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13e Prix Focale…

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

«Baume» von Loris Theurillat wird mit dem 13e Prix Focale ausgezeichnet. Die Jury, unter der Leitung von Sarah Girard, Jurypräsidentin, Direktorin der Bieler Fototage, wählte die Arbeit aufgrund ihrer Genauigkeit und Qualität. Die Serie wirft einen intimen Blick auf den Verlust eines geliebten Menschen, wobei der fotografische Akt gleichzeitig zum Mittel und zur Flucht vor der bevorstehenden Trauer wird. Weitere Jurymitglieder waren Giorgia Del Don, Kulturjournalistin und Mitglied der Commission des affaires culturelles de la Ville de Nyon, Aurélien Garzarolli, Fotolithograph und Vorstandsmitglied von FOCALE, Myriam Kridi, Abteilungsleiterin Kultur von Nyon, Coline Plançon, Kulturmanagerin bei der Agentur MYOP, Radu Popescu, Vorstandsmitglied von FOCALE.

 

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

«An diesem Tag erzähltest du mir ein paar Erinnerungsfetzen, bevor dein Gedächtnis müde wurde und dann, ohne mich anzusehen, sagtest du: «Ich bin ein Wrack». In diesem Moment, als du noch zu Hause lebtest, wurde dir klar, dass du nicht in der Lage warst, dir selbst zu helfen, noch selbständig zu Hause zu leben, wurde dir die Wichtigkeit deiner Unabhängigkeit bewusst. Drei Monate später hast du dein Haus verlassen, dein Zimmer, deine Küche, deinen Garten, dein Dorf, um in ein Pflegeheim zu ziehen. Du bist in ein Pflegeheim vier Ortschaften weitergezogen. 

In den 1950er Jahren hattest du den Jura gewählt, um dich hier niederzulassen und eine Familie zu gründen. Mit seinen sanften Hügeln und Tannenwäldern kündigte die Schönheit dieser Landschaft ein friedliches und angenehmes Leben an. Es wurde jedoch von tiefem Leid überschattet. Dein Mann und zwei deiner Kinder starben von einem Tag auf den anderen. Dann wurdest du schwer krank. Du hattest ein Nahtoderlebnis. Dieses Erlebnis führte zu einer tiefen Einsamkeit. Als du die Entscheidung getroffen hast in die Residenz umzuziehen, war der Verlust deiner Selbständigkeit und deines Gedächtnisses ein Grund für die Isolation. Die Einsamkeit nahm eine neue Form an, obwohl sie dir bereits vertraut war. Du hattest bereits Menschen verloren – jetzt musstest du deine Privatsphäre mit einer Unbekannten teilen. Von deinem Schlafzimmerfenster aus sahst du fremde Personen, eine dir fremde Landschaft – alles hatte sich verändert.

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Diese Tatsache gehörte zu den Dingen, vor denen du dich am meisten fürchtest. Es dauerte lange, bis du es begriffen hattest und akzeptierteste. Gleichzeitig trübten sich deine Erinnerungen. Es schien, als ob du dich nicht erinnern konntest, als ob du dies absichtlich tätest, als ob es Teil des Spiels war, um die Veränderung besser zu ertragen. Dieser Satz, den du zu mir sagtest, hat mich nie wieder losgelassen. Ich wurde mir der Sterblichkeit bewusst – deiner Sterblichkeit. Eines Tages würde ein Teil von dir verschwinden, während ich glaubte, dass du ewig leben würden. 

Ich erinnere mich an das letzte Telefonat der Krankenschwester an dem Morgen, als du gestorben bis. Sie beschrieb mir, wie die Agonie bereits deinen Körper ergriffen hatte. Sie hatte deine Finger und Zehen ergriffen, die sich schwarz verfärbten. Als wir ankamen, atmetest du nicht mehr. Du sahst friedlich und erlöst aus.

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Als ich dich sah, konnte ich nicht anders, als einen Weg zu suchen, deine Geschichte ausserhalb der Realität erzählen zu können und dich auf meine Weise unvergesslich zu machen. Ich befürchtete, dass wir dich vergessen. Die Fotografie wurde meine Art, dich zu begleiten und zu bewahren. Später wurde mir klar, dass es eine Flucht war. Hinter der Kamera hielt ich die Trauer auf Distanz. Trauer war oft ein Thema in unseren Gesprächen. Ich erinnere mich an den Tag, den wir auf dem Dachboden verbrachten, um die Fotoalben zu öffnen. Du sagtest zu mir: «Danke, dass du mich nach Michel fragst, denn mir wurde immer wieder gesagt, dass ich nicht daran denken sollte, nicht darüber reden, ich solle vergessen». Ich habe bemerkt, dass die Verdrängung für dich keine Befreiung war, denn die Trauer verfolgte dich noch Jahrzehnte später.

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Während ich durch die Bilder anschaue, habe ich das Gefühl, dass ich mich mit dir verbinde. Dieser Gedanke löst viele Gefühle aus. Emotionen, die sich in einem tiefen Wohlbefinden vereinen. Der Geruch von Bricelets und wenn ich den Knopf deines Radios drücke, denke ich an dich. Die Melodie deines Lachens – ich erinnere mich an dein Lachen beim Kartenspiel oder Toc. 

Welche Beziehung haben wir zum Gedächtnis, zum Vergessen, zum Tod und zur Trauer? Deine Geschichte, deine Erinnerungen und unsere Gespräche haben es ermöglicht, darüber nachzudenken und vor allem, es zu erfahren. Eine Realität, die oft verdrängt wird. Diese fotografische Arbeit verlängert deine Spuren und macht sie schön. Ich habe gelernt, dass dein letzter Atemzug nicht wirklich ein letzter Atemzug war. Der Tod war erhaben».

Aus der Serie «Baume», 2024 © Loris Theurillat

Loris Theurillat ist am 22. Oktober 1998 in Etoy geboren. Er, ist Kameramann und Fotograf. 2020 schloss er ein EFZ in Fotografie am CEPV ab und 2022 erlange er an der ECAL einen Bachelor in Film, Spezialisierung Bild. Er hat an verschiedenen Musikvideos und Kurzfilmen gearbeitet. die auf internationalen Festivals gezeigt wurden, wie z.B. «La merveilleuse douleur du genêt» von Olivia Calcaterra (Vision du Réel 2023), oder «Portrait de Nicolas Rabaeus» von Rokhaya Marieme Balde (Schweizer Filmpreis 2023). Als Fotograf hat er sich auf Architektur und Porträts spezialisiert. Seit 2024 ist er Mitglied des Vereins Strates.

Documentary, ReportageMiryam Abebe
14e Prix Carmignac du photojournalisme…

Jalalabad, Nangarhar, Afghanistan, 12. Februar 2024. Eine Familie, die vor kurzem aus Pakistan ausgewiesen wurde, hat sich vorübergehend in einem Vorort von Jalalabad, im Osten Afghanistans, niedergelassen. Hunderttausende Afghanen waren gezwungen, Pakistan aufgrund der anhaltenden Repressionen gegen illegale Ausländer zu verlassen, einige von ihnen, nachdem sie Jahrzehnte in Pakistan gelebt hatten. Frauen und Mädchen sind am stärksten von den Folgen der Zwangsumsiedlung betroffen, z.B. mit hohen Raten von Kinderehen. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Der 14. Prix Carmignac du photojournalisme ist der Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 gewidmet und wird der kanadisch-iranischen Fotojournalistin Kiana Hayeri und der französischen Wissenschaftlerin Mélissa Cornet verliehen.

Die Reportage von Kiana Hayeri und Mélissa Cornet konnte mit der Unterstützung der Fondation Carmignac während sechs Monaten realisiert werden. In den letzten Monaten reisten Kiana und Mélissa durch sieben Provinzen Afghanistans, um die Lebensbedingungen zu untersuchen, die die Taliban Frauen und Mädchen auferlegt haben und die nach den Recherchen von Amnesty International ein mögliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit der geschlechtsspezifischen Verfolgung darstellen könnten. Sie trafen über 100 afghanische Frauen, die nicht zur Schule gehen durften und zu Hause eingesperrt wurden, Journalistinnen und Aktivistinnen, die hartnäckig für ihre Rechte kämpfen, Mütter, die entsetzt sind, dass sich die Geschichte ihrer Töchter wiederholt, und Mitglieder der LSBTIQ+ Gemeinschaft. Sie dokumentierten, wie die Taliban im Rahmen einer zutiefst patriarchalischen Gesellschaft Frauen systematisch aus dem öffentlichen Leben entfernten, indem sie ihnen ihre grundlegendsten Rechte vorenthielten: den Besuch von Schulen und Universitäten, Arbeit, Kleidung nach Wunsch, den Besuch von öffentlichen Bädern und Parks und sogar Schönheitssalons.

 Die auffälligste Veränderung, die Kiana und Mélissa seit August 2021 beobachtet haben, ist der allgemeine Verlust der Hoffnung unter den Frauen, dass sich ihre Situation verbessern könnte: Ihre Träume von Bildung und Integration in die Gesellschaft sind vor ihren Augen zerplatzt, sie sind die ersten Opfer der Wirtschafts- und Nahrungsmittelkrisen und des Zusammenbruchs des Gesundheitssystems geworden. Eine Aktivistin, die in Afghanistan keine Zukunft mehr sah und das Land verliess, sagte: «Wir haben alle Freude vergessen, wir wissen nicht, wo wir sie finden sollen. Ich habe meine ganze Motivation verloren, ich weine allein und heimlich. Es ist, als hätte man mich in einem Raum eingesperrt, den ich nicht verlassen darf. Ich finde nicht einmal mehr Geschmack am Essen».

Um diese äusserst heikle Situation zu dokumentieren, nutzten Kiana und Mélissa verschiedene Medien, wie Fotos, Zeichnungen, Videos und Kunstwerke, die in Zusammenarbeit mit afghanischen Teenagern entstanden sind.

Kabul, Kabul, Afghanistan, 29. Februar 2024. Weibliche Journalisten arbeiten im Büro eines auf Frauen ausgerichteten Mediums. Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurde die afghanische Medienlandschaft drastisch dezimiert.

Laut Reporter ohne Grenzen verschwanden innerhalb von drei Monaten nach der Machtübernahme der Taliban 43% der afghanischen Medien. Seitdem haben mehr als zwei Drittel der 12'000 Journalisten, die 2021 im Land waren, den Beruf aufgegeben.

Für Journalistinnen ist die Situation noch viel schlimmer: gezwungen, ihr Gesicht zu bedecken, mit einer männlichen Begleitperson zu reisen, keine Interviews mit Regierungsbeamten zu führen, Belästigungen und Drohungen ausgesetzt, haben laut Amnesty International zwischen August 2021 und August 2023 mehr als 80% von ihnen ihre Arbeit aufgegeben.

Ohne weibliche Reporterinnen wird es immer schwieriger, über die Situation der afghanischen Frauen in einer Gesellschaft zu berichten, in der Männer nur selten Interviews mit ihnen führen dürfen. Themen, die Frauenrechte betreffen, sind besonders heikel und der Druck auf die Medien und Journalisten hat die Selbstzensur zur neuen Norm für die Berichterstattung werden lassen. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Kiana Hayeri wurde 1988 in Teheran geboren und zog als Teenager nach Toronto. Um sich an die Herausforderungen der neuen Umgebung anzupassen, wählte sie die Fotografie als Mittel, um die sprachliche und kulturelle Kluft zu überbrücken. Im Jahr 2014, einen Monat vor dem Abzug der NATO-Streitkräfte, zog sie nach Kabul und blieb 8 Jahre dort. Ihre Arbeit befasst sich mit komplexen Themen, Migration, Adoleszenz, Identität und Sexualität in Konfliktgesellschaften. 2020 erhielt Kiana den Tim Hetherington Visionary Award für ihr Projekt über die Gefahren des Amateurjournalismus «hit & run». Im selben Jahr wurde sie mit dem James Foley Preise für Konfliktberichterstattung ausgezeichnet. 2021 erhielt sie die renommierte Robert Capa Goldmedaille für ihre Serie «Where Prison is a Kind of Freedom», die das Leben afghanischer Frauen in den Gefängnissen von Herat, Afghanistan, dokumentiert. 2022 gehörte Kiana zum Journalistenteam der New York Times, deren Reportage «The Collapse of Afghanistan» mit dem Hal Boyle Award ausgezeichnet wurde und für den Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung ausgewählt wurde. Im selben Jahr gewann sie den Leica Oscar-Barnack-Preis für ihre Reportage «Promises Written On the Ice, Left In the Sun», die einen Einblick in die Privatsphäre von Afghanen aus allen Teilen der Welt zeigt. 2024 veröffentlichte sie «When Cages Fly», das für das Joop Swart Masterclass Programm ausgewählt wurde. Kiana Hayeri ist TED Fellow, National Geographic Explorer und regelmässige Mitarbeiterin der New York Times und National Geographic. Zurzeit lebt sie in Sarajevo, wo sie ihre Reportagen über den Balkan, Afghanistan und andere Regionen produziert.

Kabul, Kabul, Afghanistan, 17. Februar 2024. Eine private Schule im Westen von Kabul, in der Mädchen den amerikanischen Lehrplan in englischer Sprache absolvieren, aber kein offizielles afghanisches Bildungszertifikat erhalten oder die Universität in Afghanistan besuchen können, die für Frauen geschlossen ist. Dies ist ein seltener Fall, in dem es der Schule gelang, die lokale Genehmigung der Taliban zu erhalten, um ihre Aktivitäten mit weiblichen Teenagern zu unterbinden. 700 Schülerinnen lernen jeden Tag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen an diesem Institut, während zwei bewaffnete Sicherheitskräfte aus der Gemeinde die Tür bewachen und die Mädchen einzeln ein- und ausgehen und ihre Rucksäcke am Eingang zurücklassen. Trotz der Angriffe von Selbstmordattentätern vor der Machtübernahme ist das Institut immer noch voll von Mädchen, deren Traum es nun ist, das Land zu verlassen und im Ausland zu studieren.

Trotz der Versprechungen der Taliban wurden die Mädchengymnasien nach dem Sturz nie wieder geöffnet. Bis heute dürfen Mädchen nur bis zur 6. Klasse zur Schule gehen und sind vom Besuch von Gymnasien und Universitäten ausgeschlossen. Untergrundschulen, die in Häusern, Moscheen oder alternativen Räumen untergebracht sind, bilden jedoch weiterhin Mädchen aus und gehen dabei ein hohes Risiko ein. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Mélissa Cornet ist Wissenschaftlerin im Bereich Frauenrechte, lebt und arbeitet seit Januar 2018 in Afghanistan. Vor dem Fall von Kabul recherchierte sie u.a. über die wirtschaftliche Emanzipation von Frauen, ihre Beteiligung an Wahlen und dem Friedensprozess und die Gewalt gegen sie. Ab August 2021 reiste in weitere Provinzen, wo sie einzigartige Perspektiven aus dem Landesinneren auf die anhaltende Verschlechterung der Rechte von Frauen und Mädchen bot. Seitdem hat sie Artikel über die Auswirkungen der Nahrungsmittelkrise auf Frauen und Mädchen, ihre mögliche Integration in humanitäre Hilfsprogramme, die psychische Gesundheit von humanitären Helferinnen und Programme zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen in einem Land, in dem es ihnen nicht mehr erlaubt ist, zu studieren oder sich ohne männliche Begleitperson zu bewegen, veröffentlicht. Sie ist anerkannte Expertin für Frauenrechte in Afghanistan und wurde von zahlreichen französischen Zeitungen und internationalen Medien interviewt, darunter The Guardian, BBC, Voice of America, The Times und PBS (Frontline). Sie ist auf ABC News, MSNBC, France 24, BFM TV oder Arte zu sehen, Gastdozentin im britischen Unterhaus und am USIP (United States Institute for Peace) und hat einen Master in internationalen Beziehungen und internationalem Menschenrecht.

Distrikt Yamit, Badakhshan, Afghanistan, 10. Mai 2024. Kheshroos Tochter und ihre Cousine, beide Schülerinnen der 11. Klasse, begingen ein Jahr zuvor Selbstmord, indem sie sich ins Wasser stürzten, nachdem sie von der Schule verwiesen worden waren. Die Familie spielt in Pfützen zwischen Yak-, Pferde- und Ziegenherden vor den Bergen von Wakhan, einer Region, die bis 2021 nie von den Taliban kontrolliert wurde. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Prix Carmignac du photojournalisme: aufgrund der Medienkrise und des Fotojournalismus rief Edouard Carmignac 2009 den Prix Carmignac du photojournalisme ins Leben, um Fotografinnen und Fotografen vor Ort zu unterstützen. Der Preis unterstützt jedes Jahr die Produktion einer investigativen fotografischen und journalistischen Reportage über Menschenrechtsverletzungen in der Welt und die damit verbundenen geostrategischen Herausforderungen. Der Prix Carmignac investiert finanzielle und personelle Mittel in die Produktion der Reportagen und ihrer Verbreitung durch eine Wanderausstellung und eine spezielle Website, um die Krisen und Herausforderungen der heutigen Welt ins Licht zu rücken.

Kabul, Kabul, Afghanistan, 3. Februar 2024. Mädchen spielen im Schnee im westlichen Teil von Kabul hinter einem Gebäude, abseits der Hauptstraße. Seit der Machtübernahme wurden die Rechte von Frauen und Mädchen, sich ohne männliche Begleitung zu bewegen oder in Parks zu gehen, eingeschränkt und es gibt nur noch wenige Möglichkeiten, Freude in ihrem täglichen Leben zu finden. Ein Schneesturm in einem ruhigen Viertel in den westlichen Vororten von Kabul bot eine solche Gelegenheit für eine Stunde gemeinsamen Spiels. Aber auch dann wird die Umgebung immer noch nach Anzeichen einer Taliban-Patrouille abgesucht. © Kiana Hayeri pour Fondation Carmignac

Die Fondation Carmignac wurde 2000 von Edouard Carmignac, einem Unternehmer und Vorsitzenden von Carmignac Gestion, gegründet. Heute hat sie drei Schwerpunkte: die Collection Carmignac, die mehr als 300 Werke zeitgenössischer Kunst umfasst, den Prix Carmignac du photojournalisme und die Villa Carmignac, die die Öffentlichkeit auf der Insel Porquerolles empfängt und Ausstellungen sowie ein künstlerisches Programm an einem Ort der Kunst mit 2000m² Ausstellungsfläche und 15 Hektar Garten inmitten eines geschützten Gebietes bietet.

L'immagine dell'empresente. FOSCO MARAINI. Una retrospettiva...

Kinder laufen auf dem Kutcharo-See. Japan. Hokkaidō. 1953-1954.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari

Das MUSEC in Lugano feiert die Fotografie von Fosco Maraini zwanzig Jahre nach seinem Tod mit der grössten Retrospektive, die ihm je gewidmet wurde. Sie ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, das vor zwei Jahren gestartet wurde und an dem die wichtigsten Institutionen beteiligt waren, die sein Werk von Anfang an bewahrt und gefördert haben. Auf diese Weise ist es möglich, Maraini die ihm gebührende Rolle in der Geschichte der Fotografie zuzuweisen und gleichzeitig auf mehreren Ebenen über die grundlegenden Werte einer Kunstform nachzudenken, die heute, angesichts der neuen Grenzen der Technologie, ihrer Substanz in Frage stellt. Eine Überlegung, die darauf abzielt, zu unterstreichen, dass jede Darstellung der Realität, sei sie konkret oder abstrakt, nur dann einen Sinn hat, wenn sie in der Lage ist, ein geistiges Universum und eine ursprüngliche Vision der Welt wiederherzustellen.

Wandernder Musiker. Tibet. 1937.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Die Ausstellung in der Villa Malpensata in Lugano zeigt 223 zum Teil unveröffentlichte Fotografien, die zwischen 1928 und 1971 in Europa und Asien aufgenommen wurden. Die Auswahl der Fotografien ist das Ergebnis einer eingehenden Untersuchung des Fotoarchivs von Maraini, angefangen bei den Hunderten von illustrierten Publikationen, die es erst ermöglichten, die Kapitel zu definieren, mit denen das Projekt strukturiert werden sollte, bis hin zu den Tausenden von Negativen, die im Gabinetto Vieusseux in Florenz aufbewahrt werden. Unter Berücksichtigung der laufenden "Entdeckungen", der fehlenden oder unbrauchbaren Negative und der vergleichenden Auswahl, die notwendig war, um Harmonie und visuelle Kohärenz zu gewährleisten, nahm die Auswahl so Gestalt an. Die von Francesco Paolo Campione, dem Direktor des MUSEC, kuratierte Ausstellung bringt die Facetten der Fotografie Marainis wieder zum Vorschein: eine Fotografie von Menschen und Kulturen; von Landschaften, die sich ins Unendliche öffnen; von Innenarchitekturen, in denen die geheimen Geometrien der inneren Welt widerhallen; von Details, die sich inmitten der Handlung einer Realität offenbaren, die mit seltener Intelligenz interpretiert und mit einer kultivierten und äusserst feinen Ästhetik beschrieben wird. Es sind Bilder, die "all'empresente ergriffen" sind, wie Maraini mit einem ihrer überraschenden Neologismen zu sagen pflegte. Bilder also, die in jenem unwiederholbaren Moment eingefangen wurden, in dem das Auge die Bewegungen des Herzens und der Seele wahrnimmt.

Maiglöckchen. Italien. Um 1930.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Fosco Maraini wurde am 15. November 1912 in Florenz als Sohn von Antonio Maraini (1886-1963), einem bekannten Bildhauer aus einer alteingesessenen Tessiner Familie, und Edith (Yoï) Crosse (1877-1944), einer Schriftstellerin englischer Abstammung und ungarisch-polnischer Herkunft, geboren. 1935 heiratete er die Malerin Topazia Alliata (1913-2015), die aus einer sizilianischen Aristokratenfamilie stammte und wie er eine begeisterte Bergsteigerin war. Das Paar hatte drei Töchter: Dacia (geb. 1936), Yuki (1939-1995) und Toni (geb. 1941). 1937 unternahm Maraini mit dem bekannten Orientalisten Giuseppe Tucci (1894-1984) eine lange Expedition nach Tibet. Nach seiner Rückkehr nach Italien schloss er sein Studium ab und erwarb 1938 einen Abschluss in Naturwissenschaften an der Universität von Florenz. Ein Stipendium ermöglichte es ihm, mit seiner Familie nach Sapporo auf der Insel Hokkaido umzuziehen, wo er die Ainu erforschte. Infolge des Krieges wurden Maraini und seine Familie auch mehrere Monate in einem Konzentrationslager in Nagoya interniert. 1946 kehrte Maraini mit seiner Frau und seinen Töchtern nach Italien zurück und nahm seine Bibliothek und seine Sammlung von etwa fünfhundert Objekten der Kunst und der materiellen Kultur der Ainu mit, die sich heute im Museum für Anthropologie und Ethnologie der Universität Florenz befinden.

Wäschetag. Kampanien. Neapel. 1952-1953.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Im Jahr 1948 unternahm er zusammen mit Tucci eine zweite Expedition nach Tibet, nach der er das erfolgreiche Buch Secret Tibet (1951) veröffentlichte. Zwischen 1949 und 1953 widmete er sich einer intensiven Dokumentationsarbeit. Anschliessend begann er eine Phase dokumentarischer Arbeit, in der er mehrere Kurzfilme in Sizilien produzierte. In dieser Zeit hatte der Verleger Di Donato die Idee zu einem Fotoband, der den Titel Nostro Sud tragen sollte, der jedoch nie realisiert wurde. Dieses Projekt führte Maraini auf eine zweijährige Reise (1952-1953) durch ganz Süditalien, auf der er Tausende von Fotos machte. Im Frühjahr und Sommer 1951 dokumentierte er unter der wissenschaftlichen Leitung von Ernst Kitzinger (1912-2003) auch die byzantinischen Mosaike in Palermo und Monreale. In der gleichen Zeit startete er ein Dokumentarfilmprojekt in Griechenland, das nie abgeschlossen wurde, und machte mehr als 700 Fotos.

Neue Mythen. Nordgriechenland. Juni 1951.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

1954 kehrte Maraini für weitere Dokumentarfilme nach Japan zurück. In dieser Zeit machte er auch viele Fotos und sammelte Material für mehrere Bücher, darunter Ore giapponesi (1956), The Island of the Fishwomen (1960) und Japan: Patterns of Continuity (1971). Maraini war auch ein begeisterter Bergsteiger und nahm zwischen 1958 und 1959 an Expeditionen zum Gasherbrum IV im Karakorum und zum Saraghrar Peak am Hindukusch teil, die zu den Büchern Gasherbrum 4. Baltoro, Karakorùm (1959) und Paropàmiso (1963). Zwischen 1960 und 1964 war er Fellow am St. Antony's College (Abteilung für fernöstliche Zivilisation) in Oxford. Auf dem Weg nach Japan, um sein Studium abzuschliessen, reiste er 1962 durch mehrere asiatische Länder. 1970 ernannte ihn das Aussenministerium zum Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des italienischen Pavillons auf der Weltausstellung in Osaka. Im selben Jahr heiratete er seine zweite Frau, Mieko Namiki (geb. 1940), eine japanische Designerin, die er vier Jahre zuvor kennen gelernt hatte. 1972 kehrte er dauerhaft nach Florenz zurück, wo er bis 1983 an der Universität Japanische Sprache und Literatur lehrte. Parallel dazu arbeitete er an der Systematisierung der komplexen Wechselwirkungen zwischen seinen künstlerischen, wissenschaftlichen und literarischen Interessen. 1983 gründete er die Italienische Gesellschaft für Japanstudien (Aistugia), deren Ehrenpräsident er bis zu seinem Tod war. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Maraini der Neuordnung seines umfangreichen Bild- und Textarchivs, vertiefte seine Japanstudien und arbeitete an der Gründung des Zentrums für Orientalische Studien Vieusseux-Asia, das 2001 eingeweiht wurde. Fosco Maraini verstarb am 8. Juni 2004 in Florenz. Seinem Wunsch entsprechend wurde er auf dem kleinen Friedhof von Alpe di Sant'Antonio in der Garfagnana beigesetzt, wo er ein Haus besass.

Wissensdurst. Japan. 1953-1963.
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari. 

Das Museo delle Culture wurde 1985 und beherbergt den grössten Teil der aussergewöhnlichen Sammlung des Tessiner Künstlers Serge Brignoni . Die prächtige Villa im neoklassizistischen Stil liegt am Seeufer in einem botanischen Park mit tropischen und subtropischen Arten.

Eishöhle. Pakistan. Karakorum. 30. April-3. September 1958
Copyright: Fotografie von Fosco Maraini / Eigentum Gabinetto Vieusseux © 2024 Archivi Alinari.

Die Ausstellung L'immagine dell'empresente. Fosco Mariani. Una retrospettiva kann bis 19. Januar im MUSEC – Museo delle Culture in Lugano besucht werden.

Ich bin kein Künstler, ich bin ein Bildermacher…

Thomas Hoepker Portrait, Southampton, NY, USA, 2015, ©Ana-Druga

Thomas Hoepker war einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde in München geboren und begann schon während der Schulzeit intensiv zu fotografieren. Er erreichte internationale Anerkennung mit seiner Bildreportage eines Roadtrips durch die USA 1963 für die Zeitschrift Kristall, die sich mit Rassendiskriminierung und Massenkonsum auseinandersetzte.

9/11 Williamsburg ©Thomas Hoepker / Magnum Photos

1989 wurde er der erste deutsche Fotograf, der Vollmitglied bei Magnum Photos wurde. 1992 wurde er zum Vizepräsidenten und 2003 bis Januar 2007 zum Präsidenten von Magnum Photos ernannt. Seine berühmten Werke, darunter Porträts von Muhammad Ali und Aufnahmen vom 11. September 2001, sind ikonische Erinnerungsbilder. 1967 und 1976 erhielt er den World Press Photo Award. 2014 wurde er in die Leica Hall of Fame aufgenommen.

Lover‘s Lane at the New Jersey docks, New York, 1983 © Thomas Hoepker / Magnum Photos

Hoepker dokumentierte den Alltag und die Veränderungen im Leben der Menschen auf beiden Seiten der Berliner Mauer. Seine Aufnahmen von Hungerkatastrophen und Krisen, wie in Bihar (1967) und Äthiopien (1973), haben tiefe emotionale Reaktionen hervorgerufen. Hoepker schuf Werke, die oft einen humorvollen Ton besitzen, ohne dabei die Abgebildeten blosszustellen.

Copacabana Beach at sunset, Rio de Janeiro, Brazil, 1968 © Thomas Hoepker / Magnum Photos

Er war mit Muhammad Ali, Elliott Erwitt und Wolf Biermann befreundet. Seit Ende 1977 lebte er in New York und porträtierte die Stadt und ihre Bewohner. 2017 wurde bei ihm Alzheimer diagnostiziert. Hoepker verstarb am 10. Juli 2024 in Santiago de Chile, kurz nach seinem 88. Geburtstag.

Verliebte in Rom, 1956 © Thomas Höpker / Magnum Photos

Seine Werke sind in vielen wichtigen Museen und Sammlungen weltweit vertreten. Zu seinen Fotobüchern zählen The Big Champ, New York, Heartland, Leben in der DDR, The Way it was und Italia. Thomas Hoepker hinterlässt seine Ehefrau, die Filmemacherin Christine Kruchen, und seinen Sohn Fabian Hoepker.

Au début, la photographie...

Femme à l’ombrelle sur la rive haute du Mississippi, près de St. Louis, Missouri, Juillet-Septembre 1900, 8,3 x 8,4 cm – Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Die Ausstellung Au début, la photographie im Pavillon Populaire in Montpellier bringt zwei aussergewöhnliche Künstlerinnen zusammen, deren fotografisches Werk oft im Schatten ihrer bekannteren Tätigkeiten steht: Gabriele Münter, eine der führenden Figuren des Expressionismus und Mitbegründerin des Blauen Reiters, und Eudora Welty, eine gefeierte amerikanische Schriftstellerin und Chronistin des amerikanischen Südens.  

Die Ausstellung beleuchtet die frühen fotografischen Arbeiten dieser beiden Künstlerinnen, die in vielerlei Hinsicht überraschend sind. Sie bietet einen seltenen Einblick in ihre visuelle Weltwahrnehmung und erlaubt es uns, die Anfänge ihrer kreativen Wege zu verfolgen.

Emmy, the donkey, Fred, Johnnie, Dallas, our room, Guion, Texas, Février, Mars 1900 8,5 x 8,7 cm - Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

 

Gabriele Münter - Einblicke in eine expressionistische Seele. Münters Fotografien sind geprägt von einem tiefen Verständnis für Komposition und Licht, das zweifellos ihre malerischen Werke beeinflusst hat. Ihre Aufnahmen, oft schnörkellos, zeigen eine Sensibilität und eine Neigung zur Atmosphäre. Landschaften, Porträts und alltägliche Szenen erhalten durch Münters Linse eine besondere Bedeutung und Präsenz. Ihre Fotografie wirkt manchmal wie eine Vorstufe ihrer späteren expressionistischen Werke – man kann förmlich die Übergänge von Licht und Schatten in ihre Gemälde nachzeichnen.

Garçons jouant entre Abilene et le lac d’Abilene le jour de notre départ, Texas, 17 mai 1900 8,4 x 8,7 cm – Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Eudora Welty - Die Chronistin des Alltags. Weltys Fotografien wiederum dokumentieren die tiefen sozialen und kulturellen Schichten des amerikanischen Südens der 1930er Jahre. Sie zeigt die Menschen in ihrem alltäglichen Leben, oft in Momenten der Arbeit oder in ihren Gemeinschaften. Ihre Bilder sind sowohl dokumentarisch als auch poetisch, sie sind Zeugnisse einer Zeit und einer Region, die sie auch literarisch festgehalten hat. Weltys Gespür für das Erzählerische findet in ihren Fotografien einen deutlichen Ausdruck; jedes Bild scheint eine grössere Geschichte zu verbergen, die darauf wartet, entdeckt zu werden.

Petit garçon au chapeau sur une véranda, Marshall, Texas, Mai-Juin 1900, 8,5 x 9,5 cm - Négatif celluloïd. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Die Ausstellung ist sorgfältig kuratiert, die Werke sind in einem harmonischen Dialog zueinander arrangiert. Auf subtile Weise wird hervorgehoben, wie beide Künstlerinnen, obwohl geografisch und kulturell weit voneinander entfernt, ähnliche ästhetische Fragen und soziale Themen bearbeitet haben. Der kunsthistorische Kontext, der durch erklärende Texte und historische Hintergrundinformationen vermittelt wird, hilft dem Betrachter, die Bedeutung und die Einflüsse dieser fotografischen Arbeiten umfassend zu verstehen.

Petite fille dans une rue, St. Louis, Missouri, Juillet-Septembre 1900, 8,7 x 9,6 cm - Négatif celluloïd. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

"Au début, la photographie" ist eine Ausstellung, die sowohl für Kenner als auch für Neulinge auf dem Gebiet der Kunstfotografie faszinierend ist. Sie zeigt die Bedeutung der Fotografie als Ausdrucksmittel und ihre Fähigkeit, tiefere Schichten der Realität offenzulegen. Münter und Welty, jede auf ihre Weise, bieten uns durch ihre frühen Arbeiten neue Einblicke in ihre kreativen Prozesse und in ihre Sicht auf die Welt. Diese Ausstellung im Pavillon Populaire ist ein Muss für alle Kunstliebhaber, die bereit sind, die Anfänge zweier beeindruckender Künstlerinnen zu entdecken und die Fotografie als eine erweiterte Sprache der Kunst zu schätzen wissen.

Home sweet home at aunt Annie’s, Plainview, Texas, 1899/1900, 6 x 10,2 cm - Papier avec émulsion au chlorure d’argent. Fondation Gabriele Münter et Johannes Eichner, Munich. © ADAGP, Paris, 2024

Gabriele Münter, geboren am 19. Februar 1877 in Berlin, war eine bedeutende deutsche Malerin des Expressionismus und eine Pionierin der künstlerischen Fotografie. In den 1890er Jahren begann sie mit Zeichenkursen in Düsseldorf und entdeckte bald die Fotografie für sich. 1901 zog sie nach München, studierte an der Künstlerinnenschule und der Phalanx-Kunstschule, wo sie Wassily Kandinsky kennenlernte. Gemeinsam bereisten sie Europa und die USA, wobei Münter stets mit ihrer Kamera Eindrücke festhielt. Ihre Fotografien dieser Reisen dokumentieren eindrucksvoll Alltagsszenen, Architektur und Natur.

Mardi gras dans une rue de la Nouvelle-Orléans, 1935 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening en tant qu’agents de l’auteur © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

1909 war Münter Mitbegründerin der Neuen Künstlervereinigung München und 1911 Mitglied der Gruppe "Der Blaue Reiter". Ihre Fotografien spielten eine wesentliche Rolle in ihrem künstlerischen Schaffen und beeinflussten die visuelle Sprache der Gruppe.  

Während des Ersten Weltkriegs lebte sie in Skandinavien und der Schweiz, bevor sie 1920 nach Murnau am Staffelsee zurückkehrte. Dort setzte sie ihre Fotografietätigkeit fort und dokumentierte das ländliche Leben und die Natur.  

Gabriele Münter starb am 19. Mai 1962 in Murnau. Ihr fotografisches Werk gilt heute als integraler Bestandteil ihres künstlerischen Œuvres und bietet einzigartige Einblicke in ihre vielseitige Kreativität.

Le porche, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

Eudora Welty (1909–2001) war eine gefeierte amerikanische Schriftstellerin und Fotografin, bekannt für ihre einfühlsamen Schilderungen des Lebens in den Südstaaten der USA. Geboren am 13. April 1909 in Jackson, Mississippi, zeigte sie schon früh eine aussergewöhnliche Beobachtungsgabe, die sich später in ihren literarischen und visuellen Werken widerspiegelte. Nach ihrem Studium kehrte Welty in den 1930er Jahren nach Mississippi zurück und arbeitete für die Works Progress Administration (WPA). Mit ihrer Voigtländer-Kamera dokumentierte sie das Alltagsleben während der Grossen Depression. Ihre Fotografien zeigen eine Mischung aus dokumentarischer Präzision und tiefem Mitgefühl und bieten intime Einblicke in die sozialen und ökonomischen Bedingungen der Zeit.

Promeneuses, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

1941 veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichtensammlung, "A Curtain of Green", die sie literarisch bekannt machte. Sie gewann zahlreiche Preise, darunter den Pulitzer-Preis für "The Optimist's Daughter" (1973). In späteren Jahren wurden ihre Fotografien wiederentdeckt und fanden ein breiteres Publikum. Die Kombination ihrer literarischen und fotografischen Arbeiten bietet einen tiefen Einblick in die amerikanische Südstaatenerfahrung des 20. Jahrhunderts.

Crystal Springs, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

Eudora Welty verstarb am 23. Juli 2001 in Jackson, Mississippi, und hinterliess ein anhaltendes Erbe in Literatur und Fotografie, das Generationen inspiriert.

Fayette, Années 30 © Reproduit avec l’autorisation du Mississipi Department of Archives History et Russell & Volkening © 2024 Eudora Welty & Eudora Welty, LLC

Die Ausstellung "Au début, la photographie" kann noch bis 29 September 2024 im Pavillon Populaire in Montpellier besucht werden.

World Press Photo 2024

2024 Photo Contest, World Press Photo of the Year
Eine palästinensische Frau umarmt den Körper ihrer Nichte © Mohammed Salem, Reuters
17. Oktober 2023: Inas Abu Maamar (36) wiegt die Leiche ihrer Nichte Saly (5), die getötet wurde, zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester, als eine israelische Rakete ihr Haus in Khan Younis, Gaza.

Der Fotograf beschreibt dieses Foto, das nur wenige Tage nach der Geburt seiner eigenen Frau aufgenommen wurde, als einen "kraftvollen und traurigen Moment, der das allgemeine Gefühl dessen, was im Gazastreifen geschah, zusammenfasst". Er fand Inas in der Leichenhalle des Nasser-Krankenhauses, wo die Bewohner nach vermissten Angehörigen suchten, auf dem Boden hockend und das Kind umarmend. Inas war zum Haus der Familie gerannt, als sie hörte, dass es getroffen worden war, und dann weiter zum Leichenschauhaus.

Der seit 75 Jahren andauernde israelisch-palästinensische Konflikt eskalierte am 7. Oktober 2023, als von der Hamas geführte Kämpfer mehrere Orte im Süden Israels angriffen und dabei etwa 1 200 Menschen töteten, mehr als 2 500 verletzten und etwa 250 als Geiseln entführten. Als Reaktion darauf startete Israel Luftangriffe und erklärte der Hamas am folgenden Tag offiziell den Krieg, mobilisierte Reservisten der Armee und startete eine Offensive im Gazastreifen.

Zu Beginn des Krieges wies Israel die Bewohner des Gazastreifens an, sich zu ihrer Sicherheit in das Gebiet südlich des saisonalen Flusses Wadi Gaza zu evakuieren. Berichten zufolge wurde Khan Younis (21,8 km südlich von Wadi Gaza) jedoch ab Mitte Oktober von israelischen Luftangriffen schwer bombardiert. Viele der Getöteten waren Familien, die Tage zuvor Gaza-Stadt verlassen hatten.

Bis Mitte März 2024 (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts) wurden bei den israelischen Angriffen auf die besetzten palästinensischen Gebiete mehr als 30.000 Menschen getötet und über 70.000 verletzt. Nach Angaben des Amtes des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) entfielen mehr als zwei Drittel der Todesopfer auf palästinensische Frauen und Kinder. Der Internationale Gerichtshof prüft eine von Südafrika eingereichte Klage, in der Israel beschuldigt wird, Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen zu begehen.

2024 Photo Contest, Africa, Singels
Heimkehr aus dem Krieg © Vincent Haiges, Republik, Real 21
21. September 2023: Kibrom Berhane (24) grüsst seine Mutter zum ersten Mal, seit er vor zwei Jahren den Tigray Defense Forces, zwei Jahre zuvor. Saesie Tsada, Äthiopien.

Kibrom Berhane schloss sich Anfang 2021 ohne das Wissen seiner Eltern der TDF (dem bewaffneten Flügel der Volksbefreiungsfront von Tigray) an, nachdem Regierungstruppen sein Dorf in Ost-Tigray angegriffen hatten. Er kämpfte an der Frontlinie im Bundesstaat Amhara, bis er einen Monat vor dem Friedensabkommen vom November 2022 durch eine Granate verwundet wurde und sein Bein verlor. Kibrom verbrachte daraufhin einige Zeit in einem Rehabilitationszentrum in der Tigray-Hauptstadt Mek'ele, wo er auf eine Prothese wartete und wieder laufen lernte. Beeindruckt von Kibroms Entschlossenheit, in seinen Alltag zurückzukehren, wollte der Fotograf die Nachwirkungen des Krieges zeigen und seine verborgenen Folgen aufdecken.

Der gewaltsame interne Konflikt zwischen den Regierungstruppen und der Tigray People's Liberation Front (TPLF) hielt den Norden Äthiopiens von 2020 bis zu einem Waffenstillstand im November 2022 in Atem. Die internationale Berichterstattung über den Konflikt war schwierig, da die äthiopische Regierung ab November 2020 zwei Jahre lang und 2023 erneut drei Monate lang eine Mediensperre verhängte. Darüber hinaus wurde der Krieg in den sozialen Medien polarisiert diskutiert, und Desinformationen waren weit verbreitet. Obwohl im November 2022 schließlich ein Waffenstillstand erreicht wurde, kam es in Amhara weiterhin zu sporadischen Konflikten, nachdem sich die regionalen Streitkräfte den Plänen der Regierung widersetzt hatten, sie aufzulösen und in die nationale Armee einzugliedern.

Der Konflikt, für den jede Seite die andere beschuldigt, ihn ausgelöst zu haben, hat rund 600 000 Todesopfer gefordert und mehr als 1,4 Millionen Menschen, vor allem aus den fruchtbaren nordwestlichen Regionen des Landes, vertrieben. Die Ernährungsunsicherheit wurde zu einem großen Problem, da während mehrerer Ernten heftige Kämpfe stattfanden, Soldaten Vieh stahlen und landwirtschaftliche Betriebe verwüsteten, die ausländische Hilfe unterbrochen wurde und die Regenfälle ausblieben, was zu Dürre führte.

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Der Schmerz eines Vaters © Adem Altan, Agence France-Presse
7. Februar 2023: Mesut Hançer hält die Hand seiner 15-jährigen Tochter Irmak, die im Schlaf schlafend getötet wurde, als das Haus ihrer Grossmutter während eines Erdbebens in Kahramanmaraş, Südtürkei.

Hançer rief von seiner Bäckerei aus nach Hause, als sich das Erdbeben ereignete, und erfuhr, dass seine Frau und seine drei erwachsenen Kinder in ihrem einstöckigen Haus in Sicherheit waren. Irmak, die Jüngste, die bei ihrer Großmutter übernachtet hatte, war jedoch nicht zu erreichen. Als er zum Haus seiner Mutter eilte, musste er feststellen, dass seine Tochter beim Einsturz des achtstöckigen Gebäudes ums Leben gekommen war. Der Fotograf entdeckte ihn, bevor Hilfe eintraf und während die Bewohner ihr Bestes taten, um verschüttete Angehörige zu befreien. Hançer rührte sich trotz des Regens und der eisigen Kälte nicht. "Machen Sie Fotos von meinem Kind", sagte er und rief den Fotografen zu sich. Dieses Bild schaffte es auf die Titelseiten von Hunderten von Zeitungen und Social-Media-Plattformen in aller Welt und wurde zum Symbol der Tragödie.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 ereignete sich am 6. Februar um 4:17 Uhr in den türkischen Provinzen Kahramanmaraş und Gaziantep nahe der syrischen Grenze, gefolgt von einer Reihe von Nachbeben der Stärke 6+ und einem zweiten Erdbeben neun Stunden später. Sowohl die Türkei als auch Syrien spürten die Auswirkungen des Bebens, bei dem mehr als 55 000 Menschen ums Leben kamen und 3,3 Millionen Menschen vertrieben wurden. Nach Angaben der Weltbank wurden durch das Erdbeben mehr als 800 000 Gebäude beschädigt oder zerstört.

Zu den Faktoren, die zu der hohen Zahl von Todesopfern führten, gehörten der frühe Beginn des Bebens, das sich ereignete, als viele Menschen noch schliefen, sowie schlecht und teilweise illegal gebaute Gebäude. In der türkischen Stadt Erzin in der Provinz Hatay beispielsweise, in der eine lange Reihe von Bürgermeistern strenge Bauvorschriften durchgesetzt hat, stürzten keine Gebäude ein und es gab keine Todesopfer, obwohl die Stadt nahe am Epizentrum lag. In den Nachbarstädten kam es zu katastrophalen Schäden. Nach dem Erdbeben verhafteten die türkischen Behörden über 100 Bauträger, die beim Bau von Gebäuden gespart haben sollen. In Nordsyrien war die bereits durch Kriegsschäden geschwächte Infrastruktur ein weiteres Problem, und der anhaltende Konflikt lässt die Aussichten auf einen Wiederaufbau gering erscheinen.

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Ein Tag im Leben eines Feuerwehrmannes in Quebec © Charles-Frédérick Ouellet, for The Globe and Mail, Conseil des arts et lettres du Québec
13. Juli 2023: Theo Dagnaud sucht den Horizont ab, um um sicherzugehen, dass die Feuerwehrpatrouillen das Gebiet verlassen haben, und er kann das Gebiet als "kontrolliert" markieren kann. Quebec, Kanada.

Aufgrund der hohen Temperaturen und der Trockenheit kam es im Sommer 2023 in ganz Kanada zu gigantischen Waldbränden, die alle 13 Provinzen und Territorien betrafen, insbesondere die nördlichen Teile von Quebec. Saisonale Waldbrände im Sommer sind in Kanada keine Seltenheit, aber die rekordverdächtige Feuersaison 2023 begann früh und endete spät und verbrannte fast dreimal so viel Land wie üblich. Obwohl die Zahl der Ausbrüche nicht höher war als normal, waren "Großbrände" (mit einer Fläche von mehr als 10 000 Hektar) weit verbreitet. Insgesamt wurde eine Fläche von 18,4 Millionen Hektar verbrannt (verglichen mit dem üblichen Durchschnitt von 2,1 Millionen Hektar). Besonders betroffen war Quebec, wo 5,2 Millionen Hektar verbrannten und etwa 14 000 Menschen gezwungen waren, ihre Häuser zu evakuieren.

Die Brände haben das Bewusstsein für die Auswirkungen der globalen Erwärmung und für die unumkehrbaren Folgen bestimmter menschlicher Aktivitäten geschärft. Laut einem Bericht der kanadischen Regierung erlebte Kanada den wärmsten Zeitraum von Mai bis Juli seit mehr als 80 Jahren und brach die bisherigen nationalen Temperaturrekorde um satte 0,8 °C. In der Studie wird behauptet, dass die für Waldbrände anfälligen Wetterbedingungen in Quebec aufgrund des Klimawandels um 50 % zunahmen. Wissenschaftler wiesen auch auf das El-Niño-Phänomen (die periodische Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean) und eine schlechte Waldbewirtschaftung als Faktoren hin, die dazu beitragen.

Nach Angaben von Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union, steigt mit der Zunahme von Hitzewellen in Verbindung mit lang anhaltender Trockenheit die Wahrscheinlichkeit, dass es zu beispiellosen Waldbränden wie in Kanada kommt. Im Jahr 2023 kam es überall auf der Welt zu außergewöhnlichen Waldbränden: Australien, Chile, Mexiko und Indonesien meldeten eine rekordverdächtige Feuersaison, und in Griechenland gab es das größte jemals in der Europäischen Union verzeichnete Feuer.

2024 Photo Contest, South America, Singles
Dürre im Amazonasgebiet © Lalo de Almeida, for Folha de São Paulo
13. Oktober 2023: Ein Fischer geht über das trockene Bett eines eines Amazonasarms in der Nähe der indigenen Porto Praia indigenen Gemeinde. Tefé, Amazonas, Brasilien.

Im Jahr 2023 erlebte das Amazonasbecken die stärkste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 120 Jahren. Die Dürre betraf zwischen 1,5 und 2 Millionen Quadratkilometer, etwa 20 % des brasilianischen Staatsgebiets, und hatte Auswirkungen auf etwa 600 000 Menschen.

Sowohl die globale Erwärmung (verschärft durch die Abholzung des Amazonas) als auch das Wetterphänomen El Niño (die periodische Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean) trugen zu der Dürre bei. Nach einer Analyse von World Weather Attribution hat die globale Erwärmung die Wahrscheinlichkeit einer Dürre in der Region um das 30-fache erhöht, zu extrem hohen Temperaturen geführt und zu geringeren Niederschlägen beigetragen.

Die Dürre hat indigene, ländliche und Flussgemeinschaften am stärksten getroffen, da sie von der Subsistenzlandwirtschaft, natürlichem Süßwasser und der Einfuhr von Waren auf dem Flussweg abhängig sind. Extreme Dürre macht ihr Leben unrentabel. Da es nur wenige Straßen gibt, bewegen sich Menschen und Waren auf dem Wasserweg durch die Region. Kinder gehen zur Schule, und ältere Menschen haben mit dem Boot oder Kanu Zugang zur medizinischen Versorgung. Die Flüsse verbinden die Gemeinden auch mit den städtischen Zentren, liefern Trinkwasser und Fisch zum Essen.

Einige der 158 Flussdörfer in der Region Tefé wurden durch das Austrocknen der Wasserwege, die sie mit den größeren Städten verbinden, von der Außenwelt abgeschnitten. Die Vorräte an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten gingen deutlich zurück.

Porto Praia, die Heimat der Ticuna, Kokama und Mayoruna, hat keinen Straßenzugang und ist normalerweise nur über den Fluss zu erreichen. Die Dürre führte dazu, dass die Bewohner kilometerweit am trockenen Flussbett entlang laufen mussten, um ihre Häuser zu erreichen. Dieses Foto fängt die Schwere der globalen Umweltkrise und der Dürre im Amazonasgebiet in einem Moment ein.

Lalo de Almeida hat ein Jahrzehnt damit verbracht, ökologische, soziale und indigene Themen im Amazonasgebiet zu dokumentieren.

2024 Photo Contest, Southeast Asia and Oceania, Singles
Kämpfen, nicht untergehen © Eddie Jim, The Age/Sydney Morning Herald
08. AUGUST, 2023: Lotomau Fiafia (72), ein Gemeindeältester, steht mit seinem Enkel John an dem Stelle, an der er sich an die Uferlinie als er noch ein Junge war. Salia-Bucht, Kioa-Insel, Fidschi.

Die Erfahrungen von Menschen wie Lotomau Fiafia geben einen Einblick aus erster Hand in die Folgen des steigenden Meeresspiegels für die Lebensweise der Menschen. Seine Geschichte verdeutlicht das Ausmaß der Veränderungen, die in nur einem Leben stattgefunden haben, und macht die Klimakrise für ein breiteres Publikum greifbar.

Nach Angaben des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat sich der durchschnittliche Anstieg des Meeresspiegels weltweit von 1,4 Millimetern pro Jahr zwischen 1901 und 1990 auf 3,6 Millimeter pro Jahr zwischen 2006 und 2015 mehr als verdoppelt. Auf den Fidschi-Inseln ist der Anstieg sogar noch schneller: auf etwa 4 Millimeter pro Jahr seit 1993, Tendenz steigend. Auch wenn diese Beträge gering erscheinen mögen, stellt dieser zunehmende Anstieg zusammen mit der dadurch verursachten Erosion der Küstenlinie eine Bedrohung für flache, tief liegende Landmassen wie die Insel Kioa dar.

Die 500-Seelen-Gemeinde auf Kioa Island hat sich aus einer Siedlung von Menschen entwickelt, die in den 1940er Jahren vor dem steigenden Meeresspiegel auf Tuvalu, einem Inselstaat nördlich von Fidschi, Zuflucht suchten. Jetzt ist ihre Fischerei- und Landwirtschaft erneut bedroht, da die zunehmend erodierenden Küstenlinien bedeuten, dass sie und mehr als 600 Gemeinden in ganz Fidschi in den kommenden Jahren gezwungen sein könnten, umzusiedeln. Die tieferen Gewässer, in denen die Fische leben, die ein Grundnahrungsmittel der Einheimischen sind, liegen nun weiter von der Küste entfernt. Früher fischten die Bewohner an der Küste, doch jetzt müssen sie weit hinausfahren, um ihren Fang zu machen. Außerdem sind die Korallen ausgebleicht, und einige Fische können im Inselriff nicht mehr überleben. Unverzichtbare Pflanzen wie Kokosnüsse und Pandanus wachsen nicht mehr am Strand, was sich auf die Nahrungs- und Medizinquellen auswirkt.

Kioa hat eine symbolische Bedeutung, da die Gemeinschaft von den Tuvaluern abstammt, die in der Vergangenheit Zuflucht vor dem steigenden Meeresspiegel suchten. Im Oktober 2022 trafen sich führende Politiker aus dem Pazifik und Ozeanien, Vertreter indigener Gemeinschaften und Aktivisten auf der Insel, um die Kioa Climate Emergency Declaration zu diskutieren und zu verfassen. In dem Dokument wurden dringende Klimaschutzmaßnahmen gefordert, um den pazifischen Raum und seine Bewohner vor den eskalierenden Auswirkungen der Klimakrise zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren.

(Übersetzung der Texte von World Press Photo)

 Die World Press Ausstellung 2024 kann vom 9. Mai – 9. Juni 2024 im Landesmuseum in Zürich besucht werden.
Weitere Daten auf World Press Photo.

Pia Zanetti…

Chontales, Nicaragua, 1987 © Pia Zanetti

Bereits 2021 ist ein Buch über die Arbeit von Pia Zanetti, anlässlich ihrer Ausstellung in der Fotostiftung beim Verlag Scheidegger & Spiess erschienen. Wer nun denk, dass man keine neuen Aspekte des fotografischen Werks von Pia Zanetti kennen lernen kann, irrt sich. Ein Blick, auch ein zweiter, dritter Blick in das Buch lohnt sich. Peter Pfrunder (Direktor Fotostiftung) hat sich gar gefragt, ob Pia Zanetti ihnen Bilder vorenthalten habe...

In St. Moritz fotografierte ich die "Italiener erster Klasse": Das waren jene Begüterten aus Mailand und Turin, die im Engadin ihren verschwenderischen Lebensstil pflegten und mit ihren Landsleuten aus dem Süden, die als Kellner und Dienstmädchen arbeiteten, nur Französisch redeten.
© Pia Zanetti

Natürlich gibt es ein paar Bilder, die erkennt man wieder, aber es gibt viel Neues zu sehen. Pia Zanetti ist tief in ihr Archiv getaucht und hat neue Schätze gehoben. Schätze, die beim Machen eher verkannt worden sind, aber im heutigen Zeitgeist mit einem anderen Blick auf die Arbeit unbedingt gezeigt und vor allem gesehen werden sollten. Dies ist der Bildauswahl mit Luca Zanetti, ihrem Sohn und Fotografen geschuldet. Er hat sie auf Bilder aufmerksam gemacht, die für das heutige Wahrnehmen wichtig geworden sind. Es gibt mehr Farbfotografien und jüngere Arbeiten zu entdecken.

Belgien, 1967 © Pia Zanetti

Blättert man das Buch durch, entdeckt man immer wieder Menschenmengen, aus denen einzelne Personen mit skurrilen Gesichtsausdrücken, Menschen, die ihren Gedanken nachhängen und ins Nirgendwo schauen und lachende Kinderaugen scheinbar hervorgehoben werden. Pia Zanetti geht mit der Kamera – natürlich unerkannt – auf die Menschen zu und erzählt deren Geschichten genauso oder ganz anders…

Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Das spannende an Pia Zanettis neuem Buch, das bei den Edizioni Periferia erschienen ist – es hat kaum Text. Nur Anmerkungen, wo die Bilder entstanden sind und dies auch nur wenn sie sich noch genau daran erinnert. Aber das Buch funktioniert, denn auf allen der 351 Seiten gibt es Bilder, die für sich sprechen und keine Worte brauchen. Wohltuend für alle, die sich einzig auf die Fotografie fokussieren möchten und sich nicht durch Texte beeinflussen oder ablenken möchten!

Ein Blick, ein Moment: Der Box-Champion Muhammad Ali an einer Black-Power-Versammlung in der Community von Watts
© Pia Zanetti

Pia Zanetti (*1943) ist in Basel geboren und lebet heute in Zürich. Ihre Ausbildung zur Fotografin machte sie bei Olivio Fontana und an der Kunstgewerbeschule Basel (1960 – 1963). Seither ist sie als freischaffende Fotografin tätig, mit Schwerpunkten in politischen und sozialen Themen. Von 1963 bis 1965 und von 1969 bis 1971 lebte sie in Rom, dazwischen in London (1965 – 1969). Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Medien (Espresso, Venerdì di Repubblica, Adesso, Stern, Paris Match, Du, Annabelle, Bolero, Film-Revue, Textil-Revue und anderen) und wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instituto Svizzero di Roma, Museo cantonale d'Arte, Lugano, Musée de l'Elysée, Kunsthaus Zürich und anderen) präsentiert. Seit 2019 ist sei Stiftungsrätin und fotografische Beraterin von fairpicture.org.

Soweto, Johannesburg, Republik Südafrika, 1968 © Pia Zanetti

1986 gründeten Flurina und Gianni Paravicini-Tönz in Poschiavo die Galleria Periferia. Es entstanden installative Reaktionen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler auf die rurale Bausubstanz des Gebäudes, auf die Zeit und den Ort. 1992 gesellte sich nach dem Umzug nach Luzern die Edizioni Peiferia. Der Schwerpunkt verlagerte sich immer mehr von Ausstellungen auf den Verlagsbereich. Seither verlegten sie über hundert Kunst- und Künstlerbücher, von denen einige längst vergriffen und gesucht sind. Das Programm beinhaltet Bücher, Editionen, Videos und DVDs von international bekannten Künstlerinnen und Künstlern mit speziellen thematischen Schwerpunkten. Die Publikationen werden mit grösster Sorgfalt produziert und stellen in sich geschlossene Werke dar, die in kleinen, meist limitierten und oft nummerierten Auflagen editiert werden.

Armeno, Italien, 1995 © Pia Zanetti

Das Buch Pia Zanetti (ISBN 978-3-907205-39-6) kann direkt bei Edizioni Periferia bestellt oder im Buchhandel bezogen werden.

Alt.+1000 Festival de photographie

Sjöra, Digilore, 2020 © Arvida Byström

Vom 26. August bis zum 18. September 2023 setzt Alt+1000 seine Erkundung der Landschaft fort und bietet einen fotografischen Spaziergang, der die Arbeit von 17 internationalen Künstler*innen würdigt. Die ausgewählten Projekte tragen zum Ziel des Festivals bei: Die Vorstellung von Landschaft, die hauptsächlich auf der Idee des Schönen und der Freizeit basiert, unter einem anderen Licht zu erfassen und die komplexen Beziehungen - wirtschaftliche, politische, territoriale, soziologische und emotionale - aufzudecken, die sie prägen. Die präsentierten Werke zeugen von der Vielfalt zeitgenössischer fotografischer Praktiken und zeigen die Fähigkeit des Mediums, sich auf unterschiedlichen Trägermaterialien weiterzuentwickeln.

In Search of Frankenstein, 2016 © Chloe Dewe Mathews

Durch ihre Schönheit, aber auch ihre Hässlichkeit und ihre Fragilität, fordern uns die Landschaften, die uns umgeben heraus. Mehr als 80 Werke säumen die beiden Festivalstandorte und werfen folgende Fragen auf: Was präsentiert sich uns als Landschaft? Welche Landschaften wünschen wir uns? Mit diesen Fragestellungen als rotem Faden lädt die künstlerische Programmierung, die in Zusammenarbeit mit Hana Čeferin (Slowenien), Arianna Rinaldo (Italien) und Pieter Jan Valgaeren (Belgien), den drei Gastkuratoren dieser Ausgabe 2023, erstellt wurde, das Publikum ein, neue Horizonte zu erblicken.

Topographies of Fragility, 2019 © Ingrid Weyland

 

Als eine Neuheit dieser 7. Ausgabe freut sich Alt+1000, mit dem Parc naturel régional du Doubs horloger français zusammenzuarbeiten, um die Fotografin und Filmemacherin Laura Henno im Gebiet des Parks für eine Künstlerresidenz zu empfangen. Über die Ausstellungen hinaus engagiert sich das Festival für die Künstler*innen und lädt ein, Fotografen zu treffen, zu Workshop-Spaziergängen oder einem Studio-Porträt. Zu den Highlights gehören kulturelle Cafés, eine Podiumsdiskussion im MBAL, eine musikalische Lesung in der Kapelle von Bémont und Führungen jeden Sonntag am Lac des Taillères. (Alt.+1000)

Aus der Serie Rise To The Sun, 2023 © Liv Burkhard

Es sind Arbeiten von Emilie Brout & Maxime Marion (Le Tour du monde en instantané), Liv Burkhard (Rise To The Sun), Vanja Bućan (Looking for Sadiq), Arvida Byström (Digilore), Lara Chahine (reality is a movement), Stijn Cole (Timescape 21/6/2023 - Longest day), Bieke & Dries Depoorter (Border Birds), Chloe Dewe Mathews (In Search of Frankenstein), Marina Gadonneix (Phénomènes), Natela Grigalashvili (The Final Days of Georgian Nomads), Seunggu Kim (Jingyeong sansu), Anna Ridler (Laws of Ordered Form), Jan Robert Leegte (Laws of Ordered Form), Gaia Squarci (Ashes and Autumn Flowers), Ingrid Weyland (Topographies of Fragility). Alpines Museum (Fundbüro für Erinnerungen - Frauen am Berg) zu entdecken.

Mt. Geumgang, Jingyeong sansu, 2017 © Seunggu Kim

 

Das Festival Alt.+1000 findet vom 26. August - 18. September 2023 um den Lac Taillères und dem Musée des beaux-arts Le Locle statt.

TIN CAN…

Ghost Dance | © Stephan Wittmer

Tin Can - die Blechdose ist Namensgeberin des neuen Buches von Stephan Wittmer. Wenn man sich das Buch durchblättert, fallen nicht wirklich viele Blechdosen auf. Was aber auffällt sind die vielen Alltagsgegenstände, die auf eine spezielle Art und Weise in den Vordergrund gerückt werden oder all die skurrilen Szenerien von scheinbar Alltäglichem am Wegrand.

Prairie TV | © Stephan Wittmer

Sei es das Kinoambiente mitten in der Pampa - wobei es sich mehr um einen platzierten oder doch viel mehr entsorgten TV geht, der vor einem möglicherweise Lieblingsküchenstuhl vom Grossvater steht und man sich in Gedanken in die belebte Küche versetzt fühlt, während über die Röhre ein Footballspiel übertragen wird und die Kids ungeduldig sind, weil er seine Aufmerksam ganz dem Spiel widmet und sein Bier trinkt…

Wide range | © Stephan Wittmer

Tin Can ist eine Art Aufarbeitung des umfangreichen Fotoarchivs von Stephan Wittmer. Es sind Aufnahmen, die während zahlriechen Reisen durch Arizona, Kalifornien, Colorado, New Mexico, South Dakota und weiteren Staaten in den USA in den Jahren  2012 bis 2019 entstanden sind. Bilder, die eine wahnsinnige Masse an Dingen, an Konsum, nicht mehr Gebrauchtem, aber auch einer scheinbar schier unendlichen Weite entstanden sind. Aus all den Bildern ist ein Buch entstanden, das einem Roadmovie gleicht, in dem die Tin Can oder einfach das Blech eine wichtige Rolle spielt und einem die Vergänglichkeit vor Augen bringt…

© Stephan Wittmer

Das Vorwort hat Sabine Gebhardt Fink geschrieben, weiter gibt es Texte von Daniel Blochwitz (KICKING A TIN CAN DOWN THE ROAD), Michael Rebosura (AMERIKA IM HEITEREN SPIEGEL DER FOTOGRAFIE), Diamon Hamer (ORTE), ein Gespräch (BRÜCHIGE ZEITKAPSELN) zwischen Jana Bruggmann und Stephan Wittmer und einen weiteren Text von Valeska Marina Stach (DER HIMMEL FÄLLT AUF DEN ASPHALT UND ZERFLIESST) zu lesen.

First Coffee | © Stephan Wittmer

Stephan Wittmer (*1957) ist in Erlinsbach (SO) aufgewachsen und studierte an der Schule für Gestaltung Luzern. Er ist Künstler, Kurator und Herausgeber des _957 Independent Art Magazines. Heute lebt und arbeitet er in Luzern.

Room Service | © Stephan Wittmer

Der Vexer Verlag wurde 1985 vom Künstler Josef Felix Müller in der Schweiz gegründet. Der Verlag ist das Ergebnis eines Dialogs mit Kunstschaffenden aus diversen Sparten, der beständig fortgeschrieben wird. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Positionen aus den bildenden Künsten, der Literatur, der Musik, dem Film, der Fotografie und der Architektur und münden in unterschiedliche publizistische Formen und Formate. Die Spannbreite liegt zwischen nummerierten und signierten Kleinauflagen bis hin zu Publikationen in höherer Auflage. Vera Ida Müller, die Tochter des Gründers und ebenfalls bildende Künstlerin, hat in den letzten Jahren das Vexer Verlag Büro Berlin als Dependance etabliert und die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden um den räumlichen Kontext Berlins und seine reichhaltige Kunstszene erweitert. Neben ihrer verlegerischen Arbeit organisiert sie im hauseigenen Showroom Veranstaltungen, wie Werkpräsentationen, Ausstellungen, Vorträge und Gespräche, die das Verlagsprogramm zum Inhalt nehmen und die Buchprojekte in neuem Licht erfahrbar machen.

Softice on stairs | © Stephan Wittmer

Framing Fantasy | © Stephan Wittmer

photoSchweiz 2023 oder die Nadel im Heuhaufen…

Südliches Madagaskar © Reto Albertalli mit UNICEF Schweiz 

"Wenn die Trinkwasserbrunnen ausgetrocknet sind, haben wir keine andere Wahl, als das Salzwasser zu trinken." 

Steigende Temperaturen und mehrere Jahre in Folge unzureichende Niederschläge im Süden Madagaskars haben zu einer der schlimmsten Dürren in der Geschichte des Landes und zu einer wachsenden Ernährungsunsicherheit in den Gemeinden geführt. 1,5 Millionen Menschen hungern in Madagaskar. Es wird erwartet, dass sich die Unterernährung bei Kindern in den kommenden Monaten vervierfachen wird, da sich die Dürre verschlimmert.

Seit gestern Freitag kann die photoSchweiz in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon besucht werden. Wie jedes Jahr gibt es jede Menge Bilder auf Tischen ausgelegt und einige an der Wand hängend zu sehen. Nebst den Sonderausstellungen:

  • Black Madonna von Iris Brosch

  • Emil Meerkämpfer - ein Bohème der Fotografie-Historie

  • Directors Choice - eine Zusammenarbeit mit renommierten Fotofestivals der Welt

  • There is somthing about Soulmary - 4 Fotografierende, 4 freie Arbeiten, ein Modell

  • Vade Retros Santanas - eine fotografische Annäherung an Gion Mathias Cavelty

  • Mars photography with AI von Vera Mulyani

  • Die Sicht der Anderen - Im Angesicht des Lebensendes - 11 Hospiz-Patienten dokumentieren eine Woche lang ihren Alltag (in enger Zusammenarbeit mit dem Dachverband Hospize Schweiz)

  • Chöpf - Thomas Biasotto gibt einen Einblick in das Archiv von Emil Grubenmann

  • SOS MEDITERRANEE

  • Fotografie-Text-Synthesen von Jürg Halter

  • Médecins sans Frontières von Christina Simons

  • photoDuell - zwei Fotografinnen, ein Promi, eine Location - und je eine Stunde Zeit

  • Watching the world von Kurt Caviezel

  • This person does not exist von Philipp Wang

sind 179 Arbeiten von 5 Künstlerduos, 56 Fotografinnen und 118 Fotografen aus der ganzen Schweiz (mehrheitlich aus der Deutschschweiz) und dem Ausland (Deutschland, Italien, Spanien) zu sehen.

Frauen auf der Flucht / Libanon © Andrea Camen 

Im Jahr 2022 waren insgesamt über 100 Millionen (Quelle: UNO Flüchtlingshilfswerk, Okt. 2022) Menschen auf der Flucht. Weitaus mehr als ein Viertel davon sind Frauen. Die Flucht ist für Frauen oft gefährlicher und herausfordernder als für Männer. Andrea Camen reiste unter anderem in den Libanon, um einzelne und persönliche Geschichten von Flüchtlingsfrauen bildlich festzuhalten und zu dokumentieren.

Wenige Highlights, einige Altbekannte und viel Landschaftsfotografie und Streetphotography sind zu sehen. Auch an der photoSchweiz zeigt sich der momentane Trend zu Peoplephotography.

© Céline Müller

Susanne Müller 1937 aka Tante Zus, geboren und aufgewachsen in Laupen (Kanton Bern) in einer Hausarztfamilie. Gelernte Laborantin mit Spezialgebiet Blutgruppen, arbeitete in Florida und in Indien/Ceylon (heute Sri Lanka). Leistete Militärdienst bei den Sanitätstruppen. Nach der Pensionierung bekannt für ihre wunderbaren, selbstgestrickten Socken, welche viele Familienmitglieder mit trockenen und warmen Füssen durch ihre Armeezeit brachte. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Bridge spielen.

Wie bei den letzten Besuchen fällt die Art und Weise der Präsentation auf. Die meisten Arbeiten liegen auf den Tischen ohne Rahmen, oft schlecht aufgezogen - man wird den Eindruck nicht los, dass es nur ums Dabeisein geht und nicht um eine tolle Präsentation. Als Besucherin unzähliger Ausstellungen fällt es schwer darüber hinweg zu sehen. Wer weiss, vielleicht wäre das Thema Präsentation und Kuration etwas für eine Masterclass und nicht nur für einen Hinweis wie man seine Arbeiten am besten präsentiert…

Aus Garbage City © Christian Bobst

Garbage City, ein Slumgebiet am Stadtrand von Kairo, Ägypten, ist das Zentrum der Müllsammler, der so genannten Zabbaleen. Der Slum hat eine ganze Wirtschaft entwickelt, die auf Recycling basiert. Er befindet sich in Manshiet Nasser, einem Viertel mit mehr als 260 000 Einwohnern auf einer Fläche von etwa 5 km2, von denen die meisten koptisch-orthodoxe Christen sind. Die Lebensbedingungen hier sind schlecht, oft fehlt es an grundlegender Infrastruktur wie Kanalisation, Strom und Wasser und überall liegt Müll, selbst auf den Dächern. Doch Manshiet Nasser ist auch ein spiritueller Ort. Im Herzen des Slums haben die Kopten eine riesige Höhlenkirche im Inneren des sagenumwobenen Mokattam-Bergs errichtet, der vor 1 000 Jahren durch die Kraft des Glaubens bewegt worden sein soll. Noch heute beweisen die Kopten hier, dass der Glaube Berge versetzen kann - zumindest Berge von Müll.

Hingehen kann sich dennoch lohnen - man trifft viele Bekannt und sieht vielleicht auch den einen oder anderen Promi in der Menge der Besuchenden. Die photoSchweiz dauert noch bis zum 10. Januar 2023.

Aus Guiding Light © Geraldine Haas

Die Bilder offenbaren den Betrachtenden eine plastisch und künstlich wirkende Natur. Sie zeigen eine geschönte Ästhetik, die vorbei an Kitsch und Ironie schrammen soll. In ihrer Arbeit interessiert sie die Spannung zwischen Vertrautem und Fremden, Wunschdenken und Realität, und der Sehnsucht nach Schönheit und deren Vergänglichkeit.

Wer Flohmärkte mag sollte heute Samstag oder morgen Sonntag an den photoFlohmarkt - ein neues, spontanes Format der photoSchweiz.

Ungewisse Reise, Sommer 2022 © Jean-Luc Grossmann 

Grönland ist der Ort, an dem man Eis in all seinen spektakulären Formen sehen kann. Gross, grösser und absolut riesig. Die Eisberge, die aus dem majestätischen Inlandeis herausgearbeitet wurden, bestehen aus dicht gepresstem Schnee, der vor Tausenden von Jahren gefallen ist. Wie schwerfällige Schauspieler in einem ewigen Drama bilden sie die Kulisse für ein nicht alltägliches Erlebnis. Im Winter, eingeschlossen im Packeis, sind sie wie gefrorene Teile im grossen Naturschauspiel, spektakulär und beeindruckend. Im Sommer werden sie zu riesigen schwimmenden Skulpturen, die sich auf eine lange und ungewisse Reise begeben und nur von Wind und Strömung gelenkt werden.

Amazing Moments © Markus Eichenberger

Amazing Moments ist eine Kollektion der schönsten Bilder aus 12 Jahren Schweizer Alpen Fotografie. Die ausgestellten Bilder entstanden in den letzten 2 Jahren an 3 verschiedenen Standorten: Schilthorn, Eggishorn und Stanserhorn. Sie entstanden während des Sonnenunter- und Sonnenaufgangs. Die magische Atmosphäre, welche durch das indirekte Licht entsteht, ist einzigartig und überrascht einem jedes Mal von Neuem.

Invisible Hands © Seerat Singh

Die Arbeit "Invisible Hands" konzentriert sich auf arbeitende Hände, die einen Teil unseres Lebens berühren, für uns aber oft unsichtbar sind. Es sind die Hände, die schaffen, bauen und flicken. Sie sind oft unsichtbar, aber mutig. Sie würfeln jeden Tag um ihre Existenz, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hände, die geschickt jeden Zentimeter abmessen, um Leben und Farbe in den Stoff zu bringen. Hände, die sich Schweiss und Schlamm aus dem Gesicht wischen, während sie Ziegel und Mörtel schleppen, die unsere Häuser bilden. Hände, die flicken, damit wir wieder in unseren alten Schuhen laufen können. Hände, die mit Geschick Edelmetall zu unbezahlbaren Traditionen und Festen formen. Hände, die den Mut haben, ihre Würde in ihre Handflächen zu legen, wenn sie um Almosen betteln, um sich zu ernähren. Hände, die ihre Kinder in den Schlaf wiegen, weil sie wissen, dass sie am nächsten Tag aufwachen und die Würfel noch einmal rollen müssen, unsichtbar für uns…

FEMALE FORM…

Aus Sophie's Periode | © Sophie Stieger

Female Form - oder Frausein ab Mitte Dreissig… Franziska Willimann, Sophie Stieger und Nora Dal Cero brechen mit ihrer Ausstellung - rechtzeitig zum internationalen Menopausetag - ein Tabuthema, zumindest für rund 50% der Gesellschaft. Die anderen 50% wissen ganz genau, worum es geht! Die Eine rechnet die Kosten der Hygieneausgaben vor und veranschlagt durchschnittliche Kosten von CHF 15'000 - vermutlich sind die Kosten höher. Die Andere stellt Fragen zu gestellten Weichen und verschiedenen Lebensentwürfen und die Dritte beschreibt tanzende Hormone, das Schwitzen und den ausbleibenden Schlaf.

Worum es wirklich geht, kann wohl jede Frau ab Mitte Dreissig bis zum letzten Tag auf ihre Art und Weise beschreiben - für die Eine ist der Übergang kaum spürbar, für die Andere ist es wie ein Gang durch die Hölle. Der Begriff Menopause ist eigentlich etwas irreführend, da es nicht um eine Pause geht, sondern um einen Abschluss - es ist der Abschluss der Wechseljahre, die letzte Regelblutung und irgendwie ein Neuanfang einer Frau.

Aus Sophie's Periode | © Sophie Stieger

Martina Caluori beschreibt die Arbeiten und die Fotografinnen mit den Worten: Last-Minute-Mütter, die zweite Pubertät und Sanitary Pads: Die Ausstellung von Franziska Willimann, Sophie Stieger und Nora Dal Cero bricht mit Tabuthemen und widmet sich ganz dem Frausein ab Mitte Dreissig.

Aus (N)irgendwo ankommen | © Nora Dal Cero

SOPHIE'S PERIODE – Sophie Stieger
Springende Tampons, pralle Ballonbrüste und aufsteigende Gewitter. Follikel, Ovulation, Luteal. Die Berge von Abfall, der verschwiegene Ausfluss, ein Wohlgefühl stellt sich ein. Rote Welle, Rote Zora, Tante Rosa, Erdbeerwoche – sie hat viele Namen und doch kennt Mensch sie kaum. Adios, Menstruphobia. 60–80 Milliliter, 3000 Tage oder 8 Jahre haben Frauen* die Periode und benötigen im Schnitt 10’000 bis 17’000 Tampons – oder ein paar Tassen; durchschnittlich Kosten: 15’000 Franken. You better give her* credit!

Aus (N)irgendwo ankommen | © Nora Dal Cero

(N)IRGENDWO ANKOMMEN – Nora Dal Cero
Ausrichten, arrangieren und ankommen. Die Weichen sind gestellt – oder ist der Zug bereits abgefahren? Das trockene Transportwesen-Vokabular lässt so wenig Platz für Feuchtfröhliches wie das aufgezwungene Lebensziel. Die ernüchternde Zwischenbilanz. Es folgt die Torschlusspanik, der Kopfsprung ins Leben, eine Auswahl zahlloser Lebensentwürfe, neue Lebensformen – eine Zeit des Infragestellens. Werden die Fragen ihre Antworten finden?

Aus Klimax | © Franziska Willimann

KLIMAX– Franziska Willimann
Wenn der Körper sich verändert, die Hormone tanzen, wir schwitzen, der Schlaf sich verabschiedet und die Kinder auch. Die Haare grau werden und sich dabei ein wunderbar rotziges Grundgefühl einstellt. Wenn die Alltagsschlaufe auf Repeat dreht, Vertrautes sich verabschiedet, vieles erreicht, doch manches anders gekommen ist. Wenn die Welt im einen Moment nebulös erscheint, dann wieder glasklar. Wenn die grosse Freiheit leise ruft und das Nichtmehrmüssen das Königinnensein entlockt. Die Einen nennen es die zweite Pubertät – ich, nenne es Klimax.

Aus Klimax | © Franziska Willimann

Kennengelernt haben sich die drei Fotografinnen in einem Zürcher Atelier. Sophie Stieger arbeitet mit Schwerpunkt Portrait, Reportage und Dokumentationen, die sich um Raum und Mensch drehen. Die Fotografin Nora Dal Cero setzt sich fur̈ Nachhaltigkeit ein und fotografiert vegane Kochbücher, faire Mode und Kunstprojekte. Franziska Willimans Fokus liegt in der Porträtfotografie und in Langzeitprojekten, die von Menschen und der Poesie des Alltäglichen geprägt sind.

Österreichische Fotografinnen von Weltrang…

Marilyn Monroe am Set von Misfits – Nicht gesellschaftsfähig. USA. Reno, Nevada 1960 | © Inge Morath / Magnum Photos

Während des Fotofestivals La Gacilly in Baden sind nicht nur die Bilder des letztjährigen Festivals in La Gacilly in der Bretagne zum Thema Nordwärts zu sehen, sondern auch Bilder dreier österreichischer Fotografinnen von Weltrang. 

Eine Hommage an Inge Morath, die als Ingeborg zweier Naturwissenschaftler am 27. Mai 1923 in Graz geboren wurde. Sie konnte knapp ihr Staatsexamen in Romanistik und Sprachwissenschaften ablegen, bevor sie für einen "kriegswichtigen" Betrieb in Berlin-Tempelhof arbeitsverpflichtet wurde. Infolge eines Bombenangriffs auf den Betrieb schloss sich Morath einem Flüchtlingszug nach Österreich an, wo sie unter Mühen ihr Elternhaus wiederfand. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin, dann Journalistin in Salzburg und Wien. Unterstützt vom Fotografen Ernst Haas[1] konnte sie 1949 nach Paris übersiedeln, wo sie für die Fotoagentur Magnum Texte erstellte. Dort lernte Inge Morath die Faszination der Fotografie kennen. 1951 beschloss sie ihre Fotografie-Ausbildung in London mit einem Praktikum bei Simon Guttmann[2].

Verlegerin Eveleigh Nash, Buckingham Palace Mall. England. London. 1953 | © Inge Morath / Magnum Photos

Ab 1953 arbeitete sie für Magnum, ausserdem für Zeitschriften wie Vogue und Paris Match. Schon bald wurde sie selbstständig tätig. Ausstellungen in vielen bedeutenden Museen und Galerien belegen ihre weltweite Bedeutung. Inge Morath war die erste Frau, die in den legendären und bis dahin rein männlichen Kreis der Fotoagentur Magnum aufgenommen wurde.

Kosmetikunterricht im Helena Rubinstein Salon. USA. New York City. 1958 | © Inge Morath / Magnum Photos

Inge Morath reiste viel und lebte zeitweilig in New York City. Um die Rolle ihres favorisierten Mentors wetteiferten Henri Cartier-Bresson[3] und Gjon Mili[4]. Von 1962 bis zu ihrem Tod am 30. Januar 2022 in New York City war sie mit dem Schriftsteller Arthur Miller[5] verheiratet, den sie bei den Dreharbeiten zum Film Misfits mit dessen damaliger Ehefrau Marilyn Monroe[6] kennengelernt hatte. Auch mit Miller unternahm sie etliche Reisen, die zu immer neuen Büchern mit ihren Fotos führten. Daneben entstanden zahlreiche Auftragsarbeiten für Agenturen, Zeitschriften und Verlage. Ihre gemeinsame Tochter Rebecca Miller (* 1962) ist Malerin, Drehbuch-Autorin und Film-Regisseurin. Der Sohn Daniel (* 1966) wurde mit Down-Syndrom geboren, was das Ehepaar geheim hielt.

Kounadi Breika, eine saharaouische Volksschullehrerin aus dem Flüchtlingslager El Aioun nahe Tindouf. Algerien 1986. | © Christine de Grancy

Über der Welt und den Zeiten - Hommage zum 80. Geburtstag. Christine de Grancy wurde 1942 als Tochter einer protestantischen Berliner Mutter geboren. Ihren Vater, der im Zweiten Weltkrieg als Techniker mehrere Wochen lang Transportflüge ins eingeschlossene Stalingrad durchführte und 3 Wochen vor Kriegsende in der Lüneburger Heide fiel, lernte sie nie kennen. Ihr Grossvater mütterlicherseits, Siegfried Wagner, unterstützte als Offizier das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944.

Spiegelung des Riesenrads in einer Pfütze im Vergnügungsbereich des Praters. Wien 1979 | © Christine de Grancy

Nach Aufenthalten in Berlin, in der Lüneburger Heide und in Bayern verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Graz. Dort absolvierte sie eine Ausbildung in Keramik, Töpferei und Gebrauchsgraphik an der Kunstgewerbeschule bei Hans Adametz[7]. Ab 1963 arbeitete sie vorwiegend als Graphikerin und Art Director in Wiener Werbeagenturen. Im Anschluss an einen mehrmonatigen Aufenthalt in Patmos begann sie 1965 zu fotografieren. Eine Begegnung mit André Heller[8] 1970 führte zu Freundschaft und Zusammenarbeit. 1979 wurde sie von Achim Benning[9] als Fotografin für das Burgtheater engagiert. Ab den 1980er Jahren entstand eine Reihe von Bildbänden, die sich sowohl mit europäischen als auch mit afrikanischen und asiatischen Kulturphänomen befassten. Sie wandelte mit Vorliebe an den Rändern der sogenannten Zivilisation. 1983 war sie erstmals in der Westsahara und dokumentierte in der Folge die Tuareg[10] und 1987 den Freiheitskampf der Polisario[11]. In Russland spürte sie Wolga-Welten nach, weitere fotografische Reisen und Langzeitaufenthalte führten sie nach Griechenland, Algerien, Kurdistan, Georgien und Niger, nach Pakistan, China und Japan. In Wien erkundete sie die Dachlandschaften (1994) und die verborgene Welt der aus dem Iran emigrierten Juden (entstanden in den 1990er Jahren, ausgestellt erstmals 2015 im Jüdischen Museum Wien).

Marina Liwanowa vor dem Bild Russische Venus, von Boris Kustodiev. Nischnij Nowgorod. Russland 1996. | © Christine de Grancy

Ausstellungen zeigten ihre Werke unter anderem in Paris und Perpignan, New York, Tokio, Beirut, im Museum Moderner Kunst in Passau, bei der Biennale in Turin sowie in Mailand. Sie arbeitete mit namhaften Schriftstellern Österreichs zusammen – darunter Barbara Frischmuth[12], Erika Pluhar[13] und Gerhard Roth[14]. Zu ihren langjährigen Freunden zählt auch die Wiener Fotografin Gabriela Brandenstein[15].

Aus der Serie Camping | © Verena Andrea Penner

Camping - ein Versuch von Verena Andrea Penner die, von ihr, wahrgenommene Atmosphäre in einem Flüchtlingslager zu beschreiben. Verena Andrea Prenner ist Soziologin und Fotografin. Für ihre künstlerische Arbeit betreibt sie langjährige soziologische Feldforschung, z.B. in Flüchtlingslagern im Nahen Osten, in Zentralafrika oder im Wiener Rotlichtviertel, und beschäftigt sich mit verschiedenen Randgruppen, denn Ränder definieren bekanntlich die Mitte. Für ihre künstlerischen Projekte arbeitet sie mit nicht-professionellen Freiwilligen oder zufälligen Passanten zusammen, um individuelle Reflexionen und Ansichten über Gesellschaften in Form von Bühnenbildern auszudrücken.

Aus der Serie Camping | © Verena Andrea Penner

"Nach Abschluss meines Studiums der Soziologie zog ich in den Nahen Osten. Während dieses Aufenthaltes erhielt ich eine Förderzusage für ein Projekt in der palästinensischen Westbank. Aus soziologischem Interesse nahm ich die Möglichkeit in einem Flüchtlingslager zu wohnen an. Neben meinem eigentlichen Projekt, das darin bestand, die Auswirkungen des Baus der israelischen Sicherheitsmauer auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der palästinensischen Taxifahrer zu untersuchen, bekam ich die Möglichkeit, als Fotografin für muslimische Hochzeiten zu arbeiten. Gleichzeitig begann ich, das Leben im Camp zu studieren: Wie wirken sich die prekären Lebensumstände auf die Individuen aus? Wie ist die Gesellschaft organisiert, welche Strukturen finden sich? Und wie wirkt sich ein Leben vor Ort auf mich persönlich aus?... […]… Nach Monaten vor Ort und zwei weiteren Aufenthalten in den folgenden Jahren baute sich nach und nach gegenseitiges Vertrauen auf. Irgendwann war ich keine Fremde mehr, und so entschied ich mich, nicht nur ausserhalb des Camps, sondern auch im Flüchtlingslager eine fotografische Arbeit zu realisieren. Doch dann kam die große Frage: Was zeigt man?"

Aus der Serie Camping | © Verena Andrea Penner

Im Jahr 2021 erhielt sie den Kunstpreis des Landes Niederösterreich für die künstlerische und kulturelle Auseinandersetzung mit der Menschenwürde. Werke von ihr befinden sich in der Österreichischen Nationalphotosammlung, der Kunstsammlung des Landes Niederösterreich und des Landes Oberösterreich sowie in Privatsammlungen.

Das Festival La Gacilly in Baden bei Wien dauert noch bis am 16. Oktober 2022.

[1] Ernst Haas (* 2. März 1921 in Wien; † 12. September 1986 in New York) war ein österreichisch-amerikanischer Fotograf, der heute vor allem als Pionier der Farbfotografie bekannt ist. Sein im September 1953 in der Zeitschrift Life über 24 Seiten und zwei Folgen abgedruckter Fotoessay unter dem Titel "Images of a Magic City" gilt als Meilenstein der Farbfotografie. Haas war ein frühes Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos, zu deren Präsidenten er 1959 gewählt wurde. (Quelle: Wikipedia)

[2] Wilhelm Simon Guttmann (* 15. November 1891 in Wien; † 13. Januar 1990 in London) war ein deutscher Literat, politischer Autor, Geschäftsführer von Bildagenturen und Inspirator verschiedener Fotografengruppen. (Quelle: Wikipedia)

[3][3] Henri Cartier-Bresson (* 22. August 1908 in Chanteloup-en-Brie, Seine-et-Marne; † 3. August 2004 in Montjustin, Alpes-de-Haute-Provence) war ein französischer Fotograf, Regisseur, Schauspieler, Zeichner, Maler und Mitbegründer der renommierten Fotoagentur Magnum. Er wurde vor allem durch seine künstlerische Schwarzweissfotografie bekannt. Im Zweiten Weltkrieg entkam er zweimal aus deutscher Kriegsgefangenschaft und fotografierte die Befreiung von Paris. (Quelle: Wikipedia)

[4] Gjon Mili (* 28. November 1904 in Korça, Albanien; † 14. Februar 1984 in Stamford, Connecticut) war ein albanisch-amerikanischer Fotograf. (Quelle: Wikipedia)

[5] Arthur Asher Miller (* 17. Oktober 1915 in New York City, New York; † 10. Februar 2005 in Roxbury, Connecticut) war ein amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Gewinner des Pulitzer-Preises. Er gilt als wichtiger gesellschaftskritischer Dramatiker der neueren Zeit. Seine sozial- und zeitkritischen Dramen wenden sich gegen den so genannten American Way of Life, bei dem der berufliche Erfolg im Mittelpunkt steht. Immer wieder stellte Miller die ethische Verpflichtung des Einzelnen in den Vordergrund. Öffentliches Interesse erzielte auch seine Ehe mit Marilyn Monroe. (Quelle: Wikipedia)

[6] Marilyn Monroe [ˈmɛɹɪlɪn mənˈɹoʊ] (* 1. Juni 1926 in Los Angeles, Kalifornien, als Norma Jeane Mortenson, kirchlich registrierter Taufname Norma Jeane Baker; † 4. August 1962[1] in Brentwood, Los Angeles) war eine US-amerikanische Filmschauspielerin, Filmproduzentin und Fotomodel. Sie wurde in den 1950er Jahren zum Weltstar, ist eine Popikone und gilt als archetypisches Sexsymbol des 20. Jahrhunderts. (Quelle: Wikipedia)

[7] Hans Adametz (* 17. August 1896 in Wien; † 26. September 1966 in Graz) war ein österreichischer Keramiker, Bildhauer und Kunsterzieher. (Quelle: Wikipedia)

[8] André Heller (* 22. März 1947 in Wien als französischer Staatsbürger), ist ein österreichischer Multimediakünstler, Aktionskünstler, Kulturmanager, Autor, Lyriker (Selbstbezeichnung Poet), Chansonnier und Schauspieler. (Quelle: Wikipedia)

[9] Achim Benning (* 20. Januar 1935 in Magdeburg) ist ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur und Theaterintendant. Er war von 1976 bis 1986 Direktor des Wiener Burgtheaters. (Quelle: Wikipedia)

[10] Die Tuareg (Singular: Targi (männlich), Targia (weiblich) sind ein zu den Berbern zählendes Volk in Afrika, dessen Siedlungsgebiet sich über die Wüste Sahara und den Sahel erstreckt. (Quelle: Wikipedia)

[11] Die Frente Polisario (von spanisch Frente Popular para la Liberación de Saguía el Hamra y Río de Oro, arabisch الجبهة الشعبية لتحرير الساقية الحمراء ووادي الذهب, DMG al-Ǧabha aš-šaʿbiyya li-taḥrīr as-Sāqiya al-Ḥamrāʾ wa-Wādī ḏ-Ḏahab, deutsch Volksfront zur Befreiung von Saguía el Hamra und Río de Oro, kurz Polisario) ist eine militärische und politische Organisation in der Westsahara. Sie vertritt liberale bis demokratisch-sozialistische Positionen und ist Beobachter bei der Sozialistischen Internationale sowie Mitglied der Progressiven Allianz. Aufgrund historischer Rivalitäten mit Marokko unterstützt Algerien die Bewegung militärisch. (Quelle: Wikipedia)

[12] Barbara Frischmuth (* 5. Juli 1941 in Altaussee, Salzkammergut) ist eine österreichische Schriftstellerin und Übersetzerin. (Quelle: Barbara Frischmuth)

[13] Erika Pluhar (* 28. Februar 1939 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin. (Quelle: Erika Pluhar)

[14] Gerhard Roth (* 24. Juni 1942 in Graz; † 8. Februar 2022 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller. (Quelle: Wikipedia)

[15] Gabriela Brandenstein ist eine der großen Persönlichkeiten der österreichischen Theater- und Filmfotografie. Sie wurde in Wien geboren und absolvierte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. Seit 1974 fotografiert sie als freie Künstlerin Theaterproduktionen für Burg- und Akademietheater, Volkstheater und viele andere Bühnen. Coverfotos für die Klassikproduktionen großer Plattenfirmen wie Deutsche Grammophon, Philips, Sony machten sie international bekannt. Ihre Porträts österreichischer Autoren sind eine Galerie der Literatur. (Quelle: Petra Torky)

Im Schatten der Bäume…

Natural Order #22. Grey County. Ontario. Canada, 2020 © Edward Burtynsky, Courtesy of Flowers Gallery, London & Nicholas Metivier Gallery, Toronto.

Im Frühjahr 2020 befand sich Edward Burtynsky aufgrund der Coronavirus-Pandemie in Ontario (CA) in Isolation. Der Fotograf, der es gewohnt ist, durch die Kontinente zu reisen, nutzte diese Isolation als Gelegenheit, sein Objektiv auf die Landschaften um ihn herum zu richten. Das Ergebnis ist die neue Bildserie Natural Order, die in der Zeit des Jahres entstanden ist, in der die Erde aufblüht und neu geboren wird. Vom eisigen Schlummer des Winters bis zur fruchtbaren Dringlichkeit des Frühlings sind diese Bilder eine Bestätigung der Komplexität, des Wunders und der Widerstandsfähigkeit der natürlichen Ordnung in allen Dingen. Burtynsky betrachtet eine Vielzahl von scheinbarem Chaos, aber aus dieser selektiven Betrachtung entsteht eine Ordnung - eine dauerhafte Ordnung, die intakt bleibt, wie auch immer unser eigenes menschliches Schicksal aussehen mag. Diese Bilder wurden alle an einem Ort namens Grey County in Ontario aufgenommen.  

"Sie stammen auch aus einem Ort in meinem Kopf, der danach strebt, aus dem Chaos eine Ordnung zu schaffen und als beruhigender Balsam in diesen unsicheren Zeiten zu wirken", erklärt Edward Burtynsky.

Abbaye de Jumièges. Normandie. France, 2019 © Benjamin Deroche

Benjamin Deroche präsentiert eine Gruppe von Fotografien, die aus zwei Serien stammen: Surnature, die 2017 begann, und La lumière du loup, ein Projekt, das während seines Aufenthalts in der Normandie in der Abbaye de Jumièges (Juni 2019 bis Januar 2020) entstand. Am Anfang von Benjamin Deroches Arbeit steht der Wunsch, dem Wald, einem Ort der Therapie für Körper und Geist, eine Hommage zu erweisen, indem er einen fast animistischen Ansatz in Verbindung mit der Natur verfolgt. Das vor 12 Jahren begonnene Projekt hat es dem Künstler ermöglicht, sich zu allen Jahreszeiten im Wald aufzuhalten und durch seine Linse zu verstehen, wie sich das Licht und die Farben im Laufe des Jahres entwickeln. Er verwendet natürliche Elemente wie Beeren, Blumen oder Mineralien, die er in der Baumkrümmung anbringt. Er arbeitet auch mit Papier, Seilen und anderen zusätzlichen Elementen, die es ihm ermöglichen, seine Szene zu "rahmen" und ein fotografisches Bild voller Frieden und Ruhe zu schaffen. Heute ist diese Serie eher ein spiritueller Prozess und eine Suche nach dem Unsichtbaren als eine einfache Verpflichtung, Zeugnis von der Natur abzulegen.

Primary forest 18, roots, Malaysia from the series Reading the Landscape, 2012 © Olaf Otto Becker

Reading the Landscape befasst sich mit dem weltweiten Problem der Entwaldung und untersucht unsere Fähigkeit, die Natur zu verstehen und zu überdenken.

In den letzten 30 Jahren wurden in Indonesien fast 90 % der Wälder zerstört und durch Monokulturen ersetzt. Reading the Landscape ist ein Fotoprojekt und Buch, das in drei Abschnitten (Habitat I, Habitat II und Habitat III) die drei Zustände der Natur in den Primärwäldern Indonesiens und Malaysias dokumentiert: intakte Natur, zerstörte Natur und künstliche Natur. In diesem letzten Abschnitt macht Olaf Otto Becker auf die fehlende Vegetation in den Grossstädten und den verwässerten Einsatz von Bäumen aufmerksam, mit denen wir versuchen, diesen Zustand zu beheben. Letzteres zeigt auch, wie der Mensch den Bezug zur Natur verlieren kann, den er vor allem für die "Dekoration" der Stadtlandschaft braucht. Gleichzeitig schaffen wir eine Version des Waldes, die unserer eigenen Vorstellung entspricht und Pflanzen in eine "Ware" verwandelt, die ständig erneuert werden muss. Reading the Landscape spiegelt einen fatalen ökologischen und ökonomischen Prozess wider, der den Point of no Return überschritten hat.

from the series Résurgence, 2011-2015 © Mustapha Azeroual

Ausgehend von dem Motiv des Baumes als Element unseres kollektiven Gedächtnisses untersucht Mustapha Azeroual in Résurgence alte fotografische Verfahren, die den Ursprung des Mediums darstellen. Das Prinzip der Bildkomposition verlangt nach einer Hybridisierung der fotografischen Techniken. Mustapha Azeroual kombiniert das alte Verfahren des Gummidichromats mit dem der Digitalisierung. Die Kammerfotografie, die Digitalisierung von versilberten Negativen und die Überlagerung von Filmen führen zu einer Vervielfältigung der Bilder und zu einer Rahmung des Bildes, die um einen Punkt herum organisiert ist, an dem sich die Baumstämme mit dem Horizont schneiden. Das Auftragen der Gelatine auf das leere Papier, die richtige Dosierung der Mischung aus Gummiarabikum, Dichromat und Pigmenten und die Geste des Pinsels sind allesamt Schritte, die nicht mechanisiert sind, sondern auf die Wahl des Fotografen und seine Sicherheit in der Arbeitsweise zurückgehen.

Sein Werk basiert auf Beobachtung und Experiment und stellt historische Techniken den zeitgenössischen Fragen der Fotografie gegenüber. Résurgence ist eine Serie von Bildern, die auf Papier und Porzellan gedruckt sind. (Informationen entnommen aus einem Beitrag von Jérôme Duvignau)

Peach Blossoms Beam #06, 2019 © Yutao Gao

Nach dem Tod seines Grossvaters kletterte Yutao Gao auf den Gipfel eines Berges, auf dem ein Pfirsichbaum stand. In seiner Trauer war seine Begegnung mit dem Baum unbestreitbar vom Ende des Lebens geprägt. So beschloss er, die Äste des Baumes in einer Reihe von sich wiederholenden Gesten rituell abzutasten, als würde er "dem Baum mit einem glänzenden Kamm das Haar frisieren". Durch dieses Projekt wirft Yutao Gao einen genauen Blick auf seine eigene Existenz. Seiner Ansicht nach ist die Geste des "Kämmens" des Baumes eine Verkörperung der vergehenden Zeit, des "rituellen Sinns von Leben und Tod". Das Ergebnis ist ein Bild der Blüte des Obstbaums, zusammen mit abstrakten, verzerrten Spuren der Zeit. Der Baum sieht aus wie nichts anderes auf der Welt, er ist klar und verschwommen, wie eine Erinnerung.

Kapok. Palm Beach. Floride from the series Portraits of Time, 2004 © Beth Moon

"Die Bilder von Beth Moon fangen die Kraft und das Geheimnis der letzten uralten Bäume der Welt ein. Diese ehrwürdigen Wächter des Waldes gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten, und es ist von grösster Bedeutung, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um ihr Überleben zu sichern." - Jane Goodall 

14 Jahre lang durchquerte Beth Moon die Welt auf der Suche nach den ältesten Bäumen. Die Zeit, die sie damit verbrachte, sie zu betrachten, verwandelte sich in eine stille Selbstbeobachtung, und als sie die Stämme von Bäumen betrachtete, die manchmal bis zu 2000 Jahre alt sind und Zeugen unserer geologischen Geschichte sind, wurde Beth Moon mit ihrer eigenen vergänglichen Existenz konfrontiert. Die Künstlerin fängt die Schönheit und die Kraft ein, die von diesen Bäumen ausgeht und uns mit dem Konzept der Zeit verbindet. Die hier in Form einer Galerie von Portraits präsentierten Individuen gehören nicht so sehr der Vergangenheit an, sondern setzen die zaghafte Existenz als Teil unserer Zivilisation fort. Beth Moon wählt die beste Jahreszeit aus, zeltet am Fusse der Bäume, die sie fotografieren will, und erhebt das Alter der Bäume - sie überlässt nichts dem Zufall. Das Gleiche gilt für das Verfahren zur "Herstellung des Bildes": Die Künstlerin betrachtet jeden einzelnen Schritt bis zum endgültigen Druck als ebenso wichtig, um das richtige Bild einzufangen. Indem sie sich für die verlangsamte Drucktechnik, das Platin-Palladium-Verfahren, entscheidet, thematisiert sie den Begriff des Überlebens, nicht nur der Bäume, sondern auch der Fotografie.

Slash & Burn #9, 2017 © Terje Abusdal

In Slash & Burn trifft Terje Abusdal auf die Waldfinnen, die in Norwegen und Schweden als nationale Minderheit anerkannt sind. Die Waldfinnen lebten in Finnland, in einer Region in der Nähe von Russland, und betrieben Brandrodung. Diese alte Anbaumethode erforderte, dass die Menschen in ein anderes Gebiet umzogen, sobald die natürlichen Ressourcen erschöpft waren. Um 1600 führte der Bedarf an neuen Anbauflächen zur Abwanderung der Waldfinnen. Sie besiedelten einen ausgedehnten Waldgürtel an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden, ein Gebiet, das heute noch Finnskogen (Wald der Finnen) genannt wird. Heute sind die Feuer, die sie entfachten, längst erloschen, und die Kultur der Waldfinnen als solche existiert nicht mehr. Einige Bauernfamilien leben jedoch noch heute nach einigen ihrer Traditionen, insbesondere dem Schamanismus. Das Projekt Slash & Burn basiert auf diesem Glauben und untersucht, was es heute bedeutet, ein Waldfinne zu sein". Diese Fotoserie umfasst "symbolische" Bilder aus dem Gebiet der Waldfinnen sowie Portraits von Mitgliedern der Gemeinschaft. 

Next Possible Victims de la série 100 Hectares of Understanding, 2018 © Jaakko Kahilaniemi

Ob er allein in der Landschaft steht, von anderen Bäumen umgeben ist oder mit ihnen konkurriert, ob er Teil der menschlichen Aktivitäten in der Ferne oder in der Nähe ist, der Baum ist ein wichtiges Thema der zeitgenössischen Fotografie.

Die Variationen der Formen und des Lichts, die der Baum so gut zum Ausdruck bringt, im Grunde das Rohmaterial der Fotografie, sind auch den Pionieren dieses Mediums im 19. Jahrhundert nicht entgangen. In der gesamten Kunstgeschichte wurde der Baum als explizites Symbol des Lebens, des Wachstums, des jahreszeitlichen Todes und der Widerstandsfähigkeit verwendet.

Der Baum, der grösste lebende Organismus der Welt, der manchmal Tausende von Jahren überlebt, ist oft das Emblem einer bestimmten Region oder Kultur, aber er ist auch eine Geisteshaltung. Die Bilder, die durch das Objektiv sichtbar werden, ermöglichen es, sich ein Bild vom Charakter und den Emotionen des Künstlers zu machen.

Genau diese aussergewöhnliche Vielfalt möchte der Hangar mit der Ausstellung Im Schatten der Bäume widerspiegeln, die zwanzig fotografische Projekte vereint. Die Ausstellung soll auch den entscheidenden Platz beleuchten, den Bäume im Leben einnehmen, und den Einfluss, den sie auf das Überleben der Menschheit haben. Im Jahr 2022 können wir die ökologischen und umweltbezogenen Aspekte, die allen künstlerischen Arbeiten zugrunde liegen, nicht mehr ignorieren.

Die Ausstellung In the Shadow of Trees im Hangar Photo Art Center in Brussels ist die Hauptausstellung des PhotoBrussels Festival 06. Die Ausstellung kann noch bis am 26. März 2022 besucht werden.

Sometimes I feel like a Bulgarian not a European…

© Désirée Good, Sava Hlavacek

"Sometimes I feel like a Bulgarian not a European" ist ein multimediales Langzeitprojekt in Kooperation mit Kulturschaffenden aus der Schweiz und Bulgarien.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

2005, kurz vor der EU-Osterweiterung entstand der erste Teil der Arbeit. Die europäische Idee hat sich ein "Europa ohne Grenzen" zum Ziel gesetzt – eine Angleichung von Ost und West. 17 Jahre nachdem der eiserne Vorhang gefallen ist, wurden die neuen Freiheiten, Warenverkehr und Personenverkehr auf die ehemaligen kommunistischen Länder erweitert. Viele kritische Stimmen äusserten sich über die geplante Osterweiterung. Bulgarien ist im politischen und wirtschaftlichen Sinne ein "Transformationsland" und seit jeher von verschiedenen Systemwechseln geprägt.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Das Land hat eine komplexe Kulturgeschichte mit vielen unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften und Minderheiten. Die Entwicklung Bulgariens ist geprägt durch die Römer, die Byzantiner sowie die Türken. Zehn Prozent der türkischen Minderheit stammt ursprünglich aus der Zeit des Osmanischen Reiches.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Die herrschenden Vorurteile und das lückenhafte Wissen über das Land gaben Désirée Good und Sava Hlavacek den Impuls und die Motivation - 2 Jahre vor dem EU-Beitritt - eine Annäherung an Bulgarien zu wagen. Die Diversität im Land ist gross. Bei den Recherchen sind sie oft auf den Begriff "Balkan" gestossen. Die Polarisierung und Konstruktion eines "Anderen" wollten sie untersuchen und stellten sich die Frage: Wie verschieben sich die Blicke mit dem neuen Gewand Europas?

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Während dieser ersten fünfwöchigen Forschungsreise konfrontierten sie bulgarische Lebensgemeinschaften unter anderem mit der Frage, wie der bevorstehende EU-Beitritt ihre kulturelle Identität beeinflussen, beziehungsweise verändern wird. Sie befragten und fotografierten Menschen aus verschiedenen Landesteilen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeiten sowie sozialen Schichten. Dadurch war es ihnen möglich Kontraste sichtbar zu machen.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Sie wollten aber auch das Naheliegende, Vertraute und Zwischenmenschliche finden. Die Paare wurden in ihrem persönlichen Umfeld portraitiert. Kleine, fast unscheinbare Gesten, Blicke, Berührungen und Posen stehen im Vordergrund der Fotografien. Durch die Öffnung ihres Heims bekamen Good und Hlavacek Zugang zu persönlichen Dingen wie Fotoalben, Dekorationen, Erinnerungsstücken, Schmuckschatullen und weiteren Gebrauchs- und Alltagsgegenständen.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

13 Jahre später bereisten die beiden das Land erneut und haben sich auf das aktuelle heutige Bulgarien eingelassen. Was hat sich in den letzten 13 Jahren ereignet? Wie haben sich die portraitieren Menschen verändert? Welche Haltung und Identität haben die jungen Erwachsenen entwickelt, die damals noch Kinder waren? Damals "Balkan" heute ein Teil der EU, was steckt hinter diesen Begriffen und was bedeuten sie? Sie haben von generationsübergreifenden Traumata, Ausgrenzungen und anderen menschenrechtswidrigen Themen erfahren, die zum Teil mit den neuen EU-Grundrechten aufgearbeitet wurden. Bulgarien bleibt bis heute das ärmste EU-Land und leidet immer noch unter der Instabilität seines politischen Systems. Die gleichen Menschen wie vor dem EU-Beitritt wurden 13 Jahre später auf gleiche Art und Weise aufgenommen, am gleichen Ort - soweit es möglich war - in ihrem privaten Umfeld, im gleichen Abstand und Kamerastandpunkt.

© Désirée Good, Sava Hlavacek

Désirée Good (*1982) Fotografin und Kulturschaffende. In ihren Arbeiten beschäftigt siesich mit dem Thema Körper als kulturelle Inszenierung.

 Sava Hlavacek (*1973) Kunsttherapeutin Fachrichtung Intermediale Methode, Fotografin und Kulturschaffende. Sie beschäftigt sich mit den Themen Identität und kulturelle Herkunft.

 Boris Deliradev (*1976) ist freischaffender Autor und Übersetzer. Er beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Sozialismus in Bulgarien und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft. 

Diana Ivanova (* 1968) ist eine bulgarische Journalistin, Autorin und Dokumentarfilmerin. Ihr berufliches Interesse gilt dem interkulturellen Dialog zwischen den Menschen in Bulgarien und anderen Ländern. Als Kulturmanagerin und Kuratorin engagiert sie sich für den Kulturaustausch und organisiert jedes Jahr im Nordwesten von Bulgarien das internationale Goatmilkfestival.

Sometimes I feel like a Bulgarian not a European ist bis 28. Februar in der Buchhandlung Never Stop Reading in Zürich zu sehen.

Mbelha...

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

"La femme occupe dans le cœur de son homme, la place qu'elle occupe au lit"

Mauretanisches Sprichwort

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Das mauretanische Sprichwort zeichnet ein aus unserer Sicht ein wohl eher komplexes Bild, das jedoch den Wert verdeutlicht, den die patriarchalische mauretanische Gesellschaft ihren Frauen beimisst – je fetter desto schöner…

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Das Projekt Mbelha befindet sich an der Schnittstelle zwischen dokumentarischen, aktivistischen und künstlerischen Bereichen. In Mauretanien entdeckte die Fotografin Carmen Abd Ali, die für NGO's in Westafrika arbeitet die Praxis der Zwangsernährung von Frauen "mbelha" in Hassaniya[1].

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Seit jeher gilt in der mauretanischen Bevölkerung Fettleibigkeit als absolutes Schönheitskriterium für Frauen. Das Projekt soll die verschiedenen Realitäten der mauretanischen Frauen darstellen, in dem die Techniken und Entwicklungen des Zwangsernährens aufgezeigt werden. Um dem Schönheitskanon gerecht zu werden, der zwischen Übergewicht und Fettleibigkeit schwankt, gibt es zwei Formen. Die jahrhundertealte, traditionelle Variante – die Zwangsernährung von jungen Mädchen, die verheiratet werden sollen. Deshalb essen Mädchen schon früh Unmengen Nahrungsmittel aus Brei, Ziegenmilch und Hirsepulver. Die zweite Variante, die moderne Zwangsfütterung, die als individuelle Entscheidung unter Verwendung von Naturprodukten zur schnellen Gewichtszunahme, oder auch Medikamente, die wegen ihrer Nebenwirkungen eingesetzt werden, dies können aber auch Wirkstoffe sein, die in der Viehzucht eingesetzt werden. Um die gewünschte Form zu erhalten und das von der Gesellschaft vermittelte Schönheitsideal zu erreichen, sind manche bereit unbedachte Risiken für ihre Gesundheit einzugehen.

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Carmen Abd Ali will mit dem Projekt nicht eine kulturelle Praxis anprangern, sondern den jungen Frauen eine Stimme geben, indem sie sie einbezieht. Sie hat die Frauen nicht nur fotografiert und interviewt, sondern auch in den künstlerischen Prozess einbezogen. Mit Mbelha hinterfragt sie den Einfluss und die Auswirkungen von Schönheitsnormen auf Frauen, ihre Körper und ihr Image, und die Absurdität dieser Normen, die, wo auch immer, den Frauen einen schlechten Dienst erweisen…

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Sie schafft eine Parallele zur Darstellung von Frauenkörpern in Europa und deren Folgen. Im Westen werden die Frauen ermutigt schlank, straff und wohlgeformt zu sein. Dies wird mit Schlankheits- und Straffungscremes, Techniken zur Beseitigung von Cellulite und Dehnungsstreifen, Appetitzügler, Fitnesskurse, Diäten zur Gewichtsreduzierung und vielem mehr erreicht. All dies gefährdet die physische und psychische Gesundheit…

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Carmen Abd Ali (1994) lebt zwischen Paris und Dakar. Neben der Zusammenarbeit mit internationalen Medien realisiert sie eigene Langzeitprojekte zu gesellschaftlichen Themen, immer unter der Prämisse der Erkundung des Intimen. Um ihre Reportagen eindringlicher zu gestalten, setzt sie nebst der Fotografie auch Ton und Film ein.

Aus Mbelha | © Carmen Abd Ali

Zum dritten Mal in Folge wurde die künstlerische Leitung der Rencontres photographiques du 10e  arrondissement dem Kollektiv Fetart anvertraut. Während des gesamten Monats November 2021 ist die Fotografie im öffentlichen Raum und in den kulturellen Einrichtungen des 10. Arrondissements so präsent wie nie zuvor und unterstreicht einmal mehr die starke Verbundenheit des Bezirks mit der Fotografie in all ihren Formen. Diese Ausgabe wird das 10. Arrondissement widerspiegeln, voller Energie und Farbe, mit vielfältigen Identitäten, offen und integrativ. Die Rencontres photographiques du 10e wollen Konfrontationen von Bildern schaffen, die überraschen, zum Nachdenken anregen und den Zugang zur zeitgenössischen Fotografie für alle fördern. 

Mbelha von Carmen Abd Ali ist im Rahmen der Rencontres photographiques du 10e bis am 1. Dezember 2021 im Jardin Villemin, 6 rue des Récollets, 75010 Paris zu sehen.

[1] Hassaniya ist ein arabischer Dialekt, der vor allem in der westlichen Sahara in Arḍ al-Bīḍān, dem Gebiet der Bidhan (Mauren), das im Zentrum die Länder Mauretanien und Westsahara umfasst, gesprochen wird. Hassaniya ist zudem in Teilen von Niger, Mali, Marokko und Algerien verbreitet. Der Dialekt enthält neben arabischen auch afrikanische und französische Fremdwörter. (Quelle: Wikipedia)

Make a nomadic living in a water ecosystem…

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Mit "Make a nomadic living in a water ecosystem" gewinnt Khanh Bui Phu den mit CHF 5'000 dotierten ersten Preis des Unpublished Photo Awards. Der vietnamesische Fotograf erhielt zudem einen Sonderpreis, der von Artphilein Editions in Lugano verliehen wurde und mit der Veröffentlichung einer prestigeträchtigen Publikation verbunden ist.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

"Make a nomadic living in a water ecosystem" ist ein Langzeitprojekt (2016 – 2021), während dem Khanh Bui Phu das Leben von nomadischen Fischern am Tuyen Lam See im westlichen Hochland dokumentiert hat. Der Tuyen Lam See erscheint auf den ersten Blick wie ein unberührter See, in Wirklichkeit ist er ein grosser künstlicher Stausee, der 1987 durch den Bau eines Staudamms am Tia Fluss entstand.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Hinter den Bildern von suggestiver und poetischer Intensität verbirgt sich die prekäre Lage dieser traditionellen Fischer, die isoliert auf Flössen leben, ohne Eigentum, ohne Ackerland und ohne Bildung. Khanh Bui Phu will das Bewusstsein dafür schärfen, wie sehr wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten sowie die Ausbeutung der Umwelt das Überleben dieser Gemeinschaften bedrohen.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Bui Phu Khanh (1987) lebt und arbeitet zur Zeit in Da Lat City in der Provinz Lam Dong in Vietnam. Er ist freelance Fotograf, der sich leidenschaftlich für die kulturellen Traditionen und die natürliche Umgebung seines Landes interessiert. Er möchte sein Land, die Menschen und den Tourismus in Vietnam durch einzigartige Bilder in der ganzen Welt bekannt machen.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Unpublished Photo ist eine Veranstaltung, die von MUSEC und der Fondazione culture e musei in Zusammenarbeit mit der Galerie 29 ARTS IN PROGRESS in Mailand gefördert wird. Seit 2018 hat das Projekt junge Fotografen unter 36 Jahren aus der ganzen Welt angezogen. Im Jahr 2020 möchte MUSEC die Initiative konsolidieren, indem sie ihr einen institutionellen Rahmen und eine mittelfristige Entwicklungsperspektive gibt, mit dem Ziel, die wichtigsten internationalen Trends in der jungen Kunstfotografie aufzuzeigen. Das MUSEC beabsichtigt auch, in Lugano ein Archiv für zeitgenössische Fotografie einzurichten, das neben der bestehenden Sammlung von Fotografien aus dem 19. Jahrhundert und exotischer Fotografie im Museum untergebracht werden soll.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Das Museo delle Culture wurde 1985 und beherbergt den grössten Teil der aussergewöhnlichen Sammlung des Tessiner Künstlers Serge Brignoni[1]. Die prächtige Villa im neoklassizistischen Stil liegt am Seeufer in einem botanischen Park mit tropischen und subtropischen Arten. 

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Die Ausstellung "Unpublished Photo 2021" im Museo delle Culture dauert bis 27. Februar 2022.

 Die Publikation "The Ancient Craft of Nomadic Fishing in Vietnamese Lakes and Rivers" (ISBN: 9788894518696) kann direkt bei Artphilein Editions oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Serge Brignoni (12. Oktober 1903 in San Simone di Vacallo - 6. Januar 2002 in Zollikofen) war ein Maler, Plastiker und Sammler.

à demain inshallah…

Anonymous portrait and organization aus à demain inshallah | © Tim Rod

Mit à demain inshallah hat der Berner Fotograf Tim Rod den 25. vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie gewonnen. Der Preis wird seit vielen Jahren von Keystone-SDA gestiftet.

Earnings from one evening aus à demain inshallah | © Tim Rod

Tim Rod hat sich aus Neugierde dazu entschieden Edi Fuema (erfundener Name) auf einer seiner vielen Reisen nach Dakar zu begleiten. Eine Reise, die für Edi Fuema scheinbar alltäglich ist – wie für uns das Pendeln zur Arbeit – Tim Rod hingegen stiess an seine Grenzen und hat sie immer wieder neu gezogen.

Intercontinental crossing aus à demain inshallah | © Tim Rod

Edi Fuema wurde 1971 im Senegal geboren und kam vor 17 Jahren nach Europa. Zehn Jahre lebte er mit seinem Bruder in Spanien und erhielt dort eine Aufenthaltsgenehmigung. 2012 kam er in die Schweiz. Seither verdient er seinen Lebensunterhalt mit Sammeln von Flaschen- und Becherpfand an Partys und Festivals in und um Bern. Edi ist in der Berner Alternativszene immer willkommen - er ist hier bekannt. Menschen wie er leben unter dem Radar der Gesellschaft und haben weder den Ruf noch die finanziellen Mittel, sich eine feste Wohnung zu mieten, dennoch findet er immer wieder temporäre Unterkünfte in Wohngemeinschaften oder während Hausbesetzungen.

Fata Morgana aus à demain inshallah | © Tim Rod

Einige Monate nach dem ersten Kontakt der beiden erfuhr Tim Rod, dass Edi auf der Suche nach einem Familienauto mit viel Stauraum war. Es stellte sich heraus, dass er sich erneut auf die Reise nach Dakar machen wollte und das Auto für den Transport von Fahrrädern, Fernsehern, Mikrowellengeräte und anderes tauglich sein muss.

Bern to Dakar aus à demain inshallah | © Tim Rod

Die Motivation von Tim Rod für diese Fotoreportage beruht auf der grundsätzlichen Frage nach Herkunft, Identität und Verwurzelung des Menschen. Sein Schicksal teilt Edi mit einer grossen Gruppe von Menschen, die in der Hoffnung auf bessere wirtschaftliche Möglichkeiten - vor allem, um ihre Familie in der Heimat zu unterstützen - ins Exil gegangen sind und gehen werden, um ihren Lebensunterhalt als "Wanderarbeiter" zu verdienen. Das Projekt soll eine breite Öffentlichkeit für dieses individuelle Schicksal zu sensibilisieren, das stellvertretend für viele andere steht: Um Edi zu schützen und nicht blosszustellen, bleibt er in dieser Geschichte anonym.

Bern to Dakar aus à demain inshallah | © Tim Rod

Tim Rod lebt und arbeitet in Bern. BA in Vermittlung von Kunst und Design an der HKB (Hochschule der Künste Bern) 2019. Abschluss der Formation supérieure en photographie, CEPV, Vevey im Jahr 2021. In seinem Werk beschäftigt er sich mit den Themen Exil und Lebensraum. Seit einigen Jahren erforscht er seine eigenen Wurzeln und Ursprünge. Dabei lässt er sich immer wieder von seinen Überlegungen zur Entwurzelung und Verwurzelung an anderen Orten leiten oder dazu, wie sich Zugehörigkeit und Bindung an ein Territorium in ständigem Wandel auflösen und neu entstehen.

Fatigue aus à demain inshallah | © Tim Rod

Der vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie ist ein seit 25 Jahren von der vereinigung fotografischer gestalter*innen ausgeschriebener Award für Schweizer Fotografen und Fotokünstlerinnen (oder anderer Nationen, die zum Zeitpunkt der Einreichung in der Schweiz wohnhaft sind). Mit der Organisation des Preises, die eine grosse Ausstellung aller zehn Finalistinnen und Finalisten, begleitend stattfindenden Veranstaltungen sowie einem umfassenden Katalog umfasst, nimmt die vfg, die sich als offener Verein kreativer Bildschaffender versteht, ihre Verantwortung wahr, den hiesigen fotografischen Nachwuchs zu fördern, zu vernetzen und die Arbeiten einem breiten Publikum zu zeigen.

Dakar Beach aus à demain inshallah | © Tim Rod

Die äusserst vielseitige und spannende Schau ist noch bis 7.11. im IPFO zu sehen. Es sind keine weiteren Schweizer Ausstellungen mit den diesjährigen Finalisten und Finalistinnen vorgesehen - drum lohnt sich ein Besuch gleich doppelt.  

Die begleitend erschienene Publikation kostet 10.- und kann im Museum gekauft werden.

Momentum of Light...
A woman walking up to the building's flat rooftop, Bobo-Dioulasso | © Iwan Baan

A woman walking up to the building's flat rooftop, Bobo-Dioulasso | © Iwan Baan

Momentum of Light ist ein Buch über Licht und Raum, das Architektur- und Fotografieliebhaber gleichermassen zu begeistern mag. Der niederländische Fotograf Iwan Baan und der aus Burkina Faso stammende Architekt Francis Kéré haben sich auf Initiative der Zumtobel Group gemeinsam auf den Weg in verschiedene Regionen von Burkina Faso gemacht. 

Die Buchgestaltung nimmt die Kontraste von Licht und Schatten, hell – dunkel und von Aussen- und Innenräumen auf – schwarze Seiten betonen die Dunkelheit der Innenräume, aber auch der Nacht. Auch die Papierstruktur unterstreicht die Rauheit der schwarzen Nacht und die glatte Struktur das grelle Sonnenlicht.

A Tibébélé royal family member sitting on the roots of a young baobab inside the royal compound. The walls incorporate the tree. | © Iwan Baan

A Tibébélé royal family member sitting on the roots of a young baobab inside the royal compound. The walls incorporate the tree. | © Iwan Baan

Informationen des Verlags: Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, vor allem aber in den Ländern südlich der Sahara, ist das von der Sonne gelieferte Licht besonders stark - eine Tatsache, die sich in traditionellen Gebäuden und in der Art und Weise, wie das Sonnenlicht den Tagesablauf ihrer Bewohner prägt, zeigt. Da es kein künstliches Licht gab, musste die Architektur das Sonnenlicht nutzen, um eine Lichtquelle innerhalb eines Gebäudes zu schaffen, und gleichzeitig die Bewohner eines Hauses vor seiner Intensität schützen. Das Ergebnis ist eine volkstümliche Architektur, die mit sehr wenigen oder kleinen Öffnungen arbeitet. Sie machen das Innere eines Gebäudes fast pechschwarz, während das Äußere von gleißendem Sonnenschein erhellt wird. 

Auf Initiative des Lichtunternehmens Zumtobel Group machten sich der Architekturfotograf Iwan Baan und der Architekt Francis Kéré auf den Weg, um einzufangen, wie der natürliche Lichtzyklus der Sonne die volkstümliche Architektur in Burkina Faso prägt. Die Bilder von Iwan Baan werden begleitet von architektonischen Skizzen von Francis Kéré, der in dieser Lichtumgebung aufgewachsen ist und dessen Architektur davon inspiriert ist. Die atemberaubenden Fotografien sind in einer speziellen Technik gedruckt, die das Gefühl vermittelt, in die dokumentierten Lichtverhältnisse einzutauchen.

A storage area containing an entire house-hold's goods lit up by daylight streaming through tow skylights. | © Iwan Baan

A storage area containing an entire house-hold's goods lit up by daylight streaming through tow skylights. | © Iwan Baan

Iwan Baan (*1975) ist in der Nähe von Amsterdam aufgewachsen und studierte Fotografie an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Er ist ein Architektur- und Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden regelmässig in Architekturmagazinen und Zeitungen veröffentlicht, unter anderem in Domus, a+u, The New Yorker und The New York Times. Er hat für renommierte Architekturbüros wie SANAA, Rem Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron, Toyo Ito und Architekten wie Steven Holl und Zaha Hadid gearbeitet. In seinen Fotografien konzentriert er sich auf die Verbindung zwischen der Architektur und der Umgebung. Anstatt die gebaute Struktur zu isolieren, bettet er sie in Geschichte und Kontext ein. 

Francis Kéré (*1965) ist in Gando, Burkina Faso geboren und aufgewachsen und lebt heute in Berlin.  ist ein international anerkannter burkinischer Architekt, der für seinen bahnbrechenden Ansatz in Sachen Design und nachhaltige Bauweisen bekannt ist. Seine Berufung zum Architekten entspringt der persönlichen Verpflichtung, der Gemeinschaft, in der er aufgewachsen ist, zu dienen, und dem Glauben an das transformative Potenzial der Schönheit. Im Jahr 2004 wurde sein erstes Gebäude mit dem renommierten Aga Khan Award for Architecture ausgezeichnet, was ihm gleich zu Beginn seiner Karriere viel Anerkennung einbrachte. 2005 gründete er sein Architekturbüro, die Kéré Architecture GmbH, sowie die Kéré Foundation e. V., eine gemeinnützige Organisation, die Projekte in seinem Heimatdorf Gando in Burkina Faso unterstützt. 

Aerial view of a Tiébélé compound cluster. | © Iwan Baan

Aerial view of a Tiébélé compound cluster. | © Iwan Baan

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

The ancient natural wooden construction typical of Sudan-Sahelian architecture, of which Bobo-Dioulasso's Grand Mosque is one of the few remaining examples. | © Iwan Baan

The ancient natural wooden construction typical of Sudan-Sahelian architecture, of which Bobo-Dioulasso's Grand Mosque is one of the few remaining examples. | © Iwan Baan

"The Poverty Line" (ISBN 978-3-03778-673-4) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden. 

Die Ausstellung "Momentum of Light" kann noch bis 14. November 2021 im Kunstmuseum Olten besucht werden.

The Poverty Line…
China, Beijing | January 2016. | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17). | © Chow and Lin

China, Beijing | January 2016. | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17). | © Chow and Lin

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.

Albert Einstein[1]

China, Beijing | January 2016 | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17) | © Chow and Lin

China, Beijing | January 2016 | CNY 8.22 (USD 1.27, EUR 1.17) | © Chow and Lin

The Poverty Line ist eine Reise an der Armutsgrenze rund um die Welt. Das 431 Seite dicke Buch zeigt eindrücklich die Möglichkeiten eins Tagesbudgets für Lebensmittel an genau dieser Grenze auf. Das Künstlerduo Chow und Lin war auf verschiedenen Märkten unterwegs und hat fotografisch festgehalten was man für diese Beträge bekommt…

United Arab Emirates, Dubai | September 2014 | AED 11.08 (USD 3.02, EUR 2.30) | © Chow and Lin

United Arab Emirates, Dubai | September 2014 | AED 11.08 (USD 3.02, EUR 2.30) | © Chow and Lin

Im ersten Kapitel zeigen sie eindrücklich wie viel man sich auf dem Markt leisten kann – Reis, Linsen, Gemüse, Fleisch, Fisch manchmal auch Süsses… Immer auf einer aktuellen Tageszeitung des jeweiligen Landes, immer gleich dargestellt. Dazwischen ökonomische und statistische Informationen zur Armutsgrenzen in einem der sechsunddreissig besuchten Länder…

France, Paris | September 2015. | EUR 5.99 (USD 6.73) for food. | © Chow and Lin

France, Paris | September 2015. | EUR 5.99 (USD 6.73) for food. | © Chow and Lin

Im zweiten Kapital machen sie eine beeindruckende Gegenüberstellung zu einzelnen Lebensmitteln – wie viele Eier bekommt man wo und dazu Informationen wie wichtig das entsprechende Lebensmittel ist. Interessant ist auch die Darstellung des Geflügels – was bekommt man wo – ein ganzes Huhn in Grossbritannien, Schenkel in Spanien, die feinen Minifilet in Deutschland oder die Krallen in Madagascar oder Kambodscha…

France, Paris | September 2015 | EUR 5.99 (USD 6.73) | © Chow and Lin

France, Paris | September 2015 | EUR 5.99 (USD 6.73) | © Chow and Lin

Im dritten Kapitel kommen international renommierten Ökonomen zu Wort und versuchen Armut zu erklären. Der Professor für Wirtschaft und Sozialstatistik John Micklewright und der Wirtschaftswissenschaftler Andrea Brandolini beantworten in einem aufschlussreichen Text die Frage: Poverty: What is it an why do we care? Im Essay Leaving no one behind in Asia and the Pacific schreibt Armida Salsiah Alisjahbana über den Fortschritt der Armutsbekämpfung, der sozialen Entwicklung und des nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Region. In World inequality and poverty schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Lucas Chancel über Ungleichheit, Armut und die rasante wirtschaftliche Veränderung in Schwellenländer…

Georgia, Tbilisi | May 2013 | GEL 3.64 (USD 2.20, EUR 1.69) | © Chow and Lin

Georgia, Tbilisi | May 2013 | GEL 3.64 (USD 2.20, EUR 1.69) | © Chow and Lin

Informationen des Verlages: Um zu veranschaulichen, was es bedeutet, an der Armutsgrenze zu leben, besuchten Stefen Chow und Huiyi Lin sechsunddreissig Städte auf sechs Kontinenten und untersuchten die Armut in Bezug auf Lebensmittel. Auf den lokalen Märkten kauften sie Gemüse, Obst, Getreideprodukte, Proteine und Snacks - die Menge an Lebensmitteln, die sie sich pro Tag leisten konnten, basierend auf der jeweiligen Definition der Armutsgrenze, die von jeder Regierung festgelegt wurde. Sie fotografierten den daraus resultierenden Haufen an Lebensmitteln und platzierten ihn auf einer Seite einer lokalen Zeitung des jeweiligen Tages. Mit Hilfe der visuellen Typologie und der künstlerischen Forschung als Leitprinzip haben sie die Beleuchtung und den Aufnahmeabstand sorgfältig kalibriert, um Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. 

In diesem visuellen Lesebuch werden die Fotografien von Chow und Lin durch Texte bereichert, die Fragen rund um die Armutsgrenze als globales Phänomen beleuchten. Die Autoren nehmen Bezug auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft und die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, deren erstes von siebzehn Zielen die Beendigung der Armut in all ihren Formen ist.

United Kingdom, London | December 2013 | GBP 5.85 (USD 9.47, EUR 7.01) | © Chow and Lin

United Kingdom, London | December 2013 | GBP 5.85 (USD 9.47, EUR 7.01) | © Chow and Lin

Huiyi Lin (*1980) ist in Singapur geboren. Sie ist ausgebildete Wirtschaftswissenschaftlerin und Marktforscherin. Sie hat einen Hintergrund in der Formulierung von Wirtschaftspolitik und führt branchenübergreifende Marktforschung in der APAC-Region durch. Lin hat einen Bachelor of Social Sciences in Wirtschaft und Mathematik von der National University of Singapore und einen Master of Business Administration der Tsinghua University - MIT Sloan School International MBA Program.

Myanmar, Yangon | August 2016. | MMK 1,030 (USD 0.88, EUR 0.80). | © Chow and Lin

Myanmar, Yangon | August 2016. | MMK 1,030 (USD 0.88, EUR 0.80). | © Chow and Lin

Stefen Chow (*1980) ist in Malaysia geboren und in Singapur aufgewachsen. Seine Arbeiten wurden von World Press Photo, Tokyo Type Director's Club und National Geographic ausgezeichnet. Er hat mit Institutionen wie dem Smithsonian Magazine, GEO, Science und Nature zusammengearbeitet. Er hat einen Bachelor of Engineering (Maschinenbau) von der National University of Singapore.

Nigeria, Lagos | October 2019 | NGN 363 (USD 0.99, EUR 0.90) | © Chow and Lin

Nigeria, Lagos | October 2019 | NGN 363 (USD 0.99, EUR 0.90) | © Chow and Lin

Stefan Chow und Huiyi Lin bilden zusammen das in Peking, China, ansässige Künstlerduo Chow und Lin, dessen Projekte einem typologischen, fotografischen Ansatz folgen und von ihrem jeweiligen Hintergrund in den Bereichen Wirtschaft, öffentliche Politik und Medien bestimmt werden.

Japan, Tokyo | February 2011 | JPY 394 (USD 4.84, EUR 3.51) | © Chow and Lin

Japan, Tokyo | February 2011 | JPY 394 (USD 4.84, EUR 3.51) | © Chow and Lin

Armida Salsiah Alisjahbana (* 1960) ist in Bandung, Indonesien geboren. Sie ist Exekutivsekretärin der Wirtschafts- und Sozialkommission der Vereinten Nationen für Asien und den Pazifik. Sie ist Professorin an der Wirtschaftsfakultät der Padjadjaran-Universität in Bandung und war Vizedekanin für akademische Angelegenheiten an der Fakultät. Sie ist ehemalige Staatsministerin für nationale Entwicklungsplanung und Leiterin von BAPPENAS im Zweiten Vereinigten Kabinett Indonesiens unter der Regierung von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono. Sie war Vorsitzende der Abteilung für Wirtschafts- und Entwicklungsstudien an der Padjadjaran-Universität und Direktorin des Zentrums für Wirtschafts- und Entwicklungsstudien. Sie promovierte in Wirtschaftswissenschaften an der University of Washington. Bevor sie Ministerin wurde, übernahm sie verschiedene Forschungsaufgaben für die Weltbank und die Australian Agency for International Development (AusAID).

Norway, Oslo | October 2014 | NOK 65 (USD 10.26, EUR 7.95) | © Chow and Lin

Norway, Oslo | October 2014 | NOK 65 (USD 10.26, EUR 7.95) | © Chow and Lin

Andrea Brandolini (* 1961) ist in Cervia (Ravenna) geboren und schloss sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Modena 1985 mit Auszeichnung ab. Nach einem Jahr als Forschungsbeauftragter bei Prometeia setzte er sein Postgraduiertenstudium an der London School of Economics bis 1992 fort und erwarb 1988 einen Master of Science in Wirtschaftswissenschaften. Im Juni 1992 trat er in die Abteilung für Wirtschaftsforschung der Banca d'Italia ein. Von 2007 bis 2012 war er Leiter der Abteilung Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt in der Abteilung für strukturelle Wirtschaftsanalyse. Von Juni 2015 bis März 2020 war er Leiter der Direktion für statistische Analysen. Im April 2020 wurde er zum stellvertretenden Generaldirektor für Wirtschaft, Statistik und Forschung ernannt. Zwischen 1994 und 2007 vertrat er die Banca d'Italia in der von der italienischen Regierung eingerichteten Armutskommissionen und in der Arbeitsgruppe zum Mindesteinkommen beim Minister für Arbeit und Sozialpolitik (2013). Er führte den Vorsitz der Kommission für die Methodik der absoluten Armut (2006-09) und war Mitglied des vom Instituto Nazionale di Statistica eingerichteten wissenschaftlichen Ausschusses für die Messung des Wohlbefindens (2011-15). Zudem war er der italienische Vertreter in der Luxemburger Einkommensstudie, wo er dem Exekutivausschuss angehörte (1997-2009), und leitete zusammen mit Timothy M. Smeeding die Luxemburger Vermögensstudie, ein Pilotprojekt, das darauf abzielte, eine harmonisierte länderübergreifende Datenbank mit Mikrodaten über das Vermögen privater Haushalte zu erstellen (2004-07). Er war auch Mitglied der World Bank Commission on Global Poverty (2015-16) und war Vorsitzender des Ausschusses für Währungs-, Finanz- und Zahlungsbilanzstatistiken (2019-20). Er veröffentlichte Arbeiten über Armut, die Verteilung von Einkommen und Vermögen, die Messung des Wohlstands, Arbeitsökonomie und die Geschichte des wirtschaftlichen Denkens (eine unvollständige Liste findet hier).

Hong Kong, Wanchai | July 2011 | HKD 44.96 (USD 5.77, EUR 4.01) | © Chow and Lin

Hong Kong, Wanchai | July 2011 | HKD 44.96 (USD 5.77, EUR 4.01) | © Chow and Lin

Lucas Chancel ist Wirtschaftswissenschaftler und spezialisiert auf Ungleichheit und Umwelt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Messung wirtschaftlicher Ungleichheiten, ihrer Wechselwirkung mit nachhaltiger Entwicklung und der Umsetzung sozialer und umweltpolitischer Massnahmen. Zudem ist er Co-Direktor des Global Inequality Laboratory und Professor an der Sciences Po. Ausserdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Paris School of Economics (PSE) und am Institut für nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen (IDDRI).

Spain, Getxo | October 2018 | EUR 4.74 (USD 5.47) for food | © Chow and Lin

Spain, Getxo | October 2018 | EUR 4.74 (USD 5.47) for food | © Chow and Lin

John Micklewright (*1957) ist emeritierter Professor für Wirtschaft und Sozialstatistik am UCL Social Research Institute, University College London. Er studierte an der Universität von Exeter (BA in Geografie und Wirtschaft mit Auszeichnung) und promovierte anschliessend in Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics. Nach seiner Promotion war er als Prize Research Fellow am Nuffield College in Oxford tätig. Bevor er zum UCL kam, war er Professor für Sozialstatistik an der School of Social Sciences der Universität Southampton, Forschungsleiter im UNICEF Innocenti Research Centre, Professor für Wirtschaftswissenschaften am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und Dozent, Referent und dann Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Queen Mary, University of London. Zusammen mit Andrea Brandolini (Banca d'Italia) ist er Herausgeber des letzten Buches von Tony Atkinson, das 2019 posthum veröffentlicht wurde: Measuring Poverty around the World, Princeton University Press.

USA, New York | October 2011 | USD 4.91 (EUR 3.60) for food. | © Chow and Lin

USA, New York | October 2011 | USD 4.91 (EUR 3.60) for food. | © Chow and Lin

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

Turkey, Istanbul | October 2019 | TRY 6.99 (USD 1.22, EUR 1.11) | © Chow and Lin

Turkey, Istanbul | October 2019 | TRY 6.99 (USD 1.22, EUR 1.11) | © Chow and Lin

"The Poverty Line" (ISBN 978-3-03778-673-4) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

Brazil, Rio de Janeiro | May 2012 | BRL 2.33 (USD 1.23, EUR 0.93) | © Chow and Lin

Brazil, Rio de Janeiro | May 2012 | BRL 2.33 (USD 1.23, EUR 0.93) | © Chow and Lin

Die Ausstellung "The Poverty Line" im Rahmen der Rencontres de la photographie Arles kann noch bis 26. September 2021 im Jardin des Voyageurs besucht werden.

[1] Albert Einstein (*1879 in Ulm - 1955 in Princeton) war ein deutscher Physiker mit Schweizer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft. Er gilt als einer der bedeutendsten theoretischen Physiker. Seine Forschungen zur Struktur von Materie, Raum und Zeit sowie zum Wesen der Gravitation veränderten massgeblich das zuvor geltende newtonsche Weltbild. Die Relativitätstheorie machte ihn weltberühmt. Auch zur Quantenphysik leistete er wesentliche Beiträge. Für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts erhielt er 1921 den Nobelpreis. Er gilt als Inbegriff des Forschers und Genies. Im Laufe seines Lebens war er Staatsbürger mehrerer Länder. Durch Geburt besass er die württembergische Staatsbürgerschaft. Von 1896 bis 1901 staatenlos, ab 1901 bis zu seinem Tode Staatsbürger der Schweiz, zwischen 1911/1912 war er in Österreich-Ungarn auch Bürger Österreichs. Von 1914 bis 1932 lebte er in Berlin und war als Bürger Preussens erneut Staatsangehöriger im Deutschen Reich. Mit der Machtergreifung Hitlers gab er 1933 den deutschen Pass endgültig ab und wurde 1934 vom Deutschen Reich strafausgebürgert. Zusätzlich zu seinem Schweizer Bürgerrecht erwarb er 1940 noch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten.

Japanische Skizzen…
Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Das Buchformat von "Japanische Skizzen" erinnert bewusst an ein Skizzenbuch, das man immer dabei hat, um Gedanken und Ideen, vielleicht sogar einen Konzeptentwurf festzuhalten. Die Texte erinnern an Tagebucheinträge über Eindrücke während des Flanierens und Reisens. Die oft poetischen Bilder lassen die Lesenden die japanische Ästhetik streifen und wecken den Wunsch sich vertiefter damit auseinander zu setzen.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

In "Die Ästhetik des Zufalls" schreibt Dorothea Strauss über die Herangehensweise und die Entstehung der Arbeiten von Hans Jörg Bachmann und wie das Reisen und Entdecken neuer Orte, das Zurückkehren an diese Orte, das vertiefte Kennenlernen fremder Kulturen, das Umherstreifen und Beobachten seine künstlerische Arbeit prägt. Sie schreibt über die Inspiration Japans, die ästhetische Tradition der Verbindungen zwischen Perfektion und Unperfektem (wabi sabi[1]) und der unergründlichen nicht erklärbaren Tiefe (yugen[2]). 

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

"Seinen Fotografien merkt man an: Es geht immer wieder um ein poetisches Erleben des Alltags und scheinbar Banalen. Manche Aufnahmen wirken so flüchtig, als seien sie während einer leichten Kopfdrehung entstanden. Gerade so, als hätte der Künstler nur ganz kurz herübergeschaut und noch ein letztes Fragment einer Situation eingefangen."

Dorothea Strauss

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

Roger Walch schreibt in "Das wöchentliche Mittagessen bei Papa Jon's" über die Begegnungen mit Hans Jörg Bachmann im besagten Papa Jon's in Kyoto und über die Aversion der Japaner und Japanerinnen gegen UV-Strahlung – ein Grund warum der einzige Tisch vor dem Lokal immer frei ist. 

"Hans Jörg findet im japanischen Alltag an jeder Strassenecke dankbare Motive. Er liebt das Unspektakuläre, aber Verblüffende. Er hält die Gegensätze von Tradition und Moderne fest, die einem hier auf jedem Schritt und Tritt begegnen. Die sublime Zen-Ästhetik der buddhistischen Tempel prallt oftmals auf die schreiend bunten Maskottchen und kitschigen Anime-Figuren einer disneyfizierten Gegenwart. Augenzwinkernd dokumentiert er diese Dichotomien und lässt den Betrachter seiner Bilder über die vermeintlichen Widersprüche staunen. […]"

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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Klappentext: Kenninji. Das Betreten der Räume ist nur mit Pantoffeln gestattet. Beim Eingang liegen die roten Hausschuhe in grosser Zahl zwischen den Regalen. Viele der Exemplare sehen schon arg gebraucht aus und erinnern mich an luftgetrocknete Fische. Der Tempel ist der einzige in der Stadt, dessen Gelände die ganze Nacht über geöffnet ist. Ich geniesse die Stimmung, wenn ich nachts von meinen Streifzügen zurückkehre. Zwischen dem Schattenmuster der schräg stehenden Kiefern huschen noch weitere Gestalten im Mondlicht nach Hause.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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Hans Jörg Bachmann (*1949) ist in Arbon aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 2014 in Biel und Nidau. Er studierte an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen Deutsch und Geschichte. An der Hochschule der Künste Berlin West folgten ein Studium in Malerei und Kunstpädagogik. Seit 1989 werden seine Arbeiten (Fotografie, Malerei, Zeichnung) in der Schweiz, Italien und Japan ausgestellt. Atelier- und Studienaufenthalte und Reisen führten ihn nach Berlin, Cabo de Gata in Andalusien, Genua, Kyoto und Tokyo, Spanien, Mexico, Kuba und Japan.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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Dorothea Strauss (*1960) ist in Braunlage aufgewachsen und lebt heute in der Schweiz. Sie studierte von 1982 bis 1988 Kunstgeschichte, Theater/Film und Fernsehen sowie Klassische Archäologie an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie leitet die Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR) bei der Mobiliar Versicherung, die sich vor allem mit Fragen der Nachhaltigkeit, Kreativität, Zukunftsgestaltung und Veränderungsfähigkeit beschäftigt. Zuvor verantwortete sie verschiedene Institutionen im Kunstbereich, lehrte an der Hochschule der Künste Zürich und ist Herausgeberin zahlreicher Publikationen.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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Roger Walch (*1965) ist in St. Gallen aufgewachsen und lebt heut ein Nara (Japan). An der Universität Zürich hat er Japanologie, Ethnologie und Soziologie studiert. Es folgte ein Filmstudium unter Katsu Kanai am Image Forum Institute Shibuya in Tokio. Seit 1998 ist er als Filmemacher, Kameramann, Musiker und Lehrbeauftragter in Japan tätig. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet (Cultural Award der Japan Foundation, Schweizer Arbeiterliteraturpreis, Friendship Prize).

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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Machiko Hafner-Nakai ist in Osaka (Japan) aufgewachsen und lebt seit 1976 in Zürich. Sie ist als japanische Sprachlehrerin und Übersetzerin tätig.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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Der Verlag edition clandestin wurde 1989 von Judith Luks gegründet. Im Zentrum der Publikationstätigkeit des in Biel/Bienne, Schweiz, domizilierten Verlages stehen Kunstbücher, bibliophile Vorzugsausgaben und Kunstblätter. Vermehrt werden auch belletristische Werke in Kombination mit Fotos, Zeichnungen und Illustrationen ins Programm aufgenommen, Richtung Graphic Novel. edition clandestin ist Mitglied vom SBVV und von SWIPS (Swiss Independent Publishers), der Plattform der unabhängigen Schweizer Verlage. 

"Japanische Skizzen" (ISBN 978-3-907262-13-9) kann direkt bei edition clandestin oder im Buchhandel bezogen werden.

Aus "Japanische Skizzen" | © Hans Jörg Bachmann

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[1] Das schwer zu übersetzende Wabi-Sabi (侘寂) bezeichnet eine Ästhetik des Unperfekten, das sich durch Asymmetrie, Rauheit, Unregelmässigkeit, Einfachheit und Sparsamkeit auszeichnet. Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit beweisen Achtung vor der Eigenheit der Dinge. Im Vergleich mit der abendländischen Tradition nimmt es einen ähnlich hohen Stellenwert ein, wie das westliche Konzept des Schönen. (Quelle: Wikipedia)

[2] Einer der vielleicht am schwersten zu fassenden Begriffe der japanischen Ästhetik ist Yūgen (幽玄). Der aus dem Chinesischen übernommene Begriff bedeutet ursprünglich dunkel, tief und mysteriös. Der äusseren Erscheinung nach ähnelt Yūgen der Wabi-Sabi-Ästhetik, doch verweist es auf eine dahinter liegende Dimension, welche das Angedeutete und Verborgene höher schätzt als das offen zu Tage Liegende und klar Exponierte. Yūgen ist damit vornehmlich eine Stimmung, die sich für jene Andeutungen eines Transzendenten offen hält. Diese Transzendenz ist jedoch nicht jene einer unsichtbaren Welt hinter der sichtbaren, sondern es ist jene innerweltliche Tiefe der Welt, in welcher wir leben. (Quelle: Wikipedia)