden, einkerben) oder Entomologie (griechisch Insekt, das Eingeschnittene, einschneiden) ist ein Zweig der Zoologie, der sich mit Insekten (Insecta), der artenreichsten Gruppe von Lebewesen, befasst. Ein Insektenforscher wird fachsprachlich als Entomologe bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

Martin Linsi: Bilder 1972 - 2019…
Dôle, Frankreich, 2007 © Martin Linsi

Dôle, Frankreich, 2007 © Martin Linsi

"Bilder 1972 – 2019" oder "Photographs" ist eine Retrospektive über das fotografische Schaffen von Martin Linsi. Martin Linsi hat sich in den 1970er Jahre, in denen die klassischen Fotoreportagen immer mehr an Bedeutung verloren, dazu entschieden eine professionelle Fotografen Ausbildung zu machen und sich auf die Dokumentarfotografie zu fokussieren. In "Photographs" werden die verschiedenen Kapitel seiner Arbeit aufgezeigt, sei es eine Dokumentation über die Kohle- und Stahlindustrie Englands, Fundstücke am Strassenrand (Tierkadaver), andere Welten – ein Leben mit und im Zirkus oder ein Leben in einer alternativen Kommune -, Alltägliches und natürlich Landschaften. Egal welchem Kapitel ein Bild zugeordnet worden ist, strahlt es einen speziellen Charme aus und bleibt hängen…

Rottweil, Deutschland, 1972 © Martin Linsi

Rottweil, Deutschland, 1972 © Martin Linsi

Bernhard Echte schreibt in seinem Essay über die Unterschiede von Fotos und Bildern und der Herangehensweise solche zu machen. Er beginnt mit einer Anekdote von René Burri, die einen zum Schmunzeln bringt und gleichzeitig nachdenklich stimmt: "René Burri erzählte gerne die Geschichte, wie er in Zürich einmal Besuch von Henri Cartier-Bresson erhielt und er den berühmten Magnum-Kollegen abends um elf Uhr vom Bahnhof abholte. Man war gerade dabei, sich herzlich zu begrüssen, als Cartier-Bresson plötzlich stutzte, Burris Jacke zu betasten begann und ihn dann entsetzt fragte: "René, wo hast du deine Kamera?" Ein Fotograf, der ohne Kamera ausser Haus ging, und wollte er auch nur einen Kollegen nachts vom Bahnhof abholen, war für Cartier-Bresson kein wirklicher Fotograf. Man musste jederzeit bereit sein für den besonderen Moment, wie man ihn womöglich nur jetzt und dieses eine Mal erleben und festhalten konnte. Für einen wirklichen Fotografen war die Kamera nicht sein drittes, sondern sein eigentliches Auge. Denn erst die Kamera machte einen Menschen wahrhaft sehend; sie war schneller und präziser als dessen Wahrnehmung, sie konnte im gestaltlosen Fluss der Geschehnisse die besondere Situation erfassen und das sprechende Ereignis festhalten, sie machte aus dem Gesehenen erst ein gültiges Dokument – eindringlicher und beweiskräftiger las jedes noch so präzis formuliert Worte. […]

 Es ist also kein neues Phänomen die Augenblicke unbedingt festhalten zu wollen, um ein entsprechendes Beweisstück zu haben. Der Unterschied ist einzig, dass jeder und jede ein Mobile auf sich trägt und die Beweisstücke selbst aufnehmen kann…

Trevor, 1978 © Martin Linsi

Trevor, 1978 © Martin Linsi

Norbert Hummelt stellt in "Gegenzauber" Fotografien und Gedichte gegenüber, versucht Ähnliches aufzuzeigen seien es Bilder, die wir vor unserem inneren Auge bewahren oder Gedichte, die wir auswendig gelernt haben – egal ob freiwillig oder nicht. "Die Art und Dauer der Entstehung des fotografischen oder sprachlichen Bildes sagt allerdings nichts über die Dauer der Betrachtung; gerade von Gedichten weiss man, dass man sehr lange, unvernünftig lange, mit ihnen umgehen kann, sie können zu Begleitern werden, man trägt sie, wenn die Gedichte danach sind, auswendig mit sich herum, kann sie auf diese Weise mitnehmen, wohin auch immer, ohne jedes Speichermedium. Das lässt sich von Fotografien nicht behaupten; und doch komme ich auf dem Umweg des Nachdenkens über Gedichte der Eigenart von Marin Linsis Fotografien näher. […]

Leoni, 1996 © Martin Linsi

Leoni, 1996 © Martin Linsi

Martin Linsi, geboren 1956 in Thalwil, ist freischaffender Fotograf. Seine Ausbildung absolvierte er am Gloucestershire College of Art and Design (England), wo er 1978 mit dem Diplom des IIP (Institute of Incorporated Photographers) abschloss. Seitdem war er auf zahlreichen größeren und kleineren Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz präsent, beginnend 1978 im Strauhof Zürich und zuletzt 2011 im Schweizerischen Architekturmuseum Basel SAM und 2012 im Kraftwerk Kubel St. Gallen. Erste Buchpublikationen im Jahr 1981 («Variationen in Scharf», «Abbruch – wohin mit uns?»). Große Anerkennung fanden in den letzten Jahren sein fotografisches Porträt des Kantons Schwyz (2005) und die Dokumentation «Landschaften und Kunstbauten» (2010). Martin Linsi lebt in Einsiedeln.

Wädenswil, Schweiz, 1981 © Martin Linsi

Wädenswil, Schweiz, 1981 © Martin Linsi

Norbert Hummelt (*1962) ist in Neuss geboren und lebet heute in Berlin. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Köln. In erster Linie verfasst er Lyrik und Essays, die in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Zudem übersetzt er Lyrik aus dem Englischen und Dänischen. Mit seinem zweiten Gedichtband "singtrieb2 wandte er sich stärker traditionellen Formen zu und näherte sich Konzepten der Romantik. Von 1988 bis 1992 war er Leiter der Kölner Autorenwerkstatt. Er lehrte unter anderem am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.

Wädenswil, Schweiz, 1989 © Martin Linsi

Wädenswil, Schweiz, 1989 © Martin Linsi

Bernhard Echte (*1958) ist in Ludwigshafen am Rhein geboren. Er ist Verleger, Literaturwissenschaftler, Publizist und freier Ausstellungsmacher. Er war lange Jahre Leiter des Robert Walser-Archivs in Zürich und entzifferte zusammen mit Werner Morlang Walsers rätselhafte "Mikrogramme". Daneben gab er mehrere Bände der Werke und Briefe Friedrich Glausers heraus, edierte Hugo Ball, Marieluise Fleisser, Emmy Hennings, Franz Hessel und andere. Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Ausstellungsmacher produzierte er verschiedene Katalog-Publikationen.

Fünen, Dänemark, 1994 © Martin Linsi

Fünen, Dänemark, 1994 © Martin Linsi

Nimbus. Kunst und Bücher wurde 1996 von Bernhard Echte gegründet und 2007 in eine AG umgewandelt. Seitdem publiziert NIMBUS ein Programm hochwertiger Kunst- und Fotobände sowie ausgewählter Ausstellungskataloge und belletristischer Titel für den Publikumsmarkt. Im Bereich der Kunstbücher erregte die bislang sechsbändige Dokumentation zum Kunstsalon Cassirer Aufsehen, aber auch eine Biografie zu Alfred Flechtheim oder ein Band zur Freundschaft von Paul Klee und Franz Marc. Im fotografischen Bereich arbeitet der Verlag mit einer Reihe renommierter Künstler wie Barbara Klemm, Stefan Moses, Erich Lessing und Pietro Donzelli zusammen. Vielversprechende Nachwuchsfotografen runden das Programm ab. Briefeditionen, Memoirenbände, Feuilletons, Faksimiles, Bildbiografien sowie ausgewählte zeitgenössische Romane sind in der literarischen Sparte von NIMBUS zu finden. 

Bilder 1972 - 2019 (ISBN 978-3-907142-86-8) kann direkt bei Nimbus. Kunst und Bücher oder im Buchhandel bezogen werden. 

Arbeiten aus "Bilder 1972 – 2019" können vom 15. – 17. Oktober 2021 im Museum Fram in Einsiedeln, vom 29. – 31. Oktober 2021 in der Kulturgarage Wädenswil und vom 11. – 21. November 2021 in der Photobastei in Zürich gesehen werden.

Ironie des Alltags…
Ohne Titel (Stühle) © Mäddel Fuchs

Ohne Titel (Stühle) © Mäddel Fuchs

"Es sind beherzte Momentaufnahmen, liebevoll beobachtete Äusserungen eines Milieus oder einer Marotte, die einer hier aufspürt, die er einfängt in einer persönlichen Erzählweise, in eigenen starken Bildwelten und Bildsprachen, als fotografische Objets trouvés, Alltags- oder Naturgegenständen. Unter seinem Blick werden sie zu Kunstwerken"

Daniele Muscionico 

Ein Ungläubiger © Mäddel Fuchs

Ein Ungläubiger © Mäddel Fuchs

Die schwarz-weissen Bilder, die wohl zufällig aufgenommen worden sind, machen neugierig auf das Buch. Die Bilder schenken dem Betrachtenden ein Schmunzeln, manchmal ein breites Grinsen oder gar ein Kopfschütteln...  

Etwas irritierend ist die gewählte Schriftgrösse und die ab und an seltsame Bildplatzierung – das Buch muss oft gedreht werden, wenn man die Bilder nicht nur überfliegen möchte. Vermutlich gehört beides zum Konzept, um die Ironie der Situationen zu unterstreichen…

Ohne Titel (Schuppen in der Nacht) © Mäddel Fuchs

Ohne Titel (Schuppen in der Nacht) © Mäddel Fuchs

Informationen des Verlags: Ohne Chronologie lose zusammengeführt, bilden diese rund 170 Momentaufnahmen von Mäddel Fuchs einen besonderen Beitrag zur Geschichtsbetrachtung, wie er nur fotografisch zustande kommen kann. Das Buch schöpft aus dem umfangreichen Bestand des Schweizer Fotografen, aus vierzig Jahren kontinuierlichen Fotografierens. Erweisen sich einige Bilder als leicht zugänglich, verlangen andere eine vertiefte Auseinandersetzung, eine Beschäftigung mit Thema und Darstellung. Wieder andere sind an historische Ereignisse gebunden oder fordern die Betrachterinnen und Betrachter mit ihren Zeichen- und Sprachspielereien. 

Der begleitende Text der Kulturjournalistin Daniele Muscionico ergründet Mäddel Fuchs’ Bildwelten, vor allem aber seine Lust, umzudenken und dort Zusammenhänge zu entdecken, wo sich neue Wahrheiten und abgründige Gedankenräume auftun. Seine humorvollen und bisweilen satirischen Begegnungen mit dem Alltag zeigen die unendliche Vielfalt unserer Lebenswelt, von vergnüglich bis aufwühlend. All diesen lebenserhellenden Momenten ist das Buch gewidmet.

 

Schilderchaos © Mäddel Fuchs

Schilderchaos © Mäddel Fuchs

Mäddel Fuchs, geboren 1951, wuchs in Zürich und Trogen auf und wurde auf autodidaktischem Weg Fotograf. Bekannt ist er für seine fotografischen Langzeitprojekte zur landwirtschaftlichen und kulturellen Tradition des Appenzellerlands.

 

Voilà! © Mäddel Fuchs

Voilà! © Mäddel Fuchs

Daniele Muscionico, 1962 in Buchs im St. Galler Rheintal geboren, studierte an der Universität Zürich Germanistik und Kunstgeschichte. Sie arbeitet als Kulturredaktorin und Theaterkritikerin für die Neue Zürcher Zeitung und als Rezensentin für verschiedene deutsche Tageszeitungen. Seit Februar 2021 ist sie in einem Teilzeitpensum für CH Media tätig und betreut die nationale und internationale Kunst.

Freie Fahrt © Mäddel Fuchs

Freie Fahrt © Mäddel Fuchs

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen. 

"Irgendwo und überall" (ISBN 978-3-03942-012-4) kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden.

 

Architekturfotografie des Kantonsspitals Graubünden…
Ansicht mit Chur im Hintergrund (S. 6/7) | © Albert Steiner

Ansicht mit Chur im Hintergrund (S. 6/7) | © Albert Steiner

Landab, landauf werden Spitäler neu gebaut, umgebaut und saniert, so auch das Kantonsspital Graubünden. Auf der Homepage des Kantonsspitals ist zu lesen:  

Mit SUN macht sich das Kantonsspital Graubünden bereit für die medizinische Entwicklung und die gesellschaftlichen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte. Die neuen Gebäude H1 und H2, mit ihren 1'500 flexibel nutzbaren Räumen, ermöglichen eine ambulante und stationäre Behandlung auf höchstem Niveau und bieten dank Einschnitten und Lichthöfen eine offene Architektur. 

Es werden zusätzliche Behandlungsräume, aber keine Patientenzimmer geschaffen – ganz im Zeichen der Maxime "ambulant vor stationär".

Kantonsspital, Südseite (S. 10) | © Albert Steiner

Kantonsspital, Südseite (S. 10) | © Albert Steiner

Die Fotodokumentationen von Albert Steiner und Ralph Feiner zeigen nicht nur die Veränderungen von Spitalbauten, sondern auch die Entwicklung der Medizin, inkl. der entsprechenden Infrastruktur. Auffällig sind die Veränderungen in der Radiologie, der Operationssäle und in der Intensivmedizin. Wer zudem genau hinsieht, stellt auch fest, dass auf Albert Steiners Bilder oft Diakonissinnen[1] abgebildet sind, bei Ralph Feiner hingegen ist keine mehr zu sehen….

Haupteingang mit dem seitlichen Kontroll-Fenster für die Nachtwache (S. 12) | © Albert Steiner

Haupteingang mit dem seitlichen Kontroll-Fenster für die Nachtwache (S. 12) | © Albert Steiner

Walter Reinhart schreibt in seinem Essay "Am Puls der Zeit – Bilder eines Spitals" wie es zur Idee dieses Buchs kam und über die Entwicklung in der Medizin und der veränderten Ansprüche der Gesellschaft: Die Fotoserien dieses Buches aus zwei verschiedenen Zeitepochen sind Zeugen der Entwicklung der Spitalarchitektur, wie auch der Architektur im Allgemeinen. Auch wenn das Buch nicht primär die technischen Fortschritte in der Medizin über die Zeit darstellen will, führt es doch in aller Deutlichkeit vor Augen, wie vieles sich im Gesundheitswesen geändert hat. Aus dem Krankenasyl ist ein bedeutendes und florierendes Zentrumsspital geworden. Die Fotografien sagen auch etwas aus über die Entwicklung der Gesellschaft, die das Spital baute. Sie stehen für die Befindlichkeit, den Wohlstand und die Ansprüche der Gesellschaft. Unmerkliche Änderungen im Zeitwandel werden wahrnehmbar…

Patientenaufenthalt (S. 18) | © Albert Steiner

Patientenaufenthalt (S. 18) | © Albert Steiner

Karin Fuchs schreibt in ihrem Essay über die Geschichte der Finanzierung und der politischen Umstände damals und heute: Grosser Kostendruck im Spitalwesen und Personalmangel waren ausschlaggebend, dass ab 1999 der einschneidende Prozess der Neuorganisation des Spitalplatzes Chur mit dem Rätischen Kantons- und Regionalspital, dem Kreuzspital und der Frauenklinik Fontana in Gang gesetzt wurde. Nach langem Ringen wurden 2006 die drei Spitäler fusioniert und in eine neue Stiftung überführt. Die Leistungen den Kantonsspitals Graubünden wurden seither an drei Standorten, nämlich Hauptstandort, Kreuzspital und Fontana, erbracht. Stationäre Patienten verbrachten noch durchschnittlich fünf Tage im Kantonsspital Graubünden – ein völlig anderer Spitalbereich, der immer neue Anforderungen an zukünftige Spitalbauten stellt…

Röntgeninstitut mit neusten Geräten | © Albert Steiner

Röntgeninstitut mit neusten Geräten | © Albert Steiner

Bereits beim ersten Satz kann Stephan Kunz kaum widersprochen werden: Die Gegenüberstellung der beiden fotografischen Dokumentationen von Albert Steiner (1877 – 1965) und Ralph Feiner (*1961) ist aufschlussreich: Sie offenbart Unterschiede im Bild des Kantonsspitals und lässt uns mit vielen Beobachtungen und noch mehr Fragen zurück… 

Die Veränderungen lassen sich nicht aufhalten – auch wenn wir dies in manchen Situationen gerne möchten oder uns fragen; warum etwas so teuer und noch komplexer ist…

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Informationen des Verlages: 1941 wurde der berühmte Engadiner Landschaftsfotograf Albert Steiner damit beauftragt, das im selben Jahr fertiggestellte Rätische Kantons- und Regionalspital der Zürcher Architekten Fred G. Brun und Rudolf Gaberel in Chur zu fotografieren. Aus dem Auftrag an Steiner ist ein einmaliges Zeitdokument in Form gut erhaltener fotografischer Abzüge entstanden. 

Achtzig Jahre später wird das Grossprojekt «Sanierung, Umbau und Neubau» (SUN) des nun Kantonsspital Graubünden genannten Krankenhauses nach den Plänen des in Frauenfeld beheimateten Büros Staufer & Hasler realisiert. Den ersten Teil des Neubaus hat der bekannte Bündner Architekturfotograf Ralph Feiner im Jahr 2020 dokumentiert. 

In diesem Buch erzählen Albert Steiners analoge Fotografien und Ralph Feiners digitale Farbbilder von den Entwicklungen in der Fotografie und der Spitalarchitektur. Aus ihrem Blick auf die Bauten in Chur sind auch die gewandelte Bedeutung des Gesundheitswesens und die deutlich gesteigerten Ansprüche unserer Gesellschaft an Krankenhäuser ablesbar.  

Walter Reinhart ist ehemaliger Chefarzt des Kantonsspitals Graubünden und Präsident der Stiftung Bündner Kunstsammlung.

Untersuchungslabor (S. 36/37) | © Albert Steiner

Untersuchungslabor (S. 36/37) | © Albert Steiner

Albert Steiner (1877 – 1965) absolvierte 1892 eine Fotografenlehre bei Jean Moeglé in Thun. 1897 Anstellung beim Fotografen Fred Boissonas in Genf, 1906 bei Walther Küpfer in St. Moritz. 1909 Eröffnung eines eigenen Fotostudios in St. Moritz. Er entwickelte sich zu einem der herausragenden Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts, bekannt für seine einzigartigen Landschaftsfotografien aus dem Engadin. Publikationen: 1927 Engadiner Landschaften; 1930 Schnee, Winter, Sonne; 1938 Die vier Jahreszeiten; 1992 Du grosses stilles Leuchten. 2005 Ausstellung Über Täler und Menschen – Albert Steiner. Das fotografische Werk im Bündner Kunstmuseum, Chur, und in der Fotostiftung Schweiz, Winterthur.

Hauptküche (S. 38) | © Albert Steiner

Hauptküche (S. 38) | © Albert Steiner

Ralph Feiner (*1961) eignete sich die Kunst der Fotografie autodidaktisch an. Seit 1995 als Architekturfotograf tätig, gilt er als Chronist der zeitgenössischen Architektur in Graubünden und darüber hinaus. Seine Fotografien wurden in zahlreichen Büchern und Architekturzeitschriften publiziert. Teilnahme an Gruppenausstellungen in Flims, Sydney, Basel, Chur und Zürich. Er erhielt 2013 den Anerkennungspreis der Stadt Chur und 2021 denjenigen des Kantons Graubünden.

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Karin Fuchs (*1971), Studium der Allgemeinen Geschichte, des Völkerrechts und der Politologie an der Universität Zürich und der Sorbonne, Paris. Stipendium des Deutschen Historischen Instituts Paris, Lehraufträge Universität Zürich. 2003 Promotion (Dr. phil.). Seit 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturforschung Graubünden. Autorin von Historischer Städteatlas der Schweiz: Chur (2011) und Baden und Trinken in den Bergen, Heilquellen in Graubünden, 16. – 19. Jahrhundert (2019).

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Stephan Kunz (*1962), Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Zürich und Berlin. 1988 – 2011 Kurator am Aargauer Kunsthaus in Aarau. Seit 2011 Direktor des Bündner Kunstmuseums in Chur. Kuratierung von viel beachteten thematischen Ausstellungen. Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen, darunter 2013 der Katalog zur Ausstellung Ansichtssache. 150 Jahre Architekturfotografie in Graubünden.

Innenhof mit Lichtinstallation von Christoph Herdeg | © Ralph Feiner

Innenhof mit Lichtinstallation von Christoph Herdeg | © Ralph Feiner

Köbi Gantenbein (*1956), Studium der Soziologie an der Universität Zürich. Verleger und Chefredaktor von Hochparterre. Zeitschrift für Architektur und Design. Präsident der Kulturkommission des Kantons Graubünden. Mitherausgeber des Ausstellungskatalogs Ansichtssache. 150 Jahr Architekturfotografie in Graubünden (2013) und – zusammen mit dem Fotografen Ralph Feiner – Autor zahlreicher Reportagen und Bücher zur Baukultur Graubündens.

Hybrid-Operationssaal mit Angiografie-Anlage zur Darstellung von Blutgefässen (S. 118/119) | © Ralph Feiner

Hybrid-Operationssaal mit Angiografie-Anlage zur Darstellung von Blutgefässen (S. 118/119) | © Ralph Feiner

Walter Reinhart (*1948), Schulen in Winterthur, Studium der Humanmedizin in Zürich, Genf und Bern. Weiterbildung in Bern, St. Gallen und New York. 1987 Habilitation und 1992 Titularprofessor der Universität Bern, 1991 – 2013 Chefarzt und ärztlicher Direktor der Medizin am Kantonsspital Graubünden. Vizepräsident und seit 2019 Ehrenmitglied der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Seit 2012 Präsident der Stiftung Bündner Kunstsammlung.

Eckzimmer der Intensivstation (S. 124/125) | © Ralph Feiner

Eckzimmer der Intensivstation (S. 124/125) | © Ralph Feiner

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Schlaflabor (S. 126/127) | © Ralph Feiner

Schlaflabor (S. 126/127) | © Ralph Feiner

"Architekturfotografie des Kantonsspitals Graubünden" (ISBN 978-3-85881-689-4) kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden.

Küche (S134/135) | © Ralph Feiner

Küche (S134/135) | © Ralph Feiner

Anmerkung: Als Schreibende habe ich versucht meine Gedanken als Medizincontrollerin, die sich tagtäglich mit Kostenfragen herumschlägt und diese verständlich den Klinikern überbringen möchte, nicht zu sehr in den Beitrag einfliessen zu lassen. Er wäre nur aufgrund der Abbildungen von Diakonissen und der heutigen Situation in der Pflege zu politisch geworden. Geschweige denn von der komplexen Frage wie ein Neu-/Umbau oder eine (etappenweise) Sanierung finanziert werden könnte ausgeufert…


[1] Eine Diakonisse (weibliche Form von Diakon; griechisch Diener, Knecht), gelegentlich auch Diakonissin bezeichnet, lebt und dient in einer verbindlichen evangelischen Lebens-, Glaubens- und Dienstgemeinschaft (Schwesterngemeinschaft). / Quelle: Wikipedia

Kägi kocht...
Kürbisrisotto aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

Kürbisrisotto aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

Richi ist ein Weltreisender des guten Geschmacks. Ein unermüdlicher Forscher auf dem Gebiet der Aromen. Ich habe grossen Respekt für seine Arbeit und freue mich sehr, dass er jetzt sein Wissen mit uns teilt. 

Tanja Grandits

Damastmesser aus der Messermanufaktur Marco Guldimann aus Kägi kocht, S. 34 | © Lukas Lienhard

Damastmesser aus der Messermanufaktur Marco Guldimann aus Kägi kocht, S. 34 | © Lukas Lienhard

Spätestens ab Seite 23 wird jedem klar, dass "Kägi kocht" nicht irgendein Kochbuch ist, sondern das Kochbuch, das in jeden Haushalt gehört. Eigentlich ist die Must-haves-Liste nicht so lang, aber dennoch wird schnell klar, dass eine 0815-Küche etwas eng werden könnte. Vor der unbehandelten Eisenpfanne habe ich heute immer noch Respekt – bei mir schmeckt alle aus einer solchen Pfanne nach Eisen… Von den Schüsseln aus Edelstahl, der Eismaschine und den Greifzangen aus rostfreiem Stahl und Bambus träume ich immer noch, geschweige denn vom scharfen Damastmesser…

Geräucherte Tomaten aus Kägi kocht, S. 78 | © Lukas Lienhard

Geräucherte Tomaten aus Kägi kocht, S. 78 | © Lukas Lienhard

Richard Kägi erklärt ganz zu Beginn, warum es dieses Buch gibt und wie es zu seinem Namen kam. Wie viele von uns hat Richi bei seiner Mutter, ab und an bestimmt auch bei seiner Grossmutter das Kochen gelernt und vor allem gelernt wie aus einfachen Dingen, einfaches, bodenständiges und hervorragendes Essen entsteht. Er erzählt, dass sich die Geschwister untereinander das Essen vom Teller geklaut haben und seine Schwester den Kampf immer verloren haben…

Pavlova mit Beeren und Passionsfrucht aus Kägi kocht, S. 153 | © Lukas Lienhard

Pavlova mit Beeren und Passionsfrucht aus Kägi kocht, S. 153 | © Lukas Lienhard

Es sind nicht nur die Erklärungen und Rezepte, die "Kägi kocht" ausmacht, es sind auch oder besonders die Bilder von Lukas Lienhard, die das Buch zu etwas Speziellem machen. Richard Kägi schreibt: "Mit Lukas Lienhard, dem Fotografen, habe ich einen Bruder im Geiste gefunden. Er fotografierte für dieses Buch so, wie ich koche: Geradeheraus, simpel, ohne Firlefanz. Und mit derselben Leidenschaft."

Caesar Salad aus Kägi kocht, S. 191 | © Lukas Lienhard

Caesar Salad aus Kägi kocht, S. 191 | © Lukas Lienhard

Bekanntlich isst das Auge mit – und ohne die Bilder von Lukas Lienhard stünde "Kägi kocht" nicht in meinem Regal, d.h. liegt immer wieder auf meinem Tisch, weil ich immer wieder nachlesen muss welche "Must-haves" mir noch fehlen und welche "Nice to haves" ich doch auch gerne haben möchte…

Broccoli mit Guanciale aus Kägi kocht, S. 202 | © Lukas Lienhard

Broccoli mit Guanciale aus Kägi kocht, S. 202 | © Lukas Lienhard

Richard Kägi ist Foodscout und Autor. Er war während beinahe 30 Jahren als Foodscout für Globus rund um den Erdball unterwegs. Heute ist er als Foodscout und Autor selbstständig.

Blutorangen mit Randen und Burrata aus Kägi kocht, S. 214 | © Lukas Lienhard

Blutorangen mit Randen und Burrata aus Kägi kocht, S. 214 | © Lukas Lienhard

Lukas Lienhard: Kochen oder Fotografie - vor dieser Entscheidung stand Lukas Lienhard vor einigen Jahren, als es darum ging, den Beruf des Werbers an den Nagel zu hängen, um etwas Neues zu machen. Er entschied sich für die Fotografie, assistierte Fotografen im In- und Ausland und machte schlussendlich Bilder von dem, was ihn am meisten interessierte. Von Essen, von Köchen, von Bauern, Fischern und Jägern. Seit vielen Jahren arbeitet er für die Gastronomie, Magazine, Zeitungen und die Werbung. Dazu kamen diverse Kochbücher. In Zürich betreibt Lukas Lienhard sein eigenes Studio Neon.

Strozzapereti mit Zucchini und eingelegter Zitrone aus Kägi kocht, S. 217 | © Lukas Lienhard

Strozzapereti mit Zucchini und eingelegter Zitrone aus Kägi kocht, S. 217 | © Lukas Lienhard

Christian Seiler war Redakteur bei "Wiener", "Weltwoche" und "Profil", Chefredakteur des Kulturmagazins "du". Er hat zahlreiche Bücher verfasst, auch über Essen und Reisen. Seit 2005 ist er als Autor, Kolumnist und Verleger selbständig.

Salade niçoise aus Kägi kocht, S. 259 | © Lukas Lienhard

Salade niçoise aus Kägi kocht, S. 259 | © Lukas Lienhard

Der AT Verlag steht für sorgfältig gestaltete und reich bebilderte Bücher in den Bereichen Kochbuch, Heilkunde, Naturerfahrung und Schweiz-Themen. Dabei streben wir stets nach inhaltlicher Qualität und Tiefe, sind auf der Suche nach den besten Autoren und Autorinnen und spüren neue Trends auf. Bei aller inhaltlichen Tiefe sollen Bücher aus dem AT Verlag auch ein haptisch-sinnliches Erlebnis bieten. In einer zunehmend digitalisierten Welt setzt er bewusst einen Kontrapunkt, gestaltet seine Bücher individuell und mit grösster Sorgfalt und verwendet ausgesuchte Materialien. Man soll seine Bücher gerne zur Hand nehmen, in ihnen blättern, an ihnen riechen und die Struktur des Papiers fühlen. Jedes Buch ist ein Unikat und entsteht in enger Zusammenarbeit und im lebendigen Austausch mit seinen Autorinnen und Autoren.

Yuzu-Sakura aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

Yuzu-Sakura aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

"Kägi kocht" (ISBN 978-3-03902-037-9) kann direkt bei der AT Verlag AG oder im Buchhandel bezogen werden.

Die Verwandte...
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Als ich drei Wochen später zum letzten Mal die Wohnung betrat, war sie leergeräumt. Alle Wände freigelegt; die Bilder, die Spiegel, die Bücherregale und die Pendule hatten ihre Licht- und Staubabdrücke darauf hinterlassen. Auf dem Parkett die von Teppichen unterbrochenen Spuren des täglichen Gehens zum Tisch, an Sofa, Sesseln und Schrank vorbei. Da, wo mein Grossvater aufgebahrt gewesen war, lagen nun zwei Bananenschachteln auf dem Boden, gefüllt mit achtlos hineingeworfenen Fotografien und Alben. Meine Mutter hatte mich angerufen. Ich solle mir die Fotos anschauen kommen, das könne vielleicht interessant sein, hatte sie gesagt. Und: "Nimm Deine Kamera mit!" […]

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Mimi von Moos reflektiert in literarischen Texten den Beginn des Aufarbeitens des fotografischen Nachlasses ihrer Urgrosstante Anne-Marie von Wolff, über das Betrachten von Fotografien, die bei Familienangehörigen Erinnerungen an die unscheinbare Fotografin und Aussenseiterin evozieren. Gekonnt integriert sie Textfragmente aus den geführten Interviews mit Angehörigen… 

Die beste Ausgangslage wäre wohl, wenn man abgeklärt und gelassen, vollkommen ungerührt bleibt, wenn sich eine Kamera auf einen richtet. 

Damals musste man eine starke Persönlichkeit haben. Heute geht man zum Psychologen.

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Tine Melzer schreibt in ihrem Essay "Ein Album der Möglichkeiten" über mögliche Blickwinkel die Bilder aus dem Nachlass von Anne-Marie von Wolff zu betrachten, zu verstehen und sich trotz der fremden Menschen berühren zu lassen. Aspekte, auf die wir unsere Aufmerksamkeit lenken, können historisch-dokumentarisch sein – so sah es in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in einigen Teilen der Schweiz aus – oder soziologisch – so hat sich eine wohlhabende bildungsbürgerliche-progressive Familie in Szene gesetzt. Genau da liegt eine Besonderheit dieses Nachlasses der Anne-Marie von Wolff: hier schafft nicht das Auge einer professionellen Fotografin, die zu Familienfesten und anderen repräsentativen Anlässen Portraits und Ansichten im Auftrag der Familie festhält; vielmehr sind die Bilder dem Zweck enthoben, repräsentativ und affirmativ zu sein. […]

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Der Verlag: Anne-Marie von Wolff (1893–1974) aus Luzern führte schon früh das Leben einer Aussenseiterin. Epileptische Anfälle als Kind, Tuberkulose und der Vorwurf, durch diese Erkrankung den Tod einer Nichte verursacht zu haben, drängten sie immer weiter aus dem sozialen Leben, machten sie aber möglicherweise auch zu jener aufmerksamen Beobachterin, die sie war. Ihre Kamera gab ihr einen Platz in der Welt und im Familiengefüge. Still und etwas streng soll sie gewesen sein, doch ihre Aufnahmen des Alltags in Luzern, der Sommerfrische in Les Mayens de Sion oder auf Schloss Mauensee beim Cousin, dem Journalisten und Schriftsteller Karl von Schumacher, zeugen von zärtlicher Zuwendung und überzeugen durch starke Kompositionen. Ihr künstlerisches Talent blieb zeitlebens unbeachtet. Das änderte sich, als die Urgrossnichte, Mimi von Moos zufällig bei ihrem Grossvater in einer Bananenschachtel einige ihrer Fotos entdeckte. Bis heute trug sie um die 1500 Schwarzweissaufnahmen aus den 30er- bis 50er-Jahren zusammen. 

Mimi von Moos’ literarische Texte reflektieren und erzählen aus heutiger Sicht über die Betrachtung dieser Fotografien und ihrer Zeit und sie versuchen ein Bild der beinah unsichtbaren Fotografin zu zeichnen. Die Verwandte ist eine Auseinandersetzung mit den vielen Aspekten des Fotografischen anhand eines aussergewöhnlichen Fundes. Transkribierte Statements aus Gesprächen mit Familienangehörigen und ein Essay der Künstlerin und Sprachphilosophin Tine Melzer begleiten diese kritische Beschäftigung. Sie führen tiefer in die leuchtende Bilderwelt jener Verwandten, die sich immer ein wenig abseits im Schatten aufgehalten hat.

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Mimi von Moos (*1969) ist in Luzern geboren und lebt und arbeitet heut in Basel und Rotterdam. 1993 erlangte sie an der Hochschule für angewandte Kunst ein Diplom in Schmuckdesgin. 2012 schloss sie mit dem Master of Fine Arts an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel ab. Seither war/ist sie an zahlreichen Ausstellungen und Projekten beteiligt.

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Tine Melzer (PhD) lebt in Zürich. Sie ist Autorin, Künstlerin und Forscherin mit Fokus auf Sprache. Wie in ihrem preisgekrönten Buch "Taxidermy for Language-Animals" (Rollo-Press) veröffentlicht, untersucht sie Sprachfragmente aus verschiedenen Praktiken - Philosophie, Literatur, visuelle Kunst - indem sie einige unserer sprachlichen Gewohnheiten und Werkzeuge nutzt. Sie ist ausserordentliche Professorin an der Hochschule der Künste Bern (HKB), wo sie derzeit zu Phänomenen des Aspektwechsels forscht. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt und publiziert.

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Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren.

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Die Verwandte. Aus dem fotografischen Nachlass von Anne-Marie von Wolff (ISBN 978-3-906803-91-3) kann direkt bei der Edition Patrick Frey oder im Buchhandel bezogen werden.

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BelleVue ist ein Ort in Basel, wo zeitgenössische Fotografie ausgestellt und diskutiert wird. Im kulturellen Wandel sind Orte wie BelleVue als «Kochtopf» kreativer und kritischer Ideen und innovativer Beiträge wichtig. Sie bieten die «Reibfläche» zum gängigen Mainstream. Wir bieten eine etablierte Plattform für zeitgenössische Fotografie, die regelmässig Werke bekannter Fotograf*innen und junger Talente in ihrem Ausstellungsraum einem breiten Publikum zugänglich macht.

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Am 3. Juni 2021 findet im BelleVue – Ort für Fotografie in Basel eine Buchpräsentation von "Die Verwandte. Aus dem fotografischen Nachlass von Anne-Marie von Wolff" mit Mimi von Moos statt.

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Ein singuläres Foto ist zwischen den anderen Fotos aufgetaucht, die sich einordnen und einfügen lassen in Bildgruppen, Serien und Reihen. Meine Recherchen ergeben zweifelsfrei, dass es auf dem Petersplatz in Rom aufgenommen wurde. Da es in dem zusammengetragenen Nachlass nur dieses eine Bild aus Italien gibt, vermute ich, dass ein grosser Bestand ihrer Fotografien im Laufe der Zeit verloren gegangen ist – oder noch gefunden werden muss.

Mimi von Moos

Citizens...
Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Es war nicht nach einer durchzechten Nacht, es war eine Nacht voller Wut über eine Partei, die Christian Lutz mit dem Entfernen von widerlichen Flugblättern im Wohnblock und auf Autoscheiben verbrachte. Nach dieser nächtlichen Episode machte er die ersten Aufnahmen in den Randgebieten der Stadt – in den Quartieren, in der die Partei immer mehr Stimmen gewann…

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

"Photographier était mon exutoire, une réponse à mon effroi, à ce que je percevais comme une prise en otage des cerveaux et de la population."

Christian Lutz

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Die Fotografie wirkte, wie ein Ventil – eine Antwort auf das Entsetzen und die Befürchtung, dass das Denken und die Menschen zur Geisel einer rechtspopulistischen Bewegung werden. Dieser Impuls weckte in Christian Lutz das Interesse einer Partei, die sich als "Partei des gesunden Menschenverstandes" gibt und sich als Verfechterin der Grundrechte ausgibt.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens entstand zwischen 2013 – 2020. Christian Lutz reiste in europäische Städte und bildete Orte, Bewegungen und Bürger*innen in ganz Europa mit rechtsextremer Prägung ab. Mit seinem fotografischen Zugang gelingt es ihm die Menschen – fernab der sonstigen polarisierten Berichterstattung in den Medien – in ihrem Umfeld, während Kundgebungen, in Bars und Versammlungslokalen zu portraitieren.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Klappentext: Im Zuge der Finanz- und Flüchtlingskrise, ökonomischer wie sozialer Unsicherheit, Brexit und nicht zuletzt angesichts der Pandemie und ihrer wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen finden identitäre Bewegungen weltweit Zulauf. Mit dunklen Zukunftsvisionen von u.a. Überpopulation und sozialem Abstieg schüren sie Ängste und gehen, dem sogenannten «gesunden Menschenverstand» verpflichtet, mit vermeintlichen Lösungen und Versprechen hausieren, die Ausgrenzung und Intoleranz propagieren. Die zunehmende politische Macht der Parteien der populistischen Rechten – UKIP im Vereinigten Königreich, Dansk Folkeparti (DF) in Dänemark, FPÖ in Österreich, AfD in Deutschland, Vox in Spanien oder die Schweizerische Volkspartei (SVP), um nur einige zu nennen – trifft ganz Europa. Für seinen neuen Werkzyklus Citizens hat der Schweizer Fotograf Christian Lutz Orte, Bewegungen, Menschen rechtspopulistischer Prägung europaweit dokumentiert. Fernab der üblichen polarisierten Berichterstattung in den Medien findet Lutz mit seinen ruhigen Bildmetaphern – in Form unmittelbarer, den Protagonist*innen zugewandter Porträts, Aufnahmen von Kundgebungen, postindustriellen Landschaften, Bars und Versammlungslokalen – einen vielschichtigen fotografischen Zugang, der einer tiefliegenden Verzweiflung Ausdruck zu geben vermag.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Christian Lutz (*1973) wurde in der Schweiz geboren und lebt heute in Genève. Er besuchte die ESA 75, L'Ecole Supérieure des Arts et de l'Image in Brussel. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt (ex halle du MAD / Zone Industrielle des Charmilles, Genève, Gibellina PhotoRoad Festival, Les Rencontres d'Arles, GAF Gallery, Hannover und andere) und ausgezeichnet (Swiss Press Photo, Swiss Press Fotograf des Jahres, Swiss Photo Academy, Prix Nicolas Bouvier, Prix Roger Pic Paris und andere). Er ist Co-Founder der Agentur MAPS.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren. 

Citizens (ISBN 978-3-907236-12-3) kann direkt bei der Edition Patrick Frey oder im Buchhandel bezogen werden. 

Im La Maison de l’Architecture findet am 20. Mai 2021 die Buchvernissage von "Citizens" statt. Aufgrund der Schutzmassnahmen ist die Platzzahl limitiert. Die Veranstaltung kann auch im Live-Stream auf der Website, auf Facebook und/oder YouTube verfolgt werden.