photo basel 2018
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Vom 12. – 17. Juni 2018 – zeitgleich zur Art Basel – findet im Volkshaus die photo basel, die erste und bislang einzige Kunstmesse für Fotografie statt. 35 Aussteller aus 13 Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Japan präsentieren über 350 Werke von rund 100 Künstlerinnen und Künstlern.

The Mouth of Krishna | Albarrán Cabrera | Bildhalle

The Mouth of Krishna | Albarrán Cabrera | Bildhalle

In Zusammenarbeit mit Daniel Blochwitz hat der curatorial circle der photo basel die Auswahl und die Betreuung der Aussteller vorgenommen und die Sonderausstellung und das Rahmenprogramm gestaltet. Im curatorial circle der photo basel sind Dr. Felix Ackermann (Sammler, Basel), Ben Füglister (Art Director des CAP Prize und des IAF Basel – Festival für zeitgenössische Kunst und Assistant Editor bei Europen Photography, Berlin), Sueraya Shaheen (Photo Editor bei Tribe Magazine, Dubai), Anastasia Lepikhova (freie Kuratorin, Moskau), Dr. Heinz Stahlhut (Sammlungskonservator Kunstmuseum Luzern, Luzern) und Véronique Prugnaud (Publikationsleiterin von The Eyes Magazine, Paris).

Leonard FreedPolitical Meeting, Harlem, New York 1963 | © Esther Woerdehoff Galerie

Leonard Freed
Political Meeting, Harlem, New York 1963 | © Esther Woerdehoff Galerie

Eine kuratierte Sonderausstellung mit dem Titel "Pivotal Moments" präsentiert ausgewählte Vintage Prints der ausstellenden Galerien. Pivotal Moments sind bedeutende Ereignisse, die oft durch historische oder kulturelle Veränderungen definiert sind. Mit dieser Sonderausstellung will photo basel mit herausragenden Prints vermitteln, aufklären, erinnern aber auch verblüffen.

Sara Moon

Sara Moon

photo basel conversations in der Volkshaus Bar
Mittwoch, 13. Juni, 19:30 Uhr
(nach der Sondervorstellung von "Shadow Thieves" im kult.kino)
Felix von Muralt (Direktor, Autor)
Paul Riniker (Produzent)
Thomas Kern (portraitierter Fotograf)
Maurice Weiss (portraitierter Fotograf)
Hans Peter Riegel (Fotograf, Autor)
Koni Nordmann (Fotograf, Verleger)

Donnerstag, 14. Juni, 16.30 Uhr
Thomas Dworzak (Präsident von Magnum, vertreten durch °CLAIRbyKahn)
Moderation: Ben Füglister

Freitag, 15. Juni, 16.30 Uhr – Frauen in der Kunstszene
Sarah Girard (Direktorin Bieler Fototage)
Valérie Fougeirol (freie Kuratorin)
Anna Patricia Kahn (Direktorin °CLAIRbyKahn)
Judith Peyrat (Direktorin Baudoin Lebon Galerie, Paris)
Fiona Sweet (Direktorin Ballarat, Internationale Foto Biennale Australien)
Moderation: Ben Füglister

Orientalism and Reverse 2017 | Tatiana Macedo | Carlos Carvalho Arte Contemporanea

Orientalism and Reverse 2017 | Tatiana Macedo | Carlos Carvalho Arte Contemporanea

ALPA AWARD
In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Kamerahersteller ALPA® sowie einem Privatsammler aus Zürich führt photo basel einen neuen Kauf-Award für den besten Künstler der photo basel ein. Eine kleine Jury wird jedes Jahr einen Künstler aus allen künstlerischen Positionen der Stände der ausstellenden Galerien auswählen. Der Gewinner des ALPA AWARD wird in der Woche der photo basel bekannt gegeben, ebenso die Arbeit, die der private Sammler von der Galerie erworben hat. Zusätzlich vergibt ALPA® einen Geldpreis oder ein ALPA® Kamerasystem an den Gewinner.

PP – Aperture Foundation PhotoBook Awards
Während der Messe wird der PP - Aperture Foundation PhotoBook Awards auszurichten. Die 35 Bücher der Shortlist aus den Kategorien Fotobuch des Jahres, erstes Fotobuch und Katalog des Jahres werden ebenfalls ausgestellt sein.

CAP Prize – Bekanntgabe der Gewinnerinnen und Gewinner
Der CAP Prize – der Internationale Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie, wird jährlich an fünf herausragende Fotografen verliehen. Der CAP-Preis richtet sich an Fotografen, die sich mit dem afrikanischen Kontinent und/oder seiner Diaspora beschäftigen.

Miryam Abebe
Edition POPCAP
Bild: Léonard Pongo

Bild: Léonard Pongo

Die Edition POPCAP ist eine limitierte Fotografieedition einer Auswahl an Werken von Preisträgerinnen und Preisträgern des CAP Prize – The contemporary african Photography Prize.

Zur Zeit präsentiert die Edition POPCAP Werke von Guillaume Bonn (FR), Filipe Branquinho (MOZ), Ilan Godrey (ZA), Tahir Carl Karmali (KEN), Dillon Marsh (ZA), Paolo Patrizi (IT), Léonard Pongo (BE), Zied Ben Romdhane (TUN), Romaric Tisserand (FR), Graeme Williams (ZA), Nabil Boutros (FR), Julia Runge (DE) und Thom Pierce (ZA).

Der CAP-Preis für zeitgenössische afrikanische Fotografie wurde 2012 von Benjamin Füglister ins Leben gerufen und wird jährlich an Fotografinnen und Fotografen verliehen, deren Arbeiten entweder in Afrika entstanden sind oder sich mit einer Diaspora eines afrikanischen Landes beschäftigen.

Die Bilder der Edition POPCAP können online bei Edition POPCAP oder während Ausstellungen – wie zum Beispiel der Ausstellung "Zeitgenössische afrikanische Fotografie: Portraitfotografie aus der Edition POPCAP" in der Pop up Galerie ad hoc foto in Solothurn – erworben werden.

Bild: Tahir Carl Karmali

Bild: Tahir Carl Karmali

Nabil Boutros (*1954 in Kairo) lebt in Paris (Frankreich)
"(All) Egyptians": Das Erscheinungsbild, die Kleider einer Person, vermitteln ihre Identität oder ihre Art zu denken, es sind Behauptungen, die eine bestimmten sozialen Umgang erlauben. Ein perfektes Erscheinungsbild ist weniger eine Tatsache als reine Kommunikation. Wie weit können wir dem Bild trauen? Ich habe in den letzten Jahren beobachtet, dass viele Ägypter ihr Erscheinungsbild drastisch und verhältnismässig rasch veränderten und gleichzeitig auch ihren sozialen Umgang anpassten. Was können wir daraus folgern? Dass jeder viele Gesichter hat? Dass die Kleidung den Mann macht? Ich begann mit diesem Projekt im Februar 2010. Ich mimte mein Gesicht unterschiedlich, kämmte und färbte meine Haare unterschiedlich; ich rasierte meinen Bart und schnitt meine Haare in unterschiedlichen Stadien. Dies alles über den Zeitraum von einem Jahr um unterschiedliche Charaktere Ägyptischer Männer zu verkörpern. Die Serie war 2010 in Kairo ausgestellt als bei einer Bombenattacke in Alexandria 21 Menschen ums Leben kamen. Wir nahmen dies zum Anlass, ein Protestposter mit den Bildern zu kreieren mit der Überschrift All Egyptians. Zehn Tage später begann die Revolution. Während der Sitz-ins auf dem Tahrir Platz hielten Aktivisten Poster mit All Egyptians als Symbol von Einigkeit.

Tahir Carl Karmali (*1987 in Kenia), lebt in New York (USA)
Jua Kali ist Suaheli und bedeutet "Glühende Sonne". Der Begriff ist eine traditionelle Bezeichnung für die inoffiziellen Arbeiter, welche tagaus tagein unter der heissen Sonne Arbeiteten. Heute wird der Begriff in Bezug auf Kenias Schattenwirtschaft verwendet, der einen entscheidenden Teil von Kenias Wirtschaft ausmacht; heute ist es der "Jua-Kali"-Sektor, der die Stadt Nairobi antreibt. Die Serie steht für die Reise des Handwerkers auf seinem Weg der Selbstfindung, ausgehend von der ungezwungenen Disposition seiner Lebenserfahrungen hin zur Schaffung eines bewussten Selbstbildes. Der Jua-Kali-Sektor gründet sich auf dem anpassungsfähigen Charakter und der Beständigkeit der Jua-Kali-Arbeiter, die häufig lokal verfügbare recycelte oder gefundene Objekte verwenden, um ihre eigenen Kreationen daraus zu entwickeln. Jedes Portrait beschreibt eine Persönlichkeit, die ein surreales Selbstbild geschaffen hat, um es in Nairobis Jua-Kali-Welt einzupassen.

Bild: Paolo Patrizi

Bild: Paolo Patrizi

Paolo Patrizi (*1965 in Rom) lebt in Rom (Italien)
"A Disquieting Intimacy": Das Phänomen ausländischer Frauen, welche Italiens Strassenseiten zieren, ist zu einer Normalität im italienischen Alltag geworden. Diese Frauen arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen; sie werden auf die Strasse geschickt ohne Hoffnung je ihren Aufenthaltsstatus geregelt zu bekommen und können daher leicht in die Fänge krimineller Netzwerke gelangen. Viele von ihnen sind Afrikanerinnen, welche als Prostituierte arbeiten, um Geld an ihre Familien schicken zu können. Für fast zwanzig Jahre gehen Frauen aus Benin Stadt – Ein Ort im Staat Edo, im südlichen Zentralnigeria – nach Italien um im Sexgewerbe zu arbeiten. Die erfolgreichen unter ihnen haben seither jüngere Nachfolgerinnen rekrutiert. Ihren Familien eine bessere Zukunft zu bieten, ist die Hauptmotivation für die Emigration durch Schleppernetzwerke aber auch auf eigene Faust. Im Ausland zu Arbeiten wird als beste Strategie der Armut zu entkommen gesehen. Der Erfolg vieler Italos, wie die Frauen genannt werden, ist offensichtlich in Edo. Diese Art der Prostitution wurde zum völlig akzeptierten Gewerbe und die Legenden um den Erfolg der Frauen machen den Kampf gegen die Schlepperbanden umso schwieriger.

Léonard Pongo (*1988 in Liège) lebt in Brüssel (Belgien)
The Uncanny - Das Unheimliche ist ein dokumentarisches Projekt, welches in der Demokratischen Republik Kongo in den Provinzen von Kinshasa, Niederkongo, Bandundu, Kasaï und Katanga entstand. Das Projekt begann zur Zeit der Wahlen im Herbst 2011 und wurde durch die Begleitung von Familienmitgliedern, politischen Persönlichkeiten, Religionsführern und lokaler Fernsehsender umgesetzt. Ziel des Projekts war es, die lebensbestimmenden Ereignisse der Bevölkerung zu dokumentieren und zu versuchen, die kongolesische Gesellschaft zu verstehen und ein Stück der eigenen Identität des Künstlers wiederzuentdecken. Die Geschichte zeigt eine Sicht auf das Land, die sich aus innerer Erfahrung schöpft. Das Projekt versucht das tägliche Leben im Kongo zu dokumentieren und zeigt die kollateralen Auswirkungen des Krieges anstelle der offensichtlichen Schäden. Léonard Pongos Bedürfnis, das Land mit anderen Augen zu sehen, ausserhalb der so oft dargestellten Krisen, kombiniert mit der Offenheit der Menschen, die intimsten Momente mit ihm zu teilen, und seinem Willen, als Teil deren Lebens akzeptiert zu werden, ermöglichten ihm, sein Land sehr intim und subjektiv darzustellen.

Bild: Romaric Tisserand

Bild: Romaric Tisserand

Romaric Tisserand (*1974 in Toulouse), lebt in Pairs (Frankreich)

ULTRAMAR (EMPIRE TRAVEL CLUB)
Ohne Bild, kein Ereignis.
Ohne Ereignis, keine Geschichte.
Ohne Geschichte, keine Zukunft.

Ultramar (Empire Travel Club) ist ein umfassendes Archiv von 166 Portraits, die auf sechs Rollen Schwarzweiss-Silbergelatine-Negative zurückgehen, welche 2001 in Lissabon im Strassenpflaster eines Gehwegs gefunden wurden. Die Abzüge offenbaren einen Blick auf Portraits junger Afrikaner und Soldaten aus einer anderen Zeit. Die Fotostrecke entführt das Publikum in ein Reisebüro eines Reiches der Vergangenheit. Die Bilderwelt lässt die auf den Fotografien dargestellten Reiseziele geistig wieder aufleben: Sie zeichnet das intime Tagebuch des unbekannten Soldaten nach, vereinigt tausend einzelne Leben zu einer kollektiven Erinnerung, vermischt Vergangenheit und Gegenwart, entwirft die Zukunft und bringt die Geschichte in einen Rahmen.

Bild: Graeme Williams

Bild: Graeme Williams

Graeme Williams (*1961 in Kapstadt) lebt in Johannesburg
"On the other Side": Seit den ersten demokratischen Wahlen 1994, befindet sich Südafrika im Wandel, wobei sich im Verlauf der Jahre Realitäten und Herausforderungen einer sich entwickelnden Nation gezeigt haben. Es bleibt eine schwierige Gleichgewichtsübung die die Bedürfnisse und Nöte einer relativ neuen demokratischen Befreiung mit der geerbten Apartheid-Vergangenheit auszubalancieren. Zurzeit besteht eine ungute Spannung, da die soziale und physische Landschaft Südafrikas weiter auseinanderdriften. Dieser Zustand wird von der Mischung von realen und gefühlten Gegensätzen aufrechtgehalten: Gegenwart und Vergangenheit, Wohlstand und Armut, Schwarz und Weiss, Macht und Ohnmacht. On the Other Side richtet sich auf das Isolierte, indem Facetten des täglichen Lebens im Land erzählt werden, mit dem Bestreben die Komplexität und die fragmentierte Natur des Transformierungsprozesses widerzuspiegeln. Die Fotografien betonen beides, den Wandel und das Fehlen an Veränderung. Die Arbeit ist als Kommentar zu der verflochtenen Beziehung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer ungewissen Zukunft zu verstehen.

Die Portaitfotografien der Edition POPCAP sind vom 7. Juni – 17. Juni 2018 in der Pop up Galerie ad hoc foto in Solothurn zu sehen.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des CAP Prize 2018 werden am 13. Juni 2018, 17 Uhr im Volkshaus Basel während der photo basel bekannt gegeben und während dem IAF – Festival für zeitgenössische Kunst in einer openair Ausstellung auf dem Theaterplatz in Basel zu sehen sein.

Miryam Abebe
Vers la Lumière – Sabine Weiss | ArteF Galerie für Kunstfotografie | Zürich
31 décembre, Pairs, 1954

31 décembre, Pairs, 1954

Die letzten Ausstellungen hatte ich leider nicht mitbekommen oder konnte aus verschiedenen Gründen nicht hin, deshalb freut es mich nun umso mehr, dass ich in der ArteF Galerie in Zürich die Gelegenheit hatte ein paar Bilder von Sabine Weiss zu sehen und mich auf eine ganz besondere Art und Weise berühren zu lassen. Vielleicht geht es anderen wie mir und sie erinnern sich an besondere Momente… 

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In "vers la lumiére" sind Klassiker von Sabine Weiss zu sehen, die beinahe jedes Kind kennt zumindest ab einem gewissen Jahrgang. "Porte de Vanves, 1952", "31 décembre, Paris, 1954", "Grèce, 1960" und einige andere. 

Sabine Weiss (*1924 in Saint-Gingolph). Das Handwerk der Fotografie hat sie bei Paul Boissonnas in Genève gelernt. Sie hat für zahlreiche Magazine und Zeitungen (The New York Times Magazine, Arts, Life, Die Woche, Du und anderen) gearbeitet. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Hilaneh von Kories, Berlin, Galerie Les Douches, Paris, Phtotobastei in Zürich, Galerie Detaille, Marseille, Galerie Guillaume, Paris, Galerie Camera obscura, Paris und anderen) gezeigt. 

Porte de Vanves, 1952

Porte de Vanves, 1952

Die Ausstellung "Vers la Lumière" in der ArteF Galerie für Kunstfotografie ist noch bis 30 Juni 2018 zu sehen. 

2 CV sous la pluie, Paris, 1957

2 CV sous la pluie, Paris, 1957

Weitere Ausstellung
FEMMES ET EFANANTS D'ABORD! Während des Festival  "Bretagne, terre de photographes" in den Ausstellungen "des enfants" und "la Bretagne des années 50" vom 2. – 24. Juni 2018 in Dol-de-Bretagne

Sabine Weiss: Les villes, la rue, l'autre vom 20. Juni – 15 Oktober 2018 im Centre Pompidou in Paris

Miryam Abebe
Augenblicke – Kristin Wirthensohn
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Wer im Moment einen wichtigen Termin bei der Regiobank hat wird möglicherweise in die Räume des Privatbanking-Bereichs geführt – ist das nicht der Fall, sollte man sich an Kristin Wirthensohn wenden und mit ihr zusammen durch die Besprechungszimmer gehen und sich von den Bildern die alltäglichen Augenblicke vor Augen führen lassen.

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Im Gespräch erklärt sie, dass die Bilder eigentlich nichts besonders sind – nur den Alltag abbilden. Sie stellt die Fotografien – meistens in Postkartengrösse – Kompositionen des Alltags, eines Augenblicks zusammen. Im Eingangsbereich, für Kunden und Kundinnen ist es zumindest der Eingangsbereich, hängt eine Dreier-Serie eines Rosenbeets. Steht man vor den Bildern kann man den Rosenduft riechen. Eine Angestellte habe ihr erzählt, dass die Rosenbilder ein schöner Abschiedsgruss vom Büroalltag seien.

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Es sind einige Wände, die Kristin Wirthensohn bespielen konnte und ihre Arbeiten präsentieren kann. Natürlich hätte sie es lieber, wenn ihre Moosbilder, Robinienbilder, Licht- und Lampenbilder oder das Wasserspiel, das sie in Genua aufgenommen hat für mehr Menschen zugänglich wären. Aber ihr geht es wie vielen anderen Kunstschaffenden – es fehlt an Ausstellungsmöglichkeiten.

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Ihre Fotokompositionen erarbeitet sie vom ersten Augenblick bis zum Schluss alleine. Sie fotografiert Alltägliches oder eben Augenblicke, druckt und zieht die Bilder selbst auf Plexiglas auf. Nicht, dass ihr der ganze Arbeitsprozess und die Handarbeit wichtig wäre – nein, sie sagt, dass Alltägliches nichts Besonderes sei und dass man diesem dementsprechend auch nicht so viel Aufmerksamkeit schenken müsse/solle. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch Alltägliches, Gewöhnliches eben doch Speziell sein kann.

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Kristin Wirthensohn (*1954) ist in Solothurn geboren, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Die gelernte Kindergärtnerin beschäftigt sich seit 1969 mit schwarz/weiss Fotografie, seit 1990 setzt sie sich mit Digitalfotografie auseinander und entwickelte in dieser Zeit ihre Bildsprache zu den heutigen Fotokompositionen. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellung gezeigt.

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Am 17. Mai 2018 zwischen 17.30 und 19.30 Uhr findet eine öffentliche Besichtigung der Ausstellung statt.

Weitere Arbeiten von Kristin Wirthensohn kann man ab 23. Juni 2018 in der Gruppenausstellung "kunstgewächse" in der Galerie art333 in Wädenswil sehen.

Miryam Abebe
Sub Rosa – Cécile Wick | Kunsthaus Grenchen
Cécile Wick, Mohn 2, 2017, Offsetlithographie, 69 x 93 cm. © Cécile Wick

Cécile Wick, Mohn 2, 2017, Offsetlithographie, 69 x 93 cm. © Cécile Wick

Sub Rosa – nahe der Rose eine subtile und poetische Auseinandersetzung mit Farbe, Licht und Schatten.

Cécile Wick fordert die Besuchenden auf genau hinzusehen und inne zu halten, um die filigranen Wandlithographien wahrzunehmen. Es sind Kompositionen aus kleinformatigen Drucken, deren Ursprung eine Fotografie oder Zeichnung ist. Mit dem Zürcher Steindrucker Thomi Wolfensberger hat sie eigens für diese Ausstellung ein neues Druckverfahren entwickelt, das die Ausdrucksmöglichkeit des Mediums erweitert. Die enge Verbindung von Farbe und Wand lassen die Bilder zwischen Erscheinen und Verschwinden hin und her pendeln. Die Grenzen zwischen gezeichnetem und fotografiertem Bild verschwimmen.

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Cécile Wick setzt Licht und Schatten in vielfältiger Art und Weise ein. Sie nützt Gegenlicht und überblendet Bäume und Baumkronen, um die Konturen zu verwischen oder Blütenblätter von Mohnblumen semitransparent erscheinen zu lassen.

Neben den fotografischen und druckgrafischen Arbeiten sind auch Tuschzeichnungen zu sehen, von denen einige zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

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Cécile Wick (*1954) ist in Muri (AG) geboren und lebt und arbeitet in Zürich. Sie ist Künstlerin, Fotografin und Professorin für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. In den 70er Jahren studierte sie Kunstgeschichte, Literatur und Theater an den Universitäten Zürich und Paris. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen (Kunsthalle Winterthur, Galerie Luciano Fascati in Chur, Kunstmuseum Bern und andere) gezeigt. Werkbeiträge und Stipendien ermöglichten längere Studienaufenthalte in New York, Paris, Rom und Kairo. 2003 wurde sie mit dem Kunstpreis des Kantons Zürich geehrt.

Cécile Wick, Garten II, 2008, Lithographie, 70 x 100 cm. © Cécile Wick

Cécile Wick, Garten II, 2008, Lithographie, 70 x 100 cm. © Cécile Wick

Die Ausstellung sub Rosa im Kunsthaus Grenchen dauert bis 17. Juni 2018.

Miryam Abebe
Flowers II | Galerie Béatrice Brunner
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Wer nicht nur draussen in der Natur in den Frühling eintauchen möchte, kann dies nun auch in der Galerie Béatrice Brunner. Mit der Gruppenausstellung Flowers II vereint sie verschiedene Richtungen der bildenden und der skulpturalen Kunst. Was liegt näher eine Blumenausstellung mit (Glas)Vasen zu kombinieren? Sie zeigt nicht nur die zarten Knospen in Form von Fotografien und frisch geschnittenen Zweigen, eine üppige Blütenpracht auf Leinwänden und in Vasen arrangierten Bouquets, sondern auch eine Videoinstallation, die die Vergänglichkeit eines Strausses von Sonnenblumen vor Augen führt.

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Es ist eine wohltuende Kombination von Fotografie und Malerei in einer frühlingshaften, luftigen Präsentation. Perfekter Ausgangsort für einen gemütlichen Stadtbummel und ein Apéro in der Frühlingssonne.

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Elisabeth Zahnd lebt und arbeitet in Bern und Salvador da Bahia (Brasilien). Ihre Arbeiten wurden waren in zahlreichen Ausstellungen (Kunsthalle Bern, Kunsthaus Langenthal, Kunsthalle Winterthur, Centro Cultural João Pessoa Brasilien und anderen) zu sehen. Zudem wurde sie mehrfach mit dem Werkbeitrag der Stadt und des Kantons Bern ausgeezeichnet.

Ursula Palla (*1961) ist in Chur geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Sie hat an der F+F Schule für Kunst und Design Zeichnung und Malerei studiert. Ihre Werke wurden in verschiedenen Ausstellungen (Bündner Kunstmuseum Chur, Helmhaus Zürich, Voltahalle Basel und anderen) gezeigt.

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Barbara Ellmerer (*1956) ist in Meiringen geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Nach dem Studium an der F+F Schule für Kunst und Design folgten Weiterbildungen an der Universität der Künste (UdK) in Berlin und ein Aufenthalt in New York. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen (Galerie La Ferme de la Chapelle, Grand Lancy, Casa Museo Mariàtegui Lima und anderen) gezeigt.

Fernando Fonseca (*1958) ist in Coimbra geboren und hat in London, Paris und den Niederlanden studiert. Seit 1980 lebt er in der Schweiz. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen (Kunsthalle Bern, Kunstmuseum Thun und anderen) gezeigt.

Ise Schawartz ist in Deutschland aufgewachsen und lebt und arbeitet in der Schweiz. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen (Centre PasquArt in Biel, Freitagsgalerie in Solothurn, Frauenmuseum Bonn und anderen) gezeigt.

Jacqueline Baum und Ursula Jakob leben in Biel und Burgdorf und arbeiten seit 2009 als Kollektiv an multimedialen Projekten. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Ausstellungen (Kunsthaus Grenchen, SAM Art Masters, Lingua Franca, St. Moritz und anderen) gezeigt.

Elisabeth Schwarzenbeck (*1965) ist in Solothurn geboren und aufgewachsen und lebt und arbeitet heute als Grafikerin Bern.

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Die Ausstellung in der Galerie Béatrice Brunner dauert noch bis 5. Mai 2108

Miryam Abebe
Remembering the Future – Albarrán Cabrera | Bildhalle
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"Wir sind unsere Erinnerungen. Sie definieren, wer wir sind und helfen uns, unsere Realität zu verstehen. Wenn wir uns erinnern, sehen wir nicht einfach eine perfekte Entsprechung der Vergangenheit. Vielmehr rekonstruieren wir unsere Erinnerungen: wir kombinieren Dinge, die tatsächlich geschehen sind mit Dingen, die wir nur so wahrgenommen oder uns vorgestellt haben. Das bedeutet: jedes Mal, wenn wir uns an etwas Geschehenes erinnern, ändern wir es. Wir bauen ein Gerüst mit den wichtigsten Fakten und füllen die Lücken mit unserer Vorstellungskraft.

Über die Zukunft nachzudenken, ist ein wesentlicher Charakterzug des Menschen. Ständig visualisieren wir die Zukunft: was wird geschehen und wie werden wir darauf reagieren… Wenn wir über die Zukunft nachdenken, leisten wir die gleiche mentale Arbeit wie wenn wir uns erinnern. Wir erinnern uns im Grunde an etwas was noch nicht passiert ist. Diese zwei Aktivitäten, die Erinnerung an die Vergangenheit und das Denken an die Zukunft, sind tief im Innern verbunden." (Albarrán Cabrera)

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Die Ausstellung "Remembering the Future" ist poetisch und irritierend zugleich. Mit den filigranen Bildern von Blüten, feinblättrigen Pflanzen nimmt einen das Künstlerduo mit auf einen romantischen Spaziergang durch einen Blumengarten, eine sinnliche Reise durch Japan. Mit versteckten Portraits wecken sie im Betrachtenden Erinnerungen an Feste und Reisen mit Freunden und Freundinnen.

Albarrán Cabrera, This is you here, #145, 2017, Pigments on gampi paper and gold leaves, 25 x 17 cm, Edition of 20

Albarrán Cabrera, This is you here, #145, 2017, Pigments on gampi paper and gold leaves, 25 x 17 cm, Edition of 20

Albarrán Cabrera, Kairos #4020, 2017, Pigments, Japanese gampi paper and gold Leaf, 17.5 x 26.5 cm, Edition of 20

Albarrán Cabrera, Kairos #4020, 2017, Pigments, Japanese gampi paper and gold Leaf, 17.5 x 26.5 cm, Edition of 20

Mit Bildern aus der Serie "Kairos" rufen sie Irritationen hervor. Kairos beschreibt den richtigen Moment, die Chance die man spürt, fühlen und nutzen muss, um einen aussergewöhnlichen, potenziell bedeutungsvollen Moment in seiner Flüchtigkeit und Vergänglichkeit zu erspüren, festzuhalten und zu bewahren. Albarrán Cabrera nützt diesen Moment gleich doppelt, indem sie aus zwei Momentaufnahmen ein Bild komponieren.

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Albarrán Cabrera ist das Künstlerduo Anna Cabrera (*1969) und Angel Albarrán (*1969). Anna Cabrera ist in Sevilla geboren und lebt heute in Barcelona. Angel Albarrán ist in Barcelona geboren, wo er heute lebt. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen (Unseen in Amsterdam, Galería Valid Foto in Barcelona, Kochuten Gallery in Japan, Micheko Gallery in München und anderen) gezeigt. 2017 wurden sie mit dem Lens culture portrait Award ausgezeichnet, zuvor waren sie Finalisten beim Hariban Award und im International Photography Festival in Tokyo.

Die Ausstellung in der Bildhalle in Zürich dauert bis 12. Mai 2018.

Miryam Abebe
de glacierum natura – Daniel Schwartz | Kunstraum Medici
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"Gletscher sind ein dynamisches System und Speicher der nicht unbeschränkt verfügbaren Ressource Wasser. Gletscher fungieren als Archiv der Klimageschichte. Seit dem Ende der Kleinen Eiszeit verlieren sie weltweit an Fläche und Masse; rascher als je zuvor seit Mitte des 20. Jahrhunderts aufgrund der anthropogen mitverursachten Erwärmung des Klimas. Viele Konsequenzen dieses Wandels sind spürbar, sichtbar sind die Veränderungen am Gletscher. Die Rückkehr nach Jahren oder Jahrzenten zu einem Gletscher konfrontiert zunächst mit Verlust. Aber das glaziale Abtauen ist verkoppelt mit dem Auftauchen von Vergangenem. Der Gletscher ist ein Ort der Erinnerung. Aber sein Schwund gestattet auch die Wahrnehmung der Zukunft." (Daniel Schwartz)

Seine Reisen bereitet er penibel genau vor. So auch seine einzelnen Reisen zu den verschiedenen Gletschern. Er hat nicht irgendwelche Gletscher aufgenommen, die im möglicherweise gefallen könnten. Der Laguna Paron, Rock und Debris Covered Gletscher (Cordillera Blanca, Peru) und den Mount Stanley (Rwenzori, Uganda) liegen alle auf dem Äquator. Natürlich hat er auch nahegelegene Gletscher wie den Galmiggletscher oder den Findelgletscher aufgenommen und auf eine eindrückliche Art und Weise die Auswirkungen der Klimaerwärmung in unseren Breitengeraden dokumentiert.

Seit Jahren beschäftigt sich Daniel Schwartz mit der Klimaerwärmung und reiste in die Deltaregion Asiens, um herauszufinden und zu dokumentieren wer in welcher Form betroffen ist. Nicht nur betroffene Orte der Klimaerwärmung, sondern auch Krisenherde wie Afghanistan interessieren ihn und treiben ihn an die Situation zu dokumentieren. Aufgrund seiner extrem ausgeprägten Wahrnehmungsgabe ist er immer vor der Krise an Ort und Stelle. Im Gespräch erzählt er über den suizidalen Fortschrittspfad der Menschen. Mit diesem Ausdruck beschreibt er die Masslosigkeit, die Verschwendung der natürlichen Ressourcen und die Ausbeutung von Völkern und der Natur. Kriege sind die grössten Vernichtungssysteme von natürlichen Ressourcen.

Daniel Schwartz (*1955) ist in Olten geboren und lebt heute in Solothurn. Er besuchte die Fachklasse für Fotografie an der Schule für Gestaltung in Zürich (heute ZHdK). Nebst anderen Auszeichnungen hat er 1998 den Preis für Fotografie des Kantons Solothurn und 2010 den Kulturpreis des Kantons Zürich erhalten. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (Kunsthaus Zürich, Martin-Gropius-Bau in Berlin, Fotomuseum Winterthur, San Francisco Museum of Modern Art und anderen) gezeigt.

Die Ausstellung im Kunstraum Medici in Solothurn dauert noch bis 5. Mai 2018.

Vom 10. November 2018 – 27. Januar 2019 ist seine "Gletscher-Odyssee" im Bündner Kunstmuseum in Chur zu sehen.

Miryam Abebe
Somnyama Ngonyama - Zanele Muholi | Luma Westbau
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"Ich habe mit verschiedenen Charakteren und Archetypen experimentiert und die performative und expressive Sprache des Theaters eingesetzt, um mich in stark stilisierter Form darzustellen. Das schwarze Gesicht und seine Details rücken in den Fokus und zwingen die Betrachtenden ihr Verlangen zu hinterfragen, die Bilder meiner schwarzen Gestalt anzuschauen. Indem ich den dunklen Ton meiner Haut überbetone, reklamiere ich mein Schwarz-Sein wieder für mich, welches – nach meinem Empfinden – ständig von privilegierten Anderen zur Schau getragen wird." (Zanele Muholi)

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Mit der Serie Somnyama Ngonyama – "sei gegrüsst, dunkle Löwin" macht Zanele Muholi einen radikalen neuen Schritt in ihrem Schaffen. Sie richtet die Kamera auf sich selbst und zeigt ihre verschiedenen Rollen als schwarze lesbische Frau. Sie stellt ihren Körper in den Vordergrund und weist dem Haar eine zentrale Rolle als (süd)afrikanische Identität zu. Die mit Muscheln, Textilien und Alltagsgegenständen gestalteten Frisuren drücken die symbolische Bedeutung von Haar als Träger komplexer und rassenspezifischer Vorstellungen aus.

Mit dem fortlaufenden Projekt "Faces and Phases", das schwarze Lesben und Transgender-Personen abbildet, reagiert Zanele Muholi auf die Diskriminierung und Gewalt gegen die LGBTQI-Gemeinschaft (Abkürzung aus dem englischen Sprachraum für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) und ihr Fehlen in der visuellen Geschichtsschreibung.

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Zu der Serie "Brave Beauties" sagt Zanele Muholi: "Alle wählen eigene, selbstbewusste Haltungen, drücken ihre Femininität aus und machen sie geltend, bejahen ihre eigene Existenz und zeigen Spass daran, schön auszusehen. Die meisten Teilnehmerinnen haben in ihren Communitys Miss-Gay-Schönheitswettbewerbe gewonnen. Der Wettbewerb findet an verschiedenen Orten Südafrikas statt, insbesondere in Townships, um durch die kulturellen Aktivitäten – Drag Performance, Musik und Tanz – Bewusstsein zu schaffen."

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Zanele Muholi (*1972) ist in Umlazi, Durban geboren und lebt in Johannesburg. Ihre Ausbildung zur Fotografin hat sie am Market Photo Workshop in Newtown, Johannesburg gemacht und ihr Studium in Master of Fine Arts in Documentary Media an der Ryerson University in Toronto abgeschlossen. Sie ist Honorarprofessorin an der Hochschule für Künste in Bremen. Für ihre Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Awards (Mbokodo Award, ICP Infinity Award for Documentary and Photojournalism, Africa'Sout! Courage and Creativity Award und anderen) ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen (Schwulen Museum in Berlin, Brooklyn Museum in New York, Guggenheim-Museum Bilbao und anderen) gezeigt.

Die Ausstellung im Luma Westbau in Zürich dauert noch bis 13. Mai 2018.

Miryam Abebe
Zeitbilder und Objekte - Melchior Imboden | Galerie 94 | Baden
New York 1998

New York 1998

Mit dem griechischen Wort Kairos, das diesen rechten Moment, die Chance die man spürt, fühlen und nutzen muss, um einen aussergewöhnlichen, potenziell bedeutungsvollen Moment in seiner Flüchtigkeit und Vergänglichkeit zu erspüren, festzuhalten und zu bewahren, beschreibt Franz Schultheis im Vorwort von Zeitbildern die Kunst den Menschen und Dingen Aufmerksamkeit und Achtung zu schenken.

Ende der 70er Jahre beginnt Melchior Imboden zu fotografieren. Im Jahr 1980 unternimmt er seine erste ausgedehnte Reise rund ums Mittelmeer und besuchte unsere südlichen Nachbarn und den Maghreb. Seine Aufmerksamkeit gilt den Menschen und ihren Orten, den Veränderungen, Umbrüchen und damit verbunden der Landschaft und Architektur als Zeugnis menschlicher Spuren. Nach dieser ersten Reise gab es kaum mehr ein Halten und er bereiste als weitere Etappe im Jahr 1991 zahlreiche Länder Südamerikas, unter anderen Brasilien, Paraguay, die Hochebenen von Argentinien, Bolivien, Chile und später Peru. Ebenso Mittelamerika, Costa Rica, Martinique und weiter im Norden Mexico. Es folgen in den laufenden Jahren Ägypten, Marokko, Libanon, Iran, die Ukraine, China, Taiwan, Japan und andere Länder Asiens. Auch Grossstädte wie Berlin, Paris, Mexico City, Moskau, New York, Peking, Shanghai, Xian, Hongkong oder Shenzhen haben ihn immer wieder fasziniert. Er hat die Orte nicht fotografiert, um seine Reisen zu dokumentieren, viel mehr galt und gilt seine Neugier den Menschen und ihrer Umgebung und deren Veränderung. Ein wichtiges Augenmerk – gerade auch in der Gestaltung dieser Ausstellung – gilt dem Urbanen. Mexico City hat Melchior Imboden zum Beispiel aus der Luft – im Landeanflug – aufgenommen und viele andere Städte hat er zu Fuss, vom fahrenden Auto oder aus dem Bus fotografiert.

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

In seinen Bildern hält Melchior Imboden Momente fest, die nicht wiederkehren. Oft ist es das Licht der Nacht, das seinen Rhythmus bestimmt, um der Zeit ein Bild zu geben. Mit dem Einnehmen eines ungewöhnlichen Blickwinkels und dank dem Spiel von Nähe und Distanz, Schärfe und Unschärfe schafft er neue Bildqualitäten und lässt die Fotografien malerisch erscheinen. Aus der Nähe betrachtet erscheinen seine Bilder abstrakt. Die Distanz bringt Schärfe und gibt den Bildern neue Kraft, sie werden mehrdeutig.

Die manuellen Einstellungen, die die analoge Fotografie erfordern, um das Bild im Innern zum Bild des Äussern zu machen braucht Zeit und eine ausgezeichnete Beherrschung des Handwerks. Genauso die Entwicklung im Labor, um die entsprechenden Barytabzüge zu schaffen, erfordert Fingerspitzengefühl.

Beim Betrachten der Bilder steht man mitten in Berlin, New York oder anderswo. In Mexico City lässt einen Melchior Imboden gar über die Stadt fliegen. Die Bilder lassen nur eine leise Erinnerung zu und doch fühlt man sich mitten in den Strassen und Gassen, über den Dächern der Stadt und verliert sich im fernen Stadtverkehr.

Das Spiel von Nähe und Distanz, der gewollten Schärfe und Unschärfe, die der Fotografie in einer speziellen Art und Weise eine malerische Kraft geben und ihr den Charakter eines Gemäldes verleihen. Ebenso unterstreicht die Struktur der Leinwand eine abstrakte Qualität.

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Die aktuellen freien künstlerischen Arbeiten Melchior Imbodens der Werkgruppe "Spektrum" wurden konstruktiv und geometrisch angelegt und bestehen aus kleinen und grossen Holzelementen, welche als Einzelteile zusammengefügt sind und als Bildträger dienen. Die hier in der Ausstellung zu sehenden dreidimensionalen Wandobjekte, mit ihrer linearen und flächigen Anordnung knüpfen an seine bisherigen gestalterischen grafischen Arbeiten an. Die Werke faszinieren durch ihre klare flächige und dreidimensionale Struktur und ihre Vielfalt in Verbindung mit einem scheinbar uneingeschränkten Farbenspektrum. Einzelne grossflächige, lineare Elemente werden mit grosser Präzision zu Konstrukten geschaffen, die die Erweiterung konventioneller Bildgrenzen neu definieren. Mittels überlappender Holzelemente, die vertikal oder horizontal auf eine Grundplatte oder einen Holzkörper aufgebaut sind, entstehen neue Räume, die als Farbträger dienen.

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Melchior Imboden (*1956) ist in Stans geboren und lebt und arbeitet heute in Buochs. Nach der Ausbildung als Dekorateur hat er sich mit Gestaltung, Typografie, Fotografie und Kunst auseinandergesetzt. 1984 bis 1989 studierte er an der Grafik-Fachklasse der Hochschule Luzern. Während dessen arbeitete er in Designbüros in Mailand, Basel und anschliessend in Zürich. Er ist als Dozent für Fotografie, Grafikdesign und Kunst tätig. Zudem wird er laufend zu zahlreichen Gastvorträgen, Workshops und Jurytätigkeiten im Ausland eingeladen. Drei Jahre war er Vertretungs- und Gastprofessor für Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und von 2004 – 2007 an der Universität der Künste in Berlin. Seine Arbeiten sind in namhaften Sammlungen (Bibliothèque National, Paris, Musée de l'Elysée, Lausanne, Fotomuseum Winterthur, Kunstmuseum Zürich, Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich und anderen) im In- und Ausland vertreten. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde mit vielen internationalen und nationalen Preisen und Stipendien (Grosser Fotopreis Schweiz, Anerkennungspreis der Schindler Kulturstiftung, Hergiswil, Kunststipendium in Berlin, Zuger Kulturstiftung und anderen) ausgezeichnet.

Die Ausstellung der "Zeitbilder" und Wandobjekte in der Galerie 94 dauert noch bis 5. Mai 2018.

Miryam Abebe
Women are beautiful und was Fotografie sonst noch erzählen kann | Musée des Beaux-Arts | Le Locle
Garry Winogrand, New York,1968 © The Estate of Garry Winogrand, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco

Garry Winogrand, New York,1968 © The Estate of Garry Winogrand, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco

1975 veröffentliche Garry Winogrand das Buch "Women are Beautiful." Als Dokumentarfotograf konnte er, während seiner ganzen Karriere, das amerikanische Leben ausführlich studieren. Besonders das bunte Treiben auf den Strassen New Yorks – seiner Heimatstadt – fesselte seine Aufmerksamkeit. In den 60er Jahren verewigte er den grossstädtischen Trubel New Yorks. Während seinen Streifzügen im Park, beim Einkaufen, bei Abendveranstaltungen oder politischen Demonstrationen richtete er sein Objektiv auf Frauen, denen er zufällig begegnete – immer anonym. Diese Aufnahmen zeigen die Geschichte einer Gesellschaft, die sich aufgrund der sexuellen Revolution und des aufkommenden Feminismus in einer Umbruchphase befand.

Garry Winogrand, Anniversary Ball, Metropolitan Museum of Art, New York, 1969 © The Estate of Garry Winogrand, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco

Garry Winogrand, Anniversary Ball, Metropolitan Museum of Art, New York, 1969 © The Estate of Garry Winogrand, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco

Die Art und Weise der Präsentation führt die Besucher und Besucherinnen mitten in das grossstädtische Treiben New Yorks. Wer Grossstädte nicht kennt hat den Eindruck, dass er von der Menge und Vielfalt erdrückt wird.

Todd Hido

Todd Hido

Auch Todd Hido zeichnet mit "In the vicinity of narrative" ein Bild des amerikanischen Lebens. Die Bilder wirken anziehend wie irritierend. Er zeigt Aussenperspektiven von Häusern, verwahrloste Innenräume, verschwommene Landschaften und immer wieder Frauen in Motelzimmern, hinter Autoscheiben oder in anderen obscuren Situationen.

Todd Hido

Todd Hido

Die Fotografien wirken zum Teil wie Standbilder aus Filmen und lässt die Betrachter und Betrachterinnen die Filme vor dem inneren Auge weiterspinnen. Die grosszügige Hängung versetzt einen in weite und menschenleere Gegenden, die einen schier einen kalten Schauer spüren lassen.

Thibault Brunet

Thibault Brunet

Neben den Fotografien von Garry Winogrand und Todd Hido ist eine eindrückliche Videoinstallation von Thibault Brunet zu sehen. In "Territoires circonscrits" zeigt er real existierende Orte. Leica Geosystems hat ihm einen 3D-Scanner zur Verfügung gestellt, mit dem er die Umgebung in 360° aufgenommen hat. Er lässt einen durch Landschaften und Räume wandern – Faszination pur, wenn man sich darauf einlässt und die Installation im Loop einige Male auf sich wirken lässt.

Guy Oberson

Guy Oberson

Mit den Arbeiten von Guy Oberson steht die Fotografie nicht im Vordergrund, sondern die Malerei. Dennoch rückt die Fotogarafie wieder ins Zentrum, wenn man weiss, dass Oberson diese zur Vorlage genommen hat. Die grösste Inspiration schöpft er aus den Fotografien von Diane Arbus und Robert Mappelthorpe. Seine Zeichnungen – vornehmlich mit Zeichenschiefer – wirken wie Enthüllungen und lassen in die Intimität von Personen eintauchen, die Oberson mit Hilfe ihrer Kleidung, ihrer Aufmachung oder ihrer Rückzugsorte erschliesst.

Garry Winogrand (1928 in New York – 1984 in Tijuana, Mexico) war einer der bedeutensten Streetphotographen Amerikas. Nach der High School und einer Zeit bei der US Army Air Force studierte er an der Columbia Universität Malerei und Fotografie. 1951 trat er in die Foto-Journalismus-Klasse von Alexei Brodowitsch an der heutigen The New School ein.

Todd Hido

Todd Hido

Todd Hido (1968* in Kent, Ohio) lebt und arbeitet in San Francisco. 1991 schloss er an der School of the Museum of Fine Arts in Boston den Bachelor of Fine Arts ab. Nach dem Besuch an der School of Design in Providence auf Rhode Island schloss er 1996 den Master of Fine Arts am California College of the Arts and Crafts in Oakland ab. Seit 1997 hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht. Seine Arbeiten sind in vielen Sammlungen (Guggenheim Museum, New York, Berkeley Art Museum, Berkeley, Museum of Fine Arts, Boston, Massachusetts und vielen anderen) vertreten.

Thibault Brunet

Thibault Brunet

Thibault Brunet (1982*) wurde 2008 an der École supérieure des Beaux-Arts de Nîmesdiplomiert. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt und sind in wichtigen Sammlungen (Bibliothèque nationale de France (BnF)Musée de l’Elysée de Lausanne et le Frac Languedoc Roussillon) vertreten. 

Guy Oberson

Guy Oberson

Guy Oberson (1960*) lebt und arbeitet in Lentigny, Paris und Berlin. 1988 hat er als Autodidakt begonnen. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt. 2016 wurde er mit dem alle zwei Jahre verliehenem Kulturpreis des Kantons Fribourg ausgezeichnet.

Todd Hido

Todd Hido

Die Ausstellung im Musée des Beaux-Arts dauert noch bis 27. Mai 2018.

Arbeiten von Thibault Brunet sind bis 14. April 2018 auch in der Kehrer Galerie in Berlin zu sehen.

Arbeiten von Guy Oberson sind bis 10. Juni 2018 auch im Musée du papier peint in Mézières zu sehen.

Conquistador – Nicolas Savary | Musée de l'Elysée | Lausanne
Pantera leo, Estancia Montelen, Bragado, 2014 | Nicolas Savary

Pantera leo, Estancia Montelen, Bragado, 2014 | Nicolas Savary

"Ein stechender Pilzgeruch wabert durch das Hotelzimmer. Während ich an die Decke starre, kommt es mir vor, als hörte ich das widerliche Kaugeräusch von Insekten oder gefrässigem Schimmel. Ich stelle mir den Zerfallsprozess vor, wie die Zeit unbeirrbar, über alle noch so holprigen Ereignisse hinweg verrinnt. Um mich zu vergewissern, gleitet mein Blick über die Wand, über den leicht nach vorn gekippten Rahmen und den schräg stehenden Stuhl bis hin zum Tisch, auf dem die entdeckten Unterlagen liegen.

Eben habe ich das Album aufgeschlagen, dessen von kreisrunden Löchern durchsetzte Seiten sich mit Leben füllten, sobald man schneller blätterte. Zum Vorschein kam die Spur der Würmer durch die Dicke des Papiers. Ihnen war die Abfolge der Daten, von denen das Tagebuch berichtete, vollkommen gleichgültig. Sie frassen sich durch Tage und Monate, vertikal zur vergehnden Zeit. Vor meinen Augen nahmen die verrückten Quantentheorien, die Relativität, die Planck-Skala, das Zwillingsparadox und Zeitschleifen Gestalt an. Mir war, als ginge ich rückwärts und als würde hinter meinen Fersen nicht mehr sein wie zuvor" (Nicolas Savary)

Joya, Buenos Aires, 2014

Joya, Buenos Aires, 2014

Fotoalben, handschriftliche Briefe und andere Dokumente haben den Fotografen Nicolas Savary dazu gebracht nach Argentinien zu reisen. Er ist auf den Spuren von Louis de Boccard, ein Angehöriger einer Freiburger Patrizierfamilie, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Argentinien ausgewandert ist. Savary wollte die lückenhafte Biografie zurückverfolgen und die Momente, die er unterwegs durch die Landschaften erlebt hatte, festhalten. Mit seinen Bildern nimmt er einem mit auf seine Reise und führt einem seine Vorstellung des Zerfalls vor Augen, zum Teil sticht einem sogar der Pilzgeruch des Hotelzimmers in die Nase.

Es ist ihm gelungen die Neugierde auf mehr zu wecken und vielleicht selbst auf dem Dachboden oder im Keller nach alten Fotoalben und anderen Dingen zu suchen und sich auf eine Reise in die Vergangenheit zu machen oder tief in die eigene Familiengeschichte einzutauchen und genauso auf Spurensuche zu gehen.

Comunidad, Puerto Iguazú, 2014 | Hotel Iru-Mercure, Selva d'Iryapú, Puerto Iguazú 2014 | Mariposa, Asuncion, 2014

Comunidad, Puerto Iguazú, 2014 | Hotel Iru-Mercure, Selva d'Iryapú, Puerto Iguazú 2014 | Mariposa, Asuncion, 2014

Nicolas Savary (1971*) ist in Bulle geboren und aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet er in Lausanne. 1998 hat er an der ECAL ein Diplom in bildenden Künsten erlangt. Seit 2008 ist er Leiter der Hochschulbildung an der Ecole de Photographie de Vevey. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt unter anderen in der Coalmine, im Centre de la photographie de Genève, dem Photoforum Pasquart und anderen.

Stürze, Asuncion, 2014 | Cejas, Areguá 2014 | Sphinx, La Boca, Buenos Aires, 2014

Stürze, Asuncion, 2014 | Cejas, Areguá 2014 | Sphinx, La Boca, Buenos Aires, 2014

Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Mai 2018 im Musée de l'Elysée in Lausanne zu sehen. Das Projekt entstand als Gemeinschaftsproduktion des Musée de l'Elysée und des Musée gruérien in Bulle, das den Nachlass Louis de Boccards besitzt. Dort wird der zweite Teil der Ausstellung vom 27. Januar bis 28. April 2019 zu sehen sein.

Excessocenus – Cristina de Middel & Bruno Morais | Coalmine | Winterthur
On Mining [Über Rohstoffabbau]. Aus der Serie «Excessocenus», 2016. © Cristina de Middel & Bruno Morais

On Mining [Über Rohstoffabbau]. Aus der Serie «Excessocenus», 2016. © Cristina de Middel & Bruno Morais

Cristina de Middel und Bruno Morais zeigen mit den Bildern in "Excessocenus" schonungslos die Auswirkungen des Exzesses in unserer Gesellschaft auf. Kaum in einem Raum der Coalmine wird man nicht von Bildern überflutet und wenn doch nicht, dann wird einem schlagartig das Resultat des Exzesses, der masslosen Verschwendung bewusst!

Bild: Marcel Rickli

Bild: Marcel Rickli

Man hat keine Möglichkeit zu fliehen, nicht wahrzunehmen was die Auswirkungen von exzessivem Rohstoffabbau, der Überfischung der Meere und Seen, des CO2-Ausstosses, der Informationsdichte und vielen Dingen, die wir in unserem Alltag erleben und doch verdrängen, sind.

Um sich bewusst zu werden in welcher Masslosigkeit wir uns bewegen sollte man sich einen Spiegel vorhalten und sich über all die Dinge Gedanken machen, die einem in der Ausstellung "Excessocenus" vor Augen geführt wird.

Bild: Marcel Rickli

Bild: Marcel Rickli

Die Bilder decken nicht nur die Übertreibung auf, sie irritieren auch. Denn de Middel und Morais haben die Bilder in dem am stärksten mit den Auswirkungen unseres Exzesses betroffenen Kontinentes – Afrika – inszeniert. Die Bilder der geklonten Ziegen lassen einen schier erstarren, die löchrige Wasserschale genauso. Die sichtbar gemachte Verpackungswut lässt einen nur noch den Kopf schütteln.

Lehrpersonen sollten mit ihren Schülerinnen und Schülern diese Ausstellung besuchen – danach brauchen sie kaum mehr mit Worten die Auswirkungen der Verschwendung unserer Konsumgesellschaft zu beschreiben.

Bild: Marcel Rickli

Bild: Marcel Rickli

Cristina de Middel (1975*) wurde in Alicante geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Uruapan, Mexiko. Nach zehn Jahren als Fotojournalistin widmet sie sich heute vor allem der konzeptuellen Arbeiten, die weltweit ausgestellt werden. Seit 2017 ist Magnum Nominee.

Bruno Morais ist in Rio de Janeiro aufgewachsen. Er ist Gründer des Colectivo Pandilla und nutzt seine Fotografie oft für Bildung und gesellschaftlichen Wandel.

De Middel und Morais fotografierten 2015 erstmals zusammen in den Favelas von Rio de Janeiro.

Bild: Marcel Rickli

Bild: Marcel Rickli

Bis 7. April 2018 können Sie sich in der Coalmine in Winterthur einen Spiegel vorhalten und sich beeindrucken lassen was sein könnte, wenn wir so weiter machen.

Bruised not broken - Fati Abubakar | Photobastei | Zürich
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Bruised not broken ist die erste Ausstellung des Vereins "Der andere Blick". Die Gründerin des Vereins Bettina Kubli möchte mehr Fotografie aus Asien und Afrika in die Schweiz bringen. Ihr Ziel ist es besonders Fotografinnen aus diesen Kontinenten in unseren Breitengeraden bekannt zu machen.

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Mit "Bruised not broken" hat sie den Anfang mit der Fotografin Fati Abubakar aus Nigeria gemacht. Fati Abubakar stammt aus dem Nordosten, aus der Region, in der die islamistische Terrororganisation Boko Haram seit Jahren Angst und Schrecken verbreitet. Fati Abubakar hat auf ihrem Instagram-Account "bitsofborno" seit 2015 Bilder ihrer Heimatstadt Maiduguri gezeigt und hat weltweit Beachtung gefunden.

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Selbstmordanschläge, Entführungen und Morde sind allgegenwärtig. Abubakar möchte mit ihrer Arbeit eine andere Sicht auf Nigeria vermitteln. Sie möchte glückliche und hoffnungsvolle Momente im Leben der Menschen zeigen. Kinder auf dem Weg zur Schule, junge Musiker auf dem Weg in die Zukunft, eine Fussballmannschaft, die aufgrund der etwas besseren Sicherheitslage wieder spielen kann und viele andere Situationen, die ein Leben etwas erträglicher machen.

Es ist Bettina Kubli und dem Verein zu wünschen, dass nicht nur Stimmen zu hören sind wie: "Ach die armen Geschöpfe" oder was ich während dem Ausstellungsbesuch tatsächlich gehört habe:  "Jöh, sind das härzige Kinder."

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Fati Abubakar (1986*) ist in Maiduguri geboren und aufgewachsen. Sie ist ausgebildete Krankenschwester und hat von 2013 bis 2015 ein Nachdiplomstudium in Public Health in London absolviert. Zur Zeit arbeitet sie für verschiedene Hilfsprogramme von NGO's im Nordosten Nigerias.

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Die Bilder von Fati Abubakar sind noch bis zum 18. März in der Photobastei zu sehen. Bettina Kubli (Gründerin des Vereins "Der andere Blick" und Kuratorin der Ausstellung) ist an der Finissage anwesend.

Miryam Abebe
Meister des 20. Jahrhunderts oder der andere Blick | Photobastei | Zürich
James King, Supermodel | Nan Goldin | 1995

James King, Supermodel | Nan Goldin | 1995

Wahre Schätze werden entdeckt, wenn Menschen Ordnung in ihren Sammlungen schaffen. Wunderbar ist es denn auch, wenn solche Kostbarkeiten einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Eine solche Möglichkeit hat Michael Franke und artbeau4 mit der Ausstellung "Die Meister des 20. Jahrhundert" geschaffen.

Brigitte Bardot, Edward Quinn, 1954

Brigitte Bardot, Edward Quinn, 1954

Oft genüge ein Name und das entsprechende Bild erscheine vor dem geistigen Auge, kann man in der Ausstellungsankündigung lesen. Viele bekannte Namen sind zu lesen wie René Burri, Henri Cartier-Bresson, Robert Frank, Nan Goldin oder Irving Penn. Die Idee hinter der Ausstellung gilt den etwas weniger bekannten Bildern der grossen Namen.

 
Sleeping Man, Nathan Lerner, 1936 | Carmen, Hans Namuth, 1970

Sleeping Man, Nathan Lerner, 1936 | Carmen, Hans Namuth, 1970

Untiteld, Jakob Tuggener | Untiteld, Jakob Tuggener | Robert Frank

Untiteld, Jakob Tuggener | Untiteld, Jakob Tuggener | Robert Frank

 

Michael Franke hat das kuratorische Augenmerk der Ausstellung auf eben diese unbekannten Bilder gelegt. Die Ausstellung ist auch eine Art Zeitgeschichte der Fotografie. Die ältesten Aufnahmen stammen vom Pariser Fotografen Eugène Atget. Mit seiner gewichtigen Ausrüstung flanierte durch Vorstädte, legte an scheinbar unscheinbaren Orten Pausen ein, die er in faszinierende Schauplätze verwandelte. Er verwandelte Alltägliches in Besonderes. Die spielenden Kinder auf den Strassen Paris mögen unbekannt sein, dennoch ist die Handschrift von Henri Cartier-Bresson erkennbar. Die Arbeiten von Martin Parr, Sarah Moon, Peter Beard, Nobuyoshi Araki und anderen runden den Streifzug entlang der Zeitachse ab.

New York, 1978 | Cape Cod, 1972 | Providence, 1972 | Harry Callahan

New York, 1978 | Cape Cod, 1972 | Providence, 1972 | Harry Callahan

Bis zum 18. März kann man in die Sammlung von artbeau4 eintauchen und die Unbekannten von Bekannten in der Photobastei in Zürich sehen.

Miryam Abebe
Alchemie des Lichts – Sebastiano Bucca | Galerie 94 | Baden
Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Alchemie – Lehre der Eigenschaften der Stoffe und ihrer Reaktionen. Sebastiano Bucca fokussiert sich in seinem Schaffen nicht nur auf die Wirkung des Lichts, sondern auch auf scheinbare Fehler.

"Mit meiner Arbeit möchte ich die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Zeit als flüchtiges Konzept lenken. Der Betrachter sieht einen flüchtigen Moment in vollem Umfang und verweilt in einem Augenblick, der in der Realität für das Auge nicht erfassbar wäre. In der Schönheit des eingefrorenen Momentes, der akkumulierten Zeit, beginnt die kreative Reise." (Sebastiano Bucca)

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Die Neugierte nach der Wirkung des Lichts hat ihn dazu gebracht, sich mit der Kollodium Nassplatten Fotografie, der analogen schwarz-weiss Fotografie und der Scanografie zu beschäftigen. Deshalb wirkt die Ausstellung wie eine Retrospektive auf das Schaffen Buccas. Im Gespräch mit Sebastiano Bucca wird schnell klar, dass er sich nicht nur forschend, sondern auch spielerisch mit dem Licht auseinander setzt und verschiedene Ausdrucksformen sucht.

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Mit dem Kollodium Nassplatten Verfahren braucht er viel Vorbereitung und Zeit. Mit einer 120 Jahre alten Kamera fotografiert er im Kollodium Nassplatten Verfahren und geht dabei an den Ursprung der Fotografie. Die Bilder leben durch Licht, Schattenspiele und manchmal auch durch Fehler.

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Mit der analogen Fotografie trägt er Strukturen ans Licht und verleiht einem Olivenbaumstamm enorme Kraft, die den Betrachter in Bann zieht.

Nicht nur Licht und Schatten machen seine Arbeiten aus, sondern auch Farbe und Klebstoff, genauer Heissleim. Mit einer Mischung aus Farbe und Heissleim lässt er unwirkliche Kraterlandschaften zwischen heissen Glasplatten entstehen. Sobald er den richtigen Ausdruck gefunden hat, lässt er die Glasplatten erkalten und fotografiert sie gegen Licht. In der Suche nach der Wirkung des Lichts geht Bucca noch einen Schritt weiter. Neugierig lässt er mit farbigem Licht Bilder im Scanner entstehen und versucht den flüchtigen Moment festzuhalten.

Bild: René Rötheli

Bild: René Rötheli

Sebastiano Bucca (1965*) Sohn von sizilianischen Gastarbeitern, lebt und arbeitet in Baden. Er arbeitete als selbständiger Grafiker, Fotograf und Webentwickler. Er künstlerisch bewegt er sich zwischen der Kollodium Nassplatten Fotografie und der neuzeitlichen Scanografie. In beiden Techniken steht immer die Wirkung des Lichts im Vordergrund. Als Videokünstler schafft er für Musiker reale, animierte und 3-dimensionale Bildwelten.

"Alchemie des Lichts" ist noch bis zum 3. März in der Galerie 94 in Baden zu sehen.

Miryam Abebe
Les lutteurs du grand jihad – Christian Bobst | Photobastei
3. Juli 2014. Während dem Ramadan tanzt sich eine Gruppe von Baye Fall in Trance, indem sie rituelle Lieder vor der großen neuen Massalikoul Djinane Moschee in Dakar singen, die sich noch im Bau befindet. Viele Baye Fall verdienen als Musiker Geld, …

3. Juli 2014. Während dem Ramadan tanzt sich eine Gruppe von Baye Fall in Trance, indem sie rituelle Lieder vor der großen neuen Massalikoul Djinane Moschee in Dakar singen, die sich noch im Bau befindet. Viele Baye Fall verdienen als Musiker Geld, wie der berühmte senegalesische Sänger Youssou N'Dour.

"Travaille comme si tu ne devais jamais mourir, et prie comme si tu devais mourir demain." (Amadou Bamba)

Der Sufi-Gelehrte Amadou Bamba (1853 – 1927) lehrte die Senegalesen, dass der Jihad (heiliger Krieg) nicht mit Waffengewalt, sondern durch Gebet, harte Arbeit und der Unterordnung unter einen spirituellen Führer geführt werden soll. Amadou Bamba war Gründer der Sufi-Bruderschaft der Mouriden und Schlüsselfigur im friedlichen Wiederstand gegen die französischen Kolonialherren. Er wird oft auch als der "muslimische Gandhi Afrikas" bezeichnet. Die Mouriden gehören zu den wirtschaftlich und gesellschaftlich einflussreichsten Kräften im Senegal. Der bekannte senegalesische Musiker Youssou N'Dour bezeichnete, in einem Interview mit der BBC, den Mouridismus als Gegenpool zum post-9/11 Stereotyp der Muslime. Der Lehre folgend sind die Mouriden zu Pazifismus, hartem Arbeiten und Teilen mit der Gesellschaft verpflichtet. Dies hat Senegal zu einem der sichersten und stabilsten Länder Afrikas gemacht.

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben is…

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben ist, wurde am 7. Juni 1963 eingeweiht.

In Senegal wird der Jihad in einen grossen und einen kleinen Jihad unterteilt. Der grosse Jihad gilt als Krieg der Seele gegen menschliche Schwächen und der kleine Jihad als Krieg mit Waffengewalt. Christian Bobst fasst drei Fotoreportagen zusammen, die den grossen Jihad unterschiedlich darstellen.

7. November 2017. In der Nacht vor dem Grand Magal Festival kochen Frauen in den Straßen von Touba traditionelle senegalesische Gerichte. Nach dem Willen von Amadou Bamba sollte jeder Gläubige, der zum Großmagal in Touba reist, kostenloses Essen und…

7. November 2017. In der Nacht vor dem Grand Magal Festival kochen Frauen in den Straßen von Touba traditionelle senegalesische Gerichte. Nach dem Willen von Amadou Bamba sollte jeder Gläubige, der zum Großmagal in Touba reist, kostenloses Essen und Unterkunft erhalten.

6. November 2017. Serigne Touba Khouma ist der Verwalter des Brunnens am Grab von Sokhna Mame Diarra Bousso, der Mutter von Amadou Bamba, die einen ähnlichen Status wie Maria für Christen hat. Wie in Lourdes erhoffen sich die Gläubigen Heilung, Kraf…

6. November 2017. Serigne Touba Khouma ist der Verwalter des Brunnens am Grab von Sokhna Mame Diarra Bousso, der Mutter von Amadou Bamba, die einen ähnlichen Status wie Maria für Christen hat. Wie in Lourdes erhoffen sich die Gläubigen Heilung, Kraft und Segen vom Weihwasser dieses Brunnens.

In der Reportage "Les lutteurs du grand jihad" legt Bobst den Fokus auf verschiedene Akteure wie Amadou Bamba und seinen Söhnen Serigne Saliou Mbacké, Serigne Fallou Mbacké und heiligen Stätten wie der Moschee in Touba oder dem Brunnen am Grab von Sokhna Mame Diarra Bousso (Mutter von Amadou Bamba) der Sufi-Bruderschaften. Sokhna Mame Diarra Bousso geniesst einen ähnlichen Status wie Maria bei Christen.

26. Februar 2013. Djiby Gnigne hievt mit einem Korb Salz aus dem Wasser und schüttet es in sein Holzboot. Bei dieser Arbeit muss Djiby Gnigne gut darauf achten, dass ihm kein Salzwasser in die Augen kommt, da er die Arbeit sonst unterbrechen muss.

26. Februar 2013. Djiby Gnigne hievt mit einem Korb Salz aus dem Wasser und schüttet es in sein Holzboot. Bei dieser Arbeit muss Djiby Gnigne gut darauf achten, dass ihm kein Salzwasser in die Augen kommt, da er die Arbeit sonst unterbrechen muss.

"L'or blanc du Lac Rose" Gründer, Amadou Bamba, der Glaubensgemeinschaft der Mouriden lehrte, dass harte Arbeit mit Beten gleichgestellt werden kann und auch als eine Art Ausübung des "grand Jihad" verstanden werden kann.

Mame Thierno Fael, einer der vielen Salzgräber am Lac Rose, sagt: "Diese Arbeit ist in der Tat hart. Wenn ich könnte, würde ich morgen damit aufhören, aber ich muss meine Familie ernähren." Viele der Salzgräber bekennen sich zu der Glaubensbruderschaft der Mouriden und spenden ihre Einkünfte, die sie jeden Mittwoch erarbeiten, zum Ausbau der grossen Moschee von Touba.

18. September 2012. Eine der Arbeiterinnen reicht einem Salzgräber lachend eine Plastiktüte mit Trinkwasser. Die Frauen und Männer am Lac Rose arbeiten fast täglich zusammen und sind wie eine grosse Familie.

18. September 2012. Eine der Arbeiterinnen reicht einem Salzgräber lachend eine Plastiktüte mit Trinkwasser. Die Frauen und Männer am Lac Rose arbeiten fast täglich zusammen und sind wie eine grosse Familie.

Der Lac Rose liegt ca. 30 km nordöstlich von Dakar und ist von Regenwald und Dünen umgeben. Da der See öffentliches Gut ist, darf jedermann das weisse Gold abbauen. Um das fragile ökologische Gleichgewicht nicht zu gefährden muss das Salz jedoch von Hand gefördert werden.

4. November 2017. Kehrou Ngor blickt vom Dach des Hauses seines Onkels  auf die Straßen des Quartiers Ngor in Dakar. Als angesehener Ringer spielt er auch die Rolle eines Wächters.. "Es gibt keine Diebe in diesem Quartier." sagt er grimmig. "Je…

4. November 2017. Kehrou Ngor blickt vom Dach des Hauses seines Onkels  auf die Straßen des Quartiers Ngor in Dakar. Als angesehener Ringer spielt er auch die Rolle eines Wächters.. "Es gibt keine Diebe in diesem Quartier." sagt er grimmig. "Jeder weiß, was ihn erwartet, wenn er hier stiehlt.

"Die Gris-gris Wrestlers von Senegal" Die beiden Sportarten Ringkampf und Fussball gelten eigentlich als unislamisch. Dennoch sind sie bei den Senegalesen, die mehrheitlich praktizierende Muslime und sehr gläubig sind, sehr beliebt. Ringen – "la lutte" (franz.) ist im Senegal gar noch populärer als Fussball.

4. November 2017. Nach einem Waschritual mit magischem Wasser, das zerrissene Zettel mit geheimen Chiffren enthält, wartet Kherou Ngor bis die Zettel auf seinem Körper trocknen, während neben ihm Wäsche im Wind weht.

4. November 2017. Nach einem Waschritual mit magischem Wasser, das zerrissene Zettel mit geheimen Chiffren enthält, wartet Kherou Ngor bis die Zettel auf seinem Körper trocknen, während neben ihm Wäsche im Wind weht.

4. November 2017. Kurz bevor Kherou Ngor zum Turnier zu gehen, zieht er im Haus seines Onkels seine Gris-gris Amulette an, die ihn beim bevorstehenden Kampf Kraft geben und ihn vor der Voodoo-Magie seines Gegners schützen sollen. Alle Ringer im Sene…

4. November 2017. Kurz bevor Kherou Ngor zum Turnier zu gehen, zieht er im Haus seines Onkels seine Gris-gris Amulette an, die ihn beim bevorstehenden Kampf Kraft geben und ihn vor der Voodoo-Magie seines Gegners schützen sollen. Alle Ringer im Senegal tragen diese Art von Amuletten.

Bobst hatte die Möglichkeit Djibril Ndir, ein junger Mann aus dem Quartier Ngor in Dakar, der wie tausende junger Männer von einer Ringer-Karriere träumt, zu portraitieren. Djibril, der sich den Wrestler-Name "Kherou Ngor" (Der Fels von Ngor) gegeben hat, gehört der Sufi-Bruderschaft der Layene und der Baye Fall an und ist glühender Verehrer des Sufi-Heiligen Amadou Bamba. Trotzdem sieht er keinen Widerspruch zwischen seiner Karriere als Ringer und seinem Engagement in der Sufi-Bruderschaft Baye Fall. Seine Preisgelder von Wettkämpfen teilt er nicht nur mit seiner Familie, sondern auch mit den Bedürftigen im Quartier von Ngor.

11. August 2015. Kherou Ngor übergiesst seinen Körper im Wasser am Strand von Ngor mit Kuhmilch. Er führt dieses Ritual durch, um sich mit der Kraft eines mächtigen Geistes zu verbinden, der angeblich im Wasser und den Felsen am Ufer des Strands von…

11. August 2015. Kherou Ngor übergiesst seinen Körper im Wasser am Strand von Ngor mit Kuhmilch. Er führt dieses Ritual durch, um sich mit der Kraft eines mächtigen Geistes zu verbinden, der angeblich im Wasser und den Felsen am Ufer des Strands von Ngor lebt.

Christian Bobst (1971) ist im Kanton Solothurn aufgewachsen und lebt und arbeitet heute in Zürich. Nach einem Grafik Design Studium hat er für renommierte Werbeagenturen (Wirz, Jung von Matt und anderen) in der Schweiz und Deutschland gearbeitet. Seit 2010 ist er als freischaffender Dokumentarfotograf in Europa, Afrika, Asien, Süd- und Nordamerika unterwegs. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Magazinen (GEO, Schweizer Illustrierte, Focus, etc.), Tageszeitungen (NZZ, Die ZeitThe Guardian und andere) und Onlinemedien veröffentlicht. 2016 gewann er mit "the gris-gris Wrestlers of Senegal" den zweiten Preis des World Press Awards in der Kategorie Sport. 2017 gewann er mit "Der Fels von Ngor" den vfg selection swiss photo award und wurde mit dem Fotopreis des Kantons Solothurn geehrt.

"Les lutteurs du grand jihad" sind noch bis 18. Februar 2018 in der Photobastei in Zürich zu sehen.

Miryam Abebe
Butterfly and Lemon | Galerie Béatrice Brunner
La Curée de Lilith | Nadin Maria Rüfenacht

La Curée de Lilith | Nadin Maria Rüfenacht

Wer in der Ausstellung "Butterfly and Lemon" nach Schmetterlingen sucht, wird keinen finden.

Mit etwas Fantasie könnte man bei einem der arrangierten Stillleben von Manon fündig werden, die in diesen verschiedene Objekte, darunter auch eine Abbildung eines Flugkörpers, in einem Bild zusammenfasst oder eine Federkomposition schafft, die auf eine spezielle Art Flügel verleiht.

Rat an Hydrangeas | Roberto Greco

Rat an Hydrangeas | Roberto Greco

Immer noch auf der Suche nach dem, im Titel genannten, Butterfly findet sich in Roberto Greco's "Rat and Hydrangeas" eine tote Rate über den Rand einer silbernen Vase drapiert. Vermutlich nennt Greco die Serie absichtlich "after still life". Auf jeden Fall bleibe ich eine Weile fasziniert vor dem Bild stehen und versuche mir vorzustellen wie er zu dieser toten Rate gekommen ist und sie entsprechend präpariert hat. Nicht nur seine tote Rate fasziniert mich, sondern auch der auf dem Rücken liegenden, starren Vogel – natürlich tot – zieht mich unmerklich in seinen Bann.

Zitrone und Zwiebel | Nadin Maria Rüfenacht

Zitrone und Zwiebel | Nadin Maria Rüfenacht

Nach der Lemon muss nicht gesucht werden, diese findet man schnell auf dem Bild aus der Serie "La Curée de Lilith" von Nadin Maria Rüfenacht. Sie arrangiert Zitronen mit Granatäpfeln und anderen Früchten oder Gemüsen und kleinen, alltäglichen Utensilien wie Wäscheklammern zu stimmigen Stillleben. Rüfenacht gestaltet nicht nur üppige Stillleben, sie setzt auch einzelne Zitronen oder Knoblauch auf einem langen Tischen ins Szene. Bilder, die man gerne in stylischen Fresstempeln sehen möchte, um etwas mehr Menschlichkeit und Wärme zu erzeugen.

Stillleben, Manon | Quitten am Ast, Maurice Ducret

Stillleben, Manon | Quitten am Ast, Maurice Ducret

Maurice Ducret setzt weder Butterflys noch Lemons in Szene, viel mehr stellt er Tulpen kopfüber dar und bringt einen Hauch Frühling in den Raum. Mit seinem Quittenbild weckt er Kindheitserinnerungen an Bäume voller Früchte und den süssen Duft von Quittengelee aus Grossmutters Küche.

Flowers IX | Brigitte Lustenberger

Flowers IX | Brigitte Lustenberger

Brigitte Lustenberger stellt mit Ihren Bildern von schlampenden, verblühten Löwenzahn und den angegrauten Zitrusfrüchten aus den Serien Flowers und Still untitled die Vergänglichkeit des Seins den scheinbar frisch geschnittenen Tulpen von Ducret gegenüber.

Paeonie | Gabriella Gerosa

Paeonie | Gabriella Gerosa

Ganz anders – irgendwie aus dem Rahmen fallend – Gabriella Gerosa mit ihren Peonien (Pfingstrosen), die sie in gerahmten Videoinstallationen darstellt. Das Leuchten der Installation verwirrt und lässt einen über den Duft, die kräftigen Blütenfarben nachdenken und sich die Frage stellen, ob man noch einen Blumenstrauss auf den Tisch stellen darf.

Manon | Maurice Ducret | Nadin Maria Rüfenacht

Manon | Maurice Ducret | Nadin Maria Rüfenacht

Manon (1946*) ist als Rosmarie Küng in Bern geboren. Heute lebt sie in Zürich und Glarus. Sie besuchte die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und später die Schauspielschule in Zürich. Beeinflusst durch die Filmfigur Manon Lescaut von Henri-Georges Clouzot nimmt sie 1966 das Pseudonym Manon an. Die ersten Fotografien entstanden in den 70er Jahren. Sie wurde mit zahlreichen Preisen (unter anderen den Prix Meret Oppenheim, Fontana Gränacher Preis) und Stipendien ausgezeichnet.

Roberto Greco ist in der Schweiz aufgewachsen und lebt heute in Paris. Greco's arbeiten wurden bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt. Er wurde mit zahlreichen Preisen (Helena Zanelli Creation, Arte Laguna Prize, One Eyeland Talent Photography und andere) ausgezeichnet.

Nadin Maria Rüfenacht (1980*) ist in Burgdorf geboren und aufgewachsen. Sie lebt und arbeitet in Leipzig und Bern. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig hat sie das Studium in Fotografie gemacht. Ihre Arbeiten wurden in vielen Ausstellungen gezeigt. 1999 wurde sie mit dem Fotopreis der Stadt Bern ausgezeichnet.

Maurice Ducret (1953*) ist in der Schweiz geboren und hat die Schule für Gestaltung in Luzern besucht. Seine Arbeiten wurden in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.

Brigitte Lustenberger (1969*) lebt und arbeitet in Bern und New York. Sie studierte Sozial-, Wahrnehmungs- und Fotogeschichte an der Universität Zürich. In New York besuchte sie Weiterbildungen am International Center of Photography und machte den Master in "Fine Art Photography and Related Media" an der Parsons The New School of Design. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Musée de l'Elysée in Lausanne anderen) und ausgezeichnet (Prix de Photoforum PasquArtFotopreis Kanton Bern und anderen). Sie ist für den Merck-Preis 2018 nominiert.

Gabriella Gerosa (1964*) lebt in Basel und Berlin. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im Inn- und Ausland gezeigt.

Weisse und rote Tulpen hängen, Maurice Ducret | La Curée de Lilith, Nadin Maria Rüfenacht

Weisse und rote Tulpen hängen, Maurice Ducret | La Curée de Lilith, Nadin Maria Rüfenacht

Die Ausstellung "Butterfly and Lemon" ist noch bis 10. Februar 2018 in der Galerie Béatrice Brunner in Bern zu sehen.

Miryam Abebe
Motherland – Danila Tkachenko | Kehrer Galerie | Berlin
"#2" aus der Serie "Motherland" | Danila Tkachenko

"#2" aus der Serie "Motherland" | Danila Tkachenko

In der Kehrer Galerie in Berlin kann man zur Zeit einen Blick auf Arbeiten des russischen Fotografen Danila Tkachenko werfen.

Seine neue Serie "Motherland" beschäftigt sich, wie seine preisgekrönte und mehrfach ausgestellte Serie "Restricted Areas", mit der Geschichte der Sowjetunion. Zwischen 1928 und 1937 wurden im Zuge der Zwangskollektivierung ein Grossteil der Bauern genötigt, ihre Höfe aufzugeben, um in sozialistische Grossbetriebe integriert zu werden. Ihre Dörfer blieben verlassen zurück und wurden dem Verfall preisgegeben. In den letzten 20 Jahren sind in Russland mehr als 23'000 Dörfer von der Landkarte verschwunden, während sich mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in den grossen Städten sammeln.

"#4" aus der Serie "Motherland" |Danila Tkachenko

"#4" aus der Serie "Motherland" |Danila Tkachenko

"#1" aus der Serie "Motherland" | Danila Tkachenko

"#1" aus der Serie "Motherland" | Danila Tkachenko

Für die Serie "Motherland" verbrannte Danila Tkachenko Symbole der vergangenen Ära, um Raum für eine hellere Zukunft zu schaffen. Inzwischen gibt es über 150'000 verlassene Dörfer in Russland, deren Bewohner und Bewohnerinnen mit dem Versprechen auf eine bessere Zukunft in die grossen Städte umgesiedelt wurden. Heute leben sie auf den Ruinen von gescheiterten Utopien und betrachten nur deren leuchtende Abbilder. Dem Vorbild der Künstler der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts folgend, tilgt Tkachenko notwendigerweise alles was statisch, traditionell und dem neuen Denken im Weg ist, um die Grundlage für eine neue Utopie zu schaffen.

"Danila Tkachenko: Motherland", Ausstellungsansicht Kehrer Galerie, 2017, Foto: Barbara Eismann

"Danila Tkachenko: Motherland", Ausstellungsansicht Kehrer Galerie, 2017, Foto: Barbara Eismann

"Danila Tkachenko: Motherland", Ausstellungsansicht Kehrer Galerie, 2017, Foto: Barbara Eismann

"Danila Tkachenko: Motherland", Ausstellungsansicht Kehrer Galerie, 2017, Foto: Barbara Eismann

Die intensiven Farben, besonders die leuchtenden des Feuers lassen die Radikalität der Veränderung und der Schaffung neuen Raums für eine hellere Zukunft erahnen. Mit der grosszügigen Hängung wird die Weite Russlands unterstrichen.

Danila Tkachenko (1989*) ist in Moskau geboren und lebet und arbeitet in Russland. Er besuchte die School of photojournalism "News" und Rodchenko Moscow School of Photography and Multimedia in Moskau. Seine Arbeiten wurden mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen ausgestellt. Er wurde mit verschiedenen Awards ausgezeichnet (Foam Talent, "30 under 30" von Magnum photos und anderen).

"Danila Tkachenko: Motherland", Ausstellungsansicht Kehrer Galerie, 2017, Foto: Barbara Eismann

"Danila Tkachenko: Motherland", Ausstellungsansicht Kehrer Galerie, 2017, Foto: Barbara Eismann

Die Ausstellung "Motherland" kann bis 17. Februar 2018 in der Kehrer Galerie besucht werden.

Miryam Abebe
CAP Prize – The contemporary african photography prize
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Auf der Suche nach afrikanischen Fotografen und Fotografinnen, die man einer interessierten Leserschaft vorstellen könnte, ist die Idee des CAP Prizes vor ein paar Jahren entstanden. Der Schweizer Künstler Benjamin Füglister ist seit 2006 redaktioneller Mitarbeiter bei der Zeitschrift European Photography und hat auf der Suche nach interessanten Portfolios afrikanischer Fotografen und Fotografinnen den Preis ins Leben gerufen. 2018 wird der CAP Prize zum 7. Mal an fünf Fotografen und Fotografinnen, deren Arbeit sich mit dem afrikanischen Kontinent oder dessen Diaspora befasst, verliehen. 

Image Afrique Festival 2017

Image Afrique Festival 2017

Die fünf Gewinnerinnen und Gewinner, die von einer 26-köpfigen internationalen Jury gekürt werden, werden zur Preisverleihung und Hauptausstellung nach Basel zum Image Afrique Festival (IAF) Basel während der Art Basel eingeladen. In Zusammenarbeit mit anderen internationalen Festivals (LagosPhoto Festival, Eyes on European Month of Photography Wien, Nuit des Images, Lausanne und anderen) werden ihre Portfolios auf weiteren internationalen Plattformen der Fotografie präsentiert. Der Call for Entries für den CAP Prize 2018 ist bis 7. Februar 2018 offen. Es können Fotostrecken zwischen 10 und 25 Bildern eingereicht werden, die auf dem afrikanischen Kontinent entstanden sind oder sich mit dessen Diaspora beschäftigen. 

Der CAP Prize ist seit 2012 der einzige internationale Preis für afrikanische Fotografie und bringt die Gewinnerinnen und Gewinner auf das internationale Kunstparket und ermöglicht ihnen ein weltweites gutes und - für zukünftige Projekte - wichtiges Netzwerk zu etablieren.

Die Jury des CAP Prize 2018

Tuula Alajoki, Kuratorin und Direktorin des Backlight Photo Festival, Finnland

Tuula Alajoki, Kuratorin und Direktorin des Backlight Photo Festival, Finnland

Shahidul Alam, Fotograf, Autor und Kurator, Bangladesch

Shahidul Alam, Fotograf, Autor und Kurator, Bangladesch

Akinbode Akinbiyi, Berlin, Deutschland

Akinbode Akinbiyi, Berlin, Deutschland

Simon Bainbridge, Editor, London, UK

Simon Bainbridge, Editor, London, UK

Françoise Cailler, Kuratorin, Paris, Frankreich

Françoise Cailler, Kuratorin, Paris, Frankreich

Peter di Campo, Dokumentarfotograf

Peter di Campo, Dokumentarfotograf

Calvin Dondo, künstlerischer Leiter Gwanza (zimbabwischer Monat der Fotografie), Harare, Zimbabwe

Calvin Dondo, künstlerischer Leiter Gwanza (zimbabwischer Monat der Fotografie), Harare, Zimbabwe

Angèle Etoundi Essamba, Fotografin, Amsterdam, Niederlande

Angèle Etoundi Essamba, Fotografin, Amsterdam, Niederlande

Olfa Feki, Architektin und Kuratorin, Tunis, Tunesien

Olfa Feki, Architektin und Kuratorin, Tunis, Tunesien

John Fleetwood, Direktor Photo:, Johannesburg, Südafrika

John Fleetwood, Direktor Photo:, Johannesburg, Südafrika

Benjamin Füglister, Künstler und Gründer des CAP Prize, Berlin, Deutschland

Benjamin Füglister, Künstler und Gründer des CAP Prize, Berlin, Deutschland

Wassim Ghozlani, Fotograf und Direktor des Maison de l'Image Tunis, Tunis, Tunesien

Wassim Ghozlani, Fotograf und Direktor des Maison de l'Image Tunis, Tunis, Tunesien

Yumi Goto, Kuratorin, Tokyo, Japan

Yumi Goto, Kuratorin, Tokyo, Japan

Liz Ikiriko, Kuratorin, Toronto, Kanada

Liz Ikiriko, Kuratorin, Toronto, Kanada

Uche Okpa Iroha, Fotograf, Lagos, Nigeria

Uche Okpa Iroha, Fotograf, Lagos, Nigeria

Anna-Alix Koffi, Editor, Paris, Frankreich

Anna-Alix Koffi, Editor, Paris, Frankreich

Michket Krifa, Kuratorin und Autorin, Paris, Frankreich

Michket Krifa, Kuratorin und Autorin, Paris, Frankreich

Anna Kućma, Direktorin und Gründerin des Uganda Press Photo Award, Leiden, Niederlande

Anna Kućma, Direktorin und Gründerin des Uganda Press Photo Award, Leiden, Niederlande

Shane Lavalette, Fotograf, New York, USA

Shane Lavalette, Fotograf, New York, USA

Lekgetho James Makola, Direktor von Market Photo Workshops, Johannesburg, Südafrika

Lekgetho James Makola, Direktor von Market Photo Workshops, Johannesburg, Südafrika

Missla Libsekal, Autorin, Vancouver, Kanada

Missla Libsekal, Autorin, Vancouver, Kanada

Jeanne Mercier, Fotokritikerin, Rabat, Marokko

Jeanne Mercier, Fotokritikerin, Rabat, Marokko

Andreas Müller-Pohle, Mediakünstler und Gründer und Publizist von European Photography, Berlin, Deutschland

Andreas Müller-Pohle, Mediakünstler und Gründer und Publizist von European Photography, Berlin, Deutschland

Azu Nwagbogu, Festivaldirektor African Artists Foundation (AAF), Lagos, Nigeria

Azu Nwagbogu, Festivaldirektor African Artists Foundation (AAF), Lagos, Nigeria

Jürg Schneider, Kurator und Historiker vom Center for African Studies, Basel, Schweiz

Jürg Schneider, Kurator und Historiker vom Center for African Studies, Basel, Schweiz

Aaron Yeboah Jr., Kurator und Designer von Africa Lens, Accra, Ghana

Aaron Yeboah Jr., Kurator und Designer von Africa Lens, Accra, Ghana

 
 
Miryam Abebe