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Werner Bischof. Unseen Colour…

Studie, Zürich, Schweiz, 1949 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Unseen Colour ist ein farbiger Schatz, der uns das Gesamtwerk von Werner Bischof näherbringt. Als Marco Bischof, der älteste Sohn von Werner Bischof 2016 das Archiv durchforstete, fand er Hunderte von Glasplatten, die er für Schwarz-Weiss-Fotos hielt. Er stellte jedoch fest, dass es für jedes Bild scheinbar drei identische Negative gab. Dann die Überraschung beim genauen Hinsehen; sie wiesen unterschiedliche Intensitäten auf, wie Schichten eines einzigen Bildes, aus deren Überlagerung sich ein Farbfoto ergibt.

Orchidee (Studie), Zürich, Schweiz, 1943 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Devin Tri-Color Camera[1], Rolleiflex[2] und Leica[3].

 In "Versuche der Farbfotografie mit den heutigen Mitteln" - Werner Bischof und die Farbfotografie beschreibt Tobia Bezzola die Eigenheiten der verschiedenen Kameratypen. Wir finden ein Panorama der technischen und ästhetischen Möglichkeiten erprobt, von sprühend-grell bis weich und aquarellistisch, von rokokohaft verspielt bis Pop-Art-mässig aggressiv, je nach Massgabe der Möglichkeiten des Motivs und des Materials. Bleibt zu bedauern, dass Bischof, der in Schwarz-Weiss so virtuos die technischen Möglichkeiten zu maximalem ästhetischem und narrativem Ausdruck zu steigern wusste, diese Pfade nicht weiterverfolgen konnte.

Model mit Rose, Zürich, Schweiz, 1939 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

In Von kommerziellen Zwängen zu künstlerischen Vorhaben: Der zwiespältige Ruf der Farbe zeigt Clara Bouveresse die zwiespältige Beziehung zur Farbfotografie, insbesondere in der Agentur Magnum auf.  …Den Gründungsidealen der Agentur und dem Geist der engagierten Fotografie getreu, realisierte er Bilder in Schwarz-Weiss, die, geprägt von Empathie und Humanismus, zu den Klassikern des Genres werden sollten […] […] Die Arbeit in Farbe bot neue Möglichkeiten und bedeutete eine andere Art und Weise, jede Aufnahme zu komponieren. Auch sensibilisierte sie den Blick für die Farbnuancen jeder einzelnen Bildzone […]

Glasflasche mit Blatt, Zürich, Schweiz, 1942 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Peter Pfrunder schreibt in Schmerzhafte Farben wie Farbfotografien auch empören können: Dass die Farbe dabei eine wesentliche Rolle spielte, bezeugen die darauf Bezug nehmenden Formulierungen der Zeitgenossen: Dem Fotografen selbst prägen sich die "blauvioletten Brandmale", "eine rote Maske" und "das farbig-rosa Fleisch" ein; Du-Chefredakteur Kübler erwähnte in seinem Editorial explizit das "bläulich gefärbte" Gesicht, und ein Leser empörte sich übe de Zumutung, ein solches Bild "überlebensgross und farbig" zu zeigen. Nicht wenige von Bischofs Devin-Aufnahmen hätten als Schwarz-Weiss-Fotos ebenso gut funktioniert […]

Der Reichstag, Berlin, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Im Text von Farben und Techniken von Luc Debraine erfährt man einiges über die eingesetzten Kameras, über Drucktechniken und Filmmaterialien. Nun war der Zeitpunkt gekommen: Die Farbfotografie begann sich in den illustrierten Magazinen durchzusetzen. Tatsächlich erschien sie in Frankreich bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Zeitschriften wie Illustration. Der Druck mithilfe des Autochrom-Verfahrens aber lieferte wenig überzeugende Ergebnisse. Zumindest in den Augen der Werbetreibenden, die eine realistische Wiedergabe verlangten […] Die Heliogravüre[4] wie auch die Trichromie[5] waren eine Antwort auf diese eindringliche Nachfrage. Die beiden Techniken sind kostspielig, zeitaufwendig und verlangen grosses Geschick. Die Ergebnisse aber sind beispielhaft ich ihrer Authentizität, Modernität und visuellen Wirkung…

Trümmerfrauen, Berlin, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Werner Bischof wurde am 26. April 1916 als Sohn eines Direktors einer pharmazeutischen Fabrik und passionierten Amateurfotografen in Zürich geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Zürich, Kilchberg und in Waldshut. Die Kindheit und Jugendzeit wurde vom frühen Tod der Mutter 1931 überchattet. 1932 trat er in die Kunstgewerbeschule Zürich ein, wo er die neu eingerichtete Fotoklasse von Hans Fisler besuchte und 1936 abschloss. Bereits 1936 eröffnete er sein erstes Atelier in Zürich. 1939 übersiedelte er, mit der Absicht Maler zu werden, nach Paris. Bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs kehrte er zurück in die Schweiz und leistete zwei Jahre Militärdienst. 1945 begann er mit einer fotografischen Dokumentation des zerstörten Nachkriegseuropas im Auftrag der "Schweizer Spende an die Kriegsgeschädigten" in Süddeutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. 1946 lernte er Rosellina Mandel kennen, die er 1949 heiratete. 1949 wurde er Mitglied von Magnum Photos. Seine weiteren Reisen führten ihn durch Italien, Griechenland, Ungarn, Rumänien, Tschechoslowakei, Polen, Skandinavien, Indien, Japan, Indochina. 1953 begann er die Planung für eine ausgedehnte Reise durch Südamerika. Am 16. Mai 1954 verunfallte er tödlich als sein Wagen in den peruanischen Anden in eine Schlucht stürzt.

Neues Palais, Darmstadt, Deutschland, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Trocknendes Getreide, Castel di Sangro, Italien, 1946 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Das MASI Lugano - Museo d’arte della Svizzera italiana wurde 2015 gegründet und gehörte bereits nach wenigen Jahren zu den meistbesuchten Kunstmuseen der Schweiz. Es bildet einen kulturellen Knotenpunkt zwischen dem Süden und dem Norden der Alpen, der italienischen und der deutschen Schweiz, dem lateinischen und dem germanischen Europa. An seinen zwei Standorten – im Kulturzentrum LAC sowie im historischen Palazzo Reali – bietet es ein reichhaltiges Ausstellungsprogramm, wechselnde Sammlungspräsentationen sowie ein umfangreiches, mehrsprachiges Vermittlungsprogramm für Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Ergänzt wird das Angebot durch die in Zusammenarbeit mit dem MASI betriebene, ganz der zeitgenössischen Kunst gewidmeten Collezione Giancarlo e Danna Olgiati.

Strand, Sardinien, Italien, 1950 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Die Fotostiftung Schweiz, 1971 als private «Stiftung für die Photographie» gegründet, setzt sich für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung von fotografischen Werken ein. Ihre Sammlung umfasst ca. 50’000 Ausstellungsprints, 250’000 Archivabzüge sowie über 1 Million Negative bzw. Dias. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Bundesamtes für Kultur betreut sie rund 100 Archive oder Teilarchive von herausragenden Fotografinnen und Fotografen sowie eine umfassende Sammlung zur Schweizer Fotografie. Mit eigenen Ausstellungen und Publikationen stellt die Fotostiftung regelmässig historische oder aktuelle Positionen der Schweizer Fotografie vor.

Regenschirm aus Pergamentpapier, Kyoto, Japan, 1951 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Die Ausstellung Werner Bischof. Unseen Colour kann vom 12. Februar - 2. Juli 2023 im MASI -  Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano und vom 26. August 2023 - 21. Januar 2024 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur besucht werden.

Sumida-Fluss, Tokio, Japan, 1951 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Werner Bischof. Unseen Colour (Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-03942-129-9, Englische Ausgabe: 978-3-03942-130-5, die italienische Ausgabe erscheint bei Edizioni Casagrande: ISBN 978-88-7713-997-9) ist bei Scheidegger & Spiess oder im Buchhandel erhältlich.

Fotostudio im Freien, Colima, Mexiko, 1954 | © Werner Bischof Estate / Magnum Photos

[1] Die Devin Tricolor Camera ist eine One-Shot-Farbseparationskamera. D. h. sie belichtet in einer einzigen Aufnahme drei monochrome Platten, die jeweils hinter einem Farbfilter angebracht sind, so dass anschliessend durch Addition der drei monochromen Negative ein Echtfarbabzug erstellt werden kann.

[2] Rolleiflex ist die Markenbezeichnung für eine Reihe von analogen und digitalen Mittelformatkameras der Firma DW Photo GmbH, Braunschweig, vormals DHW Fototechnik GmbH, ehemals Rollei. Die Modellreihe umfasst hauptsächlich ein- und zweiäugige Spiegelreflexkameras, die Rollfilm im Format 60 × 60 mm, später auch 40 × 40 mm belichten, aber auch mit digitalen Rückteilen versehen werden können. (Quelle: Wikipedia)

[3] Die Leica Camera AG (Leica: Abkürzung für Leitz(sche) Camera) ist ein deutsches Unternehmen der optischen Industrie mit Sitz in Wetzlar. Das Unternehmen hat sich auf die Fertigung von Fotoapparaten und Ferngläsern spezialisiert. Das Unternehmen entstand 1986 aus der Ernst Leitz Wetzlar GmbH, dem Nachfolgeunternehmen des von Carl Kellner 1849 in Wetzlar gegründeten Optischen Instituts. (Quelle: Wikipedia)

[4] Als Heliogravüre (von griech. helios „Sonne“), auch Heliogravur, Fotogravüre, Fotogravure, Photogravur, Photogravüre, Klicotypie oder Sonnendruck genannt, bezeichnet man ein fotografisches Edeldruckverfahren. Die Heliogravüre ist die Vorläufertechnik des modernen Tiefdrucks, mit der Fotos und Illustrationen durch ein fotomechanisches Druckverfahren reproduziert werden können und mit dem sich echte Halbtöne darstellen lassen. Sie ist eine Weiterentwicklung des Aquatintaverfahrens. So wird die dafür erforderliche Druckplatte ähnlich wie jene für die Aquatintaradierung hergestellt. (Quelle: Wikipedia)

[5] Trichromie (aus altgriechisch τρι tri = drei und χρῶμα chroma = Farbe entlehnt) ist ein Verfahren der Farbfotografie, bei der drei getrennte Schwarzweißaufnahmen durch die Farbfilter Rot, Grün und Blau hergestellt werden, die zum Betrachten wieder zur farbigen Darstellung überlagert werden. (Quelle: Wikipedia)

Lichter der Stadt, New York; USA, 1953 | Werner Bischof Estate / Magnum Photos

Madame d'Ora…

d'Ora, Rosella Hightower, Danseuse de ballet, c.1955 © Vienne, Collection privée

Madame d'Ora - Dora Kallmus (1881-1963) eine bekannte Fotografin, die als Portraitfotografin in Wien arbeitete, das damals ein wichtiges kulturelles Zentrum und Labor der Moderne in Europa war und später im Paris der Années folles[1].

d'Ora, La danseuse Lizica Codreanu, c. 1927 © Vienne, Photoinstitut Bonartes

Als Vordenkerin war sie 1908 eine der ersten Frauen, die in Wien ein Fotostudio eröffneten. Vor allem Aristokraten, Schauspielerinnen und Modedesigner schätzten ihre künstlerische Intuition, ihr Talent, die Persönlichkeit ihrer Modelle zu erfassen und Kleidung und Accessoires zu arrangieren. Bald wurden ihre Bilder regelässig in Zeitschriften veröffentlicht.

d'Ora, Joséphine Baker. © Vienne, Photoinstitut Bonartes

1925 zog sie nach Paris, wo sie rasch von Haute-Couture-Häusern wie Balenciaga[2] und Chanel[3] gerufen wurde, um die eleganten Kleider zu fotografieren, die unter vielen anderen Tamara de Lempicka[4] und Josephine Baker[5]. Sie war eine wichtige Figur in der Kunstszene und schuf zahlreiche Atelierportraits der damals angesagten Persönlichkeiten, mit denen sie in der High Society ihrer Zeit verkehrte.

d'Ora, La sculptrice Bessie Strong-Cuevas dans une robe Pierre Balmain, 1953 © Hambourg, Museum für Kunst und Gewerbe

Der Krieg erschütterte auch ihr Leben und ihre Arbeit. Als Jüdin verlor sie währen der Besatzung ihr Pariser Studio und musste sich mehrere Jahre lang in der Ardèche verstecken, wo ihre Familie und Freunde verfolgt wurden. Als sie nach 1945, nachdem sie alles verloren hatte, nach Paris zurückkehrte, hatte sie einen scharfen, aber empathischen blick auf die Opfer des Krieges und einen weitaus distanzierteren auf Glamour und Geld. Von den schillernden bis zu den dunkelsten Zeiten, von Avantgardekünstlern über mittellose Flüchtlinge bis hin zu einer erstaunlichen metaphorischen Arbeit über die Pariser Schlachthöfe erzählen Madame d'Oras Portrait auf unnachahmliche Weise von den Umwälzungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

d'Ora, Dans un camp de réfugiés, 1946-1948 © Hambourg, Museum für Kunst und Gewerbe

Die von Monika Faber und Magdalena Vukovic kuratierte Ausstellung im Pavillon Populaire in Montpellier zeigt Sammlungen von Vintage-Abzügen aus Museen in Wien, Linz, Hamburg, Berlin und Paris zusammen mit einer umfangreichen Dokumentation, die den historischen Kontext illustriert.

d'Ora, Tête de veau fendue, c. 1949-1957 © Collection Fritz Simak

Monika Faber war Kuratorin am Museum Moderner Kunst in Wien und danach Chefkuratorin der Fotosammlung der Albertina. Seit 2011 ist sie Direktorin des Photoinstitut Bonartes in Wien, das sich der Erforschung der historischen Fotografie in Österreich und Mitteleuropa widmet. Sie ist ausserdem Autorin zahlreicher Publikationen über die Geschichte der Fotografie.

d'Ora, Dans le camp de réfugiés "Hôtel Europe" à Salzbourg, 1948 © Vienne, Photoinstitut Bonartes

Magdalena Vukovic ist Fotohistorikerin und Ausstellungskuratorin, spezialisiert auf Fotografie in Österreich bis zu den 1950er Jahren. Seit 2011 arbeitet sie als Kuratorin am Photoinstitut Bonartes in Wien. In ihrer Arbeit bevorzugt sie einen interdisziplinären Ansatz und arbeitet eng mit Forschern aus verschiedenen Bereichen zusammen.

d'Ora, Chapeau par Krieser, 1910 © Vienne, Collection privée

Der Pavillon Populaire in Montpellier im französischen Département Hérault. Er wurde von im Stil der Neorenaissance 1891 nach einem Entwurf des Architekten Léopold Carlier gebaut. Der Pavillon Populaire war bis in die 1980er Jahre das Zentrum der wichtigsten Volksfeste der Stadt. 1991 wurde der Pavillon nach den Plänen des Pariser Architekten François Pin renoviert. Dabei wurden im zentralen Raum die Trennwände entfernt. Seither wurde er für Wechselausstellungen des Musée Fabre genutzt. 1993 übernahm die Fotogalerie Espace Photo Angle den Pavillon des Fabre-Museums anlässlich einer Ausstellung von Picasso-Lithografien. Seit 2001 ist der Pavillon für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich. Er veranstaltet durchschnittlich drei Fotoausstellungen pro Jahr.

d'Ora, Chaussures en cuir verni noir par Pinet, c. 1937 © Vienne, Photoinstitut Bonartes

Die Ausstellung La Surface et la Chair. Madame d'Ora, Vienne-Paris, 1907-1957 im Pavillon Populaire in Montpellier kann bis am 16. April 2023 besucht werden.

d'Ora, Les danseurs de Anita Berber et Sebastian Droste dans "Suicide", 1922 © Vienne, Collection privée

[1] Die Années folles (die goldenen Zwanziger) waren das Jahrzehnt der 1920er Jahre in Frankreich. Sie wurden geprägt, um die reichen sozialen, künstlerischen und kulturellen Kooperationen dieser Zeit zu beschreiben. Die gleiche Zeit wird in den USA auch als Roaring Twenties oder Jazz Age bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

[2] Balenciaga ist eine 1917 von Couturier Cristóbal Balenciaga in San Sebastián gegründete Marke für Damen- und Herrenmode sowie Lederwaren und Parfüm. Sie hat seit 1937 ihren Sitz in Paris und gehört seit 2001 zum Kering-Konzern. (Quelle: Wikipedia)

[3] Chanel S.A.S. heisst der von Gabrielle "Coco" Chanel gegründete Modekonzern mit Sitz in Neuilly-sur-Seine bei Paris. Chanel gehört weltweit zu den grössten und bedeutendsten Unternehmen in der Mode- und Kosmetikbranche.

[4] Tamara de Lempicka wurde am 16. Mai 1898 in Warschau in Polen als Maria Rozalia Gurwik-Górska geboren und verstarb am 18. März 1980 in Cuernavaca in Mexiko. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen der Ära, die einem breiten Publikum bekannt sind, und gilt als das Gesicht der Art-Déco-Malerei. (Quelle: Wikipedia)

[5] Josephine Baker wurde am 3. Juni 1906 in St. Louis, Missouri als Freda Josephine McDonald geboren und verstarb am 12. April 1975 in Paris. Sie war Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin. 1937 nahm die gebürtige US-Amerikanerin die französische Staatsbürgerschaft an. Im zweiten Weltkrieg gehörte sie der Résistance und den Streitkräften des Freien Frankreich an. (Quelle: Wikipedia)

TIN CAN…

Ghost Dance | © Stephan Wittmer

Tin Can - die Blechdose ist Namensgeberin des neuen Buches von Stephan Wittmer. Wenn man sich das Buch durchblättert, fallen nicht wirklich viele Blechdosen auf. Was aber auffällt sind die vielen Alltagsgegenstände, die auf eine spezielle Art und Weise in den Vordergrund gerückt werden oder all die skurrilen Szenerien von scheinbar Alltäglichem am Wegrand.

Prairie TV | © Stephan Wittmer

Sei es das Kinoambiente mitten in der Pampa - wobei es sich mehr um einen platzierten oder doch viel mehr entsorgten TV geht, der vor einem möglicherweise Lieblingsküchenstuhl vom Grossvater steht und man sich in Gedanken in die belebte Küche versetzt fühlt, während über die Röhre ein Footballspiel übertragen wird und die Kids ungeduldig sind, weil er seine Aufmerksam ganz dem Spiel widmet und sein Bier trinkt…

Wide range | © Stephan Wittmer

Tin Can ist eine Art Aufarbeitung des umfangreichen Fotoarchivs von Stephan Wittmer. Es sind Aufnahmen, die während zahlriechen Reisen durch Arizona, Kalifornien, Colorado, New Mexico, South Dakota und weiteren Staaten in den USA in den Jahren  2012 bis 2019 entstanden sind. Bilder, die eine wahnsinnige Masse an Dingen, an Konsum, nicht mehr Gebrauchtem, aber auch einer scheinbar schier unendlichen Weite entstanden sind. Aus all den Bildern ist ein Buch entstanden, das einem Roadmovie gleicht, in dem die Tin Can oder einfach das Blech eine wichtige Rolle spielt und einem die Vergänglichkeit vor Augen bringt…

© Stephan Wittmer

Das Vorwort hat Sabine Gebhardt Fink geschrieben, weiter gibt es Texte von Daniel Blochwitz (KICKING A TIN CAN DOWN THE ROAD), Michael Rebosura (AMERIKA IM HEITEREN SPIEGEL DER FOTOGRAFIE), Diamon Hamer (ORTE), ein Gespräch (BRÜCHIGE ZEITKAPSELN) zwischen Jana Bruggmann und Stephan Wittmer und einen weiteren Text von Valeska Marina Stach (DER HIMMEL FÄLLT AUF DEN ASPHALT UND ZERFLIESST) zu lesen.

First Coffee | © Stephan Wittmer

Stephan Wittmer (*1957) ist in Erlinsbach (SO) aufgewachsen und studierte an der Schule für Gestaltung Luzern. Er ist Künstler, Kurator und Herausgeber des _957 Independent Art Magazines. Heute lebt und arbeitet er in Luzern.

Room Service | © Stephan Wittmer

Der Vexer Verlag wurde 1985 vom Künstler Josef Felix Müller in der Schweiz gegründet. Der Verlag ist das Ergebnis eines Dialogs mit Kunstschaffenden aus diversen Sparten, der beständig fortgeschrieben wird. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Positionen aus den bildenden Künsten, der Literatur, der Musik, dem Film, der Fotografie und der Architektur und münden in unterschiedliche publizistische Formen und Formate. Die Spannbreite liegt zwischen nummerierten und signierten Kleinauflagen bis hin zu Publikationen in höherer Auflage. Vera Ida Müller, die Tochter des Gründers und ebenfalls bildende Künstlerin, hat in den letzten Jahren das Vexer Verlag Büro Berlin als Dependance etabliert und die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden um den räumlichen Kontext Berlins und seine reichhaltige Kunstszene erweitert. Neben ihrer verlegerischen Arbeit organisiert sie im hauseigenen Showroom Veranstaltungen, wie Werkpräsentationen, Ausstellungen, Vorträge und Gespräche, die das Verlagsprogramm zum Inhalt nehmen und die Buchprojekte in neuem Licht erfahrbar machen.

Softice on stairs | © Stephan Wittmer

Framing Fantasy | © Stephan Wittmer

FEMALE FORM…

Aus Sophie's Periode | © Sophie Stieger

Female Form - oder Frausein ab Mitte Dreissig… Franziska Willimann, Sophie Stieger und Nora Dal Cero brechen mit ihrer Ausstellung - rechtzeitig zum internationalen Menopausetag - ein Tabuthema, zumindest für rund 50% der Gesellschaft. Die anderen 50% wissen ganz genau, worum es geht! Die Eine rechnet die Kosten der Hygieneausgaben vor und veranschlagt durchschnittliche Kosten von CHF 15'000 - vermutlich sind die Kosten höher. Die Andere stellt Fragen zu gestellten Weichen und verschiedenen Lebensentwürfen und die Dritte beschreibt tanzende Hormone, das Schwitzen und den ausbleibenden Schlaf.

Worum es wirklich geht, kann wohl jede Frau ab Mitte Dreissig bis zum letzten Tag auf ihre Art und Weise beschreiben - für die Eine ist der Übergang kaum spürbar, für die Andere ist es wie ein Gang durch die Hölle. Der Begriff Menopause ist eigentlich etwas irreführend, da es nicht um eine Pause geht, sondern um einen Abschluss - es ist der Abschluss der Wechseljahre, die letzte Regelblutung und irgendwie ein Neuanfang einer Frau.

Aus Sophie's Periode | © Sophie Stieger

Martina Caluori beschreibt die Arbeiten und die Fotografinnen mit den Worten: Last-Minute-Mütter, die zweite Pubertät und Sanitary Pads: Die Ausstellung von Franziska Willimann, Sophie Stieger und Nora Dal Cero bricht mit Tabuthemen und widmet sich ganz dem Frausein ab Mitte Dreissig.

Aus (N)irgendwo ankommen | © Nora Dal Cero

SOPHIE'S PERIODE – Sophie Stieger
Springende Tampons, pralle Ballonbrüste und aufsteigende Gewitter. Follikel, Ovulation, Luteal. Die Berge von Abfall, der verschwiegene Ausfluss, ein Wohlgefühl stellt sich ein. Rote Welle, Rote Zora, Tante Rosa, Erdbeerwoche – sie hat viele Namen und doch kennt Mensch sie kaum. Adios, Menstruphobia. 60–80 Milliliter, 3000 Tage oder 8 Jahre haben Frauen* die Periode und benötigen im Schnitt 10’000 bis 17’000 Tampons – oder ein paar Tassen; durchschnittlich Kosten: 15’000 Franken. You better give her* credit!

Aus (N)irgendwo ankommen | © Nora Dal Cero

(N)IRGENDWO ANKOMMEN – Nora Dal Cero
Ausrichten, arrangieren und ankommen. Die Weichen sind gestellt – oder ist der Zug bereits abgefahren? Das trockene Transportwesen-Vokabular lässt so wenig Platz für Feuchtfröhliches wie das aufgezwungene Lebensziel. Die ernüchternde Zwischenbilanz. Es folgt die Torschlusspanik, der Kopfsprung ins Leben, eine Auswahl zahlloser Lebensentwürfe, neue Lebensformen – eine Zeit des Infragestellens. Werden die Fragen ihre Antworten finden?

Aus Klimax | © Franziska Willimann

KLIMAX– Franziska Willimann
Wenn der Körper sich verändert, die Hormone tanzen, wir schwitzen, der Schlaf sich verabschiedet und die Kinder auch. Die Haare grau werden und sich dabei ein wunderbar rotziges Grundgefühl einstellt. Wenn die Alltagsschlaufe auf Repeat dreht, Vertrautes sich verabschiedet, vieles erreicht, doch manches anders gekommen ist. Wenn die Welt im einen Moment nebulös erscheint, dann wieder glasklar. Wenn die grosse Freiheit leise ruft und das Nichtmehrmüssen das Königinnensein entlockt. Die Einen nennen es die zweite Pubertät – ich, nenne es Klimax.

Aus Klimax | © Franziska Willimann

Kennengelernt haben sich die drei Fotografinnen in einem Zürcher Atelier. Sophie Stieger arbeitet mit Schwerpunkt Portrait, Reportage und Dokumentationen, die sich um Raum und Mensch drehen. Die Fotografin Nora Dal Cero setzt sich fur̈ Nachhaltigkeit ein und fotografiert vegane Kochbücher, faire Mode und Kunstprojekte. Franziska Willimans Fokus liegt in der Porträtfotografie und in Langzeitprojekten, die von Menschen und der Poesie des Alltäglichen geprägt sind.

Österreichische Fotografinnen von Weltrang…

Marilyn Monroe am Set von Misfits – Nicht gesellschaftsfähig. USA. Reno, Nevada 1960 | © Inge Morath / Magnum Photos

Während des Fotofestivals La Gacilly in Baden sind nicht nur die Bilder des letztjährigen Festivals in La Gacilly in der Bretagne zum Thema Nordwärts zu sehen, sondern auch Bilder dreier österreichischer Fotografinnen von Weltrang. 

Eine Hommage an Inge Morath, die als Ingeborg zweier Naturwissenschaftler am 27. Mai 1923 in Graz geboren wurde. Sie konnte knapp ihr Staatsexamen in Romanistik und Sprachwissenschaften ablegen, bevor sie für einen "kriegswichtigen" Betrieb in Berlin-Tempelhof arbeitsverpflichtet wurde. Infolge eines Bombenangriffs auf den Betrieb schloss sich Morath einem Flüchtlingszug nach Österreich an, wo sie unter Mühen ihr Elternhaus wiederfand. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin, dann Journalistin in Salzburg und Wien. Unterstützt vom Fotografen Ernst Haas[1] konnte sie 1949 nach Paris übersiedeln, wo sie für die Fotoagentur Magnum Texte erstellte. Dort lernte Inge Morath die Faszination der Fotografie kennen. 1951 beschloss sie ihre Fotografie-Ausbildung in London mit einem Praktikum bei Simon Guttmann[2].

Verlegerin Eveleigh Nash, Buckingham Palace Mall. England. London. 1953 | © Inge Morath / Magnum Photos

Ab 1953 arbeitete sie für Magnum, ausserdem für Zeitschriften wie Vogue und Paris Match. Schon bald wurde sie selbstständig tätig. Ausstellungen in vielen bedeutenden Museen und Galerien belegen ihre weltweite Bedeutung. Inge Morath war die erste Frau, die in den legendären und bis dahin rein männlichen Kreis der Fotoagentur Magnum aufgenommen wurde.

Kosmetikunterricht im Helena Rubinstein Salon. USA. New York City. 1958 | © Inge Morath / Magnum Photos

Inge Morath reiste viel und lebte zeitweilig in New York City. Um die Rolle ihres favorisierten Mentors wetteiferten Henri Cartier-Bresson[3] und Gjon Mili[4]. Von 1962 bis zu ihrem Tod am 30. Januar 2022 in New York City war sie mit dem Schriftsteller Arthur Miller[5] verheiratet, den sie bei den Dreharbeiten zum Film Misfits mit dessen damaliger Ehefrau Marilyn Monroe[6] kennengelernt hatte. Auch mit Miller unternahm sie etliche Reisen, die zu immer neuen Büchern mit ihren Fotos führten. Daneben entstanden zahlreiche Auftragsarbeiten für Agenturen, Zeitschriften und Verlage. Ihre gemeinsame Tochter Rebecca Miller (* 1962) ist Malerin, Drehbuch-Autorin und Film-Regisseurin. Der Sohn Daniel (* 1966) wurde mit Down-Syndrom geboren, was das Ehepaar geheim hielt.

Kounadi Breika, eine saharaouische Volksschullehrerin aus dem Flüchtlingslager El Aioun nahe Tindouf. Algerien 1986. | © Christine de Grancy

Über der Welt und den Zeiten - Hommage zum 80. Geburtstag. Christine de Grancy wurde 1942 als Tochter einer protestantischen Berliner Mutter geboren. Ihren Vater, der im Zweiten Weltkrieg als Techniker mehrere Wochen lang Transportflüge ins eingeschlossene Stalingrad durchführte und 3 Wochen vor Kriegsende in der Lüneburger Heide fiel, lernte sie nie kennen. Ihr Grossvater mütterlicherseits, Siegfried Wagner, unterstützte als Offizier das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944.

Spiegelung des Riesenrads in einer Pfütze im Vergnügungsbereich des Praters. Wien 1979 | © Christine de Grancy

Nach Aufenthalten in Berlin, in der Lüneburger Heide und in Bayern verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Graz. Dort absolvierte sie eine Ausbildung in Keramik, Töpferei und Gebrauchsgraphik an der Kunstgewerbeschule bei Hans Adametz[7]. Ab 1963 arbeitete sie vorwiegend als Graphikerin und Art Director in Wiener Werbeagenturen. Im Anschluss an einen mehrmonatigen Aufenthalt in Patmos begann sie 1965 zu fotografieren. Eine Begegnung mit André Heller[8] 1970 führte zu Freundschaft und Zusammenarbeit. 1979 wurde sie von Achim Benning[9] als Fotografin für das Burgtheater engagiert. Ab den 1980er Jahren entstand eine Reihe von Bildbänden, die sich sowohl mit europäischen als auch mit afrikanischen und asiatischen Kulturphänomen befassten. Sie wandelte mit Vorliebe an den Rändern der sogenannten Zivilisation. 1983 war sie erstmals in der Westsahara und dokumentierte in der Folge die Tuareg[10] und 1987 den Freiheitskampf der Polisario[11]. In Russland spürte sie Wolga-Welten nach, weitere fotografische Reisen und Langzeitaufenthalte führten sie nach Griechenland, Algerien, Kurdistan, Georgien und Niger, nach Pakistan, China und Japan. In Wien erkundete sie die Dachlandschaften (1994) und die verborgene Welt der aus dem Iran emigrierten Juden (entstanden in den 1990er Jahren, ausgestellt erstmals 2015 im Jüdischen Museum Wien).

Marina Liwanowa vor dem Bild Russische Venus, von Boris Kustodiev. Nischnij Nowgorod. Russland 1996. | © Christine de Grancy

Ausstellungen zeigten ihre Werke unter anderem in Paris und Perpignan, New York, Tokio, Beirut, im Museum Moderner Kunst in Passau, bei der Biennale in Turin sowie in Mailand. Sie arbeitete mit namhaften Schriftstellern Österreichs zusammen – darunter Barbara Frischmuth[12], Erika Pluhar[13] und Gerhard Roth[14]. Zu ihren langjährigen Freunden zählt auch die Wiener Fotografin Gabriela Brandenstein[15].

Aus der Serie Camping | © Verena Andrea Penner

Camping - ein Versuch von Verena Andrea Penner die, von ihr, wahrgenommene Atmosphäre in einem Flüchtlingslager zu beschreiben. Verena Andrea Prenner ist Soziologin und Fotografin. Für ihre künstlerische Arbeit betreibt sie langjährige soziologische Feldforschung, z.B. in Flüchtlingslagern im Nahen Osten, in Zentralafrika oder im Wiener Rotlichtviertel, und beschäftigt sich mit verschiedenen Randgruppen, denn Ränder definieren bekanntlich die Mitte. Für ihre künstlerischen Projekte arbeitet sie mit nicht-professionellen Freiwilligen oder zufälligen Passanten zusammen, um individuelle Reflexionen und Ansichten über Gesellschaften in Form von Bühnenbildern auszudrücken.

Aus der Serie Camping | © Verena Andrea Penner

"Nach Abschluss meines Studiums der Soziologie zog ich in den Nahen Osten. Während dieses Aufenthaltes erhielt ich eine Förderzusage für ein Projekt in der palästinensischen Westbank. Aus soziologischem Interesse nahm ich die Möglichkeit in einem Flüchtlingslager zu wohnen an. Neben meinem eigentlichen Projekt, das darin bestand, die Auswirkungen des Baus der israelischen Sicherheitsmauer auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der palästinensischen Taxifahrer zu untersuchen, bekam ich die Möglichkeit, als Fotografin für muslimische Hochzeiten zu arbeiten. Gleichzeitig begann ich, das Leben im Camp zu studieren: Wie wirken sich die prekären Lebensumstände auf die Individuen aus? Wie ist die Gesellschaft organisiert, welche Strukturen finden sich? Und wie wirkt sich ein Leben vor Ort auf mich persönlich aus?... […]… Nach Monaten vor Ort und zwei weiteren Aufenthalten in den folgenden Jahren baute sich nach und nach gegenseitiges Vertrauen auf. Irgendwann war ich keine Fremde mehr, und so entschied ich mich, nicht nur ausserhalb des Camps, sondern auch im Flüchtlingslager eine fotografische Arbeit zu realisieren. Doch dann kam die große Frage: Was zeigt man?"

Aus der Serie Camping | © Verena Andrea Penner

Im Jahr 2021 erhielt sie den Kunstpreis des Landes Niederösterreich für die künstlerische und kulturelle Auseinandersetzung mit der Menschenwürde. Werke von ihr befinden sich in der Österreichischen Nationalphotosammlung, der Kunstsammlung des Landes Niederösterreich und des Landes Oberösterreich sowie in Privatsammlungen.

Das Festival La Gacilly in Baden bei Wien dauert noch bis am 16. Oktober 2022.

[1] Ernst Haas (* 2. März 1921 in Wien; † 12. September 1986 in New York) war ein österreichisch-amerikanischer Fotograf, der heute vor allem als Pionier der Farbfotografie bekannt ist. Sein im September 1953 in der Zeitschrift Life über 24 Seiten und zwei Folgen abgedruckter Fotoessay unter dem Titel "Images of a Magic City" gilt als Meilenstein der Farbfotografie. Haas war ein frühes Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos, zu deren Präsidenten er 1959 gewählt wurde. (Quelle: Wikipedia)

[2] Wilhelm Simon Guttmann (* 15. November 1891 in Wien; † 13. Januar 1990 in London) war ein deutscher Literat, politischer Autor, Geschäftsführer von Bildagenturen und Inspirator verschiedener Fotografengruppen. (Quelle: Wikipedia)

[3][3] Henri Cartier-Bresson (* 22. August 1908 in Chanteloup-en-Brie, Seine-et-Marne; † 3. August 2004 in Montjustin, Alpes-de-Haute-Provence) war ein französischer Fotograf, Regisseur, Schauspieler, Zeichner, Maler und Mitbegründer der renommierten Fotoagentur Magnum. Er wurde vor allem durch seine künstlerische Schwarzweissfotografie bekannt. Im Zweiten Weltkrieg entkam er zweimal aus deutscher Kriegsgefangenschaft und fotografierte die Befreiung von Paris. (Quelle: Wikipedia)

[4] Gjon Mili (* 28. November 1904 in Korça, Albanien; † 14. Februar 1984 in Stamford, Connecticut) war ein albanisch-amerikanischer Fotograf. (Quelle: Wikipedia)

[5] Arthur Asher Miller (* 17. Oktober 1915 in New York City, New York; † 10. Februar 2005 in Roxbury, Connecticut) war ein amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Gewinner des Pulitzer-Preises. Er gilt als wichtiger gesellschaftskritischer Dramatiker der neueren Zeit. Seine sozial- und zeitkritischen Dramen wenden sich gegen den so genannten American Way of Life, bei dem der berufliche Erfolg im Mittelpunkt steht. Immer wieder stellte Miller die ethische Verpflichtung des Einzelnen in den Vordergrund. Öffentliches Interesse erzielte auch seine Ehe mit Marilyn Monroe. (Quelle: Wikipedia)

[6] Marilyn Monroe [ˈmɛɹɪlɪn mənˈɹoʊ] (* 1. Juni 1926 in Los Angeles, Kalifornien, als Norma Jeane Mortenson, kirchlich registrierter Taufname Norma Jeane Baker; † 4. August 1962[1] in Brentwood, Los Angeles) war eine US-amerikanische Filmschauspielerin, Filmproduzentin und Fotomodel. Sie wurde in den 1950er Jahren zum Weltstar, ist eine Popikone und gilt als archetypisches Sexsymbol des 20. Jahrhunderts. (Quelle: Wikipedia)

[7] Hans Adametz (* 17. August 1896 in Wien; † 26. September 1966 in Graz) war ein österreichischer Keramiker, Bildhauer und Kunsterzieher. (Quelle: Wikipedia)

[8] André Heller (* 22. März 1947 in Wien als französischer Staatsbürger), ist ein österreichischer Multimediakünstler, Aktionskünstler, Kulturmanager, Autor, Lyriker (Selbstbezeichnung Poet), Chansonnier und Schauspieler. (Quelle: Wikipedia)

[9] Achim Benning (* 20. Januar 1935 in Magdeburg) ist ein deutscher Schauspieler, Theaterregisseur und Theaterintendant. Er war von 1976 bis 1986 Direktor des Wiener Burgtheaters. (Quelle: Wikipedia)

[10] Die Tuareg (Singular: Targi (männlich), Targia (weiblich) sind ein zu den Berbern zählendes Volk in Afrika, dessen Siedlungsgebiet sich über die Wüste Sahara und den Sahel erstreckt. (Quelle: Wikipedia)

[11] Die Frente Polisario (von spanisch Frente Popular para la Liberación de Saguía el Hamra y Río de Oro, arabisch الجبهة الشعبية لتحرير الساقية الحمراء ووادي الذهب, DMG al-Ǧabha aš-šaʿbiyya li-taḥrīr as-Sāqiya al-Ḥamrāʾ wa-Wādī ḏ-Ḏahab, deutsch Volksfront zur Befreiung von Saguía el Hamra und Río de Oro, kurz Polisario) ist eine militärische und politische Organisation in der Westsahara. Sie vertritt liberale bis demokratisch-sozialistische Positionen und ist Beobachter bei der Sozialistischen Internationale sowie Mitglied der Progressiven Allianz. Aufgrund historischer Rivalitäten mit Marokko unterstützt Algerien die Bewegung militärisch. (Quelle: Wikipedia)

[12] Barbara Frischmuth (* 5. Juli 1941 in Altaussee, Salzkammergut) ist eine österreichische Schriftstellerin und Übersetzerin. (Quelle: Barbara Frischmuth)

[13] Erika Pluhar (* 28. Februar 1939 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin. (Quelle: Erika Pluhar)

[14] Gerhard Roth (* 24. Juni 1942 in Graz; † 8. Februar 2022 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller. (Quelle: Wikipedia)

[15] Gabriela Brandenstein ist eine der großen Persönlichkeiten der österreichischen Theater- und Filmfotografie. Sie wurde in Wien geboren und absolvierte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. Seit 1974 fotografiert sie als freie Künstlerin Theaterproduktionen für Burg- und Akademietheater, Volkstheater und viele andere Bühnen. Coverfotos für die Klassikproduktionen großer Plattenfirmen wie Deutsche Grammophon, Philips, Sony machten sie international bekannt. Ihre Porträts österreichischer Autoren sind eine Galerie der Literatur. (Quelle: Petra Torky)

Archivgeschichte #3: Louise Dahl-Wolfe

Natalie Paine, 1950 | © Louise Dahl-Wolfe

Louise Dahl-Wolfe ist am 19. November 1895 als Louise Emma Augusta Dahl als Tochter norwegischer Eltern in San Francisco geboren. 1914 begann sie ein Studium an der California School of Fine Arts (heute San Francisco Art Institute)  unter anderem bei Rudolph Schaeffer[1].

Virginia Stewart im Sonnenkleid von Joset Walker, Harper's Bazaar, Mai 1948 | © Louise Dahl-Wolfe

In den 1920er Jahren begann sie sich nach einer Ausstellung der Pictorialistin[2] Anne Brigman[3] für Fotografie zu interessieren. Obwohl Louise Dahl-Wolfe von Brigmans Arbeiten sehr beeindruckt war, begann sie erst in den frühen 1930er Jahren selbst zu fotografieren. Eine Reise mit der Fotografin Consuelo Kanaga[4] durch Europa in den Jahren 1927-28 weckte ihr Interesse an der Fotografie erneut. 1932, als sie mit ihrem Mann, dem Bildhauer Meyer Wolfe[5] in der Nähe der Great Smoky Mountains lebte, machte sie ihre erste veröffentlichte Fotografie - Tennessee Mountain Woman, die in der Vanity Fair erschien. Die Tennessee-Bilderserie, aus der dieses Portrait stammte, wurde 1937 auch von Edward Steichen in eine Ausstellung im Museum of Modern Art in New York aufgenommen.

Unter Sonnenschirmen, Januar 1959 , Vogue | © Louise Dahl-Wolfe

1933 zog sie nach New York City und eröffnete ein Fotostudio, das sie bis 1960 betrieb. In dieser Zeit arbeitete sie als Werbe- und Modefotografin für verschiedene Magazine wie Woman's Home Companion, Saks Fifth Avenue und Bonwit Teller. 1936 wurde sie von Carmel Snow[6] als Modefotografin für Harper's Bazaar eingestellt, für die sei bis 1958 arbeitete. Danach nahm sie bis zu ihrer Pensionierung 1960 freiberufliche Aufträge von Vogue und Sports Illustrated an. Louise Dahl-Wolfe fotografierte vor allem im Freien und mit natürlichem Licht, beides zu dieser Zeit ein Novum. Für ihre Modeaufnahmen bereiste sie viele Regionen der Erde, darunter Südamerika und Afrika.

Nude in Mojave Desert, California, 1948 | © Louise Dahl-Wolfe

Neben Modeaufnahmen machte Louise Dahl-Wolfe auch Portraits u. a. von W. H. Auden, Josephine Baker, Cecil Beaton, Coco Chanel, Colette, Christian Dior, Edward Hopper, Christopher Isherwood, Carson McCullers, Orson Welles, Eudora Welty und Mae West. Zudem gilt sie als "Entdeckerin" der jungen Lauren Bacall[7].

Dappled Nude, 1940 | © Louise Dahl-Wolfe

Louise Dahl-Wolfe war in den Anfängen der Farbmodefotografie besonders für ihre hohen Ansprüche an die Reproduktion ihrer Bilder bekannt. Ihr Beharren auf Präzision bei den von ihren Negativen hergestellten Farbdias führte zu atemberaubenden Abzügen, deren subtile Farbtöne und ungewöhnliche Farbabstufungen in den 1940er und 1950er Jahren den Standard für Eleganz setzten. Mit ihrem Stil feiere sie grosse Erfolge und hatte einen dauerhaften Einfluss auf spätere Grössen der Modefotografie wie Horst P. Horst[8], Irving Penn[9] und Richard Avedon[10].

Ohne Titel, 1940 | © Louise Dahl-Wolfe

Darüber hinaus leistete sie Pionierarbeit für das aktive und zugleich anspruchsvolle Bild der "Neuen Frau", indem sie kunsthistorische Themen und Konzepte in ihre Fotografien einfliessen liess.

Lauren Bacall, 1957 | © Louise Dahl-Wolfe

Louise Dahl-Wolfe starb am 11. Dezember 1989 Nashville. Ihr Nachlass ist im Center for Creative Photography (CCP) in Tucson, Arizona untergebracht.

Glamouröse und anspruchsvolle Fotoshootings in Farbe | © Louise Dahl-Wolfe

[1] Rudolph "Rudy" Frederick Schaeffer (26. Juni 1886 - 5. März 1988) war ein amerikanischer Kunstpädagoge und Künstler, der der Arts-and-Crafts-Bewegung nahestand. Er war Gründer der Rudolph Schaeffer School of Design, einer Schule mit Sitz in San Francisco, die mehr als 50 Jahre lang Designer, Architekten, Innenarchitekten, Lehrer und Koloristen ausbildete. Er war einer von vielen Pionieren in der Farbfeldforschung und wird für die Etablierung der Stadt San Francisco als internationales Designzentrum verantwortlich gemacht. (Quelle: Wikipedia)

Senator John F. and Jacqueline Kennedy, Virginia, 1953 | © Louise Dahl-Wolfe

[2] Der Piktorialismus ist eine kunstfotografische Stilrichtung. Ziel des Stiles war es, nicht lediglich ein bloßes, einen Augenblick in der Realität festhaltendes Abbild des Motivs herzustellen, sondern eine symbolische Darstellung von Gemütszuständen oder grundlegenden Werten zu erzielen. Seine Blütezeit fand der Piktorialismus zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, in Japan noch bis etwa 1925; piktorialistische Fotografien wurden allerdings teilweise noch bis zum Ende der 1950er Jahre angefertigt. (Quelle: Wikipedia)

Christian Dior in seinem Millhouse, Paris, 1946 | © Louise Dahl-Wolfe

[3] Anne „Annie“ Wardrope Nott Brigman (* 3. Dezember 1869 im Nuuanu Valley bei Honolulu, Hawaii; † 8. Februar 1950 in Eagle Rock bei Los Angeles, Kalifornien) war eine amerikanische Kunstfotografin, Lyrikerin und eines der ersten Mitglieder der Photo-Secession. Ihre bekanntesten Aufnahmen entstanden zwischen 1900 und 1920 und zeigen zumeist weibliche Akte in einem ursprünglichen, naturalistischen Kontext. (Quelle: Wikipedia)

Inga trägt einen gelben Wollmantel von Original Modes, Januar 1947 | © Louise Dahl-Wolfe

[4] Consuelo Delesseps Kanaga (25. Mai 1894-1978) war eine amerikanische Fotografin und Schriftstellerin, die durch ihre Fotografien von Afroamerikanern bekannt wurde. (Quelle: Wikipedia)

Iris posierend mit Abstraktionen, 1958 | © Louise Dahl-Wolfe

[5] Meyer (Mike) Wolfe (1897-1985), auch bekannt als Meyer R. Wolfe, war ein amerikanischer Bildhauer. Sein bestes Werk ist repräsentativ für eine Schule des regionalen Realismus, die in den 1930er Jahren als Reaktion auf den europäischen Modernismus entstand. Wolfe wurde in Louisville, Kentucky, geboren und wuchs in Nashville, Tennessee, auf. Nach seinem Studium in Chicago an der Academy of Fine Arts und an der Art Students League of New York bei John French Sloan ging er nach Paris, um bei Pierre Lauren an der Académie Julian zu studieren. Seine Lithografie Red Eye's Hall von 1934 befindet sich in der Library of Congress. Seine Werke Mooneys Place, Women Bathing und Brother Matthew Preaching befinden sich im Smithsonian American Art Museum. Er unterstützte Louise Dahl-Wolfe in ihrer fotografischen Karriere, indem er Hintergründe für ihre Aufnahmen malte und bei geschäftlichen Problemen half. (Quelle: Wikipedia)

Carole Lombard mit Beau Brummel am Set von Fools For Scandal, für Harper's Bazaar, März 1938 | © Louise Dahl-Wolfe

[6] Carmel Snow, geborene White (* 21. August 1887 in Dalkey; † 7. Mai 1961 in New York City), war eine US-amerikanische Modejournalistin irischer Herkunft und von 1934 bis 1958 Chefredakteurin des US-amerikanischen Modemagazins Harper’s Bazaar. Von den 1930er bis in die 1950er Jahre galt sie in der amerikanischen Modebranche als tonangebend. (Quelle: Wikipedia)

Zwillinge mit Elefanten, Sarasota, 1947 | © Louise Dahl-Wolfe

[7] Lauren Bacall (* 16. September 1924 in der Bronx, New York, als Betty Joan Perske; † 12. August 2014 in Manhattan, New York) war eine US-amerikanische Schauspielerin. Sie zählte zu den Leinwandlegenden der "goldenen Ära" Hollywoods und spielte während ihrer 68 Jahre langen Karriere an der Seite von Stars wie John Wayne, Rock Hudson, Gary Cooper, Marilyn Monroe, Tony Curtis, Kirk Douglas und ihrem Ehemann Humphrey Bogart. Zu ihren berühmtesten Filmen gehören ihr Leinwanddebüt Haben und Nichthaben (1944), die Thriller Tote schlafen fest (1946) und Gangster in Key Largo (1948), die Liebeskomödie Wie angelt man sich einen Millionär? (1953) sowie der Film Liebe hat zwei Gesichter (1996), für den sie den Golden Globe Award und eine Oscar-Nominierung erhielt. In den 1970er Jahren feierte Bacall ausserdem grosse Erfolge als Theaterschauspielerin am Broadway. Für ihre Darstellungen in den Musicals Applause und Woman of the Year wurde sie mit dem Tony Award ausgezeichnet. Das American Film Institute wählte sie 1999 auf Platz 20 der 25 grössten weiblichen Filmstars. 2009 erhielt sie den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk. (Quelle: Wikipedia)

Lauren Bacall, Saint Augustine, Florida, USA, 1943 | © Louise Dahl-Wolfe

[8] Horst P. Horst (* 14. August 1906 in Weißenfels als Horst Paul Albert Bohrmann; † 19. November 1999 in Palm Beach Gardens, Florida, USA) war ein amerikanischer Fotograf deutscher Herkunft. Er wurde durch seine Fotos für die Modezeitschrift Vogue und für seine Porträts berühmter Zeitgenossen bekannt. Er wird zu den bedeutenden Modefotografen des 20. Jahrhunderts gezählt. (Quelle: Wikipedia)

Rio de Janeiro, Brasilien, 1947 | © Louise Dahl-Wolfe

[9] Irving Penn war einer der grossen Fotografen des zwanzigsten Jahrhunderts, bekannt für seine fesselnden Bilder und seine meisterhafte Drucktechnik. Obwohl er mehr als sechzig Jahre lang als einer der Top-Fotografen der Zeitschrift Vogue gefeiert wurde, war Penn ein äusserst privater Mensch, der das Rampenlicht mied und seine Arbeit mit ruhiger und unermüdlicher Hingabe verfolgte. In einer Zeit, in der die Fotografie in erster Linie als Kommunikationsmittel verstanden wurde, näherte er sich ihr mit dem Blick eines Künstlers und erweiterte das kreative Potenzial des Mediums sowohl in seinem beruflichen als auch in seinem privaten Schaffen. (Quelle: The Irving Penn Foundation)

Rita Touhy auf dem Balkon des MoMA, 1940 | © Louise Dahl-Wolfe

[10] Richard Avedon (1923-2004) wurde in New York City geboren und lebte dort. Sein Interesse an der Fotografie wurde schon früh geweckt, und mit zwölf Jahren trat er dem Kameraclub der Young Men's Hebrew Association (YMHA) bei. Er besuchte die DeWitt Clinton High School in der Bronx, wo er zusammen mit James Baldwin die Literaturzeitschrift der Schule, The Magpie, herausgab. Im Jahr 1941 wurde er zum Poet Laureate of New York City High-Schools ernannt. (Quelle: The Richard Avedon Foundation)

Natalie in Grès coat, Kairouan | © Gift of Louise Dahl Wolfe, 1982, Center for Creative Photography, Arizona Board of Regents

ANITA'S POINT OF VIEW // Hommage an Anita Neugebauer

Bas de Schiapparelli, 1939 | © Gisèle Freund

Anita Neugebauer (1916-2012) gründete 1976 die erste Fotogalerie der Schweiz und setzte sich die Vermittlung von internationaler und nationaler Fotografie zum Ziel. Mit ihrer Galerie-, Ausstellungs- und Sammeltätigkeit wurde sie zu einer wichtigen Wegbereiterin für die weitere Entwicklung der Fotografie in der Schweiz. In der diesjährigen Ausgabe widmet die photo basel mit der Ausstellung ANITA’S Point of View eine Hommage der Person, die so viel für die Schweizer Fotografie getan hat.

Untitled, 1978 | © Derek P. Bennett

Die Leidenschaft für Fotografie zeigte sich bei Anita Neugebauer, die 1916 in Berlin geboren wurde, bereits nach dem Schulabschluss. Sie besuchte eine Fotoschule und erlernte die Fotografie von der Pike auf. Unter der Bedrohung von Hitlers Antisemitismus wanderte sie mit ihrer Mutter 1938 nach Buenos Aires aus und zog 1947 mit ihrem Ehemann, dem Mediziner Josef Neugebauer, nach Basel. Es folgten einige Jahre in denen sich Anita Neugebauer dem Familienleben widmete, bevor sie sich wieder intensiv der Fotografie zuwandte. Ein Wiedereinstieg in den fotografischen Beruf kam für sie nicht mehr in Frage, da sie ihrer eigenen Ansicht nach mit den neuen Technologien nicht mehr vertraut war. Da sie trotzdem stets grosses Interesse an der Fotografie und dem Kontakt mit Fotografierenden hegte, entschied sie sich einen anderen Weg einzuschlagen.

The Table, 1984 | Christian Vogt

Der Gedanke eine Fotogalerie in der Schweiz zu eröffnen war in den 1970er Jahren kein naheliegendes Unterfangen. Während in den USA die Fotografie bereits seit den 1950er Jahren einen Platz in Museen und Galerien hatte, hinkte die Schweiz hinterher. Erst mit der Gründung der Stiftung für die Photographie und deren Ausstellungstätigkeit im Kunsthaus Zürich 1974 wurde die Fotografie erstmals in der Schweiz in einem Kunstmuseum gezeigt. Dass Fotografie auch im Galerienkontext ausgestellt und verkauft werden kann, zeigte Neugebauer wenige Jahre später mit der Gründung ihrer Fotogalerie photo art basel 1976. Walter Binder, der gemeinsam mit Rosellina Burri-Bischof die Stiftung für die Photographie initiierte, beschrieb die Eröffnung von Neugebauers Fotogalerie als „eine Pioniertat weit über Basel hinaus“ und Charles-Henri Favrod, der spätere Gründer und Direktor des Musée de l'Elysée in Lausanne, bezeichnete Neugebauers neuen Ausstellungsraum als “la galerie des merveilles”. Anita Neugebauer war sich ihrer Pionierrolle, aber auch den damit zusammenhängenden Vorurteilen bewusst und schien insbesondere deshalb einen Reiz an der Vermittlung zu finden. Sie wollte der breiten Öffentlichkeit zeigen „was das ist – Fotografie“ und dass diese auch in der Schweiz ein fester Bestandteil der Kunstwelt und des Kunstmarktes sein sollte.

NYC, 1963 | © Lee Friedlander

Ihre Weggefährt:innen bezeichneten Anita Neugebauer als wahre Gastgeberin, die im Herzen Basels an der Adresse St. Alban-Vorstadt 10 einen 35 Quadratmeter kleinen White Cube mit Ausstellungen bespielte. „Meine Mutter suchte ganz Basel nach dem idealen Raum für ihr Vorhaben ab“, berichtet Claudia Neugebauer. „Der kleine Ausstellungsraum wurde zu einem Ort des Austausches: Fotograf:innen brachten ihre Mappen vorbei und präsentierten ihre Arbeiten, Besucher:innen verweilten lange in den Ausstellungen, Freund:innen kamen stets vorbei – es war ein Kommen und Gehen und jeder wurde willkommen geheissen. Die Galerie photo art basel war ein lebendiger Treffpunkt für alle Fotoliebhaber:innen.“ Anita Neugebauer war sich allerdings auch der Macht des Bildes und ihrer heiklen Position, den schmalen Grat zwischen Ästhetik, Dokumentation und Kunst zu finden, bewusst. Obwohl sie selbst dem Holocaust entkommen war, stellte sie nie Werke aus, die nach Aufmerksamkeit schrien – sie lehnte es ab, die Betrachtenden durch Voyeurismus zu schockieren. Neben ihrer humanistischen Herangehensweise an die Themen der Fotografie verstand Neugebauer es gut, internationale Fotograf:innen mit nationalen sowie lokalen zu vermischen. Sie brachte angesehene Fotograf:innen aus aller Welt nach Basel – meist zum ersten Mal – und bot gleichzeitig bekannten und unbekannten Schweizer Fotograf:innen die Möglichkeit auszustellen. Die Eröffnungsausstellung ihrer Galerie widmete sie gleich dem französischen Fotografen Robert Doisneau und im weiteren Verlauf ihrer 30-jährigen Tätigkeit kuratierte Anita Neugebauer mehr als 100 Ausstellungen mit Fotografien von Jan Saudek, Édouard Boubat, Ruth Mayerson Gilbert, Hugo Jaeggi, Floris Neusüss, René Mächler, Monique Jacot, Roman Vishniac, Lee Friedlander und vielen weiteren. Bei dieser Auflistung darf auch die Fotografin Gisèle Freund nicht fehlen, die Anita Neugebauer bereits während ihrem Aufenthalt in Buenos Aires kennenlernte und mit der sie eine jahrelange, enge Freundschaft führte. Neben der regen Ausstellungs- und Vermittlungstätigkeit nahm die Galerie photo art basel als eine der ersten Fotogalerien an der Art Basel teil.

Ile de Kavoi, 1991 | © Monique Jacot

in Zusammenarbeit mit Claudia Neugebauer und der Fabian & Claude Walter Galerie bemühten wir uns, einen intimen Einblick in die Welt von Anita Neugebauer zu geben. Ziel dieser Hommage ist es nicht, Fotografien zu einem bestimmten Thema oder einer ausgewählten Zeitspanne zu zeigen, sondern vielmehr Anita Neugebauers Sicht auf die Fotografie sowie ihre Freude und Leidenschaft gegenüber dem Medium zu vermitteln und dadurch Anita's Point of View zu präsentieren.

Tangierende Kreise 2, 1991 | © René Mächler

Contemporary African Photography prize – Bekanntgabe der Shortlist 2022

Kroo Bay ist eine inoffizielle Wohnsiedlung an der Küste im Zentrum von Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Im Jahr 2009 lebten dort schätzungsweise 10'989 Menschen. Den Bewohner:innen von Kroo Bay fehlt ein angemessener Zugang zu sanitären Einrichtungen und Gesundheitsdiensten. Dennoch gedeiht die Gemeinde und die Einwohner:innen von Kroo Bay schätzen den Ort, den sie als ihre Heimat betrachten. Kadiatou Kamarra, 25, seit acht Jahren Einwohnerin von Kroo Bay, steht für ein Portrait neben ihrem Haus. Die für die Collage verwendeten Texturen stammen aus dem verschmutzten Meerwasser, das die Gegend umgibt und das während der Regenzeit Teile der Region überflutet. 2021

Bereits zum elften Mal hatten Fotograf:innen die Möglichkeit ihre Arbeiten, die auf dem afrikanischen Kontinent entstanden sind oder die sich mit der afrikanischen Diaspora auseinandersetzen, einzureichen. Die international zusammengesetzte Jury hat 25 Arbeiten ausgewählt. Eine Selektion aus der Shortlist:

Die Bewohner:innen der Gemeinde Tombotima lebt von Viehzucht und dem Anbau von Gemüse und Cashewnüssen. Sie haben keinen Brunnen und müssen weite Strecken zurücklegen, um Wasser zu holen, das verschmutzt ist. Die Männer sind für das Wasserholen zuständig, da es für Frauen zu gefährlich ist, insbesondere wenn sie schwanger sind. Die Gemeinde hat festgestellt, dass es nicht mehr so häufig und so schnell regnet wie früher, was sich auf ihre Einnahmequelle – die Landwirtschaft - auswirkt. Kadiatou H. Kamarra, Maa Kanu und Mariatu Kanu sind Bäuerinnen, Mütter und Ehefrauen. Alle drei Frauen haben müssen mit der drastischen Veränderung der Wasserreserven umgehen, und alle drei mussten ihre Schulausbildung aufgrund der Abwesenheit oder dem frühen Tod ihrer Eltern abbrechen und heiraten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie stehen unter einem Cashewnussbaum der Gemeinde und tragen Cashewnusszweige auf dem Kopf. 2021

“Wata Na Life”, for Wateraid & British Journal of Photography, 2021
Wata Na Life – Wasser ist Leben in Krio; ist ein Satz, den man in Sierra Leone, einem Land, in dem Wasser einer Währung gleichkommt immer wieder hört. Im Auftrag von Wateraid und dem British Journal of Photography verbrachte Ngadi Smart drei Monate in ihrem Herkunftsland, um den Zusammenhang zwischen Wasser und dem sich verändernden Klima zu erforschen. Sie fand Gemeinschaften, die sich so gut wie möglich an die Folgen einer durch das Klima verschärften Wasserkrise, inmitten von Korruption und mangelnder staatlicher Planung vor.

Das Projekt ist eine deutliche Absage an die häufig "entmenschlichende" Darstellung der afrikanischen Entwicklungsländer in den westlichen Medien. Mit lebendigen Collagen erschafft sie ein Gegenpool zum "tropischen Armutsporno", indem sie das Wesen und die Identität der Menschen und Orte in Sierra Leone mit Landschaften, Portraits und Objekten der einzelnen Orte zu authentischeren Darstellungen, als es ein einzelnes Bild vermitteln vermag. Sie wünscht sich, dass sich die Menschen in Sierra Leone das Werk anschauen und stolz auf ihr Land sind.

Ngadi Smart (*1988) wurde in London geboren, wo sie heute lebt.

Untitled, from White Gold Series, 2021 | © Amina Kadous

White Gold 2021
Die ersten Samen ihrer Identität wurden in El Mehalla Al Kobra gepflanzt, ihrer Heimat und der ägyptischen Baumwolle. Durch ihre jungen Augen erstrahlte das Haus ihres Grossvaters mit Licht und Erinnerungen, die die Baumwollfäden widerspiegeln, die sich über drei Generationen reichen. Ihr Urgrossvater war Seiden- und Wollhändler, einer der ersten in El Mehalla, der die Anfangsphase des damals populären werdenden Textilhandels prägte. In den späten 1960er Jahren gründete Ihr Grossvater eine Textilfabrik in der Stadt, in den 1980er Jahren folgte ihr Vater und pflanzte Baumwollsaat.

Sie stützt sich auf das Vermächtnis ihrer Grosseltern, deren Archive und der erodierenden Geschichte ihrer Heimat Ägypten und versucht mit dieser Arbeit die übriggebliebene und verdorrte Baumwollsaat wieder zu verbinden und zu sammeln. Einst ein wichtiges Symbol für die ägyptische Identität und des kulturellen Reichtums, dass sie mit der Vergangenheit, der Entwicklung, der Erosion und dem heute verbindet. Sie stellt sich die Fragen was gewesen sein könnte, was könnte noch sei und was sie verloren haben?

Amina Kadous (*1991) in El Mehalla geboren und lebt heut in Kairo, Ägypten.

Junior Mungongu. 2021 | © Colin Delfosse

Fulu Act, 2021
In den Strassen Kinshasas machen Künstler:innen auf die Herausforderungen aufmerksam, mit denen die kongolesische Hauptstadt zu kämpfen hat. In einer zunehmend zerstörten Umwelt hinterfragen sie den Überfluss an Konsumgütern und Müll, indem sie sie zu Kostümen recyceln. Als Kollektiv treten sie in den Strassen auf und prangern gesellschaftliche Probleme an: fehlende Gesundheitsversorgung, Umweltverschmutzung, Abholzung und Überkonsum. Mit einer urbanen Kultur und symbolischen Ritualen ihrer Vorfahren treten die Künstler:innen in einen Dialog mit dem Einwohner:innen der Stadt.

Die demografische Explosion dieser Megalopolis in Verbindung mit den wachsenden Bedürfnissen, einer globalen Wirtschaft und einem grossen Appetit auf Einwegplastik haben zu einer massiven Einfuhr von Konsumgütern geführt, die eine Verwüstung hervorrufen. Die Folgen sind alarmierend: 13 Millionen Einwohner erzeugen jeden Tag 7 Tonnen Abfall. Arme Stadtviertel sind am stärksten betroffen – die Ungleichheit wird verstärkt.

Ausserhalb des Stadtzentrums reihen sich Slums an Slums aneinander – ohne jegliche Infrastruktur. Die Beschaffung von Lebensmitteln und die Fortbewegung stellen eine tägliche Herausforderung dar. Der kongolesische Staat ist nicht in der Lage, grundlegende Probleme wie fehlende Strassen, Kanalisationen und Strom zu lösen.

In diesen Vierteln verkörpern die Künstler:innen ihre Stadt neu, indem sie zeitgenössische Mythen schaffen. Was die traditionellen Rituale betrifft, so verkörpern sie den Archetypus der Natur, der sich den wichtigsten Herausforderungen der Umwelt konfrontiert und stellen unsere Modernität in Frage.

Colin Delfosse (*1981) ist in Ixelles geboren und lebt in Brussels, Belgien.

L‘origine du monde. 2018 | © Fatimazohra Serri

Shades of Black, 2022
2017 hat Fatimazohra Serri aus einem tiefen Bedürfnis mit diesem Langzeitprojekt begonnen, um ihre Gedanken und ihrer Ablehnung der Situation, in der sie sich und die Frauen, die sie umgeben auszudrücken. Sie möchte mit der Arbeit die Situation der Frauen in der marokkanischen Gesellschaft, insbesondere die konservative Seite anhand der Realität ihres Lebensunterhaltes und den verschiedenen Herausforderungen aufzeigen, mit denen sie konfrontiert sind. Sie lässt sich von ihrer Umgebung inspirieren, von Frauen, die sie kennt, von Situationen, die sie selbst täglich erlebt. Ihre Bilder spiegeln das Leben der Frauen in der marokkanischen Gesellschaft wider. Das Projekt ist auch eine Vertiefung der Erkundung von Weiblichkeit, von Sexualität und der Beziehung zwischen Frauen und Männern.

Fatimazohra Serri (*1995) ist in Taza geboren und lebt in Nador, Marokko.

Reflected Refraction. 2022 | © Mekbib Tadesse

Lost in Connection, 2022
"Ein Eichhörnchen, das vor Ihrem Haus stirbt, kann für Ihre Interessen relevanter sein als Menschen, die in Afrika sterben." Mark Zuckerberg
Prägnanter könnte dieser Satz den Stellenwert und den Platz von Afrikaner:innen in der virtuellen Welt nicht besser ausdrücken. Eigentlich sollte das Internet die Welt zusammenbringen und doch entscheiden Kodierungen und Algorithmen was wir sehen, um mit kommerziellen Absichten Emotionen zu wecken und uns mit den gleichen Dingen wieder trennen. Was uns verbinden sollte, trennt uns. Es ist offensichtlich, dass der allgemeine Konsum von Onlineinhalten, geblendet von Freuden der virtuellen Erfahrung, seinen Preis hat, sei es Chaos, Ablenkung, Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit oder anderes. Algorithmen drängen uns in eine Ecke, aus der wir kaum entkommen können. Mekbib Tadesse ist überzeugt, dass in dieser Auseinandersetzung der afrikanische Kontext nur am Rande eine Rolle spielt. Während afrikanischen Länder versuchen, ihre Bevölkerung mit Internet zu versorgen und zu erreichen, haben viele App-Entwickler die Idee der Nutzungslücke verdrängt und den Konsum virtueller Inhalte unterschätzt. Soziale Medien sind nicht das Problem, aber sie sind der Motor für das Chaos, das wir derzeit erleben.

 Mekbib Tadesse (*1989) wurde in Addis Abeba, Äthiopien geboren, wo sie heute lebt.

Ma kwela. 2022 | © Robert Nzaou Kissolo

Louzolo, 2022
Louzolo – Liebe in Kikongo einer lokalen, kongolesischen Sprache. Die Serie beleuchtet die Sprache der Liebe in der kongolesischen Gesellschaft, die Gebote und Verbote, was akzeptiert wird und was nicht… Wie viel ist zu viel, wie kann, darf man Liebe in der Öffentlichkeit ausdrücken. Die Bilder zeigen ein vertauschtes Rollenbild, wie es in den meisten kongolesischen Haushalten üblich ist. Kleine Dinge, die die Wertschätzung zwischen Männern und Frauen bedeuten.

Robert Nzaou Kissolo (*1976) wurde in Nkayi geboren und lebt heute in Pointe-Noire, DR Kongo.

Mrs. May. 2021 | © Remofiloe Nomandla Mayisela

Lip Service, 2022
Lip Service erforscht den Gedanken, der hinter dem berühmt, berüchtigten Satz: "Der Weg zum Herzen eines Menschen führt durch seinen Magen." Ein Sprichwort, das auf der ganzen Welt bekannt ist. Im Laufe der Jahre wurden Frauen Räume zugewiesen, die von der patriarchischen Gesellschaft gestützt wird. Oft sind die Räume auf das Haus, die Wohnung, insbesondere die Küche begrenzt. Innerhalb der etablierten Konsumkultur funktionieren Frauen weiterhin als Warenfetisch – eine Erfahrung, die nicht durch Nationalität und Geografie begrenzt wird. Der Vergleich von Frauen mit Lebensmitteln ist ein beliebtes rhetorisches Mittel, um Frauen auf die gleiche Stufe zu stellen – leicht zu bekommen und zu geniessen. Als junge moderne Makoti [1]begann Remofiloe Nomandla Mayisela in einer institutionellen Verbindung wie der Ehe die starke kulturelle, patriarchalische Zuweisung von Frauen in die Küche und ihrer Körper für den Konsum zu spüren. 

Remofiloe Nomandla Mayisela (*1994) wurde in Johannesburg geboren, wo sie heute lebt.

Die fünf Gewinner:innen werden am 17. Juni, 17 Uhr im Rahmen der photo basel bekannt gegeben.

Der CAP-Preis ist der internationale Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie, der seit 2012 jährlich an fünf Fotografen verliehen wird, deren Werke auf dem afrikanischen Kontinent entstanden sind oder die sich mit der afrikanischen Diaspora auseinandersetzen.

[1] Makoti – Braut oder Schwiegertochter. Ein in Südafrika weit verbreiteter kultureller Begriff.

Encounter…

Aus der Serie Encounter | © Silvia Rosi

Encounter ist ein fiktives Familienalbum, das die Erzählungen von Migration und Diaspora durch Selbstportraits, Theatralik und Symbolik erforscht. Inspiriert von einem Bild ihrer Mutter, die in ihrer Jugend auf dem Markt von Lomé arbeitete, zeichnet Silvia Rosi die Migration ihrer Eltern von Togo nach Italien nach.

Aus der Serie Encounter | © Silvia Rosi

Mit eigenen künstlerischen Strategien und der Tradition der westafrikanischen "Studioportraits" entwickelt sie die Inszenierung ihrer Familiengeschichte. Sie stellt die Visualisierung der italienischen Afro-Abstammung und die ständige Arbeit der Identitätsverhandlung. Mit Encounter hinterfragt Silvia Rosi den Betriff der Identität, der sich für diese Italiener und Italienerinnen mit diasporischer Abstammung in ständiger Entwicklung befindet.

Aus der Serie Encounter | © Silvia Rosi

Ihre Bilder erwähnen Themen der in die Gegenwart geholten Tradition und der Auswirkungen der Migration. Ein zentraler Aspekt in ihrer Arbeit ist die Beobachtung des traditionellen Transportierens auf den Köpfen. Sie beleuchtet die Komplexität familiärer Beziehungen und die (Selbst-)Darstellung familiärer Bindungen als ein Ort, an dem strukturelle soziale Fragen auftauchen und Subjektivitäten gefeiert werden, die im Mainstream verborgen sind.

Aus der Serie Encounter | © Silvia Rosi

Silvia Rosi (*1992) lebt zwischen England und Italien. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Fotografie vom London College of Communication. Im Jahr 2020 gewann sie den Jerwood/Photoworks Award und den Portrait of Britain Award des British Journal of Photography. Ihre Arbeiten wurden in mehreren Ausstellungen in London gezeigt, darunter der Taylor Wessing National Portrait Prize, die Autograph ABP New Artist Commissions und das PHMuseum Days Photo Festival. Auftrag des Jerwood/Photoworks Awards 2020

Aus der Serie Encounter | © Silvia Rosi

Encounter ist bis am 29. Mai im Rahmen von Circulation(s) in Paris und an den Bieler Fototagen im Photoforum Pasquart zu sehen.

Aus der Serie Encounter | © Silvia Rosi

Preview photo basel 2022…

Bildhalle | © Ilona Langbroek, Bogoriana 2022

Die siebte Ausgabe der photo basel - erste und bislang einzige Kunstmesse für Fotografie der Schweiz, findet vom 14. bis 19. Juni 2022 im Volkshaus Basel zeitgleich mit der Art Basel statt.

Artco Galerie | © Johanna Maria Fritz, Kabul-Afghanistan, 2017

Seit der ersten Ausgabe 2015 hat die photo basel ihr Profil als bedeutendste Fotomesse im deutschsprachigen Raum gefestigt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Fotografie immer mehr in den internationalen Museen etabliert und bildet ein zentrales Fundament in der jüngeren Kunstgeschichte. Die photo basel möchte als Kunstmesse aktiv zu diesem Dialog beitragen und die Kunstfotografie mit all ihren Interessengruppen gleichzeitig während der Art Basel zusammenführen.

Galerie 94 | © Anna Lehmann-Brauns, Museum der Unschuld Istanbul, 2020

40 internationale Aussteller*innen aus 18 Ländern nützen die photo basel ihre Künstler*innen Sammler*innen und einem interessierten Publikum zu präsentieren. Auch dieses Jahr können neu hinzugekommene Galerien und ihre Künstler*innen entdeckt werden: The Photographer’s Gallery (London), Analix Forever (Geneva), Bonne Espérance (Paris), Contour Gallery (Rotterdam), die Mauer (Prato), Espace L (Geneva), Galerie XII (Paris & Los Angeles), Mars Gallery (Melbourne), ToBe Gallery (Budapest), Versus Art Projects (Istanbul).

Contour Gallery | © Margriet Smulders, Who likes Red, Yellow and Blue,2020

Galerien der 7. Ausgabe der photo basel
Alex Schlesinger, Zürich
Analix Forever, Geneva
Artco, Aachen, Berlin & Cape Town
Arte Giani, Frankfurt
Baudoin Lebon, Paris
Bildhalle, Zürich & Amsterdam
Bonne Espérance*, Paris
Camara Oscura, Madrid
Catherine & André Hug, Paris
Clair by Kahn, Zürich
Contour Gallery*, Rotterdam
Die Mauer*, Prato
Galerie Dix9, Paris
Dorothée Nilsson Galerie, Berlin
Galerie Echo119, Paris
Espace L*, Geneva
Fabian & Claude Walter Galerie, Zürich
Galerie 94, Baden
Galerie Bart, Amsterdam
Galerie Esther Woerdehoff, Paris & Geneva
Galerie l'antichambre, Chambéry
Galerie Peter Sillem, Frankfurt
Galerie Springer Berlin, Berlin
Galerie STP, Greifswald
Galerie Monika Wertheimer, Oberwil/Basel
Galerie XII*, Paris & Los Angeles
Galerija Fotografija, Ljubljana
Hartmann Books, Stuttgart
Ibasho, Antwerpen
ISSP, Riga
Kahmann Gallery, Amsterdam
Mars Gallery*, Melbourne
Migrant Bird Space, Berlin & Beijing
Python Gallery*, Zürich
Photon, Ljubljana & Vienna
Red Lab Gallery*, Milano
The Photographers’ Gallery*, London
ToBe Gallery*, Budapest
Versus Art Project*, Istanbul
Willas Contemporary*, Oslo & Stockholm

Red Lab Gallery | © Yorgos Yatromanolakis, 004, 2018

Für die siebte Ausgabe konnte photo basel Sonia Voss als künstlerische Leiterin gewinnen. Ihre wichtigsten Ausstellungen: Isabelle Le Minh: Cristal réel. After Alfred Ehrhardt (Goethe Institut Paris & Alfred Ehrhardt Foundation Berlin, 2019-20); Restless Bodies: Ostdeutsche Fotografie 1980-89 (Rencontres d'Arles, 2019), Louis Roederer Discovery Award 2021 (Rencontres d'Arles, 2021) und zwei Ausstellungen im Musée de la Chasse et de la Nature in Paris: Sophie Calle, Serena Carone: Beau doublé, Monsieur June 14 - 19, 2022 ©PUTPUT Popsicles 2012 - Courtesy Galerie Esther Woerdehoff le marquis! (2017-18) sowie George Shiras: In the Heart of the Dark Night (2016-17). Sonia Voss ist zudem Autorin bei folgenden Verlagshäusern tätig Éditions Xavier Barral, Koenig Books, Filigranes und Kehrer.

Galerie XII Paris | © Mona Kuhn, An Open Door, 2006

photo basel Benefiz Edition
Aufgrund des andauernden Krieges in der Ukraine, wird die photo basel die Werke von 5 Künstler*innen mit ukrainischer Herkunft in einer Sonderedition auf der Messe verkaufen. Der Erlös wird vollumfänglich gespendet.

Les mains de Suzana, 1939 | © Gisele Freund

Hommage an Anita Neugebauer
Anita Neugebauer (1916-2012) gründete 1976 mit der Galerie "photo art basel" die erste Fotogalerie der Schweiz und setzte sich die Vermittlung von internationaler und nationaler Fotografie zum Ziel. Mit ihrer regen Galerie-, Ausstellungs- und Sammeltätigkeit wurde sie zu einer wichtigen Wegbereiterin für die weitere Entwicklung der Fotografie in der Schweiz. Die photo basel widmet in der diesjährigen Ausgabe mit der Sonderausstellung "Anita’s Point of View" eine Hommage an die Pionierin der Schweizer Fotogalerien. Kuratiert wird diese Sonderausstellung unter anderem von ihrer Tochter, Claudia Neugebauer sowie Alessia Widmer.

Art, FineArt, Art FairMiryam Abebe
Family Affair…

© Ismail Zaidy

Bereits als Kind war Ismail Zaidy angetan von der Art und Weise wie Frauen ihre Stoffe, zum Beispiel der Djellaba[1], auf der Strasse trugen, diese traditionellen Kulturen und Kleidungsweisen inspirieren den Fotografen noch heute.

© Ismail Zaidy

Fotografie ist für Ismail Zaidy eine "Familienangelegenheit". 2018 hat er mit dem Projekt "3aila" (عائلة, arabisch Familie) gestartet. Seine Geschwister Fatima und Othmane spielen eine wichtige Rolle bei der Ideenfindung hinter den Bildern. Die Bilder nimmt er mit seinem Handy im Studio Sa3ada, ein Raum, den sie auf dem Dach ihres Wohnhauses eingerichtet haben, auf. Sa3ada – Freude, sei das Gefühl, das sie beim Gestalten in diesem Raum haben.

© Ismail Zaidy

Der kreative Prozess beginnt mit der Ideenentwicklung, dem Beschaffen der Requisiten meistens auf dem Flohmarkt. Die Zeitplanung hängt stark von der Schulzeit seiner Geschwister ab. Steht eine Prüfung an, wird alles auf Eis gelegt.

© Ismail Zaidy

In seiner Arbeit versucht er die verschiedenen Familienthemen zu beleuchten; Alltagsprobleme, fehelende Kommunikation, Distanz zwischen Geschwistern und Eltern. Entfremdung in der Familie sei ein Problem, das viele betreffe, aber keiner spreche die Problematik an. Er möchte mit seiner Arbeit zeigen, dass Familie eines der wertvollsten Geschenke im Leben ist.

© Ismail Zaidy

Ismail Zaidy ist in der Gegend von Marrakesch aufgewachsen. Er ist Autodidakt. 2017 begann er die Fotografie als kreatives Ventil für seine Perspektive zu nützen. Er nutzt seine Praxis und die Möglichkeit, mit dem Handy zu fotografieren und über digitale Plattformen zu veröffentlichen - als Mittel, um diese einzigartigen, poetischen Aspekte seiner Kultur zu teilen. Ismail Zaidy ist Mitglied von Noorseen. Noorseen ist ein marokkanisches Kollektiv mit 14 Fotografen und Fotografinnen.

Arbeiten von Ismail Zaidy sind bis 12. Juni 2022 im Rahmen der Cap Prize Ausstellung im Rieterpark in Zürich zu sehen.  

Ben Füglister (Gründer Cap Prize und Kurator der Ausstellung) führt am 17. April, 1., 15. und 28. Mai durch die Ausstellung im Park. Am 29. Mai gibt es eine Spezialführung durch die Cap Prize Ausstellung im Park und der Ausstellung "The Future is Blinking" im Museum Rietberg.

© Ismail Zaidy

Der CAP-Prize ist der internationale Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie, der seit 2012 jährlich an fünf Fotografen vergeben wird, deren Werke auf dem afrikanischen Kontinent entstanden sind oder die sich mit der afrikanischen Diaspora auseinandersetzen.

[1] Die Djellaba (arabisch جلابة), auch Dschellaba oder Galabiya, ist ein traditioneller bodenlanger und die Körperkonturen weitgehend verbergender Überwurf- und Kapuzenmantel mit langen Ärmeln in den Ländern des Maghreb, insbesondere in Marokko. Es unterscheidet sich von der ägyptischen Galabija durch eine angenähte spitze Kapuze. Djellabas als Frauengewänder sind erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts in den Städten bekannt geworden; auf dem Land geschah dies erst in den 1970er und 1980er Jahren. Durch die Verwendung von in hellen Tönen gefärbter Stoffe oder durch besonders feine Webtechniken sind sie in der Regel auffälliger als die der Männer; mittlerweile sind sie auch häufig gemustert (Karos, Blumen etc.). Als Frauenkleidung wird die Djellaba gelegentlich auch aus Seide gewebt und/oder mit Gold- und Silberfäden bestickt und verziert; sie dient dann als eine Art Festgewand oder "Abendkleid". Die Kapuzen vieler Frauen-Djellabas enden oft in einer Quaste. (Quelle: Wikipedia)

Art, ExhibitionMiryam Abebe
Memories of Perception…

Donkey skin | © Marianna Rothen

Die ausgestellten Fotografien spielen mit Reflexionen, Spiegeleffekten und Transparenzen, fangen den Moment ein oder betonen inszenierte Kompositionen und erforschen die emotionalen Qualitäten von Licht und Schatten. Die als chimärische Erzählung präsentierten Werke beider Künstlerinnen greifen ineinander und ihre Bilder loten die Tiefen des Unterbewusstseins aus, indem sie diese in einer bestimmten Umgebung oder einem bestimmten Rahmen aufstellen und ihre Figuren in metaphorischen Tableaus darstellen.

AD 6329, 2014 | © Mona Kuhn

"Ein Bild kann eine unterdrückte Erinnerung hervorholen und einen bestimmten Moment viel schneller ins Gedächtnis rufen als Worte. Das ist möglich, weil unser Gehirn die 'Essenz' eines Bildes sehr gut speichern kann, indem es nicht nur das Motiv, sondern auch bestimmte visuelle Qualitäten festhält."[1] Bei beiden Künstlerinnen geht es um die Flüchtigkeit der Realität und um die Erinnerung. In ihren Arbeiten, die zwischen persönlicher, kultureller und kollektiver Identität oszillieren, geht es um das intime Zeugnis des Selbst bei Marianna Rothen und um das des Anderen bei Mona Kuhn.

Backstabber | © Marianna Rothen

Während Mona Kuhn in ihrem experimentellen Umgang mit dem Akt in enger Beziehung zu ihren Modellen arbeitet, indem sie ihnen die Freiheit des Ausdrucks in Bezug auf ihre Darstellung lässt, inszeniert Marianna Rothen sich und ihre Freunde in eigentümlichen Szenarien unter Verwendung von Archetypen und Idealen aus der Filmwelt.

AD 7809, 2014 | © Mona Kuhn

Jede Szene ist wie ein visuelles Tagebuch gestaltet und wirkt durch Licht, Schatten und Reflexion wie aus Vergangenheit und Gegenwart zusammengefügt. Die Fotografien, die reich an Metaphern und harmonischen Details sind, spielen sowohl mit der Konstruktion von Raum als auch von Zeit. Schatten vervielfachen sich, Muster antworten, es ist fast so, als ob unser Sehen unsere Erinnerung konfrontiert und uns auffordert zu hinterfragen, was es bedeutet, einen Raum nicht nur zu sehen, sondern in ihm zu existieren. 

Cowboy #3 | © Marianna Rothen

Daher ist die Betrachtung der Fotografien der beiden Künstlerinnen wie die Betrachtung einer Vielzahl von Geschichten, die wir mit unserer eigenen inneren Erfahrung in Verbindung bringen können. Indem sie die Erinnerung an unbewusste Erfahrungen wachrufen, beleuchten sie eine Geschichte, die uns allen gehören könnte. Indem wir die Grenzen zwischen Abwesenheit und Anwesenheit, zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen, zwischen dem Sichtbaren und dem Verborgenen verwischen, rufen wir Erinnerungen an die Wahrnehmung wach.

AD 7013, 2014 | © Mona Kuhn

Mona Kuhn (geb. 1969, São Paulo, Brasilien) ist eine Fotografin und Medienkünstlerin. Kuhn, die für ihre zeitgenössischen Darstellungen bekannt ist, gilt als eine der führenden Künstlerinnen in der Welt des figurativen Diskurses.  In ihrer mehr als zwanzigjährigen Karriere konzentriert sich Kuhns Praxis auf die Geheimnisse der physischen und metaphysischen Präsenz der Figur.  Kuhn betrachtet die Figur und die Darstellung als eine Plattform für unsere komplexen Emotionen, Wünsche und Ängste. Während sie ihren fotografischen Stil festigte, schuf Kuhn ihren einzigartigen Ansatz für den Akt, indem sie Freundschaften mit ihren Motiven entwickelte und eine Reihe von spielerischen visuellen Strategien einsetzte, die natürliches Licht und minimalistische Einstellungen nutzen, um ein Gefühl des Wohlbefindens zwischen der menschlichen Figur und ihrer Umgebung hervorzurufen. Ihr Werk ist natürlich, ruhig und eine Neuinterpretation des Aktes im Kanon der zeitgenössischen Kunst. 

Kuhns Arbeiten wurden im Le Bal und im Louvre Museum, Paris; in der Royal Academy of Arts, London; im Musée de l'Elysée, Lausanne; im Leopold Museum, Wien und im Australian Centre for Photography, Sydney, ausgestellt. Ihre Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit, darunter im J. Paul Getty Museum, Los Angeles; Los Angeles County Museum of Art, Kalifornien; Hammer Museum, Los Angeles; Perez Art Museum, Miami; George Eastman Museum, Rochester, New York; Museum of Fine Arts, Houston; Kiyosato Museum of Photographic Arts, Japan und in der di Rosa Foundation, Napa, Kalifornien. Steidl hat bisher sieben Monografien über Kuhns Werk veröffentlicht. Die Monografie, She Disappeared into Complete Silence, enthält einen Text von Salvador Nadales, Kurator am Museo Reina Sofia in Madrid, Spanien. In ihrer neuesten Monografie, Kings Road erkundet Mona Kuhn lyrisch die Bereiche von Zeit und Raum innerhalb der architektonischen Elemente des Schindler House in Los Angeles. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Los Angeles, Kalifornien.

AD 7085, 2014 | © Mona Kuhn

She Disappeared into Complete Silence, welches zwischen 2014 und 2019 zusammen mit Jacintha, einer Freundin der Familie, in einem Glashaus am Rande des Joshua Tree National Park entstand, ist nach der ersten Monografie von Louise Bourgeois benannt und erkundet den weiblichen Akt, der von der ätherische Pracht der "Goldenen Stunde" in der Wüste befreit wird. Die einstöckige, minimalistische Struktur spiegelt die goldenen Farbtöne der Umgebung wider und wird so zu "einer Erweiterung meiner eigenen Kamera und Optik", so Kuhn. "Diese lichtdurchlässigen Oberflächen boten eine grossartige Kulisse für Reflexionen und wirkten manchmal wie ein Prisma." Die menschliche Figur, Monas Freundin und Mitarbeiterin Jacintha, erscheint wie eine surrealistische Fata Morgana, fragmentiert und undeutlich, zuweilen in Schatten getaucht oder überbelichtet. Die Glas- und Spiegelfassade des Gebäudes dient als optische Ebene, als Erweiterung der Kamera und des Objektivs der Künstlerin. Das Licht wird in sich brechende Farben aufgespalten, die Wüstenvegetation wächst seitwärts, innen ist aussen und aussen innen. Kuhn forciert einen gewissen Desorientierungseffekt, indem sie Metallfolien als zusätzliche Oberfläche einführt, was zuweilen zu rein abstrakten Ergebnissen führt. She Disappeared into Complete Silence markiert Kuhns zunehmende Verwendung von Techniken, die scheinbar Figuren, Abstraktionen und Landschaften ineinander verschmelzen lassen. 

Betty & Veronica #2 | © Marianna Rothen

Marianna Rothen (geb. 1982, Kanada) nutzt Fotografie und Film, um konventionelle Vorstellungen von weiblicher Schönheit und Geschlechterpolitik zu untersuchen. Mit 15 Jahren arbeitete Rothen als Fotomodell und verbrachte später mehrere Jahre damit, die Welt zu bereisen und ihre Erfahrungen fotografisch zu dokumentieren. Derweil sie traditionelle fotografische Verfahren mit digitalen Medien kombiniert, schafft sie Bilder, die ein Gefühl von Geheimnis und Unbehagen hervorrufen, indem sie sich auf weibliche Charaktere im Rahmen einer nostalgischen Dystopie konzentriert. In Kombination mit zerfallenen Innenräumen, Wildnis und verführerischen Motiven strahlen Rothens Arbeiten einen Hauch von Geheimnis und Unzufriedenheit aus, die Teil einer umfassenderen Erzählung werden.  

Einzelausstellungen ihrer Arbeiten fanden in der Steven Kasher Gallery in New York, der Little Black Gallery in London, der Galerie Stephan Witschi in Zürich, der Galerie Ingrid Deuss in Antwerpen und Kaune Contemporary in Köln statt. Ihre Arbeiten waren Gegenstand von drei Monografien: Snow and Rose & Other Tales, Shadows in Paradise und Mail Order, die alle bei b.frank books erschienen sind. Rothen’s Arbeiten wurden bereits im The New Yorker, Collector Daily, New York Magazine, The Paris Review, in der Vogue, in Dveight, Photoworks, Elephant, Interview, AnOther, Upstate Diary, Huffington Post und Art Daily veröffentlicht. Die Künstlerin lebt und arbeitet in New York. 

Mrs. Dubinbaum | © Marianna Rothen

Die ausgestellten Fotografien aus der Serie Shadows in Paradise beziehen sich auf drei Filme: Persona von Ingmar Bergman, Drei Frauen von Robert Altman und Mulholland Drive von David Lynch. Die Serie wurde entwickelt, um Figuren aus Rothens erster Monografie Snow and Rose & Other Tales, erschienen 2014, wieder aufzugreifen und neu zu gestalten. In einer Welt ohne Männer schienen diese Frauen überschwänglich, aber hier in ihren "Shadows"-Fotografien, ist die Fantasie komplexer: Ihre Probandinnen stellen fest, dass Männer und Männlichkeit immer noch in der Kultur lauern, die sie konsumieren, auch wenn keine Männer physisch anwesend sind - in Zeitungsüberschriften, auf der Rückseite von Zeitschriftencovern, in Gemälden an einer Wand. Rothen, weitere Models und ihre Freundinnen inszenieren in den Fotografien melancholische Szenen, in denen sie sich selbst in Spiegeln betrachten oder in die Ferne starren. Jede Frau setzt sich mit ihrer Selbstwahrnehmung auseinander. 

Bushes 22, 2018 | © Mona Kuhn

Gastautorin
Alice Le Campion war mehrere Jahre im Galeriebereich tätig, vorwiegend in der Förderung von aufstrebenden internationalen Künstlern, bevor sie in ihr bevorzugtes Medium der Fotografie eintauchte. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der Akquisition, die sie während ihrer Tätigkeit als Leiterin einer privaten Fotokunstsammlung in Berlin, Deutschland, gesammelt hat. Sie hat zahlreiche Fotoausstellungen etablierter Fotografen wie Jeanloup Sieff und Erwin Blumenfeld sowie Gruppenausstellungen kuratiert, die weibliche Repräsentationen betonen und sich an feministischen Theorien und Geschichten des Geschlechts orientieren. Neben ihre Tätigkeiten als Kuratorin mit Schwerpunkt Fotografie arbeitet Alice als Spezialistin in der Abteilung Fotografie eines Auktionhauses in New York. 

Fault, 2013 | © Mona Kuhn

Die Ausstellung Memories of Perception kann noch bis 7. Mai 2022 in der Galerie Stephan Witschi in Zürich besucht werden.

[1] Zitat Dr Daniel Glaser, Leiter Wissenschaftsgalerie, King’s College London

Im Schatten der Bäume…

Natural Order #22. Grey County. Ontario. Canada, 2020 © Edward Burtynsky, Courtesy of Flowers Gallery, London & Nicholas Metivier Gallery, Toronto.

Im Frühjahr 2020 befand sich Edward Burtynsky aufgrund der Coronavirus-Pandemie in Ontario (CA) in Isolation. Der Fotograf, der es gewohnt ist, durch die Kontinente zu reisen, nutzte diese Isolation als Gelegenheit, sein Objektiv auf die Landschaften um ihn herum zu richten. Das Ergebnis ist die neue Bildserie Natural Order, die in der Zeit des Jahres entstanden ist, in der die Erde aufblüht und neu geboren wird. Vom eisigen Schlummer des Winters bis zur fruchtbaren Dringlichkeit des Frühlings sind diese Bilder eine Bestätigung der Komplexität, des Wunders und der Widerstandsfähigkeit der natürlichen Ordnung in allen Dingen. Burtynsky betrachtet eine Vielzahl von scheinbarem Chaos, aber aus dieser selektiven Betrachtung entsteht eine Ordnung - eine dauerhafte Ordnung, die intakt bleibt, wie auch immer unser eigenes menschliches Schicksal aussehen mag. Diese Bilder wurden alle an einem Ort namens Grey County in Ontario aufgenommen.  

"Sie stammen auch aus einem Ort in meinem Kopf, der danach strebt, aus dem Chaos eine Ordnung zu schaffen und als beruhigender Balsam in diesen unsicheren Zeiten zu wirken", erklärt Edward Burtynsky.

Abbaye de Jumièges. Normandie. France, 2019 © Benjamin Deroche

Benjamin Deroche präsentiert eine Gruppe von Fotografien, die aus zwei Serien stammen: Surnature, die 2017 begann, und La lumière du loup, ein Projekt, das während seines Aufenthalts in der Normandie in der Abbaye de Jumièges (Juni 2019 bis Januar 2020) entstand. Am Anfang von Benjamin Deroches Arbeit steht der Wunsch, dem Wald, einem Ort der Therapie für Körper und Geist, eine Hommage zu erweisen, indem er einen fast animistischen Ansatz in Verbindung mit der Natur verfolgt. Das vor 12 Jahren begonnene Projekt hat es dem Künstler ermöglicht, sich zu allen Jahreszeiten im Wald aufzuhalten und durch seine Linse zu verstehen, wie sich das Licht und die Farben im Laufe des Jahres entwickeln. Er verwendet natürliche Elemente wie Beeren, Blumen oder Mineralien, die er in der Baumkrümmung anbringt. Er arbeitet auch mit Papier, Seilen und anderen zusätzlichen Elementen, die es ihm ermöglichen, seine Szene zu "rahmen" und ein fotografisches Bild voller Frieden und Ruhe zu schaffen. Heute ist diese Serie eher ein spiritueller Prozess und eine Suche nach dem Unsichtbaren als eine einfache Verpflichtung, Zeugnis von der Natur abzulegen.

Primary forest 18, roots, Malaysia from the series Reading the Landscape, 2012 © Olaf Otto Becker

Reading the Landscape befasst sich mit dem weltweiten Problem der Entwaldung und untersucht unsere Fähigkeit, die Natur zu verstehen und zu überdenken.

In den letzten 30 Jahren wurden in Indonesien fast 90 % der Wälder zerstört und durch Monokulturen ersetzt. Reading the Landscape ist ein Fotoprojekt und Buch, das in drei Abschnitten (Habitat I, Habitat II und Habitat III) die drei Zustände der Natur in den Primärwäldern Indonesiens und Malaysias dokumentiert: intakte Natur, zerstörte Natur und künstliche Natur. In diesem letzten Abschnitt macht Olaf Otto Becker auf die fehlende Vegetation in den Grossstädten und den verwässerten Einsatz von Bäumen aufmerksam, mit denen wir versuchen, diesen Zustand zu beheben. Letzteres zeigt auch, wie der Mensch den Bezug zur Natur verlieren kann, den er vor allem für die "Dekoration" der Stadtlandschaft braucht. Gleichzeitig schaffen wir eine Version des Waldes, die unserer eigenen Vorstellung entspricht und Pflanzen in eine "Ware" verwandelt, die ständig erneuert werden muss. Reading the Landscape spiegelt einen fatalen ökologischen und ökonomischen Prozess wider, der den Point of no Return überschritten hat.

from the series Résurgence, 2011-2015 © Mustapha Azeroual

Ausgehend von dem Motiv des Baumes als Element unseres kollektiven Gedächtnisses untersucht Mustapha Azeroual in Résurgence alte fotografische Verfahren, die den Ursprung des Mediums darstellen. Das Prinzip der Bildkomposition verlangt nach einer Hybridisierung der fotografischen Techniken. Mustapha Azeroual kombiniert das alte Verfahren des Gummidichromats mit dem der Digitalisierung. Die Kammerfotografie, die Digitalisierung von versilberten Negativen und die Überlagerung von Filmen führen zu einer Vervielfältigung der Bilder und zu einer Rahmung des Bildes, die um einen Punkt herum organisiert ist, an dem sich die Baumstämme mit dem Horizont schneiden. Das Auftragen der Gelatine auf das leere Papier, die richtige Dosierung der Mischung aus Gummiarabikum, Dichromat und Pigmenten und die Geste des Pinsels sind allesamt Schritte, die nicht mechanisiert sind, sondern auf die Wahl des Fotografen und seine Sicherheit in der Arbeitsweise zurückgehen.

Sein Werk basiert auf Beobachtung und Experiment und stellt historische Techniken den zeitgenössischen Fragen der Fotografie gegenüber. Résurgence ist eine Serie von Bildern, die auf Papier und Porzellan gedruckt sind. (Informationen entnommen aus einem Beitrag von Jérôme Duvignau)

Peach Blossoms Beam #06, 2019 © Yutao Gao

Nach dem Tod seines Grossvaters kletterte Yutao Gao auf den Gipfel eines Berges, auf dem ein Pfirsichbaum stand. In seiner Trauer war seine Begegnung mit dem Baum unbestreitbar vom Ende des Lebens geprägt. So beschloss er, die Äste des Baumes in einer Reihe von sich wiederholenden Gesten rituell abzutasten, als würde er "dem Baum mit einem glänzenden Kamm das Haar frisieren". Durch dieses Projekt wirft Yutao Gao einen genauen Blick auf seine eigene Existenz. Seiner Ansicht nach ist die Geste des "Kämmens" des Baumes eine Verkörperung der vergehenden Zeit, des "rituellen Sinns von Leben und Tod". Das Ergebnis ist ein Bild der Blüte des Obstbaums, zusammen mit abstrakten, verzerrten Spuren der Zeit. Der Baum sieht aus wie nichts anderes auf der Welt, er ist klar und verschwommen, wie eine Erinnerung.

Kapok. Palm Beach. Floride from the series Portraits of Time, 2004 © Beth Moon

"Die Bilder von Beth Moon fangen die Kraft und das Geheimnis der letzten uralten Bäume der Welt ein. Diese ehrwürdigen Wächter des Waldes gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten, und es ist von grösster Bedeutung, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um ihr Überleben zu sichern." - Jane Goodall 

14 Jahre lang durchquerte Beth Moon die Welt auf der Suche nach den ältesten Bäumen. Die Zeit, die sie damit verbrachte, sie zu betrachten, verwandelte sich in eine stille Selbstbeobachtung, und als sie die Stämme von Bäumen betrachtete, die manchmal bis zu 2000 Jahre alt sind und Zeugen unserer geologischen Geschichte sind, wurde Beth Moon mit ihrer eigenen vergänglichen Existenz konfrontiert. Die Künstlerin fängt die Schönheit und die Kraft ein, die von diesen Bäumen ausgeht und uns mit dem Konzept der Zeit verbindet. Die hier in Form einer Galerie von Portraits präsentierten Individuen gehören nicht so sehr der Vergangenheit an, sondern setzen die zaghafte Existenz als Teil unserer Zivilisation fort. Beth Moon wählt die beste Jahreszeit aus, zeltet am Fusse der Bäume, die sie fotografieren will, und erhebt das Alter der Bäume - sie überlässt nichts dem Zufall. Das Gleiche gilt für das Verfahren zur "Herstellung des Bildes": Die Künstlerin betrachtet jeden einzelnen Schritt bis zum endgültigen Druck als ebenso wichtig, um das richtige Bild einzufangen. Indem sie sich für die verlangsamte Drucktechnik, das Platin-Palladium-Verfahren, entscheidet, thematisiert sie den Begriff des Überlebens, nicht nur der Bäume, sondern auch der Fotografie.

Slash & Burn #9, 2017 © Terje Abusdal

In Slash & Burn trifft Terje Abusdal auf die Waldfinnen, die in Norwegen und Schweden als nationale Minderheit anerkannt sind. Die Waldfinnen lebten in Finnland, in einer Region in der Nähe von Russland, und betrieben Brandrodung. Diese alte Anbaumethode erforderte, dass die Menschen in ein anderes Gebiet umzogen, sobald die natürlichen Ressourcen erschöpft waren. Um 1600 führte der Bedarf an neuen Anbauflächen zur Abwanderung der Waldfinnen. Sie besiedelten einen ausgedehnten Waldgürtel an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden, ein Gebiet, das heute noch Finnskogen (Wald der Finnen) genannt wird. Heute sind die Feuer, die sie entfachten, längst erloschen, und die Kultur der Waldfinnen als solche existiert nicht mehr. Einige Bauernfamilien leben jedoch noch heute nach einigen ihrer Traditionen, insbesondere dem Schamanismus. Das Projekt Slash & Burn basiert auf diesem Glauben und untersucht, was es heute bedeutet, ein Waldfinne zu sein". Diese Fotoserie umfasst "symbolische" Bilder aus dem Gebiet der Waldfinnen sowie Portraits von Mitgliedern der Gemeinschaft. 

Next Possible Victims de la série 100 Hectares of Understanding, 2018 © Jaakko Kahilaniemi

Ob er allein in der Landschaft steht, von anderen Bäumen umgeben ist oder mit ihnen konkurriert, ob er Teil der menschlichen Aktivitäten in der Ferne oder in der Nähe ist, der Baum ist ein wichtiges Thema der zeitgenössischen Fotografie.

Die Variationen der Formen und des Lichts, die der Baum so gut zum Ausdruck bringt, im Grunde das Rohmaterial der Fotografie, sind auch den Pionieren dieses Mediums im 19. Jahrhundert nicht entgangen. In der gesamten Kunstgeschichte wurde der Baum als explizites Symbol des Lebens, des Wachstums, des jahreszeitlichen Todes und der Widerstandsfähigkeit verwendet.

Der Baum, der grösste lebende Organismus der Welt, der manchmal Tausende von Jahren überlebt, ist oft das Emblem einer bestimmten Region oder Kultur, aber er ist auch eine Geisteshaltung. Die Bilder, die durch das Objektiv sichtbar werden, ermöglichen es, sich ein Bild vom Charakter und den Emotionen des Künstlers zu machen.

Genau diese aussergewöhnliche Vielfalt möchte der Hangar mit der Ausstellung Im Schatten der Bäume widerspiegeln, die zwanzig fotografische Projekte vereint. Die Ausstellung soll auch den entscheidenden Platz beleuchten, den Bäume im Leben einnehmen, und den Einfluss, den sie auf das Überleben der Menschheit haben. Im Jahr 2022 können wir die ökologischen und umweltbezogenen Aspekte, die allen künstlerischen Arbeiten zugrunde liegen, nicht mehr ignorieren.

Die Ausstellung In the Shadow of Trees im Hangar Photo Art Center in Brussels ist die Hauptausstellung des PhotoBrussels Festival 06. Die Ausstellung kann noch bis am 26. März 2022 besucht werden.

Floating Islands…

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

Die grösste Offenbarung ist die Stille.

Laotse[1]

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

Ich schöpfe Atem, kehre wieder auf die Insel in mir. Wie herrlich die Bäume dort! Wasser gibt es und Vögel, im Schein der Sonne die frische Luft. Ich atme aus, genieße die Sicherheit.

Linji[2]

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

Inspiriert von der traditionellen chinesischen und japanischen Malerei, entstehen in diesen Bildern fantastische und imaginäre Landschaften, die den Betrachter durch nebel- und wolkenverhangene Berge und wilde Gegenden führen.

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

Inmitten von Myriaden von Wassertropfen, die an Regentagen am Himmel schweben, inmitten des Morgennebels der fahlen Winterdämmerung, inmitten des Abendnebels der schwülen und glühenden Sommer, inmitten von flüchtigen, unsichtbaren Klängen, schweben Felsinseln, einsame Bäume, uralte Wälder, magische Wasserfälle, Wasserströme und seltene Spuren menschlicher Anwesenheit. Eine Welt aus Wasser, dessen Strömungen alles um uns herumtragen und bewegen.

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

Matteo Aroldi befasst sich in seinen Arbeiten hauptsächlich mit Themen aus den Bereichen Architektur, Stadtlandschaft, Natur und Mensch. Er hatte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und Japan. Seine Werke sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Er ist Mitglied von Visarte (Schweizerischer Berufsverband für Bildende Kunst) und SBF (Schweizer Berufsfotografen und Fotodesigner).

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

[1] Laotse ist ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. Er gilt als Begründer des Daoismus. Das ihm in der Legende zugeschriebene Werk, welches erst durch den Han-Kaiser Jing (157–141 v. Chr.) als Dàodéjīng (Tao Te King, Tao Te Ching) gefasst und betitelt wurde, ist das Hauptwerk des Daoismus. Das Werk ist wahrscheinlich im 4. Jahrhundert v. Chr. entstanden. Trotz der sonst beeindruckenden Überlieferung minutiöser Chroniken und Listen von Herrschern, Beamten und anderen Würdenträgern des alten China ist über Laozi fast nichts bekannt. Die ältesten Quellen, die ihn erwähnen, sind Anekdoten und Legenden, darunter mehrere Geschichten über ihn in Zhuāngzǐs (Dschuang Dsi, Chuang-tzu). Die erste historische oder biographische Quelle findet sich im Shǐjì (Shi chi) des Sīmǎ Qiān (Ssu-ma Ch'ien), den „Aufzeichnungen des Chronisten“ aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., doch Sīmǎ Qiān schreibt selbst, dass seine Quellenlage sehr unsicher sei und er widersprüchliche Aussagen über Lǎozǐ gefunden habe; deshalb sei er nicht sicher, ob Lǎozǐ tatsächlich je gelebt habe. (Quelle: Wikipedia)

Aus der Serie Floating Islands © Matteo Aroldi

[2] Linji Yixuan (chinesisch 臨濟義玄, Pinyin Línjì Yìxuán, W.-G. Lin-chi I-hsüan; jap. Rinzai Gigen; † 866/867) ist der Begründer der nach ihm benannten Schule Linji zong (臨濟宗, Línjì zōng, Lin-chi tsung), des Meditationsbuddhismus (Chan) im Kaiserreich China, die in der Folge auch in Korea, Japan und Vietnam Fuss fasst. Am bekanntesten ist die japanische Rinzai-shū, die einen Zweig des japanischen Zen-Buddhismus darstellt. Linji war als junger Mönch in der Huayan-Tradition ein eifriger Studierender der buddhistischen Regeln und Lehrschriften. Eines Tages soll er alle seine schriftlichen Unterlagen verbrannt haben, um ein Mönch der Chan Schule zu werden, deren Belehrungen 'außerhalb der Schriften' übermittelt wurden. So wurde er Schüler von Huángbò sowie dessen Dharma-Nachfolger und erhielt seinen Namen vom Linji-Tempel in Hebei, in dem er ab 851, also zur Zeit der großen Buddhistenverfolgung (ab 845), wirkte. Einige seiner wichtigsten Dharma-Vorträge, Unterweisungen und Dialoge wurden von seinen Schülern im Linji Lu (jap. Rinzai Roku) überliefert. (Quelle: Wikipedia)

Art, FineArtMiryam Abebe
"Face Control" in der Foto Colectania, Barcelona…

Patient #1, 2016. © Alma Haser / Sammlung Art Vontobel, Schweiz

(Sich selbst) sehen, als Selfie inszenieren; von anderen gesehen werden: ein Gesicht; dein Gesicht! Gesucht, erkannt, – verkannt? – einem wahrhaft “janusköpfigen” Themenkomplex widmet sich die aktuelle Ausstellung in der Fotocolectania Barcelona (kuratiert von Urs Stahel).

Are You Talking to Me? – L.P., 2019. © Daniele Buetti / Cortesía del artista

Der gewählte Titel: «Face Control» benennt bereits die beiden gegensätzlichen Anknüpfungspunkte, die beiden Pole, an deren magnetischer Mittellinie entlang sich die Schau mit zahlreichen Werken bewegt: «Face», Gesicht, das Selbst-Porträt bzw. Selfie, dieses Selbstbild also, welches wir vermeintlich autonom über Social Media und andere Kanäle herumpräsentieren, gefiltert, optimiert, bereinigt, oft bis die individuellen Züge hinter einer computergenerierten Maske verschwinden; auf der andern Seite «Control»; die Programme, Algorithmen und Softwares, die befähigt sind, dank der ihr verfügbaren, jede Minute wachsenden Daten-Menge aus einer Masse von anonymen Gesichtszügen einen spezifischen Fall, eine spezifische Person heraus zu identifizieren, zu extrapolieren, zu exponieren. Ein explosives Feld, in dem die Grenzen des «Privaten» und dem «Öffentlichen», aber auch von Manipulation und manipuliert-werden sich überlappen und klare Grenzziehungen schwierig werden.

The Average of Everything, de la serie 'Image Eaters', 2020. © Maria Mavropoulou / Cortesía de la artista

Idealisierte (Selbst-) Bilder sind zwar seit frühster Zeit und in verstärktem Masse aus der Renaissance bekannt; im Karneval geben wir uns seit jeher ein «fremdes» Gesicht, schlüpfen in eine Larve, und bleiben deswegen beim Morgenstraich unerkannt. Im Zeitalter der Aufklärung war es Johann Caspar Lavater, der in seinen Schriften zur Physiognomie den Versuch anstellte, aus Gesichtszügen im Sinne einer Typisierung auf spezifischen Charakteren zu schliessen, und damit viel Gesprächsmunition lieferte. Denn man ahnt natürlich, dass Ansätze zur «Vereinfachung» oder Schubladisierung schnell entgleisen können - und es kaum zwei Jahrhunderte später auch taten.

Guise #0025, from the series 'Gestalt', 2012. © Cortesía de Thomas Rehbein Gallery y Tina Hage

Wir sind eine debattenfreudige Gesellschaft, ausgerüstet mit viel Schrift und Theorie, wortreich und laut. Gerade deswegen ist es umso reizvoller, den Raum Künstler*innen zur Verfügung zu stellen, die sich mit eher stillen, kreativen Mitteln und Strategien diesem Problemfeld stellen oder deren Werke sich thematisch gut einfügen. Die ganz zu Beginn der Schau gezeigten Front/Profil-Fotos von Verbrecher*innen – polizeiliches Bildmaterial zur Identifikation – kann man als thematisches «warm-up» verstehen. Sie leiten schwarzweiss und analog ein in eine sich schnell entfaltende, reichhaltige, farbige, im wahrsten Sinne überaus facettenreiche Ausstellung.

Kurze Texte an den Wänden stecken den theoretischen Rahmen ab, was es den Besucher*innen erleichtert, angeregt von den gezeigten Werken aus der traditionellen Fotografie bis hin zu Multimedia (zu sehen sind u.a. Werke von Diane Arbus, Thomas Ruff und Richard Hamilton ebenso wie von Alma Haser, Daniele Buetti, Shu Lea Chang oder Eva O’Leary) das kontroverse Thema «Face Control» auch für sich selbst zu reflektieren.

Tracked, a self-portrait. 3D avatar and facial tracking, 2019. © Shu Lea Cheang / Cortesía del artista

Es ist der Fundació Fotocolectania bzw. Urs Stahel gelungen, sich diesem komplexen, vielschichtigen Thema im Rahmen einer Ausstellung auf intelligente Weise zu nähern, ohne an Banalitäten hängenzubleiben oder mit simplen Positionen zu langweilen.  

Noch bis 20.3.2022, Foto Colectania Barcelona, C/ Passeig Picasso, 14, 08003 Barcelona

Korell, 2017. © Eva O’Leary / Sammlung Art Vontobel, Schweiz

« (…) Die spanische Regierung arbeitet seit Monaten an der Instandstellung einer «intelligenten Grenze», bei der die Grenzübergänge der (sich auf marokkanischem Boden befindlichen, sma) autonomen Städten Ceuta und Melilla mit Gesichtserkennungs-Kameras ausgerüstet werden. Obwohl solche Pläne sich rechtlich innerhalb der EU-Richtlinien befinden, beklagt eine Reihe von humanitären und sozialen Organisationen den Einsatz von AI (Artificial Intelligence), weil damit fundamentale Rechte der Menschen, die nach Europa kommen, verletzt werden könnten. (…)» (el periódico, Barcelona, 14.1.2022, Übersetzung sma

Ode an den Fisch…

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

Es ist eine Hommage an die Schönheit der Natur und die Ästhetik des Essens. Der Fisch als Teil des Ozeans wird als ästhetisches Objekt gezeigt - eine neue Sichtweise auf unser "Essen".

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

"Ich möchte den Fisch auf eine neue, persönliche Weise präsentieren. In der Form des Stilllebens, des Stilllebens (stil = unbewegt und leven = Existenz), also in Anlehnung an die europäische Kunsttradition der Darstellung toter oder unbewegter Objekte. Meine Darstellung von Fischen im Glas macht die Fische nun lebendig und konterkariert damit den eigentlichen Begriff des Stilllebens. Jeder hat seinen eigenen Ausdruck, Charakter und seine Persönlichkeit."

Natascha Auenhammer

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

Natascha Auenhammer (*1964) ist in Wien geboren und aufgewachsen. 1982 hat sie die Matura gemacht und danach Jusstudium absolviert. 1987 hat sie mit der Ausbildung als Fotografin begonnen. Sie lebt und arbeitet in Wien. Seit 1990 beschäftigt sie sich mit künstlerischer Fotografie, mit Schwerpunkt Körper und Portrait. Sie ist seit 2012 Mitglied des Künstlerhauses der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs und seit 2013 Mitglied der ESHPH, European Society for the History of Photography.

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

Der TOKYO INTERNATIONAL FOTO AWARDS zeichnet talentierte Fotografen aus der ganzen Welt aus und bringt sie mit einer neuen Publikation einem Publikum in den kreativen Kreisen Japans in Kontakt. Der Award steht allen offen und lädt Fotografen aus der ganzen Welt ein, ihre Arbeiten einzureichen.

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

 

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

Aus "Ode an den Fisch" © Natascha Auenhammer

 

Archivgeschichte #2: Claire Anita Aho Brofeldt…

Untitled, Late 50's | © Claire Anita Aho Brofeldt

Claire Anita Aho Brofeldt (1925 – 2015), war eine finnische Fotografin. Sie wurde in Helsinki als Tochter des finnischen Filmregisseurs Heikki Aho[1] (Sohn des finnischen Schriftstellers Juhani Aho[2] und der Künstlerin Venny Soldan-Brofeldt[3]) und der aus Litauen stammende Tänzerin Dinah Selkina geboren.

Time, Mid 1960's | © Claire Anita Aho Brofeldt

Im Alter von 10 Jahren erhielt sie ihre erste Kamera. Sie war in vielerlei Hinsicht eine Pionierin – als Frau, die seit den späten 1940er Jahren als Werbefotografin arbeitete, zu einer Zeit, als kaum eine Frau in diesem Bereich tätig war, in ihrer Verwendung von Farbfotografie und in ihrer einzigartigen fotografischen Mischung aus Stil, Witz und Vitalität.

 

© Claire Anita Aho Brofeldt

Ihre Karriere begann sie in den 1940er Jahren bei der Firma Aho & Soldan, die sich im Besitz ihrer Familie befand. In den 1950er und 1960er Jahren war sie eine frühe Befürworterin der Farbfotografie in Finnland.

 

The woman in the Window, Early 1950's | © Claire Anita Aho Brofeldt

1974 zog Claire Anita Aho Brofeldt nach Schweden, wo sie als Fotografin für mehrere Zeitungen (Hufvudstadsbladet) und für das Nordische Museum arbeitete.

 

Stainless Finland, Mid 1960's | © Claire Anita Aho Brofeldt

Sie war nicht nur Fotografin, sondern auch Filmemacherin. Sie wurde bekannt für Pekka und seine Schule (1961), Laulu meren kaupungista (1950) und Jean Sibelius zu Hause (1961).

 

Penguins, Mid 1950´s | © Claire Anita Aho Brofeldt

Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Kiel und London ausgestellt. 2011 fand in Helsinki eine grosse Retrospektive statt.

 

Marimekko II, Mid 1960's | © Claire Anita Aho Brofeldt

Sie starb am 29. November 2015 in Stockholm bei einem Brand in ihrem Haus.

[1] Heikki Taavetti Aho (1895 - 1961) gilt als ein Pionier des finnischen Dokumentarfilms. Aho arbeitete mit seinem Halbbruder Björn Soldan (1902-1953) zusammen und begründete mit seiner Filmproduktionsfirma Aho & Soldan (1925-1961) die finnische Dokumentarfilmtradition. Aho & Soldan wurde 1925 in Helsinki gegründet, um ein visuelles Bild von Finnland als junge Nation zu vermitteln. (Quelle: Wikipedia).

[2] Juhani Aho, eigentlich Juhani Brofeldt (1861 - 1921), war ein finnischer Schriftsteller und Journalist. Juhani Aho stammte aus einem pietistischen Elternhaus, in dem die Lektüre weltlicher Literatur nicht geduldet wurde. Sein Vater Henrik Gustaf Theodor Brofeldt war Propst in Lapinlahti; seine Mutter war Karolina Fredrika Emelie Snellman. Aho studierte von 1880 bis 1884 Geschichte und Literatur in Helsinki. Schon während des Studiums war er freiberuflich für verschiedene finnische Zeitungen tätig. Er war auch der Mitbegründer der Zeitung Päivälehti. Dadurch wurde er u. a. zu einer der wichtigen Persönlichkeiten im Jungen Finnland, eine Gruppe, die in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts neue Gedanken zu Gesellschaft, Kunst und Moral in Finnland formulierte. (Quelle: Wikipedia)

[3] Venny Soldan-Brofeldt (1863 - 1945) war eine finnlandschwedische Malerin, Illustratorin, Bildhauerin, Fotografin und Designerin. (Quelle: Wikipedia)

Im Strom des Lebens…

It’s Complicated, Fine Art Print, 2021 | © Gemma Pepper

Auf der Suche nach Möglichkeiten analoge und digitale Fotografie, Malerei sowie Objekte zu vereinen und dem Wunsch eine Symbiose zu erzeugen, entstanden diese Bilder, die verschiedene Elemente aus unterschiedlichen Kunstrichtungen zusammenbringen. Die Bilder der Künstlerin Gemma Pepper entstanden mit gesammelten analogen Fotografien und eignen digitalen Bildern, Objekten und Skizzen.

It’s written in the Wind, Analog Collage, 2021 | © Gemma Pepper

Diese vielschichtigen Kunstwerke kombinieren Bilderwelten und zeichnen sich durch ihre Vielschichtigkeit aus. Diese Ebenen lassen die Fotografien und die Collagen [1]dreidimensional erscheinen und werfen Fragen auf, die sich mit der Zukunft solcher schier vergessenen Fotografien auseinandersetzen. Was geschieht mit den verstaubten Fotoalben, die die meisten Menschen auf dem Dachboden lagern? Welchen Wert haben solche Bilder und wie können diese für die zukünftige Generationen erhalten werden?

Reality Shifting, Fine Art Print, 2021 | © Gemma Pepper

Einerseits zeigt die Künstlerin abstrakte Landschaftscollagen – Unikate, inspiriert von Wales, ihrer Heimat und der Schweiz, ihrer Wahlheimat. Des Weiteren werden Kunstfotografien gezeigt mit analogen Bildern aus ihrer eigenen Sammlung. Eines haben sie jedoch gemeinsam; die Materialien sind zum grössten Teil aus den Jahren 1900-1960. Einige Kunstwerke werden zum Teil immer wieder neu rekonstruiert, um aus etwas Altem schlussendlich etwas Neues, etwas Zeitgenössisches zu kreieren.

Evolution, Analog Collage, 2021 | © Gemma Pepper

Gemma Pepper ist eine Britische Fotografin und Künstlerin, die zur Zeit in der Schweiz lebt und arbeitet. Ihre Arbeiten befinden sich in Privatsammlungen und wurden international publiziert und ausgestellt. Das Museum und die Universität von Derby in England haben Kunstwerke für ihre Museumssammlung erworben. Gemma hat an der Universität von Derby Kunstfotografie studiert und an der Zürcher Hochschule der Künste einen Master in Art Education, Curatorial Studies erworben.

Ruby and her Sister, Fine Art Print, 2021 | © Gemma Pepper

14 Islands and 50 Bridges, Analog Collage, 2021 | © Gemma Pepper

Moody Blues, Analog Collage, 2021 | © Gemma Pepper

[1] Die Collage (franz. "coller" = kleben), auch Klebebild genannt, entsteht durch Übereinanderkleben von Materialien, wobei ein neues Ganzes geschaffen wird. Dabei können verschiedenste Materialien wie Zeitungsausschnitte, farbiges Papier, Bänder, Furnierstücke, Fotografien oder ähnliches verwendet werden, die auf einen festen Untergrund oder Leinwand aufgebracht werden. Die Collage-Technik wurde von den Futuristen eingesetzt. Besonders geschätzt wurde sie von den Dadaisten und Surrealisten, wegen ihrer möglichen Überraschungseffekte und absurden Kombination, der Möglichkeit des freien Spiels des Zufalls. Max Ernst definiert die Collage so: "Collage-Technik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene - und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.“ Die Collage als künstlerische Technik wurde bereits früher eingesetzt, um 1910/11 führten George Braque und Pablo Picasso die Collage in die moderne Kunst ein. Bei der Verwendung der Collagetechnik mit dreidimensionalen Objekten spricht man von einer Assemblage. (Quelle: Ketterer Kunst)

Art, CollageMiryam Abebe
Make a nomadic living in a water ecosystem…

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Mit "Make a nomadic living in a water ecosystem" gewinnt Khanh Bui Phu den mit CHF 5'000 dotierten ersten Preis des Unpublished Photo Awards. Der vietnamesische Fotograf erhielt zudem einen Sonderpreis, der von Artphilein Editions in Lugano verliehen wurde und mit der Veröffentlichung einer prestigeträchtigen Publikation verbunden ist.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

"Make a nomadic living in a water ecosystem" ist ein Langzeitprojekt (2016 – 2021), während dem Khanh Bui Phu das Leben von nomadischen Fischern am Tuyen Lam See im westlichen Hochland dokumentiert hat. Der Tuyen Lam See erscheint auf den ersten Blick wie ein unberührter See, in Wirklichkeit ist er ein grosser künstlicher Stausee, der 1987 durch den Bau eines Staudamms am Tia Fluss entstand.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Hinter den Bildern von suggestiver und poetischer Intensität verbirgt sich die prekäre Lage dieser traditionellen Fischer, die isoliert auf Flössen leben, ohne Eigentum, ohne Ackerland und ohne Bildung. Khanh Bui Phu will das Bewusstsein dafür schärfen, wie sehr wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten sowie die Ausbeutung der Umwelt das Überleben dieser Gemeinschaften bedrohen.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Bui Phu Khanh (1987) lebt und arbeitet zur Zeit in Da Lat City in der Provinz Lam Dong in Vietnam. Er ist freelance Fotograf, der sich leidenschaftlich für die kulturellen Traditionen und die natürliche Umgebung seines Landes interessiert. Er möchte sein Land, die Menschen und den Tourismus in Vietnam durch einzigartige Bilder in der ganzen Welt bekannt machen.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Unpublished Photo ist eine Veranstaltung, die von MUSEC und der Fondazione culture e musei in Zusammenarbeit mit der Galerie 29 ARTS IN PROGRESS in Mailand gefördert wird. Seit 2018 hat das Projekt junge Fotografen unter 36 Jahren aus der ganzen Welt angezogen. Im Jahr 2020 möchte MUSEC die Initiative konsolidieren, indem sie ihr einen institutionellen Rahmen und eine mittelfristige Entwicklungsperspektive gibt, mit dem Ziel, die wichtigsten internationalen Trends in der jungen Kunstfotografie aufzuzeigen. Das MUSEC beabsichtigt auch, in Lugano ein Archiv für zeitgenössische Fotografie einzurichten, das neben der bestehenden Sammlung von Fotografien aus dem 19. Jahrhundert und exotischer Fotografie im Museum untergebracht werden soll.

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Das Museo delle Culture wurde 1985 und beherbergt den grössten Teil der aussergewöhnlichen Sammlung des Tessiner Künstlers Serge Brignoni[1]. Die prächtige Villa im neoklassizistischen Stil liegt am Seeufer in einem botanischen Park mit tropischen und subtropischen Arten. 

Make a nomadic living in a water ecosystem, (2016-2021) | © Khanh Bui Phu

Die Ausstellung "Unpublished Photo 2021" im Museo delle Culture dauert bis 27. Februar 2022.

 Die Publikation "The Ancient Craft of Nomadic Fishing in Vietnamese Lakes and Rivers" (ISBN: 9788894518696) kann direkt bei Artphilein Editions oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Serge Brignoni (12. Oktober 1903 in San Simone di Vacallo - 6. Januar 2002 in Zollikofen) war ein Maler, Plastiker und Sammler.

Momentum of Light...
A woman walking up to the building's flat rooftop, Bobo-Dioulasso | © Iwan Baan

A woman walking up to the building's flat rooftop, Bobo-Dioulasso | © Iwan Baan

Momentum of Light ist ein Buch über Licht und Raum, das Architektur- und Fotografieliebhaber gleichermassen zu begeistern mag. Der niederländische Fotograf Iwan Baan und der aus Burkina Faso stammende Architekt Francis Kéré haben sich auf Initiative der Zumtobel Group gemeinsam auf den Weg in verschiedene Regionen von Burkina Faso gemacht. 

Die Buchgestaltung nimmt die Kontraste von Licht und Schatten, hell – dunkel und von Aussen- und Innenräumen auf – schwarze Seiten betonen die Dunkelheit der Innenräume, aber auch der Nacht. Auch die Papierstruktur unterstreicht die Rauheit der schwarzen Nacht und die glatte Struktur das grelle Sonnenlicht.

A Tibébélé royal family member sitting on the roots of a young baobab inside the royal compound. The walls incorporate the tree. | © Iwan Baan

A Tibébélé royal family member sitting on the roots of a young baobab inside the royal compound. The walls incorporate the tree. | © Iwan Baan

Informationen des Verlags: Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, vor allem aber in den Ländern südlich der Sahara, ist das von der Sonne gelieferte Licht besonders stark - eine Tatsache, die sich in traditionellen Gebäuden und in der Art und Weise, wie das Sonnenlicht den Tagesablauf ihrer Bewohner prägt, zeigt. Da es kein künstliches Licht gab, musste die Architektur das Sonnenlicht nutzen, um eine Lichtquelle innerhalb eines Gebäudes zu schaffen, und gleichzeitig die Bewohner eines Hauses vor seiner Intensität schützen. Das Ergebnis ist eine volkstümliche Architektur, die mit sehr wenigen oder kleinen Öffnungen arbeitet. Sie machen das Innere eines Gebäudes fast pechschwarz, während das Äußere von gleißendem Sonnenschein erhellt wird. 

Auf Initiative des Lichtunternehmens Zumtobel Group machten sich der Architekturfotograf Iwan Baan und der Architekt Francis Kéré auf den Weg, um einzufangen, wie der natürliche Lichtzyklus der Sonne die volkstümliche Architektur in Burkina Faso prägt. Die Bilder von Iwan Baan werden begleitet von architektonischen Skizzen von Francis Kéré, der in dieser Lichtumgebung aufgewachsen ist und dessen Architektur davon inspiriert ist. Die atemberaubenden Fotografien sind in einer speziellen Technik gedruckt, die das Gefühl vermittelt, in die dokumentierten Lichtverhältnisse einzutauchen.

A storage area containing an entire house-hold's goods lit up by daylight streaming through tow skylights. | © Iwan Baan

A storage area containing an entire house-hold's goods lit up by daylight streaming through tow skylights. | © Iwan Baan

Iwan Baan (*1975) ist in der Nähe von Amsterdam aufgewachsen und studierte Fotografie an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Er ist ein Architektur- und Dokumentarfotograf. Seine Arbeiten werden regelmässig in Architekturmagazinen und Zeitungen veröffentlicht, unter anderem in Domus, a+u, The New Yorker und The New York Times. Er hat für renommierte Architekturbüros wie SANAA, Rem Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron, Toyo Ito und Architekten wie Steven Holl und Zaha Hadid gearbeitet. In seinen Fotografien konzentriert er sich auf die Verbindung zwischen der Architektur und der Umgebung. Anstatt die gebaute Struktur zu isolieren, bettet er sie in Geschichte und Kontext ein. 

Francis Kéré (*1965) ist in Gando, Burkina Faso geboren und aufgewachsen und lebt heute in Berlin.  ist ein international anerkannter burkinischer Architekt, der für seinen bahnbrechenden Ansatz in Sachen Design und nachhaltige Bauweisen bekannt ist. Seine Berufung zum Architekten entspringt der persönlichen Verpflichtung, der Gemeinschaft, in der er aufgewachsen ist, zu dienen, und dem Glauben an das transformative Potenzial der Schönheit. Im Jahr 2004 wurde sein erstes Gebäude mit dem renommierten Aga Khan Award for Architecture ausgezeichnet, was ihm gleich zu Beginn seiner Karriere viel Anerkennung einbrachte. 2005 gründete er sein Architekturbüro, die Kéré Architecture GmbH, sowie die Kéré Foundation e. V., eine gemeinnützige Organisation, die Projekte in seinem Heimatdorf Gando in Burkina Faso unterstützt. 

Aerial view of a Tiébélé compound cluster. | © Iwan Baan

Aerial view of a Tiébélé compound cluster. | © Iwan Baan

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

The ancient natural wooden construction typical of Sudan-Sahelian architecture, of which Bobo-Dioulasso's Grand Mosque is one of the few remaining examples. | © Iwan Baan

The ancient natural wooden construction typical of Sudan-Sahelian architecture, of which Bobo-Dioulasso's Grand Mosque is one of the few remaining examples. | © Iwan Baan

"The Poverty Line" (ISBN 978-3-03778-673-4) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden. 

Die Ausstellung "Momentum of Light" kann noch bis 14. November 2021 im Kunstmuseum Olten besucht werden.