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Ausstellung | Robert Polidori | Camera Work | Berlin


  • Camera Work Kantstrasse 149 10623 Berlin Deutschland (Karte)

Camera Work | Berlin
25. Januar - 29. Februar 2020

Robert Polidori


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Robert Polidori besuchte im Jahr 2010 mehrmals den Konvent von San Marco in Florenz, um die Bedeutung der kunsthistorisch bedeutenden Fresken von Fra Angelico (1395-1455) für das Verständnis der Entwicklung der Menschheit künstlerisch zu thematisieren. Die in der Kirche und im Kloster befindlichen Arbeiten des »ersten modernen Malers der Frührenaissance« bilden auf einer metaphysischen Ebene die allumfassende Bestimmung des Menschen der Zeit ab und zeigen Handlungen aus dem Leben von Jesus Christus in einer subjektiven Interpretation. Die Werke wurden vorwiegend zur Andacht erstellt.

Mit Ehrfurcht und Demut begegnet Polidori diesen Arbeiten. In seinen Fotografien wird die Beziehung zwischen den Fresken mit den Räumen erlebbar, die wie eine friedliche Einheit wirkt. Auf transzendenter Ebene spiegelt diese Harmonie den Einklang der Bestimmung des Individuums mit dem Glauben wider. Die künstlerischen Fertigkeiten, die Farbpracht und die bahnbrechende Perspektivdarstellung von Fra Angelico greift Polidori ebenfalls auf. Dank Polidoris feinfühliger Komposition von Gemälde und Fotografie entsteht eine Besinnlichkeit. Dabei überzeugen die Werke vor allem mit ihrer Authentizität, Klarheit und der meditativen Ruhe, die sie ausstrahlen. Die verbildlichte Präsenz der heiligen Geschichte verstärkt die allgegenwärtige Bedeutung des historischen Ortes. Letztlich ist die »Fra Angelico«-Serie auch eine Fortführung eines wiederkehrenden Topos in Polidoris Werk, nachdem der Raum als eine Art Gefäß von Gedächtnis, Erinnerung und Andenken dient.

Neben »Fra Angelico« zeigt die Ausstellung Arbeiten aus den Serien »Versailles«, »Havana« und »Metropolis«. Charakteristisch für Polidoris Fotografien ist die Thematisierung von Erinnerung, Geschichte, Verfall und Emotionen – gesammelt an einem Ort. In seinen Fotografien arbeitet er heraus, wie verlassene, meist menschenleere Architektur und Räume die Fähigkeit besitzen, ihre Geschichte und die damit verbundenen Erinnerungen zu bewahren. Präzise fotografiert Polidori die mit dem gegenwärtigen Zustand verbundene enorme Aussagekraft des Raumes. Dieser »emblematischen Moment« für die Ewigkeit ist ein wiederkehrendes Element seiner Arbeit.

Des Weiteren präsentiert die Ausstellung exklusive Werke, die in Städten wie Beirut, Alexandria und Amman entstanden sind. Die oft von einer bewegenden Vergangenheit, Verfall und Zerstörung gezeichneten Orte sind fotografisch präzise ausgezeichnet und beeindrucken auch aufgrund des Formats in ihrer ästhetischen Wucht. Verlassene Gebäude in Städten wie Detroit und London komponiert Polidori als komplexe Stillleben im »Metropolis«-Zyklus. Die durch Klarheit und einer kompromisslosen Formsprache inszenierten Arbeiten werden zur Bühne für die Fantasien des Betrachters. Die Verbindung aus meditativer Ruhe und ausdrucksstarker Detailgenauigkeit erzeugt ein Gefühl, das nur in Polidoris Fotografien erlebbar wird.

Robert Polidori Robert Polidori (*1951 in Montreal) zählt zu den international führenden zeitgenössischen Fotokünstlern im Bereich der Architekturfotografie. Umfangreiche Fotoreportagen in Zeitschriften wie »The New Yorker«, »Architectural Digest«, »Geo« oder »Vanity Fair« begründeten Polidoris internationalen Erfolg, der durch Preise wie den Deutschen Fotobuchpreis oder den AlfredEisenstaedt-Award offiziell gewürdigt wurde. Polidoris Arbeiten werden nicht nur in führenden Galerien, sondern auch in international renommierten Museen wie dem Metropolitan Museum of Art in New York City, dem Musée d’Art Contemporain de Montréal und dem Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt. Zudem sind zum umfangreichen Werk Polidoris zahlreiche Publikationen erschienen, unter anderem der mit dem Liliane Bettencourt Prix de la Photographie ausgezeichnete, dreibändige Bildband »Parcours Muséologique Revisité« mit der monumentalen fotografischen Dokumentation vom Schloss Versailles. Polidoris Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Metropolitan Museum of Art (New York City), Museum of Modern Art (New York City), Museum of Fine Arts (Houston), New Orleans Museum of Art (New Orleans), J. Paul Getty Museum (Los Angeles), Victoria & Albert Museum (London), Centre Pompidou (Paris), Maison Européenne de la Photographie (Paris) und Château de Versailles (Frankreich). Robert Polidori lebt in den USA.

(Text: Camera Work, Berlin)