Elisabeth Schneider-Stiftung | Freiburg im Breisgau
19. Mai - 22. September 2018
Unter blauen wie grauen Himmeln
Die Aufnahmen der Farbserie „Under Skies of Blue and Grey“ machte Amin El Dib in einer von traditioneller Landwirtschaft bestimmten Gegend in einer hügeligen Vorgebirgszone mit Waldgebieten. In diesen Randbereichen spiegelt sich ein Widerspruch zwischen Land- und Forstwirtschaft und der Erholungsnutzung durch eine zugezogene Stadtbevölkerung. Das schlägt sich nieder in den spezifischen Motivelementen einzelner Fotografien, die sich oftmals erst auf einen zweiten Blick hin entdecken lassen: Absperrbänder gegen Eindringlinge und Naturliebende, gespannte Drähte, Zäune, Pfähle, Farbaufträge weisen auf abgesteckte Bereiche und markierte Besitzrechte hin. Sie zeugen von der zivilisatorischen Aneignung und Inbesitznahme des Naturraumes, erscheinen als Störfaktoren und bilden doch im ästhetischen Bildgefüge entscheidende Gestaltungselemente. So geben diese Aufnahmen in feinen Übergängen temporäre Grenzziehungen im doppelten Sinn wieder: Sie zeigen Landschaft als Grenzgebiet zwischen scheinbarer Naturbelassenheit und zivilisatorischer Nutzung.
Der Fotograf Amin El Dib schafft "Unter blauen wie grauen Himmeln“ und durch die Jahreszeiten hindurch Landschaftsräume als Ausschnitte mit Auf- und Ansichten, Nahsicht und perspektivischer Übersicht. Der selektive Standort interpretiert in den Ausschnitten des realen Raums die Landschaft als Sicht in einen imaginären Bildraum. Absperrungen und Zäune markieren vielleicht den Übergang zu einem immer noch wirksamen Geheimnis der Natur. Oder die in eine uneinsehbare Weite weisenden Wege und Spuren führen vielleicht hin zur Magie eines Raumes, der dem Unterbewussten Platz lässt oder es animieren kann, sich einen Vorstellungsraum zu erschaffen. Die Vielteiligkeit der Serie lässt eine Durchdringung der Landschaft erkennen, die ihre einprägsame Bildsprache im fokussierenden Blick auf das besondere Detail findet. Dieser Blick nimmt das Alltägliche eines natur- wie stadtnahen Lebensraums zum Anlass,eine zugleich distanziert zeitgenössisch-kühle und emotional geheimniswahrende Landschaftsfotografie zu kreieren.
(Susanne Meier-Faust)