Stolen Moments...
Erleuchtung | Daniel Comte © Stolen Moments

Erleuchtung | Daniel Comte © Stolen Moments

"Humor ist die Höflichkeit der Verzweiflung."

André François Chaval[1]

Sabbat | Daniel Comte © Stolen Moments

Sabbat | Daniel Comte © Stolen Moments

Der Arzt bat uns zu einem Gespräch. Daniel wollte unbedingt mit dabei sein.

Wir sitzen alle in der Runde, der Arzt beginnt zu sprechen. Plötzlich unterbricht Daniel ihn und fragt: "Was ist mit meinem Buch?"

Einstein | Daniel Comte © Stolen Moments

Einstein | Daniel Comte © Stolen Moments

Die Ausstellung Stolen Moments – gestohlene Augenblicke zeigt Bilder von Daniel Comte. Daniel Comte ist einer der erfolgreichsten Schweizer kreativen Köpfe in der Werbung – 2014 mit 51 Jahren bekam er die Diagnose Alzheimer. Nach dieser Diagnose entstanden eine Vielzahl von Bildern aus der Street Photography, die nun (endlich) in einem Buch und einer Ausstellung veröffentlich wurden. In Verbindung mit den Bildern zelebrieren die beiden Kuratoren Anatole Comte und Heike Rindfleisch die Beobachtungen von Demenzsymptomen und dem Gefühl "da stimmt was nicht" auf charmante Art und Weise. Die Bücher werden nicht wie üblich in einem Regal präsentiert, sondern in einer Geschirrspülmaschine…

Sunglasses, old Lady | Daniel Comte © Stolen Moments

Sunglasses, old Lady | Daniel Comte © Stolen Moments

Die Kombination von Fotografie und Demenz passiert mit einer bewusst gewählten Leichtigkeit, und präsentiert damit die Bilder in einem neuen Kontext. Sie gibt aber auch einen anderen Blick auf die Demenz frei und zeigt gleichzeitig Chancen auf, dass mit solch einer Diagnose durchaus noch vieles möglich ist.

Gugus-Kubus | Daniel Comte © Stolen Moments

Gugus-Kubus | Daniel Comte © Stolen Moments

Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 100 verschiedene Krankheiten, welche die Funktion des Gehirns beeinträchtigen. Besonders die geistigen, die sogenannten kognitiven Fähigkeiten wie das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung und die Sprache sind bei Demenz betroffen. Dadurch sind erkrankte Personen im Verlauf der Demenz zunehmend in ihren Aktivitäten des täglichen Lebens und/oder des Berufs eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen. Weitere Informationen unter: Alzheimer-Schweiz.ch

Fisherman Friends | Daniel Comte © Stolen Moments

Fisherman Friends | Daniel Comte © Stolen Moments

Daniel Comte (*1963 in Bern) besuchte die Kunstgewerbeschule Bern und absolvierte im Anschluss eine Grafikerlehre. Er arbeitete in verschiedenen Agenturen als Art Director, später als Creative Director. In seiner beruflichen Laufbahn gewann er über 300 nationale und internationale Preise. Seine Bilder stellte er bereits in verschiedenen Ausstellungen aus, beispielsweise im Art Directors Club Schweiz oder im Theater Rigiblick, Zürich.

Schwäne | Daniel Comte © Stolen Moments

Schwäne | Daniel Comte © Stolen Moments

Die Ausstellung "Stolen Moments" ist noch bis 27. September 2020 in der Photobastei 3.0 (dritter Stock) in Zürich zu sehen.

Das Buch "Stolen Moments" kann für CHF 80 zzgl. Versandkosten unter stolen-moments.ch bezogen werden. Das Buch wurde im Eigenverlag von Heike Rindfleisch und Anatol Comte herausgegeben.

[1] André François Chaval wurde 1915 in Bordeaux geboren und starb 1968 in Paris. Er war Cartoonist, Karikaturist und ein Altmeister des schwarzen Humors. Seine Arbeiten wurden ab 1946 unter anderen im Paris-Match, im Figaro und vielen anderen internationalen Magazinen veröffentlicht.

Miryam Abebe
Naturalia...
Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Am 3. September 2020 wurde in der Photobastei die Ausstellung des 24. vfg Nachwuchsförderpreises mit der Preisverleihung eröffnet. Der mit CHF 5'000 dotierte, von Keystone-SDA ausgerichtete Hauptpreis geht an die Arbeit "Naturalia" von Massimiliano Rossetto (Berlin/Riva San Vitale). Die weiteren Preisträger*inne sind Marwan Bassiouni (Den Haag/Rolle) mit "New Dutch Views" und Alexandra Pfammatter (London/Niedergesteln) mit "Nothing is Ever Lost". Der bereits zum zweiten Mal zusätzlich ausgerichtete Prix sept ging an Laurence Kubski (Lausanne) für die Arbeit "Crickets".

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

In "Naturalia" konzentriert sich Massimiliano Rossetto vor allem auf Erinnerungen, die mit Landschaften verbunden sind und der Sinnsuche der Zugehörigkeit von Orten, die besonders von künstlichen und natürlichen Artefakten in der Umwelt betroffen sind. Seine künstlerische Praxis fokussiert sich auf Räume oder Objekte, die aufgrund von menschlichen Aktivitäten gebaut, zerstört und/oder verändert wurden.

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Nachdem er 2017 aus einem kleinen Tessiner Dorf nach Berlin zog, begann er mit dem Projekt "Naturalia". Das Leben in einer der grössten Hauptstädte Europas haben seine mentale Gesundheit aufgrund der fehlenden Natur erheblich beeinträchtig. Er begann die Natur in der urbanen Umgebung – innerhalb und ausserhalb der chaotischen Grossstadt - zu suchen und trug Elemente zusammen, die ihn irgendwie an die Natur im Tessin erinnerten.

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Mit dieser Arbeit präsentiert Massimiliano Rossetto ein Portrait, von seiner Umgebung und seinem Erleben in der Grossstadt. Mit seiner Bildsprache versucht er eine dystopische Realität zu schaffen und huldigt gleichzeitig der Natur, um ein Gleichgewicht zu schaffen.

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Aus der Serie "Naturalia" | © Massimiliano Rossetto

Dans sa série "Naturalia", Massimiliano Rossetto crée son propre univers : un espace visuel dans lequel se glisse son activité mentale. Il évoque la collision entre sa terre natale suisse et son lieu de vie actuel ; entre campagne et ville. Le photographe ne tente pas de nous impressionner, il nous fait part de son agitation en ayant recours à la métaphore ou à l’a allégorie. Il n’y a pas de tentative de prouesse chez Massimiliano ; son travail est bien davantage l’expression d’un geste libre, infini et très prometteur.

(Christian Lutz, Fotograf, Jurymitglied)

Massimiliano Rossetto | (c) Roland Schmid

Massimiliano Rossetto | (c) Roland Schmid

Massimiliano Rossetto (*1993), ist bildender Künstler aus der Schweiz. 2012 nahm er an der "Reflexions Masterclass" teil. Er ist Mitbegründer von YET (Magazin für zeitgenössische Fotografie). 2016 schloss er sein Studium an der BLOO (École de photographie et d'image contemporain) in Lyon mit einem BA in Fotografie ab. Seit 2018 ist er Mitglied von near. 2019 wurde er für das Fotobuch ausgewählt: RESET, ein Projekt von "Self Publish, Be Happy", veranstaltet von C/O Berlin. Seine Arbeiten wurden in Frankreich, Italien und der Schweiz ausgestellt.

Die Arbeiten aller Finalisten*innen sind bis am 4. Oktober 2020 in der Photobastei 3.0 in Zürich zu sehen.

Weitere Ausstellungen:
Oslo 8 @ büro, Basel, 15. – 31. Oktober 2020
Kammgarn West, Schaffhausen, 16. April – 15. Mai 2021

Miryam Abebe
Flora Neocomensis…
© Olga Cafiero

© Olga Cafiero

"Das Anlegen eines Herbariums erscheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt umso sinnvoller, als die Flora subtilen oder kritischen Veränderungen unterworfen ist, Folgen des Klimawandels und des menschlichen Handelns vor Ort. Eine solche Dokumentation bedeutet zweierlei: die Gelegenheit einer Bestandesaufnahme für die Gegenwart und die Schaffung eines Archivs für die Zukunft."

Olga Cafiero

Cichorium intybus L, 2019 © Olga Cafiero

Cichorium intybus L, 2019 © Olga Cafiero

Für die 3. Enquête photographique neuchâteloise[1] hat Olga Cafiero die Flora des Kantons Neuchâtel inventarisiert und sich auf die Spuren von Jean-Jacques Rousseau[2] gemacht. Sie hat ihre Erhebung in verschiedene Kapitel aufgeteilt: Der Index, die Abwesenden, die Eingeschleppten, die Gewöhnlichen, die Geschützten, die Landschaften und die Spaziergänge. Für jedes dieser Kapitel hat sie eine andere Technik verwendet. Danaé Panchaud beschreibt in ihrem Text die fotografische Vermessung und macht immer wieder den Hinweis zu den Parallelen zu Jean Jacques Rousseau.

Lupinus polyphyllus Lindl, 2019 © Olga Cafiero

Lupinus polyphyllus Lindl, 2019 © Olga Cafiero

"Die Relevanz dieser Methoden liegt in ihrer Fähigkeit, uns Zugang zu einer einzigartigen und überraschenden Sichtweise und Kenntnis der Welt zu verschaffen, die unerwartete Verflechtungen zwischen verschiedenen Bildern, Geschichten, Disziplinen und Epochen begünstigen."

Danaé Panchaud

Promenade 2, 2019 © Olga Cafiero

Promenade 2, 2019 © Olga Cafiero

Thierry Béguin nennt die Enquête von Olga Cafiero als eine Art Arche Noah und vergleicht sie mit den Bibliotheken, die Marguerite Yourcenar als Vorratskammern für den Winter des Geistes nennt. "Das Herbarium von Olga Cafiero bereichert die Vorratskammer der Bibliothèque de la Ville de La Chaux-de-Fonds in Hinblick auf den Winter, der uns nach der Klimaerwärmung bevorstehen könnte – manche Wissenschaftler sagen sogar eine Eiszeit voraus! Unser gemeinnütziger Speicher würde damit zu einer neuen Arche Noah."

Bois de lattes, 2019 © Olga Cafiero

Bois de lattes, 2019 © Olga Cafiero

Olga Cafiero (*1982) ist in Como geboren und aufgewachsen und lebt heute in Lausanne. Nach einem Bachelor und einem Master in Fotografie an der ECAL (Écale cantonale d'art de Lausanne) studierte sie Kunstgeschichte in Lausanne. Ihre Arbeiten werden seit 2008 in Ausstellungen (Photoforum Pasquart, Biel, Verzasca Foto Festival, Galleria Carla Sozzani, Bond Street Gallery, New-York) präsentiert und Magazinen (Foam Magazine, Beaux Arts Magazine) veröffentlicht und ausgezeichnet (Foam Talent, Hyères Festival de Mode et de Photography, BFF-Förderpreis, Swiss Design Award).

Buddleja davidii Franch, 2019 © Olga Cafiero

Buddleja davidii Franch, 2019 © Olga Cafiero

Die Texte im Buch sind von Danaé Panchaud (Direktorin des Photoforum Pasquart), Thierry Béguin (Ehemaliger Generalstaatsanwalt und Regierungsrat), Pierre-Emmanuel du Pasquier (Botaniker, Université de Neuchâtel) und Timothée Léchot (Literaturhistoriker, Université de Neuchâtel und der Universität des Saarlandes).

Solidago canadensis et S. gigantea, 2019 © Olga Cafiero

Solidago canadensis et S. gigantea, 2019 © Olga Cafiero

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Die Ausstellung "Flora Neoocomensis" ist bis 27. September 2020 im Musée d'art et d'histoire in Neuchâtel zu sehen.

"Flora Neocomensis" kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden. ISBN 978-3-85881-683-2

[1] 2013 lancierte die Stadtbibliothek La Chaux-de-Fonds die Enquête photographique neuchâteloise. Dabei handelt es sich um ein Projekt, bei dem die Institution aufgrund ihres kantonalen Auftrags alle zwei Jahre einen Fotografen/eine Fotografin mit der Durchführung einer fotografischen Bestandsaufnahme beauftragt. Dieser Ansatz, an dem die schweizerische Institution zur Erhaltung der Fotografie beteiligt ist, fördert sowohl das fotografische Schaffen als auch den schrittweisen Aufbau eines kantonalen fotografischen Erbes. Ein Lenkungsausschuss und eine Jury, die von der Leitung der Bibliothèque de la Volle ernannt werden, entscheiden über das Projekt, das auf der Grundlage eines Wettbewerbs ausgewählt wird.

[2] Jean-Jacques Rousseau (* 28. Juni 1712 in Genève, † 2. Juli 1778 in Ermenonville bei Paris) war einer der wichtigsten französischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. Rousseaus Werk steht zwischen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts und der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts. Besonders durch seine Betonung der Willensfreiheit übte er starken Einfluss auf die Psychoanalyse und Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts aus. Seine Erziehungstheorie führte zur Herausbildung toleranter und psychologisch orientierter Methoden der Kindererziehung. Diese regten den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi an. Seine Romane "Die neue Heloise" und "Bekenntnisse" übten starken Einfluss auf die französische Literatur der Romantik sowie auf die Schriftsteller Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller aus. Seine politischen Theorien wirkten besonders auf Immanuel Kant.

Miryam Abebe
Blick in die Oase…
Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Der Widerschein der Sonne in einem Tautropfen ist nicht weniger schön als die Sonne selbst, und die Spiegelung des Lebens in eurer Seele ist nicht weniger kostbar als das Leben selbst.

Khalil Gibran[1]

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

"Corona sei Dank" stimmt in diesem Fall nur bedingt… André Roth des Fotografenduo Roth und Schmid Fotografie hat sich bereits Anfang 2020 ein Homeoffice in seiner 3,5-Zimmer-Wohnung eingerichtet, weil er nach 30 Jahren im Studio, - das er nach wie vor mit Mark Schmid nützt – etwas mehr Zeit für sich und seine Ideen wollte…

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Aufgrund des Lockdowns brachen alle Aufträge von Roth und Schmid Fotografie weg… Deshalb sagen wohl einige "Corona sei Dank", denn André Roth hatte plötzlich viel Zeit, sich mit dem Raum um seine Wohnung auseinander zu setzen. "Durch diese Bilder habe ich mein Zuhause neu entdeckt und noch mehr schätzen gelernt. Die Krise hat mir eine neue Welt eröffnet. An einem Ort, wo ich sie nie erwartet hätte." Im Vögele Kulturbulletin (Ausgabe 109 / 2020) werden seine (ersten) freien Arbeiten als fotografische Tagträume bezeichnet – für mich sind es (Ein)Blicke in eine wunderbare Oase…

"Marlene" aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

"Marlene" aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Ein Bild von ihr – Marlene Dietrich[2] – hängt vis-à-vis des Lieblingsplatzes von André Roth und inspiriert ihn immer wieder von Neuem einen anderen Standpunkt einzunehmen und einen neuen Blick auf unscheinbare Dinge zu richten… Regentropfen, die die Fensterscheiben hinunterrinnen, Sonnenstrahlen, die ungeahnte Schatten werfen…

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

André Roth hat sich oft gefragt, wozu der Glasbaustein in die Wand integriert wurde. Dank der Spiegelung im Fenster wirkt der eigentlich unnütze Glasbaustein irritierend, setzt aber mit seinem intensiven Grün einen geometrischen Kontrapunkt zur grossen mächtigen Rotbuche, die in einem Rot-Orange-Pink, mit einem goldenen Touch erstrahlt. Der unscheinbare Glasbaustein schafft es die Betrachtenden zu verblüffen und sich gekonnt in Szene zu setzen…

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

Aus der Serie "fotografische Tagträume" © André Roth

André Roth (*1961) ist in Zimmerwald (BE) geboren und aufgewachsen im Freiamt. Nach einer Schnupperwoche bei Walter Studer in Bern führte zum Entscheid eine Lehre als Fotograf zu absolvieren. Nach einer zweiteiligen Lehre bei Bruno Lüthi in Bremgarten und im Werbefotostudio Ciccio Heusser und Trudi Hertig in Basel, einer zweijährigen Assistenzstelle bei Raymond Meier eröffnete André Roth mit Mark Schmid das Fotostudio Roth und Schmid. Nach der Auswanderung von Raymond Meier übernahmen die beiden sein Studio und verlegten es 2000 nach Zürich Seebach. André Roth fungierte zudem als Prüfungsexperte bei Fotografenlehrabschlussprüfungen und unterrichtete Fotoklassen der ZHdK im Studio Roth und Schmid Fotografie.

Weitere Bilder der Serie "fotografische Tagträume" sehen Sie hier.

"Hochzeitsstrauss" aus der Serie "fotografische Tagträume" | © André Roth

"Hochzeitsstrauss" aus der Serie "fotografische Tagträume" | © André Roth

[1] Khalil Gibran (1883 – 1931) war ein libanesisch-amerikanischer Maler, Philosoph und Dichter

[2] Marlene Dietrich war eine deutsch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin. Sie wurde im Dezember 1901 in Schöneberg (heute Berlin) geboren und starb im Mai 1992 in Paris. 1939 nahm sie die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten an und unterstütze die US-Truppen während des Zweiten Weltkrieges. Dietrich gilt als Hollywood- und Stilikone und ist eine der wenigen deutschsprachigen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, die international Ruhm erlangte.

Miryam Abebe
photo basel goes to Berlin…
Untitled (Rose), 2019, © Bas Meeuws | Per van der Horst Gallery, Taipei City

Untitled (Rose), 2019, © Bas Meeuws | Per van der Horst Gallery, Taipei City

Diese Woche hat die photo basel bekannt gegeben welche Galerien mit ihr zusammen die Einladung der Berliner Kunstmesse POSITIONS angenommen haben und vom 10. – 13. September 2020 in Berlin sein werden – sofern Corona dies zu lässt…

© Zak van Biljon | Galerie 94, Baden, Schweiz

© Zak van Biljon | Galerie 94, Baden, Schweiz

Zusammen mit der POSITIONS Berlin Art Fair und der paper positions berlin wird die photo basel im September im Flughafen Tempelhof, im Hangar 3 – 4 in Berlin sein. Gleichzeitig findet die Berlin Art Week, das Gallery Weekend Berlin und die Berliner Biennale statt.

Monuments, Untitled XX, 2020 © Douglas Mandry | Bildhalle, Zürich, Schweiz

Monuments, Untitled XX, 2020 © Douglas Mandry | Bildhalle, Zürich, Schweiz

Aufgrund der COVID-19-Pandemie werden im September besondere Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen erforderlich sein. Daher ist es naheliegend, dass der Gastgeber die POSITION Berlin Art Fair einen weiteren Hangar in Tempelhof nutzen wird, um die notwendigen Abstandsregeln einzuhalten. In engem Kontakt mit Regierungsbeamten werden verschiedene Szenarien geplant, um die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten - Aussteller, Besucher und Mitarbeiter – bestmöglich zu schützen.

Seeblick, 2019 © Markus Guschelbauer | Photon Galerija, Ljubljana, Slovenia / Photon Gallery, Wien, Austria

Seeblick, 2019 © Markus Guschelbauer | Photon Galerija, Ljubljana, Slovenia / Photon Gallery, Wien, Austria

Diese Galerien sind dabei:
&co119 - Paris, France
Artco – Aachen, Berlin, Cape Town
Baudoin Lebon - Paris, France
Bildhalle - Zürich, Switzerland
Blow up Press (Publisher) - Warsaw, Poland
Chrysalid - Rotterdam, The Netherlands
Dix9 - Paris, France
Dorothée Nilsson - Berlin, Germany
Fabian & Claude Walter - Zürich, Switzerland
Galerie 94 - Baden, Switzerland
Galerija Fotografija - Ljubljana, Slovenia
ISSP – Riga, Latvia
Katharina Maria Raab – Berlin, Germany
Galerie Koschmieder – Berlin, Germany
Migrant Bird Space – Berlin, Germany
Mironova – Kyiv, Ukraine
Per van der Horst Gallery - Taipei, Taiwan & The Hague, The Netherlands
Peter Sillem - Frankfurt, Germany
Photon - Ljubljana, Slovenia & Vienna, Austria
Galerie Springer - Berlin, Germany
STP - Greifswald, Germany

Die Organisatoren gehen davon aus, dass es noch Änderungen geben wird.

Die photo basel und sichtbar.art haben eine Medienpartnerschaft.

Miryam Abebe
Ricochet...
Blaubeeren aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Blaubeeren aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

"Ricochet" des Bieler Fotografen Rudolf Steiner wurde beim Vexer Verlag veröffentlicht. Ein bemerkenswertes Werk, bestehend aus Fotografien von unruhigen und verstörenden Landschaften, die ein technisches Geheimnis verbergen. Das Ergebnis ist die Form einer Frage nach der Natur des Blicks und der Objektivität.

Federbaum aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Federbaum aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Wäre es nur eine "realistische" und "objektive" Darstellung, wäre die Landschaft kein eigenständiges Genre der Fotografie. Man muss nur eine Momentaufnahme des Yosemite Parks von Ansel Adams mit Andreas Gurskis berühmtem "Rhein II" vergleichen, um die Kluft zwischen diesen beiden Ansichten der Natur zu messen. Die Suche nach Reinheit, die das Erhabene der Landschaft in ersterem hervorhebt, steht im Gegensatz zu der postmodernen Kälte, die von letzterem inszeniert wird. Zwischen diesen Visionen, die so unterschiedlich sind, gibt es Raum für so viele Interpretationen und "Re-Präsentationen" der Landschaft, wie es Fotografen gibt. Indem er die Welt beobachtet, in die der Mensch passt, ob er vom Menschen modelliert ist oder nicht, wundert sich der Fotograf nur über den Ort, den er dort hat. Es gibt immer eine innere Dimension - psychologisch, metaphysisch, philosophisch usw. - die den Ausschlag für die Realisierung einer Landschaftsaufnahme gibt.

Hagebutte aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Hagebutte aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Davon ist man sofort überzeugt, wenn man durch das Buch "Ricochet" des Bieler Fotografen Rudolf Steiner blättert, das im Vexer Verlag erschienen ist. Denn bei der Erforschung der Landschaft, die das Werk ausmacht, spürt man sofort, dass der Künstler mächtige Kräfte heraufbeschwört, die den Blick woanders hinrichten als nur die Betrachtung des Raumes, wie er ist. Man spürt es sehr schnell, aber es dauert einen Moment, oder besser gesagt, eine grössere Konzentration des Blicks des Betrachters, um es zu beobachten und zu sehen, wo und wie es gespielt wird.

Morgenwald aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Morgenwald aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Eine der ersten Beobachtungen, die man machen kann, wenn man von einer Seite zur anderen wechselt, ist, dass der Abstand zur fotografierten Landschaft oft variiert. Von ganz weit weg bis ganz nah wirft uns Steiners Kamera ständig hin und her. Das zwingt uns zu der Frage, was der richtige Abstand vor der Landschaft ist oder sein sollte. Eine Frage, die auch die Tiefenschärfe betrifft. Denn im Korpus von "Ricochet" gibt es Schärfe, Unschärfe, Schärfe und Unschärfe, also oft mehrere Schichten, die im selben Bild zu lesen sind. Und mehrere Male auch, denn wenn die Unschärfe manchmal auf die Wahl des Fokus zurückzuführen ist, so ist sie manchmal auf eine Bewegung zurückzuführen...

Subtile Verzerrungen...

Nebelberg aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Nebelberg aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Kurzum, nichts in den hier aufeinander folgenden Fotografien scheint einer "klassischen" Definition von Landschaft zu entsprechen, die, um es ganz offen zu sagen, die meisten ihrer Codes der Malerei entnommen hätte. Dieses Gefühl wird noch verstärkt durch das Vorhandensein optischer Aberrationen auf vielen der Fotografien in diesem Buch, die zu einer Verpixelung, Fragmentierung oder einer Art Ausschnitt führen. Auf einigen der Fotos ist dies offensichtlich. In anderen ist die Verzerrung sehr subtil, fast unsichtbar, wenn man ihr keine besondere Aufmerksamkeit schenkt. Das führt zu Verwirrung: Warum hat Rudolf Steiner in seinen Landschaften so eingegriffen? Und welche Botschaft versucht er zu vermitteln, indem er auf diese Weise arbeitet?

Sperrzone aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Sperrzone aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Diese Fragen erfordern technische Präzision, um beantwortet zu werden. In Wirklichkeit macht Rudolf Steiner nicht ein einziges Bild der Landschaft, die er fotografiert, sondern mehrere hundert, und dies während einer Pause, die zwischen 10 und 30 Minuten dauern kann. Es handelt sich dann um ein Computerprogramm, das alle diese Fotografien nach einem Algorithmus zu einer einzigen zusammensetzt. Abhängig von den "Unfällen", die sich während der Aufnahmen ereignet haben (der Wind bewegt die Blätter der Bäume, oder die Wolken bewegen sich, Schnee fällt, das Licht verändert sich usw.), gelingt es dem Programm nicht, alle vom Objektiv erfassten Elemente korrekt zusammenzusetzen. Das erzeugt Aberrationen...

Tunnel I aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Tunnel I aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

So lenkt ein Teil des Zufalls die Linie im Prinzip geradlinig vom Blick ab, bremst sie und lässt sie federn (daher der Titel des Buches). Aber des "objektiven Zufalls", wie die Surrealisten gesagt hätten, da sie nur Elemente des Realen sind, die sich gemäss der neuen Ordnung zusammenfügen, die durch die digitale Verarbeitung, der sie unterzogen werden, auferlegt wird.

Vorhang aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Vorhang aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Die Fotografien, aus denen "Ricochet" besteht, wurden alle in der Nähe des Ateliers von Rudolf Steiner in Rondchâtel bei Biel aufgenommen. Es ist also eine dem Fotografen vertraute Landschaft, die wir zu sehen bekommen. Aber diese Vertrautheit wird durch den Arbeitsprozess des Künstlers gestört, der unseren Blick zwingt, einen Schritt zur Seite zu gehen und sich zu fragen: "Was sehe ich? Wie schaue ich?" Es ist die Tugend der Maschine, uns manchmal zu zwingen, uns vor den Spiegel zu stellen. Zudem ist in Rudolf Steiners Fotografien genug Poesie vorhanden, damit die Wirklichkeit, die sie uns präsentieren, weniger "erhöht", wie die zeitgenössische Sprache zu sagen pflegt, als "verzaubert" ist. Es ist daher besser, aus den Fotografien, die in "Ricochet" aufeinander folgen, mit den Augen eines Kindes zu schauen, das die Welt entdeckt, als mit denen eines desillusionierten Betrachters, der schon zu viel gesehen hat.

Zwetschge aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Zwetschge aus "Ricochet" | © Rudolf Steiner

Der französische Originaltext von Christophe Fovanna wurde auf photoagora.ch publiziert.

Rudolf Steiner ist autodidaktischer zeitgenössischer Künstler und Fotograf, der in Biel, Rondchâtel und Warschau lebt und arbeitet. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und international ausgestellt.

"Ricochet" kann direkt beim Vexer Verlag bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden. ISBN 978-3-907112-23-6

"Ricochet" ist vom 19. September – 22. November 2020 im Photoforum Pasquart in Biel zu sehen.

Christophe Fovanna
Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019...
Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Die Fotoserie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" von Lynn SK entstand in einer kleinen Wohnung in einem beliebten Quartier Algiers.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Lynn S.K. wurde im Dezember 1986 in Algerien geboren. In ihrem 7. Lebensjahr flüchtete die Familie wegen des Bürgerkriegs nach Frankreich. Während den folgenden Jahren kehrten sie immer wieder zurück, bis ihre Eltern entschieden sie nicht mehr mitzunehmen. Während langer Zeit kamen die Erinnerungen an Boumerdès, ihre Heimatstadt als Kind und dem Quartier Champ Manoeuvre in Algier nur in Fragmenten zurück. Die gedanklichen Reisen in Algerien und die Suche nach sich selbst verwoben sich immer mehr, bis sie im Herbst 2014, nach 17 Jahren endlich die Reise in ihr Heimatland antrat.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Nach der Rückkehr nach Algier wohnte sich in der Rue Belouizdad, in einem beliebten Quartier. Während ihres Aufenthaltes lebte sie mit ihren Tanten H. und N., die sich nach dem Tod einer Schwester in der Wohnung eingeschlossen haben und diese nicht mehr verliessen. Auch eine Krankenschwester, die die verstorbene Tante betreute wohnte in dieser Wohnung.

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Die beiden Tanten verbringen den grössten Teil ihrer Zeit aus dem Fenster zu schauen, Zigaretten zu rauche und zu schlafen, als wollten sie sich von einem Land erholen, das sie misshandelt hat, sei es mit seiner Hogra [1]oder mit seinem "schwarzen Jahrzehnt[2]", dessen Narben kaum heilen. B., die Krankenschwester kümmert sich um alles und wenn sie nicht gerade betet, kocht sie die Lieblingsgerichte der Frauen.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Mitten in dieser Situation versöhnt sich Lynn mit ihren Erinnerungen an eine Welt, die ihr vertraut und zugleich fremd ist. Durch den Filter ihrer Erinnerungen versucht sie Bilder zu machen, Bilder von Momenten, die nicht vergessen werden dürfen.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Lynn S.K. (*1986) ist in Algerien geboren. Nach ihrem Filmstudium fokussierte sie sich auf die Fotografie. Aufgrund ihrer Arbeit über weibliche Identität und Adoleszenz arbeitet sie immer wieder mit Autorinnen wie Virginie Despentes (Bye-Bye Blondie) oder Lola Lafon für verschiedene Romane und Alben. Ihre Arbeiten wurden bereits in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen (Biennale des Photographes du Monde Arabe, Mairie du 4ème, Paris, les Rencontres de la Jeune Photographie Internationale, Queer Art Festival, Antwerpen) präsentiert und ausgezeichnet (Maghreb Photography Awards, Sony World Photography Awards, Foam Paul Huf Award (Nomination)).

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Die Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" ist Teil der Projektion in der Ausstellung "Narratives from Algeria" im Photoforum Pasquart. Die Ausstellung dauert noch bis 6. September 2020. Die Serie ist zudem auf der Shortlist des CAP Prize. Die Gewinner des CAP Prize 2020 werden voraussichtlich während der photo basel im September bekannt gegeben.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Das Photoforum Pasquart ist eine der führenden Institutionen für Fotografie in der Schweiz. Im Herzen der Schweiz und zwischen zwei Sprachregionen gelegen, befindet es sich im Pasquart, einem Gebäude, das auch vom Kunsthaus und seiner Sammlung, dem Filmpodium, dem Kunstverein Biel und für den Ausstellungsraum der Visarte (espace libre) genutzt wird. Das Photoforum ist ausserdem Hauptpartner der Bieler Fototage, ein jährlich im Frühling stattfindendes Festival, für welches das Photoforum jedes Jahr ein Ausstellungsprojekt vorschlägt und umsetzt.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Aus der Serie "Rue Belouizdad, Algier, 2014-2019" | © Lynn S.K.

Der CAP Prize ist der internationale Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie, der seit 2012 jährlich an fünf Fotografen und Fotografinnen verliehen wird, deren Werke auf dem afrikanischen Kontinent entstanden sind oder die sich mit der afrikanischen Diaspora auseinandersetzen.

[1] "Hogra" kommt aus dem Arabischen (hakara (حقَرَ)). "Hogra" ist ein populärer Begriff mit negativer Konnotation, der vor allem in der algerischen Gesellschaft sehr verbreitet ist und mit Verachtung oder Geringschätzung übersetzt werden kann. Er kann auch mit Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch und Erniedrigung übersetzt werden.
[2] Der Bürgerkrieg von 1992 bis 2000 – dieser Zeitraum wird oft als »décennie noire« (schwarzes Jahrzehnt) bezeichnet – hat Algerien zerrissen und die Dynamik der widersprüchlichen französisch-algerischen Geschichte neu belebt.

Miryam Abebe
Râcla ou la raclette élevée au rang des Beaux-arts
Julie Langenegger, Râcla, 2019. Négatif 4’/5’ numérisé, dimensions variables

Julie Langenegger, Râcla, 2019. Négatif 4’/5’ numérisé, dimensions variables

« Manger avec...», c’est apprendre à vivre en société, à respecter des règles, des rites et des rythmes, à réfréner ses pulsions en produisant du lien pour contribuer à la cohésion sociale. Le fait de dîner ensemble permet de s’assurer de l’appartenance à un groupe, un milieu ou un clan. Le partage de la chère a valeur de rite qui sert à « prouver que nous ne sommes ni des arsouilles, ni des animaux, et que nous formons encore une société humaine. »[1] Déjà, Claude Lévi-Strauss considérait que la manière dont les gens préparent les aliments[2] est une sorte de langage[3] servant à communiquer, à un niveau inconscient, la structure d’une société.

Les différents sens et fonctions que peut revêtir la nourriture, de même que la place qu’elle occupe dans l’art à travers les siècles, n’ont pas manqué de questionner Julie Langenegger Lachance. Avec Râcla[4], elle revisite le genre classique de la nature morte[5] en lui apportant une touche personnelle qui frappe immédiatement le spectateur. Elle nous offre une représentation classique de la raclette, cette demi-meule de fromage[6] placée sous la chaleur d’un four électrique. Servi avec des pommes de terre, des cornichons et des petits oignons, ce mets typique valaisan se déguste lors des fêtes populaires, accompagné d’un verre de fendant. Ici, le fromage entamé, en train de tiédir, apparaît comme figé dans son « mouvement » de fonte, tandis que les assiettes vides gardent des traces du repas et qu’une empreinte de rouge à lèvres subsiste sur le verre à pied en cristal renversé. Julie Langenegger Lachance saisit ainsi la raclette, tout juste consommée. En immortalisant les reliefs du souper, la photographe s’attache à transmettre un caractère vivant, organique et charnel à la scène et transfigure ce moment fugace en une oeuvre pérenne. Contrastant avec la solidité apparente de l’appareil chauffant qui suggère une forme de permanence, la fragilité des fleurs fraîches (pivoines, renoncules, fleurs de cire et chardons), la montre à gousset et la petite souris grise gisant sur le four, au-dessus de la meule, alimentent un propos métaphorique sur l’éphémère, la fuite du temps, la dégradation inhérente à l’existence et l’inéluctable mort. A l’opposé, les plaisirs de la vie symbolisés par le raisin - fruit emblématique du Valais -, la bouteille de vin blanc et la petite flasque d’eau-de-vie offerts au regard peuvent paraître futiles, face au trépas qui attend chacun de nous.

A l’instar des peintres[7] disposant les éléments de leur futur tableau, la photographe obéit aux codes d’une composition soigneusement élaborée préalablement à la prise de vue à la chambre technique 4/5 inch. L’agencement suit un principe de désordre organisé qui vise à produire une impression de naturel à travers la juxtaposition en apparence aléatoire des objets, en réalité placés harmonieusement selon des règles rigoureuses. À la manière des peintures néerlandaises du 17ème siècle, la lumière venant de gauche projette un halo sur cette vision. De par sa place essentielle dans la construction de l’image, le clair-obscur renforce l’atmosphère mystérieuse et souligne textures et volumes en conférant une dimension quasi sculpturale aux éléments. La mise en lumière précise et raffinée magnifie les matières précieuses : souplesse de la nappe en lin, brillance des couverts en argent et de la montre à gousset, transparence délicate du cristal et du verre ou éclat des graciles et élégants pétales de fleurs. Le fond noir qui épure l’ensemble met en valeur par contraste tous les composants. Ainsi sublimée, la demi-meule à la pâte dorée, souple et onctueuse, déploie son volume sensuel, invitant à la gourmandise.

En s’emparant d’une spécialité culinaire du Valais, Julie Langenegger Lachance, grâce à une exquise mise en scène, l’élève à un niveau universel, au-delà de ce que ce plat comporte à la fois d’emblématique et de « terrestre ». Telle une Vanité[8] contemporaine qui insuffle au réel une portée allégorique, cette photographie d’inspiration très picturale interroge le subtil point de basculement entre le vivant et l’inerte et invite à une méditation sur le caractère fugitif de l’existence.

[1] François Nourricier, « Éloge des dîners en ville », Madame Figaro, 1er décembre 1990.
[2] Dans l’oeuvre de Claude Lévi-Strauss, la nourriture occupe une place considérable.
[3] Un langage dans lequel cette société « traduit inconsciemment sa structure, à moins que, sans le savoir davantage, elle ne se résigne à y dévoiler ses contradictions » (Claude Lévi-Strauss, Mythologiques Volume 3. L’origine des manières de table, Plon, Paris, 1968, 552 p.)
[4] Le mot raclette dérive du patois bas-valaisan « râcla » qui signifie « racler ».
[5] L’expression « nature morte » apparaît en France au XVIIIème siècle lorsque Diderot parle dans ses Salons - oeuvre pionnière dans l’exercice de la critique d’art - de « nature inanimée ». Apparue en Flandre vers 1650, l’appellation stilleven, qui sera ensuite adaptée en anglais pour donner still life, peut se traduire par « vie immobile ».
[6] Une demi-meule de Bagnes 4, importée au Canada depuis le Valais.
[7] La photographe s’est notamment référée à Floris van Schooten (1590-1655), peintre néerlandais du siècle d’or, connu pour ses peintures de natures mortes, telle Nature morte au jambon ; Pieter Claesz (1597-1661), autre peintre de natures mortes néerlandais de la même période, représentant du baroque.
[8] En peinture, la vanité est un genre pictural, appliqué aux natures mortes, évoquant différents éléments symbolisant la vie, la nature, l’activité et la mort. Ces tableaux ont généralement une grande valeur symbolique et philosophique telle que la Vanité ou Allégorie de la vie humaine (1646) peinte par Philippe de Champaigne durant la première moitié du XVIIème siècle.

Julia Hountou
L’art c’est un jeu sérieux...
Geta Brătescu, Lady Oliver in Traveling Costume, 1980 –2012, Foto: Mihai Brătescu | Courtesy of The Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest

Geta Brătescu, Lady Oliver in Traveling Costume, 1980 –2012, Foto: Mihai Brătescu | Courtesy of The Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest

L'art c'est un jeu sérieux – ein Satz von Geta Brătescu, einer rumänischen Künstlerin, die ihrer Zeit scheinbar voraus war… Das Kunstmuseum St. Gallen widmet ihr eine spannende Retrospektive.

Geta Brătescu, Earthcake (Video Still), 1992 | Courtesy of The Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest

Geta Brătescu, Earthcake (Video Still), 1992 | Courtesy of The Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest

Nehmen Sie sich Zeit die kurzen Videos anzusehen – es lohnt sich! Spätestens bei "Earthcake" versteht man, dass Geta Brătescu ihrer Zeit voraus war. Vielleicht beginnt sich aber auch der Magen zu drehen beim Anblick wie sie den Erdkuchen zubereitet und dann mehr oder weniger genüsslich verspeist.

Geta Brătescu, Magneți în oraș [Magnete in der Stadt | Magnets in the City], 1974/2016, Fotomontage | photomontage, Ex. 1/5 + 2 AP, 150 x 209.7 cm, Gerahmt: 165.7 x 226.1 x 6.4 cm, Privatsammlung, Schweiz

Geta Brătescu, Magneți în oraș [Magnete in der Stadt | Magnets in the City], 1974/2016, Fotomontage | photomontage, Ex. 1/5 + 2 AP, 150 x 209.7 cm, Gerahmt: 165.7 x 226.1 x 6.4 cm, Privatsammlung, Schweiz

Die geschwungene Form des Hufeisens zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Geta Brătescu. Sei es in der Fotoserie "Magneti in Oras", den Aufnahmen und Installationen von und mit "Thonet"[1] oder in ihren Zeichnungen.

Geta Brătescu, "Thonet”, 1979, b/w photographs, 9 vintage prints mounted on paper, on cardboard, framed in 2 sets, 34 x 89 cm, 34 x 72 cm | Courtesy of the Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest, Copyright: The Estate…

Geta Brătescu, "Thonet”, 1979, b/w photographs, 9 vintage prints mounted on paper, on cardboard, framed in 2 sets, 34 x 89 cm, 34 x 72 cm | Courtesy of the Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest, Copyright: The Estate of Geta Brătescu, Photo credits: Ștefan Sava

Geta Brătescu wurde am 4. Mai 1926 in Ploiești, Rumänien, als einziges Kind einer Apothekerfamilie geboren. Bereits früh interessiert sie sich für zeichnen, Literatur und Theater. Dies widerspiegelt sich in der späteren Studienwahl. 1945 nimmt sie ihr Studium an der Kunsthochschule und an der Bukarester Fakultät für Literatur und Philosophie auf. Aufgrund ihrer bürgerlichen Herkunft wird sie 1948 von der Kommunistischen Partei vom Hochschulstudium ausgeschlossen. 1951 heiratet sie den Ingenieur und passionierten Fotografen Mihai Brătescu, mit dem sie die meisten fotografischen Projekte realisiert. 1957 wird sie in die Rumänische Künstlervereinigung UAP aufgenommen. Diese Mitgliedschaft machen ihre Reisen in die UdSSR, nach Ungarn und nach Polen möglich.

Geta Brătescu, "Thonet”, 1979, b/w photographs, 9 vintage prints mounted on paper, on cardboard, framed in 2 sets, 34 x 89 cm, 34 x 72 cm | Courtesy of the Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest, Copyright: The Estate…

Geta Brătescu, "Thonet”, 1979, b/w photographs, 9 vintage prints mounted on paper, on cardboard, framed in 2 sets, 34 x 89 cm, 34 x 72 cm | Courtesy of the Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest, Copyright: The Estate of Geta Brătescu, Photo credits: Ștefan Sava

Über 20 Jahre ist sie für die grafische Gestaltung für das 1961 gegründete Magazin Secolul 20 (20. Jahrhundert), das wichtigste intellektuelle Publikationsorgan Rumäniens verantwortlich. Geta Brătescu widmete sich einer Reihe von Themen der klassischen und modernen Literatur, die eng mit der Zeitschrift verflochten waren. In den 60iger Jahren folgten erste Aufenthalte in Italien.

1969 nimmt sie ihr Studium an der Universitatea Națională de Arte București wieder auf. In dieser Zeit erhält sie die Möglichkeit in einem eigenen Atelier zu arbeiten und reflektiert diesen Umstand als thematisches Motiv: das Atelier als konzeptueller Raum persönlicher Freiheit. Später erweitert sie das Thema der Freiheit vom Privaten ins Öffentliche. In dieser Zeit entstehen die "Magneti in Oras" (Magnete in der Stadt). Ende der 70iger Jahre beginnt sie sich intensiv mit dem Medium Film auseinander zu setzen. 

Am 19. September 2018 stirbt Geta Brătescu mit 92 Jahren in Bukarest.

Geta Brătescu, Installationsansicht, Kunstmuseum St. Gallen, Foto: Sebastian Stadler

Geta Brătescu, Installationsansicht, Kunstmuseum St. Gallen, Foto: Sebastian Stadler

Das Kunstmuseum St. Gallen geniesst mit seinen attraktiven Wechselausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst internationale Ausstrahlung. Als Schatzkammer der Ostschweiz beherbergt das Museum eine reiche Sammlung von Gemälden und Skulpturen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, die in einer Dauerausstellung gezeigt wird.

Zusammen mit dem Theater und der Tonhalle bildet das Kunstmuseum St. Gallen das pulsierende Kulturzentrum der Stadt. Das 1877 von Johann Christoph Kunkler im neoklassizistischen Stil errichtete Gebäude lädt ein zum Flanieren durch die Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart: Alt und Neu im Dialog ermöglichen ein abwechslungsreiches Kulturerlebnis, bei dem internationale Wechselausstellungen zu erleben sind oder Meisterwerke der Vergangenheit auf herausragende Vertreter zeitgenössischer Kunst treffen! Dank einer umfassenden Kunstvermittlung ist das Kunstmuseum St.Gallen ein attraktiver Ort der Begegnung mit Kunst von Gestern und Heute!

Die von Lorenz Wiederkehr kuratierte Ausstellung dauert noch bis 15. November 2020.

[1] Michel Thonet hat mit der Erfindung der Bugholz-Möbel den Grundstein für die industrielle Fertigung gelegt. 1976 wurde er in Boppard am Rhein geboren und eröffnete 1819 seine eigene Werkstatt. 1942 holte ihn Fürst Metternich nach Wein, wo er gemeinsam mit seinen Söhnen 1849 ein Unternehmen, das nach kurzer Zeit weltweit erfolgreich wurde. 1871 starb Michael Thonet in Wien.

Miryam Abebe
Entre pas...
Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Entre pas - eine Serie, die einlädt die zerbrechlichen Grenzen zwischen dem Raum des Äusseren und des Inneren, diesen Übergang zu einer inneren Welt zu hinterfragen. Türen oder Wände materialisieren diese Grenzen – Grenzen, die trotz der einstweiligen Verfügungen zum Eintreten ein zu laden zu scheinen.

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Der Betrachter fühlt sich angesprochen und hat den Eindruck, als ob er gerufen oder gar erwartet wird – er erhascht aber nur flüchtige Einblicke in die Intimität. Er stösst auf andere Grenzen – die innere Welt entzieht sich ihm.

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Die flüchtigen Einblicke lassen vermuten, dass in den Räumen die Grenzen zwischen den Menschen offen waren und Nähe zugelassen haben. Vielleicht war es das Zuhause eines Paares, einer Familie die Einsichten lassen die Frage ungeklärt…

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Vielleicht haben Rosen vom Markt um die Ecke das Heim geschmückt – es bleibt offen, man sieht es nicht…

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Aus der Serie "Entre pas" | © Brigitte Manoukian

Brigitte Manoukian lebt und arbeitet in Aix-en-Provence. Die autodidaktische Fotografin ist Geografin und Lehrerin. Sie ist Co-Präsidentin des Off-Spaces La Fontaine Obscure und im Vorstand des Festivals Phot’Aix, das im September stattfindet. Ihre Arbeiten wurden mehrfach in Ausstellungen und Festivals (Festival Phot’Aix, Galerie Fotoforum, Innsbruck, Ghar El Melh, Rencontres Internationales de la photographie, Tunesien, Festival Emoi Photographique, Angoulême, la Fontaine Obscure, Voies Off des Rencontres d'Arles) präsentiert.

Weitere Bilder der Serie "Nuit" sehen Sie hier.

Miryam Abebe
Die Jury hat gewählt...
Aus der Serie Crickets | © Laurence Kubski

Aus der Serie Crickets | © Laurence Kubski

Wie immer im Juni findet die Jurierung des vfg nachwuchsförderpreises für Fotografie statt. Jurymitglieder des 24. Jahrgangs waren:

Zwi-schen-raum | © Thomas Aemmer

Zwi-schen-raum | © Thomas Aemmer

Es wurden 140 Eingaben gemacht. Aufgrund des Reglements wurden 5 davon ausgeschlossen. Die Jurymitglieder haben sich für zehn Arbeiten entschieden. Die Fotografinnen und Fotografen kommen aus allen Landesteilen der Schweiz und aus dem Ausland.

New Dutch Views #15, The Netherlands, 2018. | Marwan Bassiouni

New Dutch Views #15, The Netherlands, 2018. | Marwan Bassiouni

Die drei Gewinner und Gewinnerinnen bekommen je einen Preis. Geld- und Sachpreise werden seit Jahren von mehreren, langjährigen Partnern aus der Fotobranche ausgerichtet.

Der 1. Preis (CHF 5'000) wird von Keystone-SDA ausgerichtet.

Times of isolation – Closed borders | © Michael Buholzer

Times of isolation – Closed borders | © Michael Buholzer

Die Eröffnungsausstellung mit der Preisverleihung findet vom 3. September – 3. Oktober 2020 in der Photobastei in Zürich statt und ist ein Höhepunkt für die junge Schweizer Fotografie.

Cauchemar Exotique aus der Serie Mendog & Stevil | © Mindaugas Matulis

Cauchemar Exotique aus der Serie Mendog & Stevil | © Mindaugas Matulis

Vom 15. – 31. Oktober 2020 werden die Arbeiten im Oslo 8 @Büro in Basel präsentiert.

Vache aus der Serie d'une vie où il n'avait pas de place | © Cécile Monnier

Vache aus der Serie d'une vie où il n'avait pas de place | © Cécile Monnier

Vom 16. April – 15. Mai 2021 sind die Arbeiten in der Kammgarn West in Schaffhausen zu sehen.

underwatersmudges aus der Serie Nothing is ever lost | © Alexandra Pfammatter

underwatersmudges aus der Serie Nothing is ever lost | © Alexandra Pfammatter

Weitere Ausstellungsstationen werden in der Romandie und in Stuttgart sein.

Ala, 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Prominska

Ala, 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Prominska

Diesjährige Preisgeber sind:

Naturalia | © Massimiliano Rossetto

Naturalia | © Massimiliano Rossetto

Unterstützer und Partner:

Your Majesty | © Pascale Weber

Your Majesty | © Pascale Weber

Miryam Abebe
Ausgangssperre...
Nuit III | © Catherine Gfeller

Nuit III | © Catherine Gfeller

Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.

Khalil Gibran

Nuit IX | © Catherine Gfeller

Nuit IX | © Catherine Gfeller

Während der Zeit des Lockdowns – eine Art Gefangenschaft, in der die Tage und Nächte anders sind. Catherine Gfeller hat eine Weile gebraucht bis sie ihre Kamera wieder in die Hand nehmen konnte. Vom Mondlicht angezogen, geht sie auf die Strassen ihres Quartiers in Montpellier und beginnt die beleuchteten Bäume um ihr Haus zu fotografieren. Immer kurz vor der Ausgangssperre…

Nuit XV | © Catherine Gfeller

Nuit XV | © Catherine Gfeller

In jenem flüchtigen Moment, in dem sich der Tag mit der Nacht vermischt, in der Zeit, in der der Winter dem Frühling das Feld überlässt und der Schatten zum Licht übergeht. Im Augenblick, in dem die Knospe zur Blüte wird und Bäume in sanft leuchtende Feuerwerke verwandeln und auf beeindruckende Art die Schönheit der Nacht präsentiert. Das satte Nachtblau lässt die Blütenpracht als funkelnde Edelsteine erscheinen und lässt einen von lauen Sommernächten träumen, in den man sorglos durch die Strassen und Gassen schlendert…

Nuit XXI | © Catherine Gfeller

Nuit XXI | © Catherine Gfeller

Die Blüten des Perückenstrauches umhüllen das Holz im Mondlicht mit einer weichen Watteschicht und strahlen mit den Sternen um die Wette. Die zarten Tamariskenblüten wirken wie ein feiner Blütenregen in der dunklen Nacht…

Nuit XXXIX | © Catherine Gfeller

Nuit XXXIX | © Catherine Gfeller

Catherine Gfeller ist in Neuchâtel aufgewachsen und lebt und arbeitet heute in Paris und Montpellier. 1991 erlangte sie den Master in französischer Literatur und Kunstgeschichte an der Université de Neuchâtel. Gleichzeitig begann sie mit Landschaftsfotografie. Ihre Arbeiten wurden mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Turetsky, Genève, Zentrum Paul Klee, Bern, Wits Art Museum, Johannesburg, Kunstmuseum Luzern, Musée des Beaux-Arts, Lille, Museo cantonale d'arte Lugano und anderen) präsentiert und ausgezeichnet (Prix de la Fondation HSBC pour la Photographie, Paris, Prix de la Fondation culturelle, Banque cantonale, Neuchâtel und anderen). Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen (Musée de l’Elysée, Lausanne, Schweizerische Nationalbank, Bibliothèque nationale, Paris, Time Warner, New York und anderen) vertreten.

Khalil Gibran (1883 – 1931) war ein libanesisch-amerikanischer Maler, Philosoph und Dichter.

Weitere Bilder der Serie "Nuit" sehen Sie hier.

Miryam Abebe
Fernweh...
Bougainvillea, Griechenland, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Bougainvillea, Griechenland, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

"Every dreamer knows that it is entirely possible to be homesick for a place you have never been to, perhaps more homesick than for familiar ground."

Judith Thurman, Autor

Olivenwald, Griechenland, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Olivenwald, Griechenland, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Die Landschaftsfotografien von Sandro Diener nehmen uns in eine andere Welt mit. Egal wo, ob in den Alpen, in Osteuropa oder in Südafrika: er hält magische Momente fest, in denen Erde, Licht und Wetter eine schier unwirkliche Szenerie ergeben. Er nimmt Landschaften nicht einfach auf – er enthüllt ihre Grösse und Schönheit. Er bekennt sich zu einer Ästhetik der Einfachheit, indem er alles Banale weglässt.

Ionisches Meer, Griechenland, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Ionisches Meer, Griechenland, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Die Bilder wecken Erinnerungen und Sehnsüchte zugleich. Wie oft haben wir versucht unsere Terrassen und Balkone mit Bougainvilleas, Olivenbäumchen und Oleandern in unser südliches Paradies zu verwandeln? Die Kombination von Licht und Nebel lassen die Bilder wie ein fotografisches Gemälde erscheinen.

Sea III, Südafrika, 2017 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Sea III, Südafrika, 2017 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Was der Fotograf beim Fotografieren erlebt, geschieht uns auch als Betrachter: Mit der Fotografie beginnen wir, ein Stück weit aus der Welt zurückzutreten. Und wie es Seefahrern geht, geschieht es auch uns: Das Land taucht plötzlich vor uns auf – vertraut und doch in Nuancen, die wir zuvor nicht kannten.

Lake Mead, Utah, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Lake Mead, Utah, 2019 | Archival Pigment Print auf Photo Rag | © Sandro Diener

Sandro Diener wurde 1975 in Zürich geboren, wo er bis heute lebt und arbeitet. Seine berufliche Tätigkeit begann er als Assistent im Foto- und Filmstudio Maur, in dem er mit verschiedenen Grössen aus der Werbefotografie zusammenarbeitete. Es folgte eine langjährige Assistenz bei Jost Wildbolz. Seit 2000 ist er freier Fotograf. Seit 2008 konzentriert er sich in seiner freien Arbeit auf die Landschaftsfotografie.

Sandro Diener wird von der Bildhalle in Zürich vertreten.

Bilder von Sandro Diener werden in der kommenden Gruppenausstellung "Fernweh" in der Bildhalle in Zürich zu sehen sein. Die Ausstellung dauert vom 2. Juli bis 22. August 2020 statt.

Miryam Abebe
Impermanence...
Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

"Il n'y a qu'une douleur qu'il soit facile de supporter, c'est celle des autres."

René Leriche, französischer Chirurg

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Während über einem Jahr hat sich Gwenola de Muralt mit dem Schmerz auseinandergesetzt – entstanden ist eine Vision des Schmerzes. Sie nutzt die Fotografie, um den Schmerz und seine Vergänglichkeit – die Präsenz und Abwesenheit zu offenbaren.

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

"Je ne connaissais la douleur que par fragments, par éclairs, par interstices. Puis sa noirceur toute entière est entrée en moi, balayant toute lumière. La douleur m’a vaincue, insidieusement, à son rythme, en maîtresse du temps qui anéantit dans un chaos infini, qui réduit le monde à elle seule. Elle m’a collée à la peau, a rétréci le monde qui m'entourait, m’a repliée sur moi-même, a violé mes territoires intérieurs."

Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Gwenola de Muralt gelingt es den Schmerz in seinen verschiedenen Facetten darzustellen. Sie taucht in die Tiefe der intimen Realität ein, lässt sich auf das Spiel zwischen Licht und Dunkel ein und hält die Apnoe aus. Umhüllt von einem silbernen Schleier beobachtet und komponiert sie Inszenierungen, deren Schöpferin und Figur sie gleichzeitig ist – lässt Fiktion und Realität ineinanderfliessen…

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Wie äussert sich der Schmerz? Fühlt er sich an wie ein Strudel, der wahnsinnige Bilder offenbart? Baut er sich auf wie eine nasse Mattscheibe, die den Blick verschleiert? Fühlt es sich an, als ob man alleine im Dickicht steht und nicht mehr weiterkann? Jeder fühlt ihn anders, jede hat ein anderes Bild von ihm… Der Schmerz ist da; wird unterdrückt, wird ausgehalten und verschwindet wieder…

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Aus der Serie Impermanence | © Gwenola de Muralt

Gwenola de Muralt wurde in eine Künstlerfamilie in Frankreich geboren, ist in der Côte d'Ivoire und Gabun aufgewachsen und lebt heute in der Schweiz. Sie erforscht verschiedene Medien, um auszudrücken was sie wahrnimmt – sie setzt Emotionen in Bilder um. Ihre Arbeiten wurden in Ausstellungen (Galerie Marchande, Nyon, Galerie Focale, Nyon) präsentiert und ausgezeichnet (APA – Annual Photography Awards)

Miryam Abebe
Road Runners...
Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Der nigerianische Fotograf Onwumere Chukwudi zeigt mit der Arbeit "Road Runners", dass in den Strassen von Lagos nicht nur Gewalt herrscht, sondern Alltägliches eine beeindruckende Schönheit ausstrahlen kann.

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Während er in den Strassen Lagos unterwegs ist, nimmt er jeden Schrei, jeden Lauf, jedes Lächeln, jede Hingabe auf und wundert sich, ist verwirrt – vor allem aber staunt er, ob der Ästhetik und der Schönheit, die harte Arbeit und Ausdauer ausstrahlt.

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Er hat sich entschieden sich auf eine ganz bestimmte Menschengruppe zu fokussieren, insbesondere weil sie in fast allen Ländern Afrikas den Alltag definieren. Für viele junge Nigerianer ohne Ausbildung ist der Strassenhandel eine wichtige Einnahmequelle, um ihren bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

They are runners…
With speed like that of a power-bike
They are hustlers…
Their drive, unwavering
They carry their wares like a mother does her child
They roam in troops like soldiers on the path of war.
They are neither deterred by the scorching sun by day nor the darkness that looms at night.

Onwumere Chukwudi

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Road Runners | © Onwumere Chukwudi

Onwumere Chukwudi (*1989) ist in Imo State geboren und lebt heute in Lagos (Nigeria).

Das Projekt "Road Runners" ist auf der Shortlist des CAP Prize. Die Gewinner des CAP Prize 2020 werden voraussichtlich während der photo basel im September bekannt gegeben. 

Der CAP-Prize ist der internationale Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie, der seit 2012 jährlich an fünf Fotografen und Fotografinnen verliehen wird, deren Werke auf dem afrikanischen Kontinent entstanden sind oder die sich mit der afrikanischen Diaspora auseinandersetzen.

Miryam Abebe
America 1981…
Los Angeles 7/18/1981 © Simone Kappeler

Los Angeles 7/18/1981 © Simone Kappeler

Anfang der 1980er Jahres, während in der Schweiz die Jugendunruhen herrschten, zog es Simone Kappeler in die USA. Nach drei Wochen in New York reist sie mit einer Freundin, einer Menge verschiedener Kameras (Polaroid SX-70, Nikon F2, Hasselblad 500C/M und vielen anderen) im Gepäck und einem weissen Ford Gran Torino Station Wagon nach Los Angeles.

Brooklyn Bridge, NYC 4/28/1981 © Simone Kappeler

Brooklyn Bridge, NYC 4/28/1981 © Simone Kappeler

Die beiden sind fast drei Monate unterwegs, übernachten im Ford, alle paar Tage sind sie in einem Motel, damit sie baden können. Während diesem Road-Trip beginnt Simone Kappeler mit Farbfilmen und einer Polaroid-Kamera zu experimentieren und kauft unterwegs weitere Billigkameras. Diana wird zu ihrer liebsten und ständigen Begleiterin – wie ein Teil ihres Körpers… Mit der Diana fotografiert sie vor allem Touristenorte wie die Niagarafälle, den Grand Canyon, Disneyland und Strände.

White Sands 6/28/1981 © Simone Kappeler

White Sands 6/28/1981 © Simone Kappeler

Über den Road-Trip schreibt Peter Pfrunder: "Die Austoreise als Akt der Befreiung. Spätestens seit Robert Franks "The Americans (1959) hat der Roadtrip einen festen Platz in der Geschichte der Fotografie, und das Roadmovie ist eine künstlerische Ausdrucksform, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als eigenständige Gattung etabliert. Das Auto wird selbst zur Kamera – ein Instrument zur Erweiterung körperlicher und visueller Erfahrungen. Fahrend fällt es leicht, sich ohne festes Ziel treiben zu lassen, Grenzen zu überwinden und mit unvoreingenommenem Blick den unspektakulären Alltag zu beobachten. ein "stream of consciousness": Man schweift mit hungrigem Auge umher, offen für die Zufälle des Lebens, empfänglich für jene lyrischen Momente, in denen Innen- und Aussenwelt zur Deckung gelangen. Was dabei herauskommt, ist von subjektiven Stimmungen geprägt."

White Sands 6/28/1981 © Simone Kappeler

White Sands 6/28/1981 © Simone Kappeler

Ein Bild muss sie nachhaltig interessieren, es genügt ihr nicht, wenn sie es sieht und es schön findet. Es muss Interesse wecken, man sollte mehrmals hinschauen – das wichtigste sei, dass man etwas zurückhalten könne aus dem Fluss der Zeit. Dies ist ein wichtiger Grund warum sie keine Atelierfotografie macht. Auch das Haptische ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit, besonders die Auswahl der Papiere. Die Verschiedenartigkeit der Papiere wird im Buch wunderbar umgesetzt – Bilder und Texte sind auf unterschiedlichem Papier. Ein bewusster Entscheid, damit der Fluss der Bilder nicht unterbrochen wird und sich vom Text abheben kann.

Sunset Drive In, San Luis Obispo 7/25/1981 © Simone Kappeler

Sunset Drive In, San Luis Obispo 7/25/1981 © Simone Kappeler

Simone Kappeler (*1952) ist in Frauenfeld geboren und aufgewachsen. Bereits mit 11 Jahren beginnt sie ihr Umfeld zu fotografieren. 1972 – 1976 studiert sie an der Universität Zürich Germanistik und Kunstgeschichte. 1975 – 1979 macht sie die Ausbildung in der Fachklasse für Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Lumière des Roses, Paris, Galerie Esther Woerdehoff, Paris, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Centre de la photographie Genève, Kunstmuseum Thurgau, Kunsthaus Zürich und anderen) präsentiert. Für ihre Arbeit wurde sie ebenfalls mehrfach ausgezeichnet (Atelierstipendium New York des Kantons Thurgau, Konstanzer Kunstpreis, Preis der Jubiläumsstiftung der Schweizerischen Bankgesellschaft und anderen). Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Sammlungen (Bank Vontobel, Zürich, Bundesamt für Kultur, Sammlung Credit Suisse, UBS Art Collection und anderen) vertreten.

Long Island 5/7/1981 © Simone Kappeler

Long Island 5/7/1981 © Simone Kappeler

Simone Kappeler wird in der Schweiz von der Bildhalle in Zürich vertreten. In der Sommergruppenausstellung Fernweh wird ein grossformatiges Bild von Simone Kappeler zu sehen sein.

Peter Pfrunder ist Direktor der Fotostiftung Schweiz in Winterthur.

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

"America 1981" kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden. ISBN 978-3-85881-679-5

Miryam Abebe
Fai la brava...
“La metà della metà” aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia OlivieriIn der letzten Nacht des Jahres ist es üblich, einen Granatapfel mit dem Ehepartner zu teilen, wenn man im kommenden Jahr Kinder gebären möchte. Wegen der Vielzahl der Körner, die…

“La metà della metà” aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia Olivieri

In der letzten Nacht des Jahres ist es üblich, einen Granatapfel mit dem Ehepartner zu teilen, wenn man im kommenden Jahr Kinder gebären möchte. Wegen der Vielzahl der Körner, die er enthält, und seiner intensiven roten Farbe ist er ein Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit, solange jede Hälfte gegessen wird...

Fai la brava" entstand auf Einladung von Morgane Paillard und Audrey Zimmerli (Co-Kuratorinnen bei le Balkkon, Neuchâtel) sich mit dem Thema Körper und Weiblichkeit auseinander zu setzten. Alessia Olivieri stellt mit Hilfe der Fotografie verschiedene kulturelle Traditionen in Frage, die über Generationen hinweg dazu beigetragen haben, die Rolle und das Bild der Frau zu definieren. Traditionen haben Bestand, verlieren an Kraft, entwickeln sich weiter, beeinflussen aber oft unser Unbewusstes. Es stellt sich immer wieder die Frage wie uns ein solches Erbe heute noch beeinflusst.

"Rosso relativo" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia OlivieriDas Tragen roter Unterwäsche am 31. Dezember bringt Glück und Liebe, doch damit dies geschehen kann, muss die getragene Unterwäsche am nächsten Tag entsorgt werden. Es ist eine Möglic…

"Rosso relativo" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia Olivieri

Das Tragen roter Unterwäsche am 31. Dezember bringt Glück und Liebe, doch damit dies geschehen kann, muss die getragene Unterwäsche am nächsten Tag entsorgt werden. Es ist eine Möglichkeit, all die schlechten Dinge loszuwerden, die das vergangene Jahr gebracht hat. Unterwäschemarken nutzen diese Tradition, um mit Argumenten wie Rot passt sowohl zu Brünetten als auch zu Rothaarigen, zu matten oder hellen Häuten; sie machen sexy, bringen Mut und Selbstvertrauen, zumindest vom 31. Dezember bis zum 1. Januar…

Ausgehend von ihrer italienischen Herkunft hat sich Alessia Olivieri entschieden, eine Reflexion zu beginnen, die von der Dualität der Gefühle angeregt wird, die die kulturellen Traditionen, die mit ihrer Situation als Frau verbunden sind, in ihr hervorrufen. Die Traditionen, das seltsame Gleichgewicht, das sich aus Bräuchen ergibt und der Mischung einer Kultur, die sie schätzt, hat eine gewisse Verwirrung hervorgerufen und sie auch etwas hilflos gemacht. Die Zuneigung und der Respekt vor diesem kulturellen Erbe, das sie an ihre Familie und ihre Herkunft bindet, hat sie es selten übers Herz gebracht die Schattenseiten dieser Bräuche bewusster zu machen.

"Denti di late" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia OlivieriEs ist oft üblich, die Milchzähne von Kindern und Enkelkindern zu behalten. Von Großmüttern als Anhänger getragen, garantieren sie Gesundheit, Vitalität, Kraft und Glück.Warum haben Si…

"Denti di late" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia Olivieri

Es ist oft üblich, die Milchzähne von Kindern und Enkelkindern zu behalten. Von Großmüttern als Anhänger getragen, garantieren sie Gesundheit, Vitalität, Kraft und Glück.

Warum haben Sie nur 3 Anhänger, wenn Sie 5 Enkelkinder haben?
Ich verstehe auch nicht, warum. Wir haben für jeden von Ihnen einen gemacht, aber da die beiden anderen Jungen sind, musste uns gesagt werden, dass Jungen keine Halsketten tragen.

Im Gegensatz zur wahren Urfassung des Liedes Bella Ciao (das Ende des 19. Jahrhunderts von den Frauen geschrieben wurde, die auf den Reisfeldern im Piemont arbeiteten) besingen viele Traditionen, die heute noch existieren, nicht die Freiheit der Frauen, sondern beschränken sie im Gegenteil allzu oft auf ihre "einzige" Funktion als Gebärende oder auf das, was ihr nahe kommt, wenn sie sich nicht dem Aberglauben der vielen Gefahren hingeben, die eine menstruierende Frau darstellen würde!

"Sei più preziosa di me" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia OlivieriEine Ménagère ist ein Besteckset, meistens versilbert und oft mit einem dekorativen Motiv versehen. Normalerweise ist eine Serie von je sechs Teilen und Einzelstücken, damit m…

"Sei più preziosa di me" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia Olivieri

Eine Ménagère ist ein Besteckset, meistens versilbert und oft mit einem dekorativen Motiv versehen. Normalerweise ist eine Serie von je sechs Teilen und Einzelstücken, damit man eine bestimmte Anzahl von Gästen bewirten kann. Üblicherweise wird jungen Mädchen an ihrem Geburtstag etwas davon geschenkt, damit sie bei ihrer Heirat die Haushaltsgegenstände mitbringen können. Je unwahrscheinlicher es als unwahrscheinlich gilt, dass das Mädchen einen Ehemann findet, desto reicher soll die Heiratsaussteuer ihren Wert steigern.

“Jedenfalls ist es nicht meine Absicht, dieses kulturelle Erbe in seiner Gesamtheit zu leugnen. Es erscheint mir jedoch notwendig, es in Frage zu stellen, und dies, um es meinerseits in einer Form ertragen zu können, von der ich hoffe, sie mit meinen zeitgenössischen Prinzipien und Bestrebungen in Einklang bringen zu können.”

Alessia Olivieri

"Quasi la stessa" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia OlivieriDie Hochzeitsaussteuer ist die persönliche und häusliche Wäsche, die ein junges Mädchen für ihre Hochzeit haben musste. Sobald ein Mädchen geboren wurde, begannen die Frauen ihrer Fa…

"Quasi la stessa" aus der Serie "Fai la brava" | © Alessia Olivieri

Die Hochzeitsaussteuer ist die persönliche und häusliche Wäsche, die ein junges Mädchen für ihre Hochzeit haben musste. Sobald ein Mädchen geboren wurde, begannen die Frauen ihrer Familie und später das Mädchen selbst damit, ihre Aussteuer zusammenzustellen, indem sie eine Reihe von Stoffen anfertigten und nähten. Sobald die Aussteuer fertig war, wurde die Nachbarschaft eingeladen, sie zu bewundern. Die Aussteuer besteht aus Leibwäsche (Höschen, Mützen, Strümpfe...), Bettwäsche (Laken, Kissenbezüge, Decken...) und Tischwäsche (Tischdecken und Servietten...), die mit den Initialen der Braut bestickt sind.

Alessia Olivieri (*1992) lebt und arbeitet in Vevey. 2017 hat sie das Diplom in Visual Communication Design am Centre d'enseignement professionnel de Vevey abgeschlossen. Sie ist Mitglied des Collective Le Salon. Ihre Arbeiten wurden bereits mehrfach in Ausstellungen und an Festivals (Photoforum Pasquart, Espace Nonante-neuf, Les Rencontres d’Arles) präsentiert.

Die Ausstellung "Fai la brava" im Le Balkkon in Neuchâtel wurde bis 13. Juni 2020 verlängert.

Miryam Abebe
Hythloday...
Aus der Serie "Hythloday" | © Norberto Fernández Soriano

Aus der Serie "Hythloday" | © Norberto Fernández Soriano

In Grossbritannien gibt es ein Versuchsfeld für hydraulisches Fracture-Fracking für Schiefergas – mit Potential einer landesweiten Einführung und künftiger kommerzieller Nutzung – irgendwo zwischen Preston und Blackpool. Eine Meile entfernt hat eine Gruppe von Aktivisten, die in den Gemeinden in der Umgebung unter dem Namen "The Protectors" bekannt sind, ein Lager errichtet, in dem sie leben und dafür kämpfen den Fracking-Prozess zu stoppen.

Aus der Serie "Hythloday" | © Norberto Fernández Soriano

Aus der Serie "Hythloday" | © Norberto Fernández Soriano

Hythloday schöpft aus dem Kampf dieser Gemeinschaft gegen das Fracking und präsentiert anhand einer visuellen Interpretation ihre Überzeugungen, die zwischen Fakten und Fiktionen angesiedelt sind. Norberto Fernández Soriano verwandelt den Ort in einer Art fotografischer Novelle in ein imaginäres Post-Fracking-Szenario um – Ursachen, Ängste, Auswirkungen und Gedanken, die vor Ort angesiedelt sind, bilden eine potenzielle und zukünftige Landschaft.

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Hythloday, der Seemann in Thomas Moores Utopia wird von Norberto Fernández Soriano als Inspiration genutzt, um den Ort selbst zu erforschen und zu verstehen, den Kampf der Beschützer und den Versuch dieser Gemeinschaft eine bessere Welt zu schaffen. Greifbarkeit der Gegenwart, Ungewissheit der Zukunft, verschiedene Bedrohungen und persönliche Überzeugungen verbinden sich zu einer Reise durch eine unbekannte und fremde Landschaft, in der eine stille Spannung zwischen den Portraitierten und dem Land besteht, wird die Frage um unsere Beziehung zur Welt gestellt.

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Norberto Fernández Soriano (*1988) ist in Spanien aufgewachsen und lebt heute in Grossbritannien. Er ist visueller Storyteller und Buchmacher. Die Fotografie nutzt er, um die Welt, in der er lebt zu erforschen und zu interpretieren. So schafft er eine Verbindung zwischen sozialen Themen und seinen eigenen (Lebens)fragen. Nach einem Studium in Chemiewissenschaften hat er sich mit Fotografie auseinandergesetzt und hat mit seinem wissenschaftlichen Hintergrund begonnen die narrativen Möglichkeiten des Mediums zu erforschen. Zurzeit macht er an der University of West of England in Bristol einen Master in Photography.

Aufgrund von COVID-19 ist das Datum der geplanten Ausstellung "Hythloday" in der Martin Parr Foundation in Bristol noch offen.

Miryam Abebe
Land.Liebe…
Im Graben, Wasserpflanze 2020 | aus der Serie "im Wasser" | © Daniela Nowitzki

Im Graben, Wasserpflanze 2020 | aus der Serie "im Wasser" | © Daniela Nowitzki

"Kunst ist für mich auch, mithilfe der Fotografie Geschichten ohne Worte zu initiieren."

Daniela Nowitzki

Im Fluss, Mummelblätter, 2019 | aus der Serie "im Wasser" |© Daniela Nowitzki

Im Fluss, Mummelblätter, 2019 | aus der Serie "im Wasser" |© Daniela Nowitzki

Es seien die kleinen Dinge, die zählen sollten. Man müsse nicht immer bis ans Ende der Welt reisen, um Schönes oder Spannendes zu entdecken. Das Reisenmüssen an möglichst viele Ort, so ihr Eindruck, eine aktuelle Weltanschauung und offenbar auch ein Muss für Kreative empfindet sie oft als sehr oberflächlich. Selbstverständlich ist sie nicht gegen das Reisen, um neue Erfahrungen zu sammeln und den Horizont zu erweitern.

Im Fluss, Wasserpflanze | aus der Serie "im Wasser" | © Daniela Nowitzki

Im Fluss, Wasserpflanze | aus der Serie "im Wasser" | © Daniela Nowitzki

Während ihren Spaziergängen mit ihrer Bergamasker Hirtenhündin Nora beobachtet sie die Wegränder, das Ufer von Bachläufen und entführt die Betrachter in die Stille der Natur – in eine poetische Idylle.

Am Fluss; Mädesüss und wilde Wicken | aus der Serie "Wild" | © Daniela Nowitzki

Am Fluss; Mädesüss und wilde Wicken | aus der Serie "Wild" | © Daniela Nowitzki

Seit letztem Sommer experimentiert Daniela Nowitzki mit Heil- und Wildpflanzen und stellt Anthotypien her. Die Anthotypie ist ein fotografisches Edeldruckverfahren, das auf der farblichen Veränderung von Pflanzenfarbstoffen unter Lichteinwirkung beruht. Das Wort Anthotyie stammt von anthos (griech.) = “Pflanze,Blüte” und typie = “drucken”.

Am Ufer; Ackerwinde, Mädesüss und Blutweiderich | aus der Serie "Wild" | © Daniela Nowitzki

Am Ufer; Ackerwinde, Mädesüss und Blutweiderich | aus der Serie "Wild" | © Daniela Nowitzki

Daniela Nowitzki (*1958) ist im Ruhrgebiet geboren und in Ludwigsburg aufgewachsen. Heute lebet und arbeitet sie in Langenburg (D). Seit 1984 unterrichtet sie als Dozentin für Fotografie an verschiedenen Bildungsinstitutionen. 1989 schloss sie ein Studium in Erziehungswissenschaften, Psychologie und Kunstpädagogik an der Universität Bielefeld ab. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Goethe-Institut Schwäbisch Hall, Forum in den Arkaden, Rathaus, Crailsheim und anderen) und zieren auch Plattencover des renommierten Labes ECM (Kenny Wheeler, Lee Konitz, Dave Holland, Bill Frisell: Angel Song, 1997, John Holloway: Johann Heinrich Schmelzer Unarum fidarum, 1999, Keith Jarrett: The Melody At Night With You, 1999, Thomas Larcher, Thomas Demenga, Erich Höbarth: Naunz, 2001).

Weitere Bilder sehen sie hier.

Geplante Ausstellungen
Galerie im Rudolf-Steiner-Haus, Stuttgart, 19. September - 24. November 2021
Am Wegrand. Galerie in der Spitalmühle, Schwäbisch Gmünd, April-Juni 2021
Am Fluss. Rathaus Fichtenau-Wildenstein, Frühjahr/Sommer 2022

Miryam Abebe
Terra incognita…
“IT WAS A BRIGHT COLD DAY IN APRIL, AND THE CLOCKS WERE STRIKING THIRTEEN.” | Berlin, Botanischer Gärten und Botanisches Museum | 2019 | © Grant Simon Rogers

“IT WAS A BRIGHT COLD DAY IN APRIL, AND THE CLOCKS WERE STRIKING THIRTEEN.” | Berlin, Botanischer Gärten und Botanisches Museum | 2019 | © Grant Simon Rogers

Grant Simon Rogers findet seine Sujets vor der Haustüre mitten in er Stadt. Das Stadtgewimmel hat ihn dazu gebracht neu zu schauen – genauer hinzuschauen. Diese neue Art zu sehen, hat ihm eine emotionale Erdverbundenheit geschenkt.

PORSTDOWN GREENS | Portsdown Hill, Hampshire, UK | © Grant Simon Rogers

PORSTDOWN GREENS | Portsdown Hill, Hampshire, UK | © Grant Simon Rogers

Vor der Haustüre war früher in London, heute in seiner Wahlheimat Berlin oder auch in Bonn, wo Freunde leben. Meistens in Stadtparks, Gärten und Grünflächen im urbanen Raum – Orte, die zu Balsam für die Seele werden. Er verzichtet bewusst auf Menschen und architektonische Elemente, die in Dialog mit der Flora treten könnten und ein komplett anderes Bild geben würden. Aufgrund dieser Entscheidung wird die kreative Komposition beschränkt, was die Faszination nicht mindert…

AN AUTHENTIC OCCURRENCE OF CIRCUMSTANCES | Volkspark Hasenheide, Berlin | © Grant Simon Rogers

AN AUTHENTIC OCCURRENCE OF CIRCUMSTANCES | Volkspark Hasenheide, Berlin | © Grant Simon Rogers

Während seinen Streifzügen durch die Strassen der Grossstadt entdeckt er immer wieder neue Stadtlandschaften, ohne Aussichten, aber immer wieder mit flüchtigen Einblicken in kleine urbane Oasen um die Ecke. Von Pflanzen habe er kaum Ahnung, er suche nach dem Licht, der Bewegung und der Form.

A TECHNICOLOR EROTIC DRAMA | © Grant Simon Rogers

A TECHNICOLOR EROTIC DRAMA | © Grant Simon Rogers

Grant Simon Rogers nützt eine Leica Q und hält gleichzeitig in der anderen Hand einen Blitz an einer Teleskopstange. Alle seine Bilder macht er im Tageslicht mit Blitz. Dadurch bekommen sie den Anschein von Nachtaufnahmen. Die Art und Weise der Aufnahme ist eine individuelle Interpretation der Kinotechnik des zwanzigsten Jahrhunderts, auch bekannt als "day for night"* oder "american night".

THE SHAPE OF WIND THROUGH LEAVES & SQUEAKY TOY | London Brockwell Park 2017 | © Grant Simon Rogers

THE SHAPE OF WIND THROUGH LEAVES & SQUEAKY TOY | London Brockwell Park 2017 | © Grant Simon Rogers

Grant Simon Rogers ist in Grossbritannien geboren und aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet er als bildender Künstler und Künstlerpädagoge in Berlin. Seit er das Portsmouth College of Art and Design verlassen hat, beschäftigt er sich insbesondere mit Malerei und Illustration, Zeichnen, Stickereien und Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Seit 2010 liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit auf Fotografie. Seit 2012 arbeitet er an seinem Langzeitprojekt "Terra incognita". Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt (Photofusion London Open, Shutter Hub Open, London und Amsterdam, Bath Photography Festival, The Gallery at Home).

Weitere Bilder sehen sie hier.

*Bei klassischen DayForNight Aufnahmen benutzt man das Sonnenlicht quasi als Mondlicht. Durch Farbfilter und Unterbelichtung oder durch spätere Nachbearbeitung wird es je nach Wunsch in Farbe, Helligkeit und Kontrast angepasst. (Danke Grischa Schmitz für die kurze, knackige Erklärung von “day for night”)

Miryam Abebe