The Walls of Suzhou Gardens…
Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

"The Walls of Suzhou Gardens" ist eine fotografische Reise von Hélène Binet durch die Gärten Suzhous in China – ein Tanz mit dem Licht…

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Die klassischen Gärten von Suzhou[1] gehören zu den gelisteten Stätten des Weltkulturerbes in China. Das Weltkulturerbe umfasst neun Gärten der Stadt Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Die Gärten aus dem 11. bis 19. Jahrhundert sind herausragende Meisterwerke chinesischer Gartenkunst, die danach strebt, natürliche Landschaften im Kleinformat nachzubilden. In ihrer sorgfältig ausgearbeiteten Gestaltung spiegeln die Gärten die tiefgründige Bedeutung natürlicher Schönheit in der chinesischen Kultur wieder. 

Die Aufnahmen entstanden in den Gärten Humble Administrator's Garden, Lingering Garden und im Lion Grove Garden.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Nach einem Besuch der Gärten Suzhous in China war Hélène Binet so sehr begeistert, dass sie sich entschieden hat die Gärten noch einmal zu besuchen und das Schattenspiel an den Wänden fotografisch festzuhalten. Nach dem ersten Bild wurde die Faszination für die Wände selbst so stark, dass sie sich entschieden hat die Wände in den Vordergrund zu stellen – die Wandstrukturen, die Mikroorganismen, das Licht- und Schattenspiel der Pflanzen…

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Juhani Pallasmaa zitiert in seinem poetischen Essay Leonardo Da Vincis über die Vorstellungskraft: "Wenn du eine Wand betrachtest, die mit Flecken übersät ist, oder eine Mischung aus Steinen, wenn Sie sich eine Szene ausdenken müssen, entdecken Sie vielleicht eine Ähnlichkeit verschiedenen Figuren in Aktion, oder seltsame Gesichter und Kostüme, oder eine oder eine unendliche Vielfalt von Objekten, die Sie auf vollständige und gut gezeichnete Formen. Und diese erscheinen an solchen Wänden promiskuitiv, wie der Klang von Glocken, in deren Geläut man jeden Namen oder jedes Wort finden kann, das man sich vorstellen kann."

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Hélène Binet (*1959) wurde in Sorengo (CH) geboren und ist sowohl schweizerischer als auch französischer Abstammung. Sie wuchs in Rom auf, wo sie am Instituto Europeo di Design Fotografie studierte und bald ein Interesse an Architekturfotografie entwickelte. Über einen Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren hat Hélène Binet sowohl zeitgenössische als auch historische Architektur fotografiert, darunter die Arbeiten der Architekten Caruso St John, Zaha Hadid, Daniel Libeskind und Peter Zumthor. Seit jüngerer Zeit fokussiert sie sich Landschaftsfotografie, in der sie zentrale Anliegen ihrer Architekturfotografie umsetzt. Hélène Binets Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Büchern veröffentlicht und in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. Hélène Binet ist Verfechterin der analogen Fotografie.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Juhani Pallasmaa ist Architekt, emeritierter Professor an der Aalto-Universität in Helsinki und Schriftsteller. Er praktizierte bis 2011 Architektur und arbeitet seitdem als Schriftsteller. Er hatte eine Reihe von Positionen in Finnland, mehrere Gastprofessuren im Ausland, insbesondere in den USA, inne und lehrte und dozierte seit 1970 auf der ganzen Welt. Zusätzlich hat er über 60 Bücher und 500 Essays, Vorträge und Interviews veröffentlicht.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums). 

"The Walls of Suzhou Gardens" (ISBN 978-3-0778-652-9) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Informationsquelle: Wikipedia und UNESCO

Cicatrice - eine Einordnung von Melody Gygax…
Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Eine künstlerische Arbeit mit einer klaren Botschaft. Nicht nur für die Schönheit dieses majestätischen Steins. Hier schwingt Stolz und Tradition, seine Erfolgs-Geschichte mit - ich selbst habe meinen Bezug und bin mit diesem Stein im Garten in Form eines Brunnens aufgewachsen und kletterte als Kind im Steinbruch herum – aber natürlich hat das Eingreifen des Menschen in die Natur, der Jahrhunderte lange Abbau des Felsens auch seine Folgen und zeichnet seine Furchen oder Narben in die Natur. «Cicatrice» auf italienisch und französisch → Narbe

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Wie damit fotografisch umgehen? 

Die gewählte Form erschliesst sich aus dem Werdegang des Fotografen Kostas Maros und zeigt seine Entwicklung deutlich. Nach Abschluss seiner juristischen Laufbahn begann er als Pressefotograf bei der Basler Zeitung und machte ein Praktikum bei mir. Im Jahr 2012 stellte ich ihn als Bildchefin der Zeitung fest an, wo er noch heute neben anderen Wirkungsfeldern tätig ist. Er zeichnet sich durch seine qualitativ hochstehende und feinfühlige Portraitfotografie aus und seine Reportagen folgen gekonnt einem narrativen Strang, sich der Vollständigkeit bewusst, die dieses Genre erfordert: Vollständigkeit bedeutet, dass auch alle negativen Aspekte beleuchtet werden, auch Personen miteinbezogen werden und die Auswirkungen auf die Natur breit sichtbar wird.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Seine Tätigkeitsfelder erweitern sich aber auch immer mehr in eine neue Richtung. 

Nun wäre dieses Thema für eine klassische Reportage mit gesellschaftskritischem Hintergrund ideal. Obwohl der Fotograf während seiner Aufenthalte in Carrara mit einem Umweltaktivisten in den apuanischen Alpen unterwegs war, ist die Herangehensweise des Fotografen nicht die der Reportage: Er geht künstlerisch vor. Er entscheidet sich für ein Extrakt, er nimmt sich die Freiheit, wegzulassen. Das heisst, dass er eben nicht der Vollständigkeit verpflichtet ist und nicht alle - im Ausstellungstext beschriebenen - Aspekte mitnehmen muss. Hier endet die Form der Reportage und beginnt die Kunstform. Beide Formen schliessen sich aber nie aus. 

Der Mensch steht wohl neben der Natur im Zentrum dieser Arbeit, ist aber nicht direkt sichtbar. Seine Spuren sind es, er ist stark spürbar durch seinen Eingriff in die Natur. Der Fotograf lässt den Menschen in seinen Fotografien hier bewusst aussen vor. Er legt den visuellen Fokus auf die Natur und verzichtet auf menschliche Präsenz.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus persönlichem Interesse und aus Begeisterung für den Ort entstand diese Arbeit. Die Vorgehensweise ist eine sehr langsame, da er mit der Fachkamera weniger mobil ist und sie ein langsames, aber wachsameres Fotografieren erfordert. Er schaut anders: bewusster, überlegter, bewegt sich also in einer ganz anderen Form um das gigantische Sujet herum. Gewisse Bilder und Perspektiven erfordern einen Mehraufwand, längere Kletterrouten, die er mit dem Umweltaktivisten und Kenner der apuanischen Alpen bewältigt.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Die visuelle Anziehungskraft der Mächtigkeit des Steins erschlägt einen beinahe, einer Ohnmacht gleich. Kostas entscheidet sich, grafisch vorzugehen und zeichnet ein architektonisches Portrait. Er vermeidet störende Faktoren wie teilweise überflüssigen Himmel, Bagger, den Menschen - es ist kein touristischer Blick, sondern ein skulpturaler. Die Erhabenheit und die Schönheit werden virtuos verbunden mit dem Aspekt der Zernarbung des Berges und dem Einschnitt in die Landschaft. Die Anmutung aller Bilder in diesem Raum bilden eine visuelle Verneigung vor der monumentalen Kulisse und vor allem einen Weckruf an die Menschen im Umgang mit der Natur.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Dieses Vorgehen erinnert an den Fotografen Paolo Pellegrin, der Fotografenagentur MAGNUM PHOTOS, der mit seiner Arbeit «Antarctica» einen solchen Weg ging. Er zeigt eben nicht «nur» die Schönheit der Antarktis, indem er sehr nahe über der Oberfläche fliegen kann, ermöglicht durch die Nasa, sondern verweist auf das Leiden der Natur, auf die Klimaerwärmung und das Ansteigen des Meerespiegels.

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Aus der Serie "Cicatrice", 2020 | © Kostas Maros

Der Fotograf Kostas Maros (*1980) absolvierte an der Universität Basel eine rechtswissenschaftliche Ausbildung und arbeitete einige Jahre im juristischen Berufsfeld, bevor er 2013 autodidaktisch zur Fotografie wechselte. Seither ist er in der Schweiz und im Ausland für Editorial-, Corporate- und Werbekunden tätig und setzt Reportage- und Kunstprojekte um. Für seine Auftragsarbeiten wird er von der Agentur 13photo und für seine künstlerischen Arbeiten von der Galerie Monika Wertheimer und der Galerie 94 vertreten. Seine Arbeiten wurden unter anderem im Rahmen des Prix de la Photographie, Paris, des Vfg-Nachwuchsförderpreises, des Swiss Photo Award (Gewinner 2018) und des Swiss Press Award ausgezeichnet. 

Gastautorin
Melody Gygax ist die Schweizer Vertreterin von MAGNUM PHOTOS. Seit über 20 Jahren steht die Fotografie im Mittelpunkt ihres Lebens, zuerst jahrelang als Bildredaktorin für verschiedene Medien und zuletzt als Bildchefin bei der Basler Zeitung. Als Bildredaktorin/Kuratorin arbeitet sie heute mit Brands, Werbeagenturen, Corporate Publishern, Fotogalerien, Kulturinstitutionen und Fotografen zusammen. Sie ist regelmässiges Jurymitglied bei Fotowettbewerben, ist als qualifizierte Jurorin an Schulen tätig, unterrichtet Fotografie in den Bereichen Konzeption, Kuration und Editing & Storytelling, und ist langjährige Expertin bei diversen Portfolio-Reviews. 

Galerie 94
Seit 2015 befindet sich die Galerie 94 im ehemaligen Speditionsgebäude des Merker-Areals im Zentrum von Baden. Mit Schwerpunkt auf zeitgenössische und klassische Fotografie präsentiert sie nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler. Sascha Laue, Gründer der Galerie führte bereits von 1994 – 2004 die Photogalerie 94 in Ennetbaden.

ArtMelody Gygax
Your Majesty...
Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Endlich hat er seine Bühne bekommen – der Katzenbaum! Mit "Your Majesty" hat Pascale Weber eine perfekte Plattform für den Katzenbaum, den (hoffentlich) Lieblingsort für unsere Samtpfoten geschaffen.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Auf einer Reise durch die Schweiz suchte sie sich die einzigartigsten Exemplare aus. Wohl bemerkt nicht Katzen, sondern ihre Bäume. Neugierig und stolz liessen sich die Vierbeiner auf ihrem vertrauten Baum fotografieren, den Pascale Weber in eine künstliche Umgebung und entsprechendes Licht gestellt hat.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Kaum ein Katzenbaum oder eine Behausung sieht wirklich schön aus, trotzdem lassen wir nichts unversucht alles Menschenmögliche zu tun, dass unsere Katze oder unser Kater sich in unserer Nähe wohlfühlt. Insgeheim hoffen wir wohl auch, dass unser alter Bauernschrank nicht als Kratzbaum missbraucht wird oder wir uns gar aus der bediensteten Rolle unserer Majestät lösen können…

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Schon im Titel der Bildserie von Pascale Weber klingt Ironie, Witz und Charm an: "Your Majesty" ist wahlweise eine echte Respektsformel oder die ironische Bezeichnung für übertriebenen Pomp. In der so benannten Arbeit sehen wir Katzen (oder Kater) auf ihren Lieblingsplätzen: das sind hier geschmacklich oft vollkommen verunglückte Kratzbäume. Erstaunlicherweise verlieren diese durch die explizite Inszenierung der darauf posierenden Feliden – mal hochmütig, mal stolz, mal lässig spielend oder beinahe gelangweilt -, fast schon ihren Schrecken. Zudem wird offenbar, weshalb Katzen beispielsweise in der frühen Hochkultur der Ägypter schon einen wichtigen Platz eingenommen haben: Elegant in der Bewegung, entspannt posierend wie Sphingen, bleiben sie trotz aller Nähe zu Menschen undurchschaubar…

Stephan Schacher

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Pascale Weber (*1985) ist in Zürich geboren. Sie studierte Fotodesign an der Schule für Gestaltung in Bern und arbeitet seit 2012 als freie Fotografin. Mit ihren ungewöhnlichen Kompositionen hat sie sich vor allem im Still Life Bereich einen Namen gemacht. Sie arbeitet für Kunden wie Fujifilm, Groupe Mutuel, Mikks, Planted Foods und Sensai Cosmetics sowie für Magazine wie Bolero, Fräulein, I love you, Landliebe und NZZ Stil. Ihre Werke wurden mehrfach nominiert, etwa für die GoSee Awards, Berlin, die Spotlight Awards, Barcelona, sowie für den vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Der Hatje Cantz Verlag versteht sich als Vermittler von Kunst. Er ist überall dort, wo die Kunst zu Hause ist. Sein Hauptziel ist es für Kunst zu begeistern und Wissen über sie zu verbreiten – egal wann, wo oder wie sie entstanden ist. Für sein Programm wählt er international die überzeugendsten Titel in den Segmenten Kunst, Fotografie und Architektur aus.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

FOR CATS ONLY (ISBN 978-3-7757-4855-1) kann direkt bei Hatje Cantz oder im Buchhandel bezogen werden. 

Arbeiten aus "Your Majesty" sind in der Gruppenausstellung des 24. vfg Nachwuchspreises vom 16. April – 15. Mai 2021 in der Kammgarn West in Schaffhausen zu sehen.

Amour...
Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Es ist Unsinn sagt die Vernunft
Es ist was es ist sagt die Liebe 

Es ist Unglück sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst
Es ist aussichtslos sagt die Einsicht
Es ist was es ist sagt die Liebe 

Es ist lächerlich sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich sagt die Erfahrung
Es ist was es ist sagt die Liebe

Erich Fried[1]

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

”Nous vivons dans une civilisation qui a donné la priorité absolue à l’intellect, c’est-à-dire à la compréhension du monde au moyen du cerveau et de la réflexion cognitive. Or à notre époque, il reste encore des choses qui ne peuvent être appréhendées par ce biais. C’est alors que nous avons recours à l’art, et à l’amour. Cet ouvrage tente de relier les trois éléments qui échappent encore à la priorité du rationalisme - l’art, l’amour et le fonctionnement du cerveau - afin d’exalter l’indicible”. 

George Kouvas, CTO de Wyss Center for Bio and Neuroengineering

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

"Amour" ist ein Versuch von Guillaume Perret auf poetische, zärtliche und sinnliche Art und Weise die vielfältigen Facetten des Verliebtseins sichtbar zu machen. Luc Debraine, Journalist und Direktor des Schweizerischen Kameramuseums in Vevey schreibt im Epilog von "Amour": "Liebe ist gefährlich, besonders für einen Fotografen." Die Gefahr? – Die Gefahr eines selbstgefälligen Blicks…

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Guillaume Perret schafft es mit seiner poetischen und zärtlichen Herangehensweise ein Bild der Liebe zu zeigen, das berührt und ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Bilder der Liebe atypischer Paare, die spüren lassen, dass Liebe kaum erklärbar ist…

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

In wen verliebst du dich? In wen bist du verliebt? Warum er? Warum sie?... Persönliche und intime Fragen, deren Antworten offen bleiben sollten, um die Zärtlichkeit und die Kraft der Liebe zu bewahren. "Amour" verbindet mit Bildern Paare, die sich durch den Blick unserer Gesellschaft stigmatisiert fühlen – uns dennoch andere Wege zeigen, wie wir uns dem Leben nähern können...

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

"Amour" erinnert uns daran, dass jenseits der Schwierigkeiten jede Form der Liebe auch durch ihren einzigartigen und persönlichen Charakter schön ist. Die verschiedenen Formen, ob akzeptiert oder nicht, verweisen uns auf unsere eigenen Darstellungen, und die Fotografie ist ein hervorragendes Werkzeug, dieses Thema anzugehen. Ein Foto kann dank seines erzählerischen Potentials Poesie mit einer Realität verbinden, die oft kaum sichtbar ist.

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Guillaume Perret (*1973) lebt und arbeitet im Kanton Neuenburg. Seine Neugierde und Sensibilität führte ihn nach seiner Tätigkeit als Maurer und Lehrer zur Fotografie, autodidaktisch und entschlossen, er arbeitet seit 2005 für die Schweizer Presse und gründete 2015 die Agentur Lundi13 mit. 2018 wurde er von der Jury des Swiss Press Photo zum "Fotografen des Jahres" gewählt. Er gewann den 1. Preis in der Kategorie Porträt. 

"AMOUR" (ISBN 978-2-8399-2785-7) kann direkt bei ACT Editions oder im Buchhandel bezogen werden. Signierte Exemplare können bei Guillaume Perret bestellt werden.

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

Aus der Serie "Amour" | © Guillaume Perret

[1] Erich Fried (6. Mai 1921 in Wien † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist. Er war in der Nachkriegszeit ein wichtiger Vertreter der politischen Lyrik Deutschlands und galt gleichzeitig als bedeutender Shakespeare-Übersetzer, dem es gelungen ist, die Sprachspiele des englischen Dramatikers ins Deutsche zu übersetzen. Er beteiligte sich am politischen Diskurs seiner Zeit, hielt Vorträge, nahm an Demonstrationen teil und vertrat öffentlich Position der ausserparlamentarischen Opposition, so dass er sich in konservativen und rechten Kreisen dem Ruf als "Stören-Fried" erwarb.

Floating Garden...
Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Blüht eine Blume, zeigt sie uns die Schönheit. Blüht sie nicht, lehrt sie uns die Hoffnung.

Chao-Hsiu Chen[1]

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Alles begann mit einer Rose… "Floating Garden[2]" ist ein Langzeitprojekt der kroatischen Fotografien Maja Strgar Kurečić, das sie im Sommer 2019 begonnen hat. "Es begann mit der Rose, die meine Tochter zu ihrem 18. Geburtstag erhielt. Diese Rose liess mich über Jugend, Schönheit, Vergänglichkeit nachdenken..." Sie wollte sie vor dem Verrotten bewahren und hat sie gedanken- und planlos ins Wasser gelegt und vereist. Mit der Zeit wurde ihr klar, dass sie fotografieren musste, um die zarte Struktur der Blütenblätter und deren intensiven Farben festzuhalten.

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Nebst den Rosenblättern begann sie mit anderen Blumen, Blättern, Zweigen, Kräutern und Samen zu experimentieren – mit allem was sie im Garten finden konnte. In dieser natürlichen und empfindlichen Welt, die uns umgibt, findet Maja Strgar Kurečić eine schier unerschöpfliche Quelle von Metaphern für das Leben und die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz.

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.

Albert Camus[3]

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Maja Strgar Kurečić ist Kunstfotografin und ausserordentliche Professorin für Fotografie an der Fakultät für grafische Künste der Universität Zagreb in Kroatien. Seit über 25 Jahren mit Fotografie. Zu Beginn ihrer Karriere beschäftigte sie sich vorwiegend mit Werbe- und Reportagefotografie. Internationale Anerkennung erlangte sie für ihre letzten Projekte "Other Worlds", "Escape Landscapes" und "Floating Garden", die mit vielen Preisen (Tokyo International Foto Awards 2019 (Gold in Nature), 15th Julia Margaret Cameron Award (Winner in Nature), Moscow International Foto Awards 2020 (Silver in Fine Art), Budapest International Foto Awards 2020 (Gold in Nature), Prix de la Photographie Paris 2020 (Bronze in Nature), San Francisco Bay International Photography Awards (Sliver Award and Gallery Award), Chromatic Photography Awards 2020 (Silver in Nature), 6th Fine Art Photography Awards (3rd place winner in Nature) und andere) ausgezeichnet und ein Einzel- und Gruppenausstellungen (ULUPUH Gallery, Zagreb, FotoNostrum, Barcelona, PH21 Gallery, Budapest, Gallery Valid Foto, Barcelona, Batana Gallery, Rovinj) präsentiert. Sie ist Mitglied von ULUPUH (Kroatischer Verband der Künstler für angewandte Kunst) und CPPA (Kroatischer Verband der Pressefotografen).

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

[1] Chen Chao-Hsiu ist eine chinesische Autorin, die in Taiwan geboren ist, wo sie in Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus unterrichtet wurde. Sie studierte in Wien und Salzburg klassische Musik. Die Feng-Shui-Expertin arbeitet heute als Schriftstellerin, Malerin, Kalligraphin und Komponistin in Rom.

[2] Schwimmende Gärten sind auf flachen Seen gestaltete Anbauflächen, die aus Schlick und Wurzelwerk der üppig wachsenden Wasserhyazinthen gebaut und mit Bambusstangen im Boden verankert werden. Da die schwankenden Konstruktionen von Menschen nicht betreten werden können, werden sie von Booten aus bewirtschaftet. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten sind mehrere Ernten im Jahr von Tomaten, Gurken, Auberginen und anderen Gemüsen möglich. Die schwimmenden Gärten wurden von der Volksgruppe der Intha im Süden Burmas entwickelt, da sie von den bereits ansässigen Völkern nur unter der Bedingung geduldet wurden, wenn sie sich auf dem See und dem ihn umgebenden Schilfgürtel ansiedelte.

[3] Albert Camus (1913 – 1960) ist in Mondovi in Französisch-Nordafrika (heutiges Dréan, Algerien) geboren und in der Nähe von Villeblevin in Frankreich gestorben. Er war Schriftsteller, Philosoph und Religionskritiker. 1957 erhielt er für sein Lebenswerk den Nobelpreis für Literatur. Er gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

Aus der Serie "Floating Garden" | © Maja Strgar Kurečić

ArtMiryam Abebe
Anthemis Nobilis…
Anthemis Nobilis #3, Gypsophila Repens, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #3, Gypsophila Repens, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

"Ich ging hinüber zu meinen Sonnenblumen, die unerschütterlich wuchsen, sich selbst auf die richtige Weise und zur richtigen Zeit erfüllend, in der Überzeugung, dass die Sonne für sie da sein würde. Nur wenige Menschen bringen jemals zustande, was die Natur ohne Anstrengung und zumeist ohne Fehlschlag zustande bringt. Wir wissen nicht, wer wir sind, und wie wir funktionieren, noch viel weniger verstehen wir zu blühen." 

(Jeannette Winterson, aus "Auf den Körper geschrieben")

Anthemis Nobilis #1, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #1, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Eine glückliche Fügung: Seit Januar 2018 steht Sonja Maria Schobinger die botanische Bilder-Sammlung des I. H. (1865 – 1940) aus dem 19. Jahrhundert zur Verfügung, die einst dem Studium der Botanik und der Pharmazie diente – ein Fundus von mehreren hundert handkolorierten Glasdiapositive.

Anthemis Nobilis #2 Cystisus Laburnum, Oxalis Acetosella, Berberis Vulgaris, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #2 Cystisus Laburnum, Oxalis Acetosella, Berberis Vulgaris, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Um mit den botanischen Abbildungen arbeiten zu können reproduzierte Sonja Maria Schobinger die Pflanzenbilder mit Ihrer Kamera und verzichtete auf das Arbeiten mit dem Scanner. Im nächsten Schritt rekonstruierte sie die Farben und strukturellen Feinheiten der digitalisierten Pflanzenabbildungen.

Jede Glasplatte war mit dem lateinischen Namen der abgebildeten Pflanze beschriftet, dies hat sie dazu gebracht linguistisch-etymologische Nachforschungen zu machen. Bereits seit ihrer Kindheit interessiert sie sich für Heilpflanzen - nun setzt sie sich forschend mit der Heilwirkung, der Toxizität und der Formsprache der Pflanzen auseinander.

Anthemis Nobilis #7, Viscum Album, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #7, Viscum Album, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Das Beschäftigen mit den Glasdiapositiven der botanischen Sammlung hat sie bestärkt, ihre Idee in einem Langzeitprojekt umzusetzen. Sie schafft eine neue Bildwelt, indem sie analoge und digitale Selbstportraits, mit den botanischen Tafeln verschmelzen lässt. Die Glasplatten stammen aus den Anfängern der Fotografie und die Portraits zeigen das künstlerische Schaffen Sonja Maria Schobingers mit verschiedenen Techniken – analog, digital, Film, Glas und Dia – aus den letzten 35 Jahren.

Anthemis Nobilis #5, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #5, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

In Anthemis Nobilis geht es Sonja Maria Schobinger weniger um die therapeutische Wirkung der Heilpflanzen, viel mehr möchte sie ihre feminine Sichtweise, mit dem männlichen Blick auf die Pflanzenwelt vereinen. Ein Vereinen von männlich und weiblich, historisch und modern, Kunst und Wissenschaft, analog und digital, Mensch und Natur und Dominanz und Hingabe – um das Sichtbarmachen von elementaren Bestandteilen des Menschseins in und mit der Natur.

Anthemis Nobilis #8, Viburnum opulus, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #8, Viburnum opulus, 2019 | © Sonja Maria Schobinger

Sonja Maria Schobinger lebt in der Schweiz und wird durch die Galerie Carzaniga, Basel vertreten. Ihre Arbeiten sind in Kunstsammlungen (Kunstsammlung Stadt Zürich, Kunstsammlung Roche und anderen) vertreten. Ihre Arbeiten wurden mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Monika Wertheimer, Oberwil, Galerie 94, Baden, Galerie Carzaniga, Basel, Museum Helmhaus, Zürich, Kunsthaus Zug, Kunsthalle Palazzo, Liestal) präsentiert. 1983 hat sie mit ihren Langzeitprojekten "Selbstportraits" und "Women pick Flowers" und 2018 mit einem Langzeitprojekt anhand botanischer Glasplatten-Dias von "I. H." aus dem 19. Jahrhundert begonnen.  

Sonja Maria Schobingers frühere Arbeiten mit historischem Bildmaterial, sind u. A. die Restaurierung, Rekonstruktion und Digitalisierung des Foto-Nachlasses der Expeditionsfotografin Anneliese Scherz (1900-1985) und des Archäologen Ernst Rudolf Scherz (1906-1981), und ihre Arbeit als Gastkuratorin zur Ausstellung „White Lady - Black Lady“. Fotografien von Anneliese Scherz während den Expeditionen mit Abbé Henri Breuil und Mary Boyle in Namibia, 1947-1950.

Anthemis Nobilis #16, Fragaria Vesca, 2021 | © Sonja Maria Schobinger

Anthemis Nobilis #16, Fragaria Vesca, 2021 | © Sonja Maria Schobinger

Art, DocumentaryMiryam Abebe
Pia Zanetti. Fotografin
Pia Zanetti, Muynak, Usbekistan, 1999 © Pia ZanettiMuynak lag bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf einer Halbinsel am südlichen Ufer des Aralsees. Doch dem See wurde jahrzehntelang Wasser seiner beiden Zuflüsse entzogen, um Millionen Hektar usbekische…

Pia Zanetti, Muynak, Usbekistan, 1999 © Pia Zanetti

Muynak lag bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf einer Halbinsel am südlichen Ufer des Aralsees. Doch dem See wurde jahrzehntelang Wasser seiner beiden Zuflüsse entzogen, um Millionen Hektar usbekischer Wüste in Baumwollfelder zu verwandeln. Das Leben am Aralsee ist unmöglich geworden.

Es ist ein Auftrag gewesen, wie es so viele Aufträge gibt. Aber manchmal wird aus einem Auftrag unversehens mehr. Die Entfernungen schwinden, die Kamera ist nicht mehr die heimliche Beobachterin, schwarz und bedrohend aus einer dunklen Ecke heraus. Die Kamera wird zum Raum, in dem sich die Bilder abspielen. Dabeisein, das Zauberwort der Fotografie, verliert seine voyeuristische Anrüchigkeit, da ist keine Neugier, kein Ehrgeiz, Unerhörtes öffentlich machen zu wollen.

Pia Zanetti

Pia Zanetti, Pozzuoli, Italien, 1970 © Pia ZanettiDie Bevölkerung von Pozzuoli hat Angst vor deinem Vulkanausbruch.

Pia Zanetti, Pozzuoli, Italien, 1970 © Pia Zanetti

Die Bevölkerung von Pozzuoli hat Angst vor deinem Vulkanausbruch.

Für die erste umfassende Einzelausstellung ist Pia Zanetti in ihr umfangreiches Archiv getaucht und hat jene Aufnahmen ans Licht geholt, die mehr als Dokumente sind. Es sind Bilder, die sich einprägen, in denen sie Momenten des Alltags und zufälligen Begegnungen mit Menschen ein Stück Poesie abgerungen hat.

Pia Zanetti, Bette Davis, Cernobbio, Italien, 1988 © Pia ZanettiDie Filmschauspielerin Bette Davis (1908 – 1989) kommt zur Verleihung des Merit of Achievement Award nach Campione d'Italia. Das Portrait entstand in der Villa d'Este am Comersee.

Pia Zanetti, Bette Davis, Cernobbio, Italien, 1988 © Pia Zanetti

Die Filmschauspielerin Bette Davis (1908 – 1989) kommt zur Verleihung des Merit of Achievement Award nach Campione d'Italia. Das Portrait entstand in der Villa d'Este am Comersee.

Die Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur und die Publikation, die von Peter Pfrunder, Fotostiftung Schweiz in Zusammenarbeit mit Jürg Trösch, Codax Publisher beim Verlag Scheidegger & Spiess erschienen ist gibt einen tiefen Einblick in das Schaffen von Pia Zanetti, die schon als Jugendliche Fotografin werden wollte.

Pia Zanetti, London, England, 1968 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, London, England, 1968 © Pia Zanetti

Im Prolog - La condition humaine - schreibt Peter Pfrunder über die Art der Herangehensweise von Pia Zanetti: "Ihr Interesse am Bewegten und am Bewegenden äussert sich auch in den frühen Strassenszenen aus Italien: gekonnt setzt sie Unschärfe als Stilmittel ein, als würde sie damit sagen wollen, dass sich das Leben sowieso nicht festhalten lässt. Wieder und wieder zeichnet sie die Interaktionen zwischen den fotografierten Individuen auf und spürt der unbekannten Choreografie nach, die sie zu folgen scheinen."

Pia Zanetti, London, England, 1967 © Pia ZanettiWarten auf den sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Nikolajewitsch Kossygin, der bei Premierminister Harold Wilson zu Besuch ist.

Pia Zanetti, London, England, 1967 © Pia Zanetti

Warten auf den sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Nikolajewitsch Kossygin, der bei Premierminister Harold Wilson zu Besuch ist.

Im Epilog – Mit der Kamera die Welt befragen – beschreibt Nadine Olonetzky den beeindruckenden Weg Pia Zanettis als Fotografin und Mutter, den Start mit Hindernissen, der Ausbildung zur Fotografin bei ihrem älteren Bruder Olivio Fontana und Lektionen fürs Leben bei Verhandlungen mit Redaktionen und das hartnäckig Bleiben, das Unterwegssein als Reporterteam mit ihrem Mann Gerardo Zanetti und die eigenen Wege ab Ende der 60er Jahre. Auch über die äusseren und inneren Impulse, die Pia Zanetti bewegen und das Engagement für Fairness erfährt man einiges.

Pia Zanetti, Tiruppur, Indien, 1997 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Tiruppur, Indien, 1997 © Pia Zanetti

Als Fotografin unter vielen Fotografen gehörte Pia Zanetti immer zur weiblichen Avantgarde in einer Männerwelt, was Mut voraussetzt und Hartnäckigkeit. Sie hat die Komfortzone Schweiz immer wieder verlassen, sich mit harten Realitäten in anderen Ländern konfrontiert, dafür Unbequemes in Kauf genommen, durchgehalten. Sie hat sich dem Anblick von Armut, Aids und Hunger ausgesetzt, hat Krieg und die Folgen davon gesehen, aber sie hat auch Lebendigkeit, Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft erlebt, Schönheit, Würde und auch Witz gefunden…

Nadine Olonetzky

Pia Zanetti, Beim Rodeo. Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Beim Rodeo. Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Pia Zanetti (*1943) ist in Basel geboren und lebet heute in Zürich. Ihre Ausbildung zur Fotografin machte sie bei Olivio Fontana und an der Kunstgewerbeschule Basel (1960 – 1963). Seither ist sie als freischaffende Fotografin tätig, mit Schwerpunkten in politischen und sozialen Themen. Von 1963 bis 1965 und von 1969 bis 1971 lebte sie in Rom, dazwischen in London (1965 – 1969). Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Medien (Espresso, Venerdì di Repubblica, Adesso, Stern, Paris Match, Du, Annabelle, Bolero, Film-Revue, Textil-Revue und anderen) und wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instituto Svizzero di Roma, Museo cantonale d'Arte, Lugano, Musée de l'Elysée, Kunsthaus Zürich und anderen) präsentiert. Seit 2019 ist sei Stiftungsrätin und fotografische Beraterin von fairpicture.org.

Pia Zanetti, Herbstmesse in Basel, Schweiz, 1960 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Herbstmesse in Basel, Schweiz, 1960 © Pia Zanetti

Peter Pfrunder ist Direktor der Fotostiftung Schweiz in Winterthur. 

Nadine Olonetzky (*1962) ist in Zürich geboren. Sie ist Autorin, Herausgeberin von Büchern über Fotografie und Projektleiterin und Lektorin im Verlag Scheidegger & Spiess. Sie ist Mitglied von Kontrast und lebt in Zürich.

Pia Zanetti, New York, USA, 1963 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, New York, USA, 1963 © Pia Zanetti

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Pia Zanetti, Max Frisch, Zürich, 1965 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Max Frisch, Zürich, 1965 © Pia Zanetti

Die Fotostiftung Schweiz, 1971 als private "Stiftung für die Photographie" gegründet, setzt sich für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung von fotografischen Werken ein. Ihre Sammlung umfasst ca. 50'000 Ausstellungsprints, 250'000 Archivabzüge sowie über 1 Million Negative bzw. Dias. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Bundesamtes für Kultur betreut die Fotostiftung Schweiz auch die Archive oder Nachlässe herausragender FotografInnen und umfangreiche Fotografiebestände der Eidgenossenschaft. Mit eigenen Ausstellungen und Publikationen stellt die Fotostiftung Schweiz regelmässig historische oder aktuelle Positionen der Schweizer Fotografie vor.

Pia Zanetti, Fischer in Kapstadt, Südafrika, 1968 © Pia ZanettiIn Kapstadt warten Fischer auf die Boote, die mit ihrem Fang zurückkommen, um Arbeit zu bekommen. Pro Jahr werden 1.5 Millionen Tonnen Fisch gefangen.

Pia Zanetti, Fischer in Kapstadt, Südafrika, 1968 © Pia Zanetti

In Kapstadt warten Fischer auf die Boote, die mit ihrem Fang zurückkommen, um Arbeit zu bekommen. Pro Jahr werden 1.5 Millionen Tonnen Fisch gefangen.

Der codax Verlag verdankt seine Existenz der Freude an schönen Büchern. Bei den exklusiven Editionen, die von codax produziert werden, steht die handwerkliche Perfektion im Vordergrund. Herausragende Buchgestaltung bildet die Grundlage. Das Ziel des Unternehmens ist es, eine verlegerische Plattform für zeitgenössische Fotografie und Videoarbeiten zu schaffen. Für viele der beteiligten Künstler ist es das erste Mal, dass ihre Arbeiten in Buchform der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Gründer von codax begegnen dem Medium Fotografie in ihrer alltäglichen Arbeit. Sie verstehen die seit 1996 erscheinende Buchreihe als einen Beitrag zur künstlerischen und formalen Entwicklung des Mediums.

Die Ausstellung "Pia Zanetti. Fotografin" ist bis 23. Mai 2021 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zu sehen. 

"Pia Zanetti. Fotografin" (ISBN 978-3-03942-008-7) kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden.

PhotobookMiryam Abebe
Foto-Auge – eine kleine Hommage…
Sakuranezumi, Japan, Serie 2015 – 2018 | © Yoshiko Kusano

Sakuranezumi, Japan, Serie 2015 – 2018 | © Yoshiko Kusano

Klappentext: Wie die Fotografie in die Welt gekommen ist und was die Menschen mit ihr gemacht haben. Zwischen 2009–2020 spannte Bernhard Giger in seinen Ausstellungen im Kornhausforum Bern einen Bogen von den Anfängen der Berner Fotografie-Geschichte bis zu den aktuellen Grenzgängen zwischen Dokumentarismus und Kunst.

Rheinfahrt-Schiffer an Land, Deutschland, frühe 1960er-Jahre | Staatsarchiv des Kantons Bern | © Albert Winkler

Rheinfahrt-Schiffer an Land, Deutschland, frühe 1960er-Jahre | Staatsarchiv des Kantons Bern | © Albert Winkler

"Bernhard Giger – Referate über Fotografie 2009 – 2020" erscheint als Band # 10 der Publikationsreihe des Kornhausforum Bern und bietet nicht nur einen spannenden Einblick über vergangene Ausstellungen im Kornhausforum, sondern auch in die dazugehörigen Referate von Bernhard Giger. Der eine oder die andere wird sich beim Lesen der Referate an die Ausstellungen erinnern und sieht die Bilder vor dem inneren Auge, fragt sich vielleicht was der Fotograf oder die Fotografin heute macht…

Nilkanal mit Baumwollschiff, Alexandria, 1898 | Sammlung Tobler | © Augusta Flückiger

Nilkanal mit Baumwollschiff, Alexandria, 1898 | Sammlung Tobler | © Augusta Flückiger

Im Vorwort beschreibt Christoph Reichenau den Werdegang Bernhard Gigers im Kornhausforum und welchen Stellenwert die Fotografie in Bern heute hat.  

[…] Er hinterlässt eine Erinnerung, dass die wenig aufwändige, alles in allem "billige" Kunst der Fotografie keine billige Kunst ist, sondern eine, die höchsten Ansprüche stellt an die Komposition, den Augenblick des Auslösers, den Blick des Suchenden hinter der Kamera. 

Er hinterlässt ein Bewusstsein, dass fotografische Bilder populär sind, Kunst mit niedriger Zugangsschwelle, demokratische Kunst, in der jede und jeder auf einer Fotografie etwas erkennt und dem Bild dadurch Bedeutung verleiht. 

Er hinterlässt uns Kriterien dafür, was eine bessere Fotografie von einer schlechteren unterscheidet. Und dies, ohne in Zweifel zu ziehen, dass heute – und sei es mit dem Handy – jede und jeder selber fotografieren kann; eben: besser oder schlechter. Fotografieren als Teilhabe – hier hat das modisch gewordene Wort für einmal seine Berechtigung – an einer Kunst oder doch als Versuch, sich ihr praktisch anzunähern. […]

Bamako, 2009 | © Annette Boutellier

Bamako, 2009 | © Annette Boutellier

Konrad Tobler schreibt im Nachwort über Gigers Foto-Auge und schenkt ihm damit eine kleine Hommage: […] Das Foto-Auge also ist der genaue und neugierige Blick für Sujets, Augenblicke, Kompositionen, Licht- und Schattenspiele, Bewegungen im fotografischen Stillstand, Dramaturgien, Blickwinkel. Der genaue Blick: Das ist schliesslich die Fähigkeit des enthusiastischen, sprachbewussten und -kritischen Journalisten Giger, das Gesehene zu vermitteln, in Ausstellungen, in Einführungen, in leicht verständlichen, geschliffenen Bildlegenden, die den Blick der Betrachtenden behutsam in das Bild (ver-)führen.

Gigers Foto-Auge ist nun in der vorliegenden Publikation aufs Schönste dokumentiert. Dieses Foto-Auge hat, so wage ich zu behaupten, ganz bescheiden kleine und wichtige Kapitel der Fotogeschichte geschrieben. […]

Krönungsfeier für Hassan II. von Marokko, Marrakesch, 1961 | Stiftung Werner Schwarz | © Werner Schwarz

Krönungsfeier für Hassan II. von Marokko, Marrakesch, 1961 | Stiftung Werner Schwarz | © Werner Schwarz

Bernhard Giger (*1952) ist in Bern geboren, nach einer Fotografenlehre bei Albert Winkler war er Programmmitarbeiter des Berner Kellerkinos, Film- und Fernsehkritiker und ab 1979 Redaktor zuerst siebzehn Jahre beim "Bund" und danach zehn Jahre bei der "Berner Zeitung" in den Bereichen Medien, Kultur und Stadtpolitik. Seit 1981 realisierte er Spielfilme für Kino und Fernsehen, unter anderen "Winterstadt" (1981), "Der Gemeindepräsident" (1984), "Tage des Zweifels" (1991), "Oeschenen" (2004) und mehrere Dokumentarfilme. Von 2009 – 2020 war er Leiter des Kornhausforums Bern. 

Christoph Reichenau war 2007 – 2016 Präsident des Kornhausforum Bern. Von 2012 – 2014 war er Vorstandspräsident von Kulturvermittlung Schweiz.

Konrad Tobler (*1956) studierte Germanistik und Philosophie in Bern und Berlin. Seit 2007 ist er als freier Autor, Kulturjournalist, Kunst- und Architekturkritiker tätig. 2006 wurde er mit dem Preis für Kulturvermittlung des Kantons Bern ausgezeichnet. 

Der Verlag edition clandestin wurde 1989 von Judith Luks gegründet. Im Zentrum der Publikationstätigkeit des in Biel/Bienne, Schweiz, domizilierten Verlages stehen Kunstbücher, bibliophile Vorzugsausgaben und Kunstblätter. Vermehrt werden auch belletristische Werke in Kombination mit Fotos, Zeichnungen und Illustrationen ins Programm aufgenommen, Richtung Graphic Novel. edition clandestin ist Mitglied vom SBVV und von SWIPS (Swiss Independent Publishers), der Plattform der unabhängigen Schweizer Verlage. 

"Bernhard Giger - Referate über Fotografie 2009 – 2020" (ISBN 978-3-907262-15-3) kann direkt bei edition clandestin oder im Buchhandel bezogen werden.

PhotobookMiryam Abebe
Ballermann 5 Uhr 30...
© Stefan Flach

© Stefan Flach

Die Strände menschenleer. Die Fenster verrammelt. Einsame Drängelgitter vor Lokalen. Es gibt vielleicht keinen merkwürdigeren Zeitpunkt für einen ersten Besuch am Ballermann als den Sommer 2020. Hochsaison, normalerweise Hochbetrieb. Tausende Menschen, die zusammen feiern wollen. Eine Gemeinschaft im dionysischen Ausnahmezustand – vereint in Schlager, Sangria und Sonnenbrand. Man kennt diese Bilder: Es ist irgendwas zwischen Karneval und einem liturgischen Ritual, das aus dem Ruder gelaufen ist…

Stefan Flach

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Das hatten wir noch nie – an den Stränden wird Spanisch gesprochen.

Ilka und Jörg, Auswanderer 

Ausgerechnet im Juli 2020 besucht Stefan Flach zum ersten Mal den Ballermann® auf Mallorca. Eigentlich wäre Hochsaison und man würde früh morgens die letzten Partygäste auf dem Weg ins Hotel antreffen, mittags die von der Sonne krebsrotgefärbten und braungebrannten Touristen am Stand liegen sehen und nachmittags die lachenden und für den Abend Pläne schmiedenden, leicht angesäuselten Jungs und Mädels an den Standbars hören. Nicht so im Sommer 2020… 

Der Strand ist menschenleer und die Bars, Clubs und Kneipen sind verriegelt…

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Ausfallerscheinungen
Wenn ich sage, ich trinke ja auch ein Bier, wir trinken ja auch was, man ist dann lockerer. Der Alkohol enthemmt natürlich bis zu einer gewissen Grenze. Ich will mal sagen, die meisten Leute, achtzig Prozent, die wissen auch mit dem Alkohol umzugehen. Dass es natürlich Ausfälle gibt, das ist ganz normal. Das ist aber ein gesellschaftliches Problem. Aber der Alkohol gehört einfach dazu, wie Musik.

André Engelhardt im Gespräch mit Sacha Szabo

"Ballermann 5 Uhr 30" zeigt leere Bars, Clubs und Strandabschnitte – neue Lost Places… Corona hat vieles verändert, die Massnahmen dagegen haben die Tourismusbranche hart getroffen und vielen den Boden unter den Füssen weggezogen.

Vielleicht macht diese Situation ein Umdenken möglich und Mallorca wird wieder mallorquinischer…

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Erinnerungslücken
[…] Die Thekentruppe brachte im Handgepäck die Kölsch-Fässer und die Tuppertöpfe voller Gulasch mit, weil sie der spanischen Grundverpflegung zutiefst misstraute. […] Treffpunkt der Truppe wird über die Jahre nach und nach der Balneario 6 am Strand, ein Badehäuschen, ursprünglich eine Umkleidekabine, wo auch für wenige Peseten Bier ausgeschenkt wird. Da der Merowinger sich gern einen "ballert" und danach Schwierigkeiten hat, das Wort "Balneario" auszusprechen, wird daraus Ballermann. "Irgendwann gegen Ende der 70er-Jahre muss das gewesen sein", sagt Ingo Wohlfeil, "leider können sich die Beteiligten nicht mehr genau erinnern."

Ciro Krauthausen, Mallorca Zeitung

In "Ballermann 5 Uhr 30" kommt auch André Engelhardt der Erfinder des Ballermanns zu Wort: [...] Ballermann findet im Grunde genommen nach wie vor in den Herzen und in der Vorstellung der Menschen statt. Ich muss den Leuten nur einen Ort geben, wo das stattfindet. Dann funktioniert das weiterhin. Man feiert sich selbst.

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Es ist überall so wie bei uns

Die Ausbreitung der Zivilisation über die Welt bedeutet: Nivellierung alles Fremden, Unerwarteten, Anfüllung mit Bekanntheitscharakteren. Es ist überall so wie bei uns, stellt der enttäuschte Tourist fest.

Fernando Pessoa[1] aus "Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares"

 

Stefan Flach hat nicht nur verlassene und verriegelte Orte vor die Linse genommen, sondern auch verschiedene Protagonisten*innen zu Wort kommen lassen; den Erfinder des Ballermanns André Engelhardt, die Die Welt Journalistin Marion Müller-Roth oder die mallorquinische Angestellte im Tourismusbereich Natalia Docolomansky. Es sind Worte, die einen nachdenklich stimmen oder ein Kopfschütteln bewirken.

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Deutsche Küche ist hier überall vertreten
Fast an jeder Ecke wird hier von deutschen Imbissbuden, Kneipen und Biergärten mit Bauernfrühstück, Curry-, Bock-, Weiss- und Bratwurst, Schaschlik, Schweinshaxe, Schnitzel, Zigeunersteak, Brezeln, Kölsch, Pils und Veltins teutonische Lebensart vermittelt.

Markus Mross, reiseinformationenweb.org

Stefan Flach (*1966) ist in Köln geboren, wo er heute lebt und arbeitet. Nach dem Besuch der Berufsgrundschule für Druck und Papier, der Fachoberschule für Gestaltung und des Zivildienstes im Bereich der Altenpflege erlangte er ein Diplom in Grafik Design an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld. Seit 2002 leitet er das Design Büro filter design und ist freischaffender Grafik Designer.

© Stefan Flach

© Stefan Flach

André Engelhardt, Inhaber der Marken Ballermann® und Ballermann6® beschreibt begeistert in seiner Einleitung, den Ballermann nicht wie gewohnt als Ort zu sehen, sondern als Gefühl einer verbundenen Feier-Gemeinschaft von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Stand. Hier feiert der Bänker mit der Putzfrau, der Schalke Fan mit der Zahnärztin aus Hamburg. 

Sacha Szabo (*1969) ist in Freiburg geboren und lebt heute in Merzhausen. Nach dem Besuch der Waldorfschule in Freiburg studierte er Soziologie, Germanistik und Philosophie. Danach erlangte er ein Diplom in Kulturmanagement und absolvierte eine Zusatzausbildung zum Erlebnispädagogen. Seit 2002 arbeitet er im Institut für Theoriekultur. 

2019 wurde der Weissmann Verlag von Michael Weissmann, Peter Rosenthal und Stefan Flach gegründet, um eigene Buchprojekte zu realisieren. Die Themen wandern im Spektrum urbaner Poesie, künstlerische Gegenwartserfassung und fatalistischer Fotografie.

Das Buch "Ballermann 5 Uhr 30" (ISBN 978-3-949168-00-0) kann direkt beim Weissmann Verlag oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Fernando Pessoa (1888-1935), ist nicht nur der Begründer der modernen Dichtung Portugals, sondern eine der Schlüsselfiguren in der Entwicklung der zeitgenössischen Dichtung überhaupt. Er schuf Gedichte und poetische Prosatexte verschiedenster, ja widersprüchlichster Art, und Verkörperungen der Gegenstände seines Denkens und Dichtens: seine Heteronyme. Er gab seinem vielfältig gespaltenen Ich die Namen Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Alvaro de Campos und eben Pessoa, das im Portugiesischen so viel wie "Person, Maske, Fiktion, Niemand" bedeutet. (Perlentaucher.de)

PhotobookMiryam Abebe
Das Flüstern der Dinge...
© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Es ist ein wunderbares Gefühl, einfach in die Hosentasche greifen zu können und ein Bild zu machen, mir ein Bild zu machen – nicht mit dem Blick des Fotografen, sondern mit meinem Alltagsblick, aber immer wachsam den Impulsen meines Herzens folgend, des Körpers, der Augen. Schauen, fotografieren, schreiben und wieder schauen. Dabei verändert sich auf rätselhafte Weise alles, was ich ansehe, denn was ich fotografiere, wird zu etwas anderem. Es ist zuweilen wie im Traum, wo sich die Dinge ohne Übergang vom einen zum anderen wandeln: Wo ich hinsehe, verändert sich die Welt. 

Hätte ich doch früher gewusst, wie leicht es ist, die Welt zu verändern, wenn man fotografiert!

Thomas Krempke

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

10. März. Das Fotografieren hilft gegen die Angst vor der unbekannten Stadt. Zufällig erhaschte Bilder, eine Ampel, eine Auslage mit Hochzeitskleid, ein roter VW-Käfer mit Palme, als ich am ersten Tag auf den Bus warte. Aus solchen Bildern setzt sich mein Guadalajara zusammen, sie gehören jetzt mir, ich habe sie mir angeeignet.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

15. April. Sechs Uhr morgens, Damaskus. vom Balkon des Hotelzimmers ein erster Blick auf die Stadt. 

"Das Flüstern der Dinge" ist ein kleiner Einblick in das fotografische Tagebuch des Fotografen und Filmemachers Thomas Krempke, das zwischen 2008 und 2016 entstanden ist. Das über 600 seitige Tagebuch eines eigentlich Fremden öffnet einem die Augen für die kleinen, scheinbar unwesentlichen Dinge - auf einmal werden sie ganz gross…

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Manchmal wünsche ich mir einfach, es geschehe etwas.

Stillstand wiederholt sich immer wieder – auch im Leben. Selten wird das Nichtweiterkommen so klar erkannt und dokumentiert, insbesondere wenn es die eigene Situation betrifft. In Momenten, in den nichts geschieht, läuft immer ein innerer Film ab, sei es ein zu sich kommen, Pläne schmieden oder einfach Pause machen…

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

3. Juli. Meine Mutter zieht aufs Land. Ob das eine gute Idee ist? Beim Ausmisten ihrer Wohnung ist eine Krokodilledertasche aus den Sechzigerjahren zum Vorschein gekommen. Damals was das der letzte Schrei, heute ist sie verboten, denn Krokodile gehören zu den bedrohten Tierarten. Ein sinnvolles Verbot, eines mehr allerdings, aber eben sinnvoll, denn wer will schon den letzten Schrei der Krokodile hören? Und deshalb steht die Tasche jetzt beim Antiquitätenhändler und wartet auf einen Käufer, der sich um die Schreie der Krokodile futiert. Heute ist die Tasche ein Erinnerungsstück. Ich habe sie fotografiert, habe die Erinnerung verewigt, und für einen Moment schien mir, als ob die Zeit still stünde. Krokodile sind sehr alte Lebewesen, sie haben schon Millionen Jahre vor den Menschen existiert. Damals gab es noch keine Fotoapparate – schade eigentlich.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

23. März. Überall ein bisschen Mensch im Bild, ohne dass jemand zu sehen wäre. Meine Welt ist eine ordentliche, die einzige Unordnung, die hierzulande herrscht, ist die in den Menschen.

© Thomas Krempke

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23. April. Ein Bügelbrett vor einem Kino. Praktisch. Man stelle sich vor, man komme ganz zerknittert aus einem schlechten Film.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

26. Juni. Aufnahme, was für ein Wort! Ich nehme auf, ich klaube zusammen… Aufnehmen heisst auch, sich etwas einverleiben, Nahrung aufnehmen, nehmen, wegnehmen, klauen, stehlen. Aufnehme! Prise de vue! Prendre oder to take, immer kommt dasselbe zum Vorschein, Fotografie ist eng mit dem Sachverhalt des Diebstahls verbunden. Ich klaue Situationen, Momente und Ausschnitte, setze sie zusammen und versuche, daraus mein Weltbild zu konstruieren. 

Welche Anmassung und Vermessenheit! Fotografie ist Plagiat, Raub, Aneigung fremden Eigentums oder Diebstahl, bestenfalls Vortäuschung falscher Tatsachen. 

Fotografie müsste bestraft werden!

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

20. August. Letzter Abend. Die Hitze ist vorbei. Ich nähere mich dem Alltag. Fast tausend Fotos habe ich in den letzten drei Wochen gemacht. Ein kleiner privater Irrsinn.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

8. Mai. Eine Säule in Stockholm. Aus purer Langeweile habe ich sie lange angestarrt und im Spiel des Lichts beobachtet. Ein Abendanlass mit Menschen, die ich nicht kenne, und keine Lust, jemandem anzusprechen oder kennenzulernen. Manchmal werden unerwartete Dinge für uns wichtig, zum Beispiel eine Säule. 

Wie oft haben wir das selbst schon erlebt – keine Lust auf Small Talk und bitte keine neuen Menschen kennen lernen müssen, aber doch da sein zu müssen. In solchen Momenten macht es Sinn, sich auf unwesentliche Dinge zu fokussieren und sich dadurch überraschen zu lassen.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

10. Juli. In der letzten Nacht ein Traum: Ich fliege nach Syrien. Schon bald merke ich, dass das Flugzeug nicht fliegt, sondern auf der Strasse fährt. Es gelingt mir, auszusteigen. Ich versuche herauszufinden, wo ich bin und wie man nach Damaskus kommt. Ich merke, dass ich meinen Pass vergessen habe, und weiss nicht, wie ich ohne ihn weiterreisen kann. 

Früher war man der Ansicht, Fotos bildeten die Wahrheit ab, heute glaubt man eher, sie würden immer lügen. Beides ist falsch.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

28. Februar. Schon vier Wochen war ich krank dieses Jahr. Angefangen hat es, als ich dieses Bild aus dem Hotelzimmer in Solothurn gemacht habe. Reduzierte Bildwelt

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Im Epilog von Daniel Blochwitz liest man: "Manchmal erhält man im Leben die Chance, etwas über sich selbst durch die Erzählung eines Anderen zu erfahren. Und das, obwohl man in dessen Geschichte gar keine Rolle spielt. Man ist eigentlich nur stiller Beobachter, Zuhörer, Leser, Betrachter. Und nichts ahnend, fühlt man plötzlich sein Inneres nach aussen gekehrt. Ein Déjà-vu ohne eigenes Vorspiel. Man nimmt etwas wahr, ohne völlig zu verstehen. Eigene Erinnerungen und Erfahrungen erwidern den Blick…"

Wenn man das Tagebuch durchblättert und liest erlebt man genau dies. Man findet sich im Alltag eines anderen, und doch ist es oft der eigene. Vielleicht bringt es einen dazu die Tage achtsamer zu erleben, die Augen auch für kleine Dinge offen zu haben…

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

30. August. Tagebuch schreiben, das ist ja noch nachvollziehbar, aber es wieder lesen… Der Eingang zu unserer Wohnung, noch nie zuvor fotografiert: langsames Einkreisen des eigenen Lebensraums. 

Thomas Krempke (*1957, Zermatt) lebt in Zürich. Er besuchte von 1979 bis 1983 die Fotoklasse an der heutigen Zürcher Hochschule der Künste und hat zahlreiche Filme ("da & dort", Dokumentarfilm, "Kleine grosse Tagträume", Kurzfilm, "Keine Zeiten sich auszuruhen", Dokumentarfilm, "Züri brännt", Experimenteller Dokumentarfilm) realisiert. Er arbeitete auch als Kameramann für Kinofilme und als Kurator an Filmfestivals (FIFF- Festival). Heute arbeitet er als Berater in einer Produktionsfirma, aber in erster Line als Fotograf an seinen Projekten. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Stephan Witschi, Zürich, espace Jörg Brockmann, Genève, Galeria Cons Arc, Chiasso) präsentiert.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren. 

"Das Flüstern der Dinge" (ISBN: 978-3-906803-35-7) oder " The Whispering of Things" (ISBN: 978-3-906803-85-2) kann direkt bei Edition Patrick Frei oder im Buchhandel bezogen werden. 

Eigentlich wären die Bilder in einer Ausstellung während den 56. Solothurner Filmtagen im Künstlerhaus S11 zu sehen gewesen. Aus den bekannten Gründen wurde die Ausstellung leider abgesagt.

PhotobookMiryam Abebe
Asche...
Hüftimplantat, 2020 | © Tina Ruisinger

Hüftimplantat, 2020 | © Tina Ruisinger

“Das einzig Wichtige im Leben, sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." 

Albert Schweizer

Hüftpfanne, 2020 | © Tina Ruisinger

Hüftpfanne, 2020 | © Tina Ruisinger

Mit "Ashes" hinterfragt die Fotografin Tina Ruisinger was am Ende bleibt. Nach der Kremation bleibt nicht nur Asche – in verschiedenen Farbtönen – zurück, sondern auch Dinge, die nicht verbrennen, die bei über 1000° Celsius nicht verschwinden. Manchmal sind es Dinge, die Erinnerungen an Menschen wecken, die nicht mehr da sind… Wie eine Archäologin der Gegenwart sucht Tina Ruisinger in der Asche nach Überbleibseln von Biografien und lässt sie vor dem Objektiv zu Kleinoden von rätselhafter Schönheit erblühen.

Glöckchen | © Tina Ruisinger

Glöckchen | © Tina Ruisinger

Bereits in der Altsteinzeit gab man Verstorbenen Gegenstände ins Jenseits mit. Für die alten Ägypter, für Kelten aber auch für Römer war es klar, dass Verstorbene auf ihrem Weg ins Jenseits Waffen, Proviant und Geld brauchen. Dass diese Sitte bis heute lebendig ist haben Ofenmeister tagtäglich in Krematorien vor Augen. Dies wirft natürlich Fragen auf: Was darf man heute in den Sarg mitgeben? Darf man seinem besten Freund seinen Lieblings-Rum mit auf die letzte Reise geben? Was passiert mit dem künstlichen Kniegelenk, das meiner Mutter eingesetzt wurde? Vielleicht taucht auch die Frage nach der Farbe der Asche auf…

Stent | © Tina Ruisinger

Stent | © Tina Ruisinger

Eltern möchten ihrem viel zu früh verstorbenen Kind vielleicht den Lieblings-Teddy mitgeben, damit es den letzten Weg nicht alleine gehen muss. Oft sind es aber auch Familienfotos, Kinderzeichnungen oder Briefe, in denen Unausgesprochenes steht, die in den Sarg gelegt werden… Dem passionierten Bergsteiger wird ein Seil, dem Raucher die Pfeife, die Lieblingszigarre oder eine Schachtel Zigaretten auf die Reise mitgegeben. 

Alles Explosive hingegen sollte nicht in den Sarg gelegt werden – der Lieblings-Whisky oder der Lieblings-Champagner sollte in Erinnerung an den Onkel, der besten Freundin genossen werden…

Pacemaker | © Tina Ruisinger

Pacemaker | © Tina Ruisinger

Die Bilder des Übriggebliebenen machen nachdenklich, still und demütig zugleich. Vielleicht beginnt man sich gar Gedanken zu machen was man selbst auf der letzten Reise dabei haben möchte. Vielleicht entstehen Gespräche mit den Angehörigen und sie erzählen, wie sie es sich wünschen…

Brille | © Tina Ruisinger

Brille | © Tina Ruisinger

Tina Ruisinger (1969*) in Stuttgart geboren, hat an der Hamburger Fotoschule, am International Center of Photography in New York und an der ZHdK in Zürich studiert. Seit den frühen Neunzigern arbeitet sie selbstständig in den Bereichen Reportage, Porträt und Tanz/Performance, sowie an interdisziplinären künstlerischen Projekten unter Verwendung von Fotografie, Video, Sound und Text. Schwerpunkt ihrer Arbeit war/ist immer der Mensch in seiner Lebenskraft, Unbeständigkeit und Sterblichkeit. 2002 erschien der Fotoband Gesichter der Fotografie, über 50 Meisterfotografen des 20. Jahrhunderts, der internationale Anerkennung erhielt und 2007 das Tanzbuch Meg Stuart/Anne Teresa de Keersmaeker über zwei der einflussreichsten Choreografinnen unserer heutigen Zeit. Mit der Arbeit Traces vertieft sie sich noch mehr in die Thematik von Verlust und Erinnerung. Sie hat zahlreiche Preise und Stipendien gewonnen. Ihre Arbeit wurde/wird international sowohl in Einzel- als auch in Gruppenausstellungen gezeigt. Neben ihren freien Projekten realisiert sie Auftragsarbeiten, u.a. für die Rolex Mentor and Protégé Arts Initiative. 2019 hat sie eine Weiterbildung in Palliative Care absolviert und bildet sich derzeit in Phototherapie weiter. Tina Ruisinger lebt und arbeitet in Berlin und Zürich.

© Tina Ruisinger

© Tina Ruisinger

Die Arbeit "Asche – und was am Ende bleibt" kann im Friedhof Forum auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich bis voraussichtlich 15. Juli 2021 besichtigt werden. Zudem ist eine Publikation geplant.

Art, DocumentaryMiryam Abebe
Lost Islands and Flowers...
© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Finale

Più non muggisce, non sussurra il mare, il mare.
Senza i sogni, incolore campo è il mare, il mare.
Fa pietà anche il mare, il mare.
Muovono nuvole irriflesse il mare, il mare.
A Fumi tristi cedé il letto il mare, il mare.
Morto è anche lui, vedi, il mare, il mare.

Aus "La Terra Promessa", Giuseppe Ungaretti[1]

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Die Landschaftsbilder in "Lost Islands and Flowers" erinnern an alte, vergilbte Postkarten, die man in einer Schachtel auf dem Dachboden der Grosseltern, Eltern oder finden kann. Sie erinnern an vergangene Urlaube auf einer Mittelmeerinsel, die Liebesgeschichte einer Tante oder besten Freundin der Familie. Im Innersten mögen sie wohl auch die Sehnsucht nach einer Reise an verstecke Orte wecken, die man aus Filmen mit Gina Lollobrigida oder an "Meine geniale Freundin" von Elena Ferrante.

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Der Blumen Rausch
Das Blumen Meer

nie kann es dein letzter Atem sein
die Herzrose der Blumenstern
senden Blumenduft Verlust und Nähe
Dornen des Leibes Schmerzen
nochmals Blütenblätter rauschen
wie Sehnsucht die nicht wiederkommt
im Blütenstaub ertrunken
Töne von klirrenden Bergspitzen
für die Muschel die Leidenschaft hört
die Schwalbe dreht auf Süden
die Rosenbüsche welken
Knospen sich öffnen
erlösen von vernichtenden Gefühlen
im Pollenparadies versinken
im Blütenstaub ertrunken

Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

"In Erloschene Inseln – sinkende Blüten treffen zwei Welten aufeinander: die Blüte und die Insel. Ausgehend von diesem Gegensatzpaar öffnet die fotografische Recherche von Mireille Wunderly ein Feld von Referenzen, das auch stellvertretend für ihr reiches künstlerisches Schaffen steht. Dass die Künstlerin ihre Arbeiten in dieser Publikation durch mehrere Gedichte ergänzt, lenkt den Fokus auch auf die sprachliche Gestalt des Titels." Susanna Koeberle geht in ihrem Text auf weitere Aspekte des Werks von Mireille Wunderly ein und zeigt, wie verwoben die Blumen- und Landschaftsbilder mit den Gedichten sind, auf.

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Mireille Wunderly (*1935) ist in Zürich geboren. Sie besuchte 1953 – 1954 den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich (ZHdK) und liess sich 1954 – 1956 an der Porzellanmanufaktur Richard Ginori in Doccia bei Florenz und der Ecole Suisse de Céramique in Chavannes-près-Renens zur Keramikerin ausbilden. 1957 – 1960 besuchte sie in Rom und München die Kunstakademie mit Schwerpunkt Skulptur. Während einigen Jahren lebte sie in Paris (1960 – 1962), New York (1963 – 1968), London (1970 – 1973) und Rom (1987 – 2007). 1962 erhielt sie ein Stipendium der Fairleigh Dickinson University in New Jersey. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (Kunst im West Galerie, Zürich, Galleria Artevisive, Rom, Galerie Werner Bommer, Zürich, Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz, Kulturhaus Palazzo, Liestal, Julian Pretto Gallery, New York und anderen) präsentiert.

© Mireille Wunderly

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Susanna Koeberle ist freie Journalistin und bezeichnet sich als Nomadin mit Basis in Zürich. Als Journalistin und Autorin setzt sie unterschiedliche Disziplinen und Kulturen in Beziehung zueinander. Thematische fokussiert sie sich auf Design, Architektur und Kunst sowie auf ihre vielfältigen Schnittstellen.

© Mireille Wunderly

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Die Galerie & Edition Stephan Witschi hat sich der Fine Art Fotografie und der Malerei verschrieben. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich insbesondere auf Positionen, die ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgen und dabei unabhängig von Trends nahezu zeitlos aktuell bleiben. In ihrem Programm, das sich durch Diversität und Gegenwartsbezogenheit auszeichnet, sind sowohl international renommierte Künstler*innen wie Jungjin Lee als auch aufstrebende Fine Art-Fotografen*innen wie Ester Vonplon, die durch Museumsausstellungen und Preise ihren Platz in der internationalen Kunstszene gefunden haben. Klare Haltungen, starke Aussagen und hohe Qualität bilden den gemeinsamen Nenner der von der Galerie vertretenen Künstler*innen, denen oftmals feinsinnig ein kritischer Geist innewohnt.

Das Buch "Lost Islands and Flowers" (ISBN 978-3-906191-17-1) kann direkt bei Galerie & Edition Stephan Witschi oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Giuseppe Ungaretti wurde 1888 in Alexandria geboren und starb 1970 in Mailand. Ab 1912 studierte er an der Sorbonne in Paris und lernte unter anderen Max Jacob, Derain, Picasso und Braque kennen. 1914 kehrte er nach Italien zurück, um für sein Heimatland im ersten Weltkrieg zu kämpfen. 1916 entstanden seine ersten Texte, in denen der Einfluss der französischen Futuristen erkennbar war. Nach dem ersten Weltkrieg war er vor allem als Journalist tätig. Ab 1937 war er Professor für italienische Literatur in São Paulo, von 1942 – 1959 in Rom. 1970 war Giuseppe Ungaretti erster Preisträger des Neustadt International Prize for Literature, der durch die Universität Oklahoma verliehen wird.

PhotobookMiryam Abebe
Die neue Seidenstrasse...
Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

«Die neue Seidenstrasse - Chinas Weg zur Weltmacht» ist eine fotojournalistische Reise von Patrick Rohr. Ursprünglich wollte er 12 Länder auf der Route von China westwärts der neuen Seidenstrasse entlang bis nach Amsterdam besuchen. Aufgrund der komplexen Corona-Situation musste er umplanen und konnte nur durch 6 Länder reisen. 

Im Vorwort schreibt Patrick Rohr, wie es dazu kam: «Es war an einem Abend im Frühling 2019, daheim in Amsterdam. Ich hatte gerade wieder einmal einen Zeitungsartikel über die neue Seidenstrasse gelesen, dieses gigantische Infrastrukturprojekt, mit dem China die Welt vernetzen will. Im Artikel ging es darum, dass sich erste Länder überlegen abzuspringen, weil sie realisieren, dass sie die von China gewährten Kredite nie und nimmer werden zurückzahlen können und dadurch in eine grosse Abhängigkeit von China geraten. Von China abhängig zu sein, so die Angst, bedeutet, sich einem diktatorischen und totalitären Regime zu unterwerfen, aus dessen eisernem Griff man sich nie mehr befreien kann. 

Spannend am Artikel fand ich, dass es sich bei diesen Ländern um wirtschaftlich eher schwächere Länder im asiatischen Raum handelt, während sich – auch darüber berichtete der Artikel – wirtschaftlich stärkere Länder aus Europa China geradezu an die Brust werfen. Italien, so las ich, ist gerade dabei, sein Tafelsilber an China zu verscherbeln, und auch die kleine Schweiz bietet China eine enge Zusammenarbeit an. Warnerinnen wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel müssen sich, so der Subtext im Artikel, im europäischen Chor der China-Freunde als Spassbremsen vorkommen...»

In Yiwu steht der grösste Grosshandelsmarkt der Welt: In einem der 65'000 Musterläden werden aufblasbare Artikel für den Weltmarkt angeboten, 2020 | © Patrick Rohr

In Yiwu steht der grösste Grosshandelsmarkt der Welt: In einem der 65'000 Musterläden werden aufblasbare Artikel für den Weltmarkt angeboten, 2020 | © Patrick Rohr

China – der Welt voraus

«In das Land China kann man sich leicht verlieben. Doch besser, man tut es nicht, denn man könnte enttäuscht werden. China ist der Welt in vielem voraus, aber in Sachen Freiheits- und Menschenrechte hat es große Defizite. Die Leute im Land scheint das wenig zu kümmern – mit Grund.» 

Patrick Rohr hat sich auf den ersten Blick in China verliebt und zugleich gewusst, dass es schwierig sein wird – wie in einer Beziehung, die schier unmöglich scheint, weil Herz und Verstand immer wieder miteinander ringen, um die Situation irgendwie auszuhalten. Es ist nicht das rasante Tempo der wachsenden chinesischen Wirtschaft, die ihn interessiert, es sind viel mehr die Menschen, die mit dieser Schnelllebigkeit umgehen müssen – sie aushalten müssen, um überleben zu können…

Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

Kirgisistan – Wo der Handel blüht 

Kirgisistan baut gerade erfolgreich eine eigene Textilindustrie auf. Möglich macht das die neue Seidenstraße, über die nicht nur edle Güter, sondern auch extreme Ideen ins Land kommen. Dabei hätte die junge zentralasiatische Demokratie bereits genug mit sich selber zu tun. Das Land ist in Aufruhr. 

In Kirgisistan ist er ob dem Gedränge und der Hetzerei im Dordoi-Basar in Bischkek erstaunt, da die Strassen am Vorabend fast menschenleer schienen. Kirgisistan wurde erst 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion unabhängig. Da das Land zuvor zum russischen Zarenreich gehörte und im 18. Jahrhundert die Chinesen an der Macht waren, fehlte die Zeit, ein funktionierendes demokratisches Staatswesen und eine entsprechend freie und erfolgreiche Marktwirtschaft aufzubauen. Trotz der erfolgreichen Textilindustrie hat Kirgisistan wirtschaftlich schwer zu kämpfen und ist politisch höchst instabil. Patrick Rohr schreibt über die Begegnung mit einer jungen Modeunternehmerin, die eine Plattform für einheimisches Design geschaffen hat, über eine Inhaberin einer Textilfabrik, in der jährlich über 50'000 Herrenanzüge hergestellt werden, die nach Kasachstan und Russland exportiert werden, und über den Grenzkonflikt zwischen Kirgisistan und Usbekistan.

Frischer Honig in der Auslage des Restaurants »Suphan Kahvalti« in Van, 2020 | © Patrick Rohr

Frischer Honig in der Auslage des Restaurants »Suphan Kahvalti« in Van, 2020 | © Patrick Rohr

Türkei – Alle Macht den Starken 

Mit seinen Minderheiten geht das Land nicht gut um. Auch Menschen, die kritisch sind, haben in der Türkei einen schweren Stand. Dafür verhilft Präsident Erdogan dem Islam zu einem unerwarteten Comeback. Und dreht damit das Rad der Geschichte zurück. 

Eigentlich hat Patrick Rohr via den Iran in die Türkei fahren wollen. Aufgrund der Coronapandemie musste er seine Pläne kurzfristig ändern und ist deshalb mit dem Flugzeug direkt in den Osten der Türkei geflogen. Er trifft sich in Van mit dem Präsidenten der Unternehmervereinigung, der ihm bei einem kurdischen Frühstück erklärt, dass seiner Meinung nach die Grenze zum Iran nicht wegen des Coronavirus geschlossen ist, sondern weil die Regierung den Kurden wieder einmal Steine in den Weg legen will. Auch hier spürt man den Drang von Patrick Rohr, nicht über Politik zu schreiben, sondern den Fokus auf die Menschen zu richten und über ihre Situation zu berichten. 

In den beiden türkischen Metropolen Ankara und Istanbul taucht er in andere Welten ein. In Ankara lässt er die Leserin und den Leser die ausgelassene Stimmung in einer Bar erleben und in Istanbul an einem Gespräch mit einem kurdischen Künstler, der nach Berlin auswandern möchte, teilhaben.

Der Parlamentspalast in Bukarest ist das zweitgrösste Verwaltungsgebäude der Welt, 2020 | © Patrick Rohr

Der Parlamentspalast in Bukarest ist das zweitgrösste Verwaltungsgebäude der Welt, 2020 | © Patrick Rohr

Rumänien – Im Land der grossen Träume 

Rumänien hat sich noch immer nicht von der Zeit der kommunistischen Diktatur erholt. Es leidet schwer unter seiner Geschichte. Die Armut ist gross, viele Eltern können sich nicht einmal Schulmaterial für ihre Kinder leisten. Jetzt soll China die Rettung bringen. 

Via Rumänien fährt Patrick Rohr weiter westwärts in Richtung Amsterdam, seinem heutigen Wohnort. In Bukarest besucht er das Kitschmuseum und unterhält sich mit dessen Gründer, der Europa als grosses Museum bezeichnet. «Wo wird heute das Geschäft gemacht?», fragt der Museumsleiter – und gibt die Antwort gleich selber: «In China und im Westen der USA.» Rumänien ist nach wie vor von der Ära Ceausescu geprägt. Das Grab von Elena und Nicolae Ceausescu ist heute eine beliebte Pilgerstätte – der Personenkult um den «Führer» lebt weiter. Im Gespräch mit einer erfolgreichen Dichterin und Bürgerrechtlerin und Dissidentin erfährt er mehr über diese Zeit.

DJ Nastia, Unternehmerin, 2020 | © Patrick Rohr

DJ Nastia, Unternehmerin, 2020 | © Patrick Rohr

Ukraine – Ein Land tanzt sich frei  

Die Ukraine gewöhnt sich gerade an ihre neuen Freiheiten. Schwer haben die Menschen im Land unter der Sowjetherrschaft gelitten. Jetzt blicken sie in eine blühende Zukunft. Wenn da nur nicht Krieg, Korruption und Kirche die Freude immer wieder dämpfen würden. 

Der Clubbesitzer von «Khvyl’ovyy» («Welle») erzählt Patrick Rohr, dass sich Podil, ein Stadtviertel von Kiew, zum Kreuzberg Kiews entwickelt habe – von einem heruntergekommenen Viertel zu einem Ausgehviertel mit schicken Restaurants, Cafés und Bars.  

Am 21. November 2013, nachdem die Regierung verkündet hatte, dass sie das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterzeichnen, begannen die Proteste auf dem Maidan, dem grossen Stadtplatz von Kiew. Die Proteste wurden immer grösser und breiteten sich über das ganze Land aus. Russland hat diese Situation genutzt und die ukrainische Halbinsel Krim annektiert. 

Der Clubbesitzer ist nicht der Einzige, den Patrick Rohr während seiner Reise durch die Ukraine trifft. Die Begegnungen, die er mit Kamera und Texten dokumentiert, bringen uns die Bevölkerung der Ukraine näher.

Demonstration am Weltfrauentag in Warschau, 2020 | © Patrick Rohr

Demonstration am Weltfrauentag in Warschau, 2020 | © Patrick Rohr

Polen – Starke Zivilgesellschaft 

In Polen tobt ein heftiger Kampf zwischen Konservatismus und Liberalismus. Mit der katholischen Kirche im Rücken verhindert die Regierungspartei den sozialen Fortschritt. Eine immer stärker werdende Zivilgesellschaft wehrt sich dagegen – aber leicht hat sie es nicht. 

Um Polen besser zu verstehen, sollte man gemäss Patrick Rohr in einen Wald. Am besten in den Urwald von Bialowieza, den letzten Tiefland-Urwald Europas, der seit 1992 UNESCO-Welterbe ist. Dort hat er einen Biologen und eine Biologin und die ehemalige Direktorin des Nationalparks getroffen. 

Es ist ihm gelungen verschiedene Zugänge zu den Ländern und besonders den Menschen, die an der neuen Seidenstrasse leben, aufzuzeigen. Mit «Die neue Seidenstrasse» schafft er es, die Neugierde auf die Länder Zentralasiens und Osteuropas zu wecken…

Moschee in einem Dorf vor Sivas in der Mitte des Landes, 2020 | © Patrick Rohr

Moschee in einem Dorf vor Sivas in der Mitte des Landes, 2020 | © Patrick Rohr

Der Fotojournalist Patrick Rohr ist 1968 in der Schweiz geboren und lebt heute in Amsterdam. Er ist an gesellschafts- und geopolitischen Zusammenhängen interessiert und reist im Auftrag von Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen in Krisen- und Entwicklungsgebiete auf der ganzen Welt. Auch für seine eigenen Projekte taucht er immer wieder in fremde Lebenswelten ein. 2017 realisierte er das Fotoreportagenbuch «Japan – Abseits von Kirschblüten und Kimono». Vor seiner Ausbildung zum Dokumentar- und Porträtfotografen an der «Fotoacademie Amsterdam» arbeitete er als Zeitungs- und Radiojournalist und als Redaktor und Moderator für verschiedene Sendungen des Schweizer Fernsehens.

Die weltberühmte Skyline von Schanghai mit den Wolkenkratzern des Finanzviertels, 2020 | © Patrick Rohr

Die weltberühmte Skyline von Schanghai mit den Wolkenkratzern des Finanzviertels, 2020 | © Patrick Rohr

Sachbücher, die bei Orell Füssli erscheinen, greifen aktuelle und kontroverse Themen aus Politik, Geschichte und Gesellschaft auf und richten sich an ein allgemeines Publikum. Sie informieren über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen, liefern vertiefte Informationen und leisten einen Beitrag zum gegenwärtigen Diskurs. Im Programm finden sich politische Debattenbücher, Biografien ausgewählter Persönlichkeiten der Zeitgeschichte sowie Publikationen, die sich mit relevanten Themen der Zeit auseinandersetzen. 

 
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Das Buch «Die neue Seidenstrasse – Chinas Weg zur Weltmacht» kann direkt bei Orell Füssli oder im Buchhandel bezogen werden. 

Patrick Rohr wurde von Background Tours bei der Realisierung seiner Reisen zu diesem Buch unterstützt. Patrick Rohr ist als Experte für Background Tours unterwegs. 

Während seiner Reise hat Patrick Rohr auch Entwicklungsprojekte in Kirgisistan von Helvetas besucht und dokumentiert.

 
Photobook, ReportageMiryam Abebe
je te regarde et tu dis...
George Flood-Hunt, Dompierre, mars 2020 © Thomas Kern

George Flood-Hunt, Dompierre, mars 2020 © Thomas Kern

"Das Wesentliche. Und es geht immer um das Wesentliche. Uns bleibt so wenig, mit dem wir weitermachen können. Nur die Gegenwart ist so ausgefüllt, dass sie uns komplett erscheint, und auch das ist eine optische Täuschung. Der Augenblick. Wir leben am Abgrund unserer Wahrnehmungen. Und am Rand eines jeden gelebten Augenblicks schert es die Welt ab, wie eine

Eisklippe ins Meer des Vergessens."  

Double Negative, Ivan Vladislavic[1], 2015

Mit diesem Zitat von Ivan Vladislavic beginnt Thomas Kern seinen Projektantrag für die "Enquête photographique fribourgoise" und trifft damit ins Schwarze. Es entspricht seiner Arbeitsweise, sich auf das Wesentliche zu beschränken und jede Ablenkung zu vermeiden. Vom Gegenüber verlangt er Fokussierung auf den Augenblick, Konzentration und die Bereitschaft sich selbst zu bleiben, sich keine Maske überzuziehen.  

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Für die "Enquête photographique fribourgoise" überquert Thomas Kern nicht nur den Röstigraben, sondern verlässt auch die vermeintlich festgelegten Pfade eines Fotografen. Sowohl in der Ausstellung als auch im Buch findet man Tuschzeichnungen und skulpturale Elemente. Auf die Frage warum in der Ausstellung auch Zeichnungen und Objekte zu sehen sind, reagiert der Fotograf mit Augenrollen und leichtem Kopfschütteln. Selbstverständlich stellt man sich Fragen, wenn ein Fotograf plötzlich zeichnet, diese Bilder nicht auf die gleiche Weise lesbar sind wie eine Fotografie und man eine Erklärung nach ihrer Bedeutung sucht. Die Antwort ist einfach: Eine Fotografie von Thomas Kern muss man nicht erklären, denn sie ist unmissverständlich. Aber eine Tuschzeichnung? Es scheitert an unseren Sehgewohnheiten. Darf ein Fotograf denn plötzlich auch zeichnen? Bilder, die scheinbar keine Bedeutung haben? Nicht alles lässt sich erklären – der Gedankenanstoss muss genügen. 

Immaculée Mosoba, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Immaculée Mosoba, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Natürlich ist man neugierig und möchte wissen, wie der Fotograf zu den einzelnen Menschen gekommen ist. Jean-François Haas[2] ist ein Freiburger Schriftsteller und er war eine Art Ausgangspunkt für die spannende Reise durch den zweisprachigen Kanton Freiburg. In der Serie "je te regarde et tu dis" gibt es nichts, was die Porträtierten miteinander verbindet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen kannte Kern die Protagonisten seiner Porträts vorher nicht und traf sie zum Fotografieren zum allerersten Mal, die Auswahl wollte er so weit wie möglich dem Zufall überlassen.  

Georgette Perrin-Hänggeli, Semsales, février 2020 © Thomas Kern

Georgette Perrin-Hänggeli, Semsales, février 2020 © Thomas Kern

Von rund 60 fotografierten Porträts haben es 50 ins Buch geschafft. Die Auswahl für die Ausstellung ist noch einmal konzentrierter. Das Auswahlkriterium am Schluss für die einzelnen Bilder war aber nicht nur ihre Qualität, sondern es war vielmehr das Bauchgefühl, das ausschlaggebend war. Natürlich gab es auch formale Aspekte, oder die offensichtlichen Unterscheidungsmerkmale der Porträtierten wie Alter, Geschlecht, Herkunft und die Umgebung, die entsprechend zur Auswahl beigetragen haben. Den Zugang zu seinen Bildern beschreibt Thomas Kern so: "Es ist genau diese Intensität, nach der ich suche. Die Anwesenheit eines Körpers im Raum, der ruhige Blick, die langsame Annäherung. Ich versuche eine Situation zu schaffen, in der das Machen des Bildes zum Austausch wird, in der es zwischen mir und der fotografierten Person für einen Moment keinen Unterschied mehr gibt und wir koexistieren.” 

Attila Coursin, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Attila Coursin, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Der Fotograf und Künstler Thomas Kern wurde 1965 in der Schweiz geboren. Er absolvierte in Zürich seine Ausbildung. Ab 1989 war er als freier Reportagefotograf u.a. in Nordirland, Kurdistan, im Nahen Osten, im ehemaligen Jugoslawien und in den USA unterwegs. 1990 war er einer der Gründer der Schweizer Fotoagentur Lookat Photos. Von 1998 – 2006 lebte er als freischaffender Fotograf in San Francisco. 1997 reiste er im Auftrag der Zeitschrift Du zum ersten Mal nach Haiti. Sein grosser Bildessay über den Karibikstaat wurde 2017 von der Fotostiftung Schweiz in Winterthur gezeigt und gleichzeitig als Buch publiziert. Zweimal wurde er je mit einem Swiss Press Award und dem renommierten World Press Photo Award in den Kategorien "Daily Life, Einzelbilder" und "Daily Life, Stories" ausgezeichnet. Seine Bilder wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Zudem ist er mit seinen Arbeiten in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Schon vor Jahren begann Thomas Kern sich vom journalistischen Teil seiner Arbeit langsam zu entfernen. Die Faszination für das tatsächlich existierende Leben ist aber bis heute geblieben. 

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Die Kunsthalle Fri Art ist seit 1982 Produktionsort, Labor, Sprungbrett, Experimentierfeld und Treffpunkt für schweizerische und internationale Kunstschaffende und Kuratorinnen und Kuratoren. Sie zeigt jährlich 4-6 Ausstellungen und organisiert Anlässe. Sie ist Teil eines Netzwerks von Räumen für zeitgenössische Kunst und Mitglieder des Vereins Schweizer Institutionen zeitgenössischer Kunst (AISAC-VSIZK), des Verbands der Museen des Kantons Freiburg und des Vereins C, eine Verbindung professioneller Kulturorganisationen des Kantons Freiburg.

Berhanu Girma, Fribourg, mars 2020 © Thomas Kern

Berhanu Girma, Fribourg, mars 2020 © Thomas Kern

Im Jahr 1996 rief der Staatsrat auf Vorschlag der Direktion für Erziehung, Kultur und Sport die "Enquête photographique fribourgoise" ins Leben. Seither beauftragt der Kanton alle zwei Jahre eine Fotografin oder einen Fotografen mit einer Fotoreportage. Das Thema oder der Gegenstand der Reportage muss einen Bezug zum Kanton Freiburg haben (Ort, Ereignis, Persönlichkeit usw.) und bei der Einreichung des Projekts noch unveröffentlicht sein. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält für die Realisierung des Projekts ein Stipendium. Diese Initiative dient der Förderung des fotografischen Schaffens und zugleich dem schrittweisen Aufbau einer zeitgenössischen Fotosammlung zum Kanton. Die nächste Ausgabe der "Enquête photographique fribourgoise" wird im ersten Quartal von 2021 ausgeschrieben.

Ohne Titel, Acryl auf Papier, Mixed Media © Thomas Kern

Ohne Titel, Acryl auf Papier, Mixed Media © Thomas Kern

Die Galerie & Edition Stephan Witschi hat sich der Fine Art Fotografie und der Malerei verschrieben. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich insbesondere auf Positionen, die ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgen und dabei unabhängig von Trends nahezu zeitlos aktuell bleiben. In ihrem Programm, das sich durch Diversität und Gegenwartsbezogenheit auszeichnet, sind sowohl international renommierte Künstler*innen wie Jungjin Lee als auch aufstrebende Fine Art-Fotografen*innen wie Ester Vonplon, die durch Museumsausstellungen und Preise ihren Platz in der internationalen Kunstszene gefunden haben. Klare Haltungen, starke Aussagen und hohe Qualität bilden den gemeinsamen Nenner der von der Galerie vertretenen Künstler*innen, denen oftmals feinsinnig ein kritischer Geist innewohnt. 

Das Buch "je te regarde et tu dis" (ISBN 978-3-906191-16-4) kann direkt bei der Galerie & Edition Stephan Witschi oder im Buchhandel bezogen werden.

Die Ausstellung "je te regarde et tu dis" von Thomas Kern in der Fri Art Kunsthalle in Fribourg ist eingerichtet. Die Museen im Kanton Fribourg sind momentan als Teil der Massnahmen gegen die Verbreitung des Covid-19 Virus aber geschlossen. Eine mögliche Lockerung dieser Massnahmen ist frühestens für den 10. Dezember vorgesehen.

[1] Ivan Vladislavic (*1957 in Pretoria) ist ein südafrikanischer Schriftsteller. Er studierte afrikaanse und englische Literatur an der University of the Witwatersrand. Seit den 1970er Jahre lebt er in Johannesburg. Er ist Autor von Essays, Romanen und Erzählungen, gab Werke zu zeitgenössischer Kunst und Architektur heraus und schrieb Texte für Bücher der Fotografen David Goldblatt und Roger Palmer

[2] Jean-François Haas (*1952) ist in Courtaman, wo er heute noch lebt, in einer 8köpfigen Familie aufgewachsen. Er studierte am Kollegium Saint-Maurice im Wallis und schloss an der Universität Freiburg französischer Literatur, romanische Philologie und Geschichte ab. Für seinen ersten Roman "Dans la gueule de la baleine guerre" wurde er mit dem Schillerpreis ausgezeichnet.

4ARTechnologies…
 
Quelle: 4ARTechnologies

Quelle: 4ARTechnologies

 

"Kunst ist Kultur und damit ein Teil unserer Identität, Kunst ist aber Leidenschaft, Handelsgut und Objekt der Begierde, Kapitalanlage und Währung. Kunst ist so Vieles und doch für jeden etwas Anderes - nur eines haben wir alle gemeinsam - den Wunsch, dieses Gut und seine Werte zu schützen."

Niko Kipouros - 4ARTechnologies CEO & Gründer

Blockchain ist in aller Munde, nun etablieren sie sich auch in der Kunstwelt. Eine Blockchain ermöglicht es, Informationen mithilfe einer dezentralen, von vielen Teilnehmenden gemeinsam genutzte Datenbank fälschungssicher zu übermitteln – Kopien werden so verunmöglicht. Die Blockchain ist auf vielen Rechnern in einem Peer-to-Peer-Netzwerk abgelegt. Jeder neue Knoten (Nutzer*in) übernimmt bei seinem Beitritt eine vollständige Kopie der Blockchain und hat wie alle anderen auch die Aufgabe alle Transaktionen zu überprüfen und zu dokumentieren. Bei jedem neuen Prozessschritt wird ein Datensatz (Block) generiert, der von allen anderen Rechnern im Netzwerk verifiziert und gespeichert wird. Der verifizierte Block wird kryptografisch verschlüsselt und an die Kette von Datensätzen angehängt, so dass viele einzigartige Datensätze mit einer entsprechend nachvollziehbaren History entsteht.

Quelle: 4ARTechnologies

Quelle: 4ARTechnologies

Mit der 4ARTapp setzt 4ARTechnologies einen neuen Standard für die Kunstwelt. Mit der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Blockchain als Fundament, bringen sie den analogen Kunstmarkt in die digitale Ära. Ziel ist es die Vermögenswerte von Sammlern mit Hilfe digitaler Möglichkeiten zukunftssicher zu machen. Dies schafft neue Perspektiven und sichert kulturelle und materielle Werte. Fälschungen, Nachahmungen und Werke ohne ausreichend nachgewiesener Historie, wissenschaftlicher Analysen oder Echtheitszertifikaten sind heute – leider – Teil des Kunstmarktes. Sie belasten die Reputation der Kunst als Kulturgut und schädigen den Markt. Mit dem 4ARTpassport wird nicht nur die unverfälschte und hinterlegte Historie eines Kunstwerkes mit seiner einzigartigen und immer identifizierbaren 4ARTdna verbunden, sondern auch jede Zustandsveränderung, jeder Eigentumswechsel und jeder Transport in einer digitalen, lebendigen Provenienz festgehalten – für die  jetzige und die kommende Generation. 4ARTechnologies schafft durch die Symbiose modernster technologischer Innovationen die Grundlage zu einem einheitlichen digitalen Standard für die globale Kunstindustrie. Dieser Standard vernetzt Marktteilnehmer digital und ermöglicht mehr Transparenz, Sicherheit, Prozesseffizienz und eine erhebliche Reduzierung der Kosten.

Hauptmerkmale von 4ARTapp

 
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Fingerprint[1] 

Der Fingerprint liest die "sichtbare Nanopartikelstruktur" (VNS) und erstellt den digitalen Fingerprint. Der Fingerprint zeichnet die Einzigartigkeit und bestätigt das Original.

Besonders für Fotografen wird es einfacher ihre Werke vor Fälschungen zu schützen.

 
 
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Biometrischer Pass 

Der biometrische 4ARTpassport entsteht durch Zusammenführung des digitalen Passes mit dem digitalen Fingerprint und der Sicherung mittels Blockchain.

 
 
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Digitale Protokolle

Übertragung von Eigentum und / oder Eigentumsrechten und ihre nicht manipulierbare Verifikation mittels Blockchain.

Digitale Protokolle schaffen Transparenz in Bezug auf Eigentumsrechte.

 

 
 
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Condition Reports[2]

Condition Reports gehören zu den meistgefragten Berichten der kommerziellen und kulturellen Kunstwelt. Sie können mit fast jedem Smartphone in höchster Nanopartikelstruktur erzeugt und die entsprechende Dokumentation mittels Blockchain gesichert werden.

Dies ist besonders wichtig, wenn das Werk unterwegs, während der Präsentation, sei es im Museum, in der Galerie oder einem Kunstraum beschädigt wird.

 

Virtual-Reality-Ausstellungsräume

Quelle: 4ARTechnologies

Quelle: 4ARTechnologies

In der 4ARTapp sind auch Virtual-Reality-Ausstellungsräume integriert, die die Kunstwerke jederzeit und überall erleben machen. Die Funktion ist leicht anwendbar und die Zugänge lassen sich einfach für ein globales Publikum öffnen.

  • ohne zusätzliche Kosten

  • ohne zusätzliche Einrichtung

  • die virtuellen Shows und Ausstellungen sind einfach mit anderen Benutzern teilbar

  • der Kontakt zu Künstler*innen oder Eigentümer*innen werden einfacher

Use Cases 

Künstler*in

  • Systematisches Werkverzeichnis

  • Sicherung des Urheberrechts

  • Promotiontool

  • Erleichtert Vernetzung mit internationalem Publikum 

4ARTechnologies lässt Künstler die Chancen des digitalen Zeitalters nutzen.

Galerist*in

  • Management-Tool für Kunden

  • Bestätigung des Urheberrechts

  • Erleichtert Vernetzung mit internationalem Publikum 

4ARTechnologies lässt Galeristen die Chancen des digitalen Zeitalters nutzen. 

Museum

  • Kunstmanagement

  • Condition Reportings

  • Prozessoptimierung durch Digitalisierung

  • Integrierte Audioguides und Ausstellungsräume 

Sammler*in

  • Fingerprints

  • Sammlungsmanagement

  • Sicherung des Eigentums

  • Sicherung des Urheberrechts

  • Finanzielle Sicherheit mit detaillierter Provenienz[3]

 Ausstellung

  • Vollständige Tracks & Traces für Bewegungen

  • Schnelle Artwork Verifizierung

  • Lokale Condition Reportings

 Logistics

  • Lokale Condition Reportings

  • Autorisierung und Kontrolle von Mitarbeitenden

  • Vollständige Tracks & Traces für Bewegungen

  • Digitale Zollformulare

 Versicherung

  • Condition Reportings

  • Digitale Berichterstattung

  • Kundenmanagement

  • Detaillierte Daten zum Risk Management

 Plattform

  • Fingerprints

  • Transaktionsverarbeitung

  • Vollständige Track & Trace History

  • Vernetzung mit internationalem Publikum

Ein fälschungssicherer biometrischer Pass für Kunstwerke, der die Authentizität des Bildes und seine lückenlose Provenienz garantiert ist für alle – für Künstler*innen und Sammler*innen von hoher Wichtigkeit. Dank der einzigartigen Technologie wird die Oberflächenstruktur eines Werks mittels Smartphone-Kamera ausgelesen und in einen digitalen Fingerprint übersetzt. Dieser wird mit den Informationen zur Herkunft und History als biometrischer Pass gesichert, der nicht mehr manipulierbar ist.

Sobald man registriert ist, kann man alle weiteren Funktionen des digitalen Werkzeugkastens nutzen. Informationen und sensible Dokumente können kontrolliert und gezielt mit Interessenten geteilt, Kaufanfragen empfangen und bearbeitet werden. Galerien, Online-Plattformen und Sammler*innen können immer darauf vertrauen, dass ein Werk mit einem Kunstwerkpass von 4ARTechnologies sicher und authentisch ist. Neue Wege zu Sammler*innen lassen sich mit der 4ARTapp einfach entdecken, in dem die Werke im integrierten virtuellen Showroom präsentiert werden und so hautnah erlebbar gemacht werden. 

Besonders spannend ist die Zusammenarbeit mit der Munich Re und Ergo als starke Partner aus der Versicherungsbranche. Seit Juni 2020 besteht ein Pilotprojekt zur digitalen Lösung. Auf Basis der von App-Nutzern eingegebenen Informationen zum Zustand des Kunstwerkes bieten Munich Re und Ergo zukünftig eine massgeschneiderte Versicherungslösung für 4ART Kunden*inn an. Digital und unkompliziert – egal ob im Vorstandsmeeting, im Kunstatelier, im Museum oder von zu Hause aus. Kunst lässt sich ab sofort immer und überall professionell versichern. 4ARTechnologies ist mit weiteren Versicherern im Gespräch. 

Jetzt ist die beste Zeit für Künstler*innen sich zu registrieren und den virtuellen Ausstellungsraum einzurichten und einem internationalen Publikum zu präsentieren, das Netzwerk mit Sammler*innen und Galeristen*innen zu pflegen. Dies gilt natürlich auch für Galeristen*inn. Sammler*innen beginnen am besten gleich ihre Sammlung digital zu managen – wenn sie dies noch nicht tun. 

Wenn Sie sich für die 4ARTapp interessieren können Sie sich hier melden, danach wird Ihnen der QR-Code zur Registrierung zugeschickt. 

Android-Nutzer müssen sich leider noch etwas gedulden. Die Lösung wir zur Zeit erarbeitet.  

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit 4ARTechnologies.

[1] Fingerabdrücke gehören zu den ältesten aller biometrischen Erkennungsverfahren. Der britische Botaniker Nehemia Grew veröffentlichte bereits im Jahre 1684 eine Arbeit über Fingerabdrücke. Er beschrieb charakteristische Merkmale wie Hautrillen, Furchen, Täler und Porenstrukturen. Aufgrund der Einzigartigkeit konnten sich Fingerabdrücke in der Kriminalistik als Beweismittel durchsetzen – sie sind einmalig und unveränderlich. Fingerprints von Kunstwerken sind ebenso einmalig und unveränderlich.

[2] Ein Condition Report ist ein Bericht über den Zustand eines Werkes. Er zeigt Veränderungen (Schäden) nach einem Transport, nach einer Ausstellung auf.

[3] Provenienz (lat. proveniere – herkommen)

Miryam Abebe
Einkaufswagen...
© Luca Ellena

© Luca Ellena

Einkaufswagen: Streng formatiert stehen sie in Reih und Glied vor dem Supermarkt, allzeit einsatzbereit, um uns beim Warentransort zu Diensten zu sein. Doch manchmal werden diese praktischen Konsumhelfer der vertrauten Ordnung entrissen und gehen and en ungewöhnlichen Orten neue Symbiosen ein – umgestossen und auf den Kopf gestellt, an Zäunen hängend und an Büsche geschmiegt, mit kuriosen Dingen beladen und zweckentfremdet. Nicht selten begegnet man ihnen gleich paarweise, wie im Dialog vertieft und regelrecht verschmolzen mit ihrer neuen Umgebung.

Tina Wessel

© Luca Ellena

© Luca Ellena

Gleich mit der Einführung von Tina Wessel wird klar was der Freiburger Fotograf Luca Ellena in den letzten drei Jahren dokumentiert hat. Einkaufswagen, die nicht stehen, wo sie eigentlich gebraucht werden… Er hat die praktischen Konsumhelfer in den verschiedenen Kiez Berlins aufgenommen – es hätte aber auch in einer Metropole sein können.

© Luca Ellena

© Luca Ellena

Manchmal stehen sie an idyllischen Plätzen am Flussufer in Gesellschaft von Trottinetts, Fahrrädern oder sonstigen Dingen, die wie sie nützlich sind, wenn sie nicht gerade zweckentfremdet worden sind. Ab und an hängen sie auch an Strassenabsperrungen oder sind mit allem Möglichen beladen und erfüllen ihren Zweck auf eine andere Art und Weise…

© Luca Ellena

© Luca Ellena

Es sind nicht nur die Momentaufnahmen, die einen zum Schmunzeln bringen, sondern auch die kurze Geschichte des Einkaufswagens, die Jonathan Progin wunderbar beschreibet: Als Sylvan Goldman 1934 die wirtschaftlich schwächelnde Supermarktkette Humpty Dumpmty in Oklahoma City übernahm, konnte er nicht wissen, dass er nur zwei Jahre später die Idee seines Lebens haben sollte. Goldman brachte die Kette zwar wider auf die Erfolgsspur zurück, doch sein grösstes Vermächtnis war die Erfindung des Einkaufswagens, einem simplen Gerüst aus Eisen auf vier Rädern, das bald weltweit von Millionen Menschen durch die Gänge zwischen den Supermarktregalen geschoben werden sollte…

© Luca Ellena

© Luca Ellena

Luca Ellena ist in Plaffeien aufgewachsen und lebt heute in Fribourg. Er hat an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin und an der Universität Fribourg Kommunikationswissenschaft und Medienforschung studiert. Seine Arbeiten wurden bereits in verschiedenen Ausstellungen (Fondation Les Buissonnets Fribourg, 48 Stunden Neukölln Festival, hase Berlin, Sensler Museum) präsentiert.

© Luca Ellena

© Luca Ellena

Der Kerber Verlag ist ein unabhängiger, internationaler Kunstbuchverlag in Bielefeld und Berlin. Seit 1985 veröffentlicht er anspruchsvolle, hochwertig ausgestattete und individuelle Publikationen zur zeitgenössischen und modernen Kunst sowie zur Fotografie und Kulturgeschichte. Mit Leidenschaft verlegen sie jährlich über 100 vielfach preisgekrönte Monografien, Ausstellungskataloge und Künstlerbücher der Genres Art, Photo und Culture – ergänzt mit einer exklusiven Collector's Edition. 

Einkaufswagen (ISBN 978-3-7356-0724-9) kann direkt beim Kerber Verlag oder im Buchhandel bezogen werden. Signierte Exemplare können direkt bei Luca Ellena bestellt werden. 

Im Februar 2021 ist eine Einzelausstellung in der Galerie Monika Wertheimer in Oberwil geplant.

Miryam Abebe
Crickets...
Summer composition with lotus © Laurence Kubski

Summer composition with lotus © Laurence Kubski

"Die Sehnsucht nach dem Exotischen wächst, je weniger es sich in einer ultravernetzten Welt manifestiert, in der alles schon fotografiert ist. Vor diesem Hintergrund entfaltet die Arbeit von Laurence Kubski eine besondere Faszination. In China stiess sie auf ein erstaunliches kulturelles Relikt: die Liebe zu singenden und kämpfenden Grillen." 

Sascha Renner

Hotels near Sidian resonate in summer with the chirping of insects © Laurence Kubski

Hotels near Sidian resonate in summer with the chirping of insects © Laurence Kubski

Laurence Kubski verlässt die üblichen Pfade des Fotojournalismus, dessen frühere Mission es einst war über Fremdes zu berichten und das Verlangen nach Exotischem zu stillen – sie setzt bewusst die Sprache der komponierten Stillleben im Wechsel mit derjenigen, der Reportage ein. Damit versucht sie das komplizierte Verhältnis von Mensch und Tier zu (er)klären.

Stirring a fighter into action before the match © Laurence Kubski

Stirring a fighter into action before the match © Laurence Kubski

Das Projekt "Crickets" befasst sich mit einer tausendjährigen Tradition, die in China weiterlebt und scheinbar weit verbreitet ist: Dem Gesang der Grillen zu lauschen und dem Kampf zu folgen. Laurence Kubski verbrachte einige Wochen in China, um diese Bilder zu realisieren – dafür besuchte sie den grössten Insektenmarkt in China und beobachtete Grillenjäger im Schatten abgelegener Maisfelder in der Provinz Shandong.

Autumn composition with chrysanthemum © Laurence Kubski

Autumn composition with chrysanthemum © Laurence Kubski

Sie traf sich auch mit Mafiamitgliedern, die Grillen im Wert von Millionen Yuan für den illegalen Kampf kaufen. Sie tauchte in die Tradition ein und lernte die symbolischen Lismus der Blumen in der chinesischen Zusatzmalerei kennen, um ihr Stillleben zu komponieren. Wie ein Amateur sei sie mit einer singenden Grille in der Tasche durch die Strassen Shanghai's gelaufen – sagt sie heute. Als sie anfing, hätte sie keine Ahnung gehabt wie viele verschiedene Aspekte des heutigen China bei der Suche nach Insekten enthalten seien.

The stridulations of some crickets are quite deafening © Laurence Kubski

The stridulations of some crickets are quite deafening © Laurence Kubski

Ihre Reportage "Crickets" fördert Erstaunliches zu Tage: Es gibt "Kampf-Grillen" und "Sing-Grillen" – und für ihre Besitzer haben sie einen sehr hohen Stellenwert. Für uns im Westen scheint dies kaum vorstellbar… "Crickets" ist Laurence Kubski's erste Monographie – faszinierende Geschichten über chinesische Insekten als Haustiere.

The stridulations of some crickets are quite deafening © Laurence Kubski

The stridulations of some crickets are quite deafening © Laurence Kubski

Laurence Kubski (*1986) ist in der Region Fribourg aufgewachsen und lebt und arbeitet zur Zeit in Lausanne. geborener Schweizer Fotograf. Sie schloss an der Ecole cantonale d’art de Lausanne (ECAL) einen Master in Art Direction & einen Bachelor in Grafikdesign ab. Ihre künstlerische Arbeit konzentriert sich auf die Art und Wiese, wie Menschen in verschiedenen Kulturen mit Tieren interagieren. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet (vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie, Voies Off Festival Awards in Arles) und ausgestellt (Copenhagen Photo Festival, Rencontres de la Photographie d'Arles, Villa Noailles, Hyères). Ihre grafische Arbeit wurde mit "100 Beste Plakate" ausgezeichnet.

Cricket culture was considered bourgeois during the Cultural Revolution © Laurence Kubski

Cricket culture was considered bourgeois during the Cultural Revolution © Laurence Kubski

Die Edition Dino Simonett fusionierte 2017 mit dem im Juni 2014 neu gegründeten Verlag The Name Books zum Verlag Simonett & Baer. Der Verlag erfindet, entwickelt, schafft, produziert und vertreibt radikale Kunst- und & Architekturbücher von höchster inhaltlicher und formaler Qualität - anspruchsvolle Kunstbücher in splendid beauty®. Durch ein lebhaftes Programm von Büchern, Sammlerausgaben, Katalogen, Buchvorstellungen, Ausstellungen, Veranstaltungen, Vorträgen und Debatten fordert Simonett & Baer wahrgenommene Vorstellungen heraus und regt Diskussionen, Experimente, Kreativität und den Austausch mit Kunstschaffenden, Mitwirkenden, Sammlern und Sammlerinnen, Lesern und Leserinnen und Besuchenden an.

"Crickets" – ISBN 978-3-906313-31-3 – kann direkt bei Simonett & Baer oder im Buchhandel bezogen werden. 

Ein Teil von "Crickets" wird vom 14. April 2021 – 15. Mai 2021 im Rahmen der Ausstellung des 24. vfg Nachwuchsförderpreises in der Kammgarn West in Schaffhausen präsentiert.

Miryam Abebe
Barcodes...
Architecture and Urbanism, Tram depot, Bellevue Square Zürich, 2016 | © Matteo Fieni

Architecture and Urbanism, Tram depot, Bellevue Square Zürich, 2016 | © Matteo Fieni

Mit "Barcodes" reflektiert Matteo Fieni über den fotografischen Akt an und für sich. Die Arbeit ist Resultat seiner visuellen Recherche zwischen Zürich, Paris und Mailand über die Beziehung zwischen der symbolischen Kodierung des Barcodes und dem Bild, das durch die Überlagerung von Aufnahmen entsteht. Wie andere fotografische Hilfsmittel erlaubt dieses System dem Menschen, das scheinbar optisch Unbewusste zu entdecken - den Raum neu zu erleben und wahrzunehmen.

Architecture and Urbanism, Lighting installation, Jardin des Plantes - Paris, 2018 | © Matteo Fieni

Architecture and Urbanism, Lighting installation, Jardin des Plantes - Paris, 2018 | © Matteo Fieni

Francesca Martinoli beschreibt die Bilder als wirre Sätze und intermittierende Impulse der Liebe und des Bedauerns, die sich durch ein synästhetisches Phänomen in mehrfarbige, kaskadenartige Lichtvorhänge verwandeln und in sich selbst zusammenfallen und verschwinden.

Architecture and Urbanism, Paris business district, La Défense - Paris, 2018 | © Matteo Fieni

Architecture and Urbanism, Paris business district, La Défense - Paris, 2018 | © Matteo Fieni

Matteo Fieni entwirft konzeptuelle Bilder, faszinierende und mitreissende Szenarien, die es dem Betrachter erlauben, eine Art imaginärer Darsteller einer Fiktion zu werden. Barcodes zwingt einen aber auch den Linien zu folgen und sich über Gleichförmigkeit im urbanen Raum und in der Gesellschaft Gedanken zu machen.

Public Art (reinterpretation), “Le Moretti” - La Défense, Paris, 2018 | © Matteo Fieni

Public Art (reinterpretation), “Le Moretti” - La Défense, Paris, 2018 | © Matteo Fieni

Als Barcode – Strichcode wird eine optoelektronisch [1]lesbare Schrift bezeichnet, die aus verschieden breiten, parallelen Strichen und Leerräumen besteht. Der Code ist eine Abbildung von Daten in binären [2]Symbolen. Mit Hilfe von optischen Lesegeräten, wie Scannern oder Kameras werden die Barcodes automatisch eingelesen und elektronisch weiterverarbeitet.

Architecture and Urbanism, Fiat Lingotto Factory, Metropolitan City of Turin - Turin, 2016 | © Matteo Fieni

Architecture and Urbanism, Fiat Lingotto Factory, Metropolitan City of Turin - Turin, 2016 | © Matteo Fieni

Matteo Fieni (*1976) lebt und arbeitet in Lugano. Er studierte Fotografie am Instituto Europeo di Design, IED in Milano und anschliessend Kommunikationswissenschaften und Journalismus an der Università Svizzera Italiana, USI. Er ist aktives Mitglied bei visarte. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Canvetto Luganese, Lugano, Biennale dell’immagine, Chiasso, Photobastei, Zürich, Festival Image, Vevey) und ausgezeichnet (Bally artist of the year (The Bally Foundation), Swiss Photo Award).

Weitere Bilder der Serie "Barcodes" sind bis 5. November 2020 in Fiore di Pietra - Mt. Generoso SA in Mendrisio zu sehen.

[1] Der Begriff Optoelektronik entstand aus der Kombination von Optik und Hebelleiterelektronik und umfasst im weitesten Sinne alle Produkte und Verfahren, die die Umwandlung von elektronisch erzeugten Daten und Energien in Lichtemission ermöglichen und umgekehrt.

[2] Das Dualsystem, auch Zweiersystem oder Binärsystem genannt, ist ein Zahlensystem, das zur Darstellung von Zahlen nur zwei verschiedene Ziffern benutzt.

Miryam Abebe
Aufbruch ohne Ziel...
Annemarie Schwarzenbach | Entgleister Bahnwaggon bei Mbanza Ngungu (Thysville), Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo), 1941–1942 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenb…

Annemarie Schwarzenbach | Entgleister Bahnwaggon bei Mbanza Ngungu (Thysville), Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo), 1941–1942 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Welche Menschen haben, heute, noch Pässe? – Welche Menschen können noch reisen – aufbrechen, Abschied nehmen, wiederkehren, wie es ihnen beliebt? – und welche Menschen wollen es noch?

Annemarie Schwarzenbach, "Ein Artikel über die Schweiz" (1940), in: An den äussersten Flüssen des Paradieses: Porträt einer Reisenden. Eine Textcollage von Roger Perret, Basel: Lenos Verlag, 2016, S. 289

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach Schriftstellerin, Journalistin, Fotografin, Reisende, Kosmopolitin war eine der schillerndsten und widersprüchlisten Figuren der modernen Schweizer Kulturgeschichte. Heute wäre sie wahrscheinlich Influencerin, die alle begeisterte und unendlich viele Follower hätte, weil sie als Frau einfach macht und überall hinreist, wo und wann sie gerade will.

Annemarie Schwarzenbach | Zwischen Isfahan und Schiraz, Iran, 1935 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Zwischen Isfahan und Schiraz, Iran, 1935 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Die Natur ist hier so stark, dass sie einen tötet. Man müsste aufhören, ein Mensch zu sein, an die menschlichen Bedingungen gebunden. Man müsste ein Stück Wüste und ein Stück Gebirge werden können, und ein Streifen Abendhimmel. Man müsste sich dem Land anvertrauen und darin aufgehen.

Annemarie Schwarzenbach, "Fast dasselbe Leiden" (o.J.), in: Bei diesem Regen: Erzählungen, hg. von Roger Perret, Basel: Lenos Verlag, 2008, S. 137

Annemarie Schwarzenbach | Hafen von Massawa, Italienisch-Ostafrika (heute Eritrea), 1939–1940 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Hafen von Massawa, Italienisch-Ostafrika (heute Eritrea), 1939–1940 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach verstand sich eigentlich als Schriftstellerin, war aber auch eine Pionierin der Reportagefotografie in der Schweiz. Rund 300 Textbeiträge von ihr erschienen zu Lebzeiten in Schweizer Zeitschriften und Zeitungen, die ab 1933 von eigenen Bildern begleitet wurden. Die Mehrzahl ihrer Fotografien blieben jedoch unveröffentlicht – die Qualität und der Umfang ihrer Fotografien sind bisher nur wenig bekannt. Die Ausstellung basiert auf dem rund 7'000 Fotografien umfassenden Nachlass Annemarie Schwarzenbachs, der im schweizerischen Literaturarchiv in Bern aufbewahrt wird und öffentlich zugänglich ist. In der Ausstellung "Aufbruch ohne Ziel" hat man nun einen kleinen Einblick in ihr Werk, das vor allem auf Reisen zwischen 1933 und 1942 nach Vorder- und Zentralasien, in die USA, durch Europa und nach Zentral- und Nordafrika entstanden ist. Ihre Tätigkeit als Journalistin, selbstverständlich auch ihre grossbürgerliche Herkunft und ihr Status als Diplomatengattin ermöglichten ihr bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine für diese Zeit aussergewöhnliche Reisefreiheit.

Annemarie Schwarzenbach | Hafen von Palma de Mallorca, Spanien, 1936 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Hafen von Palma de Mallorca, Spanien, 1936 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Reisen ist Aufbrechen ohne Ziel, nur mit flüchtigem Blick umfängt man ein Dorf und ein Tal, und was man am meisten liebt, liebt man schon mit dem Schmerz des Abschieds. Es gibt eine andere Art des Reisens: mit dem Baedeker in der Hand und dem fertigen Programm in der Tasche, da ist die Strecke zwischen der Kathedrale von Chartres und dem berühmten Seebad Biarritz nur eine lästige Unvermeidlichkeit, und man weiss, was einem die Unternehmung wert ist und was man von ihr erwarten darf. Aber der Zauber, unterwegs zu sein, das Geheimnis der Namen, die sich erst mit Inhalt und Leben füllen, das Wirklichkeitwerden eines Traums, das Entzücken der Entdeckung!

Annemarie Schwarzenbach, "Ankunft in Mallorca", in National-Zeitung, 11.06.1936

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Zur Ausstellung hat Lars Müller Publishers "Aufbruch ohne Ziel" als erste Publikation, die sich ausschliesslich dem bisher wenig bekannten fotografischen Werk Schwarzenbachs widmet, publiziert. Es spiegelt das Spannungsfeld hochaktueller Themen: Identität und Heimat, Individualität und Gemeinschaft, der Aufbruch aus traditionellen Geschlechterrollen und das Verhältnis zwischen Natur und Kultur, Tradition und Fortschritt.

Annemarie Schwarzenbach | Nekropole Dargavs in Nordossetien, Sowjetunion (heute Russland), 1933–1934 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Nekropole Dargavs in Nordossetien, Sowjetunion (heute Russland), 1933–1934 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Das Vorwort in der Publikation hat Dr. Nina Zimmer (Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee) geschrieben und erwähnt warum die Ausstellung dem Zentrum Paul Klee entspricht: "Ihr Werk ermöglicht, Moderne und Gegenwart in einen Zusammenhang zu stellen – und wirft kritische Fragen zu Themen wie Nationalismus, Heimat und Identität, Geschlechterrollen und -bilder, Individualität und Kollektivität, Fortschritt und Modernität auf, die noch heute aktuell sind." Weitere Text in der Publikation sind von Martin Waldmeier (Annemarie Schwarzenbach als Fotografin), Barbara Wiegand-Stempel (Bilder schreiben), Mirco Melone (Fotohistorische Rahmenbedingungen), und Katharina Sykora (Von sich aus ins Weite).

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Das gewagte Unterfangen Annemarie Schwarzenbach im Rahmen einer musealen Ausstellung als Fotografin zu präsentieren, wie es Martin Waldmeier nennt ist absolut gelungen und gibt einen kleinen Einblick in das Leben Annemarie Schwarzenbachs und macht neugierig auf mehr. Für den Museumsbesuch sollte man sich genügend Zeit nehmen, um auch die verschiedenen Hörstationen und die beiden Projektionen in Ruhe aufnehmen zu können.

Annemarie Schwarzenbach | Überquerung des az-Zab al-Kabir (Grosser Zab), Irak, 1935 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Überquerung des az-Zab al-Kabir (Grosser Zab), Irak, 1935 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach (1908 – 1942) ist in einer wohlhabenden Zürcher Industriellenfamilie aufgewachsen. Sie ist das dritte Kind des Textilfabrikanten Alfred Emil Schwarzenbach und Renée Schwarzenbach-Wille, Tochter des Generals Ulrich Wille[1]. Sie studiert in Zürich und Paris Geschichte, Philosophie und Psychologie.

1931; Zieht sie nach Berlin und schliesst sich der literarischen Bohème an und freundet sich mit Klaus und Erika Mann[2] an. Sie nimmt rege am Nachtleben teil und kommt erstmals mit Drogen in Kontakt. In dieser Zeit erscheint ihr erster Roman "Freunde um Bernhard".

© Fotostiftung Schweiz. Die Fotos von Marianne Breslauer werden mit freundlicher Genehmigung der Fotostiftung Schweiz angezeigt.

© Fotostiftung Schweiz. Die Fotos von Marianne Breslauer werden mit freundlicher Genehmigung der Fotostiftung Schweiz angezeigt.

1933; bricht sie mit der Fotografin Marianne Breslauer [3]zu ihrer ersten journalistischen Reise nach Spanien auf. Im gleichen Jahr bricht sie auf eine Autoreise über die Türkei nach Syrien, in den Irak und den Iran, wo sie an archäologischen Grabungen teilnimmt und sich erstmals als Fotografin betätigt auf. Ihre "Lyrische Novelle" wird publiziert.

1934: Weil sie sich an der von Klaus Mann gegründeten Emigrantenzeitschrift "Die Sammlung" finanziell beteiligt, untersagt ihr die nationalsozialistische Regierung den Aufenthalt in Deutschland. Ein Haus in Sils-Baselgia wird ihr ständiger Wohnsitz in der Schweiz. Mit Klaus Mann besucht sie im August den Allunionskongress der Sowjetschriftsteller in Moskau und reist weiter in den Süden Russlands und weiter bis nach Teheran.

Annemarie Schwarzenbach | Claude Clarac, Kasbah Oudaya, Rabat, Marokko, 1942 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Claude Clarac, Kasbah Oudaya, Rabat, Marokko, 1942 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

1935 reist sie im Mai zum zweiten Mal in den Iran und heiratet den französischen Diplomaten Claude Clarac[4] und verbringt den Sommer in einem Hochtal in der Nähe von Teheran. Krankheit und Drogenkonsum zwischen sie im Herbst in die Schweiz zurück zu kehren.

Annemarie Schwarzenbach | Lumberton, North Carolina, USA, 1936 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Lumberton, North Carolina, USA, 1936 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

1936 reist sie in die USA. In Washington besucht sie das Archiv der Farm Security Administration und reist mit der amerikanischen Fotografin Barbara Hamilton-Wright [5]die die Industriegebiete Pennsylvanias zwischen Washington und Pittsburgh.

1937 kehrt sie aus den USA zurück und reist im Sommer über das Deutsche Reich, Ostpreussen und die Baltischen Staaten bis nach Moskau. Im September reist sie wieder in die USA und fährt mit Barbara Hamilton-Wright durch das ländliche Gebiet von Virginia, North und South Carolina, Georgia, Tennessee und Ohio.

1938 fährt sie durch Österreich bis nach Prag, wo sie die nationalsozialistische Expansionspolitik mit eigenen Augen erlebt und dokumentiert. Basierend auf dem Nachlass des verunglückten Schweizer Bergsteigers erscheint ihr erfolgreichstes Buch "Lorenz Saladin, ein Leben für die Berge".

Annemarie Schwarzenbach | Lar-Tal im Elburs-Gebirge, Iran, 1935 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Lar-Tal im Elburs-Gebirge, Iran, 1935 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

1939 reist sie mit der Genfer Sportlerin, Ethnografin und Schriftstellerin Ella Maillart [6]über den Balkan, die Türkei, den Iran und Afghanistan bis nach Indien. Diese Reise wird von den Drogenproblemen Annemarie Schwarzenbachs überschattet, deshalb trennen sich wohl die Wege der beiden Frauen in Kabul.

1940 reist sie wieder in die USA und lernt in New York die Schriftstellerin Carson McCullers kennen. In dieser Zeit wird ihr Roman "Das glückliche Tal" veröffentlicht. Nach einem Zusammenbruch wird Annemarie Schwarzenbach in eine Klinik eingewiesen.

Annemarie Schwarzenbach | Frau Goebel in Mbanza Ngungu (Thysville), Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo), 1941–1942 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Frau Goebel in Mbanza Ngungu (Thysville), Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo), 1941–1942 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

1941 wird sie aus der Klinik entlassen und kehrt in die Schweiz zurück. Nach kurzer Zeit bricht sie über Lissabon weiter in den Belgisch-Kongo (heutige demokratische Republik Kongo) auf und hält sich unter anderem auf der Schweizer Plantage "Molanda" im Kongobecken auf. In dieser Zeit schreibt sie den Roman "Das Wunder des Baums", der erst posthum veröffentlicht werden wird.

1942 hält sie sich in Marokko und Portugal auf. Im September zieht sie sich beim einem Fahrradunfall in Sils schwere Kopfverletzungen zu und stirbt unter nicht ganz geklärten Umständen am 15. November.

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Das nach den Plänen von Renzo Piano[7] erbaute Zentrum Paul Klee wurde 2005 eröffnet. Im Mittelpunkt der Kulturinstitution stehen Person, Leben und Werk von Paul Klee. Der auch als Musiker, Pädagoge und Dichter wirkende Klee zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Mit dem Zentrum Paul Klee erhält er in der Stadt Bern, in der er die Hälfte seines Lebens verbrachte, ein Denkmal mit internationaler Ausstrahlung. Ermöglicht wurde das rund 125 Millionen Franken teure aussergewöhnliche Kulturzentrum durch das Zusammengehen der öffentlichen Hände und Privater. Letztere sind die Familie Klee, insbesondere Felix Klee, Livia Klee und Alexander Klee, die Familie des renommierten orthopädischen Chirurgen Prof. Dr. Maurice E. Müller [8]und seiner Gattin Martha Müller-Lüthi, private Sammlerinnen und Sammler sowie Partner aus der Wirtschaft.

Annemarie Schwarzenbach | Mount Pleasant, Pennsylvania, USA, 1937 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach | Mount Pleasant, Pennsylvania, USA, 1937 | Schweizerisches Literaturarchiv | Schweizerische Nationalbibliothek, Bern, Nachlass Annemarie Schwarzenbach

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums).

Die Ausstellung "Aufbruch ohne Ziel" ist noch bis 3. Januar 2021 im Zentrum Paul Klee zu sehen.

Die Publikation "Aufbruch ohne Ziel" kann direkt bei Lars Müller Publisher bezogen werden.

[1] Ulrich Wille (1848, in Hamburg – 1925, in Meilen) war General der Schweizer Armee während des ersten Weltkrieges.

[2] Klaus Mann (1906, in München – 1949, in Cannes) war der älteste Sohn von Thomas Mann. Er begann seine literarische Laufbahn in der Zeit der Weimarer Republik als Aussenseiter. Nach seiner Emigration aus Deutschland im Jahr 1933 fand er eine wesentliche Neuausrichtung: Er wurde zum kämpferischen Literaten gegen den Nationalsozialismus.

[3] Marianne Breslauer (1909, in Berlin – 2001, in Zürich) war eine deutsche Fotografin zur Zeit der Weimarer Republik und Kunsthändlerin.

[4] Claude Clarac, auch Achille Clarac (1903, in Nantes – 1999 in Oudon) war französischer Diplomat. Er studierte Rechtswissenschaft und trat 1930 in den auswärtigen Dienst. 1934 wurde er Botschaftssekretär in Teheran. Bis 1942 war er Konsul von Frankreich in Tetuan.

[5] Barbara Hamilton-Wright war eine amerikanische Fotografin.

[6] Ella Maillart (1903 in Genève – 1997 in Chandolin) wuchs als Tochter von Paul Maillart, einem wohlhabenden Pelzhändler und Dagmar Klim auf. Von ihrer dänischen Mutter übernahm sie früh deren Begeisterung für den Sport, insbesondere für das Segeln und den Skilauf.

[7] Renzo Piano (*1937) wuchs in einer Familie von Bauunternehmern auf. Seine Leidenschaft für Architektur verdankt er seinem Vater. Renzo Piano studierte an der Università degli Studi Firenze und erlangte 1964 das Diplom am Politecnico di Milano. Sein Ruf als Museumsarchitekt erhielt Renzo Piano mit Projekten wie der Menil Collection in Houston, Texas, der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel, dem Tjibaou-Kulturzentrum in Nouméa auf der Südseeinsel Neukaledonien, dem Nasher Sculpture Center in Dallas, Texas, und dem 2005 fertiggestellten Zentrum Paul Klee in Bern. Zudem gestaltete er in Italien zwei grosse Auditorien: das Auditorium Niccolò Paganini in Parma und das Auditorium Parco della Musica in Rom.

[8] Prof. Dr. med. Maurice E. Müller (1918 – 2009) wuchs als ältestes Kind einer fünfköpfigen Familie in Biel auf. Er studierte an der Université de Neuchâtel, der Université de Lausanne und der Universität Bern Medizin. Sein Studium wurde durch einen längeren Aktivdienst im zweiten Weltkrieg unterbrochen. Nach der Tätigkeit als Chirurg und Orthopäde an der Universitätsklinik Balgrist in Zürich ging er 1946 für eine einjährige Mission nach Abessinien (heutiges Äthiopien). Er gilt als der Pionier der Osteosynthese.

Miryam Abebe
German Theater...
Calla Henkel & Max Pitegoff, Marlie, Berlin, Spring, 2013, 2013

Calla Henkel & Max Pitegoff, Marlie, Berlin, Spring, 2013, 2013

Bereits als Bachelorstudenten an der Cooper Union, einer kleinen Privatuniversität in Manhattan mit den Fachrichtungen Ingenieurwesen, Architektur und Bildende Kunst begannen Calla Henkel und Max Pitegoff zusammen zu arbeiten. An der Cooper Union betrieben sie ihren ersten "Raum", eine Bar, die sich in ihrem Atelier befand und somit den Beginn ihrer laufenden Theater, Bars und Projekträume markiert.

Calla Henkel & Max Pitegoff, Spree (Michaelbrücke II), 2016-2019

Calla Henkel & Max Pitegoff, Spree (Michaelbrücke II), 2016-2019

Die Ausstellung ist eine Retrospektive auf die Arbeiten zwischen 2010 und 2020. Die Arbeiten tragen den Keim der zahlreichen Events und Konstellationen, welche Calla Henkel und Max Pitegoff seit ihrem Umzug nach Berlin während des gesamten Jahrzehnts ins Leben rufen würden – und wie einige von uns die Küche und das Wohnzimmer nach einer Party oder sonst durchzechten Nacht wieder erkennen. Die beiden betrieben mehrere Bars und Theater, wo sie über 40 kollaborative theatralische Darbietungen inszenierten.

Calla Henkel & Max Pitegoff, Times Athens, 2012 - 5

Calla Henkel & Max Pitegoff, Times Athens, 2012 - 5

Anfang des 21. Jahrhunderts hatte sich Berlin als internationale Hauptstadt neu erfunden und stand einer neuen Generation von Künstlern aus aller Welt offen. In den frühen 10er-Jahren – zu der Zeit als die beiden nach Berlin zogen – hatte der lässige Tech-Triumphalismus der neuen Metropole begonnen und räumte dem Unbehagen immer mehr Platz ein. Steigende Mieten, voranschreitender Verlust von unabhängigen Räumen und vielem mehr wurde zum festen Bestandteil der täglichen Realität in Berlin. So zeichnete ihre Arbeit ein verschrobenes und bittersüsses Porträt der deutschen Hauptstadt in den Jahren des Übergangs. Ihre Arbeit ist nicht an kunsthistorische Darstellungen gebunden, viel mehr ist es einer autopoietischen Sharing-Ökonomie immanent.

Poster from New Theater, Hotelmoon Schaukasten

Poster from New Theater, Hotelmoon Schaukasten

Calla Henkel (*1988, Minneapolis) und Max Pitegoff (*1987, Buffalo) hatten Einzelausstellungen im Kunstverein Hamburg, im Schinkel-Pavillon, Berlin und im Whitney Museum of American Art, New York. Ihre Arbeit war in Gruppenausstellungen auf der Manifesta 13 in Marseille, in der Pinakothek der Moderne in München, im Museum Ludwig in Köln, auf der 9. Berlin Biennale, in der Kunsthalle Wien, im UCCA Peking, im Artists Space in New York und in der Kunsthalle Bern zu sehen. Sie waren Gastprofessoren and er Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam; NYU Berlin, dem Politecnico di Torino und arbeiten seit 2016 als Mentoren am Berliner Künstlerprogramm. Ihre Arbeiten sind Teil der Sammlung des Musée d'art moderne et contemporain de Genève.

Exhibition view, Calla Henkel & Max Pitegoff, German Theater 2010-2020, Fri Art, 2020. Photo Gunnar Meier. Courtesy of Fri Art Kunsthalle

Exhibition view, Calla Henkel & Max Pitegoff, German Theater 2010-2020, Fri Art, 2020. Photo Gunnar Meier. Courtesy of Fri Art Kunsthalle

Die Kunsthalle Fri Art ist seit 1982 Produktionsort, Labor, Sprungbrett, Experimentierfeld und Treffpunkt für schweizerische und internationale Kunstschaffende und Kuratorinnen und Kuratoren. Sie zeigt jährlich 4-6 Ausstellungen und organisiert Anlässe. Sie ist Teil eines Netzwerks von Räumen für zeitgenössische Kunst und Mitglieder des Vereins Schweizer Institutionen zeitgenössischer Kunst (AISAC-VSIZK), des Verbands der Museen des Kantons Freiburg und des Vereins C, eine Verbindung professioneller Kulturorganisationen des Kantons Freiburg.

Miryam Abebe