Einträge in Photobook
Future Perfect…
Ala 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Ala 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Future Perfect oder Waiting Room ist eine sehr persönliche Arbeit von Zosia Promińska. Sie erzählt von Hoffnungen, Wünschen im Fashion Business gross zu werden und in der ganzen Welt sein können…

Damian 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Damian 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Zosia Promińska reiste für dieses Projekt durch ganz Polen und hatte die Möglichkeit Teenager und angehende Modells in ihren intimsten Räumen – ihren Schlafzimmern/Kinderzimmern zu porträtieren – oft mit oder umgeben von Stofftieren, Kinderzeichnungen und Pokalen…

Sofia 12 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Sofia 12 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Danaé Panchaud schreibt in ihrem Essay "Indecisive Promises at Dawn" über Teenager im internationalen Fashion Business, die Rolle von Modells, die sich im Bereich der Haute Couture bewegen und nimmt Bezug zur Fotografie von Sarah Jones und Tina Barney.

Ola 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Ola 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Stephan Schacher schreibt über die Arbeit: “Zosia Promińska's carefully crafted portraits are vivid and striking. Her photographic approach mimics the reality of the fashion world in its ability to create a fantasy. At first glance, it appears to be a world of beauty and commerce without boundaries, without a care, perhaps a world of eternal youth? But upon careful examination, this very fantasy crumbles and gives way to something more unsettling. Zosia's choice to shoot high and wide devoid of daylight to create a two-dimensional plane suggests confinement and a sense akin to claustrophobia. The subjects’ personal items reveal another layer of intimacy, and juxtaposed against the high fashion presentation, leave the viewer with an awkward, unsatisfactory feeling. It triggers our own growing pains, a reflection of our own (possibly unfulfilled) journey. As voyeurs, we are left with a sense of guilt, as our reaction cannot change the course of their lives. This work can easily exist in the realm of social commentary about the fashion world, but for me, it's powerful in its expression of the loss of innocence. It asks how each of us is coping with the grown-up responsibility of one's life's destiny, of living or losing your dreams.”

Oliwia 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Oliwia 13 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Zosia Promińska (1985) ist in Poznań, PL geboren und ist freischaffende Künstlerin und Fotografin. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich und Portugal, wo sie ihr Studio hat. Im Alter von 15 Jahren begann sie mit ihrer 16jährigen Tätigkeit Model im Fashion Bereich. An der Adam Mickiewicz University studierte sie Enthnolinguistik. 2019 gewann sie den Krakow Photomonth ShowOff Competition und konnte ihre Arbeiten im Rahmen der Gruppenausstellung präsentieren. Ihre Arbeiten wurden in Magazinen (Vogue, i-D, Harper’s Bazaar, L’Officiel und anderen) publiziert und in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instytut Fotografii, Warschau, PGS W Ramach Sopotu, ShowOff, Krakau, Photobastei, Zürich, Oslo 8, Basel) ausgestellt.

Gabi 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Gabi 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Danaé Panchaud ist Museologin, Kuratorin und Dozentin mit Spezialisierung auf Fotografie. Seit 2018 ist sie Direktorin und Kuratorin des Photoforum Pasquart in Biel. Ihr Programm konzentriert sich vor allem auf die aufstrebende zeitgenössische Fotografie sowie auf den sozialen und traditionellen Gebrauch der Fotografie. Nach ihrer Ausbildung zur Fotografin absolvierte sie ein Bachelor-Studium mit Spezialisierung auf kuratorische und kritische Praktiken an der HEAD - Genf. Sie studierte Museologie an der Birkbeck, University of London und schloss 2017 mit einem Master ab. Zuvor hatte sie Positionen in mehreren Schweizer Institutionen in den Bereichen zeitgenössische Kunst, Design und Wissenschaft inne und war von 2014 bis 2018 Dozentin an der Hochschule für Fotografie in Vevey.

Iza 15 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Iza 15 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Seit seiner Gründung 1995 ist der Kehrer Verlag in Heidelberg auf Kunst- und Fotografiebücher spezialisiert. Mit dem Inhaber Klaus Kehrer an seiner Spitze ist er heute nicht nur einer der wenigen unabhängigen Verlage Deutschlands, sondern zählt auch zu den weltweit führenden Fotografieverlagen. Weitere Schwerpunkte des Verlagsprogramms sind zeitgenössische Kunst, die Kunst des 17. bis 20. Jahrhunderts sowie internationale Klangkunst. Von 2011 bis 2016 war der Verlag deutscher Partner des European Publishers Award for Photography (EPAP), einer Initiative europäischer Verlagshäuser zur Förderung zeitgenössischer Fotografie. Zahlreiche Kehrer-Publikationen wurden bei internationalen Buchpreisen nominiert und ausgezeichnet.

Muse 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Muse 14 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

"Future Perfect" (ISBN 978-3-96900-006-9) kann direkt beim Kehrer Verlag oder im Buchhandel bezogen werden.

Natalia 16 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Natalia 16 aus der Serie Waiting Room | © Zosia Promińska

Arbeiten aus "Future Perfect" sind in der Gruppenausstellung des 24. vfg Nachwuchspreises vom 16. April – 15. Mai 2021 in der Kammgarn West in Schaffhausen zu sehen.

The Walls of Suzhou Gardens…
Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

"The Walls of Suzhou Gardens" ist eine fotografische Reise von Hélène Binet durch die Gärten Suzhous in China – ein Tanz mit dem Licht…

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Die klassischen Gärten von Suzhou[1] gehören zu den gelisteten Stätten des Weltkulturerbes in China. Das Weltkulturerbe umfasst neun Gärten der Stadt Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. Die Gärten aus dem 11. bis 19. Jahrhundert sind herausragende Meisterwerke chinesischer Gartenkunst, die danach strebt, natürliche Landschaften im Kleinformat nachzubilden. In ihrer sorgfältig ausgearbeiteten Gestaltung spiegeln die Gärten die tiefgründige Bedeutung natürlicher Schönheit in der chinesischen Kultur wieder. 

Die Aufnahmen entstanden in den Gärten Humble Administrator's Garden, Lingering Garden und im Lion Grove Garden.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Nach einem Besuch der Gärten Suzhous in China war Hélène Binet so sehr begeistert, dass sie sich entschieden hat die Gärten noch einmal zu besuchen und das Schattenspiel an den Wänden fotografisch festzuhalten. Nach dem ersten Bild wurde die Faszination für die Wände selbst so stark, dass sie sich entschieden hat die Wände in den Vordergrund zu stellen – die Wandstrukturen, die Mikroorganismen, das Licht- und Schattenspiel der Pflanzen…

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Juhani Pallasmaa zitiert in seinem poetischen Essay Leonardo Da Vincis über die Vorstellungskraft: "Wenn du eine Wand betrachtest, die mit Flecken übersät ist, oder eine Mischung aus Steinen, wenn Sie sich eine Szene ausdenken müssen, entdecken Sie vielleicht eine Ähnlichkeit verschiedenen Figuren in Aktion, oder seltsame Gesichter und Kostüme, oder eine oder eine unendliche Vielfalt von Objekten, die Sie auf vollständige und gut gezeichnete Formen. Und diese erscheinen an solchen Wänden promiskuitiv, wie der Klang von Glocken, in deren Geläut man jeden Namen oder jedes Wort finden kann, das man sich vorstellen kann."

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Hélène Binet (*1959) wurde in Sorengo (CH) geboren und ist sowohl schweizerischer als auch französischer Abstammung. Sie wuchs in Rom auf, wo sie am Instituto Europeo di Design Fotografie studierte und bald ein Interesse an Architekturfotografie entwickelte. Über einen Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren hat Hélène Binet sowohl zeitgenössische als auch historische Architektur fotografiert, darunter die Arbeiten der Architekten Caruso St John, Zaha Hadid, Daniel Libeskind und Peter Zumthor. Seit jüngerer Zeit fokussiert sie sich Landschaftsfotografie, in der sie zentrale Anliegen ihrer Architekturfotografie umsetzt. Hélène Binets Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Büchern veröffentlicht und in nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. Hélène Binet ist Verfechterin der analogen Fotografie.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Juhani Pallasmaa ist Architekt, emeritierter Professor an der Aalto-Universität in Helsinki und Schriftsteller. Er praktizierte bis 2011 Architektur und arbeitet seitdem als Schriftsteller. Er hatte eine Reihe von Positionen in Finnland, mehrere Gastprofessuren im Ausland, insbesondere in den USA, inne und lehrte und dozierte seit 1970 auf der ganzen Welt. Zusätzlich hat er über 60 Bücher und 500 Essays, Vorträge und Interviews veröffentlicht.

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Aus "The Walls of Suzhou Gardens" | © Hélène Binet

Lars Müller Publishers wurde 1983 vom Designer Lars Müller gegründet. Mit sorgfältig redigierten und gestalteten Publikationen zu Architektur, Design, Fotografie, zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft hat sich der Verlag weltweit - nicht nur in Fachgebieten - einen Namen gemacht. Das Verlagsprogramm spiegelt Müllers eigene vielfältige Interessen wider. Es dokumentiert historische Entwicklungen und zeitgenössische Phänomene, indem es überzeugende Arbeiten aus den Bereichen Bildende Kunst, Objekt- und Umweltgestaltung vorstellt und deren gesellschaftliche und kulturelle Relevanz erforscht. Lars Müller arbeitet eng mit seinen Herausgebern und Autoren zusammen, um bedeutende Publikationen von grosser Eigenständigkeit und auf höchstem Niveau zu produzieren. Lars Müller Publishers ist Mitglied von SWIPS Swiss Independent Publishers und der MOTOVUN Group of International Publishers. Lars Müller ist Einzelmitglied der ICAM (International Confederation of Architectural Museums). 

"The Walls of Suzhou Gardens" (ISBN 978-3-0778-652-9) kann direkt bei Lars Müller Publishers oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Informationsquelle: Wikipedia und UNESCO

Your Majesty...
Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Endlich hat er seine Bühne bekommen – der Katzenbaum! Mit "Your Majesty" hat Pascale Weber eine perfekte Plattform für den Katzenbaum, den (hoffentlich) Lieblingsort für unsere Samtpfoten geschaffen.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Auf einer Reise durch die Schweiz suchte sie sich die einzigartigsten Exemplare aus. Wohl bemerkt nicht Katzen, sondern ihre Bäume. Neugierig und stolz liessen sich die Vierbeiner auf ihrem vertrauten Baum fotografieren, den Pascale Weber in eine künstliche Umgebung und entsprechendes Licht gestellt hat.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Kaum ein Katzenbaum oder eine Behausung sieht wirklich schön aus, trotzdem lassen wir nichts unversucht alles Menschenmögliche zu tun, dass unsere Katze oder unser Kater sich in unserer Nähe wohlfühlt. Insgeheim hoffen wir wohl auch, dass unser alter Bauernschrank nicht als Kratzbaum missbraucht wird oder wir uns gar aus der bediensteten Rolle unserer Majestät lösen können…

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Schon im Titel der Bildserie von Pascale Weber klingt Ironie, Witz und Charm an: "Your Majesty" ist wahlweise eine echte Respektsformel oder die ironische Bezeichnung für übertriebenen Pomp. In der so benannten Arbeit sehen wir Katzen (oder Kater) auf ihren Lieblingsplätzen: das sind hier geschmacklich oft vollkommen verunglückte Kratzbäume. Erstaunlicherweise verlieren diese durch die explizite Inszenierung der darauf posierenden Feliden – mal hochmütig, mal stolz, mal lässig spielend oder beinahe gelangweilt -, fast schon ihren Schrecken. Zudem wird offenbar, weshalb Katzen beispielsweise in der frühen Hochkultur der Ägypter schon einen wichtigen Platz eingenommen haben: Elegant in der Bewegung, entspannt posierend wie Sphingen, bleiben sie trotz aller Nähe zu Menschen undurchschaubar…

Stephan Schacher

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Pascale Weber (*1985) ist in Zürich geboren. Sie studierte Fotodesign an der Schule für Gestaltung in Bern und arbeitet seit 2012 als freie Fotografin. Mit ihren ungewöhnlichen Kompositionen hat sie sich vor allem im Still Life Bereich einen Namen gemacht. Sie arbeitet für Kunden wie Fujifilm, Groupe Mutuel, Mikks, Planted Foods und Sensai Cosmetics sowie für Magazine wie Bolero, Fräulein, I love you, Landliebe und NZZ Stil. Ihre Werke wurden mehrfach nominiert, etwa für die GoSee Awards, Berlin, die Spotlight Awards, Barcelona, sowie für den vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Der Hatje Cantz Verlag versteht sich als Vermittler von Kunst. Er ist überall dort, wo die Kunst zu Hause ist. Sein Hauptziel ist es für Kunst zu begeistern und Wissen über sie zu verbreiten – egal wann, wo oder wie sie entstanden ist. Für sein Programm wählt er international die überzeugendsten Titel in den Segmenten Kunst, Fotografie und Architektur aus.

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

Aus der Serie "Your Majesty" | © Pascale Weber

FOR CATS ONLY (ISBN 978-3-7757-4855-1) kann direkt bei Hatje Cantz oder im Buchhandel bezogen werden. 

Arbeiten aus "Your Majesty" sind in der Gruppenausstellung des 24. vfg Nachwuchspreises vom 16. April – 15. Mai 2021 in der Kammgarn West in Schaffhausen zu sehen.

Pia Zanetti. Fotografin
Pia Zanetti, Muynak, Usbekistan, 1999 © Pia ZanettiMuynak lag bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf einer Halbinsel am südlichen Ufer des Aralsees. Doch dem See wurde jahrzehntelang Wasser seiner beiden Zuflüsse entzogen, um Millionen Hektar usbekische…

Pia Zanetti, Muynak, Usbekistan, 1999 © Pia Zanetti

Muynak lag bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf einer Halbinsel am südlichen Ufer des Aralsees. Doch dem See wurde jahrzehntelang Wasser seiner beiden Zuflüsse entzogen, um Millionen Hektar usbekischer Wüste in Baumwollfelder zu verwandeln. Das Leben am Aralsee ist unmöglich geworden.

Es ist ein Auftrag gewesen, wie es so viele Aufträge gibt. Aber manchmal wird aus einem Auftrag unversehens mehr. Die Entfernungen schwinden, die Kamera ist nicht mehr die heimliche Beobachterin, schwarz und bedrohend aus einer dunklen Ecke heraus. Die Kamera wird zum Raum, in dem sich die Bilder abspielen. Dabeisein, das Zauberwort der Fotografie, verliert seine voyeuristische Anrüchigkeit, da ist keine Neugier, kein Ehrgeiz, Unerhörtes öffentlich machen zu wollen.

Pia Zanetti

Pia Zanetti, Pozzuoli, Italien, 1970 © Pia ZanettiDie Bevölkerung von Pozzuoli hat Angst vor deinem Vulkanausbruch.

Pia Zanetti, Pozzuoli, Italien, 1970 © Pia Zanetti

Die Bevölkerung von Pozzuoli hat Angst vor deinem Vulkanausbruch.

Für die erste umfassende Einzelausstellung ist Pia Zanetti in ihr umfangreiches Archiv getaucht und hat jene Aufnahmen ans Licht geholt, die mehr als Dokumente sind. Es sind Bilder, die sich einprägen, in denen sie Momenten des Alltags und zufälligen Begegnungen mit Menschen ein Stück Poesie abgerungen hat.

Pia Zanetti, Bette Davis, Cernobbio, Italien, 1988 © Pia ZanettiDie Filmschauspielerin Bette Davis (1908 – 1989) kommt zur Verleihung des Merit of Achievement Award nach Campione d'Italia. Das Portrait entstand in der Villa d'Este am Comersee.

Pia Zanetti, Bette Davis, Cernobbio, Italien, 1988 © Pia Zanetti

Die Filmschauspielerin Bette Davis (1908 – 1989) kommt zur Verleihung des Merit of Achievement Award nach Campione d'Italia. Das Portrait entstand in der Villa d'Este am Comersee.

Die Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur und die Publikation, die von Peter Pfrunder, Fotostiftung Schweiz in Zusammenarbeit mit Jürg Trösch, Codax Publisher beim Verlag Scheidegger & Spiess erschienen ist gibt einen tiefen Einblick in das Schaffen von Pia Zanetti, die schon als Jugendliche Fotografin werden wollte.

Pia Zanetti, London, England, 1968 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, London, England, 1968 © Pia Zanetti

Im Prolog - La condition humaine - schreibt Peter Pfrunder über die Art der Herangehensweise von Pia Zanetti: "Ihr Interesse am Bewegten und am Bewegenden äussert sich auch in den frühen Strassenszenen aus Italien: gekonnt setzt sie Unschärfe als Stilmittel ein, als würde sie damit sagen wollen, dass sich das Leben sowieso nicht festhalten lässt. Wieder und wieder zeichnet sie die Interaktionen zwischen den fotografierten Individuen auf und spürt der unbekannten Choreografie nach, die sie zu folgen scheinen."

Pia Zanetti, London, England, 1967 © Pia ZanettiWarten auf den sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Nikolajewitsch Kossygin, der bei Premierminister Harold Wilson zu Besuch ist.

Pia Zanetti, London, England, 1967 © Pia Zanetti

Warten auf den sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Nikolajewitsch Kossygin, der bei Premierminister Harold Wilson zu Besuch ist.

Im Epilog – Mit der Kamera die Welt befragen – beschreibt Nadine Olonetzky den beeindruckenden Weg Pia Zanettis als Fotografin und Mutter, den Start mit Hindernissen, der Ausbildung zur Fotografin bei ihrem älteren Bruder Olivio Fontana und Lektionen fürs Leben bei Verhandlungen mit Redaktionen und das hartnäckig Bleiben, das Unterwegssein als Reporterteam mit ihrem Mann Gerardo Zanetti und die eigenen Wege ab Ende der 60er Jahre. Auch über die äusseren und inneren Impulse, die Pia Zanetti bewegen und das Engagement für Fairness erfährt man einiges.

Pia Zanetti, Tiruppur, Indien, 1997 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Tiruppur, Indien, 1997 © Pia Zanetti

Als Fotografin unter vielen Fotografen gehörte Pia Zanetti immer zur weiblichen Avantgarde in einer Männerwelt, was Mut voraussetzt und Hartnäckigkeit. Sie hat die Komfortzone Schweiz immer wieder verlassen, sich mit harten Realitäten in anderen Ländern konfrontiert, dafür Unbequemes in Kauf genommen, durchgehalten. Sie hat sich dem Anblick von Armut, Aids und Hunger ausgesetzt, hat Krieg und die Folgen davon gesehen, aber sie hat auch Lebendigkeit, Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft erlebt, Schönheit, Würde und auch Witz gefunden…

Nadine Olonetzky

Pia Zanetti, Beim Rodeo. Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Beim Rodeo. Chicago, USA, 1967 © Pia Zanetti

Pia Zanetti (*1943) ist in Basel geboren und lebet heute in Zürich. Ihre Ausbildung zur Fotografin machte sie bei Olivio Fontana und an der Kunstgewerbeschule Basel (1960 – 1963). Seither ist sie als freischaffende Fotografin tätig, mit Schwerpunkten in politischen und sozialen Themen. Von 1963 bis 1965 und von 1969 bis 1971 lebte sie in Rom, dazwischen in London (1965 – 1969). Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Medien (Espresso, Venerdì di Repubblica, Adesso, Stern, Paris Match, Du, Annabelle, Bolero, Film-Revue, Textil-Revue und anderen) und wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen (Instituto Svizzero di Roma, Museo cantonale d'Arte, Lugano, Musée de l'Elysée, Kunsthaus Zürich und anderen) präsentiert. Seit 2019 ist sei Stiftungsrätin und fotografische Beraterin von fairpicture.org.

Pia Zanetti, Herbstmesse in Basel, Schweiz, 1960 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Herbstmesse in Basel, Schweiz, 1960 © Pia Zanetti

Peter Pfrunder ist Direktor der Fotostiftung Schweiz in Winterthur. 

Nadine Olonetzky (*1962) ist in Zürich geboren. Sie ist Autorin, Herausgeberin von Büchern über Fotografie und Projektleiterin und Lektorin im Verlag Scheidegger & Spiess. Sie ist Mitglied von Kontrast und lebt in Zürich.

Pia Zanetti, New York, USA, 1963 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, New York, USA, 1963 © Pia Zanetti

Scheidegger & Spiess gehört zu den führenden Schweizer Verlagen in den Bereichen Kunst, Fotografie und Architektur. In Zusammenarbeit mit renommierten Museen, Fotografinnen, Kunstschaffenden und Architekten werden sorgfältig konzipierte, lektorierte und gestaltete Bücher verlegt. Ein besonderes Augenmerk gilt der anspruchsvollen Ausstattung und Materialisierung. Rund die Hälfte der Titel erscheint auch in englischer Sprache. Das Verlagsprogramm ist dank der Zusammenarbeit mit kompetenten Marketing- und Vertriebspartnern weltweit präsent. Der Verlag gehört einer unabhängigen Eigentümerschaft und besteht aus engagierten Mitarbeitenden, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Stärken in die Arbeit einbringen.

Pia Zanetti, Max Frisch, Zürich, 1965 © Pia Zanetti

Pia Zanetti, Max Frisch, Zürich, 1965 © Pia Zanetti

Die Fotostiftung Schweiz, 1971 als private "Stiftung für die Photographie" gegründet, setzt sich für die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung von fotografischen Werken ein. Ihre Sammlung umfasst ca. 50'000 Ausstellungsprints, 250'000 Archivabzüge sowie über 1 Million Negative bzw. Dias. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Bundesamtes für Kultur betreut die Fotostiftung Schweiz auch die Archive oder Nachlässe herausragender FotografInnen und umfangreiche Fotografiebestände der Eidgenossenschaft. Mit eigenen Ausstellungen und Publikationen stellt die Fotostiftung Schweiz regelmässig historische oder aktuelle Positionen der Schweizer Fotografie vor.

Pia Zanetti, Fischer in Kapstadt, Südafrika, 1968 © Pia ZanettiIn Kapstadt warten Fischer auf die Boote, die mit ihrem Fang zurückkommen, um Arbeit zu bekommen. Pro Jahr werden 1.5 Millionen Tonnen Fisch gefangen.

Pia Zanetti, Fischer in Kapstadt, Südafrika, 1968 © Pia Zanetti

In Kapstadt warten Fischer auf die Boote, die mit ihrem Fang zurückkommen, um Arbeit zu bekommen. Pro Jahr werden 1.5 Millionen Tonnen Fisch gefangen.

Der codax Verlag verdankt seine Existenz der Freude an schönen Büchern. Bei den exklusiven Editionen, die von codax produziert werden, steht die handwerkliche Perfektion im Vordergrund. Herausragende Buchgestaltung bildet die Grundlage. Das Ziel des Unternehmens ist es, eine verlegerische Plattform für zeitgenössische Fotografie und Videoarbeiten zu schaffen. Für viele der beteiligten Künstler ist es das erste Mal, dass ihre Arbeiten in Buchform der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Gründer von codax begegnen dem Medium Fotografie in ihrer alltäglichen Arbeit. Sie verstehen die seit 1996 erscheinende Buchreihe als einen Beitrag zur künstlerischen und formalen Entwicklung des Mediums.

Die Ausstellung "Pia Zanetti. Fotografin" ist bis 23. Mai 2021 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zu sehen. 

"Pia Zanetti. Fotografin" (ISBN 978-3-03942-008-7) kann direkt bei Scheidegger & Spiess bestellt werden oder im Buchhandel bezogen werden.

PhotobookMiryam Abebe
Foto-Auge – eine kleine Hommage…
Sakuranezumi, Japan, Serie 2015 – 2018 | © Yoshiko Kusano

Sakuranezumi, Japan, Serie 2015 – 2018 | © Yoshiko Kusano

Klappentext: Wie die Fotografie in die Welt gekommen ist und was die Menschen mit ihr gemacht haben. Zwischen 2009–2020 spannte Bernhard Giger in seinen Ausstellungen im Kornhausforum Bern einen Bogen von den Anfängen der Berner Fotografie-Geschichte bis zu den aktuellen Grenzgängen zwischen Dokumentarismus und Kunst.

Rheinfahrt-Schiffer an Land, Deutschland, frühe 1960er-Jahre | Staatsarchiv des Kantons Bern | © Albert Winkler

Rheinfahrt-Schiffer an Land, Deutschland, frühe 1960er-Jahre | Staatsarchiv des Kantons Bern | © Albert Winkler

"Bernhard Giger – Referate über Fotografie 2009 – 2020" erscheint als Band # 10 der Publikationsreihe des Kornhausforum Bern und bietet nicht nur einen spannenden Einblick über vergangene Ausstellungen im Kornhausforum, sondern auch in die dazugehörigen Referate von Bernhard Giger. Der eine oder die andere wird sich beim Lesen der Referate an die Ausstellungen erinnern und sieht die Bilder vor dem inneren Auge, fragt sich vielleicht was der Fotograf oder die Fotografin heute macht…

Nilkanal mit Baumwollschiff, Alexandria, 1898 | Sammlung Tobler | © Augusta Flückiger

Nilkanal mit Baumwollschiff, Alexandria, 1898 | Sammlung Tobler | © Augusta Flückiger

Im Vorwort beschreibt Christoph Reichenau den Werdegang Bernhard Gigers im Kornhausforum und welchen Stellenwert die Fotografie in Bern heute hat.  

[…] Er hinterlässt eine Erinnerung, dass die wenig aufwändige, alles in allem "billige" Kunst der Fotografie keine billige Kunst ist, sondern eine, die höchsten Ansprüche stellt an die Komposition, den Augenblick des Auslösers, den Blick des Suchenden hinter der Kamera. 

Er hinterlässt ein Bewusstsein, dass fotografische Bilder populär sind, Kunst mit niedriger Zugangsschwelle, demokratische Kunst, in der jede und jeder auf einer Fotografie etwas erkennt und dem Bild dadurch Bedeutung verleiht. 

Er hinterlässt uns Kriterien dafür, was eine bessere Fotografie von einer schlechteren unterscheidet. Und dies, ohne in Zweifel zu ziehen, dass heute – und sei es mit dem Handy – jede und jeder selber fotografieren kann; eben: besser oder schlechter. Fotografieren als Teilhabe – hier hat das modisch gewordene Wort für einmal seine Berechtigung – an einer Kunst oder doch als Versuch, sich ihr praktisch anzunähern. […]

Bamako, 2009 | © Annette Boutellier

Bamako, 2009 | © Annette Boutellier

Konrad Tobler schreibt im Nachwort über Gigers Foto-Auge und schenkt ihm damit eine kleine Hommage: […] Das Foto-Auge also ist der genaue und neugierige Blick für Sujets, Augenblicke, Kompositionen, Licht- und Schattenspiele, Bewegungen im fotografischen Stillstand, Dramaturgien, Blickwinkel. Der genaue Blick: Das ist schliesslich die Fähigkeit des enthusiastischen, sprachbewussten und -kritischen Journalisten Giger, das Gesehene zu vermitteln, in Ausstellungen, in Einführungen, in leicht verständlichen, geschliffenen Bildlegenden, die den Blick der Betrachtenden behutsam in das Bild (ver-)führen.

Gigers Foto-Auge ist nun in der vorliegenden Publikation aufs Schönste dokumentiert. Dieses Foto-Auge hat, so wage ich zu behaupten, ganz bescheiden kleine und wichtige Kapitel der Fotogeschichte geschrieben. […]

Krönungsfeier für Hassan II. von Marokko, Marrakesch, 1961 | Stiftung Werner Schwarz | © Werner Schwarz

Krönungsfeier für Hassan II. von Marokko, Marrakesch, 1961 | Stiftung Werner Schwarz | © Werner Schwarz

Bernhard Giger (*1952) ist in Bern geboren, nach einer Fotografenlehre bei Albert Winkler war er Programmmitarbeiter des Berner Kellerkinos, Film- und Fernsehkritiker und ab 1979 Redaktor zuerst siebzehn Jahre beim "Bund" und danach zehn Jahre bei der "Berner Zeitung" in den Bereichen Medien, Kultur und Stadtpolitik. Seit 1981 realisierte er Spielfilme für Kino und Fernsehen, unter anderen "Winterstadt" (1981), "Der Gemeindepräsident" (1984), "Tage des Zweifels" (1991), "Oeschenen" (2004) und mehrere Dokumentarfilme. Von 2009 – 2020 war er Leiter des Kornhausforums Bern. 

Christoph Reichenau war 2007 – 2016 Präsident des Kornhausforum Bern. Von 2012 – 2014 war er Vorstandspräsident von Kulturvermittlung Schweiz.

Konrad Tobler (*1956) studierte Germanistik und Philosophie in Bern und Berlin. Seit 2007 ist er als freier Autor, Kulturjournalist, Kunst- und Architekturkritiker tätig. 2006 wurde er mit dem Preis für Kulturvermittlung des Kantons Bern ausgezeichnet. 

Der Verlag edition clandestin wurde 1989 von Judith Luks gegründet. Im Zentrum der Publikationstätigkeit des in Biel/Bienne, Schweiz, domizilierten Verlages stehen Kunstbücher, bibliophile Vorzugsausgaben und Kunstblätter. Vermehrt werden auch belletristische Werke in Kombination mit Fotos, Zeichnungen und Illustrationen ins Programm aufgenommen, Richtung Graphic Novel. edition clandestin ist Mitglied vom SBVV und von SWIPS (Swiss Independent Publishers), der Plattform der unabhängigen Schweizer Verlage. 

"Bernhard Giger - Referate über Fotografie 2009 – 2020" (ISBN 978-3-907262-15-3) kann direkt bei edition clandestin oder im Buchhandel bezogen werden.

PhotobookMiryam Abebe
Ballermann 5 Uhr 30...
© Stefan Flach

© Stefan Flach

Die Strände menschenleer. Die Fenster verrammelt. Einsame Drängelgitter vor Lokalen. Es gibt vielleicht keinen merkwürdigeren Zeitpunkt für einen ersten Besuch am Ballermann als den Sommer 2020. Hochsaison, normalerweise Hochbetrieb. Tausende Menschen, die zusammen feiern wollen. Eine Gemeinschaft im dionysischen Ausnahmezustand – vereint in Schlager, Sangria und Sonnenbrand. Man kennt diese Bilder: Es ist irgendwas zwischen Karneval und einem liturgischen Ritual, das aus dem Ruder gelaufen ist…

Stefan Flach

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Das hatten wir noch nie – an den Stränden wird Spanisch gesprochen.

Ilka und Jörg, Auswanderer 

Ausgerechnet im Juli 2020 besucht Stefan Flach zum ersten Mal den Ballermann® auf Mallorca. Eigentlich wäre Hochsaison und man würde früh morgens die letzten Partygäste auf dem Weg ins Hotel antreffen, mittags die von der Sonne krebsrotgefärbten und braungebrannten Touristen am Stand liegen sehen und nachmittags die lachenden und für den Abend Pläne schmiedenden, leicht angesäuselten Jungs und Mädels an den Standbars hören. Nicht so im Sommer 2020… 

Der Strand ist menschenleer und die Bars, Clubs und Kneipen sind verriegelt…

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Ausfallerscheinungen
Wenn ich sage, ich trinke ja auch ein Bier, wir trinken ja auch was, man ist dann lockerer. Der Alkohol enthemmt natürlich bis zu einer gewissen Grenze. Ich will mal sagen, die meisten Leute, achtzig Prozent, die wissen auch mit dem Alkohol umzugehen. Dass es natürlich Ausfälle gibt, das ist ganz normal. Das ist aber ein gesellschaftliches Problem. Aber der Alkohol gehört einfach dazu, wie Musik.

André Engelhardt im Gespräch mit Sacha Szabo

"Ballermann 5 Uhr 30" zeigt leere Bars, Clubs und Strandabschnitte – neue Lost Places… Corona hat vieles verändert, die Massnahmen dagegen haben die Tourismusbranche hart getroffen und vielen den Boden unter den Füssen weggezogen.

Vielleicht macht diese Situation ein Umdenken möglich und Mallorca wird wieder mallorquinischer…

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Erinnerungslücken
[…] Die Thekentruppe brachte im Handgepäck die Kölsch-Fässer und die Tuppertöpfe voller Gulasch mit, weil sie der spanischen Grundverpflegung zutiefst misstraute. […] Treffpunkt der Truppe wird über die Jahre nach und nach der Balneario 6 am Strand, ein Badehäuschen, ursprünglich eine Umkleidekabine, wo auch für wenige Peseten Bier ausgeschenkt wird. Da der Merowinger sich gern einen "ballert" und danach Schwierigkeiten hat, das Wort "Balneario" auszusprechen, wird daraus Ballermann. "Irgendwann gegen Ende der 70er-Jahre muss das gewesen sein", sagt Ingo Wohlfeil, "leider können sich die Beteiligten nicht mehr genau erinnern."

Ciro Krauthausen, Mallorca Zeitung

In "Ballermann 5 Uhr 30" kommt auch André Engelhardt der Erfinder des Ballermanns zu Wort: [...] Ballermann findet im Grunde genommen nach wie vor in den Herzen und in der Vorstellung der Menschen statt. Ich muss den Leuten nur einen Ort geben, wo das stattfindet. Dann funktioniert das weiterhin. Man feiert sich selbst.

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Es ist überall so wie bei uns

Die Ausbreitung der Zivilisation über die Welt bedeutet: Nivellierung alles Fremden, Unerwarteten, Anfüllung mit Bekanntheitscharakteren. Es ist überall so wie bei uns, stellt der enttäuschte Tourist fest.

Fernando Pessoa[1] aus "Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares"

 

Stefan Flach hat nicht nur verlassene und verriegelte Orte vor die Linse genommen, sondern auch verschiedene Protagonisten*innen zu Wort kommen lassen; den Erfinder des Ballermanns André Engelhardt, die Die Welt Journalistin Marion Müller-Roth oder die mallorquinische Angestellte im Tourismusbereich Natalia Docolomansky. Es sind Worte, die einen nachdenklich stimmen oder ein Kopfschütteln bewirken.

© Stefan Flach

© Stefan Flach

Deutsche Küche ist hier überall vertreten
Fast an jeder Ecke wird hier von deutschen Imbissbuden, Kneipen und Biergärten mit Bauernfrühstück, Curry-, Bock-, Weiss- und Bratwurst, Schaschlik, Schweinshaxe, Schnitzel, Zigeunersteak, Brezeln, Kölsch, Pils und Veltins teutonische Lebensart vermittelt.

Markus Mross, reiseinformationenweb.org

Stefan Flach (*1966) ist in Köln geboren, wo er heute lebt und arbeitet. Nach dem Besuch der Berufsgrundschule für Druck und Papier, der Fachoberschule für Gestaltung und des Zivildienstes im Bereich der Altenpflege erlangte er ein Diplom in Grafik Design an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld. Seit 2002 leitet er das Design Büro filter design und ist freischaffender Grafik Designer.

© Stefan Flach

© Stefan Flach

André Engelhardt, Inhaber der Marken Ballermann® und Ballermann6® beschreibt begeistert in seiner Einleitung, den Ballermann nicht wie gewohnt als Ort zu sehen, sondern als Gefühl einer verbundenen Feier-Gemeinschaft von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Stand. Hier feiert der Bänker mit der Putzfrau, der Schalke Fan mit der Zahnärztin aus Hamburg. 

Sacha Szabo (*1969) ist in Freiburg geboren und lebt heute in Merzhausen. Nach dem Besuch der Waldorfschule in Freiburg studierte er Soziologie, Germanistik und Philosophie. Danach erlangte er ein Diplom in Kulturmanagement und absolvierte eine Zusatzausbildung zum Erlebnispädagogen. Seit 2002 arbeitet er im Institut für Theoriekultur. 

2019 wurde der Weissmann Verlag von Michael Weissmann, Peter Rosenthal und Stefan Flach gegründet, um eigene Buchprojekte zu realisieren. Die Themen wandern im Spektrum urbaner Poesie, künstlerische Gegenwartserfassung und fatalistischer Fotografie.

Das Buch "Ballermann 5 Uhr 30" (ISBN 978-3-949168-00-0) kann direkt beim Weissmann Verlag oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Fernando Pessoa (1888-1935), ist nicht nur der Begründer der modernen Dichtung Portugals, sondern eine der Schlüsselfiguren in der Entwicklung der zeitgenössischen Dichtung überhaupt. Er schuf Gedichte und poetische Prosatexte verschiedenster, ja widersprüchlichster Art, und Verkörperungen der Gegenstände seines Denkens und Dichtens: seine Heteronyme. Er gab seinem vielfältig gespaltenen Ich die Namen Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Alvaro de Campos und eben Pessoa, das im Portugiesischen so viel wie "Person, Maske, Fiktion, Niemand" bedeutet. (Perlentaucher.de)

PhotobookMiryam Abebe
Das Flüstern der Dinge...
© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Es ist ein wunderbares Gefühl, einfach in die Hosentasche greifen zu können und ein Bild zu machen, mir ein Bild zu machen – nicht mit dem Blick des Fotografen, sondern mit meinem Alltagsblick, aber immer wachsam den Impulsen meines Herzens folgend, des Körpers, der Augen. Schauen, fotografieren, schreiben und wieder schauen. Dabei verändert sich auf rätselhafte Weise alles, was ich ansehe, denn was ich fotografiere, wird zu etwas anderem. Es ist zuweilen wie im Traum, wo sich die Dinge ohne Übergang vom einen zum anderen wandeln: Wo ich hinsehe, verändert sich die Welt. 

Hätte ich doch früher gewusst, wie leicht es ist, die Welt zu verändern, wenn man fotografiert!

Thomas Krempke

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

10. März. Das Fotografieren hilft gegen die Angst vor der unbekannten Stadt. Zufällig erhaschte Bilder, eine Ampel, eine Auslage mit Hochzeitskleid, ein roter VW-Käfer mit Palme, als ich am ersten Tag auf den Bus warte. Aus solchen Bildern setzt sich mein Guadalajara zusammen, sie gehören jetzt mir, ich habe sie mir angeeignet.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

15. April. Sechs Uhr morgens, Damaskus. vom Balkon des Hotelzimmers ein erster Blick auf die Stadt. 

"Das Flüstern der Dinge" ist ein kleiner Einblick in das fotografische Tagebuch des Fotografen und Filmemachers Thomas Krempke, das zwischen 2008 und 2016 entstanden ist. Das über 600 seitige Tagebuch eines eigentlich Fremden öffnet einem die Augen für die kleinen, scheinbar unwesentlichen Dinge - auf einmal werden sie ganz gross…

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Manchmal wünsche ich mir einfach, es geschehe etwas.

Stillstand wiederholt sich immer wieder – auch im Leben. Selten wird das Nichtweiterkommen so klar erkannt und dokumentiert, insbesondere wenn es die eigene Situation betrifft. In Momenten, in den nichts geschieht, läuft immer ein innerer Film ab, sei es ein zu sich kommen, Pläne schmieden oder einfach Pause machen…

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

3. Juli. Meine Mutter zieht aufs Land. Ob das eine gute Idee ist? Beim Ausmisten ihrer Wohnung ist eine Krokodilledertasche aus den Sechzigerjahren zum Vorschein gekommen. Damals was das der letzte Schrei, heute ist sie verboten, denn Krokodile gehören zu den bedrohten Tierarten. Ein sinnvolles Verbot, eines mehr allerdings, aber eben sinnvoll, denn wer will schon den letzten Schrei der Krokodile hören? Und deshalb steht die Tasche jetzt beim Antiquitätenhändler und wartet auf einen Käufer, der sich um die Schreie der Krokodile futiert. Heute ist die Tasche ein Erinnerungsstück. Ich habe sie fotografiert, habe die Erinnerung verewigt, und für einen Moment schien mir, als ob die Zeit still stünde. Krokodile sind sehr alte Lebewesen, sie haben schon Millionen Jahre vor den Menschen existiert. Damals gab es noch keine Fotoapparate – schade eigentlich.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

23. März. Überall ein bisschen Mensch im Bild, ohne dass jemand zu sehen wäre. Meine Welt ist eine ordentliche, die einzige Unordnung, die hierzulande herrscht, ist die in den Menschen.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

23. April. Ein Bügelbrett vor einem Kino. Praktisch. Man stelle sich vor, man komme ganz zerknittert aus einem schlechten Film.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

26. Juni. Aufnahme, was für ein Wort! Ich nehme auf, ich klaube zusammen… Aufnehmen heisst auch, sich etwas einverleiben, Nahrung aufnehmen, nehmen, wegnehmen, klauen, stehlen. Aufnehme! Prise de vue! Prendre oder to take, immer kommt dasselbe zum Vorschein, Fotografie ist eng mit dem Sachverhalt des Diebstahls verbunden. Ich klaue Situationen, Momente und Ausschnitte, setze sie zusammen und versuche, daraus mein Weltbild zu konstruieren. 

Welche Anmassung und Vermessenheit! Fotografie ist Plagiat, Raub, Aneigung fremden Eigentums oder Diebstahl, bestenfalls Vortäuschung falscher Tatsachen. 

Fotografie müsste bestraft werden!

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

20. August. Letzter Abend. Die Hitze ist vorbei. Ich nähere mich dem Alltag. Fast tausend Fotos habe ich in den letzten drei Wochen gemacht. Ein kleiner privater Irrsinn.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

8. Mai. Eine Säule in Stockholm. Aus purer Langeweile habe ich sie lange angestarrt und im Spiel des Lichts beobachtet. Ein Abendanlass mit Menschen, die ich nicht kenne, und keine Lust, jemandem anzusprechen oder kennenzulernen. Manchmal werden unerwartete Dinge für uns wichtig, zum Beispiel eine Säule. 

Wie oft haben wir das selbst schon erlebt – keine Lust auf Small Talk und bitte keine neuen Menschen kennen lernen müssen, aber doch da sein zu müssen. In solchen Momenten macht es Sinn, sich auf unwesentliche Dinge zu fokussieren und sich dadurch überraschen zu lassen.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

10. Juli. In der letzten Nacht ein Traum: Ich fliege nach Syrien. Schon bald merke ich, dass das Flugzeug nicht fliegt, sondern auf der Strasse fährt. Es gelingt mir, auszusteigen. Ich versuche herauszufinden, wo ich bin und wie man nach Damaskus kommt. Ich merke, dass ich meinen Pass vergessen habe, und weiss nicht, wie ich ohne ihn weiterreisen kann. 

Früher war man der Ansicht, Fotos bildeten die Wahrheit ab, heute glaubt man eher, sie würden immer lügen. Beides ist falsch.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

28. Februar. Schon vier Wochen war ich krank dieses Jahr. Angefangen hat es, als ich dieses Bild aus dem Hotelzimmer in Solothurn gemacht habe. Reduzierte Bildwelt

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Im Epilog von Daniel Blochwitz liest man: "Manchmal erhält man im Leben die Chance, etwas über sich selbst durch die Erzählung eines Anderen zu erfahren. Und das, obwohl man in dessen Geschichte gar keine Rolle spielt. Man ist eigentlich nur stiller Beobachter, Zuhörer, Leser, Betrachter. Und nichts ahnend, fühlt man plötzlich sein Inneres nach aussen gekehrt. Ein Déjà-vu ohne eigenes Vorspiel. Man nimmt etwas wahr, ohne völlig zu verstehen. Eigene Erinnerungen und Erfahrungen erwidern den Blick…"

Wenn man das Tagebuch durchblättert und liest erlebt man genau dies. Man findet sich im Alltag eines anderen, und doch ist es oft der eigene. Vielleicht bringt es einen dazu die Tage achtsamer zu erleben, die Augen auch für kleine Dinge offen zu haben…

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

30. August. Tagebuch schreiben, das ist ja noch nachvollziehbar, aber es wieder lesen… Der Eingang zu unserer Wohnung, noch nie zuvor fotografiert: langsames Einkreisen des eigenen Lebensraums. 

Thomas Krempke (*1957, Zermatt) lebt in Zürich. Er besuchte von 1979 bis 1983 die Fotoklasse an der heutigen Zürcher Hochschule der Künste und hat zahlreiche Filme ("da & dort", Dokumentarfilm, "Kleine grosse Tagträume", Kurzfilm, "Keine Zeiten sich auszuruhen", Dokumentarfilm, "Züri brännt", Experimenteller Dokumentarfilm) realisiert. Er arbeitete auch als Kameramann für Kinofilme und als Kurator an Filmfestivals (FIFF- Festival). Heute arbeitet er als Berater in einer Produktionsfirma, aber in erster Line als Fotograf an seinen Projekten. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen (Galerie Stephan Witschi, Zürich, espace Jörg Brockmann, Genève, Galeria Cons Arc, Chiasso) präsentiert.

© Thomas Krempke

© Thomas Krempke

Die Edition Patrick Frey hat seit ihrer Gründung 1986 mehr als 300 Bücher veröffentlicht. Der Verlag arbeitet in engen Kollaborationen mit hauptsächlich Schweizer, aber auch internationalen Künstlern zusammen. So entstehen einmalige Projekte in kleinen Auflagen. Die Edition Patrick Frey bietet jungen Künstlern eine Plattform und die Möglichkeit für eine erste Publikation. Ausserdem ist der Verlag in Langzeitkollaborationen mit renommierten Künstlern wie Walter Pfeiffer, Karen Kilimnik, Anne-Lise Coste, Peter Fischli & David Weiss und Andreas Züst involviert. Mit einem Output von etwa 20 Büchern pro Jahr, liegt der Fokus auf Fotografie, Kunst und auf Projekten, die Popkultur und das Alltägliche thematisieren. 

"Das Flüstern der Dinge" (ISBN: 978-3-906803-35-7) oder " The Whispering of Things" (ISBN: 978-3-906803-85-2) kann direkt bei Edition Patrick Frei oder im Buchhandel bezogen werden. 

Eigentlich wären die Bilder in einer Ausstellung während den 56. Solothurner Filmtagen im Künstlerhaus S11 zu sehen gewesen. Aus den bekannten Gründen wurde die Ausstellung leider abgesagt.

PhotobookMiryam Abebe
Lost Islands and Flowers...
© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Finale

Più non muggisce, non sussurra il mare, il mare.
Senza i sogni, incolore campo è il mare, il mare.
Fa pietà anche il mare, il mare.
Muovono nuvole irriflesse il mare, il mare.
A Fumi tristi cedé il letto il mare, il mare.
Morto è anche lui, vedi, il mare, il mare.

Aus "La Terra Promessa", Giuseppe Ungaretti[1]

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Die Landschaftsbilder in "Lost Islands and Flowers" erinnern an alte, vergilbte Postkarten, die man in einer Schachtel auf dem Dachboden der Grosseltern, Eltern oder finden kann. Sie erinnern an vergangene Urlaube auf einer Mittelmeerinsel, die Liebesgeschichte einer Tante oder besten Freundin der Familie. Im Innersten mögen sie wohl auch die Sehnsucht nach einer Reise an verstecke Orte wecken, die man aus Filmen mit Gina Lollobrigida oder an "Meine geniale Freundin" von Elena Ferrante.

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Der Blumen Rausch
Das Blumen Meer

nie kann es dein letzter Atem sein
die Herzrose der Blumenstern
senden Blumenduft Verlust und Nähe
Dornen des Leibes Schmerzen
nochmals Blütenblätter rauschen
wie Sehnsucht die nicht wiederkommt
im Blütenstaub ertrunken
Töne von klirrenden Bergspitzen
für die Muschel die Leidenschaft hört
die Schwalbe dreht auf Süden
die Rosenbüsche welken
Knospen sich öffnen
erlösen von vernichtenden Gefühlen
im Pollenparadies versinken
im Blütenstaub ertrunken

Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

"In Erloschene Inseln – sinkende Blüten treffen zwei Welten aufeinander: die Blüte und die Insel. Ausgehend von diesem Gegensatzpaar öffnet die fotografische Recherche von Mireille Wunderly ein Feld von Referenzen, das auch stellvertretend für ihr reiches künstlerisches Schaffen steht. Dass die Künstlerin ihre Arbeiten in dieser Publikation durch mehrere Gedichte ergänzt, lenkt den Fokus auch auf die sprachliche Gestalt des Titels." Susanna Koeberle geht in ihrem Text auf weitere Aspekte des Werks von Mireille Wunderly ein und zeigt, wie verwoben die Blumen- und Landschaftsbilder mit den Gedichten sind, auf.

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Mireille Wunderly (*1935) ist in Zürich geboren. Sie besuchte 1953 – 1954 den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich (ZHdK) und liess sich 1954 – 1956 an der Porzellanmanufaktur Richard Ginori in Doccia bei Florenz und der Ecole Suisse de Céramique in Chavannes-près-Renens zur Keramikerin ausbilden. 1957 – 1960 besuchte sie in Rom und München die Kunstakademie mit Schwerpunkt Skulptur. Während einigen Jahren lebte sie in Paris (1960 – 1962), New York (1963 – 1968), London (1970 – 1973) und Rom (1987 – 2007). 1962 erhielt sie ein Stipendium der Fairleigh Dickinson University in New Jersey. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (Kunst im West Galerie, Zürich, Galleria Artevisive, Rom, Galerie Werner Bommer, Zürich, Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz, Kulturhaus Palazzo, Liestal, Julian Pretto Gallery, New York und anderen) präsentiert.

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Susanna Koeberle ist freie Journalistin und bezeichnet sich als Nomadin mit Basis in Zürich. Als Journalistin und Autorin setzt sie unterschiedliche Disziplinen und Kulturen in Beziehung zueinander. Thematische fokussiert sie sich auf Design, Architektur und Kunst sowie auf ihre vielfältigen Schnittstellen.

© Mireille Wunderly

© Mireille Wunderly

Die Galerie & Edition Stephan Witschi hat sich der Fine Art Fotografie und der Malerei verschrieben. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich insbesondere auf Positionen, die ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgen und dabei unabhängig von Trends nahezu zeitlos aktuell bleiben. In ihrem Programm, das sich durch Diversität und Gegenwartsbezogenheit auszeichnet, sind sowohl international renommierte Künstler*innen wie Jungjin Lee als auch aufstrebende Fine Art-Fotografen*innen wie Ester Vonplon, die durch Museumsausstellungen und Preise ihren Platz in der internationalen Kunstszene gefunden haben. Klare Haltungen, starke Aussagen und hohe Qualität bilden den gemeinsamen Nenner der von der Galerie vertretenen Künstler*innen, denen oftmals feinsinnig ein kritischer Geist innewohnt.

Das Buch "Lost Islands and Flowers" (ISBN 978-3-906191-17-1) kann direkt bei Galerie & Edition Stephan Witschi oder im Buchhandel bezogen werden.

[1] Giuseppe Ungaretti wurde 1888 in Alexandria geboren und starb 1970 in Mailand. Ab 1912 studierte er an der Sorbonne in Paris und lernte unter anderen Max Jacob, Derain, Picasso und Braque kennen. 1914 kehrte er nach Italien zurück, um für sein Heimatland im ersten Weltkrieg zu kämpfen. 1916 entstanden seine ersten Texte, in denen der Einfluss der französischen Futuristen erkennbar war. Nach dem ersten Weltkrieg war er vor allem als Journalist tätig. Ab 1937 war er Professor für italienische Literatur in São Paulo, von 1942 – 1959 in Rom. 1970 war Giuseppe Ungaretti erster Preisträger des Neustadt International Prize for Literature, der durch die Universität Oklahoma verliehen wird.

PhotobookMiryam Abebe
Die neue Seidenstrasse...
Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

«Die neue Seidenstrasse - Chinas Weg zur Weltmacht» ist eine fotojournalistische Reise von Patrick Rohr. Ursprünglich wollte er 12 Länder auf der Route von China westwärts der neuen Seidenstrasse entlang bis nach Amsterdam besuchen. Aufgrund der komplexen Corona-Situation musste er umplanen und konnte nur durch 6 Länder reisen. 

Im Vorwort schreibt Patrick Rohr, wie es dazu kam: «Es war an einem Abend im Frühling 2019, daheim in Amsterdam. Ich hatte gerade wieder einmal einen Zeitungsartikel über die neue Seidenstrasse gelesen, dieses gigantische Infrastrukturprojekt, mit dem China die Welt vernetzen will. Im Artikel ging es darum, dass sich erste Länder überlegen abzuspringen, weil sie realisieren, dass sie die von China gewährten Kredite nie und nimmer werden zurückzahlen können und dadurch in eine grosse Abhängigkeit von China geraten. Von China abhängig zu sein, so die Angst, bedeutet, sich einem diktatorischen und totalitären Regime zu unterwerfen, aus dessen eisernem Griff man sich nie mehr befreien kann. 

Spannend am Artikel fand ich, dass es sich bei diesen Ländern um wirtschaftlich eher schwächere Länder im asiatischen Raum handelt, während sich – auch darüber berichtete der Artikel – wirtschaftlich stärkere Länder aus Europa China geradezu an die Brust werfen. Italien, so las ich, ist gerade dabei, sein Tafelsilber an China zu verscherbeln, und auch die kleine Schweiz bietet China eine enge Zusammenarbeit an. Warnerinnen wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel müssen sich, so der Subtext im Artikel, im europäischen Chor der China-Freunde als Spassbremsen vorkommen...»

In Yiwu steht der grösste Grosshandelsmarkt der Welt: In einem der 65'000 Musterläden werden aufblasbare Artikel für den Weltmarkt angeboten, 2020 | © Patrick Rohr

In Yiwu steht der grösste Grosshandelsmarkt der Welt: In einem der 65'000 Musterläden werden aufblasbare Artikel für den Weltmarkt angeboten, 2020 | © Patrick Rohr

China – der Welt voraus

«In das Land China kann man sich leicht verlieben. Doch besser, man tut es nicht, denn man könnte enttäuscht werden. China ist der Welt in vielem voraus, aber in Sachen Freiheits- und Menschenrechte hat es große Defizite. Die Leute im Land scheint das wenig zu kümmern – mit Grund.» 

Patrick Rohr hat sich auf den ersten Blick in China verliebt und zugleich gewusst, dass es schwierig sein wird – wie in einer Beziehung, die schier unmöglich scheint, weil Herz und Verstand immer wieder miteinander ringen, um die Situation irgendwie auszuhalten. Es ist nicht das rasante Tempo der wachsenden chinesischen Wirtschaft, die ihn interessiert, es sind viel mehr die Menschen, die mit dieser Schnelllebigkeit umgehen müssen – sie aushalten müssen, um überleben zu können…

Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

Kirgisistan, 2020 | © Patrick Rohr

Kirgisistan – Wo der Handel blüht 

Kirgisistan baut gerade erfolgreich eine eigene Textilindustrie auf. Möglich macht das die neue Seidenstraße, über die nicht nur edle Güter, sondern auch extreme Ideen ins Land kommen. Dabei hätte die junge zentralasiatische Demokratie bereits genug mit sich selber zu tun. Das Land ist in Aufruhr. 

In Kirgisistan ist er ob dem Gedränge und der Hetzerei im Dordoi-Basar in Bischkek erstaunt, da die Strassen am Vorabend fast menschenleer schienen. Kirgisistan wurde erst 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion unabhängig. Da das Land zuvor zum russischen Zarenreich gehörte und im 18. Jahrhundert die Chinesen an der Macht waren, fehlte die Zeit, ein funktionierendes demokratisches Staatswesen und eine entsprechend freie und erfolgreiche Marktwirtschaft aufzubauen. Trotz der erfolgreichen Textilindustrie hat Kirgisistan wirtschaftlich schwer zu kämpfen und ist politisch höchst instabil. Patrick Rohr schreibt über die Begegnung mit einer jungen Modeunternehmerin, die eine Plattform für einheimisches Design geschaffen hat, über eine Inhaberin einer Textilfabrik, in der jährlich über 50'000 Herrenanzüge hergestellt werden, die nach Kasachstan und Russland exportiert werden, und über den Grenzkonflikt zwischen Kirgisistan und Usbekistan.

Frischer Honig in der Auslage des Restaurants »Suphan Kahvalti« in Van, 2020 | © Patrick Rohr

Frischer Honig in der Auslage des Restaurants »Suphan Kahvalti« in Van, 2020 | © Patrick Rohr

Türkei – Alle Macht den Starken 

Mit seinen Minderheiten geht das Land nicht gut um. Auch Menschen, die kritisch sind, haben in der Türkei einen schweren Stand. Dafür verhilft Präsident Erdogan dem Islam zu einem unerwarteten Comeback. Und dreht damit das Rad der Geschichte zurück. 

Eigentlich hat Patrick Rohr via den Iran in die Türkei fahren wollen. Aufgrund der Coronapandemie musste er seine Pläne kurzfristig ändern und ist deshalb mit dem Flugzeug direkt in den Osten der Türkei geflogen. Er trifft sich in Van mit dem Präsidenten der Unternehmervereinigung, der ihm bei einem kurdischen Frühstück erklärt, dass seiner Meinung nach die Grenze zum Iran nicht wegen des Coronavirus geschlossen ist, sondern weil die Regierung den Kurden wieder einmal Steine in den Weg legen will. Auch hier spürt man den Drang von Patrick Rohr, nicht über Politik zu schreiben, sondern den Fokus auf die Menschen zu richten und über ihre Situation zu berichten. 

In den beiden türkischen Metropolen Ankara und Istanbul taucht er in andere Welten ein. In Ankara lässt er die Leserin und den Leser die ausgelassene Stimmung in einer Bar erleben und in Istanbul an einem Gespräch mit einem kurdischen Künstler, der nach Berlin auswandern möchte, teilhaben.

Der Parlamentspalast in Bukarest ist das zweitgrösste Verwaltungsgebäude der Welt, 2020 | © Patrick Rohr

Der Parlamentspalast in Bukarest ist das zweitgrösste Verwaltungsgebäude der Welt, 2020 | © Patrick Rohr

Rumänien – Im Land der grossen Träume 

Rumänien hat sich noch immer nicht von der Zeit der kommunistischen Diktatur erholt. Es leidet schwer unter seiner Geschichte. Die Armut ist gross, viele Eltern können sich nicht einmal Schulmaterial für ihre Kinder leisten. Jetzt soll China die Rettung bringen. 

Via Rumänien fährt Patrick Rohr weiter westwärts in Richtung Amsterdam, seinem heutigen Wohnort. In Bukarest besucht er das Kitschmuseum und unterhält sich mit dessen Gründer, der Europa als grosses Museum bezeichnet. «Wo wird heute das Geschäft gemacht?», fragt der Museumsleiter – und gibt die Antwort gleich selber: «In China und im Westen der USA.» Rumänien ist nach wie vor von der Ära Ceausescu geprägt. Das Grab von Elena und Nicolae Ceausescu ist heute eine beliebte Pilgerstätte – der Personenkult um den «Führer» lebt weiter. Im Gespräch mit einer erfolgreichen Dichterin und Bürgerrechtlerin und Dissidentin erfährt er mehr über diese Zeit.

DJ Nastia, Unternehmerin, 2020 | © Patrick Rohr

DJ Nastia, Unternehmerin, 2020 | © Patrick Rohr

Ukraine – Ein Land tanzt sich frei  

Die Ukraine gewöhnt sich gerade an ihre neuen Freiheiten. Schwer haben die Menschen im Land unter der Sowjetherrschaft gelitten. Jetzt blicken sie in eine blühende Zukunft. Wenn da nur nicht Krieg, Korruption und Kirche die Freude immer wieder dämpfen würden. 

Der Clubbesitzer von «Khvyl’ovyy» («Welle») erzählt Patrick Rohr, dass sich Podil, ein Stadtviertel von Kiew, zum Kreuzberg Kiews entwickelt habe – von einem heruntergekommenen Viertel zu einem Ausgehviertel mit schicken Restaurants, Cafés und Bars.  

Am 21. November 2013, nachdem die Regierung verkündet hatte, dass sie das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterzeichnen, begannen die Proteste auf dem Maidan, dem grossen Stadtplatz von Kiew. Die Proteste wurden immer grösser und breiteten sich über das ganze Land aus. Russland hat diese Situation genutzt und die ukrainische Halbinsel Krim annektiert. 

Der Clubbesitzer ist nicht der Einzige, den Patrick Rohr während seiner Reise durch die Ukraine trifft. Die Begegnungen, die er mit Kamera und Texten dokumentiert, bringen uns die Bevölkerung der Ukraine näher.

Demonstration am Weltfrauentag in Warschau, 2020 | © Patrick Rohr

Demonstration am Weltfrauentag in Warschau, 2020 | © Patrick Rohr

Polen – Starke Zivilgesellschaft 

In Polen tobt ein heftiger Kampf zwischen Konservatismus und Liberalismus. Mit der katholischen Kirche im Rücken verhindert die Regierungspartei den sozialen Fortschritt. Eine immer stärker werdende Zivilgesellschaft wehrt sich dagegen – aber leicht hat sie es nicht. 

Um Polen besser zu verstehen, sollte man gemäss Patrick Rohr in einen Wald. Am besten in den Urwald von Bialowieza, den letzten Tiefland-Urwald Europas, der seit 1992 UNESCO-Welterbe ist. Dort hat er einen Biologen und eine Biologin und die ehemalige Direktorin des Nationalparks getroffen. 

Es ist ihm gelungen verschiedene Zugänge zu den Ländern und besonders den Menschen, die an der neuen Seidenstrasse leben, aufzuzeigen. Mit «Die neue Seidenstrasse» schafft er es, die Neugierde auf die Länder Zentralasiens und Osteuropas zu wecken…

Moschee in einem Dorf vor Sivas in der Mitte des Landes, 2020 | © Patrick Rohr

Moschee in einem Dorf vor Sivas in der Mitte des Landes, 2020 | © Patrick Rohr

Der Fotojournalist Patrick Rohr ist 1968 in der Schweiz geboren und lebt heute in Amsterdam. Er ist an gesellschafts- und geopolitischen Zusammenhängen interessiert und reist im Auftrag von Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen in Krisen- und Entwicklungsgebiete auf der ganzen Welt. Auch für seine eigenen Projekte taucht er immer wieder in fremde Lebenswelten ein. 2017 realisierte er das Fotoreportagenbuch «Japan – Abseits von Kirschblüten und Kimono». Vor seiner Ausbildung zum Dokumentar- und Porträtfotografen an der «Fotoacademie Amsterdam» arbeitete er als Zeitungs- und Radiojournalist und als Redaktor und Moderator für verschiedene Sendungen des Schweizer Fernsehens.

Die weltberühmte Skyline von Schanghai mit den Wolkenkratzern des Finanzviertels, 2020 | © Patrick Rohr

Die weltberühmte Skyline von Schanghai mit den Wolkenkratzern des Finanzviertels, 2020 | © Patrick Rohr

Sachbücher, die bei Orell Füssli erscheinen, greifen aktuelle und kontroverse Themen aus Politik, Geschichte und Gesellschaft auf und richten sich an ein allgemeines Publikum. Sie informieren über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen, liefern vertiefte Informationen und leisten einen Beitrag zum gegenwärtigen Diskurs. Im Programm finden sich politische Debattenbücher, Biografien ausgewählter Persönlichkeiten der Zeitgeschichte sowie Publikationen, die sich mit relevanten Themen der Zeit auseinandersetzen. 

 
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Das Buch «Die neue Seidenstrasse – Chinas Weg zur Weltmacht» kann direkt bei Orell Füssli oder im Buchhandel bezogen werden. 

Patrick Rohr wurde von Background Tours bei der Realisierung seiner Reisen zu diesem Buch unterstützt. Patrick Rohr ist als Experte für Background Tours unterwegs. 

Während seiner Reise hat Patrick Rohr auch Entwicklungsprojekte in Kirgisistan von Helvetas besucht und dokumentiert.

 
Photobook, ReportageMiryam Abebe
je te regarde et tu dis...
George Flood-Hunt, Dompierre, mars 2020 © Thomas Kern

George Flood-Hunt, Dompierre, mars 2020 © Thomas Kern

"Das Wesentliche. Und es geht immer um das Wesentliche. Uns bleibt so wenig, mit dem wir weitermachen können. Nur die Gegenwart ist so ausgefüllt, dass sie uns komplett erscheint, und auch das ist eine optische Täuschung. Der Augenblick. Wir leben am Abgrund unserer Wahrnehmungen. Und am Rand eines jeden gelebten Augenblicks schert es die Welt ab, wie eine

Eisklippe ins Meer des Vergessens."  

Double Negative, Ivan Vladislavic[1], 2015

Mit diesem Zitat von Ivan Vladislavic beginnt Thomas Kern seinen Projektantrag für die "Enquête photographique fribourgoise" und trifft damit ins Schwarze. Es entspricht seiner Arbeitsweise, sich auf das Wesentliche zu beschränken und jede Ablenkung zu vermeiden. Vom Gegenüber verlangt er Fokussierung auf den Augenblick, Konzentration und die Bereitschaft sich selbst zu bleiben, sich keine Maske überzuziehen.  

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Für die "Enquête photographique fribourgoise" überquert Thomas Kern nicht nur den Röstigraben, sondern verlässt auch die vermeintlich festgelegten Pfade eines Fotografen. Sowohl in der Ausstellung als auch im Buch findet man Tuschzeichnungen und skulpturale Elemente. Auf die Frage warum in der Ausstellung auch Zeichnungen und Objekte zu sehen sind, reagiert der Fotograf mit Augenrollen und leichtem Kopfschütteln. Selbstverständlich stellt man sich Fragen, wenn ein Fotograf plötzlich zeichnet, diese Bilder nicht auf die gleiche Weise lesbar sind wie eine Fotografie und man eine Erklärung nach ihrer Bedeutung sucht. Die Antwort ist einfach: Eine Fotografie von Thomas Kern muss man nicht erklären, denn sie ist unmissverständlich. Aber eine Tuschzeichnung? Es scheitert an unseren Sehgewohnheiten. Darf ein Fotograf denn plötzlich auch zeichnen? Bilder, die scheinbar keine Bedeutung haben? Nicht alles lässt sich erklären – der Gedankenanstoss muss genügen. 

Immaculée Mosoba, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Immaculée Mosoba, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Natürlich ist man neugierig und möchte wissen, wie der Fotograf zu den einzelnen Menschen gekommen ist. Jean-François Haas[2] ist ein Freiburger Schriftsteller und er war eine Art Ausgangspunkt für die spannende Reise durch den zweisprachigen Kanton Freiburg. In der Serie "je te regarde et tu dis" gibt es nichts, was die Porträtierten miteinander verbindet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen kannte Kern die Protagonisten seiner Porträts vorher nicht und traf sie zum Fotografieren zum allerersten Mal, die Auswahl wollte er so weit wie möglich dem Zufall überlassen.  

Georgette Perrin-Hänggeli, Semsales, février 2020 © Thomas Kern

Georgette Perrin-Hänggeli, Semsales, février 2020 © Thomas Kern

Von rund 60 fotografierten Porträts haben es 50 ins Buch geschafft. Die Auswahl für die Ausstellung ist noch einmal konzentrierter. Das Auswahlkriterium am Schluss für die einzelnen Bilder war aber nicht nur ihre Qualität, sondern es war vielmehr das Bauchgefühl, das ausschlaggebend war. Natürlich gab es auch formale Aspekte, oder die offensichtlichen Unterscheidungsmerkmale der Porträtierten wie Alter, Geschlecht, Herkunft und die Umgebung, die entsprechend zur Auswahl beigetragen haben. Den Zugang zu seinen Bildern beschreibt Thomas Kern so: "Es ist genau diese Intensität, nach der ich suche. Die Anwesenheit eines Körpers im Raum, der ruhige Blick, die langsame Annäherung. Ich versuche eine Situation zu schaffen, in der das Machen des Bildes zum Austausch wird, in der es zwischen mir und der fotografierten Person für einen Moment keinen Unterschied mehr gibt und wir koexistieren.” 

Attila Coursin, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Attila Coursin, Fribourg, juillet 2020 © Thomas Kern

Der Fotograf und Künstler Thomas Kern wurde 1965 in der Schweiz geboren. Er absolvierte in Zürich seine Ausbildung. Ab 1989 war er als freier Reportagefotograf u.a. in Nordirland, Kurdistan, im Nahen Osten, im ehemaligen Jugoslawien und in den USA unterwegs. 1990 war er einer der Gründer der Schweizer Fotoagentur Lookat Photos. Von 1998 – 2006 lebte er als freischaffender Fotograf in San Francisco. 1997 reiste er im Auftrag der Zeitschrift Du zum ersten Mal nach Haiti. Sein grosser Bildessay über den Karibikstaat wurde 2017 von der Fotostiftung Schweiz in Winterthur gezeigt und gleichzeitig als Buch publiziert. Zweimal wurde er je mit einem Swiss Press Award und dem renommierten World Press Photo Award in den Kategorien "Daily Life, Einzelbilder" und "Daily Life, Stories" ausgezeichnet. Seine Bilder wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Zudem ist er mit seinen Arbeiten in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Schon vor Jahren begann Thomas Kern sich vom journalistischen Teil seiner Arbeit langsam zu entfernen. Die Faszination für das tatsächlich existierende Leben ist aber bis heute geblieben. 

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Ohne Titel, Tusche auf Papier © Thomas Kern

Die Kunsthalle Fri Art ist seit 1982 Produktionsort, Labor, Sprungbrett, Experimentierfeld und Treffpunkt für schweizerische und internationale Kunstschaffende und Kuratorinnen und Kuratoren. Sie zeigt jährlich 4-6 Ausstellungen und organisiert Anlässe. Sie ist Teil eines Netzwerks von Räumen für zeitgenössische Kunst und Mitglieder des Vereins Schweizer Institutionen zeitgenössischer Kunst (AISAC-VSIZK), des Verbands der Museen des Kantons Freiburg und des Vereins C, eine Verbindung professioneller Kulturorganisationen des Kantons Freiburg.

Berhanu Girma, Fribourg, mars 2020 © Thomas Kern

Berhanu Girma, Fribourg, mars 2020 © Thomas Kern

Im Jahr 1996 rief der Staatsrat auf Vorschlag der Direktion für Erziehung, Kultur und Sport die "Enquête photographique fribourgoise" ins Leben. Seither beauftragt der Kanton alle zwei Jahre eine Fotografin oder einen Fotografen mit einer Fotoreportage. Das Thema oder der Gegenstand der Reportage muss einen Bezug zum Kanton Freiburg haben (Ort, Ereignis, Persönlichkeit usw.) und bei der Einreichung des Projekts noch unveröffentlicht sein. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält für die Realisierung des Projekts ein Stipendium. Diese Initiative dient der Förderung des fotografischen Schaffens und zugleich dem schrittweisen Aufbau einer zeitgenössischen Fotosammlung zum Kanton. Die nächste Ausgabe der "Enquête photographique fribourgoise" wird im ersten Quartal von 2021 ausgeschrieben.

Ohne Titel, Acryl auf Papier, Mixed Media © Thomas Kern

Ohne Titel, Acryl auf Papier, Mixed Media © Thomas Kern

Die Galerie & Edition Stephan Witschi hat sich der Fine Art Fotografie und der Malerei verschrieben. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich insbesondere auf Positionen, die ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgen und dabei unabhängig von Trends nahezu zeitlos aktuell bleiben. In ihrem Programm, das sich durch Diversität und Gegenwartsbezogenheit auszeichnet, sind sowohl international renommierte Künstler*innen wie Jungjin Lee als auch aufstrebende Fine Art-Fotografen*innen wie Ester Vonplon, die durch Museumsausstellungen und Preise ihren Platz in der internationalen Kunstszene gefunden haben. Klare Haltungen, starke Aussagen und hohe Qualität bilden den gemeinsamen Nenner der von der Galerie vertretenen Künstler*innen, denen oftmals feinsinnig ein kritischer Geist innewohnt. 

Das Buch "je te regarde et tu dis" (ISBN 978-3-906191-16-4) kann direkt bei der Galerie & Edition Stephan Witschi oder im Buchhandel bezogen werden.

Die Ausstellung "je te regarde et tu dis" von Thomas Kern in der Fri Art Kunsthalle in Fribourg ist eingerichtet. Die Museen im Kanton Fribourg sind momentan als Teil der Massnahmen gegen die Verbreitung des Covid-19 Virus aber geschlossen. Eine mögliche Lockerung dieser Massnahmen ist frühestens für den 10. Dezember vorgesehen.

[1] Ivan Vladislavic (*1957 in Pretoria) ist ein südafrikanischer Schriftsteller. Er studierte afrikaanse und englische Literatur an der University of the Witwatersrand. Seit den 1970er Jahre lebt er in Johannesburg. Er ist Autor von Essays, Romanen und Erzählungen, gab Werke zu zeitgenössischer Kunst und Architektur heraus und schrieb Texte für Bücher der Fotografen David Goldblatt und Roger Palmer

[2] Jean-François Haas (*1952) ist in Courtaman, wo er heute noch lebt, in einer 8köpfigen Familie aufgewachsen. Er studierte am Kollegium Saint-Maurice im Wallis und schloss an der Universität Freiburg französischer Literatur, romanische Philologie und Geschichte ab. Für seinen ersten Roman "Dans la gueule de la baleine guerre" wurde er mit dem Schillerpreis ausgezeichnet.