Rolf Schroeter war ein aussergewöhnlicher Künstler, der die Grenzen der konventionellen Fotografie stets zu überschreiten wusste. Sein kreatives Schaffen war geprägt von der Erforschung von Raum, Bewegung und Licht, oft sogar ohne den Einsatz eines traditionellen Fotoapparats. Inspiriert von Künstlern wie Laszlo Moholy-Nagy und Man Ray, setzte er für seine Kompositionen Gegenstände direkt auf lichtempfindliches Papier und schuf so beeindruckende Fotogramme in klaren Schwarz-Weiss-Kontrasten. Diese kameralosen Studien, oft geprägt von kreisförmigen und unregelmässigen Flächen, zeugten von einer strukturellen Ordnung und technischer Perfektion, die thematisch der experimentellen Fotografie zuzuordnen sind.
Geboren und aufgewachsen in der lebhaften Umgebung des Zürcher Neumarkts, trug Rolf Schroeter eine tiefe Verbundenheit zur Natur in sich. Er träumte davon, Förster zu werden und nannte sich selbst einen Baumfanatiker. Sein fotografisches Werk, das die Transformation von Natur in Kunst dokumentierte, spiegelte diese Leidenschaft wider. Trotz finanzieller Einschränkungen entschied er sich für eine Ausbildung als Dekorateur und fand seinen Weg zur Kunstfotografie über Umwege. Seine Ausbildung an der Kunstakademie in Ulm, unterstützt durch ein Stipendium der Pro Helvetia, führte ihn unter die Anleitung von Max Bill, einem herausragenden Vertreter der Zürcher Konkreten, dem er auch assistierte.
Schroeters künstlerischer Werdegang, der von der Werbefotografie zur Kunstfotografie reichte, wurde in seinen Arbeiten offensichtlich. Er kombinierte Fotografien oft mit visuellen Gedichten aus der konkreten Poesie und arbeitete mit Persönlichkeiten wie Eugen Gomringer an Buchprojekten. Seine Unabhängigkeit vom Kunstmarkt erlaubte ihm, kompromisslos seiner künstlerischen Vision zu folgen. Mit seiner bemerkenswerten Fotoinstallation "Aletheia – Wahrheit", die im Haus Konstruktiv in Zürich zu sehen war, reflektierte er über Natur und Geschichte und integrierte dabei Zitate von Denkern wie Heidegger, Benn und Celan.
Trotz seines grossen Potenzials bleibt Schroeter ein Geheimtipp in der Kunstwelt. Sein oft als eigenwillig beschriebener Stil hinderte ihn daran, den gängigen Kunstmarkt zu bedienen, wobei er stets betonte, dass er seine Kunst "nur für sich selbst" machte. Seine finanzielle Unabhängigkeit sicherte er sich durch seine Arbeit in der Werbefotografie, während er sich in seinen künstlerischen Projekten frei und furchtlos bewegen konnte, bis er im Alter von 92 Jahren verstarb. Rolf Schroeters Vermächtnis lebt weiter in seinen einzigartigen visuellen Erzählungen und der unbeirrbaren Leidenschaft, mit der er die Kunstwelt bereicherte.