Archivgeschichte #5: Yva - Else Ernestine Neuländer-Simon…

Yva, Ohne Titel (Creme Mouson), um 1937 © Das Verborgene Museum

Yva - wurde 1900 als Else Ernestine Neuländer-Simon in Berlin als Jüngste von neun Geschwistern an der Grossbeerenstrasse 36 in der Tempelhofer Vorstadt geboren und starb 1942 im Vernichtungslager Sobibor[1]. Im Alter von 25 Jahren gründete sie 1925 ihr eigenes Fotostudio in der Friedrich-Wilhelm-Strasse 17 in Berlin - ein ebenso berühmtes wie innovatives Atelier. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere beschäftige sie bis zu zwölf Angestellt in ihrem Studio.

Ohne Titel (Dame beim Lesen der Rennsport-Zeitung), 1932 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

1926 arbeitete sie eine Zeit lang mit dem Fotografen, Illustrator und Layouter Heinz Hajek-Halke[2] zusammen. 1929 erhielt sie einen Vertrag mit dem "Ullstein-Verlag". Ende 1930 zog sie mit ihrem Studio in die Bleibtreustrasse 17 um. Sie war auf der Ausstellung "Film und Foto" vertreten.

Beim Sekt, 1936. | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

1933, nach der Machtergreifung der Nazis, wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft untersagt, arische Mitarbeiter zu beschäftigen. Dennoch setzte sie ihre Arbeit in ihrem Studio und in der Agentur "Schostal"[3] fort.

Hands Study, Berlin 1925 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

1934 heiratete sie Alfred Simon, der zunächst die Leitung ihres Studios übernahm. 1936 übertrug sie die Leitung ihres Unternehmens ihrer "arischen" Freundin, der Kunsthistorikerin Charlotte Weidler[4]. Von 1936 bis 1938 beginnt Helmut Neustädter, der unter dem Pseudonym Helmut Newton berühmt wurde, seine Ausbildung, indem er Yva als Assistent zur Seite stand.

zwei Frauen, um 1933 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Im Jahr 1938 wurde sie vom Regime gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Sie musste ihr Fotostudio aufgeben. Sie arbeitete als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus in Berlin, wo sie Zwangsarbeit leistete.

Junges Paar beim Tanzen, 1932 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Als Yva und ihr Mann sich 1942 darauf vorbereiteten, das Deutsche Reich zu verlassen, wurden sie am 13. Juni 1942 festgenommen und mit dem Todestransport Nr. 15 von Lublin in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Nach ihrer Ankunft wurde sie sofort hingerichtet.

Charleston, 1927 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Obwohl Yva nur eine kurze Zeit lebte, war sie eine bedeutende Modefotografin der 1920er und 1930er Jahre. Sie war sehr beliebt und gefragt und wurde für ihre Werbespots, Prominentenporträts und Aktaufnahmen bekannt. Ihre Werke waren in renommierten Galerien und gehobenen Modezeitschriften jener Zeit zu finden.

Beach outfit, Berlin ca. 1932. | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon, Stiftung F.C. Gundlach

Unter den Fotografen, die in den 1920er Jahren in Berlin ihr eigenes Atelier gründeten und sich der Nachfrage nach Portraits stellten, war Yva eine der erfolgreichsten Fotografinnen. Von Beginn ihres Unternehmens richtete sie das Profil ihres Ateliers auf Gebrauchsfotografie und Presseveröffentlichungen aus und belieferte gleichzeitig illustrierte Zeitschriften und Magazine.

Selbstporträt, 1925 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

Noch bis am 4. Juni 2023 kann die Ausstellung Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919–1937 in der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen in Rüsselheim besucht werden.

Amor Skin, Berlin um 1925-1930 | © Yva, Else Ernestine Neuländer-Simon

[1] Das Vernichtungslager Sobibor war ein deutsches Vernichtungslager im besetzten Polen während des Zweiten Weltkrieges. Es lag in der Nähe des etwa 500 Einwohner zählenden Dorfs Sobibór, eines Orts der Landgemeinde Włodawa, im südöstlichen Polen. Es lag an der Ostgrenze des damaligen Distrikts Lublin des Generalgouvernements, im heutigen Dreiländereck Polen–Belarus–Ukraine. Das Lager wurde Anfang 1942 errichtet und diente neben den Lagern Belzec und Treblinka als Vernichtungslager im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ der planmäßigen Ermordung der Juden des Generalgouvernements. Im Vernichtungslager Sobibor wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Juden in Gaskammern ermordet, darunter alleine vermutlich 33.000 aus den Niederlanden. (Quelle: Wikipedia)

[2] Heinz Hajek-Halke, eigentlich Heinz Richard Paul Halke (* 1. Dezember 1898 in Berlin; † 11. Mai 1983 ebenda) war ein deutscher Fotograf. (Quelle: Wikipedia)

[3] Die Agentur Schostal war eine Pressebildagentur mit Sitz in Wien. Sie hatte Niederlassungen u. a. in Paris, Mailand, Berlin und Stockholm. Der Besitzer war Robert F. Schostal. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg befanden sich im Bestand der Agentur über eine Million Fotos aus den verschiedensten Bereichen aus den 1920er und 1930er Jahren. Damit zählte sie zu den Großen in der Branche. (Quelle: Wikipedia)

[4] Charlotte Weidler (1895-1983) war eine deutsche Kunsthändlerin, Kuratorin und Kunsthistorikerin. Ihre Geschäfte mit Kunstwerken aus den Sammlungen von Paul Westheim und Alfred Flechtheim während der NS-Zeit waren Gegenstand mehrerer viel beachteter Gerichtsverfahren. (Quelle: Wikipedia)