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Vernissage | janguru - Kostas Maros | Galerie Monika Wertheimer | Oberwil

  • Galerie Monika Wertheimer Hohestrasse 134 4104 Oberwil Schweiz (Karte)

Galerie Monika Wertheimer | Oberwil
22. März 2019

janguru
Kostas Maros


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apan ist ein Land fantastischer Kontraste: uralte Tempel und futuristische Städte, in Nebel gehüllte Hügel und moderne Hochgeschwindigkeitszüge, Dörfer mit strohgedeckten Häusern und in Neonlicht getauchte Grossstadtdschungel. Obwohl die Japaner Meister in der Entwicklung und Anwendung moderner Technologien sind, besitzen sie eine tief empfundene Verbindung zur Natur und eine enge Beziehung zu den Jahreszeiten. Im Land der aufgehenden Sonne existieren Jung und Alt, Moderne und Tradition gleichberechtigt Seite an Seite. Es ist ein Ort der Möglichkeiten, der die Balance zwischen Tradition und Fortschritt hält. Eine Nation, die für neue Entdeckungen offen ist. Japaner sind Meister der Zukunft und Hüter der Vergangenheit.

Diese Arbeit soll kein Versuch sein, Japan zu verstehen, aber lässt sich leiten von persönlichen, visuellen Eindrücken. Mein Augenmerk führt mich dabei vom Beton- und Grossstadtdschungel der Megalopolen in das Baummeer Fuji no jukai, dem Aokigahara Wald, direkt unter dem berühmtesten Vulkan Japans, dem heiligen Berg Fujisan, dem Tor zum Himmel. Zwischen dem Grosstadtdschungel der Megacities, der eine faszinierende, bedrohliche, geheimnisvolle und undurchdringliche Atmosphäre transportiert und dem Aokigahara Baummeer, einem weitläufigen und dichten Wald in der Präfektur Yamanashi, entdecke ich Zusammenhänge und Parallelen.

Der Alltag in der Menschenmasse der Mega-City Tokio scheint anonym und angepasst. Japan ist ein einsames Land, wenn man es will: Es ist unaufdringlich und sanft. Tiefere Gefühle scheinen die Japaner selten zu zeigen. Vor allem negative wie Zorn, Trauer und Enttäuschung werden traditionell je nach Alter oft nur dem engeren Familienkreis offenbart. Um in der Gesellschaft nicht aufzufallen, zeigen viele Japaner in der Öffentlichkeit nicht ihr wahres Gesicht. Nur drei Stunden von Tokio entfernt, am Fusse des Mount Fuji, dringe ich in das dichte Baummeer Aokigahara ein. Der üppig mit Moos und Farn überwucherte Waldgrund und die an vielen Stellen herunterhängenden Moosgruppen verleihen dem Waldinneren ein urzeitliches Aussehen. Es offenbart sich ein prosaischer Anblick. Nach wenigen Metern im Wald umfängt den Wanderer die scheinbare Endlosigkeit der Natur. Allein ein Ausbruch des Mount Fuji könnte hier den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen kurzzeitig unterbrechen. In der breiten Öffentlichkeit und den westlichen Medien ist der Aokigahara Wald bekannt, weil viele Japaner diesen Wald als perfekten Ort zum Sterben ansehen und er häufig als Suizidstätte gewählt wird. Janguru bedeutet Dschungel, Dickicht auf Japanisch. Sowohl der Grossstadtdschungel Tokios als auch das Baummeer unter dem Mount Fuji üben eine grosse Anziehungskraft auf mich aus, aber vermitteln mir auch ein gewisses Gefühl von Isolation und Einsamkeit.

(Text: Galerie Monika Wertheimer, Oberwil)