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Ausstellung | Party for Öyvind. Öyvind Fahlström & Friends | Museum Tinguely | Basel


  • Museum Tinguely Paul Sacher-Anlage 1 4002 Basel Schweiz (Karte)

Museum Tinguely | Basel
16. Februar - 1. Mai 2022

Party for Öyvind. Öyvind Fahlström & Friends


Christer Strömholm, Öyvind Fahlström in Villefranche-sur-Mer, 1967
© Christer Strömholm Estate


Das Museum Tinguely präsentiert mit Party for Öyvind vom 16. Februar bis 1. Mai 2022 eine Ausstellung, in deren Zentrum das Leben und Werk von Öyvind Fahlström (1928-1976) steht. Er hat in seiner kurzen Schaffenszeit ein in jeder Hinsicht Grenzen sprengendes OEuvre geschaffen. Seit den frühen 1950er Jahren entwickelte er ein künstlerisches und privates Netzwerk, das mit über 80 internationalen Künstler*innen aus Poesie, Kunst, Musik, Tanz, Theater, Performance und Film in der Ausstellung präsent ist. Die Verbindungen, die Lebens- und Schaffenslinien, die gegenseitigen Inspirationen sind hier zu sehen und zu erleben. Die Zeit, in der Fahlström arbeitete, war von einem Gefühl des Aufbruchs geprägt, in dem eine junge Generation nach neuen Wegen in Politik, Gesellschaft und im gegenseitigen Umgang suchte, und die sich gegen die koloniale und patriarchal geprägte Politik ihrer Väter wandte. Fahlström und seine Freundinnen und Freunde gehörten einer Avantgarde an, deren Suche nach eben diesem Neuen im Zentrum ihres Denkens, Handelns und Schaffens stand.

Der Ausstellungstitel zitiert die Einladungskarte, die Patty und Claes Oldenburg zu einer Feier anlässlich des Geburtstags von Öyvind Fahlström und seiner ersten Einzelausstellung in der legendären Sidney Janis Gallery in New York 1967 verschickten. Die Party war ein Riesenevent mit mehreren Hundert Gästen, von denen viele auch in der Ausstellung vertreten sind.

Fahlström wurde 1928 als Sohn skandinavischer Eltern in São Paulo, Brasilien, geboren. Im Juli 1939, im Alter von elf Jahren, reiste er alleine nach Stockholm, um während sechs Monaten seine Verwandten zu besuchen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte eine Rückreise, sodass Fahlström den Rest seiner Kindheit und Jugend in Stockholm bei einer Tante verbrachte. Nach dem Krieg studierte er in der schwedischen Hauptstadt Kunstgeschichte und Archäologie. Ab 1952 lebte er in Rom, tauchte alsbald in die Kunstszene ein, schuf erste Werke und freundete sich mit Künstlern wie dem Maler Giuseppe Capogrossi an, dessen Umgang mit Zeichen und Symbolen für den viel jüngeren Schweden eine wichtige Inspiration war. Fahlström berichtete als Korrespondent schwedischer Zeitungen im Feuilleton über Rom – so unter anderem über Robert Matta oder Cy Twombly.

Zurück in Stockholm pflegte Fahlström seine Freundschaften mit Künstler*innen, Kunsthistoriker*innen, Museumsmenschen, Musiker*innen und vielen anderen Kreativen. Mit dem Moderna Museet, das 1959 eröffnet wurde, verband Fahlström von Anfang an eine enge Beziehung, die in viele spartenübergreifende Projekte mündete und ihn später zu einem der Botschafter des Museums in den USA werden liess. Erste internationale Ausstellungen folgten, so insbesondere 1958 in der Galerie Daniel Cordier in Paris, wo Fahlström enge Bande zu Jean-Jacques Lebel und Alain Jouffroy knüpfte, den Organisatoren von Anti-Procès (1, 1960), einer Manifestation von Künstler*innen gegen die französische Kriegspolitik in Algerien sowie gegen die Apartheid in Südafrika, deren Manifest auch Fahlström unterschrieb.

1961 reiste Fahlström mit seiner Partnerin Barbro Östlihn, die er 1960 geheiratet hatte und mit der er intensiv zusammenarbeitete, zu einem einjährigen Stipendiumaufenthalt in die USA. Billy Klüver, der schwedische Ingenieur in den Diensten der Bell Laboratories und Gründer von E.A.T. (Experiments in Art and Technology, einer Institution, die viele Künstler*innen in der technischen Umsetzung von Werken unterstützte), führte die Ankömmlinge in die New Yorker Kunstszene ein. Erste Freunde waren Patty und Claes Oldenburg. Fahlström konnte Robert Rauschenbergs Atelier übernehmen und wurde so zum Nachbarn von Jasper Johns. Er fand sich im Zentrum der rasanten Entwicklung in den USA, erlebte den Aufstieg von Pop Art und Happening. Barbro und Öyvind blieben auch nach Ablauf des Stipendiumjahres in der Stadt und waren bis zu seinem Tod 1976 Teil der Kunstszene New Yorks.

Auch mit einem Leben in New York rissen die Kontakte nach Schweden nie ab. 1966 repräsentierte Fahlström sein Land an der Biennale in Venedig, und konnte sich wohl auch deshalb nicht an HON beteiligen, der riesigen Frauenskulptur, die Niki de Saint Phalle zusammen mit Jean Tinguely und Per Olof Ultvedt 1966 im Moderna Museet installierte. Öyvind, Niki und Jean hatten sich spätestens seit Mai 1962 gekannt, als sie sich alle an Kenneth Kochs Inszenierung von The Construction of Boston beteiligten. Fahlström betätigte sich als Poet, publizierte 1953 ein Manifest für konkrete Poesie, war Verfasser von Theaterstücken, beteiligte sich an Performances und Happenings ebenso wie an theatralischen Inszenierungen und schuf in enger Zusammenarbeit mit seiner Frau ein künstlerisches Werk mit Gemälden, einem umfangreichen druckgrafischen Werk und raumgreifenden Installationen, das sich zwischen 'peinture' und 'comic' bewegte und in dem er politische, soziale und gesellschaftliche Fragen seiner Zeit aufnahm.

Party for Öyvind spiegelt eine Zeit wider, die von den Herausforderungen der Nachkriegszeit geprägt war, die aber auch einzigartige Möglichkeiten für eine neuartige Offenheit und Verspieltheit bot, als eine jüngere Generation versuchte, das Alte über Bord zu werfen und ihre eigene Lebensweise zu finden, in deren Mittelpunkt Lebenslust und Hoffnung auf die Zukunft sowie das Recht auf die eigene Identität, Sexualität und Ausdruck in Kunst, Musik, Literatur und Poesie standen.

Die Ausstellung bringt viele der einflussreichsten Künstler der 1950er und 1970er zusammen, darunter Alexander Calder, Andy Warhol, Barbro Östlihn, Carl Johan De Geer, Christer Strömholm, Claes Oldenburg, Cy Twombly, Dennis Hopper, Ernest Cole, Faith Ringgold, Gunilla Palmstierna-Weiss, Jean Tinguely, John Cage, Kiki Kogelnik, Lee Bontecou, Lena Svedberg, Marie-Louise Ekman, Marisol, Merce Cunningham, Mimi Gross, Niki de Saint Phalle, Patty Oldenburg, Peter Weiss, Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein. Und, natürlich, Öyvind Fahlström selbst. Insgesamt sind es etwa gleich viele Künstlerinnen wie Künstler.

Die Ausstellung wird kuratiert von Barbro Schultz-Lundestam und Gunnar Lundestam. Nach einer ersten Station im Sven-Harrys konstmuseum in Stockholm (2021) wurde sie für das Museum Tinguely erweitert und wird in Basel von Andres Pardey und Tabea Panizzi betreut. Im Sommer 2022 wird die Ausstellung im Kunstverein in Hamburg zu sehen sein.


Le titre de l’exposition reprend le carton d’invitation envoyé par Patty et Claes Oldenburg pour une fête organisée à l’occasion de l’anniversaire d’Öyvind Fahlström et de sa première exposition personnelle à la légendaire Sidney Janis Gallery de New York en 1967. Cette fête immense réunit alors plusieurs centaines d’invités, dont beaucoup sont également représentés dans l’exposition.

Öyvind Fahlström est né en 1928 à São Paulo, au Brésil, de parents scandinaves. En juillet 1939, à l’âge de 10 ans, il part pour Stockholm où il rend visite à sa famille pendant six mois. Le début de la Seconde Guerre mondiale l’empêche de repartir, si bien que Fahlström passera le reste de son enfance et de son adolescence chez une tante à Stockholm. Après la guerre, il étudie l’histoire de l’art et l’archéologie à Stockholm et à Rome où il où il vit à partir de 1952. Il s’immerge rapidement dans le milieu artistique, crée ses premières œuvres et se lie d’amitié avec des artistes comme le peintre Giuseppe Capogrossi, dont l’utilisation des signes et des symboles est pour le jeune Suédois une source d’inspiration majeure. Correspondant de journaux suédois, Fahlström écrit des articles sur Rome, notamment sur Robert Matta et Cy Twombly.

En 1961, titulaire d’une bourse, Fahlström se rend pour un an aux États-Unis avec sa partenaire Barbro Östlihn, qu’il a épousée en 1960 et avec laquelle il travaille beaucoup. Billy Klüver, ingénieur suédois au service des Bell Laboratories et fondateur de l’E.A.T. (Experiments in Art and Technology, institution soutenant de nombreux artistes dans la réalisation technique de leurs œuvres), introduit les nouveaux arrivants dans le milieu artistique new-yorkais. Leurs premiers amis sont alors Patty et Claes Oldenburg. Fahlström peut reprendre l’atelier de Robert Rauschenberg et devient ainsi le voisin de Jasper Johns. Il se retrouve au cœur d’une fulgurante évolution américaine, et assiste à la montée du pop art et du happening. Une fois l’année de bourse écoulée, Barbro et Öyvind restent à New York, où ils feront partie de la scène artistique locale jusqu’à la mort de l’artiste en 1976.

Même vivant à New York, les contacts avec la Suède ne se sont jamais interrompus. En 1966, Fahlström représente son pays à la Biennale de Venise, raison sans doute pour laquelle il n’a pas pu participer à HON, l’immense sculpture féminine que Niki de Saint Phalle a installée en 1966 au Moderna Museet avec Jean Tinguely et Per Olof Ultvedt. Fahlström et Tinguely s’étaient connus en 1955 à Stockholm lors de sa première exposition en Suède. Öyvind et Niki se sont rencontrés à Stockholm en mai 1961 dans le cadre de l’exposition, Rörelse i Konsten, et un an plus tard tous les trois se retrouvent ensemble lors de leur participation commune à la mise en scène de The Construction of Boston par Kenneth Koch.


The title of the exhibition quotes an invitation sent out by Patty and Claes Oldenburg, who in 1967 threw a party to celebrate both Öyvind Fahlström’s birthday and his first solo show at the near-legendary Sidney Janis Gallery in New York. The party was a major event with several hundred guests, many of them fellow artists whose works feature in our exhibition.

Öyvind Fahlström was born to Scandinavian parents in São Paulo, Brazil, in 1928. In July 1939, aged just ten, he travelled to Stockholm to spend six months with his relatives. As the outbreak of the Second World War prevented his returning to Brazil, he spent the remainder of his childhood and adolescence with an aunt in Stockholm. After the war, he studied art history and archaeology in the Swedish capital as well as in Rome. On moving to Rome in 1952 he immediately immersed himself in the local art scene, creating his first works and befriending fellow artists such as the painter Giuseppe Capogrossi, whose handling of signs and symbols was an important inspiration for the much younger Swede. Fahlström also wrote reports on Rome for the arts and culture pages of Swedish newspapers – among them pieces on Robert Matta and Cy Twombly.

In 1961 Fahlström travelled to the USA on a one-year stipend together with his partner and collaborator, Barbro Östlihn, whom he had married the previous year. They were introduced to the New York art scene by Billy Klüver, a Swedish engineer who worked for Bell Laboratories and was the founder of Experiments in Art and Technology (E.A.T.), an institution set up to assist artists with the technical aspects of their work. The couple’s first friends in New York were Patty and Claes Oldenburg. Fahlström, moreover, was able to take over Robert Rauschenberg’s studio and so became a neighbour of Jasper Johns. Suddenly at the centre of America’s rapidly changing art scene, he experienced the rise of Pop Art and happenings at first hand. Barbro and Öyvind stayed on in the city even after the stipend ended and remained a fixture of the New York art scene right up to Öyvind’s death in 1976.

Not that the connection to Sweden had ever been severed: Fahlström, for example, represented his country at the Venice Biennale of 1966, which is why he was unable to take part in HON, the gigantic sculpture of a reclining woman that Niki de Saint Phalle, assisted by Jean Tinguely and Per Olof Ultvedt, installed at the Moderna Museet that same year. Öyvind met Tinguely in 1955 when the latter came to Stockholm for his first solo show in Sweden. Öyvind and Niki got to know each other in May 1961 at the exhibition Rörelse i Konsten und and one year later when all three of them were involved in Kenneth Koch's staging of The Construction of Boston.

(Text: Museum Tinguely, Basel)