Bildhalle | Zürich
5. November 2020 - 27. März 2021
A brief crack of light
Douglas Mandry
Obwohl Douglas Mandry mit Fotografie arbeitet, bildet er keine Landschaften ab. Eher könnte man seine Werke als physische Spuren von Prozessen beschreiben, die die Gegenwart und unsere Beziehung zum Planeten prägen: Prozesse wie der Klimawandel und die damit verursachten Veränderungen von Landschaften.
Seine Photogramme von schmelzendem Gletschereis auf lichtempfindlichem Kodak-Papier sind eine fast physische Auseinandersetzung mit der globalen Erwärmung. In ähnlicher Weise tragen die Gletschertücher, auf die Douglas Mandry druckt, Spuren und Flecken des Schmelzwassers (Ausschnitte einer riesigen Decke, die während einer Saison auf dem Gletscher lag, um diesen vor der Erwärmung zu schützen). Auch hier sind der Prozess des Klimawandels und die damit verursachten Vorgänge visuell direkt erlebbar. Durch die Umsetzung von historischen Bildern von verschwundenen Landschaften auf hochentwickeltem Geotextile bringt er die historische Bildsprache der Region in einen Dialog mit der Gegenwart. Diesen Dialog schafft er auch mit den Collagen und übermalten Fotografien aus seiner neusten Serie Still Wonder, die eine fast haptische Auseinandersetzung mit der Schweizer Landschaft und der Tradition der Landschaftsmalerei sind.
Viele von Mandry‘s Bildern tendieren zur Abstraktion. Vielleicht weil die Prozesse, die den Klimawandel vorantreiben, zu komplex sind, um sie auf einem realen Foto darzustellen. Seine Werke stellen auch jene Selbstgefälligkeit in Frage, die sich oft einstellt, wenn wir Bilder von Ereignissen betrachten, die an einem entfernten Ort stattfinden. Mandry‘s Arbeiten bringen dieses „Irgendwo“ in unsere unmittelbare Nähe und veranschaulichen uns, wie wenig Zeit wir gebraucht haben, um immensen Schaden anzurichten.
Vor allem aber besteht die Hoffnung, dass er mit seiner Arbeit etwas bewirken kann. Sie trägt den Wunsch in sich, dass wir nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern nahe herangehen und uns engagieren. Als solches ist Monuments kein Klagelied über eine verschwundene Zeit, sondern eine Verbildlichung der gegenwärtigen Verunsicherung. Und ja, auch ein hoffnungsvoller Aufruf, etwas für die Zukunft zu tun.
(Text: Bildhalle, Zürich)