Hotel Dolores...
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Das Kunsthaus Zofingen zeigt einen kleinen Teil der Serie "Hotel Dolores" von Manon. "Hotel Dolores" zählt zum Spätwerk von Manon, das zwischen 2008 und 2011 entstanden ist. Man könnte es auch als Schlüsselwerk betrachten.

Gleich vor dem Eingang des Kunsthauses steht Manon's Rettungsdienst, ausgerüstet mit Duftwassern wie Chanel No° 5, Champagner und natürlich auch mit den Sauerstoffgerätschaften bereit…

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Das Hotel Dolores gehörte zu seit Jahren leerstehenden, abbruchreifen Bäderhotels aus dem 19. Jahrhundert im aargauischen Baden. Mit Möbeln, Requisiten, Kostümen, Projektionen oder anderen Eingriffen inszenierte Manon kleine Environments, die dem morbiden Charm der bröckelnden Umgebung mehr als nur ein Quäntchen Schönheit und Magie abtrotzen.

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Nirgendwo anders als im Hotel findet ein derart verdichtetes Leben statt – es wird geliebt, gelacht, gehasst und gestritten. Beim Betrachten der komponierten Fotografien tauchen die Geschichten der Kurgäste, die sich im Laufe der Jahre eingeschrieben haben und des Personals auf. Auch wenn die Menschen physisch nicht anwesend sind, sind sie in den Dingen präsent.

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Die trotz ihrer genauen Inszenierung so beiläufig wirkenden Assemblagen sind kleine Stillleben von ausserordentlich malerischer Qualität. Durch überraschendes Aufeinandertreffen von Abwegigem irritieren und faszinieren sie gleichermassen, wirken anziehend und abstossend, heiter und traurig zugleich, ein Stilmittel, das Manon seit jeher pflegt.

Sylvia Mutti, artmagazine

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Mitten im grossen Ballsaal wird die Rauminstallation "Lachgas" präsentiert.

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Manon (*1946) ist in Bern geboren. In den 1960er Jahren besuchte sie die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und die Schauspielschule in Zürich. In den 1970er Jahren erlangte sie national und international Beachtung für ihre Performances, Installationen und inszenierten Fotografien, die immer um die Frage der Identität und Konstruktion von Geschlechterrollen kreisen. Zwischen 1977 und 1980 lebte sie in Paris. Während diesem Aufenthalt entstand eine der wichtigen Fotoserien "La Dame au crâne rasé". Seither lebt sie mit Unterbrüchen (Amsterdam, Berlin, New York, Genua) in Zürich.

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Die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen dauert noch bis 23. Februar 2020.

Die Fotostiftung Schweiz widmet ihr vom 24. Oktober 2020 bis 14. Februar 2021 eine Einzelausstellung.

Miryam Abebe
Die Photobastei stellt Ende Juni 2020 ihren Betrieb ein...
"Odaliske" | Lizzy Schaper für Triumph | Tanger, Marokko 1964 | © F.C. Gundlach

"Odaliske" | Lizzy Schaper für Triumph | Tanger, Marokko 1964 | © F.C. Gundlach

Der Wunsch nach Unabhängigkeit hat das Aus der Photobastei beschleunigt! Eigentlich ein toller Gedanke ein Museum und dazugehörige Kunstmietflächen unabhängig von öffentlichen Geldgebern und Stiftungen zu betreiben.

Karin Szésseky

Karin Szésseky

Seit der Gründung der Photobastei war es finanziell nie leicht. Sie versuchte, sich durch einen Angebots-Mix von Museum, Vermietung von Ausstellungsräumen sowie einem Kulturzentrum mit Gastronomie selber zu tragen. Ziel war ein kultureller Freiraum, der unabhängig von Sponsoring und Kulturförderung sich selber finanzierte. Nach fünf Jahren zeigt es sich nun, dass dies knapp, aber eben leider nicht ganz gelingt.

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben is…

8. November 2017. Fledermäuse schwärmen aus, während sich am Abend des Grand Magal Festes in der Großen Moschee in der heiligen Stadt Touba Tausende von Gläubigen zum Abendgebet versammeln. Die Moschee, in der der Körper von Amadou Bamba begraben ist, wurde am 7. Juni 1963 eingeweiht. | © Christian Bobst

Besonders der Museumsbetrieb ist grösseren Schwankungen unterworfen: Nicht jede Ausstellung kommt beim Publikum in einer Weise an, dass sie ihre Gestehungskosten einspielt. Oder aber der Sommer will einfach nicht enden, und die BesucherInnen bleiben aus. Dazu kommt der Standort am Sihlquai. Die Photobastei befindet sich im 2. und 3. Stock eines sehr alternativ geprägten Gebäudes, das kein Laufpublikum verfügt. Desshlab musste die Photobastei im Sommer jeweils drei Monate schliessen und generierte keine Einnahmen.

Zurich Diary | © Peter Bialobrzeski

Zurich Diary | © Peter Bialobrzeski

Sie war das einzige Haus für Fotografie in Zürich. Die hochstehenden Museumsausstellungen und das spezielle Konzept strahlten weit über die Landesgrenzen hinaus. Denn die Photobastei bot neben musealen Dauerausstellungen auch Mietraum für Fotografieausstellungen für Jedermann an. Ziel war es, das fotografische Schaffen in seiner ganzen Breite zwischen den Off-Spaces und den etablierten Institutionen und Galerien zu zeigen sowie die soziale Praxis des Mediums zu untersuchen. Nach einer Gewöhnungszeit fand diese offene Haltung ein treues Publikum.

Untitled 12 | GOODHOPE | © Hennric Jokeit

Untitled 12 | GOODHOPE | © Hennric Jokeit

Mit der Photobastei verliert die Fotografie-Szene einen wichtigen Begegnungsort, der viele Kontakte und Freundschaften entstehen liess. Die Ausstellungsräume ermöglichten vielen Fotografinnen und Fotografen ihre Arbeiten einem interessieren Publikum zu zeigen und/oder erstmals überhaupt eine Ausstellung zu haben.

Miryam Abebe
Habitats Abandonnés...
High Security, 2014 [Ras Beirut/Manara]This 1950s residential building was progressively abandoned in the 1980s. It remains in decay, in a high security zone. At the time we shot this picture, an apartement was transformed into a barrack for police …

High Security, 2014 [Ras Beirut/Manara]

This 1950s residential building was progressively abandoned in the 1980s. It remains in decay, in a high security zone. At the time we shot this picture, an apartement was transformed into a barrack for police forces protecting the neighboring residence of a political leader

Das Buch "Habitats Abandonnés – une Histoire de Beyrouth" hat mich neugierig auf die Arbeit von Gregory Buchakjian gemacht, insbesondere auf "Habitats abandonnés | Tableaux. 2009-2016".

Verschiedene Gründe veranlassten Gregory Buchakjian dazu 2009 das Projekt zu beginnen. Einer der wichtigsten Gründe sind wohl die Kindheitserinnerungen an den Krieg, die eigene Stadt als junger Mensch bombardiert und zerstört zu sehen, die Heimat verlassen und Zuflucht finden zu müssen. Beirut war/ist auch eine Stadt, die an Immobilienspekulationen, Missachtung von Kulturerbe und Umweltschutzgesetzen und Korruption krankt/e. All diese Umstände führten dazu, dass hunderte von zum Teil historisch wertvollen Gebäuden von ihren Bewohnern und Bewohnerinnen mit dem Ziel geräumt wurden sie dem Erdboden gleich zu machen und durch grosse Siedlungen zu ersetzen. Das Projekt war ein Mittel, um eine leise Erinnerung von dem zu bewahren, was zu verschwinden begann.

Survival, 2011 [Achrafieh/Nasra] Designed by Youssef Aftimus and Fouad Kozah, Barakat building was transformed into a fortified killing machine. In the aftermath of the war, it became an icon of Beirut's history. After an intense campaign for its pr…

Survival, 2011 [Achrafieh/Nasra]
Designed by Youssef Aftimus and Fouad Kozah, Barakat building was transformed into a fortified killing machine. In the aftermath of the war, it became an icon of Beirut's history. After an intense campaign for its preservation, the municipality acquired it in order to turn it into a museum, Beit Beirut.

Die meisten Bilder der Gebäude sind rein technisch und dokumentarisch aufgenommen und haben keine menschliche Präsenz. Die Serie "Habitats abandonnés | Tableaux. 2009-2016" hingegen hat einen performativen Ansatz. Im Bewusstsein, dass diese Räume, den Menschen mit Gewalt – durch Krieg oder Geld – genommen wurden, ist es verständlich, dass Gregory Buchakjian sie sich wieder aneignen wollte, um sie zu reinstallieren. Er hat Leute gebeten mit ihm an diese Orte zu gehen und hat sie fotografiert, als ob sie dort leben würden.

Birds,2011 [Minet Hosn] During the Battle of the Hotels, everything was falling apart, including this stained glass window. Birds started to show up through the openings. For the inhabitants, confined in the battlefield, these were the only sings of…

Birds,2011 [Minet Hosn]
During the Battle of the Hotels, everything was falling apart, including this stained glass window. Birds started to show up through the openings. For the inhabitants, confined in the battlefield, these were the only sings of hope in disastrous times.

" J'ai éliminé les présences masculines car celles-ci, dans un intérieur en ruines pouvaient évoquer des combattants - même s'il y a eu également des femmes combattantes - et me suis limité à des femmes."

Gregory Buchakjian

Auf die Frage, ob es eine Hoffnung auf bessere Zukunft gibt, gibt es mehrere Antworten. Die Anwesenheit von Frauen könne als Mittel zur Pflege und Wiederbelebung dieser Orte gesehen werden. Deshalb könne es als ein Zeichen der Hoffnung gesehen werden. Was die Situation im Land betrifft, ist komplexer. Als die Revolution am 17. Oktober 2019 ausbrach wurden alle Schulen und Institutionen während drei Wochen geschlossen. Seit November wurde die Arbeit allmählich wieder aufgenommen.

Dimitri Tarazi House, 2013 [Achrafieh/Furn el-Hayeck] Built in the early 19th century, this traditional structure, arranged around a courtyard, was transformed into a central hall mansion. It was home of Dimitri Tarazi, founder of a dynasty of craft…

Dimitri Tarazi House, 2013 [Achrafieh/Furn el-Hayeck]
Built in the early 19th century, this traditional structure, arranged around a courtyard, was transformed into a central hall mansion. It was home of Dimitri Tarazi, founder of a dynasty of craftsmen and designers of oriental furniture, known today as Maison Tarazi.

"Depuis, les manifestations ont surtout lieu la nuit. La situation au Liban est extrêmement grave et préoccupante. Nous sommes dans une crise aiguë due à une mauvaise gouvernance et une corruption monstrueuse, l'économie et le système financier sont en train de s'effondrer. Le mois de janvier s'annonce particulièrement difficile, avec de nombreuses faillites et cessations de payements. Le mouvement de contestation risque de prendre de nouvelles formes. Nous avons des mois voire des années très difficiles devant nous - on parle d'un risque de famine cet hiver - mais espérons pouvoir rebâtir le pays sur des bases plus saines, plus justes, plus tolérantes. Le mouvement de protestation a déjà généré un élan de solidarité considérable à travers la société".

Gregory Buchakjian

Iznik tiles, 2014 [Ras Beirut/Manara] Since the late 19th century, the iconic Rose House overlooks the share on the Western edge of the city. Its first floor was inhabited by Fayza el Khazem till her eviction in 2014. This picture was shot in the se…

Iznik tiles, 2014 [Ras Beirut/Manara]
Since the late 19th century, the iconic Rose House overlooks the share on the Western edge of the city. Its first floor was inhabited by Fayza el Khazem till her eviction in 2014. This picture was shot in the second floor, abandoned much earlier from its unknown tenants.

In den letzten 150 Jahren war Beirut Zeuge eines Zyklus von ungezügeltem Wachstum, Krieg, wirtschaftlichen und sozialen Krisen und Migrationsbewegungen. In diesem Gebiet, das unaufhörlich zerstört und wiederaufgebaut, zerstört und regeneriert wird, hat Gregory Buchakjian ein künstlerisches Projekt und eine Forschung über verlassene Wohnungen durchgeführt. Mit der Bestandsaufnahme von 744 Gebäuden, der Sammlung von Archiven und Zeugnissen, einer Dissertation und der Erstellung von fotografischen Tableaus mit den von durchhängenden Möbeln und Müllhaufen umgebenen Subjekten, schlägt der Prozess, der das vorliegende Buch ausmacht, neue Perspektiven auf die Stadt vor, aber auch Instrumente, um sie in Zeiten, in denen sie mit verschiedenen Formen von Gewalt konfrontiert ist, zurückzuerobern. 

Iwan 2014 [Achrafieh/Furn el-Hayeck] This is one of the earliest examples of central hall house built in Beirut in the 19th century. During the war, it was occupied by militias and badly damaged by shelling. The oriental marquetry panels decorating …

Iwan 2014 [Achrafieh/Furn el-Hayeck]
This is one of the earliest examples of central hall house built in Beirut in the 19th century. During the war, it was occupied by militias and badly damaged by shelling. The oriental marquetry panels decorating the "iwan", in the background, were completely destroyed.

Gregory Buchakjian (*1971) lebt und arbeitet in Beirut. Er ist Kunsthistoriker, visueller Künstler und Direktor der l'École des Arts Visuels à l’Académie Libanaise des Beaux-Arts. Mit der Serie "Nighthawks" kam 2006 die Fotografie dazu. Seine Arbeiten wurden in Ausstellungen (Sursock Museum, Beirut, Villa Empain-Fondation Boghossian, Brussels und anderen) und während Festivals (Noorderlicht Photofestival) präsentiert.

Passage, 2010 [Ain Mraysseh] Designed by modernist architect Karol Schayer, this building was mainly inhabited by employees of the US Embassy. After the April 18, 1983 embassy bombing, tenants moved to the other part of the city. Syrian armed forces…

Passage, 2010 [Ain Mraysseh]
Designed by modernist architect Karol Schayer, this building was mainly inhabited by employees of the US Embassy. After the April 18, 1983 embassy bombing, tenants moved to the other part of the city. Syrian armed forces occupied the building until 2005.

"Habitats Abandonnés – une Histoire de Beyrouth", Kaph Books, ISBN: 978-614-8035-12-8

Social Media Kanäle können wichtige Informationsquellen sein, gerade für Konflikte, über die wenig oder nur über offizielle staatliche Kanäle informiert wird…

Miryam Abebe2020
Jamais je ne t'oublierai...
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Je choisis des photographies qui évoquent quelque chose de déjà-vu, une pose familière, des moments heureux qui illustrent toutes ces fables racontées sur les ancêtres. Ce bonheur ritualisé au fil des évènements renvoie aux mensonges sur le mythe familial. Il évacue la matière noire liée à la famille, justement absente de ces photographies-là. 

Carolle Bénitah

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Währen dem Aufarbeiten ihres persönlichen Archivs ist Carolle Bénitah klar geworden, dass es nur wenige Bilder ihrer Eltern vor ihrer Heirat gab, eine Art ikonografische Wüste, die dadurch erklärt wurde, dass sie in den 1930er Jahren in einem Marokko geboren wurden, das noch immer ohne fliessend Wasser und Strom auskam. Sie arbeitet nicht nur ihr persönliches Archiv auf, sondern sammelt auch anonyme Fotos, die sie auf Flohmärkten kauft. Sie ist fasziniert von diesem Glück der Menschen, das auf den Fotos zu sehen ist. Menschen, die sie nicht kennt, die existierten, geliebt wurden und zum Teil verschwunden sind. Sie sind wie Geister, die ihr leise folgen, die sie nützt, um ein imaginäres Familienalbum zu konstruieren - um Erinnerungen zu wecken. 

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Die Bilder, die wie Überrest für ein paar Euro auf dem Bordstein verscherbelt wurden, weil die Erben sie nicht mehr wollten, ändern den Status durch die Bearbeitung mit Blattgold. Carolle Bénitah verstärkt die Projektionsmöglichkeit um eine vielfaches in dem sie vor allem die Gesichter mit Blattgold abdeckt. Die goldene, flache Oberfläche wirkt wie eine Verödung und gleichzeitig wie ein Spiegel, der die eigene Fläche, das Gesicht reflektiert. 

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Um die Faszination des idealen Glücks zu brechen, notiert Carolle Bénitah am unteren Rand der Fotos in diesem imaginären Album eigene und zum Teil schmerzhafte Erinnerungen, die von der Schwierigkeit erzählen ein solch glückliches Leben wie auf den Bildern aufzubauen. Sie tippt diese Erinnerungen auf einer Tastatur, deren Tasten wegen eines Kaffees, den sie versehentlich verschüttet hat, unbrauchbar sind – genau wie Hölderlin, der freiwillig einige Saiten seines Klavieres entfernte und spielte, ohne zu wissen, welche fehlen. Dadurch werden die Erinnerungen, die sie erzählt undurchsichtig und für die Lesenden unverständlich. 

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Die Verwendung der Bilder ist eine Möglichkeit, stellvertretend zu leben und ein Traum(Leben) wiederherzustellen. Das Blattgoldverfahren schafft Gedächtnislücken und Distanz, so dass sie sich nicht von der Lüge täuschen lässt, die sie zeigen. Die Arbeit an diesen Fotos ermöglicht es einen, um dieses ideale Familienleben zu trauern.  Die Aufarbeitung alten Fantasien über diese Projektionen und deren Demontage macht diesen symbolischen Tod erträglich. 

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Das Buch, viel mehr ein edles Ringbuch, das an ein Fotoalbum erinnert, wurde von Laura Serani kuratiert und von Teresa Piardi (Maxwell Studio) gestaltet. Carolle Bénitah hat einen poetischen Text über die Art und Weise wie sie mit alten Fotos arbeitet und Laura Serani einen kunsthistorischen Text geschrieben.

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Carolle Bénitah (*1965) ist in Casablanca geboren, heute lebt und arbeitet sie in Marseille. Nachdem sie die Ecole de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne absolvierte, wandte sie sich 2001 der Fotografie und beschäftigte sich mit der Erinnerung, der Familie und den Lauf der Zeit. Sie kombiniert alte Familienschnappschüsse mit handgefertigten Akzenten aus Stickereien, Perlen und Tuschzeichnungen. Damit versucht sie ihre Geschichte als Tochter, Ehefrau und Mutter neu zu interpretieren.

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L'Artiere Edizioni ist ein junger Verlag, der sich auf Fotobücher spezialisiert hat, die sich durch hohe Qualität seiner Produkte auszeichnen. Der Verlag wurde 2013 aus einer Idee von Gianluca und Gianmarco Gamberini gegründet. L'Artiere Edizioni sind auf die Präsentation von Fotokollektionen spezialisiert und glauben an das Konzept der Qualität und der Achtung vor jedem Detail des Endprodukts. L'Artiere Edizioni widmen sich der Schaffung von ästhetisch ansprechenden und langlebigen Bänden, die sich nicht nur an erfahrene Fotografen oder Sammler richten, sondern auch an Fans oder Menschen, die einfach nur in die Welt der zeitgenössischen Fotografie eintauchen wollen. Leidenschaft, Engagement, technisches Wissen und handwerkliches Können sind die Eckpfeiler ihres Geschäfts. Hinter L'Artiere Edizioni steckt die Erfahrung von Grafiche dell'Artiere, die ein sehr hohes Mass an technischem Know-How und umfangreicher Erfahrung im Druckbereich an den jungen Verlag weitergegeben hat.

Miryam Abebe
Ausgerechnet Myanmar - im Gespräch mit Lukas Birk...
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Welcome to my universe. When I get a phone call from someone far away, outside my universe, I feel like vomiting Every moment is difficult. It's not easy for me to think.  It's not easy for me to sleep, to talk
It's not even easy for me to drink I don't enjoy life. It's too difficult to enjoy life. My doctor, she has a sweet smile. Her pretty smile becomes shy when I joke with her. She says my blood chemistry is dependent on alcohol. I found my own universe through the hospital window. In my universe there is a car park and toddy palm trees. I am haunted by my hallucinations. To feel better I produce artworks; photographs or drawings. If I'm not busy making art, I dream of a white dog and big elephant. I am too shy to communicate. I need to drink to be talkative. I made my father cry begging me to stop drinking. He is the only one who accepts me. Everyone else has left. My grandparents live in Dawei. The first time I went there was to study at university. Everyone said I was so smart. The second time I went to stop drinking. And everyone pitied me. At home in Dawei, I was on CCTV. They were everywhere at home. It took 6 cameras to look after me. I know myself. I am an artist. But that is not enough for me to live for. I just want to live until 30. Why would I need to live more?

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Im Gespräch mit Lukas Birk

Wie kommt es, dass du dieses Projekt gerade in Myanmar machst?
Ich habe in den letzten 10 Jahren Archivierungsprojekte in Afghanistan, Pakistan und Indien gestartet. Myanmar hat mich um 2013 sehr interessiert da sich das Land in viele Richtungen geöffnet hat. 

Wie kamst du auf die Idee ein solches Projekt umzusetzen?
Die einzelnen Teile des Myanmar Photo Archive haben sich aus der Not heraus ergeben. Da es keine Archive dieser Art in Myanmar gab, habe ich eines angefangen. Da es keine historischen Ausstellungen über Fotograf gab, habe ich solche erstellt und da es kein Fotobuchkultur gab, dachte ich lass es uns probieren lokal Bücher zu produzieren. Eines hat zum nächsten geführt.

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Wie kommst du zu den Fotografinnen und Fotografen?
Ich habe über 3 Jahre mit Fotografen Gespräche geführt und langsam ein grösseren Pool an alten Fotostudios ausfindig gemacht. Die Jungen Fotografen sind Teil einer recht kleinen Szene und da kennt man sich recht gut. BayBay war zum Beispiel in einem Fotoworkshop den ich in Yangon gehalten habe und ihr Arbeit hat mir ganz einfach sehr gut gefallen.

Wie und nach welchen Kriterien wählst du die verschiedenen Personen (Fotografinnen, Drucker, usw.) aus?
Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Entweder gefällt mir die Arbeit so gut oder es ist eine Geschichte die in dieser Form in Myanmar noch nie gezeigt wurde. Es ist eigentlich eine Gefühlssache. Die Drucker mit denen ich lokal arbeite sind hochmotiviert und haben Spass daran neue Objekte zu erstellen.

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Wie finanzierst du das Projekt?
Das ist ganz unterschiedlich. Für die ersten Jahre war es völlige Eigenfinanzierung. Später hatte ich einen Zuschuss von der British Library für die Digitalisierung einer Kollektion und grosse Unterstützung vom lokalen Goethe Institut. Die nächste grosse Etappe ist es ein Online Archiv zu kreieren, dafür konnte ich nun die EU also Sponsor gewinnen.

Welche Herausforderungen musstest du meistern, um die Kulturunterschiede zu schmälern?
Eigentlich keine. Meine Arbeit ist in vieler Hinsicht ein Model, welches zeigt, dass wenn es um Kreativität und visuellen Ausdruck geht, wir recht wenig globale Differenzen haben. Ich bin eher jemand der auf Gemeinsamkeiten aufmerksam macht, um dadurch die Unterschiede zu schätzen.

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Myanmar Photo Archive
Das Myanmar Photo Archive (MPA) wurde 2013 ins Leben gerufen, basierend auf der Grundidee, ein Archiv für myanmarische Fotografen zu schaffen. Inzwischen umfasst die Sammlung von 1890 bis 1995 rund 20.000 Fotografien, Negative und Fotoobjekte. Mit Ausstellungen, einer Online-Präsenz und einem Publikationsprogramm, Die MPA versucht, das Bewusstsein für die reichhaltige fotografische Vielfalt Myanmars zu schärfen. Kultur, sowohl lokal als auch international.

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Bay Bay
Nay Thet Thet Thet Nway produziert seit mehr als vier Jahren Fotoarbeiten unter dem Namen Bay Bay. Nachdem sie an der Dawei Technological University Electrical Power studiert hatte, wurde sie Fotojournalistin. Später arbeitete sie im Mayco Photo Studio, wo sie ihren kreativeren visuellen Stil zu entwickeln begann. Heute arbeitet sie als freiberufliche Fotografin und seither mehrfach ausgestellt wurde. Ihre Arbeiten wurden auch am Yangonre Photo Festival (grösstes Fotofestival in Myanmar) präsentiert.

Miryam Abebe
Der Experimentierfreudige….
Giesser, Martigny, 1956 | © Hugo Jaeggi | Fotostiftung Schweiz

Giesser, Martigny, 1956 | © Hugo Jaeggi | Fotostiftung Schweiz

In der Druckereihalle im Ackermannshof in Basel ist – 15 Monate nach dem Tod – eine umfangreiche Ausstellung zu Hugo Jaeggi zu sehen. Die Ausstellung gibt einem interessierten Publikum einen Einblick in das Werk des Solothurner Fotografen Hugo Jaeggi. Die analogen Schwarzweissfotografien sind nach thematischen und ästhetischen Gesichtspunkten gegliedert und zeigen insbesondere Hugo Jaeggis Faszination für den Menschen in unterschiedlichen Situationen. Einprägend sind besonders die Arbeiten, die in einer ausgeprägten künstlerischen Handschrift besondere Stimmungen hervorrufen und an Traumwelten erinnern. Ergänzt werden diese Arbeiten mit Bildern des Alltags im Belarus und rund zwölf Jahre nach der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl. Die Schwarzweissfotografien werden mit Farbfotografien, die von einer experimentellen und schöpferischen Entdeckungs- und Schaffensfreude zeugen. 

Katze zensuriert in der Ausstellung Minsk und im Katalog

Katze zensuriert in der Ausstellung Minsk und im Katalog

Mit Produktefotografie und einige Zeit als (Industrie)Fotograf bei von Roll konnte er zum Teil seine freien Projekte finanzieren. In Langzeitprojekten portraitierte er Peter G., Trudy R. und andere – von den meisten sind Bilder in der Ausstellung zu sehen. Andere freie Projekte realisierte er auf Reisen mit dem Journalisten Peter Jaeggi (sie sind nicht verwandt) in Guatemala, Indien, in Ländern Afrikas und in Osteuropa. Eine Malaria-Reportage von Peter Jaeggi führte ihn zusammen mit dem ehemaligen Tropeninstitut-Direktor Marcel Tanner nach Tansania. Die Bilder dieser Reportage sind heute noch im Tropeninstitut zu sehen. Einige Bilder der Belarus-Reise mit Peter Jaeggi wurden hingegen vom damaligen Regime zensiert – eines der zensierten Bilder ist in der Ausstellung zu sehen. 

Minsk, 1997

Minsk, 1997

Im Film "Hugo Jaeggi – Zudem ist der Traum oft Realität genug" erzählt Hugo Jaeggi wie die Portraits von Peter G. entstanden sind. Er habe Peter G. hinter eine Glasscheibe gesetzt und mit einer Gabel das Glas geritzt bis genau das Bild so war wie er es sich vorgestellt hatte. Hugo Jaeggi spricht auch über sein gespaltenes Verhältnis zu seinem Vater und wie er ein Bild, das er kurz vor dessen Tod gemacht hat, in seinem Teich unter einer Eisschicht platzierte und es so fotografierte. 

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Erst mit etwa 65 Jahren hat Hugo Jaeggi mit Digitalfotografie begonnen und experimentierte seither mit Farbfotografie – ein paar Bilder sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen. Die meisten Bilder sind in seinem Garten entstanden - oft richtete er die Linse in Teich im Garten. 

Muottas Muragel, Engadin, 1995 | © Hugo Jaeggi | Fotostiftung Schweiz

Muottas Muragel, Engadin, 1995 | © Hugo Jaeggi | Fotostiftung Schweiz

Hugo Jaeggi (1936 – 2018) wuchs in Solothurn auf und absolvierte eine Lehre als Fotograf bei Ernst Räss. 1957 machte er Stages bei Gertrude Fehr und Yvan Dalain an der Fotoschule Vevey (CEPV). 1958/59 war er Kameramann beim Schweizer Fernsehen, er machte 1960 die Meisterprüfung. Seither war er freischaffender Fotograf in Basel. Seine Arbeiten wurden mehrfach in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert (Fotostiftung Schweiz, Winterthur, BelleVue, Basel, Ausstellungsraum Klingental, Basel, Kunstmuseum Solothurn, Das verborgene Museum, Berlin und andere) und ausgezeichnet (Kunst- und Kulturpreis Kanton Solothurn, Fotoforum PasquArt Biel, Fotopreis Kanton Bern und andere). Bis 2016 wurden auch einige Bildbände veröffentlicht, darunter "Hugo Jaeggi. Nahe am Menschen: Fotografien" im Benteli Verlag von Peter Jaeggi und Peter Pfrunder (Hg.). Wenige Exemplare von "Hugo Jaeggi. Nahe am Menschen: Fotografien" sind noch bei Peter Jaeggi erhältlich. 

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Die ehemalige Druckereihalle wird von zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden genutzt, weil sie Vieles zulässt und kaum Vorgaben macht. Der Saal im hinteren Gebäudeteil ist das Herzstück für öffentliche Veranstaltungen und ausgewählte Projekte. Eigen- und Gastproduktionen sollen Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft ausloten und fliessend gestalten, überwinden, vernetztes, reflektiertes Denken und kritisches Wahrnehmen möglich machen. Improvisation und Professionalität sollen hier genauso Platz finden wie Diskussion, Bewegung und Dokumentation. 

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Das Philosophicum möchte ein Ort der schöpferischen Musse sein: für individuelle Arbeitszusammenhänge, persönliche Begegnungen und für die gemeinsame Suche nach Antworten auf Fragen unserer Zeit. Alle Fragen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft können Gegenstand der Auseinandersetzung werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf existenziellen, sozialen und spirituellen Erkenntnis- und Lebensfragen der Gegenwart. Bei der Gestaltung und Umsetzung der thematischen Schwerpunkte wird von verschiedenen Formen der sozialen und künstlerischen Vermittlung Gebrauch gemacht. Personell wie thematisch ist das Philosophicum ein offener Werdeprozess. Im Philosophicum entfaltet jede und jeder Mitwirkende eine eigene Forschungs- und Kulturtätigkeit. Daraus können sich gemeinsame Forschungs-, Bildungs- und Kulturinitiativen entwickeln. Zukunfts- und ergebnisoffene, sich aktuell entwickelnde Prozesse gehören zum Kernanliegen des Philosophicums.

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Die Ausstellung "Hugo Jaeggi – Fotografie" ist noch bis 15. Dezember 2019 in der Druckereihalle im Ackermannshof in Basel zu sehen.

Der Film "Hugo Jaeggi – Zudem ist der Traum oft Realität genug" ist bis am 16. Dezember 2019 in der Mediathek von SRF abrufbar.

Miryam Abebe
Spannende Einblicke...
Nightshift, 2014 - 2015 | Myriam Boulos

Nightshift, 2014 - 2015 | Myriam Boulos

Die Ausstellung "Liban Réalités & Fictions" im Institut du Monde Arabe anlässlich der dritten Biennale des Photographies du Monde arabe contemporain einen spannenden Einblick in die Welt des Libanon. Die Jahre des Bürgerkriegs im Libanon (1975-1990) hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die Fotografen. Die Notwendigkeit, die Erinnerung an ein verlorenes architektonisches Erbe zu bewahren, die Stigmata des Konflikts zu zeigen, schien im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Bemühungen zu stehen. Die neue Generation von Fotografen und Fotografinnen bewahrt einige Erinnerungen, greift aber neue Themen auf. Im Institut du Monde Arabe sind bereits anerkannte Fotografen und Fotografinnen und solche, die in Frankreich noch wenig gezeigt wurden zu entdecken. 

Nightshift, 2014 - 2015 | Myriam Boulos

Nightshift, 2014 - 2015 | Myriam Boulos

Nightshift konzentriert sich auf Partys, die in den Industriegebieten von Beirut stattfinden. Diese Orte sind soziale Blasen der Generation von Myriam Boulos, die Beiruts Mainstream-Bling-bling entgegenstehen. Sie folgt jungen Frauen, die auf einmal stark und dennoch zerbrechlich, entschlossen und verletzlich wirken. Wie sie verändern sich diese Frauen in einer Gesellschaft, die sich ständig weiterentwickelt. Dieses Projekt fragt nach dem Platz der Frau in einer patriarchalischen kapitalistischen Gesellschaft, in der Selbstentdeckung, Selbsterhaltung und Widerstand in verschiedenen Formen auftreten.

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Seit 1975 erlebt der Libanon Konflikte und Unsicherheiten. Lamia Maria Abillama brachte Frauen verschiedener sozialer Schichten und Altersgruppen zusammen. Sie bat sie, sich in Militäruniformen zu stellen und eine defensive Haltung einzunehmen. Sie sind täglich mit Bedrohungen konfrontiert, die mit der politischen Instabilität des Landes und der Diskriminierung von Frauen zusammenhängen. Sie stellen sich der Situation, die Blicke sind von Angst geprägt, spiegeln aber dennoch eine starke Kraft wider. Lamia Maria Abillama wendet sich mit ihrer Arbeit direkt an Politiker, um mit Nachdruck eine Zukunft des Friedens zu fordern. 

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Vicky Mokbel ist Architekturliebhaberin und Beobachterin. Im April 2015 fokussierte sie sich auf das libanesische Elektrizitätsgebäude (EDL) im Stadtteil Mar Mikhael Beiruts. Das Gebäude erzählt die Geschichte eines Landes. Die Fassade ist in ihrem Erscheinen vernachlässigt, fast monochrom und hat seit seiner Konstruktion in den 70er Jahren keine Entwicklung erlebt – es hat keine Zukunft. Zu ihrer grossen Überraschung war das Gebäude gegenüber identisch: Gleiche Farben, gleicher Verfall. Im Inneren spiegelte eine verlassene Wohnung das bedauernswerte Strommanagement des Landes wider. Es scheint, dass der Zustand der EDL die Nachbarschaft verunreinigt hat. 

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Tanya Traboulsi ist zwischen dem Libanon und Österreich aufgewachsen. In Form von Diptychen erzählt sie über ihre Rundreisen zwischen zwei Kulturen. Die Reisefreiheit steht im Mittelpunkt ihres künstlerischen Ansatzes. Sie hat sich von den Einschränkungen der üblichen Fotokamera befreit, um mit ihrem Handy die Momente einer Identitätssuche festzuhalten. Sie schafft es, Verbindungen zwischen zwei sehr unterschiedlichen Welten herzustellen. Die Sorgfalt bei der Komposition und Beherrschung der Lichtverhältnisse bereichert den Dialog zwischen den urbanen Ansichten des Libanon und den idyllischen Landschaften Österreichs. 

Underbelly, 2017 | Lara Tabet

Underbelly, 2017 | Lara Tabet

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Die Installation von Lara Tabet wird wie ein Krimi präsentiert, der den Betrachter einlädt, der Reise eines Serienmörders in Beirut zu folgen. Das grossformatigen Bilder zeigen Tatorte, in denen Frauenkörper im urbanen Raum liegen. Die Dunkelheit verstärkt die Dramatik der Szenerie und verunmöglicht die Identifizierung der Personen. Die Bilder werden mikroskopischen Ansichten forensischer Beweise vom Tatort gegenübergestellt. Lara Tabet bezieht sich auf die Geschichte der Fotografie und ihre Verbindung zur Kriminologie. Die Aufnahmen sind notwendige Werkzeuge zur Mordaufklärung. Gleichzeitig haben sie aber auch die Form einer Performance, die es Lara Tabet ermöglicht und dazu bringt, verbotene Orte zu erkunden. 

Recueil, 2012-2013 | Caroline Tabet

Recueil, 2012-2013 | Caroline Tabet

Die Serie "Recueil" von Caroline Tabet zeigen Bilder von zufälligen Begegnungen an verschiedenen Orten wie in einer ehemaligen Textilfabrik in Beirut, in Ruinen eines Bergdorfes im Libanon. Caroline Tabet arbeitet mit Negativen, die sie mit verschiedenen Techniken manipuliert. Die Motive der Fotografien verbergen sich hinter den vielfältigen Interventionen als diffuse Erinnerungen. Dieser Prozess der Transformation entfernt das Bild von der unmittelbaren Realität und eröffnet eine sehr persönliche Interpretation ihrer Verbindung zum Libanon. 

I Can't Recall the Edges​, 2016-2019 | Catherine Cattaruzza

I Can't Recall the Edges​, 2016-2019 | Catherine Cattaruzza

"Die Einöden, verlassenen Baustellen, die Zerstörung durch Krieg sind alles urbane Landschaften, die das Gehirn meines Kindes aufgenommen hat. Ich habe nur wenige Monate Zeit, um im Libanon anzukommen; alles, was ich heute noch habe, sind mehr oder weniger genaue Erinnerungen an fehlende Fotos und zweifellos eine Faszination für Gebiete im ständigen Wandel." Es ist diese verschwommene Erinnerung an die Vergangenheit, die Catherine Cattaruzza mit Hilfe eines bestimmten Protokolls - der Verwendung veralteter Filme - wiederherstellt, dass das Bild der Realität, insbesondere ihre Farben, erheblich verzerrt. Aber es bedeutet auch, sagt sie, "Chancen in den Mittelpunkt meines Arbeitsprozesses zu stellen und auf der Zerbrechlichkeit des Staates zu bestehen, in dem sich Beirut noch immer befindet". 

Nightshift | Myriam Boulos

Nightshift | Myriam Boulos

Miryam Abebe
Das Treibhaus...
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Das Gewächshaus wird im Gartenbau manchmal auch als Zwangshaus bezeichnet. Die Kunst etwas zum Wachsen zu zwingen wo es eigentlich nicht hingehört fasziniert Jane Brown. Inspiriert von der Art und Weise wie das Licht bricht und mit Glas, Dampf und Pflanzen und einer anhaltenden Faszination für das Botanische hat sie sich nach einem Besuch im Tropenhaus im botanischen Garten der Universität Basel entschieden diese Arbeit umzusetzen. Weitere Bilder entstanden im botanischen Garten Zürich, im Jardin botanique de Neuchâtel und auf der Isola di Brissago bei Locarno. 

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Ausgehend von der Kunst von Karl Blossfeldt und Albert Renger-Patzsch beschäftigt sich das Werk mit der Geschichte der Fotografie in ihrer Darstellung und Interpretation von Naturformen, die gleichzeitig aber auch die Resonanz des Ortes hervorrufen. 

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Die Serie besteht aus rund zwanzig Silbergelatine Finartprints. Mit dem Wunsch nach Kantrolle und Autorenschaft entwickelt und druckt Jane Brown die Bilder selbst. Sie mag den Zufall, der in der Dunkelkammer herrscht und die Arbeit beeinflusst. Der Papierfarbton ist warm und wird durch einen warmtonigen Entwickler unterstrichen, sodass der Farbton ins Grüne geht. Im Gegensatz zu den gebrochenen Oberflächen im Gewächshaus ist die Papieroberfläche bewusst matt gewählt, dass sie das Licht absorbiert und nicht reflektieren kann. Dies verleiht den Bildern eine weiche, tintenreiche Qualität, die der Druckgrafik ähnlich ist. 

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Jane Brown ist in Kuwait geboren und lebt und arbeitet heute in Melbourne. In ihrer Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der Fotografie, der Melancholie der Erfahrung, der emotionalen Resonanz des Ortes sowie literarischen Einflüssen, insbesondere der Arbeit von Winfried Georg Sebald und Oliver Sacks. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen (Arts West, University of Melbourne, Riddoch Gallery, Mt Gambier, South Australia, Stills Gallery, Sydney, Horsham Regional Art Gallery, Victoria und andere) präsentiert und sind in Sammlungen (National Gallery of Victoria, Art Gallery of New South Wales) vertreten.

Miryam Abebe
Diesseits...
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Das Val Curciusa ist eines der wenigen verbliebenen alpinen Hochtäler der Schweiz, in welchem weder Wasser gefasst wird noch ein Fahrweg existiert. Es ist nur zu Fuss zugänglich. Durch das Fehlen von Eingriffen der Zivilisation ist die Zeit in dieser Hochebene relativiert. Diesen Ort habe ich aufgesucht um im Gelände aus Pflanzen, Tieren, Schatten und Steinen Photogramme zu erstellen. Abbildungen von dem Sommer 2018, mit Licht gezeichnet auf den über 100-jährigen Cellofix Postkarten. 

(Aus einem Text der Serie Val Curciusa von Ester Vonplon)

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Nebst Arbeiten aus der Serie "Val Curciusa" werden Bilder raus ihrer neusten Serie "Die letzte Schneeflocke" präsentiert. Dafür verbannt Ester Vonplon Schneeflocken auf Objektträger und hält deren letzte Momente unter dem Mikroskop fest. Die Bilder zeigen die Formenvielfalt und Zerbrechlichkeit von Schneeflocken.

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Ester Vonplon gelingt es die Schönheit der kargen Natur auf beeindruckende Weise in Bildern festzuhalten. Sie weckt Entzücken über die leisen feinen Töne und die Zartheit der Bergpflanzenwelt und der steinigen Landschaft. Die Schneemassen in den Bergen verlieren ihre Grausamkeit und werden zu sanften, zerbrechlichen Schneeflocken.

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Ester Vonplon (*1980) ist in Schlieren geboren und lebt und arbeitet heute in Castrisch in der Surselva. Von 2004 – 2007 besuchte sie die Fotoschule am Schiffbauerdamm (Neue Schule für Fotografie) und erlangte 2013 an der ZHdK einen Master Fine Arts. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und Festivals (Bündner Kunstmuseum, Biennale de la Photographie Mulhouse, Kunstmuseum Thun, Galerie Vu, Paris, Kunstraum Kreuzberg, Bethanien, Berlin und anderen) präsentiert und ausgezeichnet und gefördert (Manor Kunstpreis Graubünden, The Arctic Circle Residency, The Farm Inc. New York, Annemarie Schindler Stiftung und anderen).

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Die Galerie & Edition Stephan Witschi hat sich der Fine Art Fotografie und der Malerei verschrieben. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich insbesondere auf Positionen, die ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgen und dabei unabhängig von Trends nahezu zeitlos aktuell bleiben.

Die Ausstellung "Diesseits" ist bis 23. November 2019 in der Galerie & Edition Stephan Witschi in Zürich zu sehen.

Miryam Abebe
Hotel Orient...
Hotel Orient, 2019 | 25x20 cm, Lambda-Print, Edition 5+2 AP | ©Sissi Farassat

Hotel Orient, 2019 | 25x20 cm, Lambda-Print, Edition 5+2 AP | ©Sissi Farassat

"Hotel Orient" die aktuelle Ausstellung von Sissi Farassat in der Bildhalle in Zürich und der Name eines Stundenhotels an bester Lage in Wien… "Das Orient ist ein Ort, an dem Sehnsüchte gestillt und wieder neu entfacht werden, ein ums andere Mal." 

Tanja II, 2018 | 40 x 50, C-Print with Threads, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Tanja II, 2018 | 40 x 50, C-Print with Threads, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Genau diesen Ort hat Sissi Farassat genutzt, um Frauen, zumeist aus ihrem engeren Freundinnenkreis in sogenannt typisch weiblichen Posen aufzunehmen. Sie hat kurze Augenblicke festgehalten und sichtbar gemacht. Mit feinen Stickereien legt sie einen zarten Schleier darüber und verhüllt das Offensichtliche und verleiht dem Bild eine Prise Erotik. Sie weckt eine leise Sehnsucht, die gestellt werden will, … 

Stay, 2019 | 20 x 25 cm, C-Print with Swarovski stones, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Stay, 2019 | 20 x 25 cm, C-Print with Swarovski stones, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Das Verknüpfen von Fäden und das (Wieder)Verhüllen scheint wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten zu führen - der Schleier bekommt in ihren Arbeiten eine völlig andere Bedeutung, als die sie im Abendland oft gedeutet wird. Das aufwändige Besticken mit Glasperlen, feinen Gold- und Silberfäden der Fotografien wiederspiegelt nicht nur die persönliche Geschichte von Sissi Farassat, sondern nimmt auch das Erbe der persischen Teppichknüpfkunst und Stickerei und der Tradition des Wiener Kunsthandwerks und Designs auf. 

Mirror Mirror | C-Print with Swarovski Stones, 10 x 14 cm, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Mirror Mirror | C-Print with Swarovski Stones, 10 x 14 cm, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Sissi Farassat (*1969) ist in Teheran geboren und übersiedelte 1978 mit ihrer Familie nach Wien, wo sie bis heute als freie Künstlerin und Fotografin tätig ist. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet (Startstipendium des Bundeskanzleramtes, N.Y. Stipendium des Bundeskanzleramtes, Goldene Venus CCA (creativ club austria). Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen (Viktor Bucher, Wien, Edwynn Houk Gallery Zürich und New York) präsentiert. 

Contact Sheet #54, 2017 | 30 x 24 cm, C-Print with Threads, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Contact Sheet #54, 2017 | 30 x 24 cm, C-Print with Threads, Unique Piece | ©Sissi Farassat

Die Bildhalle ist eine Galerie für klassische und zeitgenössische Fotografie. Die Bildhalle wurde 2013 von Mirjam Cavegn gegründet und stellt sich bewusst der Verantwortung einer langen Schweizer Tradition gegenüber der Fotografie und ihrer Vermittlung als künstlerisches Medium und vertritt entsprechend konsequent herausragende Positionen des 20. Jahrhunderts und der zeitgenössischen Fotokunst. 

Die Ausstellung "Hotel Orient" von Sissi Farassat dauert bis 24. November 2019.

Miryam Abebe
Unseen - Robert Frank
White Tower, New York 1948 © Robert Frank . Courtesy Sammlung Fotostiftung Schweiz, Winterthur

White Tower, New York 1948 © Robert Frank . Courtesy Sammlung Fotostiftung Schweiz, Winterthur

Als ob es die Leute vom C/O Berlin gewusst haben… Wenige Tage nach dem Tod Robert Franks wurde die Ausstellung eröffnet. Unseen ist eine Hommage an Robert Frank, der viele Fotografinnen und Fotografen in ihrer Arbeit beeinflusst und gar dazu gebracht hat, diesen Weg einzuschlagen… 

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In "unseen" sind Bilder zu sehen, die es nicht geschafft haben in "The Americans" zu erscheinen. Für "The Americans" hat Robert Frank tausende von Kilometern zwischen der amerikanischen Ost- und Westküste zurückgelet und dabei fast 30'000 Aufnahmen gemacht. Diese Schwarzweissbilder aus einer Mischung von Tagebuch, Gesellschaftsportait und fotografischem Roadmovie haben Generationen von Fotografinnen und Fotografen geprägt. Die schrägen Einstellungen, angeschnittene Figuren und die Bewegungsunschärfen läuteten einen neuen fotografischen Stil, der die Nachkriegsfotografie nachhaltig veränderte. 

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Es sind nicht nur Bilder aus Amerika zu sehen, sondern auch Aufnahmen, die auf Reisen durch Europa und Südamerika entstanden sind. "Unseen" zeigt die erzählerische Kraft der Bildsprache Robert Franks. 

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Robert Frank wurde 1924 in Zürich geboren. Als ausgebildeter Fotograf reiste er 1947 zum ersten Mal nach New York, wo er im Studio von Harper’s Bazaar eine Anstellung fand. Einige Jahre pendelte er zwischen Europa und den USA. 1950 wurde er von Edward Steichen eingeladen, an der Gruppenausstellung 51 American Photographers im Museum of Modern Art in New York teilzunehmen. Er arbeitete als Freelancer für Magazine wie LifeMcCall’sLook und Vogue und erhielt 1955 als erster Europäer ein Stipendium der renommierten Guggenheim-Stiftung, um eine umfassende Bildreportage über die USA zu fotografieren. Aus ihr resultierte das berühmte Fotobuch The Americans (1959), nach dessen unerwartetem Erfolg Frank sich dem Film zuwandte. Spätere Arbeiten verbinden die Polaroid-Technik mit autobiografischen Textfragmenten. Sein jüngstes Buch Good Days Quiet hat er dieses Jahr, im Alter von 95 Jahren, herausgebracht. Franks Fotografien wurden weltweit ausgestellt, wie zuletzt auf dem Fotofestival Les Rencontres d’Arles (2018), in der Albertina, Wien (2018), in The Art Institute of Chicago (2017), im Museum Folkwang, Essen (2014) sowie in der Tate Modern, London (2004). Sein Filmwerk wurde 2009 bei C/O Berlin gezeigt. Robert Frank lebte in New York und im kanadischen Nova Scotia, wo er am 9. September 2019 verstarb.

Die Ausstellung im C/O Berlin dauert noch bis 30. November 2019.

Nachtrag: Die Ausstellung im C/O Berlin wurde von von der Fotostiftung Schweiz konzipiert. Alle Exponate stammen aus den Beständen der Fotostiftung Schweiz. Die Ausstellung wird in leicht angepasster Form vom 6. Juni - 11. Oktober 2020 in der Fotostiftung zu sehen sein.

Miryam Abebe
amour(s)...
© Pixy Liao, Experimental Relationship (2007-2019)

© Pixy Liao, Experimental Relationship (2007-2019)

NO’PHOTO – Biennale de la Photographie – Genève
Amour(s) – Arcoop Wall Project – Festival de photographie 

Judith Affolter, Jacob Aue Sobol, Vincent Beeckman, Koos Breukel, Denis Dailleux, Claudine Doury, Matthew Finn, Julian Germain, René Groebli, Elin Høyland, Sandra Hoyn, Annie Hsiao-Ching Wang, Steeve Iuncker, Josh Kern, Pixy Liao, Sandra Mehl, Stefanie Moshammer, Sakiko Nomura, Laura Pannack, Max Pinckers, Bernard Plossu, Laurence Rasti, Alisa Resnik, Jean Revillard, Christer Strömholm, Stéphane Winter

© Sandra Hoyn, Jenny's Soul (2011)

© Sandra Hoyn, Jenny's Soul (2011)

En partenariat avec No’Photo, l’Association Espace JB présente les travaux de 26 photographes suisses et internationaux dans un espace étonnant : le bâtiment industriel ARCOOP à Carouge, construit en 1958 par les architectes Honegger Frères pour accueillir des artisans. La visite vaut clairement le détour.  

© Christer Strömholm, Les amies de la place Blanche (1958-1968)

© Christer Strömholm, Les amies de la place Blanche (1958-1968)

On est invités à parcourir les étages du bâtiment aux portes colorées, pour découvrir les projets. Comme le titre de l’exposition l’indique, tous les travaux présentés se développent autour du thème de l’amour. Amour ou amours, dans toutes leurs modalités. Dans le sens de relations émotionnelles, de contacts, d’amitiés. Les liens qui se tissent, unissent.

© Laurence Rasti, There are no Homosexuals in Iran (2014-2016)

© Laurence Rasti, There are no Homosexuals in Iran (2014-2016)

L’attachement, mais bien sûr aussi le détachement. L’impossible. Le jugement.

Le corps aimé, approché, idéalisé, de même que le corps rejeté, humilié, abîmé. 

Au-delà des corps, des traces et des présences, l’objectif documente ce qui est de l’ordre de l’intime et de l’impalpable. Certains travaux datent des années 60, d’autres sont encore en cours. Les approches sont variées, les regards sensibles. 

© Elin Høyland, The Brothers (2001-2007)

© Elin Høyland, The Brothers (2001-2007)

Amour(s) est la première édition du festival de photographie Arcoop Wall Project, initié par Irène Attinger et Jorg Brockmann. L’exposition est à voir jusqu’au 13 octobre 2019. 

Bâtiment ARCOOP, 32 rue des Noirettes, 1227 Carouge, Suisse.

Entrée gratuite tous les jours de 8h à 19h. 

Conférence le 10 octobre à 18h30 à ARCOOP : Le cerveau amoureux, organisée par le Centre interfacultaire en sciences affectives de l’Université de Genève.

 

 

 

Pauline Guex
Salon des refusés…
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"Mit der gleichen Wahrheit habe ich mich entschieden, sie zu fotografieren und sichtbar zu machen, was sie sowohl künstlerisch als auch emotional hervorrufen. Manchmal liegend oder stolz stehend, erzählen uns die ungeliebten Fläschchen die Launen der vergangenen Liebe."

Christelle Boulé 

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Mit dem noch unveröffentlichten Projekt "durch Glas" hat Christelle Boulé den 27. Prix Photoforum gewonnen. Die fünfköpfige Jury (Sarah Keller (Co-Leiterin Fotografie, F+F Schule für Kunst, Zürich), David Lemaire (Direktor, Musées des beaux-arts, La Chaux-de-Fonds), Brigitte Lustenberger (Künstlerin und Komiteemitglied), Danaé Panchaud (Direktorin, Photoforum Pasquart, Biel) und Nicolas Savary (Künstler, Lehrer und Komiteemitglied)) hat Christelle Boulé aus 127 Bewerbungen als Preisträgerin gewählt. 

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"Durch Glas" ist Teil ihrer langjährigen Arbeit rund um das Thema Parfüm und die bildliche Darstellung von Geruchswahrnehmungen. Aus Motiven einer Kollektion von Parfümflaschen kreierte sie analoge Farbfotogramme. Die empfindlichen Materialien, aus denen die Gefässe geschaffen sind, ermöglichen es die Form durch alle ihren Facetten, ihren Farben und dem Spiel von Transparenz und Opazität zu transzendieren und projizierte Schatten und Lichtreflexionen zu erzeugen. 

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Seit einigen Jahren sammelt sie Parfümflaschen, die von ihren Besitzerinnen verlassen wurden. Oft kennt sie die Geschichte dahinter – Düfte, die nicht mehr passen oder die an Verflossene erinnern. Es sind Düfte, die in ihrer Intensität stören oder schmerzhafte Erinnerungen wecken. Christelle Boulé nennt die Kollektion zärtlich "Salon des refusés". So klein die Flacons sind, strahlen sie eine sinnliche Poesie aus und ermöglichen die Materialisierung des darin enthaltenen Duftes und der Geschichte. 

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Christelle Boulé (geb. 1984) ist eine kanadisch-schweizerische Künstlerin und Fotografin. Sie erlangte den Master of Art Direction in Fotografie an der ECAL/University of Art and Design in Lausanne und einen Bachelor in Grafikdesign an der University of Quebec in Montreal. Ihre Arbeiten wurden bereits in mehreren Ausstellungen (Photoforum Pasquart, Biel/Bienne, National Roman Museum, Rom, Grand Musée du Parfum, Paris, Fotofever, Paris, Les Boutographies, Montpellier und anderen) präsentiert. 

"Durch Gals" wird vom 8. Dezember 2019 – 19. Januar 2020 im Photoforum Pasquart gezeigt.

Miryam Abebe
Der Mut anders zu sein...
Die deutsche Köchin Tanja Grandits leitet seit 2008 das Restaurant «Stucki» in Basel. Sie hat zwei Michelin-Sterne und 18 Gault Millau-Punkte. © Lucia Hunziker / La cheffe allemande Tanja Grandits tient depuis 2008 le restaurant «Stucki» à Bâle. Ell…

Die deutsche Köchin Tanja Grandits leitet seit 2008 das Restaurant «Stucki» in Basel. Sie hat zwei Michelin-Sterne und 18 Gault Millau-Punkte. © Lucia Hunziker / La cheffe allemande Tanja Grandits tient depuis 2008 le restaurant «Stucki» à Bâle. Elle a obtenu deux étoiles au Guide Michelin et 18 points au Gault et Millau. © Lucia Hunziker

Die Basler Fotografin Lucia Hunziker ist transgender und präsentiert ab dem 18. September im Basler Stadthaus eine Serie von Porträts zum Thema «Geschlechterrollen». Für das Projekt mit dem Titel «Queer durch Basel» bat die Künstlerin verschiedene Basler Persönlichkeiten, sich in ihre Lage zu versetzen und damit ihre eigene Identität in Frage zu stellen.

Wer sind die Leute, die Lucia Hunziker für «Queer durch Basel» fotografiert hat? Männer? Frauen? Weder noch? Oder beides gleichzeitig? Um das in der Gesellschaft vorherrschende dualistische Konzept der Geschlecht zu hinterfragen, bildet die Basler Fotografin Lucia Hunziker Menschen ab, die ihre eigene Geschlechterrolle entfremden. Zu den Persönlichkeiten aus dem Rheinland gehören zum Beispiel der Künstler Florian Graf, die Tänzerin Andrea Tortosa Vidal, die Küchenchefin Tanja Grandits (zwei Michelin-Sterne!) und der Präsident des Bürgergemeinderats der Stadt Basel, Sebastian Kölliker.

Die non-binäre Stylistin Michele Fornera aus dem Tessin und die Basler Visagistin Diana Fischer haben die Erscheinungsbilder der Models gemeinsam verändert. Mit einer gewissen Subtilität, denn die Fotografien zeigen nicht einfach Männer, die sich in Frauen verwandeln oder umgekehrt. Tatsächlich weist jedes der Bilder eine Vieldeutigkeit auf, die es den verschiedenen Geschlechterrollen erlaubt zu koexistieren, anstatt sich auszuschliessen oder zu eliminieren.

«Mit dem Mut, sich anders zu zeigen und zu ihrer Individualität zu stehen, schaffen Menschen in einer Gesellschaft Harmonie. Denn sie erlauben sich so, sich gegenseitig zu ergänzen», sagt Lucia Hunziker. «Queer durch Basel» ist somit die fotografische Metapher dieser Überzeugung. Die Bilder zeigen Menschen, die gewillt sind, die Tabus des Geschlechts zu brechen und sich über die Grenzen ihrer sexuellen Rollen hinauszuwagen. Auf diesem Weg zeigen sie auf, dass mehr Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft möglich ist. 

Sebastian Kölliker ist unter anderem eine politische Persönlichkeit, Mitglied des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt und Vorsitzender des Stadtrats der Stadt Basel. © Lucia Hunziker / Sebastian Kölliker est, entre autres, une personnalité politiq…

Sebastian Kölliker ist unter anderem eine politische Persönlichkeit, Mitglied des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt und Vorsitzender des Stadtrats der Stadt Basel. © Lucia Hunziker / Sebastian Kölliker est, entre autres, une personnalité politique, comme membre du Grand conseil du canton de Bâle-Ville et président du conseil municipal de la ville de Bâle. © Lucia Hunziker

La photographe transgenre bâloise Lucia Hunziker présente, à partir du 18 septembre au Stadthaus de Bâle, une série de portraits sur le thème du «genre». Pour ce projet intitulé «Queer durch Basel», l’artiste a demandé à des personnalité bâloise de se mettre dans sa peau et d’ainsi questionner tant leur propre identité.

Qui sont les personnes photographiées par Lucia Hunziker pour son projet «Queer durch Basel»? Des hommes? Des femmes? Ni l’un ni l’autre? Les deux en même temps? C’est pour provoquer ce questionnement sur le genre que la photographe transgenre bâloise Lucia Hunziker a proposé à des personnalités de la cité rhénane de poser pour elle sous une apparence qui trouble leur identité sexuelle. Parmi elles, par exemple, l’artiste Florian Graf, la danseuse Andrea Tortosa Vidal, la cheffe cuisinière Tanja Grandits (deux étoiles au Michelin!), ou le grand-conseiller et président du conseil municipal de la ville de Bâle, Sebastian Kölliker, ont joué le jeu.

Entre les mains de la styliste non-binaire tessinoise Michele Fornera, et la maquilleuse bâloise Diana Fischer, les modèles ont changé d’apparence. Mais avec une certaine subtilité, car les photographies ne présentent pas simplement des hommes transformés en femmes ou inversement. Chaque image, en effet, baigne dans une certaine ambigüité où les genres cohabitent plutôt qu’ils ne s’opposent ou s’éliminent.

«Avec le courage de se montrer différemment et de défendre leur individualité, les gens créent l’harmonie dans une société. De cette façon, ils se permettent de se compléter les uns les autres» affirme Lucia Hunziker. «Queer durch Basel» est donc la métaphore photographique de cette pensée puisqu’on y découvre des personnes prêtes à briser les tabous liés au genre, à s’aventurer au-delà des frontières de leurs rôles sexuels. Une façon de montrer que la diversité et la tolérance dans la société sont possible.

Gastbeitrag von Corina Rainer, Photoagora

Quer durch Basel ist bis 22. Feburar 2020 im Stadthaus Basel zu sehen.

Corina Rainer
Slaghuis...
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"My room is a mess. I can't keep it tidy. I don't try hard enough. I am ashamed. I am accountable. I am afraid. I am angry. I want out. I want to get bloody violent. I have a fear of being an adult with a really messed up room. Something is not quite appealing in that."

Thembinkosi Hlatshwayo

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 Thembinkosi Hlatshwayo könnte in der Altersgruppe, die Jodie Bieber in ihrer Serie "#i" im Blick hatte. In "Slaghuis" ist es nun Thembinkosi Hlatshwayo selbst, der das Wesen seiner eigenen Existenz im Fokus hat. Die dadurch freigesetzte Energie macht Platz für Innovationen der ganz anderen Art. Der Titel "Slaghuis", der an ein Schlachthaus oder im weiteren Sinne an ein Massaker erinnert, macht deutlich, dass hier kein Platz für Hoffnungen und Träume ist. Die Scham und Verzweiflung über den Raum, in dem er aufgewachsen ist, ruft Wut und Zorn hervor.  

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Thembinkosi Hlatshwayo ist in einem Haus mit einer Taverne aufgewachsen und wurde früh mit Gewalt und Schizophrenie konfrontiert. In keinem Teil des Hauses konnte es einen sicheren Zufluchtsort geben. Wo also hätte er einen Zufluchtsort finden können? Nicht einmal sein Verstand konnte Zufluchtsort sein – aber auch seinen Verstand empfand er als verwundet. 

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Er nutzt das Medium der fotografischen Collage, um das Schäbige und Zerrissene, die Gewalt und Hoffnungslosigkeit grob und roh in minimalistischen Kompositionen auf den Punkt zu bringen. Entstanden sind beklemmende visuelle Schlaglichter auf einen Menschen, auf eine Generation, die den Eindruck erwecken, dass das Leben aus den Fugen gerät und kurz vor der Zerstörung steht. 

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Thembinkosi Hlatshwayo (*1993) ist in Johannesburg aufgewachsen, wo er heute lebt und arbeitet. 

Thembinkosi Hlatshwayo ist CAP Prize Gewinner 2019. "Slaghuis" wird während dem IAF Basel – Festival für zeitgenössische Kunst vom 15. – 29. September 2019 auf dem Voltaplatz zu sehen sein.

Miryam Abebe
Fünf Betrachtungen über das, was man gemeinhin als das Vergangene bezeichnet…
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Mit der Serie "Fünft Betrachtungen über das, was man gemeinhing als Vergangene bezeichnet" gewinnt Fred Walter Uhlig den 23. vfg Nachwuchsförderpreis.

 "Do you realize that the past, starting from yesterday, has been actually abolished?"

George Orwell

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“Das ist immer "so eine Sache" mit dem Erinnern. Sollte man in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche oder weitreichender kultureller Veränderungen aufgewachsen sein, wird man gelegentlich gefragt: "Sag mal, wie war das damals eigentlich, als …" Nun ja. Meistens hört man sich dann etwas verlegen stammeln, wie: "äh - ganz normal." Irgendwie seltsam diese Diskrepanz zwischen eigenem Erleben und Geschichtsschreibung.”

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Fred Walter Uhlig hat in seiner "Fünf Betrachtungen über das, was man gemeinhin als Vergangene bezeichnet" Erinnerungen aus seiner Kindheit in der DDR nachgestellt. Dafür hat er sich nach dreissig Jahren an einige Schauplätze seiner Vergangenheit begeben und das Vorgefallene neu "aufgeführt" und aufgenommen. Dieses Wiedererleben hat er nicht etwa mit einer digitalen Kamera aufgenommen, nein er hat das Nachgespielte mit originalem DDR-Filmmaterial von 1989 – nachweisbar mit Haltbarkeitsdatum und Prägestempel – aufgezeichnet.

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Mit der Wahl des 30jährigen Filmmaterials, dem für den 1980 geborenen Fred Walter Uhlig historischem Medium gelingt ihm auf spielerische Weise die

Mit dem, für den 1980 geborenen Fred Walter Uhlig, historischen Medium überwindet er im fotografischen Prozess spielend das performative Reenactment die Erinnerung in Bildern festzuhalten. Eine Art neu gemachtes Fotoalbum, das Erinnerungen an die Kindheit wieder weckt.

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Fred Walter Uhlig (*1980) ist in Leipzig geboren und lebt und arbeitet heute in Basel. Er studierte Musik und ist als Musiker mit Spezialisierung in historischer Aufführungspraxis selbständig. Parallel dazu arbeitet er als Fotograf und Künstler. Auch in der Fotografie widmet er sich historischen Drucktechniken und realisiert Editionen, mit denen er moderne Sehgewohnheiten hinterfragt.

Miryam Abebe
Land of Ibeji...
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“We believe Ibeji (twins) bring good luck. They represent fertility and bring love, they are a blessing to the family. Once you have twins, people believe that more and more of everything will come to you. Twins are also related to the monkey spirit and more specifically to the Edun monkey. These monkeys always give birth to twins so they are a symbol for the Ibeji.”

Nike Davies Okundaye, Yoruba artist and designer 

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Zwillinge sind mit Dämonen im Bunde, künden Unheil an, müssen ausgegrenzt oder gar getötet werden. Nicht nur in Afrika war dies ein weit verbreiterter Glaube. Heute hat sich die Leseart grundlegend geändert. Zwilling bedeutet doppeltes Glück, doppelte Fruchtbarkeit, doppelte Liebe und vieles mehr. In der Kleinstadt Igbo-Ora, nördlich von Lagos werden weltweit wohl die meisten Zwillinge geboren, deshalb kann sich Igbo-Ora mit dem Titel: "Welthauptstadt der Zwillinge" schmücken. 

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Die beiden Fotografinnen Sanne de Wilde und Bénédicte Kurzen haben bei ihrer "Zwillingsforschung" auf sehr unterschiedliche Art und Weise und zugleich gewohnte effektfreudige Inszenierungen gesetzt, die die traditionellen und symbolträchtigen Farben betonen, auf Überblendungen und wie könnte es anders sein; selbstverständlich auch auf Spiegelungen. 

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Die Zwillingspaare in "Land of Ibeji" vermitteln eine verschworene Nähe, die sich in der Vorstellung wiederspiegelt, dass sich Zwillinge eine Seele teilen. Diese Nähe verbirgt jedoch immer eine Fragilität und eine Angst um Verlust des anderen. Diese Atmosphäre der Kontemplation über das Wechselspiel von Verbundenheit und Individualität scheint alle Protagonistinnen und Protagonisten zu beschäftigen. Im Betrachten des anderen, reflektieren sie immer über sich selbst. 

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Sanne de Wilde (*1987) ist in Antwerpen geboren und lebt und arbeitet heute in Amsterdam. Ihr Masterstudium an der KASK Universität in Gent in bildender Kunst hat sie mit Auszeichnung abgeschlossen. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet (Photo Academy Award, International Photography Award Emergents DST, Prix National Photographie Ouverte and NuWork Award for Phtographic Excellence). 

Bénédicte Kurzen (*1980) ist in Lyon aufgewachsen und lebt heute in Lagos. Ihren Master in histoire contemporaine schloss sie an der Sorbonne in Paris ab. Ihre Arbeiten wurden/werden in verschiedenen Magazinen (The New York Times, Paris Match, The New Yorker, Le Monde Magazine und anderen) veröffentlicht. 

Sanne de Wilde und Bénédicte Kurzen werden beide von Noor Images vertreten. 

Sanne de Wilde und Bénédicte Kurzen sind CAP Prize Gewinner 2019. "Land of Ibeji" wird während dem IAF Basel – Festival für zeitgenössische Kunst vom 15. – 29. September 2019 auf dem Voltaplatz zu sehen sein.

Miryam Abebe
Microlight...
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Im Bewusstsein, der ersten südafrikanischen Generation anzugehören richtet Jansen van Staden sein Augenmerk auf die fatale Mischung aus Tradition und Trauma zugleich in seiner Heimat. 

Im Nachlass seines Vaters fand er einen Brief an dessen Therapeuten, in dem sein Vater von der Lust am Töten und seinen Kriegserlebnissen als Siebzehnjähriger berichtete, die ihn sein Leben lang verfolgten und die er vor seiner Familie verborgen hielt.  

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Woraus resultiert das Fehlen von Empathie? Wurde der Vater in diesem Geiste geprägt? Welche seelischen Deformationen mussten die Eltern seines Vaters besessen haben, um ihren Sohn zu einem lustvollen Killer zu erziehen? Jansen von Staden stellte sich die Fragen, ob Hass und Krieg nicht längst den Genen verankert sind, ob sie überdauern, schlummern, um sich irgendwann aufs Neue eine Bahn brechen. 

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Die Serie "Microlight" ist für Jansen van Staden eine Art Selbsttherapie. Sie beleuchtet anekdotisch gesellschaftliche Parameter wie die Notwendigkeit von Nähe und Kommunikation und das konstante wie unbewusste Einsickern der Instrumente der Gewalt in den Alltag. 

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Jansen van Staden (*1986) ist in Potchefstroom geboren und lebt und arbeitet heute in Cape Town. Er ist stark von seinem Skateboarder-Hintergrund beeinflusst und nützt die Streetphotography als konzeptuellen Einstieg, um über persönliche Vorstellungen und soziale Konstrukte von Zugehörigkeit und Trennung nachzudenken. 

Jansen van Staden ist CAP Prize Gewinner 2019. "Dry" wird während dem IAF Basel – Festival für zeitgenössische Kunst vom 15. – 29. September 2019 auf dem Voltaplatz zu sehen sein.

Miryam Abebe
#i...
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Am 27. April 1994 berichtete Jodi Bieber für The Star Newspaper eine grosse Tageszeitung Südafrikas über die ersten freien Wahlen, bei denen der ANC siegte und offiziell keine Apartheid mehr existierte. Diese Inexistenz der Apartheid hat sie sich zum Thema gemacht. 

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Seither richtet sie ihren Fokus immer wieder auf die "next generation". Alle 45 Protagonisten ihrer Portait-Serie #i sind in den Jahren nach 1994 geboren. Es sind Jugendliche und junge Erwachsene aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten Johannesburgs, die von ihren Träumen und Plänen, Hoffnungen und wohl auch Ängsten berichten. Statements, eigene Smartphonephotos und ein Portrait, in dem sich die Protagonisten und Protagonistinnen von Jodie Bieber ablichten liessen, wurde vom Designer Brenton Maart zu Collagen verarbeitet. Die Tableaus wurden von Jodie Bieber im Umfeld der Wahlen 2019 und anlässlich des 25. Jubiläums des Apartheidendes präsentiert. 

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Die interaktive Komponente der Entstehung der Tableaus entspricht der kollaborativen Art der Akquise der Modelle und der Präsentation – Diashows, Posters, die in Schulen aber auch in (Frauen)gefängnissen präsentiert werden. 

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Jodie Bieber (*1966) ist in Johannesburg geboren, wo sie heute lebt und arbeitet. Sie besuchte bei The Market Photo Workshops und wurde 1996 an die World Press Masterclass in die Niederlande eingeladen. Seither wurden ihre Reportagen in internationalen Magazinen veröffentlicht. 2010 wurde sie mit dem 1st Prize des World Press Photo Award ausgezeichnet. 

Jodie Bieber ist CAP Prize Gewinnerin 2019. "#i" wird während dem IAF Basel – Festival für zeitgenössische Kunst vom 15. – 29. September 2019 auf dem Voltaplatz zu sehen sein.

Miryam Abebe
Dry...
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"Auf einem Kubikmeter algerischem Boden findet man das Blut von Phöniziern, Berbern, Karthagern, Arabern, Türken, Römern, Franzosen, Maltesern, Spaniern, Juden, Italienern, Jugoslawen, Kubanern, Korsen, Vietnamesen, Angolanern, Russen, Pied Noir, Harki… eine grosse Familie von Ureinwohnern".

Aziz Chouaki

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Abdo Shanans Schwarz/Weiss- und Farbfotografien lassen sich nicht zu einer folgerichtigen Kette von Assoziationen einordnen. Sie sind sprunghaft und wirken dadurch verstörend. Mit "Dry" und seinen Gedanken über das Menschsein stellt er sich die Frage nach der Art und Weise des Lebens. Ich, das ist vielleicht doch eine Insel, und die anderen sind der Ozean. Doch wenn ich eine Insel bin, müssten dann die anderen nicht auch Inseln sein? 

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Algerien, ein multikulturelles Land dient Abdo Shanan nach dem Verhältnis zwischen seiner persönlichen Geschichte und der Gegenwart zu fragen. Mit Hilfe der Fotografie blickt er bedingungslos und subjektiv auf Menschen, die seinen Blick forschend erwidern, sich verweigern oder gar ihr Inneres preisgeben. Oft eine unendliche Leere zwischen Bildern, die zu Inseln in einem Ozean des Vergessens werden. 

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Abdo Shanan (*1982) ist in Oran geboren und lebt heute in Algier. Nach einem Studium in Nachrichtentechnik an der Universität von Sirte in Libyen, absolvierte er 2012 ein Praktikum bei Magnum Photos in Paris. Abdo Shanan gehört zum Collective 220. 

Abdo Shanan ist CAP Prize Gewinner 2019. "Dry" wird während dem IAF Basel – Festival für zeitgenössische Kunst vom 15. – 29. September 2019 auf dem Voltaplatz zu sehen sein.

Miryam Abebe