Galerie Wenger | Zürich
19. März - 23. Mai 2020
transition
Tres Camenzind
In der Ausstellung werden Arbeiten aus drei Serien gezeigt, die sich als ‘tryptichonales Ensemble’ verstehen lassen, so der Künstler. melting cuts (2003-10) zeigt städtische Szenen von Menschen überfüllter Plätzen. Städte wie New York City, San Francisco, Istanbul oder auch Chennai in Indien. Man spürt Hektik und Chaos heraus, verstärkt durch die Überlagerungstechnik der Mehrfachbelichtung. Aber man sieht auch ein kunterbuntes, lebhaftes, lebendiges Wimmelbild, in dem gesucht und gefunden werden kann, Flüchtiges vergeht, der Moment zählt. Je nach persönlicher Betrachtung und Perspektive bleibt das haften, was man sehen will. Keine zehn Fotos überlagern sich, und doch verlieren sich die Schichten, das Greifbare ins fast Spurenlose.
Die Arbeiten der Serie und grün wie der Himmel (2012-15) bestechen durch sehr viel mehr Ruhe trotz der kaleidoskopischen Fülle des Waldes, des Flimmerns des Lichts zwischen dem Grün, des Ineinandergreifens der Bäume, Äste und Blätter. Es werden hier bis zu 60/70 Schichten überlagert. Eine Fülle an bewusst unbewussten Gefühlen werden assoziiert. Oder wie es sein treuer Freund und Weggefährte in der Fotografie, Giorgio von Arb ausdrückt: “Die Fotografien von Tres Camenzind lösen Episode XVIII, 2019 aus “mutmasslich flüchtig”, Pigmentdrucke auf Polyesterfolien, je 61 x 68 cm. Hängung in Stahlrohrrahmen (Reproduktion) an der Grenze zwischen meinem Bewusstsein und Unterbewusstsein eine abenteuerliche Reise aus, ein steter Spagat verbindet diese zwei Seiten des Menschseins, berührt auch unausweichlich Räume unserer Kindheit. (…) im Wald sind wir das, was wir immer schon waren! Diesen Wäldern hat Tres Camenzind ein Gesicht gegeben”.
Mit der neusten Serie mutmasslich flüchtig (seit 2015) stellt uns der Fotograf vor Menschenbilder, gedruckt auf Polyesterfolien, hintereinander gehängt in Stahlrohrrahmen. Nicht wen man sieht ist dem Künstler wichtig darzustellen, sondern was man sieht. Wichtig ist ihm auch dabei eine gewisse Transparenz zu bewahren. So lässt er jede Folie sehr licht, um in der Tiefe aller Folien die gewünschte Transparenz zeigen zu können. Auch hier geht es Camenzind wieder um die Flüchtigkeit des Blickes und des Augenblicks, auch um die Vergänglichkeit des Greifbaren, sowohl inhaltlich als auch formal. Diese Arbeiten sind alles Unikate.
Tres Camenzinds Fotografien muss man nicht nur live gesehen, sondern auch erlebt haben. Man sollte sich vor die mehrschichtigen Kompositionen auf Leinwand oder Polyesterfolien stellen und langsam hin und her bewegen. So vertieft sich das Bild, die eigene Perspektive immer mehr, es wird immer komplexer, verunsichert in der optischen Wahrnehmung, verwirrt sogar oder macht schwindlig. Camenzinds Arbeiten leben aus der Tiefe heraus, bringen das Innere zum Vorschein – nicht umgekehrt.
Beifügend zu diesen Arbeiten zeigt die Galerie in der Vitrine noch kleinere Arbeiten Camenzinds aus der Serie Ebenbilder (2017). Modelleisenbahnfiguren en miniature, winzig kleine Lebewesen werden durch Makrofotografie und bestimmte Lichteffekte ins Leben gerufen, in die Grösse gehoben. Kleine Figuren wie Du und ich, ganz gross.