Krieg ohne Ende - Das Drama der Mutter Hoang The und ihrer Kinder
Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Tran Thi Ty (Tochter, 39) mit ihrer Trainingsmaschine. | © Roland Schmid

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Tran Thi Ty (Tochter, 39) mit ihrer Trainingsmaschine. | © Roland Schmid

Mutter Hoang The lebt in einem sumpfigen Aussenquartier von Da Nang, zusammen mit ihren beiden erwachsenen Kindern. Ihr Mann, Tran Ran, starb an den Folgen von Agent Orange. Im Krieg war er als Meldeläufer des Widerstandes oft mit diesem hochgiftigen dioxinhaltigen Entlaubungsmittel in Berührung gekommen. Das Herbizid wurde zusammen mit andern Pflanzengiften von den USA über Wäldern und Reisfeldern versprüht.

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Tran Thi Ty (Tochter, 39) mit ihrer Trainingsmaschine. | © Roland Schmid

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Tran Thi Ty (Tochter, 39) mit ihrer Trainingsmaschine. | © Roland Schmid

Während des Vietnamkrieges lag in der Nähe die Grenze zwischen dem kommunistischen Norden und dem amerikanisierten Süden. Da Nang, die heutige Millionenstadt im tropischen Zentralvietnam, war eine der wichtigsten Basen der US-Armee. Hier befand sich ihr grösster Luftwaffenstützpunkt.

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Hoang Thi The und Tran Duc Ngia (Sohn, 33). | © Roland Schmid

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Hoang Thi The und Tran Duc Ngia (Sohn, 33). | © Roland Schmid

Die beiden Töchter von Hoang The sind schwer körperlich und geistig behindert, beide sind Dioxinopfer. Das Haus mit seinem Wellblechdach ist heruntergekommen, die Räume sind dunkel und feucht. An den Betonwänden zeigen schmutzige Streifen den Wasserstand der letzten Überschwemmungen. Siebenmal mussten die Bewohner schon vorübergehend ausziehen, um nicht im eigenen Bett zu ertrinken.

Tochter Tran Thi Nga, dreiunddreissig Jahre alt, kann sich mit einer Art klapprigem Rollator und mit Mutters Hilfe mühsamst noch etwas fortbewegen. Auf diesem vorsintflutlichen Gerät kämpft sie sich unter grosser Anstrengung durch tägliche Bewegungstherapien. Seit ihrer Geburt wird sie von einem Stützkorsett aufrecht gehalten. Bis sie neun war, konnte sie noch ein paar Schritte gehen. Ihre Mutter ist seit Jahrzehnten am Limit. Manchmal stürze ihre Tochter, sagt sie. Tran Thi Nga ist übergewichtig. «Alleine schaffe ich es nicht, sie hochzuheben, und muss Nachbarn holen.»

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Hoang Thi The und Tran Thi Ty (Tochter, 39). | © Roland Schmid

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Hoang Thi The und Tran Thi Ty (Tochter, 39). | © Roland Schmid

Jeden Morgen um halb sechs steht die alte Frau auf. Zuerst bringt sie ihren Sohn zur Toilette, dann ihre Tochter. «Am schlimmsten sind die Nächte», erzählt Mutter The. «Die Kinder können oft nicht schlafen. Da mein Sohn sich nicht bewegen kann, muss ich ihn regelmässig umlagern, damit er nicht wundliegt. Manchmal kann ich vier Nächte hintereinander nicht schlafen.»

Hoang The setzt sich in einem kleinen, düsteren Nebenraum auf eine Holzpritsche. Dort liegt ihr Sohn Tran Duc Nghia, fünfunddreissig Jahre alt, gekrümmt, völlig regungslos, gelähmt. Eine kurze Zeit konnte er noch zur Schule, bis die Lehrer ihn von Klassenzimmer zu Klassenzimmer tragen mussten. Auch mentale Schäden stellten sich ein. Seit fast zwei Jahrzehnten hat er das Bett nicht mehr verlassen können. Verloren hat Nghia auch sein Gehör und seine Sprache. Die Ärzte befürchten, dass seiner Schwester dasselbe Schicksal droht. Auch sie durfte einst zur Schule – bis auch sie aufgeben musste.

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Tran Duc Ngia (Sohn, 33). | © Roland Schmid

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Tran Duc Ngia (Sohn, 33). | © Roland Schmid

Nachdem ihr Mann aus vierjähriger Kriegsgefangenschaft heimkehrte, habe er im Wasserwerk gearbeitet und gut verdient, erzählt die Mutter. «Ich konnte mir sogar goldene Ohrringe kaufen. Doch dann wurden unsere Kinder krank. Wir fuhren zur Behandlung immer wieder ins weit entfernte Saigon. Um die Rechnungen bezahlen zu können, mussten wir alles verkaufen: den Schmuck, das Haus, das Land.»

Geblieben ist ein Leben in grosser Armut. Es reicht nicht einmal für eine ausgewogene Ernährung und für Medikamente. Und geblieben sind Kinder, die nicht gesund geworden sind.

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Hoang Thi The (Mutter) | © Roland Schmid

Da Nang 07.12.2013 - Familie mit Agent Orange-Opfern: Hoang Thi The (Mutter) | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Krieg ohne Ende - Blindgänger: Leben mit der Bombe
Tan Hiep 10.3.2015 - Hoang Xuan Phuong (56) hat bei Arbeiten im Feld eine Hand verloren, als er einen Blindgänger zur Explosion brachte. | © Roland Schmid

Tan Hiep 10.3.2015 - Hoang Xuan Phuong (56) hat bei Arbeiten im Feld eine Hand verloren, als er einen Blindgänger zur Explosion brachte. | © Roland Schmid

Im Dorf Tantuong in der Provinz Quang Tri geht es an diesem Morgen hektisch zu. Strassen werden gesperrt, Zündkabel verlegt, Sprengstoffpakete deponiert, Nachbarn per Megaphon gewarnt. Auslöser ist ein Fund, den Stunden zuvor der Bauer Nguyen Van Ky gemacht hat, als er hinter dem Haus eine Kuh anbindet. «Da lag eine Streubombe halb vergraben im Boden», erzählt er. Es ist nicht das erste Mal. «Aber es ist jedes Mal ein Schock. Ich rief sofort die Hotline des Project Renew an.»

Dong Ha 10.03.2015 - Dokumentationszentrum des Project Renew, einer Organisation für die Räumung von Blindgängern. Gemälde eines Bombers mit entschärften Blindgängern (Streubomben und Bomben). | © Roland Schmid

Dong Ha 10.03.2015 - Dokumentationszentrum des Project Renew, einer Organisation für die Räumung von Blindgängern. Gemälde eines Bombers mit entschärften Blindgängern (Streubomben und Bomben). | © Roland Schmid

Zu den gefährlichen Spätfolgen des US-Vietnamkrieges gehören Hunderttausende von Blindgängern. Am schlimmsten ist es in der zentralvietnamesischen Provinz Quang Tri, wo einst die provisorische Grenze zwischen dem «kommunistischen» Norden und dem von den USA unterstützten «kapitalistischen» Süden lag.

Dong Ha 10.03.2015 - Dokumentationszentrum des Project Renew, einer Organisation für die Räumungvon Blindgängern. Demonstration eines Fundortes mit einem Blindgänger. Uxo (Unexploted ordonance). | © Roland Schmid

Dong Ha 10.03.2015 - Dokumentationszentrum des Project Renew, einer Organisation für die Räumungvon Blindgängern. Demonstration eines Fundortes mit einem Blindgänger. Uxo (Unexploted ordonance). | © Roland Schmid

Das Project Renew ist eine hauptsächlich von Norwegen und den USA finanzierte Nichtregierungsorganisation. In der Provinz Quang Tri entschärft und vernichtet sie Blindgänger, unterstützt Opfer und erteilt Kindern Präventionslektionen. So wie an diesem Tag auch im Nachbardorf Cam Tuyen. Die zehnjährige Kieu, ein schüchternes Mädchen in der blauweissen Schuluniform, gesteht, sie habe wegen der Blindgänger auf ihrem Schulweg manchmal Angst. Etwa ein Drittel der Klasse hat schon einmal gesehen, wie das Renew-Team Blindgänger zur Explosion bringt. Auf keinen Fall berühren, Abstand halten und sofort die Renew-Hotline anrufen.

Tan Phu 11.03.2015 - Nguyen Juan Tuan. Ein Blindgänger (Cluster Bombe) riss ihm hier in der Pfefferplantage seiner Familie 2002 eine Hand ab, als er nach Kriegsschrott grub. Das Dorf liegt auf dem Gelände des ehemaligen Camp Carroll der US Army. | ©…

Tan Phu 11.03.2015 - Nguyen Juan Tuan. Ein Blindgänger (Cluster Bombe) riss ihm hier in der Pfefferplantage seiner Familie 2002 eine Hand ab, als er nach Kriegsschrott grub. Das Dorf liegt auf dem Gelände des ehemaligen Camp Carroll der US Army. | © Roland Schmid

Quang Tri war die am schlimmsten umkämpfte Gegend und eine der am schwersten bombardierten Regionen der Geschichte. Die Provinz glich einer Mondlandschaft. Sie wurde mit Millionen Tonnen von Bomben, Landminen, Granaten und anderen Waffen terrorisiert. Etwa zehn Prozent davon sind nicht explodiert. Seit Kriegsende verletzten oder töteten Blindgänger allein in der Provinz Quang Tri fast 8000 Menschen. Etwa ein Drittel der Blindgängeropfer von Quang Tri sind Kinder.

Hanoi 03.03.2015 - Überreste eines im Vietnamkrieg abgeschossenen B-52 Bombers im Huu Tiep See. | © Roland Schmid

Hanoi 03.03.2015 - Überreste eines im Vietnamkrieg abgeschossenen B-52 Bombers im Huu Tiep See. | © Roland Schmid

Ngo Xuan Hien ist leitendes Teammitglied des Project Renew. Er weist auf eine weitere Konsequenz der Zeitbomben hin, die hier im Boden ticken: «Unsere Studien zeigen, dass es zwischen Blindgängern und Armut einen klaren Zusammenhang gibt.» Vier Fünftel der Menschen in Quang Tri leben von der Landwirtschaft. Wegen der Blindgänger können die Bauern nicht ihr ganzes Land bebauen. Die meisten haben deswegen nicht genug zum Leben. Nach dem Krieg waren achtzig Prozent der Provinz mit Blindgängern verseucht, eine Provinz, die flächenmässig etwa einem Zehntel der Schweiz entspricht. Heute ist laut Renew insgesamt noch ein Gebiet mit Blindgängern kontaminiert, das etwa zweimal so gross ist wie die Stadt Basel.

Tan Tuong 10.3.2015 - Mitarbeiter der Organisation Renew vernichten Blindgänger. Auf dem Gelände des Bauern Nguyen Van Ky wird eine Clusterbombe, eine Minenwerfgranate und der 37mm Flugabwehrgeschosse (letztere der NVA) zur Explosion gebracht. | © R…

Tan Tuong 10.3.2015 - Mitarbeiter der Organisation Renew vernichten Blindgänger. Auf dem Gelände des Bauern Nguyen Van Ky wird eine Clusterbombe, eine Minenwerfgranate und der 37mm Flugabwehrgeschosse (letztere der NVA) zur Explosion gebracht. | © Roland Schmid

Ganz ungefährlich wird es hier wohl nie, wie Renew-Mitgründer und US-Kriegsveteran Chuck Searcy sagt. «Es ist traurig, aber die Äcker hier werden nie hundertprozentig sicher sein. Ich kenne Fälle, wo ein Bauer jahrzehntelang sein Feld pflügte. Eines Tages, in einem Augenblick und völlig unerwartet, explodiert auf demselben Feld eine Bombe, die ihn tötet oder ihn ein Auge, eine Hand, einen Arm oder ein Bein kostet.»

Tan Phu 12.03.2015 - Project Renew. Unschädlich machen von Blindgängern aus dem Vietnamkrieg. Eine amerikanische Clusterbombe wird in die Luft gejagt. | © Roland Schmid

Tan Phu 12.03.2015 - Project Renew. Unschädlich machen von Blindgängern aus dem Vietnamkrieg. Eine amerikanische Clusterbombe wird in die Luft gejagt. | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Krieg ohne Ende - Der amerikanische Krieg in Vietnam...

… beginnt mit einer Lüge…

Khe Sanh 11.03.2015 - Landschaft bei Khe Sanh, ehemaliges Schlachtfeld. Auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 z…

Khe Sanh 11.03.2015 - Landschaft bei Khe Sanh, ehemaliges Schlachtfeld. Auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

In der Bucht von Tonkin vor der Küste Nordvietnams werden am 2. und 4. August 1964 zwei US-amerikanische Kriegsschiffe, die «Maddox» und «Turner Joy», angeblich von nordvietnamesischen Schnellbooten beschossen. Die USA behaupten, ihre Schiffe hätten sich auf einer Beobachtungsmission in internationalen Gewässern befunden. Washington begründet damit die Bombardierung erster Ziele den Luftkrieg gegen Nordvietnam.

Khe Sanh 11.03.2015 - Bei Nguyen Phuc. Er handelt mit Kriegsschrott. Die Suche danach fordert immer neue Opfer. | © Roland Schmid

Khe Sanh 11.03.2015 - Bei Nguyen Phuc. Er handelt mit Kriegsschrott. Die Suche danach fordert immer neue Opfer. | © Roland Schmid

In der Folge segnet der US-Kongress die sogenannte Tonkin-Resolution ab. Sie erteilt Präsident Lyndon B. Johnson eine Blankovollmacht. und gibt ihm quasi freie Hand, Militäraktionen in Südostasien durchzuführen.

Khe Sanh 11.03.2015 - US Transportflugzeug Hercules C-130 auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen…

Khe Sanh 11.03.2015 - US Transportflugzeug Hercules C-130 auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Die Tonkin-Resolution wird von Johnson als Ersatz für die nicht erfolgte Kriegserklärung benutzt und rechtfertigt damit die Eskalation des Vietnamkrieges. Washington startet zur Vergeltung der angeblichen Angriffe auf ihre Schiffe die Operation «Pierce Arrow». In über sechzig Bomberangriffen gegen vier Stützpunkte und ein Öldepot werden fünfundzwanzig Torpedoboote zerstört und das Öldepot fast komplett vernichtet. Mit diesem «Vergeltungsschlag» beginnt eine massive Ausweitung des amerikanischen militärischen Engagements.

Khe Sanh 11.03.2015 - Schlachtendenkmal. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps u…

Khe Sanh 11.03.2015 - Schlachtendenkmal. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Erst vier Jahre später bringt eine Untersuchung des aussenpolitischen Ausschusses des US-Senats ans Licht, dass Präsident Johnson sich mit «ungeheuerlichen verlogenen Behauptungen», die von seinen Geheimdiensten gestützt wurden, die Ermächtigung des Kongresses zu den Luftangriffen quasi erschlichen hat. Die Wahrheit: Die US-Kreuzer sind in einer Spionagemission unterwegs und haben den Auftrag, für die geplanten Luftangriffe die elektronischen Systeme und Radaranlagen Nordvietnams zu stimulieren, um sie orten zu können. Dazu dringen sie in die nordvietnamesische Drei-Meilen-Hoheitszone ein. Keines der US-Kriegsschiffe wird von nordvietnamesischen Torpedos getroffen. Der ehemalige Kongressabgeordnete George McGovern: «Wir wissen heute, dass eine solche Aggression nie stattgefunden hat. (…) Wir erfuhren später (…), dass keines der Schiffe beschädigt worden war.»

Khe Sanh 11.03.2015 - US Panzer und Tourist auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9…

Khe Sanh 11.03.2015 - US Panzer und Tourist auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Von 1964 bis August 1973 setzten die USA und ihre Verbündeten in Vietnam, Laos und Kambodscha insgesamt 7,662 Millionen Tonnen Bomben, Artilleriegranaten und andere Kampfmittel ein. So steht es in einer Studie der Universität von Kalifornien, Berkeley. Das sind ein paar hunderttausend Tonnen mehr als auf allen Schauplätzen des gesamten Zweiten Weltkrieges zusammen. Bereits nach zwei Jahren Luftkrieg, zwischen 1964 und 1966, sind 860’000 Tonnen Bomben allein auf Nordvietnam niedergegangen. Vietnam gilt laut der Berkeley-Studie als das am stärksten bombardierte Land der Geschichte.

Khe Sanh 11.03.2015 - Khe Sanh Schlachtmuseum, Ausweis eines amerikanischen Soldaten. Auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum …

Khe Sanh 11.03.2015 - Khe Sanh Schlachtmuseum, Ausweis eines amerikanischen Soldaten. Auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Wie viele Menschenleben der Vietnamkrieg kostete, darüber gibt es nur Schätzungen. Sie gehen bis vier Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen. Demnach starben im Vietnamkrieg etwa viermal so viele Zivilisten wie Soldaten. Das US-Militär registrierte seit dem 8. Juni 1956 bis zum Kriegsende 1975 exakt 58 220 tote US-Bürger(innen). Die mit den USA und Südvietnam verbündeten Truppen verloren zusammen 5.264 Soldaten, über 4.000 davon aus Südkorea.

Khe Sanh 11.03.2015 - Bei Nguyen Phuc. Er handelt mit Kriegsschrott. Die Suche danach fordert immer neue Opfer. Hier Überreste von Gewehren. | © Roland Schmid

Khe Sanh 11.03.2015 - Bei Nguyen Phuc. Er handelt mit Kriegsschrott. Die Suche danach fordert immer neue Opfer. Hier Überreste von Gewehren. | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Krieg ohne Ende - «Nebel», der aus dem Flugzeug kam
Pham Phi Kim Thoa, 27 Jahre alt, und ihre Mutter Nguyen Thi Gai in Hanoi. Der Vater der behinderten Tochter war im Krieg an der laotischen Grenze während acht Jahren immer wieder Agent-Orange-Attacken ausgesetzt. 1999 | © Roland Schmid

Pham Phi Kim Thoa, 27 Jahre alt, und ihre Mutter Nguyen Thi Gai in Hanoi. Der Vater der behinderten Tochter war im Krieg an der laotischen Grenze während acht Jahren immer wieder Agent-Orange-Attacken ausgesetzt. 1999 | © Roland Schmid

«Als Kind sah ich, wie Flugzeuge eine Art Nebel versprühten.» Nguyen Bong, hager und kränklich, erzählt von seinen frühen Kriegserlebnissen, die später für die Tragödie seines Lebens sorgen werden. Betroffene, die den Herbizidregen am eigenen Leib erfuhren, beschrieben einen Geruch «wie eine reife Guava», andere sahen ihn in der Luft hängen «wie Nebel», reden von einem «Puderstreifen» oder davon, dass es wie «gemahlener Kalkstein» ausgesehen habe. Eigentlich zu poetische Beschreibungen für das Ungeheuerliche, das später folgte.

Im Thanh-Xuan-Friedensdorf in Hanoi finden behinderte Kinder eine medizinische und soziale Rehabilitation. Die meisten behinderten Menschen leben jedoch in verarmten Familien. 1999 | © Roland Schmid

Im Thanh-Xuan-Friedensdorf in Hanoi finden behinderte Kinder eine medizinische und soziale Rehabilitation. Die meisten behinderten Menschen leben jedoch in verarmten Familien. 1999 | © Roland Schmid

Wir sind im Dorf Tan Hiep, in der Provinz Quang Tri. Nguyen Bong, geboren 1962, Tagelöhner, erzählt, wie rund um das Dorf gekämpft wurde, wie er manchmal mithelfen musste, gefallene Amerikaner wegzutragen. Sein Dorf war ein sogenanntes Wehrdorf. «Wir lebten mehr oder weniger eingeschlossen. Nachts gingen wir heimlich raus und holten im Fluss die Fische, die als Folge des Sprühnebels zu Hunderten tot auf der Oberfläche trieben. Zu Hause assen wir sie.» So gelangte das Gift in Nguyen Bongs Organismus.

Im Rehabilitationszentrum für behinderte Kinder in Thuy An bei Hanoi. "Das Ministerium für Arbeit, Kriegsinvalide und soziale Angelegenheiten" hat dem Haus eine Bombenhülse aus dem Krieg geschenkt. Sie dient als Pausengong. 1999 | © Roland Schmid

Im Rehabilitationszentrum für behinderte Kinder in Thuy An bei Hanoi. "Das Ministerium für Arbeit, Kriegsinvalide und soziale Angelegenheiten" hat dem Haus eine Bombenhülse aus dem Krieg geschenkt. Sie dient als Pausengong. 1999 | © Roland Schmid

Die Regierungen der USA und Südvietnams umzäunten damals Tausende von Dörfern mit Bambuspalisaden. Diese Wehrdörfer sollten die Südvietnamesen unter Kontrolle halten und vor nordvietnamesischen Angreifern beziehungsweise dem Einfluss der Befreiungsfront FNL schützen.

Schlafsaal im Rehabilitationszentrum für behinderte Kinder in Thuy An bei Hanoi. Hier werden auch die späten Opfer des Vietnamkrieges betreut - Kinder, deren Väter in herbizidbelasteten Gebieten kämpften. 1999 | © Roland Schmid

Schlafsaal im Rehabilitationszentrum für behinderte Kinder in Thuy An bei Hanoi. Hier werden auch die späten Opfer des Vietnamkrieges betreut - Kinder, deren Väter in herbizidbelasteten Gebieten kämpften. 1999 | © Roland Schmid

Nguyen Bong ist Vater zweier schwer cerebral gelähmter Töchter – die Folge der mit Agent Orange vergifteten Fische. Die zwei Kinder, beide über dreissig, liegen nebeneinander auf einer Pritsche. Ihre Sprache haben sie verloren. Die Mutter, Tran Gai, sitzt neben ihnen auf den Holzbrettern. Schwach und kaum fähig zu sprechen. Die jahrzehntelange Pflege der Kinder hat ihr die letzten Kräfte geraubt und sie herzkrank gemacht.

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Heute leben in Vietnam bereits drei Generationen mit Agent-Orange-bedingten Schäden. Über wie viele weitere Generationen sich die Erbschäden auswirken werden, weiss niemand. Pham Thanh Tien von der lokalen Opfervereinigung DAVA in Da Nang sagt: «Fast zwei Drittel der Agent-Orange-Kinder hier gehören zur ersten Generation; je knapp ein Viertel zur zweiten und dritten. Die Opfer der dritten Generation sind unter fünfzehn Jahre alt. Die meisten Betroffenen werden kaum älter als dreissig.»

Tan Hiep 10.3.2015 - Bei der Familie von Nguyen Van Bong (1962), seiner Frau Tran Thi Gai (1964) und seinen Töchtern Nguyen Thi Tai (1988, im grünen Hemd) und Nguyen Thi Tutet (1993, im rosa Hemd) Der Vater war während des Krieges Agent Orange ausge…

Tan Hiep 10.3.2015 - Bei der Familie von Nguyen Van Bong (1962), seiner Frau Tran Thi Gai (1964) und seinen Töchtern Nguyen Thi Tai (1988, im grünen Hemd) und Nguyen Thi Tutet (1993, im rosa Hemd) Der Vater war während des Krieges Agent Orange ausgesetzt, die beiden Töchter sind deshalb hirngeschädigt und voll pflegebedürftig. | © Roland Schmid

Wie viele Agent-Orange-Vergiftete genau es im ganzen Land gibt, weiss niemand. Erst jetzt beginnt Vietnam, die Betroffenen flächendeckend zu erfassen. Bis heute existieren lediglich Schätzungen. Wichtigste Quellen für Opferzahlen im südostasiatischen Staat sind die nationale Opfervereinigung VAVA und das Vietnamesische Rote Kreuz, das eng an den Staat gebunden ist.

In fast 20’000 Sprüheinsätzen kamen laut neueren Forschungen der Columbia-Universität New York zwischen 2,5 und mehr als vier Millionen Menschen mit dem Gift in direkte Berührung. Über 3000 Dörfer und Weiler wurden direkt besprüht. Das nationale Rote Kreuz sagt, im Land gebe es etwa eine Million Menschen, die wegen dieses Herbizides krank oder behindert seien, inbegriffen rund 150’000 Kinder, die seit Kriegsende 1975 behindert geboren worden seien. Überprüfbar sind diese Zahlen nicht. Die US-Regierung hält sie für «unrealistisch». Doch auch wenn es weit weniger Betroffene sein sollten: Die Geschichte ist und bleibt eine Tragödie, verbunden mit unermesslichem Leid.

Thoa, 14 Jahre alt, in einem Friedensdorf in Hanoi (Rehabilitationszentrum). Ihre Haut ist mit schwarzen Flecken uebersät. Ihr Vater kämpfte im Krieg in herbizidverseuchten Regionen. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens wurde Thoa von ihren Eltern ver…

Thoa, 14 Jahre alt, in einem Friedensdorf in Hanoi (Rehabilitationszentrum). Ihre Haut ist mit schwarzen Flecken uebersät. Ihr Vater kämpfte im Krieg in herbizidverseuchten Regionen. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens wurde Thoa von ihren Eltern versteckt. 1999 | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Krieg ohne Ende - Die Tunnel: Überleben als Maulwurf
Vietnam, Cu-Chi. At the Cu-Chi tunnels near Ho-Chi-Minh-City. A tourist guide points at the entrance of a tunnel system in which the communist resistance hid from the US Army. Today tourists from all over the world visit the tunnels. 04.05.1999 | © …

Vietnam, Cu-Chi. At the Cu-Chi tunnels near Ho-Chi-Minh-City. A tourist guide points at the entrance of a tunnel system in which the communist resistance hid from the US Army. Today tourists from all over the world visit the tunnels. 04.05.1999 | © Roland Schmid

Sie gehören zu den Attraktionen des vietnamesischen Kriegstourismus: unterirdische Tunnelsysteme, in denen sich im Krieg Kinder, Frauen und Männer vor den amerikanischen Bomben schützten.

Vinh Moc 8.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. | © Roland Schmid

Vinh Moc 8.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. | © Roland Schmid

Rund sieben Tonnen Bomben pro Einwohner sollen die USA in der Region des einst beschaulichen Dorfes Vinh Moc in der Provinz Quang Tri abgeworfen haben. Das Gebiet nahe der entmilitarisierten Zone gilt als eines der am schwersten bombardierten der Kriegsgeschichte. «Es sah aus wie eine Mondlandschaft», sagt uns der US-Kriegsveteran Chuck Searcy. Um sich vor den tödlichen Geschossen zu schützen, verschwanden die Menschen buchstäblich unter der Erde. Mühsam gruben sie von Hand in geschätzten siebeneinhalb Millionen Arbeitstagen 114 Tunnel. Zwischen 1963 und 1968 entstand ein System von etwa vierzig Kilometern Länge, das auf drei Etagen bis acht Meter tief reichte. Da gab es kleine Läden, winzige Nebenhöhlen als Lazarett, Wohn- und Kommandohöhlen, Schulen … Es existierte in diesem menschlichen Maulwurfdorf eine komplette Infrastruktur. Mehrere Kinder wurden in den höchstens ein Meter siebzig hohen und äusserst engen Tunneln geboren. Als Besucher, gebückt und gebeugt, ausgerüstet mit einer Taschenlampe, fasst man es kaum, dass hier unten Menschen für Jahre leben konnten. Die unterirdischen Gänge haben bis heute einen starken Symbolcharakter für die nationale Identität.

Vinh Moc 8.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. Sie sind heute als Museum zugänglich. Hier ein Museumsführer. | © Roland Schmid

Vinh Moc 8.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. Sie sind heute als Museum zugänglich. Hier ein Museumsführer. | © Roland Schmid

Noch grösser war das Tunnelsystem von Cu Chi, vierzig Kilometer nordwestlich von Ho-Chi-Minh-Stadt. Es soll länger als 200 Kilometer gewesen sein. Die Anfänge des Tunnelsystems reichen zurück in die 1940er Jahre, als sich die Unabhängigkeitsbewegung der Viet Minh gegen die französische Kolonialmacht erhob.

Vinh Moc 8.3.2015 - Modell der Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. | © Roland Schmid

Vinh Moc 8.3.2015 - Modell der Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. | © Roland Schmid

Als die Tunnel entdeckt wurden, erklärten die USA die Gegend von Cu Chi zur «Free fire»-Zone. Das war die Lizenz zum hemmungslosen Töten. In einer solchen Zone bewegten sich die US-Streitkräfte wie in einem rechtsfreien Raum. Es durfte erbarmungslos geschossen und niedergebrannt werden. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich im definierten Gebiet Zivilisten oder feindliche Truppen aufhielten.

Vinh Moc 8.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. Mit Schaufensterpuppen nachgestellte Geburtsszene | © Roland Schmid

Vinh Moc 8.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. Mit Schaufensterpuppen nachgestellte Geburtsszene | © Roland Schmid

Auch in Cu Chi können Besucher einige wenige noch existierende Gänge begehen.

Wieder an der frischen Luft, geraten die Touristen unausweichlich in die Souvenirshops. Neben Büchern und Videos fällt eine Kriegsmaschinerie en miniature auf: amerikanische Panzer, Kampfhubschrauber und Kanonen als Spielzeuge – kunstvoll gefertigt aus Colabüchsen. Wer noch nicht genug hat, greift jetzt zum Gehörschutz, zu einer AK-47, einer M16 oder einer anderen Original-Kriegswaffe von damals. Für einen Dollar pro Schuss darf auf blecherne Tiere geschossen werden. Eine ältere Lady und ein junges Pärchen aus den USA, einige Koreaner und Erich, ein Tourist aus Salzburg, gehören am Tag unseres Besuches zu dieser Vietnamkriegs-Schützengesellschaft. «Irgendwie ein komisches Gefühl», ausgerechnet in Cu Chi zu schiessen, «wo doch so viele Menschen gestorben sind», sagt der Mann aus Österreich. Er drückt ein weiteres Mal ab.

Vinh Moc 9.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. | © Roland Schmid

Vinh Moc 9.3.2015 - Tunnels für den Zivilschutz im Vietnamkrieg. | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Krieg ohne Ende - Agent-Orange-Opfer in Armut
Phan Thi Cuc in Huong Xuan bei Hue. Sie ist die Mutter von Nguyen Huu An und Nguyen Thi Thanh Tuyen. Die beiden Kinder wurden mit schweren Missbildungen geboren. Ihr Vater lebte lange in der Agent-Orange-vergifteten Provinz Song Be. 1999 | © Roland …

Phan Thi Cuc in Huong Xuan bei Hue. Sie ist die Mutter von Nguyen Huu An und Nguyen Thi Thanh Tuyen. Die beiden Kinder wurden mit schweren Missbildungen geboren. Ihr Vater lebte lange in der Agent-Orange-vergifteten Provinz Song Be. 1999 | © Roland Schmid

In fast zwei Dritteln der betroffenen Familien müssen die Eltern rund um die Uhr für ihre behinderten Kinder da sein. Das verunmöglicht einen Verdienst. Deshalb werden betroffene Familien immer ärmer. Etwa vierzig Prozent aller Herbizidopfer leben unter der Armutsgrenze.

Fischteich im Tal von A Luoi. Das Dioxin, das im Entlaubungsmittel Agent Orange enthalten war, iost in die Nahrungskette gelangt. Es gelangt zum Beispiel via Fische in den menschlichen Organismus. 1999 | © Roland Schmid

Fischteich im Tal von A Luoi. Das Dioxin, das im Entlaubungsmittel Agent Orange enthalten war, iost in die Nahrungskette gelangt. Es gelangt zum Beispiel via Fische in den menschlichen Organismus. 1999 | © Roland Schmid

Wird ein behindertes Kind geboren, denken Eltern zuweilen: Nächstes Mal wird es bestimmt ein gesundes Baby geben. Ist jedoch das Erbgut durch Dioxin geschädigt oder das Dioxin noch immer im Organismus der Mutter, besteht die Gefahr, dass auch das nächste Kind Missbildungen haben wird.

Nguyen Huu An (l.), 5 Jahre alt, und Nguyen Thi Thanh Tuyen, 3 Jahre alt, mit ihrer Mutter in Huong Xuan bei Hue. Der Vater lebte in der Agent-Orange-vergifteten Provinz Song Be. Als auch sein zweites Kind mit Missbildungen zur Welt kam, nahm er sic…

Nguyen Huu An (l.), 5 Jahre alt, und Nguyen Thi Thanh Tuyen, 3 Jahre alt, mit ihrer Mutter in Huong Xuan bei Hue. Der Vater lebte in der Agent-Orange-vergifteten Provinz Song Be. Als auch sein zweites Kind mit Missbildungen zur Welt kam, nahm er sich das Leben. April 1999 | © Roland Schmid

Vor Jahren besuchten wir im Weiler Huong Xuan im Distrikt Cam Lo in der Provinz Quang Tri die damals einunddreissigjährige Mutter Phan Cuc. In ihrem Distrikt lagen einst gleich zwei US-Militärbasen, Camp Carroll und Mai Loc. In dieser Gegend gibt es viele Familien, die zum Teil mehrere Kinder mit Behinderungen haben. So hat der Weiler, der genau zwischen den beiden ehemaligen Militärbasen liegt, den zweifelhaften Ruf als das Agent-Orange-Dorf.

Die Schwestern Le Thi Hoai Nhon, 13 Jahre alt (vorne), und Le Thi Hoa, 22 Jahre alt (mitte), in der Provinz Quang Tri. Sie leiden am Grebes-Syndrom, an viel zu kurzen Gliedern, und Polydaktylie. Der Vater kaempfte in Agent-Orange-verseuchtem Gebiet.…

Die Schwestern Le Thi Hoai Nhon, 13 Jahre alt (vorne), und Le Thi Hoa, 22 Jahre alt (mitte), in der Provinz Quang Tri. Sie leiden am Grebes-Syndrom, an viel zu kurzen Gliedern, und Polydaktylie. Der Vater kaempfte in Agent-Orange-verseuchtem Gebiet. 1999 | © Roland Schmid

Manche Dörfer hier wurden zwischen September 1966 und August 1967 bis zu sieben Mal besprüht – meist mit Agent Orange. Mutter Phan Cuc hielt bei unserem Besuch ihr Neugeborenes in den Armen, ihr erstes gesundes Kind. Neben ihr am Boden spielten ihre beiden anderen Kinder. Ihretwegen hatte sich ihr erster Mann umgebracht. Der Junge Nguyen Hu An (5) und seine Schwester Nguyen Thanh Tuyen, (3) leiden an schrecklichen Missbildungen. Das Mädchen hat einen langgezogenen, verkrümmten Kopf und grosse, herausquellende Augen. Auch der Kopf des stark sehbehinderten Bruders ist viel grösser als normal, die Augen stehen weit nach vorn. Beide Kinder sind schwer geistig behindert.

Im obersten Stockwerk des Tu-Du-Spitals von Ho-Chi-Minh-Stadt werden vor allem behinderte betreut, deren Eltern in herbizidverseuchten Regionen lebten. 1999 | © Roland Schmid

Im obersten Stockwerk des Tu-Du-Spitals von Ho-Chi-Minh-Stadt werden vor allem behinderte betreut, deren Eltern in herbizidverseuchten Regionen lebten. 1999 | © Roland Schmid

Das Gespräch gestaltete sich schwierig, die Frau antwortete nur in knappen Sätzen. «Nach der Geburt dieser zwei behinderten Kinder wurde mein Mann sehr traurig», sagte sie. Er habe ihren Anblick nicht mehr ertragen. Eines Tages habe er sich umgebracht. – Er trank eine Lösung aus Pflanzengift. Ausgerechnet. Der Mann hatte viele Jahre im Grenzgebiet zu Kambodscha gelebt, das massiv mit Agent Orange und anderen Pflanzenvernichtungsmitteln besprüht worden war.

In A So, Provinz Thua Thien, direkt an der Grenze zu Kambodscha, lag ein Luftwaffenstützpunkt. Hier wurde einst Agent Orange gelagert und in Sprayflugzeuge gefüllt. Im Bild einer der zahlreichen alten Bombenkrater, die als Fischteiche dienen. Vor ku…

In A So, Provinz Thua Thien, direkt an der Grenze zu Kambodscha, lag ein Luftwaffenstützpunkt. Hier wurde einst Agent Orange gelagert und in Sprayflugzeuge gefüllt. Im Bild einer der zahlreichen alten Bombenkrater, die als Fischteiche dienen. Vor kurzem wurde entdeckt, dass diese Fischteiche stark mit Dioxin verseucht sind. 1999 | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Galerienszene und Corona…
Romeo Vendrame, Waterway, 2014, from the series Choreography | Lambda Print between acrylic glass, 90 x 60 cm | Edition of 5

Romeo Vendrame, Waterway, 2014, from the series Choreography | Lambda Print between acrylic glass, 90 x 60 cm | Edition of 5

sichtbar.art wollte wissen was in der Galerienszene während der Coronazeit passiert und hat Fabian Walter ein paar Fragen gestellt. Fabian Walter ist Präsident des Verbandes Schweizer Galerien und Vorstandsmitglied des Verbandes Kunstmarkt Schweiz.

Was hat die Coronakrise bei den Galerien verändert?
Corona hat eigentlich keine neue Krise in der Galerienszene ausgelöst. Natürlich gibt es Galeristinnen und Galeristen, die noch mehr unter Druck geraten.  Das Galeriensterben hat bereits 2008 mit der Finanzkriese begonnen und hat sich 2012 mit der europäischen Schuldenkrise akzentuiert. Zwischen 2010 – 2018 gab es beim Verband Schweizer Galerien 50% Austritte, insbesondere aufgrund des Strukturwandels und der Globalisierung. Viele Galerien, die nach 2000 eröffnet wurden, überlebten/überleben ca. sieben Jahre. Vor allem nicht etablierte Galerien, ohne finanzielles Polster haben die Tore geschlossen. Die unzähligen Kunstmessen, instabile Finanzsituationen oder das Fehlen von Kunstschaffenden mit einem entsprechenden Markt haben die Situation verschärft. Diese Situation ist vor allem für kleinere Galerien und Primärgalerien problematisch. Aus Sicht der Kunstschaffenden ist es verständlich, wenn diese sich nach einer gewissen Bekanntheit einer grossen und international tätigen Galerie zuwenden.

Es braucht eine gute Portion Naivität heute eine Galerie zu eröffnen…

Luzia Simons, Stockage 132, 2012 | Scanogramm, C-Print, Diasec, 60 x 84 cm | Edition von 15 + 2 AP

Luzia Simons, Stockage 132, 2012 | Scanogramm, C-Print, Diasec, 60 x 84 cm | Edition von 15 + 2 AP

Wie viele Galeristinnen/Galeristen überlegen sich aufgrund der Coronakrise eine Schliessung?
Es wird einige geben, die wegen der Coronakrise aufhören oder aufgeben. Viele haben sich jedoch bereits vor dieser Krise Gedanken ums Aufhören gemacht. Es stellt sich die Frage, ob man weiter machen will und die vorhandenen Reserven aufbrauchen will, ob man überhaupt noch Lust hat viel Geld in die Kunst zu investieren. Eine wichtige Frage ist jedoch auch wie lange diese unsichere Zeit noch andauert – wie lange der Atem noch reicht.

Jerry Uelsmann, Untitled, 1980 | Gelatin silver print, 406 x 508 cm | Unikat

Jerry Uelsmann, Untitled, 1980 | Gelatin silver print, 406 x 508 cm | Unikat

Was läuft gerade im Kunstmarkt?
Auch im Kunstmarkt herrscht zur Zeit ein Lockdown – es läuft nichts. Auch die Frage des Dachverbandes welche Massnahmen des Bundesamtes für Kultur (BAK) und Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) den Galerien zu Gute kommen ist ungeklärt, insbesondere ist die Frage der Ausfallentschädigung nicht geklärt. Der Kunsthandel ist von diesen Massnahmen ausgenommen ausser der Anmeldung von Kurzarbeit und Beantragung von Krediten. Kunstschaffende können ihre Ausfälle beantragen, selbstverständlich nur, wenn sie ihre Aufwände belegen können, was schwierig sein wird.

Adrián Fernández Milanés, Untitled #47, 2014, from the series To be or to pretend | Pigmentjet Print, 100 x 67 cm | Edition of 7 + 2 AP

Adrián Fernández Milanés, Untitled #47, 2014, from the series To be or to pretend | Pigmentjet Print, 100 x 67 cm | Edition of 7 + 2 AP

Hat er sich verändert? Wird mehr gekauft?
Verändert hat sich der Markt nicht wirklich. Sammler gibt es kaum mehr welche, aber dies hat mit der Coronakrise nichts zu tun. Hier stellt sich grundsätzlich die Frage wie 30 – 50-Jährige angesprochen werden können, die sich Kunst leisten könnten.

Annelies Štrba, NYIMA 279, 2008 | Pigmentdruck auf Leinwand, bemalt, 20 x 29 cm | Unikat

Annelies Štrba, NYIMA 279, 2008 | Pigmentdruck auf Leinwand, bemalt, 20 x 29 cm | Unikat

Was machen die Galerien für ihre KünstlerInnen? In diesem Fall die Fabian & Claude Walter Galerie
Die Homepage wird aktualisiert. Es wurde zum Beispiel ein Shop integriert, der die Preise der Werke transparent zeigt – die Preise müssen nicht mehr angefragt werden. Die Galerie ist verstärkt in den social Media Kanälen aktiv und stellt eine App zur Visualisierung von Kunstwerken in den eigenen vier Wänden zur Verfügung. Ein Schritt zur weiteren Digitalisierung. 

Deborah Kelly, Spirit of the Hedgerow, 2017, aus der Serie Frøstrup Faerie | Collage, Pigment, Tinte, Farbstoff auf Garza-Baumwoll-Büttenpapier, 40,5 x 31 cm | Unikat

Deborah Kelly, Spirit of the Hedgerow, 2017, aus der Serie Frøstrup Faerie | Collage, Pigment, Tinte, Farbstoff auf Garza-Baumwoll-Büttenpapier, 40,5 x 31 cm | Unikat

Anmerkungen von sichtbar.art
Die Coronakrise unterstützt sicherlich eine Digitalisierung in der Galerienszene und im Kunstmarkt. Ob dies jedoch die eigentlich nächsten Generationen (Generation X und Y) von Sammlern anspricht ist die grosse Gretchenfrage. Oder braucht es unterschiedliche Konzepte für die verschiedenen Generationen? Braucht es wirklich spezielle Events, damit jüngere Menschen auf Kunst sensibilisiert werden können? Bringt diese Krise eine effektive "Gesundschrumpfung" in der Galerienszene? Was passiert mit den Kunstschaffenden, wenn es immer weniger Galeristinnen und Galeristen gibt, die sie fördern? Welche Wirkung hat die Globalisierung wirklich auf den Kunstmarkt? Diesen Fragen geht sichtbar.art nach und versucht sie zu beantworten… 

Fabian & Claude Walter Galerie
Die Galerie wurde von Fabian & Claude Walter am 20. März 1986 in Basel eröffnet. 2002 erfolgte der Umzug der Galerie von Basel nach Zürich ins Löwenbräu Kunstareal. Seit Anfang Januar 2013 ist die Galerie neu im Zentrum von Zürich, zwischen Kunsthaus und Bellevue, an der Rämistrasse 18 domiziliert. Das Programm bewegt sich im Spannungsfeld zwischen konzeptuell angelegter figurativer Kunst nach 1980 mit Fokus auf Fotografie und Malerei, sowie thematisch angelegten Ausstellungsprojekten, in denen bedeutende Kunstströmungen und Tendenzen nach 1960 aufgezeigt werden. Seit über 30 Jahren sind Fabian & Claude Walter als Berater für nationale und internationale Unternehmungen und Sammlungen tätig. Sie beraten diese bei Fragen der Integration von Kunst in bestehende oder neu zu errichtenden Bauten – realisieren und organisieren Kunst am Bau Projekte – und unterstützen ihre Kunden beim Aufbau, der Entwicklung und Verwaltung der Sammlungen. 

Verband Schweizer Galerien
1995 wurde der Verband mit dem Ziel gegründet, die Interessen der Galeristen und Galeristinnen in der Öffentlichkeit und bei Behörden besser vertreten zu können. Inzwischen ist er Mitglied der Schweizer Koalition für die Kulturelle Vielfalt, er ist dem Europäischen Dachverband F.E.A.G.A. und dem Welthandelsverband CINOA angeschlossen und hat im Januar 2015 zusammen mit dem Verband Schweizerischer Antiquare und Kunsthändler, mit dem Kunsthandelsverband der Schweiz und dem Verband Schweizer Auktionatoren von Kunst- und Kulturgut den Dachverband Kunstmarkt Schweiz gegründet. 

Verband Kunstmarkt Schweiz
Der Verband Kunstmarkt Schweiz (VKMS) als Dachorganisation der vier Kunsthandelsverbände (Galeristenverband, Antiquarenverband, Auktionatorenverband und Kunsthandelsverband) bezweckt die Wahrung der Interessen der Kunstmarktteilnehmer im Handel gegenüber Behörden, Verbänden, Privaten und Medien. Der VKMS setzt sich ein für einen Dialog in Politik und Recht, der sich den Besonderheiten des Kunstmarktes nicht verschliesst - er nimmt deshalb eine aktive Rolle in der Gestaltung der Kulturgesetzgebung und -politik ein. Zum Wohl der Schweiz als intakter Kunsthandelsplatz. Über die rein wirtschaftlichen Interessen hinaus ist es dem VKMS wichtig die kulturelle Bedeutung der Arbeit der Mitglieder der einzelnen Verbände hervorzuheben. Ein intakter Kunsthandel in allen Facetten ist noch immer treibende Kraft für einen vitalen Kulturstandort Schweiz: So ist dessen Expertise zentral für die Entdeckung und Förderung von Künstlern, für öffentlich zugängliche und Ausstellungen und Auftritte an Kunstmessen, für Kooperationen mit Museen und Kunsträumen, für die Herausgabe von Publikationen, einen Austausch mit Sammlern und schliesslich für die Betreuung von Nachlässen und Archiven.

Wenn Sie sich für eines der Bilder interessieren, melden Sie sich bitte hier.

Miryam Abebe
Krieg ohne Ende - Intro...
Tan Hiep 10.3.2015 - Bei der Familie von Nguyen Van Bong (1962), seiner Frau Tran Thi Gai (1964) und seinen Töchtern Nguyen Thi Tai (1988, im grünen Hemd) und Nguyen Thi Tutet (1993, im rosa Hemd) Der Vater war während des Krieges Agent Orange ausge…

Tan Hiep 10.3.2015 - Bei der Familie von Nguyen Van Bong (1962), seiner Frau Tran Thi Gai (1964) und seinen Töchtern Nguyen Thi Tai (1988, im grünen Hemd) und Nguyen Thi Tutet (1993, im rosa Hemd) Der Vater war während des Krieges Agent Orange ausgesetzt, die beiden Töchter sind deshalb hirngeschädigt und voll pflegebedürftig. | © Roland Schmid

Im amerikanischen Krieg in Vietnam (1954 – 1975) setzten die USA und ihre Verbündeten neben anderen Giften auch das dioxinhaltige Herbizid Agent Orange ein. So wurden Wälder entlaubt, der Gegner enttarnt und Nahrungsgrundlagen zerstört.

Dioxin ist eines der gefährlichsten Gifte. Es hat sich in Nahrungsketten festgesetzt und verändert das Erbgut des Menschen. Noch heute leiden in Vietnam Hunderttausende von Menschen an den Spätfolgen dieser Giftangriffe, noch werden Kinder mit schweren Missbildungen geboren.

Hanoi 18.11.2013 - Tango Tänzer beim Hoan Kiem See | © Roland Schmid

Hanoi 18.11.2013 - Tango Tänzer beim Hoan Kiem See | © Roland Schmid

Der Schweizer Autor Peter Jaeggi recherchierte 1999 und 2015 vor Ort, begleitet vom Fotografen Roland Schmid. Entstanden sind zwei Bücher. Vor allem aus dem letzten Buch, «Krieg ohne Ende», erschienen im Lenos-Verlag, stammen die Bilder und die Textauszüge dieser kleinen Serie.

Vietnam, Ho-Chi-Minh-City. Tu-Du-Hospital. Hundreds of preparations of born and unborn children are stored in a small room. Many of them originate from provinces which were attacked by Agent Orange during the war. 03. 05.1999 | © Roland Schmid

Vietnam, Ho-Chi-Minh-City. Tu-Du-Hospital. Hundreds of preparations of born and unborn children are stored in a small room. Many of them originate from provinces which were attacked by Agent Orange during the war. 03. 05.1999 | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4

Peter Jaeggi
Flachs Sugo Tandem – Geschichten aus dem Schrebergarten...
Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Das bei der edition clandestin erschienene Buch "Flachs Sugo Tandem" von Stephanie Elmer in Worten und Gabi Vogt in Bildern erzählt Geschichten aus Schrebergärten. Gerade in dieser speziellen Zeit, in der wir angehalten sind zu Hause zu bleiben, sind die Geschichten inspirierend und machen Lust den eignen Garten, den Schrebergarten, den Balkon oder ein Fensterbrett in eine grüne Oase zu verwandeln. Beim Lesen scheint man die Gespräche der Menschen zu hören und die Bilder lassen einen die Gerüche der Blumen, der im Topf zum Sugo kochenden Tomaten riechen.

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Zeig mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist.

Hebräisches Sprichwort

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Mit System, eins bis zwölf oder der Geschichte von Lea, Katrin und Martin flechtet Stephanie Elmer die zwölf Punkte zur Definition der Permakultur als System für eine nachhaltige Landwirtschaft und Lebensphilosophie vom Australier David Holmgren, der mit Bill Mollision als Begründer der Permakultur als System gilt ein.

1 Beobachte und handle. Wenn wir uns die Zeit nehmen, uns mit der Natur auseinanderzusetzten, können wir Lösungen finden, die auf die jeweilige Situation zugeschnitten sind.

3 Erwirtschafte einen Ertrag. Stelle sicher, dass das was du tust, auch tatsächlich dir selbst ein Stück zugutekommt.

7 Gestalte erst Muster, dann Details. Wenn wir einen Schritt zurücktreten, nehmen wir in Natur und Gesellschaft übergeordnete Muster wahr. Diese können zum Rückgrat unserer Entwürfe werden, die wir anschliessend Stück für Stück mit Details ausgestalten.

11 Schätze das Marginale und nutze Randzonen. Das Interessanteste geschieht an den Grenzen und Schnittstellen. Häufig sind dort die wertvollsten, vielfältigsten und produktivsten Elemente eines Systems.

12 Reagiere kreativ auf Veränderung. Wir können unvermeidliche Veränderungen positiv beeinflussen, wenn wir sie sorgfältig beobachten und zum richtigen Zeitpunkt eingreifen.

David Holmgren zur Definition der Permakultur als System für eine nachhaltige Landwirtschaft und Lebensphilosophie (Auszug)

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

In "Flachs Sugo Tandem" kommt auch der Stadtökologe Stefan Ineichen zu Wort und schreibt über die Hotspots der Biodiversität. Er beschreibt was für viele von uns Musik in den Ohren ist: "Innerhalb des städtischen Raums zählen Kleingartenareale zu den Hotspots der Biodiversität. Sie sind nicht nur weitgehend unversiegelt, sondern mit Teilflächen von wenigen hundert Quadratmetern noch feiner unterteilt und bestehen aus einer geradezu verwirrenden Vielfalt an unterschiedlichen Strukturen auf kleinstem Raum. Zierpflanzen und Gemüsebeete, Wiesen- und Rasenpartien, Beerensträucher und Obstbäume, Gartenhäuschen und Mäuerchen, Platten- und Kieswege, Schnittgutdeponien, Ast- und Komposthaufen, Hecken und krautsäume, Holzzäune und Kleingewässer bilden ein dichtes, vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Sturkturelemente, die einer Vielzahl von Tieren à la carte als Lebensräume oder Teillebensräume zur Verfügung stehen."

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Aus Flachs Sugo Tandem | © Gabi Vogt

Gabi Vogt (*1976) ist in Mellingen (AG) aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich. Nach einer Ausbildung als Dekorationsgestalterin studierte sie an der Hochschulde der Künste (ZHdK) Fotografie. Zwei Atelieraufenthalte führten sie nach Paris und Sinaia (RO). Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet (Swiss Photo Award, Winner in Fine Arts, Prix Jeune Création, Paris, Hasselblad Junior Award und anderen). Gabi Vogt ist Mitglied der Agentur 13 Photo.

Stephanie Elmer (*1983) ist im Kanton Glarus aufgewachsen und hat geschrieben bevor sie schreiben konnte… Sie hat in Luzern Kulturwissenschaften studiert und ist Co-Autorin des Glarner Alpenbuches und arbeitet heute als Redakteurin in Zürich. Sie pendelt zwischen ihrer Heimat dem Glarnerland und der Stadt Luzern, wo sie in Stadtnähe mit einem grossen wilden Garten lebt.

Der Verlag edition clandestin wurde 1989 von Judith Luks gegründet. Im Zentrum der Publikationstätigkeit des in Biel/Bienne, Schweiz, domizilierten Verlages stehen Kunstbücher, bibliophile Vorzugsausgaben und Kunstblätter. Vermehrt werden auch belletristische Werke in Kombination mit Fotos, Zeichnungen und Illustrationen ins Programm aufgenommen, Richtung Graphic Novel. edition clandestin ist Mitglied vom SBVV und von SWIPS (Swiss Independent Publishers), der Plattform der unabhängigen Schweizer Verlage.

Flachs Sugo Tandem - Geschichten aus dem Schrebergarten

Photography: Gabi Vogt
Text: Stephanie Elmer

Deutsche Erstausgabe
Hardcover gebunden
20.5 x 27 cm, 340 Seiten
Abbildungen 4-farbig

ISBN 978-3-905297-93-5

Bezugsquellen: edition clandestin, Flachs Sugo Tandem oder im Buchhandel

Miryam Abebe
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Wallstreet | © Filipa Peixeiro

Wallstreet | © Filipa Peixeiro

"Aussichten aus deiner Wohnung sind immer auch ein Stück Heimat. Den Blick aus dem Jugendzimmer, oder aus der ersten WG, der ersten eigenen Wohnung."

Filipa Peixeiro

Barclay Center | © Filipa Peixeiro

Barclay Center | © Filipa Peixeiro

Während ihren New York Aufenthalten wollte Filipa Peixeiro wissen was Bewohnerinnen und Bewohner aus ihren Appartements sehen. Mit der Neugierde und der Frage welche Teile des Innenlebens einer Wohnung etwas über ihre Bewohnerinnen und Bewohner sagen, ging sie los und durfte einige Blicke aus Fenstern von Appartements in ganz New York werfen.

Batterie Park | © Filipa Peixeiro

Batterie Park | © Filipa Peixeiro

Viele Menschen von damals leben längst in anderen Wohnungen, sind in andere Stadtteile oder Städte gezogen. Nur wenige von ihnen sind am gleichen Ort geblieben.

Plymouth Street | © Filipa Peixeiro

Plymouth Street | © Filipa Peixeiro

Hilft uns der Blick aus dem Küchenfenster den Duft der Gerichte, die jeden Tag gekocht werden wahrzunehmen oder zu erfahren, ob die Bewohnerin eine leidenschaftliche Köchin ist?

Manhattan 29th Floor | © Filipa Peixeiro

Manhattan 29th Floor | © Filipa Peixeiro

Ist es der Anwalt oder doch der Banker, der sich den Traum einer Wohnung in Manhatten erfüllt hat? Oder die Journalistin, die aus dem Fenster in die Ferne blickt, wenn sie wieder einmal eine Schreibblockade hat?

173 Columbia Heights | © Filipa Peixeiro

173 Columbia Heights | © Filipa Peixeiro

Filipa Peixeiro ist in Évora (Portugal) geboren und zum Teil aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Fotografin ist sie nach Zürich gezogen, ein Assistentinnen-Job hat sie zu einer Modefotografin nach Lissabon geführt und immer wieder einige Monate nach New York. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen (Kunstgrill, Zürich, Photobastei, Zürich, Flussreif Galerie, Bremgarten (AG), Gallery Art & Context 101, Basel) präsentiert.

Mitgliedschaften: 13 Photo AG (Mitglied und Aktionärin), Medienfrauen Schweiz

Schwerpunkte: Portraits, Produktbilder und Aufträge für Verlage, Agenturen und Labels

Die ganze Serie sehen sie hier.

Miryam Abebe
Pop-Up-Promenade...
KIRCHNER MUSEUM, Promenade 82 | © Gian Vaitl

KIRCHNER MUSEUM, Promenade 82 | © Gian Vaitl

Während dem Weltwirtschaftsforum WEF könnte man die (angeblich) wichtigsten Regierungs- und Wirtschaftsvertreter antreffen, wenn man denn nach Davos reisen könnte… Der Fotograf Gian Vaitl kann dies, wenn er von der Keystone-SDA beauftragt wird eben solche Vertreter zu portraitieren.

LGT BANK AG, Promenade 84A | © Gian Vaitl

LGT BANK AG, Promenade 84A | © Gian Vaitl

Während diesen Aufenthalten kam er auf die Idee, die aus dem Boden schiessenden Pop-Up-Companies auf der Promenade, Davos’s Hauptstrasse zu dokumentieren. Eine Dokumentation über ein Phänomen, das man oft aus den angesagtesten Orten wie New York, Paris, Wien und auch Zürich kennt. In diesen Städten gibt es immer wieder neue Pop-Up-Stores, die neue Labels präsentieren und das Ganze zum Hype machen, da sie genau so schnell wieder verschwinden wie sie auftauchen.

GALERIE IRIS WAZZAU, Promenade 72 | © Gian Vaitl

GALERIE IRIS WAZZAU, Promenade 72 | © Gian Vaitl

Nirgends auf der Welt sind sie aber so Tür an Tür und so hochkarätig zu finden wie auf 1'560 m. ü. M. in Davos. Zu kaufen gibt es in diesen Pop-Ups auch nichts, die Geschäfte gehen hier drin immer ums Ganze, unsere Weltwirtschaft wird hier verhandelt.

CASTY WOHNEN, Promenade 59 | © Gian Vaitl

CASTY WOHNEN, Promenade 59 | © Gian Vaitl

Ein sehr lukratives Geschäft für das ansässige Gewerbe. Während dieser Zeit übernehmen Weltkonzerne und solche die es werden möchten die Räumlichkeiten von Ladenketten und von Tante Emma Läden zu einem Quadratmeterpreis von CHF 1’000.- für vier Tage.

FREIE EVANGELISCHE KIRCHGEMEINDE, Scalettastrasee 1 | © Gain Vatil

FREIE EVANGELISCHE KIRCHGEMEINDE, Scalettastrasee 1 | © Gain Vatil

Gian Vaitl (*1961) ist in Samedan geboren, lebt und arbeitet heute in der Region Zürich. Nach einer Lehre als Dessinateur und Jahren in der soziokulturellen Arbeit fokussierte er sich auf die Fotografie. Seit 1990 ist er als freier Fotograf für verschiedene Medien und Firmen in der ganzen Welt unterwegs. Seit 1997 ist er Dozent für die GAF (Gruppe für autodidaktische Fotografen und Fotografinnen), am Medienausbildungszentrum MAZ in Luzern und Prüfungsexperte LAP (Lernabschlussprüfungen) der Fotografen. Für das DEZA hat er in Albanien eine Fotoschule aufgebaut. Zudem ist er seit vielen Jahren in der Arbeitsgruppe des vfg (vereinigung für fotografische gestalterInnen) für den vfg nachwuchsförderpreis für Fotografie. Seit 2015 ist er im Mitglied des Atelier KONTRAST in Zürich.

Mitgliedschaften: SPV ASPP (Schweizer Pressephotographen Verband), vfg vereinigung fotografischer gestalterInnen, Syndicom

Schwerpunkte: Reportagen, Portraits, Interviews und Bau- und Architekturbegleitung

Wenn Sie sich für eines dieser Bilder interessieren, dann melden Sie sich bitte bei sichtbar.art.

Miryam Abebe
Give us this day...
Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Seit 2013 unterstützt die Taurus Foundation for Arts and Sciences Projekte in der Schweiz und im Ausland und vergibt Preise in beiden Gebieten. Die Preise zeichnen Projekte von Künstlern und Wissenschaftlern aus, deren Arbeiten von herausragender Qualität und Originalität sind. In der visuellen Kunst wird der Preis an einen Fotografen oder einen Videokünstler aus dem Bereich contemporary Art vergeben. Im Bereich Wissenschaft unterstützt die Stiftung Projekte und Publikationen von Wissenschaftlern, die auf dem Gebiet der Paläoanthropologie und Vorgeschichte arbeiten.

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

In seinem Langzeitprojekt "give us this day" beschäftigt sich Anthony Ayodele Obayomi mit Lotteriespielen und religiösem Fanatismus. Armut als Hauptmerkmal von Lagos sei eine unzutreffende Annahme und wie nicht nur einige wenige wohlhabende Stadtviertel, Industrien und wichtige Institutionen beweisen. Die Darstellung, die das Wohlstandsgefälle zwischen dem Festland von Lagos und den Inseln projiziert sei nicht nur ein zentrales Thema sondern auch "ein weiteres Stereotyp."

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Anthony Ayodele Obayomi kennt die täglichen Herausforderungen und kreativen Lösungen, die das gewöhnliche Leben der Menschen hier beeinflussen. Lotteriespiele und religiöser Fanatismus sind auf der ganzen Welt – auch in Lagos ein Phänomen, das das Denken der Menschen beeinflusst und mit der Hoffnung auf ein besseres Leben spielt.

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Anthony Ayodele Obayomi lebt und arbeitet in Lagos, Nigeria. 2017 schloss er einen Bachelor in Visual Arts am Creative Arts department der University of Lagos ab. Im gleichen Jahr gewann er den ersten Lagos-Photo National Geographic Prize. Seine Arbeiten wurden bereits in verschiedenen Ausstellungen und Festivals (LagosPhoto, African Artists Foundation, Alliance Française Lagos) präsentiert.

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Aus der Serie “Give us this day”, 2019 © Anthony Ayodele Obayomi

Aufgrund der Verschiebung der Bieler Fotogage ist zur Zeit noch nicht klar wann und wo “give us this day” zu sehen ist.

Miryam Abebe
Laia Abril gewinnt den Foam Paul Huf Award 2020
Hippocratic Betrayal, 2016, On Abortion © Courtesy Laia Abril & Galerie Les filles du calvaire

Hippocratic Betrayal, 2016, On Abortion © Courtesy Laia Abril & Galerie Les filles du calvaire

Laia Abril gewinnt den mit 20'000 € dotierten Foam Paul Huf Award. Eine Fachjury (Hans Gremmen (Grafikdesigner), Yasufumi Nakamori (Kurator an der Tate Modern, London), Joachim Naudts (Kurator FOMU, Museum für Fotografie, Antwerpen), Elena Navarro (Founder und Art Director International Photography Festival FOTOMÉXICO) und Jenny Smets (Independent Curator, Editor and Adviser specialised in contemporary photography) wählte sie aus 30 Nominierten aus 27 Ländern.

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Der Foam Paul Huf Award wird jährlich an ein Talent aus dem Bereich Fotografie vergeben, um Fotografen und Fotografinnen in ihrer künstlerischen Entwicklung zu fördern. Foam organisiert den Preis seit 2007. Laia Abril gewinnt den Preis für ihr Langzeitprojekt "A History of Misogyny", aus dem sie das erste Kapitel "On Abortion" eingereicht hat.

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"Unter "natürlichen" Umständen würde eine durchschnittliche Frau etwa 15 Mal in ihrem Leben schwanger werden, was zu zehn Geburten führte. Sieben dieser Babys würden die Kindheit überleben. Jahrhundertelang haben die Menschen nach Möglichkeiten gesucht, eine Schwangerschaft zu verzögern oder abzubrechen. Heute gibt es endlich sichere und effiziente Möglichkeiten des Abbruchs, doch Frauen auf der ganzen Welt wenden weiterhin alte, illegale oder riskante Methoden für den Hausgebrauch an: Jedes Jahr sterben weltweit 47.000 Frauen an den Folgen von verpfuschten Abtreibungen."

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Über Länder und Religionen hinweg sind Millionen von Frauen durch Gesetze und sozialen Zwang von sicheren Abbruchmethoden ausgeschlossen und gezwungen, gegen ihren Willen Schwangerschaften auszutragen. Einige sind minderjährig und/oder Opfer von Vergewaltigungen. Für viele ist die Schwangerschaft nicht tragbar oder stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Aber alle können für den Versuch eines Schwangerschaftsabbruchs kriminalisiert werden; in El Salvador werden sogar Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, wegen Mordes angeklagt und müssen mit Gefängnisstrafen von bis zu 40 Jahren rechnen".

Laia Abril

Hippocratic Betrayal, 2016, On Abortion © Courtesy Laia Abril & Galerie Les filles du calvaire

Hippocratic Betrayal, 2016, On Abortion © Courtesy Laia Abril & Galerie Les filles du calvaire

Laia Abril (*1986) lebt und arbeitet zur Zeit in Barcelona. Während ihrem Aufenthalt in New York hat sie beschlossen intime Geschichten, die unangenehme und versteckte Realitäten im Zusammenhang mit Sexualität, Essstörungen und Gleichstellung der Geschlechter aufzeigen zu erzählen. Ihre Projekte werden interdisziplinär (Installationen, Bücher, Filme) erarbeitet. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt und sind in Sammlungen und Museen (Musée de l'Elysée, Lausanne, Fotomuseum Winterthur, FotoColectania, Barcelona) vertreten.

Miryam Abebe
Rekha - eine schlagfertige Frau in Mumbai...
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2016 hat Eleni Kougionis Rekha – eine junge Boxerin in Mumbai portraitiert.

Mit schnellen Schritten bahnt sich Rekha ihren Weg durch den Bahnhof, huscht an etlichen wartenden Männern vorbei und schafft es gerade noch, in den losfahrenden Wagen zu springen. Das Frauenzugabteil der Western Line in Mumbai befindet sich meistens in den hinteren Waggons. Es gleicht einem Hürdenlauf, dieses auf dem Perron zu erreichen. Die Linie transportiert täglich 3,5 Millionen Menschen durch die Metropole. In den meist übervollen Zügen gab es regelmässig sexuelle Übergriffe auf Frauen. Die Einführung von Frauenzugabteilen in den 90ern brachte mehr Sicherheit und reduzierte die Anzahl von Sexualstraftaten.

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Rekha fürchtet sich ohnehin nicht vor solchen Übergriffen. Einige Augenblicke später steht sie in Tank Top und Shorts vor einem abgewetzten Boxsack und verpasst ihm einen Schlag nach dem anderen. Schweiss trieft in ihr Gesicht. Rekha ist wütend. In dem improvisierten Boxclub neben einer Autogarage trainiert sie bis zu sechsmal die Woche und tut dies seit ihrem zehnten Lebensjahr. Oft quält sie sich bis an ihre körperlichen Grenzen, doch sie hat einen Traum: Die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokyo.

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Mit ihren Eltern und Geschwistern wohnt sie in einer kleinen Wohnung im Norden von Mumbai. Ihre Familie stammt aus dem Bundesstaat Uttar Pradesh, einem der ärmsten Gebiete Indiens. Durch die vielen Missstände wäre es ihr dort als Mädchen nicht möglich gewesen, mit dem Boxen anzufangen. Der Wechsel nach Mumbai ermöglichte dies. Rekha schätzt die Unterstützung ihrer Familie sehr. Nach einer Niederlage bei einem Kampf wird sie stets aufgefangen und zum Weitermachen ermutigt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ihre Eltern Verständnis für diesen Männersport aufbringen und es in Kauf nehmen, dass sich ihre älteste Tochter die Schönheit ruinieren lassen könnte. Doch darüber machen sie sich keine Gedanken. Sie sind stolz auf ihre starke und selbstbestimmte Tochter.

Eleni Kougionis

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Rekha Gupta arbeitet heute als Kundenberaterin bei Maruti Suzuki Excell autovista Pvt LTD und boxt nach wie vor.

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Eleni Kougionis (*1988) lebt und arbeitet in Basel. Nach einer Lehre als Polygrafin studierte sie redaktionelle Fotografie am MAZ in Luzern. Seit dem Abschluss 2015 arbeitet sie als freischaffende Fotografin für verschiedene Redaktionen, Institutionen und Unternehmen und realisiert eigene Projekte. Ihre Arbeiten wurden in diversen Ausstellungen (Coalmine, Winterthur, BelleVue, Basel, MAZ Galerie, Luzern) präsentiert und ausgezeichnet (Swiss Press Photo (2. Platz Schweizer Geschichten), Globetrotter World Photo Nachwuchsförderpreis).

2018 wurde die Bildstrecke von der WOZ veröffentlicht.

Miryam Abebe
Auf Sammlersuche...
Kerbel aus der Serie "Vajont" | © Ursula Müller

Kerbel aus der Serie "Vajont" | © Ursula Müller

Wer sammelt was und warum? Aus welchen Schichten kommen die Sammler? Wie alt sind Sammler? In welchem Alter beginnt man zu sammeln? Da ich mir diese Fragen nicht beantworten konnte, wandte ich mich an jemanden, der es wissen muss. Also habe ich einen Termin bei Gabriel Müller, Bereich Fotografie bei Koller Auktionen AG in Zürich vereinbart…

Aus Diskretionsgründen weiss ich, selbstverständlich nach wie vor nicht wer was sammelt. Hingegen kann man feststellen, dass jede Epoche seine Sammler hat. Jüngere Sammler kaufen nicht unbedingt ältere Fotografien wie z. B. Kollodium-Fotografie, sondern mehr aus dem Bereich Contemporary. Die Sammler kaufen was ihnen gefällt und was sie in ihren Räumlichkeiten aufhängen würden.

A Matter of Connection © Akosua Viktoria Adu-Sanyah

A Matter of Connection © Akosua Viktoria Adu-Sanyah

Einfacher zu beantworten ist die Frage aus welchen Schichten oder beruflichen Kreisen Sammler kommen und wie alt sie sind. Eigentlich ist es logisch, dass Sammler gestandene Berufsleute sind, die finanziell unabhängig sind und das entsprechende Kapital vorhanden ist, um sich etwas zu leisten.

Karlsplatz, Wien | © Hennric Jokeit

Karlsplatz, Wien | © Hennric Jokeit

Interessant ist auch die Feststellung; dass Sammlungen, die sich über mehrere Gebiete erstrecken meistens von Sammlerpaaren geführt werden und ansonsten überwiegend Männer Sammlungen haben. Oft bemerken sie: "Das kann ich nicht aufhängen, weil meine Frau sich darüber stören würde".

Aus der Serie "Val curciusa" | © Ester Vonplon

Aus der Serie "Val curciusa" | © Ester Vonplon

Unter dem neuen Brand Koller ibid online only führt Koller Auktionen AG nun auch reine Online-Auktionen für Fotografie durch. Dies scheint eine Möglichkeit zu sein ein jüngeres und internationales Publikum direkter anzusprechen. Nicht nur die Hemmschwelle, sondern auch die Einstiegsschwelle wird dadurch tiefer gesetzt. Das Angebot ist breiter gefächert und erfüllt die Bedürfnisse verschiedenster Sammler und derjenigen, die es werden wollen.

"Jamais je ne t'oubierai- jeune fille posant" | © Carolle Bénitah

"Jamais je ne t'oubierai- jeune fille posant" | © Carolle Bénitah

Der Einsendeschluss von Werken für die nächste Auktion am 25. Juni 2020 ist Mitte April 2020.

Wenn Sie sich für eines dieser Bilder interessieren, dann melden Sie sich bitte bei sichtbar.art. Carolle Bénitah wird in der Schweiz von der Bildhalle und Ester Vonplon von der Galerie & Edition Stephan Witschi vertreten.

Miryam Abebe
Zeiten unter Druck...
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In der dritten Ausgabe des Lenzburger Fotofestivals dreht sich alles um das Thema Beschleunigung der Zeit: "Zeiten unter Druck". Das Festival möchte die Aufmerksamkeit aller – Experten und Interessierte – auf ein Thema lenken, das jeden auf einer anderen Ebene berührt und renommierte Fotografen und Fotografinnen und aufstrebende Talente dazu einladen, ihre Visionen zu diesem Thema in dieser Ausgabe des Festivals zu teilen.

© JR Korpa

© JR Korpa

Auch dieses Jahr wird ein Wettbewerb durchgeführt. Der Wettbewerb ist offen für alle Arten der Fotografie und richtet sich an Fotografen und Fotografinnen von nah und fern. Eine internationale Jury aus renommierten Kuratoren und Kuratorinnen wählt die interessantesten Projekte aus, die während des Festivals vom 9. Mai bis 9. Juni in der faszinierenden Villa Müllerhaus in Lenzburg ausgestellt werden. Eine weitere von der Jury ausgewählte Gruppe von Einzelbildern wird in den Schaufenstern der Lenzburger Altstadt präsentiert, mit der Möglichkeit den Publikumspreis zu gewinnen.

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Gilles Steinmann ist Leiter der Bildredaktion der NZZ
Ab 1999 Redaktor für eine IT-Zeitschrift. Danach Webdesigner und Fotograf für verschiedene Zeitungen und Magazine. Studium in Luzern am Medienausbildungszentrum (MAZ) mit Volontariat bei der NZZ-Bildredaktion. Weitere Jahre Bildredaktor bei einer Sonntagszeitung und dessen Magazin. Studium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) in Cultural Media Studies. Seit März 2011 Mitglied der Bildredaktion der NZZ. Ab Juni 2017 Leitungsfunktion der NZZ-Bildredaktion.

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Margherita Guerra ist Direktorin des Fotofestival Lenzburg
Seit 3 Jahren Direktorin des Fotofestivals Lenzburg. Nach ihrem Studium der Theologie, Multimedia-Publishings und Fotografie in Mailand ist sie seit 20 Jahren im Bereich der Fotografie tätig. Sie arbeitete als Managerin und Bildredakteurin in verschiedenen Verlagen und zehn Jahre lang im Fotoarchiv Alinari, Florenz. Im Jahr 2015 gründete sie in der Schweiz Yourpictureditor, ein internationales Netzwerk von Bildredakteuren, das Beratung und Unterstützung bei Fotoprojekten in verschiedenen Ländern anbietet. Im Jahr 2017 war sie Mitbegründerin des Fotofestivals.

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Audrey Hoareau ist freie Kuratorin und Kuratorin der Photo Basel 2020
Die unabhängige Kuratorin Audrey Hoareau ist seit zwei Jahren für die künstlerische Leitung des Festivals Circulation(s), Paris, das sich der jungen europäischen Fotografie widmet, verantwortlich. Nach ihrer Tätigkeit in den Sammlungen des Nicéphore Niépce Museums in Chalon-sur-Saône (2003-2016) produzierte und organisierte sie fotografische Ausstellungsprojekte. Im Jahr 2017 trug sie zur Gründung des Lianzhou Museum of Photography in China bei, dem ersten öffentlichen Fotomuseum in China, und trug zwei Saisons lang zum internationalen Programm bei. Sie verwaltet das Archiv von Peter Knapp und wurde kürzlich zur Kuratorin von Photo Basel 2020 ernannt, einem Satelliten der Art Basel und der einzigen Fotomesse der Schweiz.

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Guido Schmidtke ist seit 2004 Bildredakteur beim STERN
Nach dem Studium zum Kommunikationsdesigner an der Folkwang-Universität in Essen, hat er viele Jahre als freier Fotograf, vor allem für Magazine gearbeitet. Seine Arbeit als Bildredakteur begann er zunächst beim ADAC Reisemagazin, 4 Jahre später ging er zum STERN, wo er verschiedene Ressorts durchlief, seit drei Jahren ist er für die Auslandsthemen verantwortlich.

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Kathryn Cook-Pellegrin ist Head of Creative Content beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz
Kathryn Cook ist als Head of Creative Content (ehemals Bildchefin) für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf tätig. Sie verfügt über mehr als 10 Jahre Erfahrung als Fotografin - zuerst bei der Associated Press in Lateinamerika, dann als freie Mitarbeiterin für internationale Publikationen. Ihre Arbeit dort konzentriert sich darauf, ein klares Auge und eine Stimme für kritische, humanitäre Themen durch visuelles Storytelling über digitale und mediale Plattformen zu schärfen.

Deadline des Call for entries endet am 9. Februar 2020 um 23:59 Uhr.

Das Fotofestival Lenzburg findet vom 9. Mai bis 9. Juni 2020 statt.

Das Fotofestival Lenzburg und sichtbar.art haben eine Medienkooperation.

Miryam Abebe
Hotel Dolores...
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Das Kunsthaus Zofingen zeigt einen kleinen Teil der Serie "Hotel Dolores" von Manon. "Hotel Dolores" zählt zum Spätwerk von Manon, das zwischen 2008 und 2011 entstanden ist. Man könnte es auch als Schlüsselwerk betrachten.

Gleich vor dem Eingang des Kunsthauses steht Manon's Rettungsdienst, ausgerüstet mit Duftwassern wie Chanel No° 5, Champagner und natürlich auch mit den Sauerstoffgerätschaften bereit…

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Das Hotel Dolores gehörte zu seit Jahren leerstehenden, abbruchreifen Bäderhotels aus dem 19. Jahrhundert im aargauischen Baden. Mit Möbeln, Requisiten, Kostümen, Projektionen oder anderen Eingriffen inszenierte Manon kleine Environments, die dem morbiden Charm der bröckelnden Umgebung mehr als nur ein Quäntchen Schönheit und Magie abtrotzen.

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Nirgendwo anders als im Hotel findet ein derart verdichtetes Leben statt – es wird geliebt, gelacht, gehasst und gestritten. Beim Betrachten der komponierten Fotografien tauchen die Geschichten der Kurgäste, die sich im Laufe der Jahre eingeschrieben haben und des Personals auf. Auch wenn die Menschen physisch nicht anwesend sind, sind sie in den Dingen präsent.

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Die trotz ihrer genauen Inszenierung so beiläufig wirkenden Assemblagen sind kleine Stillleben von ausserordentlich malerischer Qualität. Durch überraschendes Aufeinandertreffen von Abwegigem irritieren und faszinieren sie gleichermassen, wirken anziehend und abstossend, heiter und traurig zugleich, ein Stilmittel, das Manon seit jeher pflegt.

Sylvia Mutti, artmagazine

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Mitten im grossen Ballsaal wird die Rauminstallation "Lachgas" präsentiert.

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Manon (*1946) ist in Bern geboren. In den 1960er Jahren besuchte sie die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und die Schauspielschule in Zürich. In den 1970er Jahren erlangte sie national und international Beachtung für ihre Performances, Installationen und inszenierten Fotografien, die immer um die Frage der Identität und Konstruktion von Geschlechterrollen kreisen. Zwischen 1977 und 1980 lebte sie in Paris. Während diesem Aufenthalt entstand eine der wichtigen Fotoserien "La Dame au crâne rasé". Seither lebt sie mit Unterbrüchen (Amsterdam, Berlin, New York, Genua) in Zürich.

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Die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen dauert noch bis 23. Februar 2020.

Die Fotostiftung Schweiz widmet ihr vom 24. Oktober 2020 bis 14. Februar 2021 eine Einzelausstellung.

Miryam Abebe
Die Photobastei stellt Ende Juni 2020 ihren Betrieb ein...
"Odaliske" | Lizzy Schaper für Triumph | Tanger, Marokko 1964 | © F.C. Gundlach

"Odaliske" | Lizzy Schaper für Triumph | Tanger, Marokko 1964 | © F.C. Gundlach

Der Wunsch nach Unabhängigkeit hat das Aus der Photobastei beschleunigt! Eigentlich ein toller Gedanke ein Museum und dazugehörige Kunstmietflächen unabhängig von öffentlichen Geldgebern und Stiftungen zu betreiben.

Karin Szésseky

Karin Szésseky

Seit der Gründung der Photobastei war es finanziell nie leicht. Sie versuchte, sich durch einen Angebots-Mix von Museum, Vermietung von Ausstellungsräumen sowie einem Kulturzentrum mit Gastronomie selber zu tragen. Ziel war ein kultureller Freiraum, der unabhängig von Sponsoring und Kulturförderung sich selber finanzierte. Nach fünf Jahren zeigt es sich nun, dass dies knapp, aber eben leider nicht ganz gelingt.

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben is…

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben ist, wurde am 7. Juni 1963 eingeweiht. | © Christian Bobst

Besonders der Museumsbetrieb ist grösseren Schwankungen unterworfen: Nicht jede Ausstellung kommt beim Publikum in einer Weise an, dass sie ihre Gestehungskosten einspielt. Oder aber der Sommer will einfach nicht enden, und die BesucherInnen bleiben aus. Dazu kommt der Standort am Sihlquai. Die Photobastei befindet sich im 2. und 3. Stock eines sehr alternativ geprägten Gebäudes, das kein Laufpublikum verfügt. Desshlab musste die Photobastei im Sommer jeweils drei Monate schliessen und generierte keine Einnahmen.

Zurich Diary | © Peter Bialobrzeski

Zurich Diary | © Peter Bialobrzeski

Sie war das einzige Haus für Fotografie in Zürich. Die hochstehenden Museumsausstellungen und das spezielle Konzept strahlten weit über die Landesgrenzen hinaus. Denn die Photobastei bot neben musealen Dauerausstellungen auch Mietraum für Fotografieausstellungen für Jedermann an. Ziel war es, das fotografische Schaffen in seiner ganzen Breite zwischen den Off-Spaces und den etablierten Institutionen und Galerien zu zeigen sowie die soziale Praxis des Mediums zu untersuchen. Nach einer Gewöhnungszeit fand diese offene Haltung ein treues Publikum.

Untitled 12 | GOODHOPE | © Hennric Jokeit

Untitled 12 | GOODHOPE | © Hennric Jokeit

Mit der Photobastei verliert die Fotografie-Szene einen wichtigen Begegnungsort, der viele Kontakte und Freundschaften entstehen liess. Die Ausstellungsräume ermöglichten vielen Fotografinnen und Fotografen ihre Arbeiten einem interessieren Publikum zu zeigen und/oder erstmals überhaupt eine Ausstellung zu haben.

Miryam Abebe
Habitats Abandonnés...
High Security, 2014 [Ras Beirut/Manara]This 1950s residential building was progressively abandoned in the 1980s. It remains in decay, in a high security zone. At the time we shot this picture, an apartement was transformed into a barrack for police …

High Security, 2014 [Ras Beirut/Manara]

This 1950s residential building was progressively abandoned in the 1980s. It remains in decay, in a high security zone. At the time we shot this picture, an apartement was transformed into a barrack for police forces protecting the neighboring residence of a political leader

Das Buch "Habitats Abandonnés – une Histoire de Beyrouth" hat mich neugierig auf die Arbeit von Gregory Buchakjian gemacht, insbesondere auf "Habitats abandonnés | Tableaux. 2009-2016".

Verschiedene Gründe veranlassten Gregory Buchakjian dazu 2009 das Projekt zu beginnen. Einer der wichtigsten Gründe sind wohl die Kindheitserinnerungen an den Krieg, die eigene Stadt als junger Mensch bombardiert und zerstört zu sehen, die Heimat verlassen und Zuflucht finden zu müssen. Beirut war/ist auch eine Stadt, die an Immobilienspekulationen, Missachtung von Kulturerbe und Umweltschutzgesetzen und Korruption krankt/e. All diese Umstände führten dazu, dass hunderte von zum Teil historisch wertvollen Gebäuden von ihren Bewohnern und Bewohnerinnen mit dem Ziel geräumt wurden sie dem Erdboden gleich zu machen und durch grosse Siedlungen zu ersetzen. Das Projekt war ein Mittel, um eine leise Erinnerung von dem zu bewahren, was zu verschwinden begann.

Survival, 2011 [Achrafieh/Nasra] Designed by Youssef Aftimus and Fouad Kozah, Barakat building was transformed into a fortified killing machine. In the aftermath of the war, it became an icon of Beirut's history. After an intense campaign for its pr…

Survival, 2011 [Achrafieh/Nasra]
Designed by Youssef Aftimus and Fouad Kozah, Barakat building was transformed into a fortified killing machine. In the aftermath of the war, it became an icon of Beirut's history. After an intense campaign for its preservation, the municipality acquired it in order to turn it into a museum, Beit Beirut.

Die meisten Bilder der Gebäude sind rein technisch und dokumentarisch aufgenommen und haben keine menschliche Präsenz. Die Serie "Habitats abandonnés | Tableaux. 2009-2016" hingegen hat einen performativen Ansatz. Im Bewusstsein, dass diese Räume, den Menschen mit Gewalt – durch Krieg oder Geld – genommen wurden, ist es verständlich, dass Gregory Buchakjian sie sich wieder aneignen wollte, um sie zu reinstallieren. Er hat Leute gebeten mit ihm an diese Orte zu gehen und hat sie fotografiert, als ob sie dort leben würden.

Birds,2011 [Minet Hosn] During the Battle of the Hotels, everything was falling apart, including this stained glass window. Birds started to show up through the openings. For the inhabitants, confined in the battlefield, these were the only sings of…

Birds,2011 [Minet Hosn]
During the Battle of the Hotels, everything was falling apart, including this stained glass window. Birds started to show up through the openings. For the inhabitants, confined in the battlefield, these were the only sings of hope in disastrous times.

" J'ai éliminé les présences masculines car celles-ci, dans un intérieur en ruines pouvaient évoquer des combattants - même s'il y a eu également des femmes combattantes - et me suis limité à des femmes."

Gregory Buchakjian

Auf die Frage, ob es eine Hoffnung auf bessere Zukunft gibt, gibt es mehrere Antworten. Die Anwesenheit von Frauen könne als Mittel zur Pflege und Wiederbelebung dieser Orte gesehen werden. Deshalb könne es als ein Zeichen der Hoffnung gesehen werden. Was die Situation im Land betrifft, ist komplexer. Als die Revolution am 17. Oktober 2019 ausbrach wurden alle Schulen und Institutionen während drei Wochen geschlossen. Seit November wurde die Arbeit allmählich wieder aufgenommen.

Dimitri Tarazi House, 2013 [Achrafieh/Furn el-Hayeck] Built in the early 19th century, this traditional structure, arranged around a courtyard, was transformed into a central hall mansion. It was home of Dimitri Tarazi, founder of a dynasty of craft…

Dimitri Tarazi House, 2013 [Achrafieh/Furn el-Hayeck]
Built in the early 19th century, this traditional structure, arranged around a courtyard, was transformed into a central hall mansion. It was home of Dimitri Tarazi, founder of a dynasty of craftsmen and designers of oriental furniture, known today as Maison Tarazi.

"Depuis, les manifestations ont surtout lieu la nuit. La situation au Liban est extrêmement grave et préoccupante. Nous sommes dans une crise aiguë due à une mauvaise gouvernance et une corruption monstrueuse, l'économie et le système financier sont en train de s'effondrer. Le mois de janvier s'annonce particulièrement difficile, avec de nombreuses faillites et cessations de payements. Le mouvement de contestation risque de prendre de nouvelles formes. Nous avons des mois voire des années très difficiles devant nous - on parle d'un risque de famine cet hiver - mais espérons pouvoir rebâtir le pays sur des bases plus saines, plus justes, plus tolérantes. Le mouvement de protestation a déjà généré un élan de solidarité considérable à travers la société".

Gregory Buchakjian

Iznik tiles, 2014 [Ras Beirut/Manara] Since the late 19th century, the iconic Rose House overlooks the share on the Western edge of the city. Its first floor was inhabited by Fayza el Khazem till her eviction in 2014. This picture was shot in the se…

Iznik tiles, 2014 [Ras Beirut/Manara]
Since the late 19th century, the iconic Rose House overlooks the share on the Western edge of the city. Its first floor was inhabited by Fayza el Khazem till her eviction in 2014. This picture was shot in the second floor, abandoned much earlier from its unknown tenants.

In den letzten 150 Jahren war Beirut Zeuge eines Zyklus von ungezügeltem Wachstum, Krieg, wirtschaftlichen und sozialen Krisen und Migrationsbewegungen. In diesem Gebiet, das unaufhörlich zerstört und wiederaufgebaut, zerstört und regeneriert wird, hat Gregory Buchakjian ein künstlerisches Projekt und eine Forschung über verlassene Wohnungen durchgeführt. Mit der Bestandsaufnahme von 744 Gebäuden, der Sammlung von Archiven und Zeugnissen, einer Dissertation und der Erstellung von fotografischen Tableaus mit den von durchhängenden Möbeln und Müllhaufen umgebenen Subjekten, schlägt der Prozess, der das vorliegende Buch ausmacht, neue Perspektiven auf die Stadt vor, aber auch Instrumente, um sie in Zeiten, in denen sie mit verschiedenen Formen von Gewalt konfrontiert ist, zurückzuerobern. 

Iwan 2014 [Achrafieh/Furn el-Hayeck] This is one of the earliest examples of central hall house built in Beirut in the 19th century. During the war, it was occupied by militias and badly damaged by shelling. The oriental marquetry panels decorating …

Iwan 2014 [Achrafieh/Furn el-Hayeck]
This is one of the earliest examples of central hall house built in Beirut in the 19th century. During the war, it was occupied by militias and badly damaged by shelling. The oriental marquetry panels decorating the "iwan", in the background, were completely destroyed.

Gregory Buchakjian (*1971) lebt und arbeitet in Beirut. Er ist Kunsthistoriker, visueller Künstler und Direktor der l'École des Arts Visuels à l’Académie Libanaise des Beaux-Arts. Mit der Serie "Nighthawks" kam 2006 die Fotografie dazu. Seine Arbeiten wurden in Ausstellungen (Sursock Museum, Beirut, Villa Empain-Fondation Boghossian, Brussels und anderen) und während Festivals (Noorderlicht Photofestival) präsentiert.

Passage, 2010 [Ain Mraysseh] Designed by modernist architect Karol Schayer, this building was mainly inhabited by employees of the US Embassy. After the April 18, 1983 embassy bombing, tenants moved to the other part of the city. Syrian armed forces…

Passage, 2010 [Ain Mraysseh]
Designed by modernist architect Karol Schayer, this building was mainly inhabited by employees of the US Embassy. After the April 18, 1983 embassy bombing, tenants moved to the other part of the city. Syrian armed forces occupied the building until 2005.

"Habitats Abandonnés – une Histoire de Beyrouth", Kaph Books, ISBN: 978-614-8035-12-8

Social Media Kanäle können wichtige Informationsquellen sein, gerade für Konflikte, über die wenig oder nur über offizielle staatliche Kanäle informiert wird…

Miryam Abebe2020
Jamais je ne t'oublierai...
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Je choisis des photographies qui évoquent quelque chose de déjà-vu, une pose familière, des moments heureux qui illustrent toutes ces fables racontées sur les ancêtres. Ce bonheur ritualisé au fil des évènements renvoie aux mensonges sur le mythe familial. Il évacue la matière noire liée à la famille, justement absente de ces photographies-là. 

Carolle Bénitah

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Währen dem Aufarbeiten ihres persönlichen Archivs ist Carolle Bénitah klar geworden, dass es nur wenige Bilder ihrer Eltern vor ihrer Heirat gab, eine Art ikonografische Wüste, die dadurch erklärt wurde, dass sie in den 1930er Jahren in einem Marokko geboren wurden, das noch immer ohne fliessend Wasser und Strom auskam. Sie arbeitet nicht nur ihr persönliches Archiv auf, sondern sammelt auch anonyme Fotos, die sie auf Flohmärkten kauft. Sie ist fasziniert von diesem Glück der Menschen, das auf den Fotos zu sehen ist. Menschen, die sie nicht kennt, die existierten, geliebt wurden und zum Teil verschwunden sind. Sie sind wie Geister, die ihr leise folgen, die sie nützt, um ein imaginäres Familienalbum zu konstruieren - um Erinnerungen zu wecken. 

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Die Bilder, die wie Überrest für ein paar Euro auf dem Bordstein verscherbelt wurden, weil die Erben sie nicht mehr wollten, ändern den Status durch die Bearbeitung mit Blattgold. Carolle Bénitah verstärkt die Projektionsmöglichkeit um eine vielfaches in dem sie vor allem die Gesichter mit Blattgold abdeckt. Die goldene, flache Oberfläche wirkt wie eine Verödung und gleichzeitig wie ein Spiegel, der die eigene Fläche, das Gesicht reflektiert. 

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Um die Faszination des idealen Glücks zu brechen, notiert Carolle Bénitah am unteren Rand der Fotos in diesem imaginären Album eigene und zum Teil schmerzhafte Erinnerungen, die von der Schwierigkeit erzählen ein solch glückliches Leben wie auf den Bildern aufzubauen. Sie tippt diese Erinnerungen auf einer Tastatur, deren Tasten wegen eines Kaffees, den sie versehentlich verschüttet hat, unbrauchbar sind – genau wie Hölderlin, der freiwillig einige Saiten seines Klavieres entfernte und spielte, ohne zu wissen, welche fehlen. Dadurch werden die Erinnerungen, die sie erzählt undurchsichtig und für die Lesenden unverständlich. 

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Die Verwendung der Bilder ist eine Möglichkeit, stellvertretend zu leben und ein Traum(Leben) wiederherzustellen. Das Blattgoldverfahren schafft Gedächtnislücken und Distanz, so dass sie sich nicht von der Lüge täuschen lässt, die sie zeigen. Die Arbeit an diesen Fotos ermöglicht es einen, um dieses ideale Familienleben zu trauern.  Die Aufarbeitung alten Fantasien über diese Projektionen und deren Demontage macht diesen symbolischen Tod erträglich. 

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Das Buch, viel mehr ein edles Ringbuch, das an ein Fotoalbum erinnert, wurde von Laura Serani kuratiert und von Teresa Piardi (Maxwell Studio) gestaltet. Carolle Bénitah hat einen poetischen Text über die Art und Weise wie sie mit alten Fotos arbeitet und Laura Serani einen kunsthistorischen Text geschrieben.

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Carolle Bénitah (*1965) ist in Casablanca geboren, heute lebt und arbeitet sie in Marseille. Nachdem sie die Ecole de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne absolvierte, wandte sie sich 2001 der Fotografie und beschäftigte sich mit der Erinnerung, der Familie und den Lauf der Zeit. Sie kombiniert alte Familienschnappschüsse mit handgefertigten Akzenten aus Stickereien, Perlen und Tuschzeichnungen. Damit versucht sie ihre Geschichte als Tochter, Ehefrau und Mutter neu zu interpretieren.

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L'Artiere Edizioni ist ein junger Verlag, der sich auf Fotobücher spezialisiert hat, die sich durch hohe Qualität seiner Produkte auszeichnen. Der Verlag wurde 2013 aus einer Idee von Gianluca und Gianmarco Gamberini gegründet. L'Artiere Edizioni sind auf die Präsentation von Fotokollektionen spezialisiert und glauben an das Konzept der Qualität und der Achtung vor jedem Detail des Endprodukts. L'Artiere Edizioni widmen sich der Schaffung von ästhetisch ansprechenden und langlebigen Bänden, die sich nicht nur an erfahrene Fotografen oder Sammler richten, sondern auch an Fans oder Menschen, die einfach nur in die Welt der zeitgenössischen Fotografie eintauchen wollen. Leidenschaft, Engagement, technisches Wissen und handwerkliches Können sind die Eckpfeiler ihres Geschäfts. Hinter L'Artiere Edizioni steckt die Erfahrung von Grafiche dell'Artiere, die ein sehr hohes Mass an technischem Know-How und umfangreicher Erfahrung im Druckbereich an den jungen Verlag weitergegeben hat.

Miryam Abebe