sichtbar.art wollte wissen was in der Galerienszene während der Coronazeit passiert und hat Fabian Walter ein paar Fragen gestellt. Fabian Walter ist Präsident des Verbandes Schweizer Galerien und Vorstandsmitglied des Verbandes Kunstmarkt Schweiz.
Was hat die Coronakrise bei den Galerien verändert?
Corona hat eigentlich keine neue Krise in der Galerienszene ausgelöst. Natürlich gibt es Galeristinnen und Galeristen, die noch mehr unter Druck geraten. Das Galeriensterben hat bereits 2008 mit der Finanzkriese begonnen und hat sich 2012 mit der europäischen Schuldenkrise akzentuiert. Zwischen 2010 – 2018 gab es beim Verband Schweizer Galerien 50% Austritte, insbesondere aufgrund des Strukturwandels und der Globalisierung. Viele Galerien, die nach 2000 eröffnet wurden, überlebten/überleben ca. sieben Jahre. Vor allem nicht etablierte Galerien, ohne finanzielles Polster haben die Tore geschlossen. Die unzähligen Kunstmessen, instabile Finanzsituationen oder das Fehlen von Kunstschaffenden mit einem entsprechenden Markt haben die Situation verschärft. Diese Situation ist vor allem für kleinere Galerien und Primärgalerien problematisch. Aus Sicht der Kunstschaffenden ist es verständlich, wenn diese sich nach einer gewissen Bekanntheit einer grossen und international tätigen Galerie zuwenden.
Es braucht eine gute Portion Naivität heute eine Galerie zu eröffnen…
Wie viele Galeristinnen/Galeristen überlegen sich aufgrund der Coronakrise eine Schliessung?
Es wird einige geben, die wegen der Coronakrise aufhören oder aufgeben. Viele haben sich jedoch bereits vor dieser Krise Gedanken ums Aufhören gemacht. Es stellt sich die Frage, ob man weiter machen will und die vorhandenen Reserven aufbrauchen will, ob man überhaupt noch Lust hat viel Geld in die Kunst zu investieren. Eine wichtige Frage ist jedoch auch wie lange diese unsichere Zeit noch andauert – wie lange der Atem noch reicht.
Was läuft gerade im Kunstmarkt?
Auch im Kunstmarkt herrscht zur Zeit ein Lockdown – es läuft nichts. Auch die Frage des Dachverbandes welche Massnahmen des Bundesamtes für Kultur (BAK) und Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) den Galerien zu Gute kommen ist ungeklärt, insbesondere ist die Frage der Ausfallentschädigung nicht geklärt. Der Kunsthandel ist von diesen Massnahmen ausgenommen ausser der Anmeldung von Kurzarbeit und Beantragung von Krediten. Kunstschaffende können ihre Ausfälle beantragen, selbstverständlich nur, wenn sie ihre Aufwände belegen können, was schwierig sein wird.
Hat er sich verändert? Wird mehr gekauft?
Verändert hat sich der Markt nicht wirklich. Sammler gibt es kaum mehr welche, aber dies hat mit der Coronakrise nichts zu tun. Hier stellt sich grundsätzlich die Frage wie 30 – 50-Jährige angesprochen werden können, die sich Kunst leisten könnten.
Was machen die Galerien für ihre KünstlerInnen? In diesem Fall die Fabian & Claude Walter Galerie
Die Homepage wird aktualisiert. Es wurde zum Beispiel ein Shop integriert, der die Preise der Werke transparent zeigt – die Preise müssen nicht mehr angefragt werden. Die Galerie ist verstärkt in den social Media Kanälen aktiv und stellt eine App zur Visualisierung von Kunstwerken in den eigenen vier Wänden zur Verfügung. Ein Schritt zur weiteren Digitalisierung.
Anmerkungen von sichtbar.art
Die Coronakrise unterstützt sicherlich eine Digitalisierung in der Galerienszene und im Kunstmarkt. Ob dies jedoch die eigentlich nächsten Generationen (Generation X und Y) von Sammlern anspricht ist die grosse Gretchenfrage. Oder braucht es unterschiedliche Konzepte für die verschiedenen Generationen? Braucht es wirklich spezielle Events, damit jüngere Menschen auf Kunst sensibilisiert werden können? Bringt diese Krise eine effektive "Gesundschrumpfung" in der Galerienszene? Was passiert mit den Kunstschaffenden, wenn es immer weniger Galeristinnen und Galeristen gibt, die sie fördern? Welche Wirkung hat die Globalisierung wirklich auf den Kunstmarkt? Diesen Fragen geht sichtbar.art nach und versucht sie zu beantworten…
Fabian & Claude Walter Galerie
Die Galerie wurde von Fabian & Claude Walter am 20. März 1986 in Basel eröffnet. 2002 erfolgte der Umzug der Galerie von Basel nach Zürich ins Löwenbräu Kunstareal. Seit Anfang Januar 2013 ist die Galerie neu im Zentrum von Zürich, zwischen Kunsthaus und Bellevue, an der Rämistrasse 18 domiziliert. Das Programm bewegt sich im Spannungsfeld zwischen konzeptuell angelegter figurativer Kunst nach 1980 mit Fokus auf Fotografie und Malerei, sowie thematisch angelegten Ausstellungsprojekten, in denen bedeutende Kunstströmungen und Tendenzen nach 1960 aufgezeigt werden. Seit über 30 Jahren sind Fabian & Claude Walter als Berater für nationale und internationale Unternehmungen und Sammlungen tätig. Sie beraten diese bei Fragen der Integration von Kunst in bestehende oder neu zu errichtenden Bauten – realisieren und organisieren Kunst am Bau Projekte – und unterstützen ihre Kunden beim Aufbau, der Entwicklung und Verwaltung der Sammlungen.
Verband Schweizer Galerien
1995 wurde der Verband mit dem Ziel gegründet, die Interessen der Galeristen und Galeristinnen in der Öffentlichkeit und bei Behörden besser vertreten zu können. Inzwischen ist er Mitglied der Schweizer Koalition für die Kulturelle Vielfalt, er ist dem Europäischen Dachverband F.E.A.G.A. und dem Welthandelsverband CINOA angeschlossen und hat im Januar 2015 zusammen mit dem Verband Schweizerischer Antiquare und Kunsthändler, mit dem Kunsthandelsverband der Schweiz und dem Verband Schweizer Auktionatoren von Kunst- und Kulturgut den Dachverband Kunstmarkt Schweiz gegründet.
Verband Kunstmarkt Schweiz
Der Verband Kunstmarkt Schweiz (VKMS) als Dachorganisation der vier Kunsthandelsverbände (Galeristenverband, Antiquarenverband, Auktionatorenverband und Kunsthandelsverband) bezweckt die Wahrung der Interessen der Kunstmarktteilnehmer im Handel gegenüber Behörden, Verbänden, Privaten und Medien. Der VKMS setzt sich ein für einen Dialog in Politik und Recht, der sich den Besonderheiten des Kunstmarktes nicht verschliesst - er nimmt deshalb eine aktive Rolle in der Gestaltung der Kulturgesetzgebung und -politik ein. Zum Wohl der Schweiz als intakter Kunsthandelsplatz. Über die rein wirtschaftlichen Interessen hinaus ist es dem VKMS wichtig die kulturelle Bedeutung der Arbeit der Mitglieder der einzelnen Verbände hervorzuheben. Ein intakter Kunsthandel in allen Facetten ist noch immer treibende Kraft für einen vitalen Kulturstandort Schweiz: So ist dessen Expertise zentral für die Entdeckung und Förderung von Künstlern, für öffentlich zugängliche und Ausstellungen und Auftritte an Kunstmessen, für Kooperationen mit Museen und Kunsträumen, für die Herausgabe von Publikationen, einen Austausch mit Sammlern und schliesslich für die Betreuung von Nachlässen und Archiven.
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