Fabian & Claude Walter Galerie | Zürich
2. Oktober 2019
Choreography
Romeo Vendrame
London calling to the faraway towns
Now war is declared and battle come down
(The Clash, London Calling, 1979)
Mit diesen berühmten Zeilen besang die Punkband The Clash das magnetische und gleichzeitig bedrohliche London der 70er-Jahre. Zu dieser Zeit befand sich auch Romeo Vendrame in der Metropole und nutzte wie viele die Fotografie, um Szenen, Orte und Situationen, auf die er aufmerksam wurde, festzuhalten. Die Zeit verging und Vendrame entwickelte über die Jahre hinweg eine neue Auffassung von Fotografie. Die Fabian & Claude Walter Galerie präsentiert im Kabinett, parallel zur Ausstellung Carlo Borer | Beyond Fiction, eine Auswahl an Vendrames Werken der Serie Choreography.
Die von Romeo Vendrame in den 1970er-Jahren aufgenommenen analogen Fotografien sind der Ausgangspunkt seiner Serie Choreography. Bevor Vendrame seine künstlerische Tätigkeit begann, reiste er oft nach London, erkundete mit seiner Kamera die Strassen der Stadt und dokumentierte das nächtliche Soho, berühmte Bauten, moderne Architektur, urbane Schilder und Schriftzüge der Läden sowie alltägliche Strassenszenen von Brixton und des Piccadilly Circus. Hunderte Dias, die während der Londoner Aufenthalte entstanden, ruhten 40 Jahre im Atelier des Künstlers und gerieten über die Jahre hinweg in Vergessenheit. Erst 2014, angeregt durch den in London spielenden Spionageroman von Graham Greene Der menschliche Faktor (1978), der atmosphärische Erinnerungen an seine damaligen Streifzüge und die Zeit in dieser Metropole weckte, blickte Vendrame erneut auf seine Fotografien des Londons der 70er-Jahre.
In Choreography transformiert Vendrame die Aufnahmen aus der Vergangenheit in seine heutige, fotografische Sprache. Dies erreicht der Künstler auf „analogem“ Weg, nämlich durch das Projizieren der Dias durch lichtdurchlässige Materialien auf eine Folie, wodurch ein vielschichtiges, neues Bild entsteht. Diese Übersetzung wird schliesslich erneut abfotografiert. Romeo Vendrame definiert sich bei Choreography als Autor und Regisseur in einem. In den 1970er-Jahren nahm er die Fotografien auf, schrieb somit das fotografische Stück, und erst Jahrzehnte später inszenierte er es. Diesen Prozess bezeichnet der Fotograf als Choreografieren – Choreography. Die ursprünglichen Aufnahmen führen zurück in die 1970er-Jahre und die Transformation dieser Bilder kann als grosser Schritt in die Jetztzeit beschrieben werden. Die Fotografien der Serie sind Hybride aus verschiedenen Zeiten. Sie zeigen unterschiedliche Überlagerungen und präsentieren somit eine Vermischung der Bewusstseinszustände.
(Text: Fabian & Claude Walter Galerie, Zürich)