Hotel Dolores...

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Das Kunsthaus Zofingen zeigt einen kleinen Teil der Serie "Hotel Dolores" von Manon. "Hotel Dolores" zählt zum Spätwerk von Manon, das zwischen 2008 und 2011 entstanden ist. Man könnte es auch als Schlüsselwerk betrachten.

Gleich vor dem Eingang des Kunsthauses steht Manon's Rettungsdienst, ausgerüstet mit Duftwassern wie Chanel No° 5, Champagner und natürlich auch mit den Sauerstoffgerätschaften bereit…

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Das Hotel Dolores gehörte zu seit Jahren leerstehenden, abbruchreifen Bäderhotels aus dem 19. Jahrhundert im aargauischen Baden. Mit Möbeln, Requisiten, Kostümen, Projektionen oder anderen Eingriffen inszenierte Manon kleine Environments, die dem morbiden Charm der bröckelnden Umgebung mehr als nur ein Quäntchen Schönheit und Magie abtrotzen.

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Nirgendwo anders als im Hotel findet ein derart verdichtetes Leben statt – es wird geliebt, gelacht, gehasst und gestritten. Beim Betrachten der komponierten Fotografien tauchen die Geschichten der Kurgäste, die sich im Laufe der Jahre eingeschrieben haben und des Personals auf. Auch wenn die Menschen physisch nicht anwesend sind, sind sie in den Dingen präsent.

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Die trotz ihrer genauen Inszenierung so beiläufig wirkenden Assemblagen sind kleine Stillleben von ausserordentlich malerischer Qualität. Durch überraschendes Aufeinandertreffen von Abwegigem irritieren und faszinieren sie gleichermassen, wirken anziehend und abstossend, heiter und traurig zugleich, ein Stilmittel, das Manon seit jeher pflegt.

Sylvia Mutti, artmagazine

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Mitten im grossen Ballsaal wird die Rauminstallation "Lachgas" präsentiert.

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Manon (*1946) ist in Bern geboren. In den 1960er Jahren besuchte sie die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und die Schauspielschule in Zürich. In den 1970er Jahren erlangte sie national und international Beachtung für ihre Performances, Installationen und inszenierten Fotografien, die immer um die Frage der Identität und Konstruktion von Geschlechterrollen kreisen. Zwischen 1977 und 1980 lebte sie in Paris. Während diesem Aufenthalt entstand eine der wichtigen Fotoserien "La Dame au crâne rasé". Seither lebt sie mit Unterbrüchen (Amsterdam, Berlin, New York, Genua) in Zürich.

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Die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen dauert noch bis 23. Februar 2020.

Die Fotostiftung Schweiz widmet ihr vom 24. Oktober 2020 bis 14. Februar 2021 eine Einzelausstellung.

Miryam Abebe