Swiss Press Photo 2024…

2. Preis: Dominic Nahr, Isoliertes Libyen, Neue Zürcher Zeitung NZZ

Die Gewinner und Gewinnerinnen der von der Fondation Reinhardt von Graffenried vergebenen Swiss Press Photo Awards 2024 wurden Mitte Januar im bernischen historischen Museum von einer siebenköpfigen Jury (Daniel Di Falco (Redaktor, NZZ Geschichte, Bern), Nicole Spiess (Bildscheffin Schweizer Illustrierte), Luc Debraine (Journalist, Vevey), Jurypräsidentin Albertine Bourget (In- und Auslandchefin, EHS Médias, Lausanne), Gabriele Putzu (Fotograf und Bildredaktor, Corriere del Ticino, Lugano), Katharina Niu (Stern Magazin, Hamburg) und Gilles Steinmann (Bildchef NZZ, Zürich) gewählt.

Die Hauptgewinnerin oder der Hauptgewinner des Swiss Press Photo 2024, der Swiss Press Photographer of the Year wird am 26. April 2024 in der Aula der Universität Bern erkoren.

Aktualität

1. Preis: Mark Henley, Crédit Suisse après le krach, Le Temps
Im März wird bekannt, dass die grösste Schweizer Bank, die UBS, die angeschlagene zweite Grossbank, die Credit Suisse, übernehmen soll. Die CS-Generalversammlung am 4. April in Zürich ist deshalb die letzte. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann wird wiedergewählt, die Aktionärinnen und Aktionäre lehnen jedoch die Vergütungs-Obergrenze der Geschäftsleitung ab. Beim Hallenstadion tragen Klima-Demonstranten Masken von Bankenverantwortlichen. Zu Protesten kommt es auch auf dem Paradeplatz beim UBS-Hauptsitz. An der GV der UBS am 5. April in Basel ist Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher ein gefragter Mann.

2. Preis: Denis Balibouse, Feu de forêt à Bitsch, Reuters, L’Illustré
Am 17. Juli bricht bei Bitsch im Oberwallis ein Waldbrand aus. Es kommen Löschhelikopter zum Einsatz, auch Super-Pumas der Schweizer Armee (was das private Flugunternehmen Air Zermatt stört). Die Lage ist erst Wochen später stabil, die Zerstörung enorm: 50’000 Bäume sind verbrannt, die Aufforstung des Schutzwaldes würde bis zu 100 Jahre dauern.

3. Preis: Michael Buholzer, Gewaltiger Felssturz in Brienz, Keystone-SDA, verschiedene Medien
In Brienz nahe des Tourismusorts Lenzerheide (GR) bahnt sich im Frühling ein Felssturz an. Das Dorf wird evakuiert, und am 16. Juni ist es soweit: Vom gewaltigen, sich langsam bewegenden Schuttstrom gehen auf einmal 2,1 Millionen Kubikmeter ab. Die Gesteinsmassen verfehlen das Siedlungsgebiet nur knapp und verschütten eine Strasse. In Brienz hatte sich schon 1877 ein Bergsturz ereignet.

Alltag

1. Preis: Guillaume Perret, Camping, Arcinfo
Die Menschen, die auf diesen Bildern posieren, wohnen auf einem Campingplatz am Rande von Lausanne. Auslöser der zum Teil intimen Porträts war eine Arbeit des Fotografen über das Verhältnis zum eigenen Körper. Daraus ist im Laufe des Jahres die Serie «Résidents» entstanden, in der es nicht primär um Nacktheit, sondern um Freiheit geht.

2. Preis: Karine Bauzin, Laisse-moi mourir, L’Illustré
Ein alter Mann plant seinen eigenen Tod: Der Lausanner Michel Germond, 82, von Schmerzen gezeichnet, will mit der Sterbehilfe-Organisation Exit aus dem Leben scheiden. Neben Organisatorischem sind die Vorbereitungen voller Emotionen: Traurig sagt der ehemalige Taxifahrer seinem Auto Lebewohl, fröhlich geht es beim Abschiedsapéro zu und her. Am 25. Oktober ist es soweit.

3. Preis: Boris Müller, Après-Ski, Beobachter
Die Kuhbar in Arosa rühmt sich als «place to be» beim Après-Ski. Hier geht es nach den letzten Pistenschwüngen im Winter ab. Die Outfits sind schrill, die – vornehmlich alkoholischen – Getränke stehen bereit. Auch für Polterabende ist die Bar beliebt. «Ballermann hat unsere Bergwelt erobert», titelt der Beobachter und fragt: «Wie schlimm ist das?»

Schweizer Geschichten

1. Preis: Matthieu Zellweger, L'amour inconditionnel, lesjours.fr
Sexualassistenten und -assistentinnen unterstützen Menschen mit Behinderung bei der sinnlichen, erotischen oder sexuellen Befriedigung. Der 59-jährige Schweizer Gaspard hat eine entsprechende Ausbildung absolviert und arbeitet – wie hier in Besançon – auch in Frankreich, wo der Beruf verboten ist.

2. Preis: Joël Hunn, Mondmission Gotthard, Beobachter
Die Mondlandungen der Nasa in den 1960er-Jahren waren nach dem griechischen Gott Apollon benannt. Dessen Sohn Asclepios ist Namensgeber für ein studentisches Projekt in der Schweiz in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und der Industrie: eine simulierte, aber realistische Weltraummission. Im Sommer 2023 sperren sich Studierende zu diesem Zweck zwei Wochen lang in einen Bunker auf dem Gotthard ein und drücken die Astronautenschulbank.

3. Preis: Annick Ramp, Vermisst, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Die hier abgebildete, verzweifelte Frau vermisst ihren Mann – seit 2012. Er ist vor über zehn Jahren spurlos verschwunden. Bekannt ist einzig, dass ihn seine letzte Autofahrt von Chur nach Weesen am Walensee führte. Sein letztes Lebenszeichen ist ein Telefonanruf, in dem er von einem Unfall erzählt. Das leicht beschädigte Auto wird auf einem Parkplatz gefunden. Der Fahrer gilt heute als verschollen.

Porträt

1. Preis: Dominic Nahr, Gezeichnet vom Krieg, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Diese Menschen in der Ukraine sind alle auf ihre Art und Weise «Vom Krieg gezeichnet», so der Titel der Bilderserie. Sinaida Pusan, 74, Bäuerin. Olena Meschtscherjakowa, 24, Tänzerin. Karolina Besuglowa, 15, Studentin. Alexei Grigorew, 48, Schlosser. Mikola Lasorko, 59, Techniker, Opfer eines Raketeneinschlags. Alexander «Juma», 37, Soldat. Walentina Satula, 65, Lackiererin. Diana Borisenko, 45, Reiseleiterin. Roman Beswerchi, 35, Mechaniker.

2. Preis: Nik Egger, Zwangsrekrutiert, Bieler Tagblatt, ajour.ch
Viktor Begle, geboren 1927, hatte ein bewegtes Leben. Die Ehrentafel in seinem Zuhause, einer Altersresidenz in Biel, zeigt gefallene Soldaten aus seinem Geburtsort, dem österreichischen Schlins. Im Zweiten Weltkrieg wurde Begle, inzwischen 15-jährig, in die deutsche Wehrmacht zwangsrekrutiert. In den letzten Kriegstagen kam er fast um und stattdessen in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Freilassung war seine Heimat besetzt, und Begle wanderte in die Schweiz aus. In Biel machte er sich einen Namen als Bäcker. Im hohen Alter erzählt er dem Bieler Tagblatt seine Geschichte.

3. Preis: Nicolas Brodard, La pianiste Yuja Wang, Le Temps
Am Verbier Festival im Juli 2023 tritt die chinesische Pianistin Yuja Wang auf. In den Walliser Alpen entstehen aussergewöhnliche Porträts der weltberühmten Künstlerin, zum Beispiel eines, auf dem sie sich während einer Probe auf der Bühne ausgiebig streckt. Schön zum Tragen kommen auch die extravaganten Outfits, für welche Yuja Wang bekannt ist.

Sport

1. Preis: Jonathan Labusch, Hobby Horsing, SonntagsZeitung
Hobby Horsing – so heisst die Sportart, bei der die Teilnehmenden auf Steckenpferden über Hindernisse springen, so wie hier am 28. Oktober in Stetten bei Schaffhausen. Die teilnehmenden Mädchen und Jungen sind zwischen 5 und 16 Jahren alt, alle möglichen «Pferderassen» sind am Start. Timea Truong näht ihre Pferde selber und sagt: «Es sieht vielleicht kindisch aus, ist aber anspruchsvoll.» Die Steckenpferde bekommen eine Nummer und werden individuell geschmückt. Es gilt ein strenges Turnier-Reglement: Alice Niederer misst die Höhe der Hindernisse. Nora Wintermantel reitet Hannoveraner-Stute Infinity: «Sie ist etwas zickig, misstrauisch und nicht einfach zu reiten.»

2. Preis: Pascal Mora, Die Schrittmacherin, Schweizer Illustrierte, tagesanzeiger.ch
Die legendären Steherrennen, die in den Sommermonaten jeweils dienstags bei gutem Wetter auf der Offenen Rennbahn in Oerlikon stattfinden, waren bisher reine Männersache. Seit dem 27. Juni fährt mit Nicole Fry zum ersten Mal eine Frau mit. Als Schrittmacherin auf dem Motorrad vor Radrennfahrer Martin Ruepp sorgt sie für das richtige Tempo.

3. Preis: Gian Ehrenzeller, Der Tod von Gino Mäder, Keystone-SDA, verschiedene Medien
Im Sommer steht die Radwelt für einen Moment still. Während einer Etappe der Tour de Suisse stürzt der Schweizer Fahrer Gino Mäder auf der Abfahrt am Albulapass am 15. Juni schwer und stirbt am nächsten Tag im Spital in Chur. Die Trauer ist gross: Stefan Bissegger vom Team EF Education-Easy Post, Silvan Dillier vom Team Alpecin-Deceuninck, Stefan Küng vom Team Groupama-FDJ und Raphael Meyer, CEO des Tudor Pro Cycling Teams (von links), liegen sich in den Armen. Die 6. Etappe wird nicht gefahren. Stattdessen führen die Mitglieder von Ginos Team das Feld während einer 20 Kilometer langen Gedenkfahrt nach Oberwil-Lieli. Auch bei der Etappe am 17. Juni, die wie geplant durchgeführt wird, gedenken Fans dem verstorbenen Fahrer.

Ausland

1. Preis: Dominic Nahr, Erdbeben in Marokko, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Das Epizentrum des schweren Erdbebens vom 8. September in Marokko lag im Atlasgebirge. Im einst malerischen Bergdorf Adouz sind 34 von rund 200 Einwohnerinnen und Einwohnern gestorben. Die Überlebenden suchen verzweifelt nach Verschütteten, später helfen Freiwillige von auswärts mit. Glück hat, wer mit dem Motorrad ins Spital gefahren wird. Für andere kommt jede Hilfe zu spät: Nach einem Gebet wird ein Todesopfer bestattet.

2. Preis: Dominic Nahr, Isoliertes Libyen, Neue Zürcher Zeitung NZZ
Libyen versank nach dem Arabischen Frühling 2011 im Bürgerkrieg. Anfang 2023 herrscht im nordafrikanischen Staat ein fragiler Waffenstillstand. Junge Milizen schwanken zwischen der neuen Freiheit und steter Wachsamkeit. In der Stadt Misrata muss Ex-Diktator Gaddafi als Fussabtreter herhalten. Auch in Tripolis sind die Aussichten für Jugendliche durchzogen.

3. Preis: Mario Heller, Spitzbergen – von der Welt abgeschnitten, Schweiz am Wochenende
Auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen arbeiten und leben 400 russische Bergarbeiter in Plattenbauten. Das Rauchen von billigen Importzigaretten ist ein beliebter Zeitvertrieb in der ewigen Dunkelheit des Winters in diesen hohen Breitengraden. Das Festland kann man nur per Helikopter erreichen (209). Nach der anstrengenden Schicht tut ein Bad im Schnee gut.

3. Preis: Annick Ramp, Vermisst, Neue Zürcher Zeitung NZZ

Die nationale Wanderausstellung «Swiss Press Photo 24» startet am 9. Mai 2024 im Schweizerischen National Museum in Zürich (9.5. - 30.6.), bevor sie weiter in die Schweizerische National Bibliothek in Bern (17.7. - 11.10.), dann ins Château de Prangins (1.11.24 – 2.2.2025) und ins Castel Grande in Bellinzona (8.2 - 27.4.2025) zieht.

(Text: Swiss Press Award)

Miryam Abebe
Heiwärts…

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Fünf Jahre nachdem ich aus meiner Heimat Weesen nach St. Gallen gezogen bin, empfinde ich heute viele sehr gegensätzliche Gefühle in Bezug auf meine Heimat. Auf der einen Seite fühle ich mich dort tief verwurzelt und die Natur ist wunderschön. Andererseits taucht da auch ein anderes Gefühl auf: bei jedem Besuch in meiner Heimat plagt mich auch ein erdrückendes Gefühl. «Heiwärts» ist die direkte Auseinandersetzung mit dieser Ambivalenz. (Sara Spirig)

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Sara Spirig (*1996) ist in Weesen aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zur Interactiv Media Designerin EFZ schloss sie 2023 der Schule für Gestaltung in St. Gallen den Lehrgang zur diplomierten Kommunikationsdesignerin HF Richtung Fotografie ab.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Heiwärts ist die Diplomarbeit zum Thema Hybrid von Sara Spirig. Das Thema Hybrid bringt sie im ersten Moment mit Technik in Verbindung. Stellte aber in der Auseinandersetzung mit dem Begriff und diversen Bildbesprechungen fest, dass Hybrid etwas auslöst und kam so zu ihrer Projektidee.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Im Gespräch mit Mike Gadient, Kommunikation GBSSG sagt sie zudem: "Die Fotografie holt mich aus der Komfortzone. Ich fotografiere aktuell primär mit Menschen. Da man aber häufig nicht weiss, wen man vor sich hat, ist da eine gewisse Anspannung mit dabei. Das ist die Herausforderung für mich als Fotografin, die ich jedes Mal gerne annehme. Zusammen kreieren wir und erreichen ein Ergebnis. Dieses soll so sein, dass ich selber und mein Gegenüber zufrieden sind."

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Das Studium dipl. Kommunikationsdesigner*in HF, Fotografie an der Schule für Gestaltung in St. Gallen ist seit 2011 durch das SBFI anerkannt.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Das erwartet dich im Studium: Die Neugier am Experiment und die Auseinandersetzung mit Bildern sind die Grundlage einer eigenständigen, fotografischen Vision. Im Spannungsfeld von stehendem und bewegtem Bild entwickeln die Fotografin/der Fotograf einen eigenen Zugang zum Medium Fotografie. Im Zentrum des Studiums stehen die gestalterische Auseinandersetzung und die Ausbildung einer individuellen Bildsprache.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Die verschiedenen Fachexperten aus dem professionellen Berufsumfeld Fotografie, Bildredaktion, Art Direktion u.v.m. vermitteln den Studierenden ihr praktisches und theoretisches Wissen und begleiten diese individuell in ihrer Entwicklung.

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

 

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig


Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig


Aus der Serie Heiwärts © Sara Spirig

Archivgeschichte #6 - Frances McLaughlin-Gill

Manhattan, Vogue, 15. November 1944 © Frances McLaughlin-Gill

Frances McLaughlin-Gill (1919 in Brooklyn, New York - 2014) war eine amerikanische Fotografin und eine der ersten weiblichen Modefotografinnen, die bei Vogue unter Vertrag stand. Nach zwei Jahrzehnten in der Modebranche arbeitete sie ein Jahrzehnt lang als unabhängige Filmproduzentin und drehte Werbefilme. Einer ihrer Filme gewann 1969 die Goldmedaille beim Internationalen Film- und Fernsehfestival von New York. In ihrer späteren Karriere veröffentlichte sie mehrere Sammlungen, sowohl mit ihrer Schwester als auch in Zusammenarbeit mit anderen Autoren.

Untitled (woman smoking a cigarette), c. 1950 © Frances McLaughlin-Gill

Frances McLaughlin wurde am 22. September 1919 in Brooklyn, New York, als Tochter von Kathryn und Frank McLaughlin geboren. Sie war die Zwillingsschwester von Kathryn Abbe. Ihr Vater starb, als die Zwillinge drei Monate alt waren, und die Familie zog nach Wallingford, Connecticut, wo sie ihre Schulausbildung abschlossen. Frances machte 1937 ihren Abschluss an der Lyman Hall High School als Klassenbeste und Kathryn war die Zweitbeste. Die Zwillinge schrieben sich dann am Pratt Institute ein, um Fotografie zu studieren und machten 1941 ihren Abschluss. Im selben Jahr nahmen beide an dem von Vogue gesponserten Prix de Paris-Wettbewerb teil und waren unter den fünf Finalisten.

Nan Martin, Jones Beach, NY, Glamour, 1950. © Frances McLaughlin-Gill

McLaughlin-Gill arbeitete anschliessend als Stylistin für Montgomery Ward und wurde schliesslich Toni Frissell, einem Fotografen der Vogue, vorgestellt. Frissell stellte sie Frances Alexander Liberman vor, dem neuen Art Director der Vogue, der sie 1943 einstellte. Liberman war der Meinung, dass McLaughlin einen frischen Ansatz hatte. Ihre Direktheit und Spontaneität machten McLaughlin für ihn zu einer idealen Fotografin, denn ihre Bilder waren weniger gestellt und natürlicher als die vieler Modefotografen jener Zeit. Sie begann mit Fotoshootings mit Nachwuchsmodellen für Glamour Magazine, das sich an ein jüngeres Publikum richtete, und war in der Lage, Bewegungen auf eine Art und Weise einzufangen, wie es bis dahin nicht möglich gewesen war. In den 1940er und 1950er Jahren schuf McLaughlin einige der stärksten Bilder, die in der amerikanischen Ausgabe der Vogue erschienen. Neben Modefotografien schuf sie auch Fotos von Prominenten sowie Stillleben für Leitartikel und Titelseiten von House & Garden. 1948 heiratete sie den Fotografen Leslie Gill, der als einer der ersten Fotografen bekannt wurde, der Farbfilm verwendete.

Nan Martin, Street Scene, First Avenue, 1949 © Frances McLaughlin-Gill

Einer der Höhepunkte ihrer Karriere war McLaughlins Arbeit bei der Paris Fashion Week 1952. Obwohl sie weiterhin für Glamour, House & Garden und Vogue arbeitete, wurde McLaughlin 1954 freiberufliche Fotografin bei Condé Nast Publications. In den sechziger Jahren schrieb sie regelmässig für die britische Vogue. Nach dem plötzlichen Tod Gills 1958 begann McLaughlin, ihren Nachnamen mit Bindestrich zu schreiben. Im folgenden Jahr arbeiteten die Schwestern gemeinsam an einer Sammlung von Kinderfotos, die in Modern Photography veröffentlicht wurden. Zwischen 1964 und 1973 drehte McLaughlin-Gill als unabhängige Filmproduzentin und Regisseurin Werbespots und Filme. Ihr Film Cover Girl: New Face in Focus über das Model of the Year, Elaine Fulkersons Weg zum Modemodell, gewann 1969 die Goldmedaille beim International Films and TV Festival of New York. Ende der 1970er Jahre begann sie, an der School of Visual Arts in Manhattan Fotografie-Seminare zu geben.

Vogue, March 1, 1947 © Frances McLaughlin-Gill

McLaughlin-Gill begann nach 1976, einige ihrer späteren Werke in Buchform zu veröffentlichen. Einige ihrer bekanntesten Sammlungen waren Women Photograph Men (1976) und Twins on Twins (1981), das zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Kathryn Abbe veröffentlicht wurde. Sie fotografierte auch für mehrere Autorenbücher, darunter ein Buch über Körpersprache, Face Talk, Hand Talk, Body Talk (1977) von Sue Castle und Jane Fearer Safers Spirals From the Sea: An Anthropological Look at Shells (1983). 1984 bereitete sie Fotografien für eine retrospektive Ausstellung der Werke ihres Mannes für das New Orleans Museum of Art vor. 1995 fand eine Ausstellung ihrer Fotografien in der Hamilton’s Gallery in London statt und 2011 veröffentlichten sie und ihre Schwester ihr letztes gemeinsames Buch, Twin Lives in Photography. Die Schwestern waren 2009 Gegenstand eines von Nina Rosenblum, produzierten Dokumentarfilms, Twin Lenses, der ihre Pionierrolle in der Fotografie beleuchtete und Interviews mit den Zwillingen enthielt. McLaughlin-Gill starb am 23. Oktober 2014.

Marguerite Dillemuth with a car, 1946 © Frances McLaughlin-Gill

Tina Campbell at the Hall of Mirrors, Versailles © Frances McLaughlin-Gill, ICP

Glamour, 1946 © Frances McLaughlin-Gill

Beauty through the man's eyes, for Glamour, Summer issue, 1950 © Frances McLaughlin-Gill

Theatre Time, Broadway - Producer Gardner Cowles with Catherine Hannon - taken for Vogue, Oct. 15, 1953 © Frances McLaughlin-Gill

Untitled (woman's face with eye highlighted), c. 1950 © Frances McLaughlin-Gill

Central Park South Near 6th Avenue, NYC, Photo by Leslie Gill, 1953 © Frances McLaughlin-Gil

Beth Wilson, Vogue, 1945 © Frances McLaughlin-Gill

Immaculate Space – oder die Schönheit der Natur

Immaculate Space No4, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space – eine Geschichte der Schönheit der Natur.

Immaculate Space No1, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Die steinige und sandige Ebene erzählt die Geschichte von trockener Erde, von Widerstandskraft und gleichzeitig von einer Sanftheit, die kaum sichtbar, jedoch enorm spürbar ist. Zarte Gräser nützen die seltene Feuchtigkeit, sich durch Gestein und Sand dem Himmel entgegenzustrecken und mit feinen Blüten zu überraschen und zu verzaubern.

Immaculate Space No2, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Die karge Landschaft mag auf den ersten Blick trist und trostlos erscheinen, doch in Wirklichkeit birgt sie eine stille Eleganz und Kraft, die nur denjenigen offenbart wird, die bereit sind, genauer hinzuschauen und sich auf sie einzulassen.

Immaculate Space No3, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

In der Kargheit liegt eine Poesie verborgen, die uns lehrt, dass wahre Schönheit nicht immer prunkvoll und überwältigend sein muss, sondern auch in der Einfachheit und Bescheidenheit zu finden ist.

Immaculate Space No5, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No6, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Gaudenz Danuser (1967) ist in Chur geboren und in Flims aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zum Zeichner reiste er während einem Jahr mit der Kamera durch Australien. Seit 1991 widmet er sich unter anderm der Architekturfotografie und betreibt ein eigenes Labor mit Dunkelkammer für schwarz-weiss Fotografie. 1995 hat er den Schritt in die Selbständigkeit als Fotograf gewagt für Fotoproduktionen für internationale Outdoorfirmen weltweit. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Zermatt Shelter-Gallerie, Quant, Flims, photoSchweiz, Atelier Cularta, Laax, Trafo Baden) und ausgezeichnet (Hasselblad Master Finalist, International Color Award, Black & White Spider Award). Zudem hat er eine Kochbuch-Serie von Andreas Caminada bebildert (Pure Leidenschaft, Pure Freude, Pure Frische, Pure Tiefe).

Immaculate Space No7, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No8, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No9, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Immaculate Space No10, Hahnemühle Fine Art Paper, 70 x 90, Edition 5/1 AP © Gaudenz Danuser

Art, FineArt, LandscapeMiryam Abebe
Lifetime Award der photoSchweiz geht an den Modefotografen Hans Feurer

© Hans Feurer

Die photoSchweiz ehrt den Modefotografen Hans Feurer mit dem Lifetime Award. Mit der Auszeichnung wird einer der international erfolgreichsten Schweizer Modefotografen geehrt. 

© Hans Feurer

Hans Feurer wurde am 22. September 1939 in Zürich geboren und arbeitete nach seinem Kunststudium in den 1960er Jahren als Art Direcotr für diverse Firmen in London. 1966 - während einer Reise nach Südafrika entschied, Feurer sich als Fotografen zu etablieren und mietete nach seiner Rückkehr in London ein Studio. Bereits ein Jahr später gelang ihm der Durchbruch. Seine Werke wurden unter anderen in der Vogue und der GQ Style publiziert. 1974 fotografierte er für den legendären Pirelli-Kalender. 

© Hans Feurer

Von Beginn weg demonstrierte Hans Feurer sein aussergewöhnliches Talent Mode und seine Modelle ins beste Licht zu rücken. Wichtigster Fokus war dabei die herausragende Ausstrahlung und die kraftvolle Präsenz seiner charismatischen Modelle. Er erschuf als "Meister des Gegenlichts" ikonische Bilder und über beinahe fünf Jahrzehnte ein einzigartiges Werk. 

© Hans Feurer

Michel Pernet, Produzent der photoSchweiz erklärt: "Ein Level, das bis heute unerreicht ist". 

© Hans Feurer

Hans Feurer freut sich über die Auszeichnung der photoSchweiz und der Sonderschau: " Dies ist eine ebenso warmherzige und künstlerisch spannende Würdigung meiner Vita und meines Werks. Ich fühle mich geehrt." 

© Hans Feurer

Die photoSchweiz kann noch bis 16. Januar 2024 in der Halle 550 in Oerlikon besucht werden.

© Hans Feurer

photoSchweiz 2024

19Uhr00 aus der Serie Rauque, 2021 © Roberto Greco

Vom 12. – 16. Januar 2024 findet die Werkschau photoSchweiz in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon statt. Wie jedes Jahr geben national und international bekannte Fotografinnen und Fotografen Einblick in ihre aktuellen Arbeiten und referieren über ihr Werk. Zudem vermitteln renommierte Fotografinnen und Fotografen in Kursen ihr Wissen und verraten den einen oder anderen Trick.

Sinful aus der Serie Forbidden Fruit, 2023 © Anniina Joki

Ob die Werkschau das fotografische Schaffen der Schweiz repräsentiert, sei dahingestellt. Von den 179 Ausstellerinnen und Aussteller kommen lediglich 7 aus der Romandie, aus dem Kanton Graubünden sind es gar nur 2 und das Tessin ist nicht vertreten. Knapp die Hälfte (77) der Ausstellenden kommt aus dem Kanton Zürich und lediglich ein Drittel der Ausstellenden sind Frauen.

Ohne Titel © Hanspeter Bärtschi

Wer sich einen Überblick zu verschiedenen Techniken verschaffen, möchte sollte sich einen Besuch einplanen. Es werden analoge, digitale und mit KI generierte Arbeiten ausgestellt.

(Un)vergänglichkeit I © Beat Gauderon

Landschaftsbilder, Hunde, Blumen und viel Streetphotography wird zu sehen sein. Wirklich spannende und innovative Bilder sind unter den grossen Massen wohl schwer zu finden sein, aber mit etwas Glück wird man auch hier die Nadel im Heuhaufen finden…

Memories of Santorini IX © Erwin Sigel

Jellies © Emilia Vasella

Tokyo Ginza blue aus der Serie Tribute to Tokyo © Marcel Dubacher

Vergänglichkeit © Ueli Epprecht

Artificial Flower 3 © Grit Wolany

Pia Zanetti…

Chontales, Nicaragua, 1987 © Pia Zanetti

Bereits 2021 ist ein Buch über die Arbeit von Pia Zanetti, anlässlich ihrer Ausstellung in der Fotostiftung beim Verlag Scheidegger & Spiess erschienen. Wer nun denk, dass man keine neuen Aspekte des fotografischen Werks von Pia Zanetti kennen lernen kann, irrt sich. Ein Blick, auch ein zweiter, dritter Blick in das Buch lohnt sich. Peter Pfrunder (Direktor Fotostiftung) hat sich gar gefragt, ob Pia Zanetti ihnen Bilder vorenthalten habe...

In St. Moritz fotografierte ich die "Italiener erster Klasse": Das waren jene Begüterten aus Mailand und Turin, die im Engadin ihren verschwenderischen Lebensstil pflegten und mit ihren Landsleuten aus dem Süden, die als Kellner und Dienstmädchen arbeiteten, nur Französisch redeten.
© Pia Zanetti

Natürlich gibt es ein paar Bilder, die erkennt man wieder, aber es gibt viel Neues zu sehen. Pia Zanetti ist tief in ihr Archiv getaucht und hat neue Schätze gehoben. Schätze, die beim Machen eher verkannt worden sind, aber im heutigen Zeitgeist mit einem anderen Blick auf die Arbeit unbedingt gezeigt und vor allem gesehen werden sollten. Dies ist der Bildauswahl mit Luca Zanetti, ihrem Sohn und Fotografen geschuldet. Er hat sie auf Bilder aufmerksam gemacht, die für das heutige Wahrnehmen wichtig geworden sind. Es gibt mehr Farbfotografien und jüngere Arbeiten zu entdecken.

Belgien, 1967 © Pia Zanetti

Blättert man das Buch durch, entdeckt man immer wieder Menschenmengen, aus denen einzelne Personen mit skurrilen Gesichtsausdrücken, Menschen, die ihren Gedanken nachhängen und ins Nirgendwo schauen und lachende Kinderaugen scheinbar hervorgehoben werden. Pia Zanetti geht mit der Kamera – natürlich unerkannt – auf die Menschen zu und erzählt deren Geschichten genauso oder ganz anders…

Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Das spannende an Pia Zanettis neuem Buch, das bei den Edizioni Periferia erschienen ist – es hat kaum Text. Nur Anmerkungen, wo die Bilder entstanden sind und dies auch nur wenn sie sich noch genau daran erinnert. Aber das Buch funktioniert, denn auf allen der 351 Seiten gibt es Bilder, die für sich sprechen und keine Worte brauchen. Wohltuend für alle, die sich einzig auf die Fotografie fokussieren möchten und sich nicht durch Texte beeinflussen oder ablenken möchten!

Ein Blick, ein Moment: Der Box-Champion Muhammad Ali an einer Black-Power-Versammlung in der Community von Watts
© Pia Zanetti

Pia Zanetti (*1943) ist in Basel geboren und lebet heute in Zürich. Ihre Ausbildung zur Fotografin machte sie bei Olivio Fontana und an der Kunstgewerbeschule Basel (1960 – 1963). Seither ist sie als freischaffende Fotografin tätig, mit Schwerpunkten in politischen und sozialen Themen. Von 1963 bis 1965 und von 1969 bis 1971 lebte sie in Rom, dazwischen in London (1965 – 1969). Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Medien (Espresso, Venerdì di Repubblica, Adesso, Stern, Paris Match, Du, Annabelle, Bolero, Film-Revue, Textil-Revue und anderen) und wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instituto Svizzero di Roma, Museo cantonale d'Arte, Lugano, Musée de l'Elysée, Kunsthaus Zürich und anderen) präsentiert. Seit 2019 ist sei Stiftungsrätin und fotografische Beraterin von fairpicture.org.

Soweto, Johannesburg, Republik Südafrika, 1968 © Pia Zanetti

1986 gründeten Flurina und Gianni Paravicini-Tönz in Poschiavo die Galleria Periferia. Es entstanden installative Reaktionen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler auf die rurale Bausubstanz des Gebäudes, auf die Zeit und den Ort. 1992 gesellte sich nach dem Umzug nach Luzern die Edizioni Peiferia. Der Schwerpunkt verlagerte sich immer mehr von Ausstellungen auf den Verlagsbereich. Seither verlegten sie über hundert Kunst- und Künstlerbücher, von denen einige längst vergriffen und gesucht sind. Das Programm beinhaltet Bücher, Editionen, Videos und DVDs von international bekannten Künstlerinnen und Künstlern mit speziellen thematischen Schwerpunkten. Die Publikationen werden mit grösster Sorgfalt produziert und stellen in sich geschlossene Werke dar, die in kleinen, meist limitierten und oft nummerierten Auflagen editiert werden.

Armeno, Italien, 1995 © Pia Zanetti

Das Buch Pia Zanetti (ISBN 978-3-907205-39-6) kann direkt bei Edizioni Periferia bestellt oder im Buchhandel bezogen werden.

13 Photo / Weissgrad Edition: Print Sale #5...

tow or tree, 2023 © Anoush Abrar

Bereits zum fünften Mal führt die 13 Photo – Agentur für Fotografie durch. Während einem Monat können Bilder der Fotografinnen und Fotografen als hochwertige Prints in zwei verschiedenen Formaten gekauft werden. Auch dieses Jahr kann man den Print Sale in der digitalen Galerie Weissgrad Edition sehen. Die Prints werden wieder bei den Expertinnen und Experten von Tricolor in Adliswil gedruckt.

20_21_16 © Marius Eckert

Eine Auswahl ist in den nächsten Tagen in den Social-Media-Kanälen von sichtbar.art zu sehen.

Krokodil, Florida, 2023 © Anne Gabriel-Jürgens

Viel Vergnügen beim Stöbern, Einkaufen und Aufhängen oder Verschenken…

Gone Surfing © Fabian Hugo

13PHOTO – Agentur für Fotografie: Ihre Bilder erzählen Geschichten. Manchmal über Krisen in Kriegsgebieten, manchmal über das bewegte Leben namhafter Persönlichkeiten und manchmal auch über Trends aus der Zukunft – mal fern, mal nah. Im Zentrum steht der einzigartige Blickwinkel ihrer Fotografinnen und Fotografen und deren unverkennbaren Stil. Seit der Gründung 2009 setzt sich 13PHOTO für engagierte und kreative Autorenfotografie ein. Zusammen mit ihrem Netzwerk entwickeln sie anspruchsvolle Bildwelten für Projekte und unterstützen oder beraten vom ersten bis zum letzten Planungsschritt. Sie arbeitet mit erfahrenen und preisgekrönten Kreativen und fördern junge, aufregende Talente zusammen – so setzt sie sich für Leidenschaft und Vielfältigkeit ein.

ohne Titel © Attila Janes

Weissgrad Edition – eine digitale Galerie für zeitgenössische Fotokunst, die ästhetische Erlebnisse für den analogen Raum schafft. Das Versprechen von Weissgrad Edition: Kuratierte Bilder von professionellen Schweizer Fotografinnen und Fotografen, gedruckt und gerahmt in bester Qualität. Die Menschen dahinter sind Severin Jakob und Markus Bertschi, zwei Fotografen aus Zürich, die Kunst zu einem fairen Preis vermitteln. Die Fotodrucke werden in limitierter Auflage produziert. Dafür arbeitet Weissgrad Edition mit bewährten Partnern wie Tricolor und Studio Arte zusammen. Jedes Bild wird lokal hergestellt, von der Bearbeitung im Labor bis hin zur Rahmung. So entstehen hochwertige Fotodrucke mit exklusivem Charakter.


Tricolor – beherrscht die Kunst das festgehaltene Ereignis auf spezifische und spezielle Art sichtbar zu machen, sowie es die Kunst des Fotografen, ein Motiv zu sehen, zu komponieren und im richtigen Moment aufzunehmen ist. Tricolor hat das Auge und das Gespür, die Essenz des fotografischen Rohmaterials ans Licht der Welt zu bringen. Tricolor hat die Erfahrung und die Werkzeuge, Bilder zu produzieren, die wirken. In der Galerie, im Museum oder in einer Edition. Im Kulturmagazin oder auf dem Werbeplakat. Im unternehmerischen Umfeld oder im privaten Raum.

Ich habe Durst © Joan Minder

Pink City © Rita Palanikumar

Perrier © Florian Spring

Scriocco © Gabi Vogt

Bolle Di Magadino © Helmut Wachter

1626 m. ü. M © Silvano Zeiter

Men At Work, Ramatuelle © Marvin Zilm

Hinterbergen © Herbert Zimmermann

Art, FineArtMiryam Abebe
Fotograf – Ernst Scheidegger…

Metzgerei in Süditalien, um 1948, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Fotograf – Ernst Scheidegger ist eine Hommage an den am 30. November 1923 geborenen Magnum-Fotografen und Mitbegründer des Verlags Scheidegger & Spiess mit Texten von Tobia Bezzola, Philippe Büttner, Helen Grob, langjährige Lebenspartnerin von Ernst Scheidegger und Alessa Widmer.

Fassade des ehemaligen Wohnhauses des Malers Johna Barthold Jongkind, Paris, um 1955 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Tobia Bezzola schreibt in Vom fotografischen Frühwerk zu den Künstlerportraits über das fotografische Frühwerk Scheideggers und wie er eine Kartonschachtel voller Fotografien, Abzügen von Freunden und Kollegen der Agentur Magnum in den frühen 1950er-Jahren gegen eigene Fotografien eingetauscht hatte von Paris in die Schweiz mitgebracht hat. "Dieses Konvolut von Rohkopien, Presseabzügen, Archivkopien und Ausstellungsprints von Werner Bischof, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Ernst Haas, George Rodger, Ruth Orkin und David Seymour war mehr als eine Zeitkapsel oder eine Memorabiliensammlung. In gewisser Weise blieb in dieser Schachtel auch Ernst Scheideggers eigene abgebrochene Karriere als Fotoreporter und Bildjournalist versiegelt. […]"

Kinder in der Tschechoslowakei, um 1948 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Im Essay Der bildschöpferische Seher – Über das fotografische Werk von Ernst Scheidegger von Alessa Widmer erfährt man einiges über die Begegnung, Freundschaft und Gemeinsamkeiten von Ernst Scheidegger mit Werner Bischof, der Freundschaft zu Alberto Giacometti und wie er den Schaffensprozess und die Skulpturen Giacomettis bis zu dessen Tod 1966 immer wieder fotografierte. Es ist auch zu lesen, wie Scheidegger zum Portraitieren von Künstlerinnen und Künstlern kam. "Mal mit und mal ohne Kamera in der Hand traf sich Scheidegger über Jahre hinweg mit verschiedenen Kunstschaffenden, besuchte deren Ausstellungen, wurde in Ihre Ateliers eingeladen und verbrachte in den französischen Cafés Zeit mit Ihnen. "Ich bekam Freude am Beobachten von Menschen und vor allem von Künstlern," beschreib Scheidegger diese Zeit und damit auch, wie sein Interesse am Portraitieren von Künstlerinnen und Künstlern entstand."

Kinder in Süditalien, um 1948, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

"C'est comme un reportage" – Ein Blick in die Essenz von Ernst Scheideggers Fotografie von Philippe Büttner zeigt die von Giacometti geschätzte Qualität der Herangehensweise und Umsetzung von Ernst Scheidegger in der Fotografie, aber auch in der Buchgestaltung. "Es gibt einen jungen Fotografen aus Zürich, Scheidegger, der vor ein paar Jahren bei mir zu Hause viele Fotos von den Skulpturen, vom Atelier usw. gemacht hat. Jetzt ist er daran, davon ein kleines Buch zu machen, er hat einen jungen Herausgeber in Zürich, der es veröffentlicht. Das Buch, ich habe das Layout gesehen, ist sehr; sehr gut und ich möchte unbedingt, dass es herauskommt, weil es viel Mühe gekostet hat, es ist ein wenig wie eine Reportage, aber sehr speziell." (Alberto Giacometti, in einem Brief an Pierre Matisse, 11.05.1957)

Ballettschülerin im Studio von Madame Rousanne, Paris, um 1955 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Helen Grob – langjährige Lebenspartnerin schreibt in Von Fischen und Freunden über das Fischen mit Ernst Scheidegger, die spontanen Gäste im Bergell, von den "gefundenen Fressen" – une truite au bleu, dem Freilassen von Forellen am Heiligenabend, den mässig geniessbaren Karpfen und den gesammelten Eierschwämmen, die zu kulinarisch unübertrefflichen Mahlzeiten führten – Erinnerungen an Streifzüge durch die Natur. Sie schreibt auch über die Galerietätigkeit Scheideggers und die Art und Weise wie er potenzielle Kundschaft, die ihm unsympathisch war aus der Galerie ekelte und über langjährige Freundschaften unter anderen mit Arnold Hottinger, der die Einladungen zum Essen ablehnte und sich doch immer dazusetzte. Feinfühlig und poetisch bringt sie die Erinnerungen an den geliebten Menschen auf Papier und lässt die Leserinnen und Leser auch am besonderen Fisch teilhaben. "Halt, beinahe hätte ich einen ganz besonderen Fisch vergessen: Bevor es jeweils ins Bergell hinunterging, liessen wir uns genüsslich im Hotel Kulm in Maloja einen am frühen Morgen desselbigen Tages gefangenen Saibling kredenzen."

Arbeiter an einer Brüstung, um 1949 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Tobia Bezzola, ist seit 2018 Direktor des Museo d'Arte della Svizzera italiana (MASI). Zuvor war er Direktor des Museum Folkwang in Essen (2013-2018) und Kurator am Kunsthaus Zürich (1995-2012). Er hat seit 1993 über 100 Ausstellungen und Katalogpublikationen zu moderner und zeitgenössischer Kunst und Fotografie verantwortet. Er ist Mitglied zahlreicher Stiftungsräte (darunter der Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv), Vorstände und Fachgremien privater und öffentlicher Kulturinstitutionen sowie Dozent an der Accademia di Architettura der Università della Svizzera italiana.

Eishockeyspiel auf einem gefrorenen See, Anfang 1960er-Jahre, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Philippe Büttner, ist seit Herbst 2011 Sammlungskonservator am Kunstmuseum Zürich. Von 2003 bis 2011 war er Ausstellungskurator an der Fondation Beyeler in Riehen/Basel. Er hat u. a. Ausstellungen zu Wolfgang Laib, Fernand Léger, Alberto Giacometti und Aristide Maillol sowie zu Pop-Art und Surrealismus kuratiert. Er ist Geschäftsführer der Alberto-Giacometti-Stiftung sowie Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv.

Schlucht im Verzascatal, 1970er-Jahre © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Helen Grob, arbeitete während vieler Jahre als Assistentin für den Schweizer Komponisten und Intendanten Rolf Liebermann an der Hamburgischen Staatsoper und an der Opéra de Paris und später für den deutschen Komponisten Hans-Werner Henze. Nach dem berufsbegleitenden Studium der Psychologie war sie ab 1986 noch für zwei Jahrzehnte als Psychotherapeutin in Zürich tätig. Während 33 Jahren bis zu seinem Tod 2016 war sie die Lebenspartnerin Ernst Scheideggers.

Clown vor seinem Auftritt im Zirkus Knie, um 1949, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Alessa Widmer, absolvierte ihren Master in Theorie und Geschichte der Fotografie und Kunstgeschichte an der Universität Zürich, wo sie aktuell ihre Dissertation zur Schweizer Fotografiegeschichte und zu Rosellina Burri-Bischof schreibt. Sie arbeitete u. a. im historischen Archiv der Magnum Foundation in Paris und ist derzeit Künstlerische Leiterin der Kunstmesse photo basel.

Frau mit Tuba vor dem Zirkuszelt, um 1949 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Schiffschaukel, um 1950, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Das Kunsthaus Zürich ist mit 11'500 Quadratmeter Ausstellungsfläche das grösste Kunstmuseum der Schweiz. Es besteht aus einem vierteiligen Gebäudekomplex, dem alten, dreiteiligen Gebäudetrakt Moserbau, Bührlesaal und Müllerbau sowie dem 2021 eröffneten Erweiterungsbau von Chipperfield Architects Berlin. Die Bauten säumen, wie das in unmittelbarer Nähe liegende Schauspielhaus Zürich, den Heimplatz der Stadt Zürich. Das Kunstmuseum beherbergt eine der grössten Kunstsammlungen des Landes, besitzt die umfangreichste Sammlung von Werken des Schweizer Bildhauers, Malers und Grafikers Alberto Giacometti sowie eine der bedeutsamsten des Dadaismus. Zudem gehört dem Museum der repräsentativste Bestand an Gemälden von Edvard Munch ausserhalb Norwegens. (Quelle: Wikipedia)

Errichtung der Skulptur «Kontinuität» von Max Bill in ihrer ersten Gipsfassung, Zürich, 1947, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Das MASI-Lugano - Museo d’arte della Svizzera italiana wurde 2015 gegründet und gehörte bereits nach wenigen Jahren zu den meistbesuchten Kunstmuseen der Schweiz. Es bildet einen kulturellen Knotenpunkt zwischen dem Süden und dem Norden der Alpen, der italienischen und der deutschen Schweiz, dem lateinischen und dem germanischen Europa. An seinen zwei Standorten – im Kulturzentrum LAC sowie im historischen Palazzo Reali – bietet es ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm, wechselnde Sammlungspräsentationen sowie ein umfangreiches, mehrsprachiges Vermittlungsprogramm für Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Ergänzt wird das Angebot durch die in Zusammenarbeit mit dem MASI betriebene, ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Collezione Giancarlo e Danna Olgiati.

Max Bill mit einer Studentin in der Keramikwerkstatt der HfG Ulm, um 1954, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Das Buch
Ernst Scheidegger – Fotograf (Deutsch ISBN 978-3-03942-173-2, englisch ISBN 978-3-03942-178-7) kann bei Scheidegger & Spiess oder im Buchhandel bezogen werden.

Germaine Richier in ihrem Pariser Atelier, um 1953, Schwarzweiss-Fotografie © Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich Werk Germaine Richier: © 2023, ProLitteris, Zurich*

Die Ausstellungen
Kunsthaus Zürich: Ernst Scheidegger – Fotograf, 27. Oktober 2023 – 21. Januar 2024
MASI-Lugano: Faccia a faccia - Omaggio a Ernst Scheidegger, 18. Februar – 21. Juli 2024

Justizpalast. Kapitol. Seitenansicht des Hypostyls (Architekt: Le Corbusier), um 1955 © 2023 Stiftung Ernst Scheidegger-Archiv, Zürich

Cleaning…

© Taiki Fukao

Cleaning kommt einem Lexikon gleich und zeigt die verschiedensten Varianten von reinigen auf. Mit Illustrationen der Reinigungsgerätschaften und Bildern werden die unterschiedlichen Begriffe des Reinigens erklärt. Die Illustrationen lassen einen zuweilen schmunzeln und die Bilder evozieren Irritationen. Oder wer kommt auf die Idee einen Moosgarten zu fegen? Nach den illustrierten Gerätschaften könnte man das Moos auch entstauben, aber keinesfalls abstauben…

Sweeping 399 steps from top to bottom, Nara hase_dera © Taiki Fukao

Entstauben und abstauben deutet auf die Differenzierung des Reinigungsvorganges hin: Fegen, entstauben, wegblasen, abstauben, waschen, wischen, glätten, rechen, zurechtmachen, reinigen, schrubben, ablösen, löschen. aufnehmen, entfernen, aufräumen… Vermutlich gibt es noch weitere Begriffe für eine wohl bemerkt äussere Reinigung.

A truck with rotating brooms sweeping fallen leaves © Taiki Fukao

Die zum Teil meditativ anmutenden Reinigungsrituale lassen einen über die eigene Art und Weise des Putzens nachzudenken. Kann man das Meditative in die Alltagsroutine übernehmen, damit einem das lästige Saubermachen angenehmer erscheint? Der Gedanke an die Freude ob der Sauberkeit und dem klaren Durchblick durch die Fenster könnten unterstützend wirken…

Dusting lights at home © Taiki Fukao

Informationen des Verlags: Sauberkeit ist ein zentraler Wert der Gesellschaften rund um den Globus. So sehr, dass das Reinigen ein fester Bestandteil der menschlichen Natur zu sein scheint und ein Ausdruck dafür ist, wie wir mit unserer Umwelt interagieren und sie domestizieren. Dieses Buch erforscht das Konzept der Reinigung in seinen verschiedenen Aspekten. Illustrationen von verschiedenen Reinigungsmethoden erweitern unsere Vorstellung von einer Tätigkeit, die ein so grosser Teil unseres täglichen Lebens ist. Vom Kind, das sein Spielzeug sortiert, über die akribische Arbeit eines Uhrmachers bis hin zur beeindruckenden Tiefenreinigung eines Schiffes: Jeder Vorgang wird mit der gleichen ruhigen Faszination behandelt, während kurze Texte eine halb poetische Dimension hinzufügen. Das handliche Format des Buches lädt dazu ein, es mit in die Welt zu nehmen und alltägliche Vorgänge mit neuen Augen zu betrachten. Das Durchblättern der Seiten von Cleaning ist ebenso erhellend wie unterhaltsam.

Konzept und künstlerische Gestaltung: Kenya Hara (*1958) gilt als der einflussreichste Designer des heutigen Japans. Nach seinem Abschluss in Design an der Musashino Art University of Kodaira im Jahr 1983 arbeitete er als Kurator und Grafikdesigner, bevor er 2002 die Rolle des Art Directors bei Muji übernahm. Hara ist Präsident des Nippon Design Center Inc. und Leiter der Abteilung für Designwissenschaft an der Musashino Art University. Er hat zahlreiche Publikationen über seine Designtheorie veröffentlicht, darunter die Bücher Designing Design (2007), White (2009), Designing Japan (2018) und 100 Whites (2019).

Cleaning the marble vestibule of a mosque © Taiki Fukao

Fotografie: Taiki Fukao (*1986) ist in Hokkaido, Japan geboren. Er erlangte an der Tokyo University of the Arts den Master. Nachdem er bei einer Werbeproduktionsfirma gearbeitet hatte, kam er zum Nippon Design Center. Im Juli 2021 gründete er das Fukao Film Institute.

Cleaning the exterior walls of a 43-story high rise © Taiki Fukao

Fotografie: Yoshihiko Ueda (*1957) ist in der Präfektur Hyogo geboren. Er ist Fotograf und Professor der Abteilung für Grafikdesign an der Tama Art University. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet (Photographic Society of Japan Lifetime Achievement Award, Tokyo Art Directors Club Grand Prize, New York Art Directors Club Photography Award). Im Jahr 2011 eröffnete er die Galerie 916.

Cleaning the meditation hall starts early in the morning © Taiki Fukao

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

Peeling stickers from a road sign © Taiki Fukao

"Cleaning" (ISBN 978-3-03778-732-8) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden. 

Miryam Abebe
Alt.+1000 Festival de photographie

Sjöra, Digilore, 2020 © Arvida Byström

Vom 26. August bis zum 18. September 2023 setzt Alt+1000 seine Erkundung der Landschaft fort und bietet einen fotografischen Spaziergang, der die Arbeit von 17 internationalen Künstler*innen würdigt. Die ausgewählten Projekte tragen zum Ziel des Festivals bei: Die Vorstellung von Landschaft, die hauptsächlich auf der Idee des Schönen und der Freizeit basiert, unter einem anderen Licht zu erfassen und die komplexen Beziehungen - wirtschaftliche, politische, territoriale, soziologische und emotionale - aufzudecken, die sie prägen. Die präsentierten Werke zeugen von der Vielfalt zeitgenössischer fotografischer Praktiken und zeigen die Fähigkeit des Mediums, sich auf unterschiedlichen Trägermaterialien weiterzuentwickeln.

In Search of Frankenstein, 2016 © Chloe Dewe Mathews

Durch ihre Schönheit, aber auch ihre Hässlichkeit und ihre Fragilität, fordern uns die Landschaften, die uns umgeben heraus. Mehr als 80 Werke säumen die beiden Festivalstandorte und werfen folgende Fragen auf: Was präsentiert sich uns als Landschaft? Welche Landschaften wünschen wir uns? Mit diesen Fragestellungen als rotem Faden lädt die künstlerische Programmierung, die in Zusammenarbeit mit Hana Čeferin (Slowenien), Arianna Rinaldo (Italien) und Pieter Jan Valgaeren (Belgien), den drei Gastkuratoren dieser Ausgabe 2023, erstellt wurde, das Publikum ein, neue Horizonte zu erblicken.

Topographies of Fragility, 2019 © Ingrid Weyland

 

Als eine Neuheit dieser 7. Ausgabe freut sich Alt+1000, mit dem Parc naturel régional du Doubs horloger français zusammenzuarbeiten, um die Fotografin und Filmemacherin Laura Henno im Gebiet des Parks für eine Künstlerresidenz zu empfangen. Über die Ausstellungen hinaus engagiert sich das Festival für die Künstler*innen und lädt ein, Fotografen zu treffen, zu Workshop-Spaziergängen oder einem Studio-Porträt. Zu den Highlights gehören kulturelle Cafés, eine Podiumsdiskussion im MBAL, eine musikalische Lesung in der Kapelle von Bémont und Führungen jeden Sonntag am Lac des Taillères. (Alt.+1000)

Aus der Serie Rise To The Sun, 2023 © Liv Burkhard

Es sind Arbeiten von Emilie Brout & Maxime Marion (Le Tour du monde en instantané), Liv Burkhard (Rise To The Sun), Vanja Bućan (Looking for Sadiq), Arvida Byström (Digilore), Lara Chahine (reality is a movement), Stijn Cole (Timescape 21/6/2023 - Longest day), Bieke & Dries Depoorter (Border Birds), Chloe Dewe Mathews (In Search of Frankenstein), Marina Gadonneix (Phénomènes), Natela Grigalashvili (The Final Days of Georgian Nomads), Seunggu Kim (Jingyeong sansu), Anna Ridler (Laws of Ordered Form), Jan Robert Leegte (Laws of Ordered Form), Gaia Squarci (Ashes and Autumn Flowers), Ingrid Weyland (Topographies of Fragility). Alpines Museum (Fundbüro für Erinnerungen - Frauen am Berg) zu entdecken.

Mt. Geumgang, Jingyeong sansu, 2017 © Seunggu Kim

 

Das Festival Alt.+1000 findet vom 26. August - 18. September 2023 um den Lac Taillères und dem Musée des beaux-arts Le Locle statt.

Akris - A Century in Fashion…

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Akris - a century in fashion gibt einen Einblick in die 100jährige Geschichte und Entwicklung des Hauses Akris. Das Buch bietet eine umfassende Darstellung der einzigartigen Ästhetik und Handwerkskunst, die Akris zu einem der führenden Modehäuser der Welt gemacht hat. 1922 hat Alice Kriemler-Schoch in St. Gallen ein Atelier für Schürzen gegründet. Bald kleidete Alice jedoch die stilvollsten Frauen in der Region ein und verwendete ausschliesslich einheimische Stoffe und natürlich auch viel Stickerei. 1944 trat Max Kriemler, Alice Sohn in das Familienunternehmen ein und nannte das Haus Akris, nach den Initialen seiner Mutter.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Die Fotografien von Iwan Baan zeigen die Schönheit und Eleganz der Kleidungsstücke von Akris. Die Texte von Daniel Binswanger, Jessica Iredale, John Neumeier, Nicole Phelps, Anne Urbauer, Nicole Urbschat und Roland Wäspe bieten einen tiefen Einblick in die Geschichte und Philosophie der Marke. Die Haptik des Buches und die Wahl der verschiedenen Papierarten lässt erahnen wie die verschiedenen Stoffarten von Albert Kriemler ausgewählt und verarbeitet werden. Das Buch wurde von Albert und Peter Kriemler gestaltet. Akris - a century in fashion ein Buch, das Modebegeisterte, Liebhaber der Marke und Designfreaks zu begeistern vermag.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Informationen des Verlags: Selbstverständlich - der deutsche Ausdruck, der für Albert Kriemler das ästhetische Ideal, das er mit seinen Modedesigns verwirklichen möchte, am besten umschreibt. Für den Kreativdirektor von Akris ist die Verkörperung der natürlichen Moderne selbstverständlich - sie zeigt sich in der Trägerin, im Gebrauch und in der Funktionalität der Kleidung. 

Akris - A Century in Fashion umfasst anhand der Kollektionen die hundertjährige Geschichte des Hauses: die bescheidenen Anfänge als Schürzenatelier, den Aufstieg in die Welt der Haute Couture und die Verwurzelung in St. Gallen, dem Zentrum der einst boomenden Schweizer Textilindustrie. Beiträge verschiedener Autoren, darunter die Modeschriftstellerin Jessica Iredale, beleuchten die Geschichte, die Einzigartigkeit und die Zukunftsorientierung des Hauses. Fotoessays von Iwan Baan illustrieren die Heimatstadt und die Innenwelt des Hauses. Der Choreograf John Neumeier und der Künstler Thomas Ruff sprechen über ihre kreative Zusammenarbeit mit dem Designer.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Albert Kriemler (*1960) ist der Kreativdirektor von Akris, einem 1922 in St. Gallen gegründeten internationalen Modehaus. Seit 2004 ist er der einzige Schweizer Designer, der seine Kollektion auf der Pariser Modewoche präsentiert. Kriemler erhielt 2008 den Swiss Design Award und wurde 2016 vom Museum of the Fashion Institute of Technology, New York, mit dem Couture Council Award for Artistry of Fashion für seine herausragenden Kooperationen mit Künstlern und Architekten wie Carmen Herrera, Thomas Ruff und Sou Fujimoto ausgezeichnet. (englische Quelle: Lars Müller Publishers)

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Peter Kriemler (*1962) ist Präsident von Akris, einem 1922 gegründeten internationalen Modehaus in St. Gallen, Schweiz. Nach seinem Studium an der Universität St. Gallen (HSG) übernahm er 1987 als CEO die Leitung des Modehauses in Familienbesitz. Mit dem Aufbau eigener Produktionsstätten sorgte er dafür, dass Akris heute eines der wenigen vertikal integrierten Modeunternehmen ist, das jeden Schritt von der Entwicklung des Stoffes bis zum Kleid in der Boutique begleitet. Heute vertreiben Peter Kriemler und sein Bruder Albert Akris weltweit und haben das Unternehmen zu dem gemacht, was die Financial Times als "das erfolgreichste Label, von dem Sie noch nie gehört haben" bezeichnete. (englische Quelle: Lars Müller Publishers)

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Iwan Baan (*1975) ist in der Nähe von Amsterdam aufgewachsen und studierte Fotografie an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Er ist ein Architektur- und Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden regelmässig in Architekturmagazinen und Zeitungen veröffentlicht, unter anderem in Domus, a+u, The New Yorker und The New York Times. Er hat für renommierte Architekturbüros wie SANAA, Rem Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron, Toyo Ito und Architekten wie Steven Holl und Zaha Hadid gearbeitet. In seinen Fotografien konzentriert er sich auf die Verbindung zwischen der Architektur und der Umgebung. Anstatt die gebaute Struktur zu isolieren, bettet er sie in Geschichte und Kontext ein.

Original pieces designed by Albert Kriemler for Akris from 1979 to 1992, photographed in 2022 in the main building of the University of St. Gallen | © Iwan Baan

Daniel Binswanger (*1969) ist in Zürich geboren und hat in Paris, London und Berlin Philosophie und Literaturwissenschaften studiert. Von 2004 - 2006 war er für die Weltwoche tätig, ab 2007 wer er Paris-Korrespondent für den Tagesanzeiger, bis Ende 2017 hat er für das Magazin jede Woche einen Kommentar zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen geschrieben und nah dabei eine linksliberale und sozialdemokratische Position ein. Seit 2018 ist er Online-Redakteur der Republik.

Embroidery archive established by Alice Kriemler-Schoch, still in use today | © Iwan Baan

Jessica Iredale ist Autorin und Redakteurin und lebt in New York City. Ihre Arbeiten sind unter anderem in der New York Times, dem Wall Street Journal, Town & Country, Air Mail, W magazine, Vogue.com, Vogue Business, Perfect, Monocle, Homme Girls und Racquet erschienen. Zuvor war sie Modekritikerin und Redakteurin bei Women's Wear Daily.

Cotton double-face | © Vera Bohm

John Neumeier (*1939) ist in Milwaukee, Wisconsin geboren. Er ist Tänzer, Choreograf und Ballettdirektor. Er ist seit 1973 als Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett und seit 1996 auch als Ballettintendant an der Staatsoper in Hamburg und anderen Orten als Gastchoreograf tätig. Er ist Direktor der von ihm gegründete Ballettschule in Hamburg.

Akris, Werbekampagne mit Stella Tennant, Herbst/Winter 1995, © Foto: Akris

Nicole Phelps ist die internationale Direktorin von Vogue Runway und Vogue Business. Sie begann ihre Modekarriere bei Women's Wear Daily und W Magazine und verbrachte fünf Jahre bei ELLE, bevor sie leitende Redakteurin von Style.com wurde. Im Jahr 2015 wechselte sie zu Vogue, wo sie die Vogue Runway-App ins Leben rief, die 2018 mit einem Webby Award ausgezeichnet wurde. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Manhattan.

Akris, Albert Kriemler x Reinhard Voigt, Drei Teile Druck, Werbekampagne, Herbst/Winter 2022, © Foto: Akris

Anne Urbauer ist in Journalistin, Autorin und Kommunikationsberaterin. Sie lebt in München.

Akris, Albert Kriemler x Carmen Herrera, Streetstyle-Foto, Frühling/Sommer 2017, © Foto: Bon Wongwannawat

Nicole Urbschat ist Redakteurin und kreative Beraterin. Ihr Markenzeichen seien zerzaustes Haar, dafür entwirrte Gedanken. Sie ist mit Zeitschriften aufgewachsen und strebt danach aussagekräftige, inhaltsorientierte, innovative und klare Arbeiten zu erstellen. Sie liebt Print genauso wie digitale Produkte und hat sowohl für grosse internationale Marken und Verlage als auch für kleine unabhängige Projekte gearbeitet. Heute lebt sie in Berlin, hat aber auch in Hamburg gearbeitet und ist Diplom-Kommunikationswirtin und betrachtet jeden ihrer Artikel als eine echte Liebesmüh.

Akris, Albert Kriemler x Imi Knoebel, Mehrfarbiger Kinderstern Druck, Ai Medium Messenger Tasche (Vordergrund), Imi Knoebel, Ohayo, 1999 (Hintergrund), Lookbook, Frühling/Sommer 2021, © Foto: Timothy Schaumburg

Roland Wäspe studierte Kunst- und Architekturgeschichte sowie ostasiatische Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Seit 1989 ist er Direktor des Kunstmuseums St. Gallen. In dieser Funktion hat er zahlreiche Wechselausstellungen für das Kunstmuseum und den Kunstverein St. Gallen mit dem Schwerpunkt zeitgenössische Kunst organisiert.

Akris, Albert Kriemler x Imi Knoebel, Look 31 (Vordergrund), Imi Knoebel, Ohayo, 1999 (Hintergrund), Lookbook, Frühling/Sommer 2021, © Foto: Timothy Schaumburg

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

Akris, Albert Kriemler x Alexander Girard, Wooden Dolls Druck, Défilé, Frühling/Sommer 2018, © Foto: Akris

selbstverständlich - Akris - A Century in Fashion kann (ISBN 978-3-03778-707-6) direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

Akris, Albert Kriemler x Carmen Herrera, Werbekampagne, Frühling/Sommer 2017, © Foto: Amit Israeli

Die Ausstellung Akris. Mode. selbstverständlich kann bis am 24. September 2023 im Museum für Gestaltung in Zürich besucht werden.

Quinquina Diaspora…

Quinquina Diaspora | © Samir Laghouati-Rashwan

Quinquina Diaspora, ist eine sprachlose Unterhaltung zwischen zwei Pflanzen. Ihr Austausch mit Untertiteln ist das Echo ihrer jeweiligen Erinnerungen. Die vollständig in 3D gefertigten Chininas (Pflanzen, aus denen das Chinin im Tonic gewonnen wird) sind fast identische Nachbildungen echter Pflanzen. Sie versuchen, sich durch die Anwesenheit des anderen an ihre Geschichte zu erinnern, und zwar durch Stimmen, die wir nicht hören können: die stillen Stimmen der Pflanzen. Sie sprechen über ihre Zwangsumsiedlung, ihre geografische Herkunft und ihre Masseneinführung in vielen kolonialisierten Ländern…

Quinquina Diaspora | © Samir Laghouati-Rashwan

"Die Tonic-Flasche enthält Chinin, das aus Chinarinde besteht, einer Pflanze aus Peru, die von spanischen Jesuiten im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht wurde und in Britisch-Indien endete, wo sie später zu einem festen Bestandteil von Bars wurde, der dazu bestimmt war, getrunken zu werden, und nicht dazu, über seine Geschichte nachzudenken. Die Enthüllung der gewalttätigen Geschichten, die in solchen Gegenständen oder Bräuchen untergebracht sind, ist jedoch nicht moralisierend, die Arbeit der Künstlerin hebt sie aus ihrem 'eingebürgerten' Zustand heraus und enthüllt einige ihrer Aspekte mit Ironie und Ernsthaftigkeit." (Marion Vasseur Raluy & Jess Saxby)

Quinquina Diaspora | © Samir Laghouati-Rashwan

Samir Laghouati-Rashwan, ist ein französisch-ägyptischer Künstler, der 2020 seinen Abschluss an der École supérieure d'art & de design Marseille-Méditerranée gemacht hat. Seine Arbeiten wurden in "Hijack City" in der Galerie der SCEP in Marseille, "Sur pierres brûlantes" in der Friche de la Belle de Mai in Marseille, "Les chichas de la pensée" in den Magasins Généraux in Pantin, in "Diaspora at Home" in der Fondation Kadist in Paris oder auch beim Festival Parallèle in Marseille gezeigt.

Quinquina Diaspora | © Samir Laghouati-Rashwan

Die Arbeit von Samir Laghouati-Rashwan wird im Rahmen der Rencontres de la photogarphie in der Ausstellung Grow up in der Fondation Manuel-Rivera-Ortiz in Arles präsentiert. Die Ausstellung kann bis 24. September 2023 besucht werden.

Guest Contribution: Bedeutet DALL-E 2 der Untergang für Künstler?...

DALL-E 2 gehört zu den neuesten KI-Systemen, denen zuletzt viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Diese Künstliche Intelligenz erstellt in kürzester Zeit eigenständig neue Kunstwerke. Doch nimmt es dadurch den Künstlern die Arbeit weg? Oder kann es auch eine Hilfe sein?

Eine Gefahr für Künstler?
KI-Programme wie DALL-E 2 können Bilder innerhalb von Sekunden erstellen. Künstler benötigen dafür mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate. Die Leistung der Technologie wird besser und die Nutzung von DALL-E 2 ist derzeit kostenfrei. Die Ergebnisse, die das System liefert, wirken real und sind wirklich gut. So beherrscht es verschiedene Stile, wie Ölmalerei, Fotografie sowie 3D-Rendering und kann nebenbei sogar bekannte Künstler imitieren. Ein Künstler ist oftmals nur auf eine Stilrichtung festgelegt. Das alles macht DALL-E 2 definitiv zu einer harten Konkurrenz für echte Künstler. Doch es gibt auch einige Nachteile.

Künstler können aufatmen
Zwar kann jeder Mensch mit einer einfachen Eingabe ein Bild von DALL-E 2 erstellen lassen, doch aufgrund dessen kommt es auch oft zu ungewünschten Ergebnissen. Besonders bei der Erstellung von Bildern, die Menschen zeigen, kommt das häufig vor. Es ist also wichtig, dass man explizite Vorgaben macht. Aber selbst diese können von dem KI-Programm anders verstanden werden. Echte Künstler hingegen bringen Emotion und Empathie mit und können deswegen besser auf Wünsche eingehen als KI-Tools.

Daneben ist es nicht möglich, so viele Bilder zu erstellen, wie man möchte. Als Nutzer erhält man bei der Anmeldung 50 Credits. Zusätzlich bekommt man 15 Credits pro Monat. Um ein Bild zu generieren, muss ein Credit eingesetzt werden. Sobald man keine mehr hat, kann man auch keine Bilder mehr generieren.

Fazit
KI-Systeme wie DALL-E 2 ermöglichen es jedem Mensch, schnell und ohne viel Aufwand, Bilder zu generieren. Doch trotz der Möglichkeiten müssen Künstler nicht um ihre Berufung fürchten. Noch lange ist Künstliche Intelligenz nicht dazu in der Lage, emotional zu handeln. Und Gefühle spielen besonders in der Kunst eine wichtige Rolle. Zudem sind Künstler nicht auf eine Bildanzahl eingeschränkt und sie können wahrscheinlich besser auf die Wünsche der Auftraggeber eingehen, als es die Technologie kann. Eben weil sie menschliche Fähigkeiten wie Emotion und Empathie besitzen. Das Tool kann sogar von Künstlern zum Vorteil genutzt werden, um erste Entwürfe zu erstellen. Das alles zeigt, dass Künstler immer noch gebraucht werden. 

Autor: Maximilian Schmidt ist CEO der CPI Technologies GmbH. Die Firma ist spezialisiert auf Softwareentwicklung in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Blockchain und digitale Produktentwicklung.

Archivgeschichte #5: Yva - Else Ernestine Neuländer-Simon…

Yva, Ohne Titel (Creme Mouson), um 1937 © Das Verborgene Museum

Yva - wurde 1900 als Else Ernestine Neuländer-Simon in Berlin als Jüngste von neun Geschwistern an der Grossbeerenstrasse 36 in der Tempelhofer Vorstadt geboren und starb 1942 im Vernichtungslager Sobibor[1]. Im Alter von 25 Jahren gründete sie 1925 ihr eigenes Fotostudio in der Friedrich-Wilhelm-Strasse 17 in Berlin - ein ebenso berühmtes wie innovatives Atelier. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere beschäftige sie bis zu zwölf Angestellt in ihrem Studio.

Ohne Titel (Dame beim Lesen der Rennsport-Zeitung), 1932 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

1926 arbeitete sie eine Zeit lang mit dem Fotografen, Illustrator und Layouter Heinz Hajek-Halke[2] zusammen. 1929 erhielt sie einen Vertrag mit dem "Ullstein-Verlag". Ende 1930 zog sie mit ihrem Studio in die Bleibtreustrasse 17 um. Sie war auf der Ausstellung "Film und Foto" vertreten.

Beim Sekt, 1936. | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

1933, nach der Machtergreifung der Nazis, wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft untersagt, arische Mitarbeiter zu beschäftigen. Dennoch setzte sie ihre Arbeit in ihrem Studio und in der Agentur "Schostal"[3] fort.

Hands Study, Berlin 1925 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

1934 heiratete sie Alfred Simon, der zunächst die Leitung ihres Studios übernahm. 1936 übertrug sie die Leitung ihres Unternehmens ihrer "arischen" Freundin, der Kunsthistorikerin Charlotte Weidler[4]. Von 1936 bis 1938 beginnt Helmut Neustädter, der unter dem Pseudonym Helmut Newton berühmt wurde, seine Ausbildung, indem er Yva als Assistent zur Seite stand.

zwei Frauen, um 1933 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Im Jahr 1938 wurde sie vom Regime gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Sie musste ihr Fotostudio aufgeben. Sie arbeitete als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in Berlin, wo sie Zwangsarbeit leistete.

Junges Paar beim Tanzen, 1932 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Als Yva und ihr Mann sich 1942 darauf vorbereiteten, das Deutsche Reich zu verlassen, wurden sie am 13. Juni 1942 festgenommen und mit dem Todestransport Nr. 15 von Lublin in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Nach ihrer Ankunft wurde sie sofort hingerichtet.

Charleston, 1927 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Obwohl Yva nur eine kurze Zeit lebte, war sie eine bedeutende Modefotografin der 1920er und 1930er Jahre. Sie war sehr beliebt und gefragt und wurde für ihre Werbespots, Prominentenporträts und Aktaufnahmen bekannt. Ihre Werke waren in renommierten Galerien und gehobenen Modezeitschriften jener Zeit zu finden.

Beach outfit, Berlin ca. 1932. | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon, Stiftung F.C. Gundlach

Unter den Fotografen, die in den 1920er Jahren in Berlin ihr eigenes Atelier gründeten und sich der Nachfrage nach Portraits stellten, war Yva eine der erfolgreichsten Fotografinnen. Von Beginn ihres Unternehmens richtete sie das Profil ihres Ateliers auf Gebrauchsfotografie und Presseveröffentlichungen aus und belieferte gleichzeitig illustrierte Zeitschriften und Magazine.

Selbstporträt, 1925 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Noch bis am 4. Juni 2023 kann die Ausstellung Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919–1937 in der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen in Rüsselheim besucht werden.

Amor Skin, Berlin um 1925-1930 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

[1] Das Vernichtungslager Sobibor war ein deutsches Vernichtungslager im besetzten Polen während des Zweiten Weltkrieges. Es lag in der Nähe des etwa 500 Einwohner zählenden Dorfs Sobibór, eines Orts der Landgemeinde Włodawa, im südöstlichen Polen. Es lag an der Ostgrenze des damaligen Distrikts Lublin des Generalgouvernements, im heutigen Dreiländereck Polen–Belarus–Ukraine. Das Lager wurde Anfang 1942 errichtet und diente neben den Lagern Belzec und Treblinka als Vernichtungslager im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ der planmäßigen Ermordung der Juden des Generalgouvernements. Im Vernichtungslager Sobibor wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Juden in Gaskammern ermordet, darunter alleine vermutlich 33.000 aus den Niederlanden. (Quelle: Wikipedia)

[2] Heinz Hajek-Halke, eigentlich Heinz Richard Paul Halke (* 1. Dezember 1898 in Berlin; † 11. Mai 1983 ebenda) war ein deutscher Fotograf. (Quelle: Wikipedia)

[3] Die Agentur Schostal war eine Pressebildagentur mit Sitz in Wien. Sie hatte Niederlassungen u. a. in Paris, Mailand, Berlin und Stockholm. Der Besitzer war Robert F. Schostal. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg befanden sich im Bestand der Agentur über eine Million Fotos aus den verschiedensten Bereichen aus den 1920er und 1930er Jahren. Damit zählte sie zu den Großen in der Branche. (Quelle: Wikipedia)

[4] Charlotte Weidler (1895-1983) war eine deutsche Kunsthändlerin, Kuratorin und Kunsthistorikerin. Ihre Geschäfte mit Kunstwerken aus den Sammlungen von Paul Westheim und Alfred Flechtheim während der NS-Zeit waren Gegenstand mehrerer viel beachteter Gerichtsverfahren. (Quelle: Wikipedia)

Werner Bischof. Unseen Colour…

Studie, Zürich, Schweiz, 1949 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Unseen Colour ist ein farbiger Schatz, der uns das Gesamtwerk von Werner Bischof näherbringt. Als Marco Bischof, der älteste Sohn von Werner Bischof 2016 das Archiv durchforstete, fand er Hunderte von Glasplatten, die er für Schwarz-Weiss-Fotos hielt. Er stellte jedoch fest, dass es für jedes Bild scheinbar drei identische Negative gab. Dann die Überraschung beim genauen Hinsehen; sie wiesen unterschiedliche Intensitäten auf, wie Schichten eines einzigen Bildes, aus deren Überlagerung sich ein Farbfoto ergibt.

Orchidee (Studie), Zürich, Schweiz, 1943 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Devin Tri-Color Camera[1], Rolleiflex[2] und Leica[3].

 In "Versuche der Farbfotografie mit den heutigen Mitteln" - Werner Bischof und die Farbfotografie beschreibt Tobia Bezzola die Eigenheiten der verschiedenen Kameratypen. Wir finden ein Panorama der technischen und ästhetischen Möglichkeiten erprobt, von sprühend-grell bis weich und aquarellistisch, von rokokohaft verspielt bis Pop-Art-mässig aggressiv, je nach Massgabe der Möglichkeiten des Motivs und des Materials. Bleibt zu bedauern, dass Bischof, der in Schwarz-Weiss so virtuos die technischen Möglichkeiten zu maximalem ästhetischem und narrativem Ausdruck zu steigern wusste, diese Pfade nicht weiterverfolgen konnte.

Model mit Rose, Zürich, Schweiz, 1939 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

In Von kommerziellen Zwängen zu künstlerischen Vorhaben: Der zwiespältige Ruf der Farbe zeigt Clara Bouveresse die zwiespältige Beziehung zur Farbfotografie, insbesondere in der Agentur Magnum auf.  …Den Gründungsidealen der Agentur und dem Geist der engagierten Fotografie getreu, realisierte er Bilder in Schwarz-Weiss, die, geprägt von Empathie und Humanismus, zu den Klassikern des Genres werden sollten […] […] Die Arbeit in Farbe bot neue Möglichkeiten und bedeutete eine andere Art und Weise, jede Aufnahme zu komponieren. Auch sensibilisierte sie den Blick für die Farbnuancen jeder einzelnen Bildzone […]

Glasflasche mit Blatt, Zürich, Schweiz, 1942 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Peter Pfrunder schreibt in Schmerzhafte Farben wie Farbfotografien auch empören können: Dass die Farbe dabei eine wesentliche Rolle spielte, bezeugen die darauf Bezug nehmenden Formulierungen der Zeitgenossen: Dem Fotografen selbst prägen sich die "blauvioletten Brandmale", "eine rote Maske" und "das farbig-rosa Fleisch" ein; Du-Chefredakteur Kübler erwähnte in seinem Editorial explizit das "bläulich gefärbte" Gesicht, und ein Leser empörte sich übe de Zumutung, ein solches Bild "überlebensgross und farbig" zu zeigen. Nicht wenige von Bischofs Devin-Aufnahmen hätten als Schwarz-Weiss-Fotos ebenso gut funktioniert […]

Der Reichstag, Berlin, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Im Text von Farben und Techniken von Luc Debraine erfährt man einiges über die eingesetzten Kameras, über Drucktechniken und Filmmaterialien. Nun war der Zeitpunkt gekommen: Die Farbfotografie begann sich in den illustrierten Magazinen durchzusetzen. Tatsächlich erschien sie in Frankreich bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Zeitschriften wie Illustration. Der Druck mithilfe des Autochrom-Verfahrens aber lieferte wenig überzeugende Ergebnisse. Zumindest in den Augen der Werbetreibenden, die eine realistische Wiedergabe verlangten […] Die Heliogravüre[4] wie auch die Trichromie[5] waren eine Antwort auf diese eindringliche Nachfrage. Die beiden Techniken sind kostspielig, zeitaufwendig und verlangen grosses Geschick. Die Ergebnisse aber sind beispielhaft ich ihrer Authentizität, Modernität und visuellen Wirkung…

Trümmerfrauen, Berlin, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Werner Bischof wurde am 26. April 1916 als Sohn eines Direktors einer pharmazeutischen Fabrik und passionierten Amateurfotografen in Zürich geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Zürich, Kilchberg und in Waldshut. Die Kindheit und Jugendzeit wurde vom frühen Tod der Mutter 1931 überchattet. 1932 trat er in die Kunstgewerbeschule Zürich ein, wo er die neu eingerichtete Fotoklasse von Hans Fisler besuchte und 1936 abschloss. Bereits 1936 eröffnete er sein erstes Atelier in Zürich. 1939 übersiedelte er, mit der Absicht Maler zu werden, nach Paris. Bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs kehrte er zurück in die Schweiz und leistete zwei Jahre Militärdienst. 1945 begann er mit einer fotografischen Dokumentation des zerstörten Nachkriegseuropas im Auftrag der "Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten" in Süddeutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. 1946 lernte er Rosellina Mandel kennen, die er 1949 heiratete. 1949 wurde er Mitglied von Magnum Photos. Seine weiteren Reisen führten ihn durch Italien, Griechenland, Ungarn, Rumänien, Tschechoslowakei, Polen, Skandinavien, Indien, Japan, Indochina. 1953 begann er die Planung für eine ausgedehnte Reise durch Südamerika. Am 16. Mai 1954 verunfallte er tödlich als sein Wagen in den peruanischen Anden in eine Schlucht stürzt.

Neues Palais, Darmstadt, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Trocknendes Getreide, Castel di Sangro, Italien, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Das MASI Lugano - Museo d’arte della Svizzera italiana wurde 2015 gegründet und gehörte bereits nach wenigen Jahren zu den meistbesuchten Kunstmuseen der Schweiz. Es bildet einen kulturellen Knotenpunkt zwischen dem Süden und dem Norden der Alpen, der italienischen und der deutschen Schweiz, dem lateinischen und dem germanischen Europa. An seinen zwei Standorten – im Kulturzentrum LAC sowie im historischen Palazzo Reali – bietet es ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm, wechselnde Sammlungspräsentationen sowie ein umfangreiches, mehrsprachiges Vermittlungsprogramm für Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Ergänzt wird das Angebot durch die in Zusammenarbeit mit dem MASI betriebene, ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Collezione Giancarlo e Danna Olgiati.

Strand, Sardinien, Italien, 1950 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Die Fotostiftung Schweiz, 1971 als private «Stiftung für die Photographie» gegründet, setzt sich für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung von fotografischen Werken ein. Ihre Sammlung umfasst ca. 50’000 Ausstellungsprints, 250’000 Archivabzüge sowie über 1 Million Negative bzw. Dias. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Bundesamtes für Kultur betreut sie rund 100 Archive oder Teilarchive von herausragenden Fotografinnen und Fotografen sowie eine umfassende Sammlung zur Schweizer Fotografie. Mit eigenen Ausstellungen und Publikationen stellt die Fotostiftung regelmässig historische oder aktuelle Positionen der Schweizer Fotografie vor.

Regenschirm aus Pergamentpapier, Kyoto, Japan, 1951 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Die Ausstellung Werner Bischof. Unseen Colour kann vom 12. Februar - 2. Juli 2023 im MASI -  Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano und vom 26. August 2023 - 21. Januar 2024 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur besucht werden.

Sumida-Fluss, Tokio, Japan, 1951 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Werner Bischof. Unseen Colour (Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-03942-129-9, Englische Ausgabe: 978-3-03942-130-5, die italienische Ausgabe erscheint bei Edizioni Casagrande: ISBN 978-88-7713-997-9) ist bei Scheidegger & Spiess oder im Buchhandel erhältlich.

Fotostudio im Freien, Colima, Mexiko, 1954 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

[1] Die Devin Tricolor Camera ist eine One-Shot-Farbseparationskamera. D. h. sie belichtet in einer einzigen Aufnahme drei monochrome Platten, die jeweils hinter einem Farbfilter angebracht sind, so dass anschliessend durch Addition der drei monochromen Negative ein Echtfarbabzug erstellt werden kann.

[2] Rolleiflex ist die Markenbezeichnung für eine Reihe von analogen und digitalen Mittelformatkameras der Firma DW Photo GmbH, Braunschweig, vormals DHW Fototechnik GmbH, ehemals Rollei. Die Modellreihe umfasst hauptsächlich ein- und zweiäugige Spiegelreflexkameras, die Rollfilm im Format 60 × 60 mm, später auch 40 × 40 mm belichten, aber auch mit digitalen Rückteilen versehen werden können. (Quelle: Wikipedia)

[3] Die Leica Camera AG (Leica: Abkürzung für Leitz(sche) Camera) ist ein deutsches Unternehmen der optischen Industrie mit Sitz in Wetzlar. Das Unternehmen hat sich auf die Fertigung von Fotoapparaten und Ferngläsern spezialisiert. Das Unternehmen entstand 1986 aus der Ernst Leitz Wetzlar GmbH, dem Nachfolgeunternehmen des von Carl Kellner 1849 in Wetzlar gegründeten Optischen Instituts. (Quelle: Wikipedia)

[4] Als Heliogravüre (von griech. helios „Sonne“), auch Heliogravur, Fotogravüre, Fotogravure, Photogravur, Photogravüre, Klicotypie oder Sonnendruck genannt, bezeichnet man ein fotografisches Edeldruckverfahren. Die Heliogravüre ist die Vorläufertechnik des modernen Tiefdrucks, mit der Fotos und Illustrationen durch ein fotomechanisches Druckverfahren reproduziert werden können und mit dem sich echte Halbtöne darstellen lassen. Sie ist eine Weiterentwicklung des Aquatintaverfahrens. So wird die dafür erforderliche Druckplatte ähnlich wie jene für die Aquatintaradierung hergestellt. (Quelle: Wikipedia)

[5] Trichromie (aus altgriechisch τρι tri = drei und χρῶμα chroma = Farbe entlehnt) ist ein Verfahren der Farbfotografie, bei der drei getrennte Schwarzweißaufnahmen durch die Farbfilter Rot, Grün und Blau hergestellt werden, die zum Betrachten wieder zur farbigen Darstellung überlagert werden. (Quelle: Wikipedia)

Lichter der Stadt, New York; USA, 1953 | Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Archivgeschichte #4: Roxanne Lowit…

Three Models in a Tub, Naomi Campbell and Christy Turlington, Linda Evangelista, Paris I, 1990 | © Roxanne Lowit

Roxanne Elizabeth Lowit (22. Februar 1942 - 13. September 2022) war eine amerikanische Mode- und Promifotografin. Über drei Jahrzehnte lang hat Roxanne Lowit mit ihrer einzigartigen Linse die Gesichter, Persönlichkeiten und Räume der modernen Kultur eingefangen. Ihre unvergleichliche Art zu betrachten, bedeutet, hinter das sprichwörtliche Samt-Seil zu treten. Wer ihre Bilder betrachtet, wird Zeuge der Kreation und der Feier von Mode und Kunst, Theater und Film, Vergnügen und Freude und ästhetischem Genuss.

Pink Ruffles, Yves Saint-Laurent | © Roxanne Lowit

Roxanne Lowit ist ein Shootingstar und hat Tausende von Berühmtheiten fotografiert, darunter Andy Warhol, Salvador Dali, Kate Moss, Yves Saint-Laurent, Johnny Depp, Madonna, George Clooney und viele andere. Wer ihre Arbeit betrachtet, sieht nicht nur diese berühmten Gesichter aus nächster Nähe, sondern auch ihre Schönheit, ihre Verletzlichkeit und ihre Menschlichkeit, eingefangen von einer leidenschaftlichen Geschichtenerzählerin, deren grösstes Werkzeug ihre bescheidene, einfühlsame Präsenz ist. Sie ist mehr als eine Fotografin, sie ist eine wahre Künstlerin, eine moderne Nachfolgerin von Manet und Toulouse-Lautrec. So wie diese das turbulente Pariser Leben im 19. Jahrhundert auf Leinwand festgehalten haben, hat sie die kreative Klasse der letzten drei Jahrzehnte in ihren Fotografien festgehalten und bietet damit einen beispiellosen visuellen Zugang zur beau monde von New York, Paris und Mailand.

Palm Coat, Yves Saint-Laurent | © Roxanne Lowit

Als Pionierin hat Roxanne Lowit die Dinge immer anders gemacht. Als gebürtige New Yorkerin war sie ursprünglich Textildesignerin. Ihre wahre Berufung fand sie aber in der Herstellung von Bildern anderer Art und schuf dadurch ein völlig neues Genre der Fotografie, indem sie ihre Kamera dorthin mitnahm, wo niemand sonst hinwollte: hinter die Kulissen der Modeschauen. Während alle anderen auf den Laufsteg fixiert waren, fing sie das wahre Geschehen dort ein, wo die anderen Fotografen nicht hinschauten. Ihre Erleuchtung ist bezeichnend für ihren scharfen Blick für neue Möglichkeiten - und sie hat die Modefotografie für immer verändert. Aber sie ist noch weiter gegangen und hat ihr Medium zur Kunst erhoben.

Warren Tricomi, aus der Serie White on Black | © Roxanne Lowit

Roxanne Lowits Arbeiten wurden in vielen der wichtigsten Museen der Welt ausgestellt, darunter das Metropolitan Museum of Art, das Whitney Museum of American Art, das Victoria & Albert Museum, das Warhol Museum und das Museum of Modern Art in Moskau. Ihre Fotografien sind Teil der ständigen Sammlung des renommierten Kobe Fashion Museum in Japan. Ausserdem war sie in Einzelausstellungen in New York, Paris, Berlin, Amsterdam und London sowie in Gruppenausstellungen in der Gagosian Gallery, bei Colette und der Art Basel Miami zu sehen.

Anne Slater and Foxy Brown | © Roxanne Lowit

Roxanne hat vier Bücher veröffentlicht, die ihre einmaligen Bilder zeigen. Moments (1990) und People (2001) sind visuelle Zeitkapseln des internationalen Nachtlebens. Backstage Dior (2009), mit einem Vorwort von John Galliano, und Roxanne Lowit Photographes Yves Saint Laurent (2014), mit einem Vorwort von Pierre Berge, konzentrieren sich auf die unnachahmliche Kreativität und unvergleichliche Energie dieser traditionsreichen Häuser.

Poppy Delevigne, Mary Charteris, and Clara Delevigne at the Club Monaco dinner at Derrière, October 2011 | © Roxanne Lowit

Lowits Fotografien sind seit langem eine feste Grösse in der amerikanischen, italienischen, französischen und deutschen Ausgabe der Vogue sowie in Vanity Fair, Tatler, GQ, W und zahlreichen anderen Publikationen. Zu ihren bahnbrechenden Arbeiten für die Werbung gehören denkwürdige Kampagnen für grosse Marken aus einer Vielzahl von Branchen, darunter Acura, Armani, Coca-Cola, DeBeers, Dior, Land Rover, Moët & Chandon und Vivienne Westwood. (Quelle: Roxanne Lowit)

Aus der Serie Backstage II | © Roxanne Lowit

Madame d'Ora…

d'Ora, Rosella Hightower, Danseuse de ballet, c.1955 © Vienne, Collection privée

Madame d'Ora - Dora Kallmus (1881-1963) eine bekannte Fotografin, die als Portraitfotografin in Wien arbeitete, das damals ein wichtiges kulturelles Zentrum und Labor der Moderne in Europa war und später im Paris der Années folles[1].

d'Ora, La danseuse Lizica Codreanu, c. 1927 © Vienne, Photoinstitut Bonartes

Als Vordenkerin war sie 1908 eine der ersten Frauen, die in Wien ein Fotostudio eröffneten. Vor allem Aristokraten, Schauspielerinnen und Modedesigner schätzten ihre künstlerische Intuition, ihr Talent, die Persönlichkeit ihrer Modelle zu erfassen und Kleidung und Accessoires zu arrangieren. Bald wurden ihre Bilder regelässig in Zeitschriften veröffentlicht.

d'Ora, Joséphine Baker. © Vienne, Photoinstitut Bonartes

1925 zog sie nach Paris, wo sie rasch von Haute-Couture-Häusern wie Balenciaga[2] und Chanel[3] gerufen wurde, um die eleganten Kleider zu fotografieren, die unter vielen anderen Tamara de Lempicka[4] und Josephine Baker[5]. Sie war eine wichtige Figur in der Kunstszene und schuf zahlreiche Atelierportraits der damals angesagten Persönlichkeiten, mit denen sie in der High Society ihrer Zeit verkehrte.

d'Ora, La sculptrice Bessie Strong-Cuevas dans une robe Pierre Balmain, 1953 © Hambourg, Museum für Kunst und Gewerbe

Der Krieg erschütterte auch ihr Leben und ihre Arbeit. Als Jüdin verlor sie währen der Besatzung ihr Pariser Studio und musste sich mehrere Jahre lang in der Ardèche verstecken, wo ihre Familie und Freunde verfolgt wurden. Als sie nach 1945, nachdem sie alles verloren hatte, nach Paris zurückkehrte, hatte sie einen scharfen, aber empathischen blick auf die Opfer des Krieges und einen weitaus distanzierteren auf Glamour und Geld. Von den schillernden bis zu den dunkelsten Zeiten, von Avantgardekünstlern über mittellose Flüchtlinge bis hin zu einer erstaunlichen metaphorischen Arbeit über die Pariser Schlachthöfe erzählen Madame d'Oras Portrait auf unnachahmliche Weise von den Umwälzungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

d'Ora, Dans un camp de réfugiés, 1946-1948 © Hambourg, Museum für Kunst und Gewerbe

Die von Monika Faber und Magdalena Vukovic kuratierte Ausstellung im Pavillon Populaire in Montpellier zeigt Sammlungen von Vintage-Abzügen aus Museen in Wien, Linz, Hamburg, Berlin und Paris zusammen mit einer umfangreichen Dokumentation, die den historischen Kontext illustriert.

d'Ora, Tête de veau fendue, c. 1949-1957 © Collection Fritz Simak

Monika Faber war Kuratorin am Museum Moderner Kunst in Wien und danach Chefkuratorin der Fotosammlung der Albertina. Seit 2011 ist sie Direktorin des Photoinstitut Bonartes in Wien, das sich der Erforschung der historischen Fotografie in Österreich und Mitteleuropa widmet. Sie ist ausserdem Autorin zahlreicher Publikationen über die Geschichte der Fotografie.

d'Ora, Dans le camp de réfugiés "Hôtel Europe" à Salzbourg, 1948 © Vienne, Photoinstitut Bonartes

Magdalena Vukovic ist Fotohistorikerin und Ausstellungskuratorin, spezialisiert auf Fotografie in Österreich bis zu den 1950er Jahren. Seit 2011 arbeitet sie als Kuratorin am Photoinstitut Bonartes in Wien. In ihrer Arbeit bevorzugt sie einen interdisziplinären Ansatz und arbeitet eng mit Forschern aus verschiedenen Bereichen zusammen.

d'Ora, Chapeau par Krieser, 1910 © Vienne, Collection privée

Der Pavillon Populaire in Montpellier im französischen Département Hérault. Er wurde von im Stil der Neorenaissance 1891 nach einem Entwurf des Architekten Léopold Carlier gebaut. Der Pavillon Populaire war bis in die 1980er Jahre das Zentrum der wichtigsten Volksfeste der Stadt. 1991 wurde der Pavillon nach den Plänen des Pariser Architekten François Pin renoviert. Dabei wurden im zentralen Raum die Trennwände entfernt. Seither wurde er für Wechselausstellungen des Musée Fabre genutzt. 1993 übernahm die Fotogalerie Espace Photo Angle den Pavillon des Fabre-Museums anlässlich einer Ausstellung von Picasso-Lithografien. Seit 2001 ist der Pavillon für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich. Er veranstaltet durchschnittlich drei Fotoausstellungen pro Jahr.

d'Ora, Chaussures en cuir verni noir par Pinet, c. 1937 © Vienne, Photoinstitut Bonartes

Die Ausstellung La Surface et la Chair. Madame d'Ora, Vienne-Paris, 1907-1957 im Pavillon Populaire in Montpellier kann bis am 16. April 2023 besucht werden.

d'Ora, Les danseurs de Anita Berber et Sebastian Droste dans "Suicide", 1922 © Vienne, Collection privée

[1] Die Années folles (die goldenen Zwanziger) waren das Jahrzehnt der 1920er Jahre in Frankreich. Sie wurden geprägt, um die reichen sozialen, künstlerischen und kulturellen Kooperationen dieser Zeit zu beschreiben. Die gleiche Zeit wird in den USA auch als Roaring Twenties oder Jazz Age bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

[2] Balenciaga ist eine 1917 von Couturier Cristóbal Balenciaga in San Sebastián gegründete Marke für Damen- und Herrenmode sowie Lederwaren und Parfüm. Sie hat seit 1937 ihren Sitz in Paris und gehört seit 2001 zum Kering-Konzern. (Quelle: Wikipedia)

[3] Chanel S.A.S. heisst der von Gabrielle "Coco" Chanel gegründete Modekonzern mit Sitz in Neuilly-sur-Seine bei Paris. Chanel gehört weltweit zu den grössten und bedeutendsten Unternehmen in der Mode- und Kosmetikbranche.

[4] Tamara de Lempicka wurde am 16. Mai 1898 in Warschau in Polen als Maria Rozalia Gurwik-Górska geboren und verstarb am 18. März 1980 in Cuernavaca in Mexiko. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen der Ära, die einem breiten Publikum bekannt sind, und gilt als das Gesicht der Art-Déco-Malerei. (Quelle: Wikipedia)

[5] Josephine Baker wurde am 3. Juni 1906 in St. Louis, Missouri als Freda Josephine McDonald geboren und verstarb am 12. April 1975 in Paris. Sie war Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin. 1937 nahm die gebürtige US-Amerikanerin die französische Staatsbürgerschaft an. Im zweiten Weltkrieg gehörte sie der Résistance und den Streitkräften des Freien Frankreich an. (Quelle: Wikipedia)

TIN CAN…

Ghost Dance | © Stephan Wittmer

Tin Can - die Blechdose ist Namensgeberin des neuen Buches von Stephan Wittmer. Wenn man sich das Buch durchblättert, fallen nicht wirklich viele Blechdosen auf. Was aber auffällt sind die vielen Alltagsgegenstände, die auf eine spezielle Art und Weise in den Vordergrund gerückt werden oder all die skurrilen Szenerien von scheinbar Alltäglichem am Wegrand.

Prairie TV | © Stephan Wittmer

Sei es das Kinoambiente mitten in der Pampa - wobei es sich mehr um einen platzierten oder doch viel mehr entsorgten TV geht, der vor einem möglicherweise Lieblingsküchenstuhl vom Grossvater steht und man sich in Gedanken in die belebte Küche versetzt fühlt, während über die Röhre ein Footballspiel übertragen wird und die Kids ungeduldig sind, weil er seine Aufmerksam ganz dem Spiel widmet und sein Bier trinkt…

Wide range | © Stephan Wittmer

Tin Can ist eine Art Aufarbeitung des umfangreichen Fotoarchivs von Stephan Wittmer. Es sind Aufnahmen, die während zahlriechen Reisen durch Arizona, Kalifornien, Colorado, New Mexico, South Dakota und weiteren Staaten in den USA in den Jahren  2012 bis 2019 entstanden sind. Bilder, die eine wahnsinnige Masse an Dingen, an Konsum, nicht mehr Gebrauchtem, aber auch einer scheinbar schier unendlichen Weite entstanden sind. Aus all den Bildern ist ein Buch entstanden, das einem Roadmovie gleicht, in dem die Tin Can oder einfach das Blech eine wichtige Rolle spielt und einem die Vergänglichkeit vor Augen bringt…

© Stephan Wittmer

Das Vorwort hat Sabine Gebhardt Fink geschrieben, weiter gibt es Texte von Daniel Blochwitz (KICKING A TIN CAN DOWN THE ROAD), Michael Rebosura (AMERIKA IM HEITEREN SPIEGEL DER FOTOGRAFIE), Diamon Hamer (ORTE), ein Gespräch (BRÜCHIGE ZEITKAPSELN) zwischen Jana Bruggmann und Stephan Wittmer und einen weiteren Text von Valeska Marina Stach (DER HIMMEL FÄLLT AUF DEN ASPHALT UND ZERFLIESST) zu lesen.

First Coffee | © Stephan Wittmer

Stephan Wittmer (*1957) ist in Erlinsbach (SO) aufgewachsen und studierte an der Schule für Gestaltung Luzern. Er ist Künstler, Kurator und Herausgeber des _957 Independent Art Magazines. Heute lebt und arbeitet er in Luzern.

Room Service | © Stephan Wittmer

Der Vexer Verlag wurde 1985 vom Künstler Josef Felix Müller in der Schweiz gegründet. Der Verlag ist das Ergebnis eines Dialogs mit Kunstschaffenden aus diversen Sparten, der beständig fortgeschrieben wird. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Positionen aus den bildenden Künsten, der Literatur, der Musik, dem Film, der Fotografie und der Architektur und münden in unterschiedliche publizistische Formen und Formate. Die Spannbreite liegt zwischen nummerierten und signierten Kleinauflagen bis hin zu Publikationen in höherer Auflage. Vera Ida Müller, die Tochter des Gründers und ebenfalls bildende Künstlerin, hat in den letzten Jahren das Vexer Verlag Büro Berlin als Dependance etabliert und die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden um den räumlichen Kontext Berlins und seine reichhaltige Kunstszene erweitert. Neben ihrer verlegerischen Arbeit organisiert sie im hauseigenen Showroom Veranstaltungen, wie Werkpräsentationen, Ausstellungen, Vorträge und Gespräche, die das Verlagsprogramm zum Inhalt nehmen und die Buchprojekte in neuem Licht erfahrbar machen.

Softice on stairs | © Stephan Wittmer

Framing Fantasy | © Stephan Wittmer

photoSchweiz 2023 oder die Nadel im Heuhaufen…

Südliches Madagaskar © Reto Albertalli mit UNICEF Schweiz 

"Wenn die Trinkwasserbrunnen ausgetrocknet sind, haben wir keine andere Wahl, als das Salzwasser zu trinken." 

Steigende Temperaturen und mehrere Jahre in Folge unzureichende Niederschläge im Süden Madagaskars haben zu einer der schlimmsten Dürren in der Geschichte des Landes und zu einer wachsenden Ernährungsunsicherheit in den Gemeinden geführt. 1,5 Millionen Menschen hungern in Madagaskar. Es wird erwartet, dass sich die Unterernährung bei Kindern in den kommenden Monaten vervierfachen wird, da sich die Dürre verschlimmert.

Seit gestern Freitag kann die photoSchweiz in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon besucht werden. Wie jedes Jahr gibt es jede Menge Bilder auf Tischen ausgelegt und einige an der Wand hängend zu sehen. Nebst den Sonderausstellungen:

  • Black Madonna von Iris Brosch

  • Emil Meerkämpfer - ein Bohème der Fotografie-Historie

  • Directors Choice - eine Zusammenarbeit mit renommierten Fotofestivals der Welt

  • There is somthing about Soulmary - 4 Fotografierende, 4 freie Arbeiten, ein Modell

  • Vade Retros Santanas - eine fotografische Annäherung an Gion Mathias Cavelty

  • Mars photography with AI von Vera Mulyani

  • Die Sicht der Anderen - Im Angesicht des Lebensendes - 11 Hospiz-Patienten dokumentieren eine Woche lang ihren Alltag (in enger Zusammenarbeit mit dem Dachverband Hospize Schweiz)

  • Chöpf - Thomas Biasotto gibt einen Einblick in das Archiv von Emil Grubenmann

  • SOS MEDITERRANEE

  • Fotografie-Text-Synthesen von Jürg Halter

  • Médecins sans Frontières von Christina Simons

  • photoDuell - zwei Fotografinnen, ein Promi, eine Location - und je eine Stunde Zeit

  • Watching the world von Kurt Caviezel

  • This person does not exist von Philipp Wang

sind 179 Arbeiten von 5 Künstlerduos, 56 Fotografinnen und 118 Fotografen aus der ganzen Schweiz (mehrheitlich aus der Deutschschweiz) und dem Ausland (Deutschland, Italien, Spanien) zu sehen.

Frauen auf der Flucht / Libanon © Andrea Camen 

Im Jahr 2022 waren insgesamt über 100 Millionen (Quelle: UNO Flüchtlingshilfswerk, Okt. 2022) Menschen auf der Flucht. Weitaus mehr als ein Viertel davon sind Frauen. Die Flucht ist für Frauen oft gefährlicher und herausfordernder als für Männer. Andrea Camen reiste unter anderem in den Libanon, um einzelne und persönliche Geschichten von Flüchtlingsfrauen bildlich festzuhalten und zu dokumentieren.

Wenige Highlights, einige Altbekannte und viel Landschaftsfotografie und Streetphotography sind zu sehen. Auch an der photoSchweiz zeigt sich der momentane Trend zu Peoplephotography.

© Céline Müller

Susanne Müller 1937 aka Tante Zus, geboren und aufgewachsen in Laupen (Kanton Bern) in einer Hausarztfamilie. Gelernte Laborantin mit Spezialgebiet Blutgruppen, arbeitete in Florida und in Indien/Ceylon (heute Sri Lanka). Leistete Militärdienst bei den Sanitätstruppen. Nach der Pensionierung bekannt für ihre wunderbaren, selbstgestrickten Socken, welche viele Familienmitglieder mit trockenen und warmen Füssen durch ihre Armeezeit brachte. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Bridge spielen.

Wie bei den letzten Besuchen fällt die Art und Weise der Präsentation auf. Die meisten Arbeiten liegen auf den Tischen ohne Rahmen, oft schlecht aufgezogen - man wird den Eindruck nicht los, dass es nur ums Dabeisein geht und nicht um eine tolle Präsentation. Als Besucherin unzähliger Ausstellungen fällt es schwer darüber hinweg zu sehen. Wer weiss, vielleicht wäre das Thema Präsentation und Kuration etwas für eine Masterclass und nicht nur für einen Hinweis wie man seine Arbeiten am besten präsentiert…

Aus Garbage City © Christian Bobst

Garbage City, ein Slumgebiet am Stadtrand von Kairo, Ägypten, ist das Zentrum der Müllsammler, der so genannten Zabbaleen. Der Slum hat eine ganze Wirtschaft entwickelt, die auf Recycling basiert. Er befindet sich in Manshiet Nasser, einem Viertel mit mehr als 260 000 Einwohnern auf einer Fläche von etwa 5 km2, von denen die meisten koptisch-orthodoxe Christen sind. Die Lebensbedingungen hier sind schlecht, oft fehlt es an grundlegender Infrastruktur wie Kanalisation, Strom und Wasser und überall liegt Müll, selbst auf den Dächern. Doch Manshiet Nasser ist auch ein spiritueller Ort. Im Herzen des Slums haben die Kopten eine riesige Höhlenkirche im Inneren des sagenumwobenen Mokattam-Bergs errichtet, der vor 1 000 Jahren durch die Kraft des Glaubens bewegt worden sein soll. Noch heute beweisen die Kopten hier, dass der Glaube Berge versetzen kann - zumindest Berge von Müll.

Hingehen kann sich dennoch lohnen - man trifft viele Bekannt und sieht vielleicht auch den einen oder anderen Promi in der Menge der Besuchenden. Die photoSchweiz dauert noch bis zum 10. Januar 2023.

Aus Guiding Light © Geraldine Haas

Die Bilder offenbaren den Betrachtenden eine plastisch und künstlich wirkende Natur. Sie zeigen eine geschönte Ästhetik, die vorbei an Kitsch und Ironie schrammen soll. In ihrer Arbeit interessiert sie die Spannung zwischen Vertrautem und Fremden, Wunschdenken und Realität, und der Sehnsucht nach Schönheit und deren Vergänglichkeit.

Wer Flohmärkte mag sollte heute Samstag oder morgen Sonntag an den photoFlohmarkt - ein neues, spontanes Format der photoSchweiz.

Ungewisse Reise, Sommer 2022 © Jean-Luc Grossmann 

Grönland ist der Ort, an dem man Eis in all seinen spektakulären Formen sehen kann. Gross, grösser und absolut riesig. Die Eisberge, die aus dem majestätischen Inlandeis herausgearbeitet wurden, bestehen aus dicht gepresstem Schnee, der vor Tausenden von Jahren gefallen ist. Wie schwerfällige Schauspieler in einem ewigen Drama bilden sie die Kulisse für ein nicht alltägliches Erlebnis. Im Winter, eingeschlossen im Packeis, sind sie wie gefrorene Teile im grossen Naturschauspiel, spektakulär und beeindruckend. Im Sommer werden sie zu riesigen schwimmenden Skulpturen, die sich auf eine lange und ungewisse Reise begeben und nur von Wind und Strömung gelenkt werden.

Amazing Moments © Markus Eichenberger

Amazing Moments ist eine Kollektion der schönsten Bilder aus 12 Jahren Schweizer Alpen Fotografie. Die ausgestellten Bilder entstanden in den letzten 2 Jahren an 3 verschiedenen Standorten: Schilthorn, Eggishorn und Stanserhorn. Sie entstanden während des Sonnenunter- und Sonnenaufgangs. Die magische Atmosphäre, welche durch das indirekte Licht entsteht, ist einzigartig und überrascht einem jedes Mal von Neuem.

Invisible Hands © Seerat Singh

Die Arbeit "Invisible Hands" konzentriert sich auf arbeitende Hände, die einen Teil unseres Lebens berühren, für uns aber oft unsichtbar sind. Es sind die Hände, die schaffen, bauen und flicken. Sie sind oft unsichtbar, aber mutig. Sie würfeln jeden Tag um ihre Existenz, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Hände, die geschickt jeden Zentimeter abmessen, um Leben und Farbe in den Stoff zu bringen. Hände, die sich Schweiss und Schlamm aus dem Gesicht wischen, während sie Ziegel und Mörtel schleppen, die unsere Häuser bilden. Hände, die flicken, damit wir wieder in unseren alten Schuhen laufen können. Hände, die mit Geschick Edelmetall zu unbezahlbaren Traditionen und Festen formen. Hände, die den Mut haben, ihre Würde in ihre Handflächen zu legen, wenn sie um Almosen betteln, um sich zu ernähren. Hände, die ihre Kinder in den Schlaf wiegen, weil sie wissen, dass sie am nächsten Tag aufwachen und die Würfel noch einmal rollen müssen, unsichtbar für uns…