Hannah Villiger: Sculpting the Self…
Hannah Villiger, Block XXXVI, 1994, fünfzehn C-Prints, montiert auf Aluminium, 289 x 481 cm, Kunstmuseum St.Gallen, erworben vom Kunstverein St.Gallen 1996 © Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER
Die Schweizer Künstlerin Hannah Villiger (1951–1997) verstand sich stets als Bildhauerin, obwohl die Fotografie ihr Hauptmedium war. Unter dem Titel Sculpting the Self widmet das Kunstmuseum St.Gallen ihrem Werk nun eine fokussierte Kabinettausstellung, die genau diese mediale Schnittstelle beleuchtet.
Hannah Villiger, Baum, 1984/85, C-Print, montiert auf Aluminium, 125 x 123 cm, Kunstmuseum St.Gallen, Schenkung aus dem Nachlass der Künstlerin 2001 © Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER
Die von Henna Keski-Mäenpää kuratierte Präsentation konzentriert sich auf Villigers zentrale Schaffensphase der 1990er-Jahre. Gezeigt werden die ikonischen, grossformatigen «Block»-Arbeiten im Dialog mit selten präsentierten Werkgruppen aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Villigers Untersuchung des «Körpers» endete dabei nicht beim eigenen Physischen. Auch ihre urbane Umgebung – Hochhäuser oder Bäume – behandelte sie wie skulpturale Objekte, deren Oberflächen sie mittels der Kamera fragmentierte und neu kartografierte. Durch die radikale Vergrösserung der intimen Polaroid-Aufnahmen entstehen Bildräume, die unsere gewohnte Wahrnehmung von Distanz und Nähe herausfordern.
Hannah Villiger, Arbeit, 1975, Schwarz-Weiss Fotografie, 70 x 100 cm, Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER © Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER
Realisiert in Zusammenarbeit mit der Stiftung The Estate of Hannah Villiger, unterstreicht die Ausstellung die anhaltende Relevanz einer Künstlerin, die 1994 gemeinsam mit Pipilotti Rist die Schweiz an der Biennale von São Paulo vertrat. Ihr Werk gilt als wegweisend für die performative Fotografie und wurde zuletzt in Retrospektiven im Muzeum Susch und im Centre Pompidou gewürdigt.
Hannah Villiger, Arbeit, 1975, Schwarz-Weiss Fotografie, 70 x 100 cm, Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER © Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER
Der Ausstellungsort selbst setzt mit dieser Positionierung ein Zeichen. Als führendes Haus der Ostschweiz mit einer Sammlung von über 12'000 Werken fungiert das Kunstmuseum St.Gallen als Brückenbauer zwischen acht Jahrhunderten Kunstgeschichte und der Gegenwart. Zwischen dem traditionsreichen Kunklerbau und der experimentellen Lokremise bietet das Museum den idealen Resonanzraum, um historische Narrative zu erweitern. Die aktuelle Ausstellung löst diesen Anspruch ein, indem sie das kulturelle Erbe mit einer radikalen Position verknüpft, die das fotografische Medium bildhauerisch neu dachte.
Hannah Villiger, Arbeit, 1975, Schwarz-Weiss Fotografie, 70 x 100 cm, Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER © Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER
Die Ausstellung Hannah Villiger: Sculpting the Self kann bis 30. April 2026 im Kunstmuseum St. Gallen besucht werden.