Zurück zu allen Events

Ausstellung | Antarctica - Paolo Pellegrin | Bildhalle


  • Bildhalle Stauffacherquai 56 8004 Zürich Schweiz (Karte)

Bildhalle | Zürich
30. August - 29. September 2018

Antarctica
Paolo Pellegrin


PEP2017012G1114-7670_900px.jpg

Die neuste Serie des italienischen Fotografen Paolo Pellegrin (*1964) führt uns die Schönheit des antarktischen Eisschildes vor Augen, welches zugleich auch Schauplatz einer von Menschen verursachten Krise ist. Die gross­formatigen Luftaufnahmen zeigen imposante Bilder einer scheinbar intakten Umwelt. Erst bei genauerem Be­trachten erahnen wir – gespiegelt durch die dramatischen Veränderungen der Landschaft – den bevorstehenden Verlust, der uns durch die Erderwärmung droht.

Pellegrin hat die Eisfelder und Gletscher aus einem Forschungsflugzeug der NASA fotografiert, die auf ihrer jährlichen IceBridge-Expedition Messflüge über dem Kontinent durchführt. Die Antarktikis von oben, diese Perspektive kannten wir bis anhin nur von Satellitenbildern. Zum ersten Mal liefert nun ein Fotograf Bilder aus einer Flughöhe von nur 300 bis 500 Metern über dem Eis und schenkt uns damit nie gesehene, detaillierte und spektakuläre Luftaufnahmen.

Diese Fotografien demonstrieren, wie eine fast unberührte Landschaft langsam verschwindet, wegschmilzt, ver­ursacht durch unsere geographisch weit entfernten industriellen Aktivitäten. Einmal mehr werden wir daran erinnert, dass Umweltprobleme keine Grenzen kennen. Und genau hier setzt der Magnum-Fotograf an, der bis­her vor allem in Krisen- und Kriegsgebieten gearbeitet hat. Während er normalerweise auf Tuchfühlung und ins Geschehen eingebettet Bilder produziert, tritt er hier einen Schritt zurück und zeigt uns das grosse Ganze eines schwer fassbaren Vorgangs: einen Konflikt, der ganz im Stillen passiert – ohne sichtbare Opfer. Einen Konflikt, der uns alle betrifft.

Die ausgedehnten Landschaften mit ihren Mustern in Eis und Schnee, meist ohne Horizont fotografiert, erinnern gleichzeitg aber auch an die „Equivalents“ von Alfred Stieglitz, die dieser vor hundert Jahren fotografiert hat und die gemeinhin als erste Abstraktionen der modernen Fotografie gelten. Diese Verschränkung aus abstrakter Schönheit der fotografierten südpolaren Landschaft und der politischen Dringlichkeit ihrer drohenden Zerstörung erhebt die Arbeit von Paolo Pellegrin weit über das reine Bilddokument hinaus.

(Text: Bildhalle)