Galerie Bernhard Bischoff & Partner | Bern
26. Oktober - 24. November 2018
Überall einsam und doch nirgends verlassen
Reto Camenisch
Auf seinen Spaziergängen in den Wäldern rund um Bantigen und Geristein fand der Künstler gut versteckt und verborgen Molasse-Sandstein. Nach dem grossen Berner Stadtbrand vom 28. April 1405 wurde eben dieser Sandstein in grossen Mengen abgebaut und für den Wiederaufbau der Stadt verwendet. Heute sind diese Abbaugebiete überwachsen mit Moosen und Flechten, doch immer wieder findet man Spuren des ehemaligen Abbaus oder in Stein gekritzelte Botschaften, Weisheiten oder Erinnerungen. So entdeckte Reto Camenisch den Titel der Ausstellung “Ueberall einsam und doch nirgends verlassen”.
Reto Camenischs (1958, Thun) Fotografien sind Resultate einer nur leicht gelenkten Suche auf den verschlungenen Pfaden des Lebens. Er versteht es eindrücklich, das Wesen einer Landschaft oder der Natur aufzuspüren und in unverkennbaren Bildern festzuhalten. Es sind Begegnungen von unmittelbarer Direktheit, Sichten in ein vertrautes, und doch erst durch den Künstlerblick zu erfahrendes Universum, ständig oszillierend vom Makro- in einen Mikrokosmos. Ob in den lieblichen Schweizer Bergen, im zerfurchten Irland oder an verträumten Stränden, stets steht die Landschaft im Zentrum – entrückt und zeitlos. Nur Natur und Zeit. So wirken denn die Bilder auch auf einer anderen Ebene. Zwar muten sie auf der einen Seite vertraut an, auf der anderen Seite haftet ihnen jedoch stets die Idee von vermeintlichen, nahezu unerreichbaren Ideallandschaften an. In ihrer Monumentalität wirken sogar kleinste Details, einzelne Steine, Blätter oder Bäume und erzählen vom Lauf der Zeit. Die Bilder werden zu Arenen von Offenheit und Raum, zum Sinnbild für ungezähmte Freiheit.
(Text: Galerie Bernhard Bischoff & Partner)