Die Photobastei stellt Ende Juni 2020 ihren Betrieb ein...

"Odaliske" | Lizzy Schaper für Triumph | Tanger, Marokko 1964 | © F.C. Gundlach

"Odaliske" | Lizzy Schaper für Triumph | Tanger, Marokko 1964 | © F.C. Gundlach

Der Wunsch nach Unabhängigkeit hat das Aus der Photobastei beschleunigt! Eigentlich ein toller Gedanke ein Museum und dazugehörige Kunstmietflächen unabhängig von öffentlichen Geldgebern und Stiftungen zu betreiben.

Karin Szésseky

Karin Szésseky

Seit der Gründung der Photobastei war es finanziell nie leicht. Sie versuchte, sich durch einen Angebots-Mix von Museum, Vermietung von Ausstellungsräumen sowie einem Kulturzentrum mit Gastronomie selber zu tragen. Ziel war ein kultureller Freiraum, der unabhängig von Sponsoring und Kulturförderung sich selber finanzierte. Nach fünf Jahren zeigt es sich nun, dass dies knapp, aber eben leider nicht ganz gelingt.

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben is…

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben ist, wurde am 7. Juni 1963 eingeweiht. | © Christian Bobst

Besonders der Museumsbetrieb ist grösseren Schwankungen unterworfen: Nicht jede Ausstellung kommt beim Publikum in einer Weise an, dass sie ihre Gestehungskosten einspielt. Oder aber der Sommer will einfach nicht enden, und die BesucherInnen bleiben aus. Dazu kommt der Standort am Sihlquai. Die Photobastei befindet sich im 2. und 3. Stock eines sehr alternativ geprägten Gebäudes, das kein Laufpublikum verfügt. Desshlab musste die Photobastei im Sommer jeweils drei Monate schliessen und generierte keine Einnahmen.

Zurich Diary | © Peter Bialobrzeski

Zurich Diary | © Peter Bialobrzeski

Sie war das einzige Haus für Fotografie in Zürich. Die hochstehenden Museumsausstellungen und das spezielle Konzept strahlten weit über die Landesgrenzen hinaus. Denn die Photobastei bot neben musealen Dauerausstellungen auch Mietraum für Fotografieausstellungen für Jedermann an. Ziel war es, das fotografische Schaffen in seiner ganzen Breite zwischen den Off-Spaces und den etablierten Institutionen und Galerien zu zeigen sowie die soziale Praxis des Mediums zu untersuchen. Nach einer Gewöhnungszeit fand diese offene Haltung ein treues Publikum.

Untitled 12 | GOODHOPE | © Hennric Jokeit

Untitled 12 | GOODHOPE | © Hennric Jokeit

Mit der Photobastei verliert die Fotografie-Szene einen wichtigen Begegnungsort, der viele Kontakte und Freundschaften entstehen liess. Die Ausstellungsräume ermöglichten vielen Fotografinnen und Fotografen ihre Arbeiten einem interessieren Publikum zu zeigen und/oder erstmals überhaupt eine Ausstellung zu haben.

Miryam Abebe