Galerie Kriens
23. Januar 2022
Stephan Wittmer im Gespräch mit Thomas Krempke
Es regnet in Tirana
Thomas Krempke
Ein fotografischer work in progress
Seit mehr als einem Jahr arbeitet Thomas Krempke an dem fotografisch-literarischen Langzeitprojekt «Enderr! – Vom Versuch, Albaner zu werden.» Für dieses Projekt hat er ein Stipendium der Stiftung Landis & Gyr erhalten. «Enderr» ist albanisch und heisst Traum, gemeint ist der Traum vom Weggehen und Verreisen, in beide Richtungen, deren Traum von Migration und der unsrige, touristische. Dort, wo sich diese beiden Träume kreuzen, lotet das Projekt «Enderr!» Vorstellungs- und Bildwelten aus.
Die nächste Etappe dieses work in progress ist in der Ausstellung in der Galerie Kriens vom 14. Januar bis 6. Februar zu sehen.
«Ich trank schwarzen Fernet, lauschte dem Rauschen der Klimaanlage und dachte an die vergangenen Tage zurück. Ich war völlig erschöpft. Ich wollte schon weg. Albanien ist Erschöpfung. Erholung gibt es nicht, weil man niemals allein ist. Sogar in dem klimatisierten, stillen, leeren Hotel ist die Einsamkeit nur Trug, weil man sich in Gedanken mit ihm, mit Albanien, beschäftigt. Seinen Kerlen, seinem Gestank, seinem Uralter, seiner Schönheit, seinem Dasein, seinem Wahn. In Bajram Curri oder in Kukës kannst du dir nicht einfach sagen: ‹Jetzt werde ich an etwas anderes denken, zum Beispiel an meine Kindheit.› Das klappt nicht. Wenn du nach Albanien kommst, kannst du an nichts anderes mehr denken.»
Aus: Andrzej Stasiuk, «Tagebuch danach geschrieben»