Photobastei | Zürich
28. März 2019
Das Dorf der Blinden
Swinde Wiederhold
Im Nordosten des Irans, in der Provinz Nord Khorasan, 340 km westlich des heiligen Imam-Reza-Schreins in Mashhad, liegt das Dorf «Chaharborj». Die 2000 Einwohner sprechen den kurdischen Dialekt «Kurmanji». Sie sind Nomaden und bringen ihre Herden im Sommer in den angrenzenden Salook Nationalpark.
«Kauft euren Ayran, die Milch, den Joghurt nicht in Chaharborj» – «verheiratet eure Mädchen nicht mit Partnern aus diesem Dorf» – «das Wasser ist verseucht...» In den lokalen Medien ist von einem Fluch die Rede, der über dem Dorf liegt. Vierundzwanzig Personen sind blind. Von Geburt an. Es ist ein weltweit einzigartiger angeborener Gendefekt, den Dr. Noor Mohammad Ghiasvand von der Shahid Beheshti Medical University hier erforscht hat.
Im Iran herrscht keine Toleranz gegenüber Behinderten. Sie werden diskriminiert und ausgestoßen. Der Zugang zu Bildung fehlt. Ein Stigma heftet an ihnen. Die größte aller Barrieren ist die fehlende soziale Akzeptanz ihrer Mitbürger.
Die Geschichte des Dorfes «Chaharborj» ist eine Geschichte der Hoffnung und Überwindung. Sie ist ein Bespiel an unbezwingbarer Lebensfreude. Blinde und Behinderte werden innerhalb der Gemeinschaft wie ganz normale Mitbürger behandelt. Sie werden akzeptiert. Denn auch der Islam verwehrt sich entschieden dagegen, dass bestimmte Gruppen von Menschen mit Vorurteilen belegt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden.