The Lives of Women…
Mädchen springt über eine Mauer, 1967 | © Mary Ellen Mark

Mädchen springt über eine Mauer, 1967 | © Mary Ellen Mark

Schnappschuss? Oder Inszenierung?

Zahlreiche Fotografien von Mary Ellen Mark, die ab 3.September 2021 im Rahmen des Fotofestivals Lenzburg im Stapferhaus zu sehen sind, oszillieren gekonnt zwischen diesen beiden Polen und schöpfen daraus ihre eigentümliche Kraft.

Amanda und ihre Cousine Amy, 1990 | © Mary Ellen Mark

Amanda und ihre Cousine Amy, 1990 | © Mary Ellen Mark

So zum Beispiel «Amanda and Her Cousin Amy»,1990.

Rechts der Bildmitte die kokett mit Zigarette posierende, beinahe erwachsen wirkende neunjährige Amanda, den Rauch den Betrachter*innen selbstbewusst entgegenblasend: «Here I am». Der Bildhintergrund wird von runden Formen bezeichnet – in erster Linie des aufblasbaren Kinderpools, in welchem Amandas Cousine Amy mit kindlich-perplexer Miene liegt: Der Bildrahmen «komprimiert» diesen formalen Kontrast und erzeugt eine eigentümliche Spannung, die sich zwischen aufgerichteter, selbstbewusster Amanda und passiv-unbewegt daliegender Amy aufbaut.

Laurie in der Badewanne, Pavillon 81, 1976 | © Mary Ellen Mark

Laurie in der Badewanne, Pavillon 81, 1976 | © Mary Ellen Mark

Die 1940 in Philadelphia geborene und 2015 in New York verstorbene Fotografin realisierte zahlreiche Reportagen über marginalisierte gesellschaftliche Schichten und porträtierte mit der ihr eigenen Empathie und viel Respekt vornehmlich die zahlreichen «Leben der Frauen» («The Lives of Women»). Die Ausstellung im Stapferhaus, die bis 31. Juli in der Foto Colectania (Barcelona) gezeigt wurde, offenbart auch andere Facetten vom Schaffen Mary Ellen Marks – und ist eine kleine Schatztruhe mit vielen fotografischen Preziosen, die es zu entdecken gibt.

Tiny für Halloween gekleidet, 1983 | © Mary Ellen Mark

Tiny für Halloween gekleidet, 1983 | © Mary Ellen Mark

Mary Ellen Marks Welt war die Fotografie – wohlgemerkt, die analoge. Ihre Kamera, so schreibt sie in «On the Portrait and the Moment» (Reihe aperture, NY 2015), ermögliche ihr den Zutritt zu Welten, die sonst verschlossen gewesen wären: «[…] Ich erkannte, dass ich mit der Kamera eine besondere Beziehung zu Menschen aufbauen konnte; ich realisierte, dass die Welt offenstand; ich erkannte, wie viele Leute ich durch sie (die Kamera, d.V.) kennenlernen und wie viel ich von ihnen erfahren kann. […]»

Nilpferd und Darstellerin, 1989 | © Mary Ellen Mark

Nilpferd und Darstellerin, 1989 | © Mary Ellen Mark

Auch die Kuratorin von «The Lives of Women», Dr. Anne Morin, unterstreicht diesen Aspekt: «Mary Ellen Mark ist es gelungen, in die intimsten Sphären der marginalsten Schichten zu gelangen. Jede ihrer Reportagen ist deswegen auch ein Ausflug in die menschlichen Abgründe […].» Wobei der Ausdruck «Ausflüge» überdeckt, dass die Fotografin ihre Reportagen über längere Zeit vorbereitete und oft nur mit viel Geduld zu «ihren» Bildern kam – von vornherein offenstehende Türen fand sie selten. Nicht lockerlassen, mit Nachdruck sein Ziel verfolgen, Beharrlichkeit zeigen – und immer, wirklich immer die Kamera dabeihaben: Das wären einige von Mary Ellen Marks Ratschläge für angehende Fotograf*innen.

Die Familie Damm in ihrem Auto, 1987 | © Mary Ellen Mark

Die Familie Damm in ihrem Auto, 1987 | © Mary Ellen Mark

Während des Rundgangs durch die Ausstellung – zum Beispiel beim Anblick der Fotografien aus dem indischen Zirkus oder den zahlreichen bereits genannten Reportagen aus den marginalen Schichten – fällt auf, dass die Fokussierung oft direkt auf gleicher Höhe erfolgte. Diese Sicht auf die porträtierten Personen, eine, die mehrheitlich ohne perspektivische Verzerrung und damit rein optischen Zwecken dienende Manipulationen des Bildes auskommt, ermöglicht es, dass auch wir, die Betrachter*innen, diesen Menschen direkt und geradeheraus, nämlich «auf Augenhöhe», begegnen können – genau wie es die Fotografin intendiert hat.

Mutter Teresa gibt einem Sterbenden zu essen, Calcuta, India, 1980 | © Mary Ellen Mark

Mutter Teresa gibt einem Sterbenden zu essen, Calcuta, India, 1980 | © Mary Ellen Mark

Mary Ellen Mark erlangte durch ihre zahlreichen Bücher, Ausstellungen und redaktionellen Arbeiten für Zeitschriften weltweite Bekanntheit. Sie veröffentlichte Foto-Essays und Porträts in Publikationen wie LIFE, New York Times Magazine, The New Yorker, Rolling Stone und Vanity Fair. Über fünf Jahrzehnte lang reiste sie viel, um Bilder zu machen, die ein hohes Mass an Humanismus widerspiegeln. Sie gilt als eine der angesehensten und einflussreichsten Fotografinnen unserer Zeit. Ihre Bilder von den verschiedenen Kulturen der Welt sind zu Meilensteinen der Dokumentarfotografie geworden.

(Quelle: Homepage Mary Ellen Mark)

Junge Akrobatin in ihrem Wohnwagen, 2008 | © Mary Ellen Mark

Junge Akrobatin in ihrem Wohnwagen, 2008 | © Mary Ellen Mark

Gastautorin
Susanne Martínez García (Zürich, 1969) bewegt sich seit Abschluss des Gymnasiums 1989 beruflich im Schnittfeld zwischen Text und Bild. Zu den langjährigen Erfahrungen als Journalistin (Volksrecht, DAZ in Zürich), Werbetexterin und Redaktorin (bis Mai 2020 DER UTO, Zürich) kam 2012 ein M.A. als Kunsthistorikerin und Hispanistin (Universität Basel 2012) hinzu. Seit 2017 lebt und arbeitet sie in Barcelona und realisiert zahlreiche Projekte im Text- und Textilbereich.

Die Ausstellung "The Lives of Women" ist bis 28. November 2021 im Stapferhaus im Rahmen des Fotofestivals Lenzburg zu sehen.

Nsenene…
Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Zwischen 2014 und 2019 hat Michele Sibiloni die Heuschrecken-Jagd in Uganda dokumentiert. Der Beginn der Regenzeit in Uganda ist gleichzeitig der Beginn der Heuschrecken-Saison. Die Jagd auf die proteinhaltigen Insekten war früher Frauensache. Im Gegenzug für die Delikatessen kauften ihnen ihre Ehemänner neue Stoffe für Kleider. Gesammelt, gebraten und serviert werden die grünen Laubheuschrecken seit Ewigkeiten…

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Heuschrecken - "Nsenene" in der lokalen Sprache, sind in Uganda eine Delikatesse und gleichzeitig auch eine Einkommensquelle. Zweimal im Jahr – nach der Regenzeit – ziehen sie in riesigen Schwärmen über den Himmel, bevor der Tag anbricht. Ein grosser Teil der Bevölkerung bleibt jede Nacht bis zur Dämmerung auf, um die Heuschrecken zu jagen und zu verkaufen. Überall werden Fallen aus Fässern und Blechen aufgestellt, starke Glühbirnen helfen die Insekten anzulocken. Nicht nur mit Plastikflaschen, Netzen und Leinensäcke, sondern auch mit blossen Händen werden die Heuschrecken gefangen. Die grünen Farbtöne und die Anwesenheit der Heuschrecken, die durch den nächtlichen Nebel und den Rauch der Lagerfeuer umherschwirren, schaffen ein unwirkliches Szenario. Das Fangen und Essen von Heuschrecken ist in Uganda eine alte Tradition. Der hohe Proteingehalt macht sie zu einer potenziellen Nahrungsquelle für die Zukunft. Die Food and Agriculture Organization (FAO)[1] stellte bereits 2013 fest, dass die Aufnahme essbarer Insekten in die Ernährung von mehr Menschen den Hunger in der Welt verringern und die Lebensmittelsicherheit verbessern könnte. 

Die Abholzung der Wälder hat jedoch in den letzten Jahren die Zahl der wandernden Insekten stark reduziert. Der Klimawandel hat auch in Afrika dazu geführt, dass die saisonalen Regenfälle nur noch schwer vorherzusagen sind. Der richtige Zeitpunkt für das Aufstellen der Fallen ist von entscheidender Bedeutung. Eine ungenaue Planung kann die Ernte gefährden und zu massiven Verlusten führen. 

Die Heuschreckenjagd befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Innovation und kann Aufschluss über die ugandische Identität sowie über neue Perspektiven für den gesamten Planeten geben.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Der Musiker und Politiker Bobi Wine schreibt in "Of Grasshoppers, Afrobeat and the Ugandan Presidential Race" über seine Erlebnisse, die Veränderungen und die Gefahren der "Nsenene-Seasons": As kids, we used to catch the insects and fry them up for our morning or evening tea. It wasn't till I reached the age of fifteen or sixteen that I realized this was a business opportunity. I was able to buy shoes with the money I'd made selling grasshoppers. After our mother left, we had to provide for ourselves. It wasn't easy, but we made it and we're proud of that. In my youth, grasshoppers smelled good because it was the smell of success. In fact, I recorded my first single – and made my first million – with grasshopper money. It paid my brother's school fees and the family's bills, too. That is why I revere theses insects: grasshoppers have changed my life.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Katende Kamadi schreibt in "The Nsenene Republic" wie es dazu kam, dass die Region um Masaka zur Nsenene Republic wurde und die ganze Entwicklung um die Heuschrecken: For a very long time now, we've been asking our government to step in and support us, but they haven't given us any real help yet. They do like taxing us, though, whenever they can. The government used to take the grasshopper harvest for granted as a naturally recurring phenomenon, but those days are gone. Some scientists have been studying the grasshoppers' biological habits with a view to teaching farmers how to breed them. While this could be a solution, it involves a lot of challenges. Among other things, grasshoppers are a very vulnerable food source that can be easily compromised if other insects get mixed in with them. And, while waiting for some results from these breeding projects, we can only hope the wind will blow our way.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Francis Sengendo, ein Entomologe[2] schreibt in "Nsenene Trapping: Current Challenges and Future Prospects" über die Herausforderungen und Perspektiven: Our only chance to safeguard nsenene harvesting and consumption is for the government to join forces with international organizations to improve traditional trapping methods by introducing safer, sustainable and energy-saving alternatives, as well as drafting protocols for the mass breeding of nsenene.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Informationen des Verlags: Heuschrecken, in Uganda «nsenene» genannt, sind dort ein Leckerbissen und eine wichtige Einkommensquelle. Zweimal jährlich wandern sie in Massen unmittelbar nach der Regenzeit. Riesige Schwärme überfluten kurz vor Sonnenaufgang den Himmel. Nacht für Nacht halten sich grosse Teile der Bevölkerung bis zum Morgengrauen wach, um Heuschrecken zu fangen und diese zu verkaufen. Die Allgegenwart der Heuschrecken und ihr grünlicher, sich im nächtlichen Dunst und im Rauch der Leuchtfeuer verlierender Schimmer tauchen das ganze Land in eine entrückte Atmosphäre, zu der auch die Skurrilität der listenreichen Jagd und selbst gebastelten Gerätschaften beiträgt. Augenblicke hektischen Treibens und lange Wartephasen, in denen man sich ein wenig ausruht oder die Zeit vertreibt, wechseln einander ab. Ihr hoher Eiweissgehalt macht die Tiere zu einer vielversprechenden Nahrungsquelle für die Zukunft. So erklärte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass essbare Insekten auf dem Speiseplan von mehr Menschen den Hunger verringern und die Ernährungssicherheit in der Welt verbessern könnten. Andererseits haben die Entwaldungen der vergangenen Jahre zu einem drastischen Rückgang der Zahl und Artenvielfalt von Wanderinsekten geführt. Zudem macht der Klimawandel die Regenzeiten in Afrika immer weniger vorhersehbar, kommt beim Aufstellen der Fallen doch alles auf den richtigen Zeitpunkt an. Die Jagd nach Heuschrecken spielt sich auf einem sehr schmalen Grat zwischen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Modernisierung ab, den der italienische Fotograf Michele Sibiloni in seiner atmosphärisch dichten Bildsprache einfängt. In Form unmittelbar-kinematografischer Sequenzen erzählen sie nicht nur über das Selbstverständnis Ugandas, sondern auch über die Zukunftsperspektiven auf dem Planeten insgesamt.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Michele Sibiloni (*1981) ist italienischer Fotograf und Videofilmer. Er lebt zur Zeit zwischen Italien und Uganda. Er hat über zahlreiche politische Ereignisse, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent Bildmaterial geliefert; die Unabhängigkeit des Südsudans, die ugandischen Wahlen, die ägyptische Revolution, den libyschen Aufstand, die M23-Rebellion in der D.R.C. und den versuchten Staatsstreich in Burundi im Jahr 2015. Seine redaktionellen Arbeiten wurden in vielen Journalen und Magazinen (New York Times, British Journal of Photography, Vice, The Wall Street Journal, Bloomberg Businessweek, M magazine und Wired) veröffentlicht. Zwischen 2012 und 2014 hat er das Nachtleben Kampalas, der ugandischen Hauptstadt dokumentiert, 2016 wurde das Projekt zu "Fuck it", einem Fotobuch, das von der Edition Patrick Frey veröffentlicht wurde. Time Magazine, Internazionale, Sleek-Mag und Photo-book store UK haben es zu den besten Fotobüchern des Jahres gewählt. "Nsenene Republic" ist ein laufendes Projekt über die Heuschreckenjagd in Uganda. Es stand auf der Shortlist für den Pop CAP 2018 (Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie), ein Stipendium des Photographic Museum of Humanity und die Aperture Summer Open 2019.

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Robert Kyagulanyi Ssentamu (*1982) ist im Distrikt Mpigi (heute ein Teil des Distrikts Gomba) geboren. Besser ist er bekannt unter seinem Künstlernamen Bobi Wine. Er ist ugandischer Politiker, Musiker, Schauspieler und Philanthrop. Seit 2017 vertritt er den Wahlkreis Kyadondo East im Distrikt Wakiso im Parlament von Uganda. In Anlehnung an seinen sozialen Hintergrund wird er von den Medien auch "Ghetto President" genannt. Weltweite Aufmerksamkeit erregte im August 2018 seine Inhaftierung und eine damit einhergehende Anklage wegen Hochverrats. (Quelle: Wikipedia)

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Weitere Texte sind von Katende Kamadi (Chairman of Basenene Tukolerewamu Traders Association) und Francis Sengendo (Entomologe)

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Aus "Nsenene" | © Michele Sibiloni

Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren.

Nsenene (ISBN 978-3-907236-13-0) kann direkt bei der Edition Patrick Frey oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die die internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers anführt. Ihr Ziel: Ernährungssicherheit für alle zu erreichen und sicherzustellen, dass die Menschen regelmässig Zugang zu ausreichend hochwertigen Nahrungsmitteln haben, um ein aktives, gesundes Leben zu führen. Mit über 194 Mitgliedsstaaten arbeitet die FAO in über 130 Ländern weltweit. (Quelle: FAO)

[2] Die Insektenkunde (lateinisch insectum, wörtlich das Eingeschnittene, von insecare einschneiden, einkerben) oder Entomologie (griechisch Insekt, das Eingeschnittene, einschneiden) ist ein Zweig der Zoologie, der sich mit Insekten (Insecta), der artenreichsten Gruppe von Lebewesen, befasst. Ein Insektenforscher wird fachsprachlich als Entomologe bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

Martin Linsi: Bilder 1972 - 2019…
Dôle, Frankreich, 2007 © Martin Linsi

Dôle, Frankreich, 2007 © Martin Linsi

"Bilder 1972 – 2019" oder "Photographs" ist eine Retrospektive über das fotografische Schaffen von Martin Linsi. Martin Linsi hat sich in den 1970er Jahre, in denen die klassischen Fotoreportagen immer mehr an Bedeutung verloren, dazu entschieden eine professionelle Fotografen Ausbildung zu machen und sich auf die Dokumentarfotografie zu fokussieren. In "Photographs" werden die verschiedenen Kapitel seiner Arbeit aufgezeigt, sei es eine Dokumentation über die Kohle- und Stahlindustrie Englands, Fundstücke am Strassenrand (Tierkadaver), andere Welten – ein Leben mit und im Zirkus oder ein Leben in einer alternativen Kommune -, Alltägliches und natürlich Landschaften. Egal welchem Kapitel ein Bild zugeordnet worden ist, strahlt es einen speziellen Charme aus und bleibt hängen…

Rottweil, Deutschland, 1972 © Martin Linsi

Rottweil, Deutschland, 1972 © Martin Linsi

Bernhard Echte schreibt in seinem Essay über die Unterschiede von Fotos und Bildern und der Herangehensweise solche zu machen. Er beginnt mit einer Anekdote von René Burri, die einen zum Schmunzeln bringt und gleichzeitig nachdenklich stimmt: "René Burri erzählte gerne die Geschichte, wie er in Zürich einmal Besuch von Henri Cartier-Bresson erhielt und er den berühmten Magnum-Kollegen abends um elf Uhr vom Bahnhof abholte. Man war gerade dabei, sich herzlich zu begrüssen, als Cartier-Bresson plötzlich stutzte, Burris Jacke zu betasten begann und ihn dann entsetzt fragte: "René, wo hast du deine Kamera?" Ein Fotograf, der ohne Kamera ausser Haus ging, und wollte er auch nur einen Kollegen nachts vom Bahnhof abholen, war für Cartier-Bresson kein wirklicher Fotograf. Man musste jederzeit bereit sein für den besonderen Moment, wie man ihn womöglich nur jetzt und dieses eine Mal erleben und festhalten konnte. Für einen wirklichen Fotografen war die Kamera nicht sein drittes, sondern sein eigentliches Auge. Denn erst die Kamera machte einen Menschen wahrhaft sehend; sie war schneller und präziser als dessen Wahrnehmung, sie konnte im gestaltlosen Fluss der Geschehnisse die besondere Situation erfassen und das sprechende Ereignis festhalten, sie machte aus dem Gesehenen erst ein gültiges Dokument – eindringlicher und beweiskräftiger las jedes noch so präzis formuliert Worte. […]

 Es ist also kein neues Phänomen die Augenblicke unbedingt festhalten zu wollen, um ein entsprechendes Beweisstück zu haben. Der Unterschied ist einzig, dass jeder und jede ein Mobile auf sich trägt und die Beweisstücke selbst aufnehmen kann…

Trevor, 1978 © Martin Linsi

Trevor, 1978 © Martin Linsi

Norbert Hummelt stellt in "Gegenzauber" Fotografien und Gedichte gegenüber, versucht Ähnliches aufzuzeigen seien es Bilder, die wir vor unserem inneren Auge bewahren oder Gedichte, die wir auswendig gelernt haben – egal ob freiwillig oder nicht. "Die Art und Dauer der Entstehung des fotografischen oder sprachlichen Bildes sagt allerdings nichts über die Dauer der Betrachtung; gerade von Gedichten weiss man, dass man sehr lange, unvernünftig lange, mit ihnen umgehen kann, sie können zu Begleitern werden, man trägt sie, wenn die Gedichte danach sind, auswendig mit sich herum, kann sie auf diese Weise mitnehmen, wohin auch immer, ohne jedes Speichermedium. Das lässt sich von Fotografien nicht behaupten; und doch komme ich auf dem Umweg des Nachdenkens über Gedichte der Eigenart von Marin Linsis Fotografien näher. […]

Leoni, 1996 © Martin Linsi

Leoni, 1996 © Martin Linsi

Martin Linsi, geboren 1956 in Thalwil, ist freischaffender Fotograf. Seine Ausbildung absolvierte er am Gloucestershire College of Art and Design (England), wo er 1978 mit dem Diplom des IIP (Institute of Incorporated Photographers) abschloss. Seitdem war er auf zahlreichen größeren und kleineren Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz präsent, beginnend 1978 im Strauhof Zürich und zuletzt 2011 im Schweizerischen Architekturmuseum Basel SAM und 2012 im Kraftwerk Kubel St. Gallen. Erste Buchpublikationen im Jahr 1981 («Variationen in Scharf», «Abbruch – wohin mit uns?»). Große Anerkennung fanden in den letzten Jahren sein fotografisches Porträt des Kantons Schwyz (2005) und die Dokumentation «Landschaften und Kunstbauten» (2010). Martin Linsi lebt in Einsiedeln.

Wädenswil, Schweiz, 1981 © Martin Linsi

Wädenswil, Schweiz, 1981 © Martin Linsi

Norbert Hummelt (*1962) ist in Neuss geboren und lebet heute in Berlin. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Köln. In erster Linie verfasst er Lyrik und Essays, die in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Zudem übersetzt er Lyrik aus dem Englischen und Dänischen. Mit seinem zweiten Gedichtband "singtrieb2 wandte er sich stärker traditionellen Formen zu und näherte sich Konzepten der Romantik. Von 1988 bis 1992 war er Leiter der Kölner Autorenwerkstatt. Er lehrte unter anderem am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig.

Wädenswil, Schweiz, 1989 © Martin Linsi

Wädenswil, Schweiz, 1989 © Martin Linsi

Bernhard Echte (*1958) ist in Ludwigshafen am Rhein geboren. Er ist Verleger, Literaturwissenschaftler, Publizist und freier Ausstellungsmacher. Er war lange Jahre Leiter des Robert Walser-Archivs in Zürich und entzifferte zusammen mit Werner Morlang Walsers rätselhafte "Mikrogramme". Daneben gab er mehrere Bände der Werke und Briefe Friedrich Glausers heraus, edierte Hugo Ball, Marieluise Fleisser, Emmy Hennings, Franz Hessel und andere. Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Ausstellungsmacher produzierte er verschiedene Katalog-Publikationen.

Fünen, Dänemark, 1994 © Martin Linsi

Fünen, Dänemark, 1994 © Martin Linsi

Nimbus. Kunst und Bücher wurde 1996 von Bernhard Echte gegründet und 2007 in eine AG umgewandelt. Seitdem publiziert NIMBUS ein Programm hochwertiger Kunst- und Fotobände sowie ausgewählter Ausstellungskataloge und belletristischer Titel für den Publikumsmarkt. Im Bereich der Kunstbücher erregte die bislang sechsbändige Dokumentation zum Kunstsalon Cassirer Aufsehen, aber auch eine Biografie zu Alfred Flechtheim oder ein Band zur Freundschaft von Paul Klee und Franz Marc. Im fotografischen Bereich arbeitet der Verlag mit einer Reihe renommierter Künstler wie Barbara Klemm, Stefan Moses, Erich Lessing und Pietro Donzelli zusammen. Vielversprechende Nachwuchsfotografen runden das Programm ab. Briefeditionen, Memoirenbände, Feuilletons, Faksimiles, Bildbiografien sowie ausgewählte zeitgenössische Romane sind in der literarischen Sparte von NIMBUS zu finden. 

Bilder 1972 - 2019 (ISBN 978-3-907142-86-8) kann direkt bei Nimbus. Kunst und Bücher oder im Buchhandel bezogen werden. 

Arbeiten aus "Bilder 1972 – 2019" können vom 15. – 17. Oktober 2021 im Museum Fram in Einsiedeln, vom 29. – 31. Oktober 2021 in der Kulturgarage Wädenswil und vom 11. – 21. November 2021 in der Photobastei in Zürich gesehen werden.

Archivgeschichten: Lynn Geesaman...
Damme, Belgium 1995. | © Lynn Geesaman

Damme, Belgium 1995. | © Lynn Geesaman

Lynn Geesaman schuf grossformatige, farbige Fotografien von öffentlichen Parks und formalen Gärten in den Vereinigten Staaten und Europa. In ihren äusserst ästhetischen Bildern, die die künstliche Natur dieser kultivierten Landschaften erforschen, werden Lynn Geesamans Geometrie und Form gegenüber dem Motiv verstärkt. Obwohl es keine Menschen gibt, ist das menschliche Eingreifen dennoch präsent durch den gepflegten Zustand der Hecken und die symmetrische Anordnung der Bäume.

Damme, Belgium,1995. | © Lynn Geesaman

Damme, Belgium,1995. | © Lynn Geesaman

In ihren Schwarz-Weiss-Fotografien, die 1992 und 1995 in Damme, Belgien, aufgenommen wurden, werden gleichmässige Reihen schlanker Bäume zu einer Reihe paralleler Linien, die entlang eines Kanals verlaufen oder an einem weit entfernten Fluchtpunkt zusammenlaufen. Eine neuere Farbfotografie, die 2004 in Damme aufgenommen wurde, setzt diese Linie fort und erinnert an die "Reissverschlüsse" von Barnett Newmans Leinwänden mit dem Baumstamm im Vordergrund, der die abgebildete Landschaft halbiert.

 
Parc de Sceaux, France, 2004 | © Lynn Geesaman

Parc de Sceaux, France, 2004 | © Lynn Geesaman

 
 
 

Diese Spannung zwischen Abstraktion und Repräsentation ist in vielen ihrer Arbeiten vorhanden und wird teilweise durch ihre spezielle Drucktechnik erreicht. Dieses Verfahren intensiviert die Farbe und verleiht ihren Fotografien eine weiche, fast unscharfe Qualität, die auch an die frühen Fotografen des Pictorialismus erinnert. Durch diese traumhaften Darstellungen knüpft die Künstlerin an die emotionale Grundstimmung an, die sie mit jedem der Orte, die sie fotografiert, verbindet, und kompensiert so den ursprünglichen, sehr formalen Look der Arbeiten. Durch ihren besonderen Einsatz von Farbe und Licht erzeugt Lynn Geesaman eine Spannung zwischen den stark strukturierten Landschaften und ihrer illusorischen, oder jenseitigen Natur.

Isabella Plantation, England 2009. | © Lynn Geesaman

Isabella Plantation, England 2009. | © Lynn Geesaman

Lynn Geesaman wurde 1938 in Cleveland, Ohio, geboren und schloss ihr Studium am Wellesley College mit einem Diplom in Physik ab. Sie hat zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen erhalten, darunter 1991 das Bush Foundation Artist Fellowship und 1993-1994 den National Endowment for the Arts Regional Visual Arts Fellowship Award for the Midwest. Zum Werk von Lynn Geesaman sind drei Monografien erschienen: "Poetics of Place", 1998, "Gardenscapes", 2004, und "Hazy Lights and Shadows: Lynn Geesaman", 2007.

 
Chateau d'Esclimont, France, 1999. | © Lynn Geesaman

Chateau d'Esclimont, France, 1999. | © Lynn Geesaman

 

Lynn Geesaman, eine autodidaktische, international bekannte Künstlerin, starb am 29. Februar 2020, nachdem sie 15 Jahre lang an Demenz erkrankt war.

 
Beloeil, Belgium, 2004. | © Lynn Geesaman

Beloeil, Belgium, 2004. | © Lynn Geesaman

 

Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Institutionen ausgestellt, darunter das International Center of Photography, New York; das Houston Center for Photography; das Center for Photography at Woodstock, New York; das Tucson Museum of Art; das High Museum of Art, Atlanta; das Walker Art Center, Minneapolis; und das Museum of Fine Arts, Santa Fe. Ihre Arbeiten sind in den Sammlungen des Whitney Museum of American Art, New York; Philadelphia Museum of Art; The Art Institute of Chicago; The Museum of Fine Arts, Houston; und der Bibliotheque Nationale de Paris vertreten.

 
Damme, Belgium | © Lynn Geesaman

Damme, Belgium | © Lynn Geesaman

 

Informationsquellen zu Lynn Geesaman: Yancey Richardson Gallery und Luli Primavera

 
Bernheim Arboretum, Kentucky, 2008. | © Lynn Geesaman

Bernheim Arboretum, Kentucky, 2008. | © Lynn Geesaman

 
Hodges Garden, Louisiana, 2000 | © Lynn Geesaman

Hodges Garden, Louisiana, 2000 | © Lynn Geesaman

Ironie des Alltags…
Ohne Titel (Stühle) © Mäddel Fuchs

Ohne Titel (Stühle) © Mäddel Fuchs

"Es sind beherzte Momentaufnahmen, liebevoll beobachtete Äusserungen eines Milieus oder einer Marotte, die einer hier aufspürt, die er einfängt in einer persönlichen Erzählweise, in eigenen starken Bildwelten und Bildsprachen, als fotografische Objets trouvés, Alltags- oder Naturgegenständen. Unter seinem Blick werden sie zu Kunstwerken"

Daniele Muscionico 

Ein Ungläubiger © Mäddel Fuchs

Ein Ungläubiger © Mäddel Fuchs

Die schwarz-weissen Bilder, die wohl zufällig aufgenommen worden sind, machen neugierig auf das Buch. Die Bilder schenken dem Betrachtenden ein Schmunzeln, manchmal ein breites Grinsen oder gar ein Kopfschütteln...  

Etwas irritierend ist die gewählte Schriftgrösse und die ab und an seltsame Bildplatzierung – das Buch muss oft gedreht werden, wenn man die Bilder nicht nur überfliegen möchte. Vermutlich gehört beides zum Konzept, um die Ironie der Situationen zu unterstreichen…

Ohne Titel (Schuppen in der Nacht) © Mäddel Fuchs

Ohne Titel (Schuppen in der Nacht) © Mäddel Fuchs

Informationen des Verlags: Ohne Chronologie lose zusammengeführt, bilden diese rund 170 Momentaufnahmen von Mäddel Fuchs einen besonderen Beitrag zur Geschichtsbetrachtung, wie er nur fotografisch zustande kommen kann. Das Buch schöpft aus dem umfangreichen Bestand des Schweizer Fotografen, aus vierzig Jahren kontinuierlichen Fotografierens. Erweisen sich einige Bilder als leicht zugänglich, verlangen andere eine vertiefte Auseinandersetzung, eine Beschäftigung mit Thema und Darstellung. Wieder andere sind an historische Ereignisse gebunden oder fordern die Betrachterinnen und Betrachter mit ihren Zeichen- und Sprachspielereien. 

Der begleitende Text der Kulturjournalistin Daniele Muscionico ergründet Mäddel Fuchs’ Bildwelten, vor allem aber seine Lust, umzudenken und dort Zusammenhänge zu entdecken, wo sich neue Wahrheiten und abgründige Gedankenräume auftun. Seine humorvollen und bisweilen satirischen Begegnungen mit dem Alltag zeigen die unendliche Vielfalt unserer Lebenswelt, von vergnüglich bis aufwühlend. All diesen lebenserhellenden Momenten ist das Buch gewidmet.

 

Schilderchaos © Mäddel Fuchs

Schilderchaos © Mäddel Fuchs

Mäddel Fuchs, geboren 1951, wuchs in Zürich und Trogen auf und wurde auf autodidaktischem Weg Fotograf. Bekannt ist er für seine fotografischen Langzeitprojekte zur landwirtschaftlichen und kulturellen Tradition des Appenzellerlands.

 

Voilà! © Mäddel Fuchs

Voilà! © Mäddel Fuchs

Daniele Muscionico, 1962 in Buchs im St. Galler Rheintal geboren, studierte an der Universität Zürich Germanistik und Kunstgeschichte. Sie arbeitet als Kulturredaktorin und Theaterkritikerin für die Neue Zürcher Zeitung und als Rezensentin für verschiedene deutsche Tageszeitungen. Seit Februar 2021 ist sie in einem Teilzeitpensum für CH Media tätig und betreut die nationale und internationale Kunst.

Freie Fahrt © Mäddel Fuchs

Freie Fahrt © Mäddel Fuchs

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen. 

"Irgendwo und überall" (ISBN 978-3-03942-012-4) kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden.

 

Architekturfotografie des Kantonsspitals Graubünden…
Ansicht mit Chur im Hintergrund (S. 6/7) | © Albert Steiner

Ansicht mit Chur im Hintergrund (S. 6/7) | © Albert Steiner

Landab, landauf werden Spitäler neu gebaut, umgebaut und saniert, so auch das Kantonsspital Graubünden. Auf der Homepage des Kantonsspitals ist zu lesen:  

Mit SUN macht sich das Kantonsspital Graubünden bereit für die medizinische Entwicklung und die gesellschaftlichen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte. Die neuen Gebäude H1 und H2, mit ihren 1'500 flexibel nutzbaren Räumen, ermöglichen eine ambulante und stationäre Behandlung auf höchstem Niveau und bieten dank Einschnitten und Lichthöfen eine offene Architektur. 

Es werden zusätzliche Behandlungsräume, aber keine Patientenzimmer geschaffen – ganz im Zeichen der Maxime "ambulant vor stationär".

Kantonsspital, Südseite (S. 10) | © Albert Steiner

Kantonsspital, Südseite (S. 10) | © Albert Steiner

Die Fotodokumentationen von Albert Steiner und Ralph Feiner zeigen nicht nur die Veränderungen von Spitalbauten, sondern auch die Entwicklung der Medizin, inkl. der entsprechenden Infrastruktur. Auffällig sind die Veränderungen in der Radiologie, der Operationssäle und in der Intensivmedizin. Wer zudem genau hinsieht, stellt auch fest, dass auf Albert Steiners Bilder oft Diakonissinnen[1] abgebildet sind, bei Ralph Feiner hingegen ist keine mehr zu sehen….

Haupteingang mit dem seitlichen Kontroll-Fenster für die Nachtwache (S. 12) | © Albert Steiner

Haupteingang mit dem seitlichen Kontroll-Fenster für die Nachtwache (S. 12) | © Albert Steiner

Walter Reinhart schreibt in seinem Essay "Am Puls der Zeit – Bilder eines Spitals" wie es zur Idee dieses Buchs kam und über die Entwicklung in der Medizin und der veränderten Ansprüche der Gesellschaft: Die Fotoserien dieses Buches aus zwei verschiedenen Zeitepochen sind Zeugen der Entwicklung der Spitalarchitektur, wie auch der Architektur im Allgemeinen. Auch wenn das Buch nicht primär die technischen Fortschritte in der Medizin über die Zeit darstellen will, führt es doch in aller Deutlichkeit vor Augen, wie vieles sich im Gesundheitswesen geändert hat. Aus dem Krankenasyl ist ein bedeutendes und florierendes Zentrumsspital geworden. Die Fotografien sagen auch etwas aus über die Entwicklung der Gesellschaft, die das Spital baute. Sie stehen für die Befindlichkeit, den Wohlstand und die Ansprüche der Gesellschaft. Unmerkliche Änderungen im Zeitwandel werden wahrnehmbar…

Patientenaufenthalt (S. 18) | © Albert Steiner

Patientenaufenthalt (S. 18) | © Albert Steiner

Karin Fuchs schreibt in ihrem Essay über die Geschichte der Finanzierung und der politischen Umstände damals und heute: Grosser Kostendruck im Spitalwesen und Personalmangel waren ausschlaggebend, dass ab 1999 der einschneidende Prozess der Neuorganisation des Spitalplatzes Chur mit dem Rätischen Kantons- und Regionalspital, dem Kreuzspital und der Frauenklinik Fontana in Gang gesetzt wurde. Nach langem Ringen wurden 2006 die drei Spitäler fusioniert und in eine neue Stiftung überführt. Die Leistungen den Kantonsspitals Graubünden wurden seither an drei Standorten, nämlich Hauptstandort, Kreuzspital und Fontana, erbracht. Stationäre Patienten verbrachten noch durchschnittlich fünf Tage im Kantonsspital Graubünden – ein völlig anderer Spitalbereich, der immer neue Anforderungen an zukünftige Spitalbauten stellt…

Röntgeninstitut mit neusten Geräten | © Albert Steiner

Röntgeninstitut mit neusten Geräten | © Albert Steiner

Bereits beim ersten Satz kann Stephan Kunz kaum widersprochen werden: Die Gegenüberstellung der beiden fotografischen Dokumentationen von Albert Steiner (1877 – 1965) und Ralph Feiner (*1961) ist aufschlussreich: Sie offenbart Unterschiede im Bild des Kantonsspitals und lässt uns mit vielen Beobachtungen und noch mehr Fragen zurück… 

Die Veränderungen lassen sich nicht aufhalten – auch wenn wir dies in manchen Situationen gerne möchten oder uns fragen; warum etwas so teuer und noch komplexer ist…

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Informationen des Verlages: 1941 wurde der berühmte Engadiner Landschaftsfotograf Albert Steiner damit beauftragt, das im selben Jahr fertiggestellte Rätische Kantons- und Regionalspital der Zürcher Architekten Fred G. Brun und Rudolf Gaberel in Chur zu fotografieren. Aus dem Auftrag an Steiner ist ein einmaliges Zeitdokument in Form gut erhaltener fotografischer Abzüge entstanden. 

Achtzig Jahre später wird das Grossprojekt «Sanierung, Umbau und Neubau» (SUN) des nun Kantonsspital Graubünden genannten Krankenhauses nach den Plänen des in Frauenfeld beheimateten Büros Staufer & Hasler realisiert. Den ersten Teil des Neubaus hat der bekannte Bündner Architekturfotograf Ralph Feiner im Jahr 2020 dokumentiert. 

In diesem Buch erzählen Albert Steiners analoge Fotografien und Ralph Feiners digitale Farbbilder von den Entwicklungen in der Fotografie und der Spitalarchitektur. Aus ihrem Blick auf die Bauten in Chur sind auch die gewandelte Bedeutung des Gesundheitswesens und die deutlich gesteigerten Ansprüche unserer Gesellschaft an Krankenhäuser ablesbar.  

Walter Reinhart ist ehemaliger Chefarzt des Kantonsspitals Graubünden und Präsident der Stiftung Bündner Kunstsammlung.

Untersuchungslabor (S. 36/37) | © Albert Steiner

Untersuchungslabor (S. 36/37) | © Albert Steiner

Albert Steiner (1877 – 1965) absolvierte 1892 eine Fotografenlehre bei Jean Moeglé in Thun. 1897 Anstellung beim Fotografen Fred Boissonas in Genf, 1906 bei Walther Küpfer in St. Moritz. 1909 Eröffnung eines eigenen Fotostudios in St. Moritz. Er entwickelte sich zu einem der herausragenden Schweizer Fotografen des 20. Jahrhunderts, bekannt für seine einzigartigen Landschaftsfotografien aus dem Engadin. Publikationen: 1927 Engadiner Landschaften; 1930 Schnee, Winter, Sonne; 1938 Die vier Jahreszeiten; 1992 Du grosses stilles Leuchten. 2005 Ausstellung Über Täler und Menschen – Albert Steiner. Das fotografische Werk im Bündner Kunstmuseum, Chur, und in der Fotostiftung Schweiz, Winterthur.

Hauptküche (S. 38) | © Albert Steiner

Hauptküche (S. 38) | © Albert Steiner

Ralph Feiner (*1961) eignete sich die Kunst der Fotografie autodidaktisch an. Seit 1995 als Architekturfotograf tätig, gilt er als Chronist der zeitgenössischen Architektur in Graubünden und darüber hinaus. Seine Fotografien wurden in zahlreichen Büchern und Architekturzeitschriften publiziert. Teilnahme an Gruppenausstellungen in Flims, Sydney, Basel, Chur und Zürich. Er erhielt 2013 den Anerkennungspreis der Stadt Chur und 2021 denjenigen des Kantons Graubünden.

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Karin Fuchs (*1971), Studium der Allgemeinen Geschichte, des Völkerrechts und der Politologie an der Universität Zürich und der Sorbonne, Paris. Stipendium des Deutschen Historischen Instituts Paris, Lehraufträge Universität Zürich. 2003 Promotion (Dr. phil.). Seit 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturforschung Graubünden. Autorin von Historischer Städteatlas der Schweiz: Chur (2011) und Baden und Trinken in den Bergen, Heilquellen in Graubünden, 16. – 19. Jahrhundert (2019).

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Ansicht von der Südseite (S. 70/71) | © Ralph Feiner

Stephan Kunz (*1962), Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Zürich und Berlin. 1988 – 2011 Kurator am Aargauer Kunsthaus in Aarau. Seit 2011 Direktor des Bündner Kunstmuseums in Chur. Kuratierung von viel beachteten thematischen Ausstellungen. Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen, darunter 2013 der Katalog zur Ausstellung Ansichtssache. 150 Jahre Architekturfotografie in Graubünden.

Innenhof mit Lichtinstallation von Christoph Herdeg | © Ralph Feiner

Innenhof mit Lichtinstallation von Christoph Herdeg | © Ralph Feiner

Köbi Gantenbein (*1956), Studium der Soziologie an der Universität Zürich. Verleger und Chefredaktor von Hochparterre. Zeitschrift für Architektur und Design. Präsident der Kulturkommission des Kantons Graubünden. Mitherausgeber des Ausstellungskatalogs Ansichtssache. 150 Jahr Architekturfotografie in Graubünden (2013) und – zusammen mit dem Fotografen Ralph Feiner – Autor zahlreicher Reportagen und Bücher zur Baukultur Graubündens.

Hybrid-Operationssaal mit Angiografie-Anlage zur Darstellung von Blutgefässen (S. 118/119) | © Ralph Feiner

Hybrid-Operationssaal mit Angiografie-Anlage zur Darstellung von Blutgefässen (S. 118/119) | © Ralph Feiner

Walter Reinhart (*1948), Schulen in Winterthur, Studium der Humanmedizin in Zürich, Genf und Bern. Weiterbildung in Bern, St. Gallen und New York. 1987 Habilitation und 1992 Titularprofessor der Universität Bern, 1991 – 2013 Chefarzt und ärztlicher Direktor der Medizin am Kantonsspital Graubünden. Vizepräsident und seit 2019 Ehrenmitglied der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Seit 2012 Präsident der Stiftung Bündner Kunstsammlung.

Eckzimmer der Intensivstation (S. 124/125) | © Ralph Feiner

Eckzimmer der Intensivstation (S. 124/125) | © Ralph Feiner

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Schlaflabor (S. 126/127) | © Ralph Feiner

Schlaflabor (S. 126/127) | © Ralph Feiner

"Architekturfotografie des Kantonsspitals Graubünden" (ISBN 978-3-85881-689-4) kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden.

Küche (S134/135) | © Ralph Feiner

Küche (S134/135) | © Ralph Feiner

Anmerkung: Als Schreibende habe ich versucht meine Gedanken als Medizincontrollerin, die sich tagtäglich mit Kostenfragen herumschlägt und diese verständlich den Klinikern überbringen möchte, nicht zu sehr in den Beitrag einfliessen zu lassen. Er wäre nur aufgrund der Abbildungen von Diakonissen und der heutigen Situation in der Pflege zu politisch geworden. Geschweige denn von der komplexen Frage wie ein Neu-/Umbau oder eine (etappenweise) Sanierung finanziert werden könnte ausgeufert…


[1] Eine Diakonisse (weibliche Form von Diakon; griechisch Diener, Knecht), gelegentlich auch Diakonissin bezeichnet, lebt und dient in einer verbindlichen evangelischen Lebens-, Glaubens- und Dienstgemeinschaft (Schwesterngemeinschaft). / Quelle: Wikipedia

La disciplina dei sensi…
Carlo, Torre Taddei Castelli, Nisportino, Isola d'Elba 1995 | © 2021 Hans Georg Berger

Carlo, Torre Taddei Castelli, Nisportino, Isola d'Elba 1995 | © 2021 Hans Georg Berger

To move is to meet you every moment, Fellow-traveller!
It is to sing to the falling of your feet.
He whom your breath touches does not glide by the shelter of the bank.
He spreads a reckless sail to the wind and rides the turbulent water.
He who throws his doors open and steps onward receives your greeting.
He does not stay to count his gain or to mourn his loss; his heart beats the drum for his march, for that is to march with you every step,
Fellow-traveller!

Rabindranath Tagore[1]

Agostiniani, Eremo di Santa Caterina, Isola d’Elba 1990 | ©2021 Hans Georg Berger

Agostiniani, Eremo di Santa Caterina, Isola d’Elba 1990 | ©2021 Hans Georg Berger

"La disciplina dei sensi" – eine grosse Retrospektive, die Hans Georg Berger gewidmet ist. In der Ausstellung werden Fotografien von den 70er Jahren bis heute gezeigt. Es ist eine Reise von Ägypten über den Orient, Thailand, Laos bis auf die Insel Elba. Francesco Paolo Campione, Kurator erklärt: "Hans Georg Berger hat sich bewusst für die Fotografie als existenzielles Mittel entschieden, als solides Instrument, um seiner eigenen Identität und seinem eigenen Universum der Sinne und Träume Substanz zu verleihen; etwas, das durch die Kunst das Leiden mildert, das durch einen feindseligen sozialen Kontext erzeugt wird."

L'abbrivio, Eremo di Santa Caterina, Isola d’Elba 1978 | © 2021 Hans Georg Berger

L'abbrivio, Eremo di Santa Caterina, Isola d’Elba 1978 | © 2021 Hans Georg Berger

Nur ein wirkliches Wesen, nur was Gegenstand der
Sinne ist, ist auch Gegenstand einer wirklichen Liebe.
Einem Wesen, das nur im Glauben, in der Einbildungskraft
existiert, sein Herz opfern, heisst einer eingebildeten,
imaginären Liebe die wirkliche Liebe aufopfern.

Ludwig Andreas Feuerbach[2]

I colossi di Memnone, Luxor, Egitto 1984 | © 2021 Hans Georg Berger

I colossi di Memnone, Luxor, Egitto 1984 | © 2021 Hans Georg Berger

Es ist nicht nur eine Reise durch Länder – vielmehr ist es ein Eintauchen in Kulturen, Religionen und Sinnlichkeit... Nebst den 145 schwarz-weiss Fotografien sind poetische Texte von Gustav Flaubert, Gianfranco Ballini, William Butler Yeats und anderen integriert. Die Gestaltung erinnert an Bergers intellektuelle Erfahrungen und versetzt die Besuchende in eine meditative Atmosphäre.

Discussione teologica, Qom, Feyzieh, Iran 2003 | © 2021 Hans Georg Berger

Discussione teologica, Qom, Feyzieh, Iran 2003 | © 2021 Hans Georg Berger

Hans Georg Berger (*1951) wurde in Trier geboren. Nach dem Studium der Religionsphilosophie an der Universität München und der University of Vermont (USA) war er Anfang der 1970er Jahre Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur in der Gruppe Rote Rübe und von 1977 bis 1983 Leiter des Internationalen Festivals des Freien Theaters in München und Mitbegründer der Münchener Biennale. Ende der 1970er Jahre begann er mit der Restaurierung der Einsiedelei Santa Caterina auf Elba, verwandelte das alte Franziskanerkloster in ein internationales Kunstzentrum und schuf einen botanischen Garten, der der spontanen Flora des toskanischen Archipels gewidmet ist. Neben seinen Erfahrungen auf Elba begann Berger in den 1980er Jahren eine Reihe von fotografischen Langzeitprojekten, die sich vor allem mit der kulturellen Dimension von Ritual und Meditation als Quelle spiritueller Forschung beschäftigen. Er publizierte eine Vielzahl von Büchern. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Maha Chulalongkorn Hall, Chulalongkorn University, Thailand, Nationalmuseum, Laos, Institut Français de Munich, La Fornace Spazio Permanente, Torino, Les Rencontres de la photographie d'Arles) und sind in Sammlungen bedeutender Kunstmuseen vertreten.

ʿAmāma, Madrasa Chahar Baq, Isfahan, Iran 2004 | © 2021 Hans Georg Berger

ʿAmāma, Madrasa Chahar Baq, Isfahan, Iran 2004 | © 2021 Hans Georg Berger

Das Museo delle Culture wurde 1985 und beherbergt den grössten Teil der aussergewöhnlichen Sammlung des Tessiner Künstlers Serge Brignoni[3]. Die prächtige Villa im neoklassizistischen Stil liegt am Seeufer in einem botanischen Park mit tropischen und subtropischen Arten.

L'umanità della perfezione, Qom, Iran 2003 | © 2021 Hans Georg Berger

L'umanità della perfezione, Qom, Iran 2003 | © 2021 Hans Georg Berger

Die Ausstellung "La Disciplina dei Sensi" von Hans Georg Berger im Museo delle Culture dauert bis 16. Januar 2022.

[1] Rabindranath Tagore (7. Mai 1861 - 7. August 1941) war ein bengalischer Dichter, Brahmo-Philosoph, Maler, Liederkomponist und Musiker, der 1913 den Nobelpreis für Literatur erhielt und damit der erste asiatische Nobelpreisträger war. Tagore revolutionierte die bengalische Literatur mit Werken wie "Ghare baire" oder "Gitanjali" und erweiterte die bengalische Kunst mit einer Unzahl von Gedichten, Kurzgeschichten, Briefen, Essays und Bildern. Als engagierter Kultur- und Sozialreformer sowie Universalgelehrter modernisierte er die Kunst seiner Heimat durch den gezielten Angriff auf deren strikte Struktur und klassische Formensprache. (Nach Wikipedia)

[2] Ludwig Andreas Feuerbach (28. Juli 1804 in Landshut - 13. September 1872 in Rechenberg bei Nürnberg) war ein deutscher Philosoph und Anthropologe, dessen Religions- und Idealismuskritik bedeutenden Einfluss auf die Bewegung des Vormärz hatte und einen Erkenntnisstandpunkt formulierte, der für die modernen Humanwissenschaften, wie zum Beispiel die Psychologie und Ethnologie, grundlegend geworden ist. (Nach Wikipedia)

[3] Serge Brignoni (12. Oktober 1903 in San Simone di Vacallo - 6. Januar 2002 in Zollikofen) war ein Maler, Plastiker und Sammler.

Art, ExhibitionMiryam Abebe
Kägi kocht...
Kürbisrisotto aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

Kürbisrisotto aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

Richi ist ein Weltreisender des guten Geschmacks. Ein unermüdlicher Forscher auf dem Gebiet der Aromen. Ich habe grossen Respekt für seine Arbeit und freue mich sehr, dass er jetzt sein Wissen mit uns teilt. 

Tanja Grandits

Damastmesser aus der Messermanufaktur Marco Guldimann aus Kägi kocht, S. 34 | © Lukas Lienhard

Damastmesser aus der Messermanufaktur Marco Guldimann aus Kägi kocht, S. 34 | © Lukas Lienhard

Spätestens ab Seite 23 wird jedem klar, dass "Kägi kocht" nicht irgendein Kochbuch ist, sondern das Kochbuch, das in jeden Haushalt gehört. Eigentlich ist die Must-haves-Liste nicht so lang, aber dennoch wird schnell klar, dass eine 0815-Küche etwas eng werden könnte. Vor der unbehandelten Eisenpfanne habe ich heute immer noch Respekt – bei mir schmeckt alle aus einer solchen Pfanne nach Eisen… Von den Schüsseln aus Edelstahl, der Eismaschine und den Greifzangen aus rostfreiem Stahl und Bambus träume ich immer noch, geschweige denn vom scharfen Damastmesser…

Geräucherte Tomaten aus Kägi kocht, S. 78 | © Lukas Lienhard

Geräucherte Tomaten aus Kägi kocht, S. 78 | © Lukas Lienhard

Richard Kägi erklärt ganz zu Beginn, warum es dieses Buch gibt und wie es zu seinem Namen kam. Wie viele von uns hat Richi bei seiner Mutter, ab und an bestimmt auch bei seiner Grossmutter das Kochen gelernt und vor allem gelernt wie aus einfachen Dingen, einfaches, bodenständiges und hervorragendes Essen entsteht. Er erzählt, dass sich die Geschwister untereinander das Essen vom Teller geklaut haben und seine Schwester den Kampf immer verloren haben…

Pavlova mit Beeren und Passionsfrucht aus Kägi kocht, S. 153 | © Lukas Lienhard

Pavlova mit Beeren und Passionsfrucht aus Kägi kocht, S. 153 | © Lukas Lienhard

Es sind nicht nur die Erklärungen und Rezepte, die "Kägi kocht" ausmacht, es sind auch oder besonders die Bilder von Lukas Lienhard, die das Buch zu etwas Speziellem machen. Richard Kägi schreibt: "Mit Lukas Lienhard, dem Fotografen, habe ich einen Bruder im Geiste gefunden. Er fotografierte für dieses Buch so, wie ich koche: Geradeheraus, simpel, ohne Firlefanz. Und mit derselben Leidenschaft."

Caesar Salad aus Kägi kocht, S. 191 | © Lukas Lienhard

Caesar Salad aus Kägi kocht, S. 191 | © Lukas Lienhard

Bekanntlich isst das Auge mit – und ohne die Bilder von Lukas Lienhard stünde "Kägi kocht" nicht in meinem Regal, d.h. liegt immer wieder auf meinem Tisch, weil ich immer wieder nachlesen muss welche "Must-haves" mir noch fehlen und welche "Nice to haves" ich doch auch gerne haben möchte…

Broccoli mit Guanciale aus Kägi kocht, S. 202 | © Lukas Lienhard

Broccoli mit Guanciale aus Kägi kocht, S. 202 | © Lukas Lienhard

Richard Kägi ist Foodscout und Autor. Er war während beinahe 30 Jahren als Foodscout für Globus rund um den Erdball unterwegs. Heute ist er als Foodscout und Autor selbstständig.

Blutorangen mit Randen und Burrata aus Kägi kocht, S. 214 | © Lukas Lienhard

Blutorangen mit Randen und Burrata aus Kägi kocht, S. 214 | © Lukas Lienhard

Lukas Lienhard: Kochen oder Fotografie - vor dieser Entscheidung stand Lukas Lienhard vor einigen Jahren, als es darum ging, den Beruf des Werbers an den Nagel zu hängen, um etwas Neues zu machen. Er entschied sich für die Fotografie, assistierte Fotografen im In- und Ausland und machte schlussendlich Bilder von dem, was ihn am meisten interessierte. Von Essen, von Köchen, von Bauern, Fischern und Jägern. Seit vielen Jahren arbeitet er für die Gastronomie, Magazine, Zeitungen und die Werbung. Dazu kamen diverse Kochbücher. In Zürich betreibt Lukas Lienhard sein eigenes Studio Neon.

Strozzapereti mit Zucchini und eingelegter Zitrone aus Kägi kocht, S. 217 | © Lukas Lienhard

Strozzapereti mit Zucchini und eingelegter Zitrone aus Kägi kocht, S. 217 | © Lukas Lienhard

Christian Seiler war Redakteur bei "Wiener", "Weltwoche" und "Profil", Chefredakteur des Kulturmagazins "du". Er hat zahlreiche Bücher verfasst, auch über Essen und Reisen. Seit 2005 ist er als Autor, Kolumnist und Verleger selbständig.

Salade niçoise aus Kägi kocht, S. 259 | © Lukas Lienhard

Salade niçoise aus Kägi kocht, S. 259 | © Lukas Lienhard

Der AT Verlag steht für sorgfältig gestaltete und reich bebilderte Bücher in den Bereichen Kochbuch, Heilkunde, Naturerfahrung und Schweiz-Themen. Dabei streben wir stets nach inhaltlicher Qualität und Tiefe, sind auf der Suche nach den besten Autoren und Autorinnen und spüren neue Trends auf. Bei aller inhaltlichen Tiefe sollen Bücher aus dem AT Verlag auch ein haptisch-sinnliches Erlebnis bieten. In einer zunehmend digitalisierten Welt setzt er bewusst einen Kontrapunkt, gestaltet seine Bücher individuell und mit grösster Sorgfalt und verwendet ausgesuchte Materialien. Man soll seine Bücher gerne zur Hand nehmen, in ihnen blättern, an ihnen riechen und die Struktur des Papiers fühlen. Jedes Buch ist ein Unikat und entsteht in enger Zusammenarbeit und im lebendigen Austausch mit seinen Autorinnen und Autoren.

Yuzu-Sakura aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

Yuzu-Sakura aus Kägi kocht, S. 317 | © Lukas Lienhard

"Kägi kocht" (ISBN 978-3-03902-037-9) kann direkt bei der AT Verlag AG oder im Buchhandel bezogen werden.

Die Verwandte...
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Als ich drei Wochen später zum letzten Mal die Wohnung betrat, war sie leergeräumt. Alle Wände freigelegt; die Bilder, die Spiegel, die Bücherregale und die Pendule hatten ihre Licht- und Staubabdrücke darauf hinterlassen. Auf dem Parkett die von Teppichen unterbrochenen Spuren des täglichen Gehens zum Tisch, an Sofa, Sesseln und Schrank vorbei. Da, wo mein Grossvater aufgebahrt gewesen war, lagen nun zwei Bananenschachteln auf dem Boden, gefüllt mit achtlos hineingeworfenen Fotografien und Alben. Meine Mutter hatte mich angerufen. Ich solle mir die Fotos anschauen kommen, das könne vielleicht interessant sein, hatte sie gesagt. Und: "Nimm Deine Kamera mit!" […]

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Mimi von Moos reflektiert in literarischen Texten den Beginn des Aufarbeitens des fotografischen Nachlasses ihrer Urgrosstante Anne-Marie von Wolff, über das Betrachten von Fotografien, die bei Familienangehörigen Erinnerungen an die unscheinbare Fotografin und Aussenseiterin evozieren. Gekonnt integriert sie Textfragmente aus den geführten Interviews mit Angehörigen… 

Die beste Ausgangslage wäre wohl, wenn man abgeklärt und gelassen, vollkommen ungerührt bleibt, wenn sich eine Kamera auf einen richtet. 

Damals musste man eine starke Persönlichkeit haben. Heute geht man zum Psychologen.

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Tine Melzer schreibt in ihrem Essay "Ein Album der Möglichkeiten" über mögliche Blickwinkel die Bilder aus dem Nachlass von Anne-Marie von Wolff zu betrachten, zu verstehen und sich trotz der fremden Menschen berühren zu lassen. Aspekte, auf die wir unsere Aufmerksamkeit lenken, können historisch-dokumentarisch sein – so sah es in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in einigen Teilen der Schweiz aus – oder soziologisch – so hat sich eine wohlhabende bildungsbürgerliche-progressive Familie in Szene gesetzt. Genau da liegt eine Besonderheit dieses Nachlasses der Anne-Marie von Wolff: hier schafft nicht das Auge einer professionellen Fotografin, die zu Familienfesten und anderen repräsentativen Anlässen Portraits und Ansichten im Auftrag der Familie festhält; vielmehr sind die Bilder dem Zweck enthoben, repräsentativ und affirmativ zu sein. […]

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Der Verlag: Anne-Marie von Wolff (1893–1974) aus Luzern führte schon früh das Leben einer Aussenseiterin. Epileptische Anfälle als Kind, Tuberkulose und der Vorwurf, durch diese Erkrankung den Tod einer Nichte verursacht zu haben, drängten sie immer weiter aus dem sozialen Leben, machten sie aber möglicherweise auch zu jener aufmerksamen Beobachterin, die sie war. Ihre Kamera gab ihr einen Platz in der Welt und im Familiengefüge. Still und etwas streng soll sie gewesen sein, doch ihre Aufnahmen des Alltags in Luzern, der Sommerfrische in Les Mayens de Sion oder auf Schloss Mauensee beim Cousin, dem Journalisten und Schriftsteller Karl von Schumacher, zeugen von zärtlicher Zuwendung und überzeugen durch starke Kompositionen. Ihr künstlerisches Talent blieb zeitlebens unbeachtet. Das änderte sich, als die Urgrossnichte, Mimi von Moos zufällig bei ihrem Grossvater in einer Bananenschachtel einige ihrer Fotos entdeckte. Bis heute trug sie um die 1500 Schwarzweissaufnahmen aus den 30er- bis 50er-Jahren zusammen. 

Mimi von Moos’ literarische Texte reflektieren und erzählen aus heutiger Sicht über die Betrachtung dieser Fotografien und ihrer Zeit und sie versuchen ein Bild der beinah unsichtbaren Fotografin zu zeichnen. Die Verwandte ist eine Auseinandersetzung mit den vielen Aspekten des Fotografischen anhand eines aussergewöhnlichen Fundes. Transkribierte Statements aus Gesprächen mit Familienangehörigen und ein Essay der Künstlerin und Sprachphilosophin Tine Melzer begleiten diese kritische Beschäftigung. Sie führen tiefer in die leuchtende Bilderwelt jener Verwandten, die sich immer ein wenig abseits im Schatten aufgehalten hat.

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Mimi von Moos (*1969) ist in Luzern geboren und lebt und arbeitet heut in Basel und Rotterdam. 1993 erlangte sie an der Hochschule für angewandte Kunst ein Diplom in Schmuckdesgin. 2012 schloss sie mit dem Master of Fine Arts an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel ab. Seither war/ist sie an zahlreichen Ausstellungen und Projekten beteiligt.

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Tine Melzer (PhD) lebt in Zürich. Sie ist Autorin, Künstlerin und Forscherin mit Fokus auf Sprache. Wie in ihrem preisgekrönten Buch "Taxidermy for Language-Animals" (Rollo-Press) veröffentlicht, untersucht sie Sprachfragmente aus verschiedenen Praktiken - Philosophie, Literatur, visuelle Kunst - indem sie einige unserer sprachlichen Gewohnheiten und Werkzeuge nutzt. Sie ist ausserordentliche Professorin an der Hochschule der Künste Bern (HKB), wo sie derzeit zu Phänomenen des Aspektwechsels forscht. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt und publiziert.

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Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren.

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Die Verwandte. Aus dem fotografischen Nachlass von Anne-Marie von Wolff (ISBN 978-3-906803-91-3) kann direkt bei der Edition Patrick Frey oder im Buchhandel bezogen werden.

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BelleVue ist ein Ort in Basel, wo zeitgenössische Fotografie ausgestellt und diskutiert wird. Im kulturellen Wandel sind Orte wie BelleVue als «Kochtopf» kreativer und kritischer Ideen und innovativer Beiträge wichtig. Sie bieten die «Reibfläche» zum gängigen Mainstream. Wir bieten eine etablierte Plattform für zeitgenössische Fotografie, die regelmässig Werke bekannter Fotograf*innen und junger Talente in ihrem Ausstellungsraum einem breiten Publikum zugänglich macht.

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Am 3. Juni 2021 findet im BelleVue – Ort für Fotografie in Basel eine Buchpräsentation von "Die Verwandte. Aus dem fotografischen Nachlass von Anne-Marie von Wolff" mit Mimi von Moos statt.

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Ein singuläres Foto ist zwischen den anderen Fotos aufgetaucht, die sich einordnen und einfügen lassen in Bildgruppen, Serien und Reihen. Meine Recherchen ergeben zweifelsfrei, dass es auf dem Petersplatz in Rom aufgenommen wurde. Da es in dem zusammengetragenen Nachlass nur dieses eine Bild aus Italien gibt, vermute ich, dass ein grosser Bestand ihrer Fotografien im Laufe der Zeit verloren gegangen ist – oder noch gefunden werden muss.

Mimi von Moos

Citizens...
Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Es war nicht nach einer durchzechten Nacht, es war eine Nacht voller Wut über eine Partei, die Christian Lutz mit dem Entfernen von widerlichen Flugblättern im Wohnblock und auf Autoscheiben verbrachte. Nach dieser nächtlichen Episode machte er die ersten Aufnahmen in den Randgebieten der Stadt – in den Quartieren, in der die Partei immer mehr Stimmen gewann…

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

"Photographier était mon exutoire, une réponse à mon effroi, à ce que je percevais comme une prise en otage des cerveaux et de la population."

Christian Lutz

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Die Fotografie wirkte, wie ein Ventil – eine Antwort auf das Entsetzen und die Befürchtung, dass das Denken und die Menschen zur Geisel einer rechtspopulistischen Bewegung werden. Dieser Impuls weckte in Christian Lutz das Interesse einer Partei, die sich als "Partei des gesunden Menschenverstandes" gibt und sich als Verfechterin der Grundrechte ausgibt.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens entstand zwischen 2013 – 2020. Christian Lutz reiste in europäische Städte und bildete Orte, Bewegungen und Bürger*innen in ganz Europa mit rechtsextremer Prägung ab. Mit seinem fotografischen Zugang gelingt es ihm die Menschen – fernab der sonstigen polarisierten Berichterstattung in den Medien – in ihrem Umfeld, während Kundgebungen, in Bars und Versammlungslokalen zu portraitieren.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Klappentext: Im Zuge der Finanz- und Flüchtlingskrise, ökonomischer wie sozialer Unsicherheit, Brexit und nicht zuletzt angesichts der Pandemie und ihrer wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen finden identitäre Bewegungen weltweit Zulauf. Mit dunklen Zukunftsvisionen von u.a. Überpopulation und sozialem Abstieg schüren sie Ängste und gehen, dem sogenannten «gesunden Menschenverstand» verpflichtet, mit vermeintlichen Lösungen und Versprechen hausieren, die Ausgrenzung und Intoleranz propagieren. Die zunehmende politische Macht der Parteien der populistischen Rechten – UKIP im Vereinigten Königreich, Dansk Folkeparti (DF) in Dänemark, FPÖ in Österreich, AfD in Deutschland, Vox in Spanien oder die Schweizerische Volkspartei (SVP), um nur einige zu nennen – trifft ganz Europa. Für seinen neuen Werkzyklus Citizens hat der Schweizer Fotograf Christian Lutz Orte, Bewegungen, Menschen rechtspopulistischer Prägung europaweit dokumentiert. Fernab der üblichen polarisierten Berichterstattung in den Medien findet Lutz mit seinen ruhigen Bildmetaphern – in Form unmittelbarer, den Protagonist*innen zugewandter Porträts, Aufnahmen von Kundgebungen, postindustriellen Landschaften, Bars und Versammlungslokalen – einen vielschichtigen fotografischen Zugang, der einer tiefliegenden Verzweiflung Ausdruck zu geben vermag.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Christian Lutz (*1973) wurde in der Schweiz geboren und lebt heute in Genève. Er besuchte die ESA 75, L'Ecole Supérieure des Arts et de l'Image in Brussel. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt (ex halle du MAD / Zone Industrielle des Charmilles, Genève, Gibellina PhotoRoad Festival, Les Rencontres d'Arles, GAF Gallery, Hannover und andere) und ausgezeichnet (Swiss Press Photo, Swiss Press Fotograf des Jahres, Swiss Photo Academy, Prix Nicolas Bouvier, Prix Roger Pic Paris und andere). Er ist Co-Founder der Agentur MAPS.

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Citizens | © Christian Lutz / MAPS

Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren. 

Citizens (ISBN 978-3-907236-12-3) kann direkt bei der Edition Patrick Frey oder im Buchhandel bezogen werden. 

Im La Maison de l’Architecture findet am 20. Mai 2021 die Buchvernissage von "Citizens" statt. Aufgrund der Schutzmassnahmen ist die Platzzahl limitiert. Die Veranstaltung kann auch im Live-Stream auf der Website, auf Facebook und/oder YouTube verfolgt werden.

Future Perfect…
Ala 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Ala 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Future Perfect oder Waiting Room ist eine sehr persönliche Arbeit von Zosia Promińska. Sie erzählt von Hoffnungen, Wünschen im Fashion Business gross zu werden und in der ganzen Welt sein können…

Damian 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Damian 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Zosia Promińska reiste für dieses Projekt durch ganz Polen und hatte die Möglichkeit Teenager und angehende Modells in ihren intimsten Räumen – ihren Schlafzimmern/Kinderzimmern zu porträtieren – oft mit oder umgeben von Stofftieren, Kinderzeichnungen und Pokalen…

Sofia 12 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Sofia 12 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Danaé Panchaud schreibt in ihrem Essay "Indecisive Promises at Dawn" über Teenager im internationalen Fashion Business, die Rolle von Modells, die sich im Bereich der Haute Couture bewegen und nimmt Bezug zur Fotografie von Sarah Jones und Tina Barney.

Ola 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Ola 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Stephan Schacher schreibt über die Arbeit: “Zosia Promińska's carefully crafted portraits are vivid and striking. Her photographic approach mimics the reality of the fashion world in its ability to create a fantasy. At first glance, it appears to be a world of beauty and commerce without boundaries, without a care, perhaps a world of eternal youth? But upon careful examination, this very fantasy crumbles and gives way to something more unsettling. Zosia's choice to shoot high and wide devoid of daylight to create a two-dimensional plane suggests confinement and a sense akin to claustrophobia. The subjects’ personal items reveal another layer of intimacy, and juxtaposed against the high fashion presentation, leave the viewer with an awkward, unsatisfactory feeling. It triggers our own growing pains, a reflection of our own (possibly unfulfilled) journey. As voyeurs, we are left with a sense of guilt, as our reaction cannot change the course of their lives. This work can easily exist in the realm of social commentary about the fashion world, but for me, it's powerful in its expression of the loss of innocence. It asks how each of us is coping with the grown-up responsibility of one's life's destiny, of living or losing your dreams.”

Oliwia 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Oliwia 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Zosia Promińska (1985) ist in Poznań, PL geboren und ist freischaffende Künstlerin und Fotografin. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich und Portugal, wo sie ihr Studio hat. Im Alter von 15 Jahren begann sie mit ihrer 16jährigen Tätigkeit Model im Fashion Bereich. An der Adam Mickiewicz University studierte sie Enthnolinguistik. 2019 gewann sie den Krakow Photomonth ShowOff Competition und konnte ihre Arbeiten im Rahmen der Gruppenausstellung präsentieren. Ihre Arbeiten wurden in Magazinen (Vogue, i-D, Harper’s Bazaar, L’Officiel und anderen) publiziert und in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instytut Fotografii, Warschau, PGS W Ramach Sopotu, ShowOff, Krakau, Photobastei, Zürich, Oslo 8, Basel) ausgestellt.

Gabi 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Gabi 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Danaé Panchaud ist Museologin, Kuratorin und Dozentin mit Spezialisierung auf Fotografie. Seit 2018 ist sie Direktorin und Kuratorin des Photoforum Pasquart in Biel. Ihr Programm konzentriert sich vor allem auf die aufstrebende zeitgenössische Fotografie sowie auf den sozialen und traditionellen Gebrauch der Fotografie. Nach ihrer Ausbildung zur Fotografin absolvierte sie ein Bachelor-Studium mit Spezialisierung auf kuratorische und kritische Praktiken an der HEAD - Genf. Sie studierte Museologie an der Birkbeck, University of London und schloss 2017 mit einem Master ab. Zuvor hatte sie Positionen in mehreren Schweizer Institutionen in den Bereichen zeitgenössische Kunst, Design und Wissenschaft inne und war von 2014 bis 2018 Dozentin an der Hochschule für Fotografie in Vevey.

Iza 15 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Iza 15 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Seit seiner Gründung 1995 ist der Kehrer Verlag in Heidelberg auf Kunst- und Fotografiebücher spezialisiert. Mit dem Inhaber Klaus Kehrer an seiner Spitze ist er heute nicht nur einer der wenigen unabhängigen Verlage Deutschlands, sondern zählt auch zu den weltweit führenden Fotografieverlagen. Weitere Schwerpunkte des Verlagsprogramms sind zeitgenössische Kunst, die Kunst des 17. bis 20. Jahrhunderts sowie internationale Klangkunst. Von 2011 bis 2016 war der Verlag deutscher Partner des European Publishers Award for Photography (EPAP), einer Initiative europäischer Verlagshäuser zur Förderung zeitgenössischer Fotografie. Zahlreiche Kehrer-Publikationen wurden bei internationalen Buchpreisen nominiert und ausgezeichnet.

Muse 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Muse 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

"Future Perfect" (ISBN 978-3-96900-006-9) kann direkt beim Kehrer Verlag oder im Buchhandel bezogen werden.

Natalia 16 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Natalia 16 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Arbeiten aus "Future Perfect" sind in der Gruppenausstellung des 24. vfg Nachwuchspreises vom 16. April – 15. Mai 2021 in der Kammgarn West in Schaffhausen zu sehen.

New Dutch Views...
New Dutch Views #24 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #24 | © Marwan Bassiouni

Mit "New Dutch Views" bekommt man die Möglichkeit einen anderen Zugang zu Moscheen zu schaffen – einen Blick in den Innenraum und doch in die Aussenwelt…

New Dutch Views #12 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #12 | © Marwan Bassiouni

Um die Serie "New Dutch Views" realisieren zu können, besuchte Marwan Bassiouni zwischen Januar 2018 und Februar 2019 über 70 Moscheen in Holland.

New Dutch Views #13 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #13 | © Marwan Bassiouni

Seine in den Innenräumen der Moscheen frontal aufgenommenen Bilder wirken wie Fenster in die Aussenwelt und leiten einen formalen Dialog zwischen den beiden Räumen ein. Die streng komponierten Bilder zeigen gleichzeitig die Gegensätze und die Verbindungen auf, die zwischen religiösen und kulturellen, orientalischen und okzidentalischen Vorstellungen bestehen.

New Dutch Views #19 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #19 | © Marwan Bassiouni

Nadine Barth schreibt über die Arbeit "New Dutch Views": Das griechische Wort für Bild, eikon, meint das Abbild der Wirklichkeit. Die erste überlieferte Fotografie war der Blick aus einem Fenster. Wenn nun das Fenster selbst noch mitfotografiert wird, haben wir es mit einer doppelten Abbildhaftigkeit zu tun. Der Rahmen des Fensters gesteht dem Draussen einen festgelegten Ausschnitt zu, nicht mehr, nicht weniger. Und wenn der Fotograf nun noch einen Schritt zurücktritt und den Innenraum mit ins Bild rückt, ist das ein Bild im Bild im Bild. Die Fensterblicke in «New Dutch Views» holen die Aussenwelt, die holländischen Landschaften und Ortansichten, in das orientalische Ambiente der Moschee, verschachteln sie zum gemeinsamen Blick. So führt der rot gewebte Teppich in den Hinterhof der Lofthäuser, umrahmen die Blumenkacheln ein Wohnhaus am Wasser mit dem Namen Odysseus, glänzt der weisse Marmor des Bodens wie das regennasse Flachdach draußen. In dieser Kombination, die sich unendlich weiterführen liesse, wird eine neue Wirklichkeit geboren, die eines echten Miteinanders: «New» Dutch Views.

New Dutch Views #21 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #21 | © Marwan Bassiouni

Marwan Bassiouni (*1985) ist ein schweizerisch-ägyptisch-amerikanischer Künstler. Er ist in der Westschweiz aufgewachsen und lebt und arbeitet heute in Den Haag. Er hat an der Royal Academy of Art (KABK) Fotografie studiert. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt (Unseen Photofair, Athens Photo Festival, The Humanity House, Le Prix Bayeux Calvados, Cultuurhuis De Warande, Paris Photo, Aperture) und ausgezeichnet (W. Eugene Smith Student Grant, Harry Pennings Prize und anderen).

New Dutch Views #6 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #6 | © Marwan Bassiouni

Bilder aus der Serie "New Dutch Views" von Marwan Bassiouni sind bis am 15. Mai 2021 in der Gruppenausstellung des 24. vfg Nachwuchsförderpreises in der Kammgarn West und an den Bieler Fototagen vom 7. – 30. Mai 2021 zu sehen.

New Dutch Views #1 | © Marwan Bassiouni

New Dutch Views #1 | © Marwan Bassiouni

Art, ArchitectureMiryam Abebe
Alger, Sète et les Nouveaux Constructeurs…
Alger, Bab El Oued, Melting Point n° 10, 2015 | © Stéphane Couturier

Alger, Bab El Oued, Melting Point n° 10, 2015 | © Stéphane Couturier

Die Ausstellung "'Alger', 'Sète' und 'Les Nouveaux Constructeurs'" von Stéphane Couturier macht Lust auf eine Reise in den Süden - in eine Hafenstadt mit engen, verwinkelten Gassen, dem speziellen Geruch nach Salzwasser, Fisch und anderem….

Alger, Bab El Oued, Melting Point n°2, 2015 | © Stéphane Couturier

Alger, Bab El Oued, Melting Point n°2, 2015 | © Stéphane Couturier

Die Bilder aus den Serien "Alger"[1] und "Sète"[2] von Stéphane Couturier nehmen die Verschachtelungen und das eigenartige Geflecht der beiden Städte auf und geben den Blicken der Betrachtenden die Möglichkeit sich darin zu verlieren – ohne sich zu verlieren…

Alger, Bab El Oued n°2, 2013 | © Stéphane Couturier

Alger, Bab El Oued n°2, 2013 | © Stéphane Couturier

Auch die Bilder aus "Les Nouveaux Constructeurs" ziehen einen in Bann und lassen einen erahnen, dass auch ihnen eine Hafenstadt zu Grunde liegt. Mit der Art und Wiese wie er das Bild neu konstruiert, fordert er die Betrachtenden auf genau hinzusehen und den Ort neu zu entdecken…

Sète, Melting Point, Photo #15, 2018 | © Stéphane Couturier

Sète, Melting Point, Photo #15, 2018 | © Stéphane Couturier

Stéphane Couturier wurde 1957 in Neuilly sur Seine geboren und lebt und arbeitet heute in Paris. Couturier begann seine Karriere als Kunstfotograf in seiner Heimatstadt Paris in den frühen 1990er Jahren und hat seitdem ein bedeutendes Oeuvre geschaffen. Man könnte ihn als ‚Plastifizierer‘ bezeichnen, d.h., er erstellt keine Reportagen, sondern benutzt seine in der Stadt aufgenommenen Bilder als Rohmaterial, das er am Computer bearbeitet und modelliert. Der Künstler macht die Stadt jedoch nicht zur Abstraktion. Im Gegenteil, Stéphane Couturier vergegenwärtigt sie, enthüllt ihre Seele, ihre Vergangenheit, ihr verborgenes Gesicht. Die ins Spiel gebrachten technischen und visuellen Protokolle gehorchen einer bildsprachlichen und bewussten konzeptuellen Ausrichtung — den dokumentarischen Aspekt der Fotografie umzuleiten und ihre narrative Dimension zu verschieben und zu transzendieren.

Sète, Melting Point, Photo #17. 2018 | © Stéphane Couturier

Sète, Melting Point, Photo #17. 2018 | © Stéphane Couturier

Die Christophe Guye Galerie ist eine Galerie für Gegenwartskunst, welche nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler repräsentiert, die das Medium der Fotografie innerhalb des erweiterten Kontexts zeitgenössischer Kunst betrachten. Die Galerie arbeitet mit etablierten Künstlern wie auch spannenden, aufstrebenden Talenten zusammen, die eine Kamera oder lichtempfindliches Material zum Ausdruck ihrer künstlerischen Arbeit verwenden und deren Werke einen wichtigen Beitrag zum kunsthistorischen Diskurs und zur Entwicklung der Fotografie sowie zeitgenössischen Kunst als Ganzes leisten. Anfangs 2006 von Christophe Guye in Los Angeles – vormals SCALO|GUYE Gallery – gegründet, ist die Galerie seit Sommer 2010 in Zürich ansässig. Sie veranstaltet zwischen fünf und sieben Ausstellungen pro Jahr, sowohl mit Künstlern der Galerie wie auch mit Gastkünstlern und Gastkuratoren. Neben diesem abwechslungsreichen Ausstellungsprogramm beinhaltet die Arbeit der Galerie auch eine kontinuierliche Sammlungsbetreuung und das Kuratieren und Organisieren von Ausstellungen in Zusammenarbeit mit Institutionen, Museen und Partnergalerien. Die Galerie nimmt an internationalen Messen, wie z. B. Paris Photo, Photo London, Unseen Amsterdam und Photo Shanghai teil.

Sète, Melting Point, Photo #12, 2018 | © Stéphane Couturier

Sète, Melting Point, Photo #12, 2018 | © Stéphane Couturier

Die Ausstellung "'Alger', 'Sète' und 'Les Nouveaux Constructeurs'" von Stéphane Couturier in der Christophe Guye Galerie in Zürich dauert noch bis 30. April 2021.

Les Nouveaux Constructeurs, Tour Pleyel n°1, 2018, Stéphane Couturier

Les Nouveaux Constructeurs, Tour Pleyel n°1, 2018, Stéphane Couturier

[1] Alger ist die Hauptstadt Algeriens und die grösste Stadt des Landes. Sie ist Industriestadt, Verkehrsknotenpunkt und Kulturzentrum mit Universitäten, zahlreichen Instituten, Galerien und Museen. Auf der Westseite einer Bucht des Mittelmeers gelegen, trägt die Stadt aufgrund der glitzernd weiss vom Meer aufsteigenden Gebäude den Beinamen Alger la blanche.

[2] Sète ist eine Hafenstadt an der Mittelmeerküste Südfrankreichs. Sie ist die drittgrösste Stadt des Département Hérault in der Region Languedoc-Roussillon.

Art, ArchitectureMiryam Abebe
Valensis...
Flavour, 2014 (série Valensis). Tirage jet d’encre direct sur dibond, 150 x 115 cm. © Cédric Raccio

Flavour, 2014 (série Valensis). Tirage jet d’encre direct sur dibond, 150 x 115 cm. © Cédric Raccio

C’est dans le cadre du projet Valensis, autour des mythes et légendes du Valais, que Cédric Raccio a réalisé Flavour en 2014 et Crackling B, en 2016. Ces images constituent une approche de l’univers éclectique de l’artiste qui explore ici différents thèmes tels que la puissance de la montagne, la menace de la mort, le poids des superstitions… en s’éloignant d’une narration classique et linéaire. Catalyseurs d’expérience, ses photographies composent un récit qui vise avant tout à transcrire des sensations. Plus que des lieux insolites ou des paysages majestueux empreints d’étrangeté, des détails symptomatiques retiennent l’attention de Cédric Raccio par leur potentiel évocateur.  

Crackling B, 2016 (série Valensis). Tirage jet d’encre sur papier Beaux-art contrecollé sur alu, cadre en tilleul noir, 145 x 110 cm. © Cédric Raccio

Crackling B, 2016 (série Valensis). Tirage jet d’encre sur papier Beaux-art contrecollé sur alu, cadre en tilleul noir, 145 x 110 cm. © Cédric Raccio

Crackling B propose un voyage au cœur du minéral, en mettant au jour la forme que ce dernier recèle. La pierre d’un noir profond s’impose par son « autorité », sa « gravité » et sa radicalité. Dense et ténébreuse, la paroi rocheuse semble flotter, se mouvoir mystérieusement. Accentuant plus ou moins profondément les nuances naturelles, les fluctuations lumineuses soulignent le rythme obsédant des sillons et des stries. Vivante, chaque anfractuosité se module en fonction de l’éclairage et se construit devant le photographe qui se déplace pour capter sa structure. Il révèle ainsi une palette infinie de teintes déclinées du solaire brillant, laqué anthracite, argenté, parcouru de reflets soyeux, au noir de jais, dur et d’aspect compact, animé de chatoiements bleus métalliques, en passant par l’éclat velouté du charbon.  

Flavour nous offre quant à elle la vision fulgurante d’un splendide chardon en pleine incandescence, qui s’illumine littéralement et irradie. Ces innombrables variations lumineuses, à la fois puissantes et discrètes, déploient une formidable dimension poétique et métaphorique de l’existence.

Toutes deux habitées par un intense rayonnement, ces images nous plongent dans un état actif de méditation, en sollicitant subtilement notre propre sensorialité.

ArtJulia Hountou
The Walls of Suzhou Gardens…
Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

"The Walls of Suzhou Gardens" ist eine fotografische Reise von Hélène Binet durch die Gärten Suzhous in China – ein Tanz mit dem Licht…

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Die klassischen Gärten von Suzhou[1] gehören zu den gelisteten Stätten des Weltkulturerbes in China. Das Weltkulturerbe umfasst neun Gärten der Stadt Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Die Gärten aus dem 11. bis 19. Jahrhundert sind herausragende Meisterwerke chinesischer Gartenkunst, die danach strebt, natürliche Landschaften im Kleinformat nachzubilden. In ihrer sorgfältig ausgearbeiteten Gestaltung spiegeln die Gärten die tiefgründige Bedeutung natürlicher Schönheit in der chinesischen Kultur wieder. 

Die Aufnahmen entstanden in den Gärten Humble Administrator's Garden, Lingering Garden und im Lion Grove Garden.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Nach einem Besuch der Gärten Suzhous in China war Hélène Binet so sehr begeistert, dass sie sich entschieden hat die Gärten noch einmal zu besuchen und das Schattenspiel an den Wänden fotografisch festzuhalten. Nach dem ersten Bild wurde die Faszination für die Wände selbst so stark, dass sie sich entschieden hat die Wände in den Vordergrund zu stellen – die Wandstrukturen, die Mikroorganismen, das Licht- und Schattenspiel der Pflanzen…

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Juhani Pallasmaa zitiert in seinem poetischen Essay Leonardo Da Vincis über die Vorstellungskraft: "Wenn du eine Wand betrachtest, die mit Flecken übersät ist, oder eine Mischung aus Steinen, wenn Sie sich eine Szene ausdenken müssen, entdecken Sie vielleicht eine Ähnlichkeit verschiedenen Figuren in Aktion, oder seltsame Gesichter und Kostüme, oder eine oder eine unendliche Vielfalt von Objekten, die Sie auf vollständige und gut gezeichnete Formen. Und diese erscheinen an solchen Wänden promiskuitiv, wie der Klang von Glocken, in deren Geläut man jeden Namen oder jedes Wort finden kann, das man sich vorstellen kann."

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Hélène Binet (*1959) wurde in Sorengo (CH) geboren und ist sowohl schweizerischer als auch französischer Abstammung. Sie wuchs in Rom auf, wo sie am Instituto Europeo di Design Fotografie studierte und bald ein Interesse an Architekturfotografie entwickelte. Über einen Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren hat Hélène Binet sowohl zeitgenössische als auch historische Architektur fotografiert, darunter die Arbeiten der Architekten Caruso St John, Zaha Hadid, Daniel Libeskind und Peter Zumthor. Seit jüngerer Zeit fokussiert sie sich Landschaftsfotografie, in der sie zentrale Anliegen ihrer Architekturfotografie umsetzt. Hélène Binets Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Büchern veröffentlicht und in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. Hélène Binet ist Verfechterin der analogen Fotografie.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Juhani Pallasmaa ist Architekt, emeritierter Professor an der Aalto-Universität in Helsinki und Schriftsteller. Er praktizierte bis 2011 Architektur und arbeitet seitdem als Schriftsteller. Er hatte eine Reihe von Positionen in Finnland, mehrere Gastprofessuren im Ausland, insbesondere in den USA, inne und lehrte und dozierte seit 1970 auf der ganzen Welt. Zusätzlich hat er über 60 Bücher und 500 Essays, Vorträge und Interviews veröffentlicht.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums). 

"The Walls of Suzhou Gardens" (ISBN 978-3-0778-652-9) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Informationsquelle: Wikipedia und UNESCO

Cicatrice - eine Einordnung von Melody Gygax…
Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Eine künstlerische Arbeit mit einer klaren Botschaft. Nicht nur für die Schönheit dieses majestätischen Steins. Hier schwingt Stolz und Tradition, seine Erfolgs-Geschichte mit - ich selbst habe meinen Bezug und bin mit diesem Stein im Garten in Form eines Brunnens aufgewachsen und kletterte als Kind im Steinbruch herum – aber natürlich hat das Eingreifen des Menschen in die Natur, der Jahrhunderte lange Abbau des Felsens auch seine Folgen und zeichnet seine Furchen oder Narben in die Natur. «Cicatrice» auf italienisch und französisch → Narbe

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Wie damit fotografisch umgehen? 

Die gewählte Form erschliesst sich aus dem Werdegang des Fotografen Kostas Maros und zeigt seine Entwicklung deutlich. Nach Abschluss seiner juristischen Laufbahn begann er als Pressefotograf bei der Basler Zeitung und machte ein Praktikum bei mir. Im Jahr 2012 stellte ich ihn als Bildchefin der Zeitung fest an, wo er noch heute neben anderen Wirkungsfeldern tätig ist. Er zeichnet sich durch seine qualitativ hochstehende und feinfühlige Portraitfotografie aus und seine Reportagen folgen gekonnt einem narrativen Strang, sich der Vollständigkeit bewusst, die dieses Genre erfordert: Vollständigkeit bedeutet, dass auch alle negativen Aspekte beleuchtet werden, auch Personen miteinbezogen werden und die Auswirkungen auf die Natur breit sichtbar wird.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Seine Tätigkeitsfelder erweitern sich aber auch immer mehr in eine neue Richtung. 

Nun wäre dieses Thema für eine klassische Reportage mit gesellschaftskritischem Hintergrund ideal. Obwohl der Fotograf während seiner Aufenthalte in Carrara mit einem Umweltaktivisten in den apuanischen Alpen unterwegs war, ist die Herangehensweise des Fotografen nicht die der Reportage: Er geht künstlerisch vor. Er entscheidet sich für ein Extrakt, er nimmt sich die Freiheit, wegzulassen. Das heisst, dass er eben nicht der Vollständigkeit verpflichtet ist und nicht alle - im Ausstellungstext beschriebenen - Aspekte mitnehmen muss. Hier endet die Form der Reportage und beginnt die Kunstform. Beide Formen schliessen sich aber nie aus. 

Der Mensch steht wohl neben der Natur im Zentrum dieser Arbeit, ist aber nicht direkt sichtbar. Seine Spuren sind es, er ist stark spürbar durch seinen Eingriff in die Natur. Der Fotograf lässt den Menschen in seinen Fotografien hier bewusst aussen vor. Er legt den visuellen Fokus auf die Natur und verzichtet auf menschliche Präsenz.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus persönlichem Interesse und aus Begeisterung für den Ort entstand diese Arbeit. Die Vorgehensweise ist eine sehr langsame, da er mit der Fachkamera weniger mobil ist und sie ein langsames, aber wachsameres Fotografieren erfordert. Er schaut anders: bewusster, überlegter, bewegt sich also in einer ganz anderen Form um das gigantische Sujet herum. Gewisse Bilder und Perspektiven erfordern einen Mehraufwand, längere Kletterrouten, die er mit dem Umweltaktivisten und Kenner der apuanischen Alpen bewältigt.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Die visuelle Anziehungskraft der Mächtigkeit des Steins erschlägt einen beinahe, einer Ohnmacht gleich. Kostas entscheidet sich, grafisch vorzugehen und zeichnet ein architektonisches Portrait. Er vermeidet störende Faktoren wie teilweise überflüssigen Himmel, Bagger, den Menschen - es ist kein touristischer Blick, sondern ein skulpturaler. Die Erhabenheit und die Schönheit werden virtuos verbunden mit dem Aspekt der Zernarbung des Berges und dem Einschnitt in die Landschaft. Die Anmutung aller Bilder in diesem Raum bilden eine visuelle Verneigung vor der monumentalen Kulisse und vor allem einen Weckruf an die Menschen im Umgang mit der Natur.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Dieses Vorgehen erinnert an den Fotografen Paolo Pellegrin, der Fotografenagentur MAGNUM PHOTOS, der mit seiner Arbeit «Antarctica» einen solchen Weg ging. Er zeigt eben nicht «nur» die Schönheit der Antarktis, indem er sehr nahe über der Oberfläche fliegen kann, ermöglicht durch die Nasa, sondern verweist auf das Leiden der Natur, auf die Klimaerwärmung und das Ansteigen des Meerespiegels.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Der Fotograf Kostas Maros (*1980) absolvierte an der Universität Basel eine rechtswissenschaftliche Ausbildung und arbeitete einige Jahre im juristischen Berufsfeld, bevor er 2013 autodidaktisch zur Fotografie wechselte. Seither ist er in der Schweiz und im Ausland für Editorial-, Corporate- und Werbekunden tätig und setzt Reportage- und Kunstprojekte um. Für seine Auftragsarbeiten wird er von der Agentur 13photo und für seine künstlerischen Arbeiten von der Galerie Monika Wertheimer und der Galerie 94 vertreten. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Rahmen des Prix de la Photographie, Paris, des Vfg-Nachwuchsförderpreises, des Swiss Photo Award (Gewinner 2018) und des Swiss Press Award ausgezeichnet. 

Gastautorin
Melody Gygax ist die Schweizer Vertreterin von MAGNUM PHOTOS. Seit über 20 Jahren steht die Fotografie im Mittelpunkt ihres Lebens, zuerst jahrelang als Bildredaktorin für verschiedene Medien und zuletzt als Bildchefin bei der Basler Zeitung. Als Bildredaktorin/Kuratorin arbeitet sie heute mit Brands, Werbeagenturen, Corporate Publishern, Fotogalerien, Kulturinstitutionen und Fotografen zusammen. Sie ist regelmässiges Jurymitglied bei Fotowettbewerben, ist als qualifizierte Jurorin an Schulen tätig, unterrichtet Fotografie in den Bereichen Konzeption, Kuration und Editing & Storytelling, und ist langjährige Expertin bei diversen Portfolio-Reviews. 

Galerie 94
Seit 2015 befindet sich die Galerie 94 im ehemaligen Speditionsgebäude des Merker-Areals im Zentrum von Baden. Mit Schwerpunkt auf zeitgenössische und klassische Fotografie präsentiert sie nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler. Sascha Laue, Gründer der Galerie führte bereits von 1994 – 2004 die Photogalerie 94 in Ennetbaden.

ArtMelody Gygax
Your Majesty...
Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Endlich hat er seine Bühne bekommen – der Katzenbaum! Mit "Your Majesty" hat Pascale Weber eine perfekte Plattform für den Katzenbaum, den (hoffentlich) Lieblingsort für unsere Samtpfoten geschaffen.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Auf einer Reise durch die Schweiz suchte sie sich die einzigartigsten Exemplare aus. Wohl bemerkt nicht Katzen, sondern ihre Bäume. Neugierig und stolz liessen sich die Vierbeiner auf ihrem vertrauten Baum fotografieren, den Pascale Weber in eine künstliche Umgebung und entsprechendes Licht gestellt hat.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Kaum ein Katzenbaum oder eine Behausung sieht wirklich schön aus, trotzdem lassen wir nichts unversucht alles Menschenmögliche zu tun, dass unsere Katze oder unser Kater sich in unserer Nähe wohlfühlt. Insgeheim hoffen wir wohl auch, dass unser alter Bauernschrank nicht als Kratzbaum missbraucht wird oder wir uns gar aus der bediensteten Rolle unserer Majestät lösen können…

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Schon im Titel der Bildserie von Pascale Weber klingt Ironie, Witz und Charm an: "Your Majesty" ist wahlweise eine echte Respektsformel oder die ironische Bezeichnung für übertriebenen Pomp. In der so benannten Arbeit sehen wir Katzen (oder Kater) auf ihren Lieblingsplätzen: das sind hier geschmacklich oft vollkommen verunglückte Kratzbäume. Erstaunlicherweise verlieren diese durch die explizite Inszenierung der darauf posierenden Feliden – mal hochmütig, mal stolz, mal lässig spielend oder beinahe gelangweilt -, fast schon ihren Schrecken. Zudem wird offenbar, weshalb Katzen beispielsweise in der frühen Hochkultur der Ägypter schon einen wichtigen Platz eingenommen haben: Elegant in der Bewegung, entspannt posierend wie Sphingen, bleiben sie trotz aller Nähe zu Menschen undurchschaubar…

Stephan Schacher

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Pascale Weber (*1985) ist in Zürich geboren. Sie studierte Fotodesign an der Schule für Gestaltung in Bern und arbeitet seit 2012 als freie Fotografin. Mit ihren ungewöhnlichen Kompositionen hat sie sich vor allem im Still Life Bereich einen Namen gemacht. Sie arbeitet für Kunden wie Fujifilm, Groupe Mutuel, Mikks, Planted Foods und Sensai Cosmetics sowie für Magazine wie Bolero, Fräulein, I love you, Landliebe und NZZ Stil. Ihre Werke wurden mehrfach nominiert, etwa für die GoSee Awards, Berlin, die Spotlight Awards, Barcelona, sowie für den vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Der Hatje Cantz Verlag versteht sich als Vermittler von Kunst. Er ist überall dort, wo die Kunst zu Hause ist. Sein Hauptziel ist es für Kunst zu begeistern und Wissen über sie zu verbreiten – egal wann, wo oder wie sie entstanden ist. Für sein Programm wählt er international die überzeugendsten Titel in den Segmenten Kunst, Fotografie und Architektur aus.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

FOR CATS ONLY (ISBN 978-3-7757-4855-1) kann direkt bei Hatje Cantz oder im Buchhandel bezogen werden. 

Arbeiten aus "Your Majesty" sind in der Gruppenausstellung des 24. vfg Nachwuchspreises vom 16. April – 15. Mai 2021 in der Kammgarn West in Schaffhausen zu sehen.

Amour...
Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Es ist Unsinn sagt die Vernunft
Es ist was es ist sagt die Liebe 

Es ist Unglück sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst
Es ist aussichtslos sagt die Einsicht
Es ist was es ist sagt die Liebe 

Es ist lächerlich sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich sagt die Erfahrung
Es ist was es ist sagt die Liebe

Erich Fried[1]

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

”Nous vivons dans une civilisation qui a donné la priorité absolue à l’intellect, c’est-à-dire à la compréhension du monde au moyen du cerveau et de la réflexion cognitive. Or à notre époque, il reste encore des choses qui ne peuvent être appréhendées par ce biais. C’est alors que nous avons recours à l’art, et à l’amour. Cet ouvrage tente de relier les trois éléments qui échappent encore à la priorité du rationalisme - l’art, l’amour et le fonctionnement du cerveau - afin d’exalter l’indicible”. 

George Kouvas, CTO de Wyss Center for Bio and Neuroengineering

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

"Amour" ist ein Versuch von Guillaume Perret auf poetische, zärtliche und sinnliche Art und Weise die vielfältigen Facetten des Verliebtseins sichtbar zu machen. Luc Debraine, Journalist und Direktor des Schweizerischen Kameramuseums in Vevey schreibt im Epilog von "Amour": "Liebe ist gefährlich, besonders für einen Fotografen." Die Gefahr? – Die Gefahr eines selbstgefälligen Blicks…

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Guillaume Perret schafft es mit seiner poetischen und zärtlichen Herangehensweise ein Bild der Liebe zu zeigen, das berührt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Bilder der Liebe atypischer Paare, die spüren lassen, dass Liebe kaum erklärbar ist…

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

In wen verliebst du dich? In wen bist du verliebt? Warum er? Warum sie?... Persönliche und intime Fragen, deren Antworten offen bleiben sollten, um die Zärtlichkeit und die Kraft der Liebe zu bewahren. "Amour" verbindet mit Bildern Paare, die sich durch den Blick unserer Gesellschaft stigmatisiert fühlen – uns dennoch andere Wege zeigen, wie wir uns dem Leben nähern können...

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

"Amour" erinnert uns daran, dass jenseits der Schwierigkeiten jede Form der Liebe auch durch ihren einzigartigen und persönlichen Charakter schön ist. Die verschiedenen Formen, ob akzeptiert oder nicht, verweisen uns auf unsere eigenen Darstellungen, und die Fotografie ist ein hervorragendes Werkzeug, dieses Thema anzugehen. Ein Foto kann dank seines erzählerischen Potentials Poesie mit einer Realität verbinden, die oft kaum sichtbar ist.

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Guillaume Perret (*1973) lebt und arbeitet im Kanton Neuenburg. Seine Neugierde und Sensibilität führte ihn nach seiner Tätigkeit als Maurer und Lehrer zur Fotografie, autodidaktisch und entschlossen, er arbeitet seit 2005 für die Schweizer Presse und gründete 2015 die Agentur Lundi13 mit. 2018 wurde er von der Jury des Swiss Press Photo zum "Fotografen des Jahres" gewählt. Er gewann den 1. Preis in der Kategorie Porträt. 

"AMOUR" (ISBN 978-2-8399-2785-7) kann direkt bei ACT Editions oder im Buchhandel bezogen werden. Signierte Exemplare können bei Guillaume Perret bestellt werden.

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

[1] Erich Fried (6. Mai 1921 in Wien † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist. Er war in der Nachkriegszeit ein wichtiger Vertreter der politischen Lyrik Deutschlands und galt gleichzeitig als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übersetzen. Er beteiligte sich am politischen Diskurs seiner Zeit, hielt Vorträge, nahm an Demonstrationen teil und vertrat öffentlich Position der ausserparlamentarischen Opposition, so dass er sich in konservativen und rechten Kreisen dem Ruf als "Stören-Fried" erwarb.

Floating Garden...
Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Blüht eine Blume, zeigt sie uns die Schönheit. Blüht sie nicht, lehrt sie uns die Hoffnung.

Chao-Hsiu Chen[1]

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Alles begann mit einer Rose… "Floating Garden[2]" ist ein Langzeitprojekt der kroatischen Fotografien Maja Strgar Kurečić, das sie im Sommer 2019 begonnen hat. "Es begann mit der Rose, die meine Tochter zu ihrem 18. Geburtstag erhielt. Diese Rose liess mich über Jugend, Schönheit, Vergänglichkeit nachdenken..." Sie wollte sie vor dem Verrotten bewahren und hat sie gedanken- und planlos ins Wasser gelegt und vereist. Mit der Zeit wurde ihr klar, dass sie fotografieren musste, um die zarte Struktur der Blütenblätter und deren intensiven Farben festzuhalten.

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Nebst den Rosenblättern begann sie mit anderen Blumen, Blättern, Zweigen, Kräutern und Samen zu experimentieren – mit allem was sie im Garten finden konnte. In dieser natürlichen und empfindlichen Welt, die uns umgibt, findet Maja Strgar Kurečić eine schier unerschöpfliche Quelle von Metaphern für das Leben und die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz.

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.

Albert Camus[3]

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Maja Strgar Kurečić ist Kunstfotografin und ausserordentliche Professorin für Fotografie an der Fakultät für grafische Künste der Universität Zagreb in Kroatien. Seit über 25 Jahren mit Fotografie. Zu Beginn ihrer Karriere beschäftigte sie sich vorwiegend mit Werbe- und Reportagefotografie. Internationale Anerkennung erlangte sie für ihre letzten Projekte "Other Worlds", "Escape Landscapes" und "Floating Garden", die mit vielen Preisen (Tokyo International Foto Awards 2019 (Gold in Nature), 15th Julia Margaret Cameron Award (Winner in Nature), Moscow International Foto Awards 2020 (Silver in Fine Art), Budapest International Foto Awards 2020 (Gold in Nature), Prix de la Photographie Paris 2020 (Bronze in Nature), San Francisco Bay International Photography Awards (Sliver Award and Gallery Award), Chromatic Photography Awards 2020 (Silver in Nature), 6th Fine Art Photography Awards (3rd place winner in Nature) und andere) ausgezeichnet und ein Einzel- und Gruppenausstellungen (ULUPUH Gallery, Zagreb, FotoNostrum, Barcelona, PH21 Gallery, Budapest, Gallery Valid Foto, Barcelona, Batana Gallery, Rovinj) präsentiert. Sie ist Mitglied von ULUPUH (Kroatischer Verband der Künstler für angewandte Kunst) und CPPA (Kroatischer Verband der Pressefotografen).

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

[1] Chen Chao-Hsiu ist eine chinesische Autorin, die in Taiwan geboren ist, wo sie in Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus unterrichtet wurde. Sie studierte in Wien und Salzburg klassische Musik. Die Feng-Shui-Expertin arbeitet heute als Schriftstellerin, Malerin, Kalligraphin und Komponistin in Rom.

[2] Schwimmende Gärten sind auf flachen Seen gestaltete Anbauflächen, die aus Schlick und Wurzelwerk der üppig wachsenden Wasserhyazinthen gebaut und mit Bambusstangen im Boden verankert werden. Da die schwankenden Konstruktionen von Menschen nicht betreten werden können, werden sie von Booten aus bewirtschaftet. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten sind mehrere Ernten im Jahr von Tomaten, Gurken, Auberginen und anderen Gemüsen möglich. Die schwimmenden Gärten wurden von der Volksgruppe der Intha im Süden Burmas entwickelt, da sie von den bereits ansässigen Völkern nur unter der Bedingung geduldet wurden, wenn sie sich auf dem See und dem ihn umgebenden Schilfgürtel ansiedelte.

[3] Albert Camus (1913 – 1960) ist in Mondovi in Französisch-Nordafrika (heutiges Dréan, Algerien) geboren und in der Nähe von Villeblevin in Frankreich gestorben. Er war Schriftsteller, Philosoph und Religionskritiker. 1957 erhielt er für sein Lebenswerk den Nobelpreis für Literatur. Er gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

ArtMiryam Abebe
Anthemis Nobilis…
Anthemis Nobilis #3, Gypsophila Repens, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #3, Gypsophila Repens, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

"Ich ging hinüber zu meinen Sonnenblumen, die unerschütterlich wuchsen, sich selbst auf die richtige Weise und zur richtigen Zeit erfüllend, in der Überzeugung, dass die Sonne für sie da sein würde. Nur wenige Menschen bringen jemals zustande, was die Natur ohne Anstrengung und zumeist ohne Fehlschlag zustande bringt. Wir wissen nicht, wer wir sind, und wie wir funktionieren, noch viel weniger verstehen wir zu blühen." 

(Jeannette Winterson, aus "Auf den Körper geschrieben")

Anthemis Nobilis #1, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #1, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Eine glückliche Fügung: Seit Januar 2018 steht Sonja Maria Schobinger die botanische Bilder-Sammlung des I. H. (1865 – 1940) aus dem 19. Jahrhundert zur Verfügung, die einst dem Studium der Botanik und der Pharmazie diente – ein Fundus von mehreren hundert handkolorierten Glasdiapositive.

Anthemis Nobilis #2 Cystisus Laburnum, Oxalis Acetosella, Berberis Vulgaris, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #2 Cystisus Laburnum, Oxalis Acetosella, Berberis Vulgaris, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Um mit den botanischen Abbildungen arbeiten zu können reproduzierte Sonja Maria Schobinger die Pflanzenbilder mit Ihrer Kamera und verzichtete auf das Arbeiten mit dem Scanner. Im nächsten Schritt rekonstruierte sie die Farben und strukturellen Feinheiten der digitalisierten Pflanzenabbildungen.

Jede Glasplatte war mit dem lateinischen Namen der abgebildeten Pflanze beschriftet, dies hat sie dazu gebracht linguistisch-etymologische Nachforschungen zu machen. Bereits seit ihrer Kindheit interessiert sie sich für Heilpflanzen - nun setzt sie sich forschend mit der Heilwirkung, der Toxizität und der Formsprache der Pflanzen auseinander.

Anthemis Nobilis #7, Viscum Album, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #7, Viscum Album, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Das Beschäftigen mit den Glasdiapositiven der botanischen Sammlung hat sie bestärkt, ihre Idee in einem Langzeitprojekt umzusetzen. Sie schafft eine neue Bildwelt, indem sie analoge und digitale Selbstportraits, mit den botanischen Tafeln verschmelzen lässt. Die Glasplatten stammen aus den Anfängern der Fotografie und die Portraits zeigen das künstlerische Schaffen Sonja Maria Schobingers mit verschiedenen Techniken – analog, digital, Film, Glas und Dia – aus den letzten 35 Jahren.

Anthemis Nobilis #5, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #5, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

In Anthemis Nobilis geht es Sonja Maria Schobinger weniger um die therapeutische Wirkung der Heilpflanzen, viel mehr möchte sie ihre feminine Sichtweise, mit dem männlichen Blick auf die Pflanzenwelt vereinen. Ein Vereinen von männlich und weiblich, historisch und modern, Kunst und Wissenschaft, analog und digital, Mensch und Natur und Dominanz und Hingabe – um das Sichtbarmachen von elementaren Bestandteilen des Menschseins in und mit der Natur.

Anthemis Nobilis #8, Viburnum opulus, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #8, Viburnum opulus, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Sonja Maria Schobinger lebt in der Schweiz und wird durch die Galerie Carzaniga, Basel vertreten. Ihre Arbeiten sind in Kunstsammlungen (Kunstsammlung Stadt Zürich, Kunstsammlung Roche und anderen) vertreten. Ihre Arbeiten wurden mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Monika Wertheimer, Oberwil, Galerie 94, Baden, Galerie Carzaniga, Basel, Museum Helmhaus, Zürich, Kunsthaus Zug, Kunsthalle Palazzo, Liestal) präsentiert. 1983 hat sie mit ihren Langzeitprojekten "Selbstportraits" und "Women pick Flowers" und 2018 mit einem Langzeitprojekt anhand botanischer Glasplatten-Dias von "I. H." aus dem 19. Jahrhundert begonnen.  

Sonja Maria Schobingers frühere Arbeiten mit historischem Bildmaterial, sind u. A. die Restaurierung, Rekonstruktion und Digitalisierung des Foto-Nachlasses der Expeditionsfotografin Anneliese Scherz (1900-1985) und des Archäologen Ernst Rudolf Scherz (1906-1981), und ihre Arbeit als Gastkuratorin zur Ausstellung „White Lady - Black Lady“. Fotografien von Anneliese Scherz während den Expeditionen mit Abbé Henri Breuil und Mary Boyle in Namibia, 1947-1950.

Anthemis Nobilis #16, Fragaria Vesca, 2021 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #16, Fragaria Vesca, 2021 | © Sonja Maria Schobinger

Art, DocumentaryMiryam Abebe