Flora Neocomensis…
"Das Anlegen eines Herbariums erscheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt umso sinnvoller, als die Flora subtilen oder kritischen Veränderungen unterworfen ist, Folgen des Klimawandels und des menschlichen Handelns vor Ort. Eine solche Dokumentation bedeutet zweierlei: die Gelegenheit einer Bestandesaufnahme für die Gegenwart und die Schaffung eines Archivs für die Zukunft."
Olga Cafiero
Für die 3. Enquête photographique neuchâteloise[1] hat Olga Cafiero die Flora des Kantons Neuchâtel inventarisiert und sich auf die Spuren von Jean-Jacques Rousseau[2] gemacht. Sie hat ihre Erhebung in verschiedene Kapitel aufgeteilt: Der Index, die Abwesenden, die Eingeschleppten, die Gewöhnlichen, die Geschützten, die Landschaften und die Spaziergänge. Für jedes dieser Kapitel hat sie eine andere Technik verwendet. Danaé Panchaud beschreibt in ihrem Text die fotografische Vermessung und macht immer wieder den Hinweis zu den Parallelen zu Jean Jacques Rousseau.
"Die Relevanz dieser Methoden liegt in ihrer Fähigkeit, uns Zugang zu einer einzigartigen und überraschenden Sichtweise und Kenntnis der Welt zu verschaffen, die unerwartete Verflechtungen zwischen verschiedenen Bildern, Geschichten, Disziplinen und Epochen begünstigen."
Danaé Panchaud
Thierry Béguin nennt die Enquête von Olga Cafiero als eine Art Arche Noah und vergleicht sie mit den Bibliotheken, die Marguerite Yourcenar als Vorratskammern für den Winter des Geistes nennt. "Das Herbarium von Olga Cafiero bereichert die Vorratskammer der Bibliothèque de la Ville de La Chaux-de-Fonds in Hinblick auf den Winter, der uns nach der Klimaerwärmung bevorstehen könnte – manche Wissenschaftler sagen sogar eine Eiszeit voraus! Unser gemeinnütziger Speicher würde damit zu einer neuen Arche Noah."
Olga Cafiero (*1982) ist in Como geboren und aufgewachsen und lebt heute in Lausanne. Nach einem Bachelor und einem Master in Fotografie an der ECAL (Écale cantonale d'art de Lausanne) studierte sie Kunstgeschichte in Lausanne. Ihre Arbeiten werden seit 2008 in Ausstellungen (Photoforum Pasquart, Biel, Verzasca Foto Festival, Galleria Carla Sozzani, Bond Street Gallery, New-York) präsentiert und Magazinen (Foam Magazine, Beaux Arts Magazine) veröffentlicht und ausgezeichnet (Foam Talent, Hyères Festival de Mode et de Photography, BFF-Förderpreis, Swiss Design Award).
Die Texte im Buch sind von Danaé Panchaud (Direktorin des Photoforum Pasquart), Thierry Béguin (Ehemaliger Generalstaatsanwalt und Regierungsrat), Pierre-Emmanuel du Pasquier (Botaniker, Université de Neuchâtel) und Timothée Léchot (Literaturhistoriker, Université de Neuchâtel und der Universität des Saarlandes).
Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.
Die Ausstellung "Flora Neoocomensis" ist bis 27. September 2020 im Musée d'art et d'histoire in Neuchâtel zu sehen.
"Flora Neocomensis" kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden. ISBN 978-3-85881-683-2
[1] 2013 lancierte die Stadtbibliothek La Chaux-de-Fonds die Enquête photographique neuchâteloise. Dabei handelt es sich um ein Projekt, bei dem die Institution aufgrund ihres kantonalen Auftrags alle zwei Jahre einen Fotografen/eine Fotografin mit der Durchführung einer fotografischen Bestandsaufnahme beauftragt. Dieser Ansatz, an dem die schweizerische Institution zur Erhaltung der Fotografie beteiligt ist, fördert sowohl das fotografische Schaffen als auch den schrittweisen Aufbau eines kantonalen fotografischen Erbes. Ein Lenkungsausschuss und eine Jury, die von der Leitung der Bibliothèque de la Volle ernannt werden, entscheiden über das Projekt, das auf der Grundlage eines Wettbewerbs ausgewählt wird.
[2] Jean-Jacques Rousseau (* 28. Juni 1712 in Genève, † 2. Juli 1778 in Ermenonville bei Paris) war einer der wichtigsten französischen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts. Rousseaus Werk steht zwischen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts und der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts. Besonders durch seine Betonung der Willensfreiheit übte er starken Einfluss auf die Psychoanalyse und Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts aus. Seine Erziehungstheorie führte zur Herausbildung toleranter und psychologisch orientierter Methoden der Kindererziehung. Diese regten den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi an. Seine Romane "Die neue Heloise" und "Bekenntnisse" übten starken Einfluss auf die französische Literatur der Romantik sowie auf die Schriftsteller Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller aus. Seine politischen Theorien wirkten besonders auf Immanuel Kant.