Wasserfahrten - Urs Amiet | Künstlerhaus S11
Bild: Rhein, Basel | Urs Amiet

Bild: Rhein, Basel | Urs Amiet

 

Für die Bebilderung eines Jahresberichtes seien die "Wasserfahrten" als eine von zwei Fotokonzepten entstanden. Urs Amiet hat verschiedene Fliessgewässer in der Schweiz aufgenommen und gleichzeitig seinem Spieltrieb und der Lust am Experimentieren freien Lauf gelassen. Er hat seine selbst gebaute, wasserdichte Lochkameras in der Aare, der Birs, dem Rhein und anderen Flüssen treiben lassen und diese Fahrten aufgenommen. Das Experiment der Wasserfahrten ist noch nicht zu Ende. Wir können gespannt sein auf Bilder die am und im Meer, in kleinen Bächen, Kaskaden, Kanälen und bestimmt auch in Wasserfallen entstehen.

Wenn Urs Amiet erzählt wie er in Flüssen und Bächen stand, die Lochkamera immer im Auge, um sie rechtzeitig aus dem Wasser zu fischt – läuft vor dem inneren Auge ein Film ab und man spürt das oft sehr kalte, fliessende Wasser.

Seit 1999 beschäftigt er sich intensiv mit der Lochkamerafotografie und dem Bau von Lochkameras und experimentiert an neuen Ausdrucksformen. Wiederkehrende Themen handeln von der Wahrnehmung, von Raum und Zeit, von Menschen in der Fremde. Mehrheitlich verwendet er Rollfilme, die er noch in Spezialgeschäften findet und in Fotolabors entwickeln lässt. In seinem Atelier, das er als Grafiker und Illustrator mit seiner Frau teilt, hat er eine Dunkelkammer für die Verarbeitung der Fotopapiere und Arbeiten mit historischen Fototechniken wie Cyanotypie und Salzdruck eingerichtet, um doch von Hand zu arbeiten. Er sagt die Digitalisierung habe seinen Arbeitsplatz entsinnlicht – diese fehlende Sinnlichkeit holt er sich mit der Arbeit mit der Lochkamera zurück. Die Lochkamerafotografie befreit ihn auch von der Präzision, die er als Grafiker erbringen muss.

Bild: Aare, Solothurn | Urs Amiet

Bild: Aare, Solothurn | Urs Amiet

 

Urs Amiet (1966*) lebt und arbeitet als selbständiger Grafiker und Illustrator in Solothurn. Im Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel wurde er von Peter Olpe, Dozent für Grafik und Fotografie, in die Lochkamerafotografie eingeführt.

Wasserfahrten sind bis am 1. Oktober 2017 im Künstlerhaus S11 zu sehen.

Miryam Abebe
Diapositive. Histoire de la photographie projetée | Musée de l'Elysée
 
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Diapositive. Zur Geschichte der projizierten Fotografie. Die Ausstellung im Musée de l'Elysée nimmt einem mit auf die Reise der Geschichte des Dias. Wer kennt denn heute noch Dias?  Dieses Klicken, nachdem kurz darauf ein neues Bild zu sehen ist? Die Entwicklung der Projektoren wird wunderbar präsentiert.

Eigentlich wollte ich mich nur inspirieren lassen für eine baldige Ausstellung, die ich mitbetreuen darf und natürlich auch den Garten des Musée de l'Elysée geniessen. Die Inspiration, der Genuss und die Überraschung - phantastisch! Ich habe mich nicht wirklich kundig gemacht was ich alles zu bekomme, dafür war die Freude über die Projektionsplatten von Alfred Stieglitz aus der Sammlung George Eastman Museum und Art Institute of Chicago, Dan Graham's "Project for Slide Projector", den Schriftstellerportraits von Gisèle Freund im Bereich "Das Lichtbild" gross und das Vergnügen ebenso gross wie im Bereich "Einrichtung" anhand von Projektionen von "Les Papillons" von Bertrand Gadenne, aus der Sammlung des Musée de l'Elyse, erklärt wird wie Projektionen funktionieren.

Eigentlich war das Wetter fast zu schön für die ganze Ausstellung, denn im Untergeschoss kann man sich "eine unerledigte Arbeit" von Fischli und Weiss geniessen und ein ganz besonderes Highlight "The Ballad of Sexual Dependency" von Nan Goldin. Ein Werk, das leider viel zu selten zu sehen ist.

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Eine unerledigte Arbeit | Peter Fischli und David Weiss

Eine unerledigte Arbeit | Peter Fischli und David Weiss

Eine unerledigte Arbeit | Peter Fischli und David Weiss

Eine unerledigte Arbeit | Peter Fischli und David Weiss

 

Mehr aufzählen macht keinen Sinn – hingehen und sich von den Projektionen fesseln lassen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 24. September 2017.

Miryam Abebe
Orte der Zeit - Erich Dal Canton | Galerie 94
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Orte der Zeit nimmt einem auf eine mystische Reise mit. "Ich bin stets auf der Suche nach Orten, die dem Auge Ruhe und Harmonie geben, auf der Suche nach Orten, an denen die Zeit stehengeblieben scheint. Diese Orte scheinen wie aus der Zeit gefallen, oder auch dem Zerfall begriffen. Zeit, Ruhe und Musse sind denn auch der notwendige Stoff in meinem ganzen Bildschaffensprozess." Erich Dal Canton gelingt es mit seinen Werken in einer hektischen Zeit und einer Bilderflut Ruhe und Harmonie entstehen zu lassen.

In der Ausstellung kann man entlang von Flussläufen und Stränden spazieren, durch alte Friedhöfe streifen und durch stillgelegte Industrieareale huschen – das besondere Licht macht es möglich. Für Dal Canton ist es eine Obsession das richtige Licht zu finden. Fotografie werde mit Licht gemacht, es gehe ihm nicht darum, Motive originalgetreu abzulichten, als vielmehr ihre Darstellung in Metaphern zu verwandeln.

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Erich Dal Canton (1954*) lebt und arbeitet in Wettingen und beschäftigt sich in seinem fotografischen Werk forschend unter anderem mit Zeit und Zeitlichkeit. In seinem Labor für "visuelle Forschung" zieht er die Negative traditionell und unter grossem zeitlichen Aufwand auf Silbergelatinepapier ab. Die Filme verarbeitet er fast ausschliesslich in Pyroentwicklern und erreicht damit eine aussergewöhnliche Tonalität und Lumineszenz.

Am Samstag, 9. September 2017 hat man die Möglichkeit während eines Artist Talks mehr von ihm zu erfahren. Die Ausstellung in der Galerie 94 dauert noch bis zum 30. September 2017.

Miryam Abebe
Cultures - Nina Dick | Altes Spital
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Man muss es wissen, dass man im zweiten Stock des Alten Spitals an einem Fest von Farben und Stoffen teilhaben kann. In den letzten Monaten hatte Nina Dick Frauen aus 19 Ländern vor der Linse. Frauen, die mit den ursprünglichen und traditionellen Festgewändern ein Stück Heimat in die Fremde mitgenommen haben… 

Nina Dick zeigt glückliche und stolze Frauen. In dreier Kombinationen sieht man die Gesichter, umhüllt mit Schmuck und Stoff, das ganze Gewand und Borden in Nahaufnahmen. Für diese Aufnahmen musste Nina Dick nicht verreisen. Die portraitierten Frauen leben alle hier. Die Hängung im langen Gang im zweiten Stock unterstreicht diese Vielfalt. 

Nina Dick lebt in Langendorf. Sie hat 2014 den Förderpreis der JugendArt gewonnen. 

Wer in das Fest der Kulturen eintauchen möchte, kann dies noch bis am 31. August 2017 tun.

Miryam Abebe
Die Freiheit zu schauen - Wolfgang Tillmans | Fondation Beyeler
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Ich bin so frei und erlaube mir ein paar Eindrücke über die Ausstellung von Wolfgang Tillmans in der Fondation Beyeler zu schreiben. Darf man eine Ausstellung, die an einem Ort wie der Fondation Beyeler präsentiert wird kritisieren und darf man sie nicht besonders gut finden? Ja! Man darf – finde ich.

Bevor ich mich auf den Weg nach Basel gemacht habe, habe ich versucht mir ein Bild über Wolfgang Tillmans zu machen – ich fand keinen Zugang zu seinen Bildern. Ob ich via Ausstellung einen einfacheren Zugang bekomme? Den Saaltext mitzunehmen, damit man nicht zu viele Fragezeichen bis am Schluss hat macht meines Erachtens Sinn. Langsam schaue ich mir die Bilder an und lese den Text dazu und stelle fest, dass es nicht nur die Bilder sind, die mir Mühe bereiten sondern auch die Art und Weise wie sie gehängt worden sind. Es scheint als wären die Bilder nach einem beliebigen System, ohne Konzept, ohne roten Faden an die Wand gehängt worden. Die Bilder aus der Serie "Greifbar" bilden Ruheinseln in das scheinbare Chaos von Nacktfotos und anderen dokumentarischen Aufnahmen. Nacktfotos? Ja Nacktfotos! Nicht, dass ich prüde wäre, aber was hat ein Selbstportrait eines über einen Stuhl pissenden Tillmans mit Kunst zu tun? Die nicht wenigen Bilder lauter nackter Menschen in unterschiedlichen Posen? Über die dokumentarischen Bilder der Serie "Black Lives Matter" könnte man diskutieren. Im Saaltext ist zu lesen, dass politisches Engagement seit den Anfängen für Tillmans eine wichtige Rolle spielt. Mag sein, das ist mir verborgen geblieben – leider…

Kaum vorstellbar wie die Ausstellung wirken würde hätte Theodora Vischer, Senior Curator der Fondation Beyeler nicht in enger Zusammenarbeit mit Tillmans die Ausstellung kuratiert. Die Fondation Beyeler: Ein Ort für alle Sinne – offen und lebendig, wie auf der Homepage zu lesen ist hat sich für mich dennoch bestätigt – der Garten ist wunderschön…

Der deutsche Fotograf und Künstler Wolfgang Tillmans (1968*) lebt und arbeitet seit 2007 in Berlin und London. Seine Arbeiten konnte er in zahlreichen Ausstellungen in Europa und den USA einem breiten Publikum vorstellen.

Miryam Abebe
THE SECRET GARDEN – SONJA MARIA SCHOBINGER | GALERIE 94
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Sonja Maria Schobinger schreibt über "The Secret Garden": Es sind Wahrnehmungen aus einer Zeit vor meinem Erinnern: Das Kind liegt in seinem Bett. Licht wird vom Schattenspiel des sich bewegenden Baumes, der Äste, der Blätter durch das Fenster getragen und wirft tanzende Flecken auf den Leinenvorhang. So wie das Kind nach der schemenhaften Erscheinung greift, wenn die Mutter sich ihm nähert, so wird es versuchen, die flirrenden Muster zu erfassen. Es sind die ersten Begegnungen mit der äusseren Welt. Das noch fast unbewusste Beobachten jener Lichtreflexe liegt meiner ganzen Arbeit zugrunde. Dieses archaische Erlebnis steht für mich im Zentrum meines Werks, das nach wie vor ein Versuch ist, Unfassbares zu berühren und sichtbar zu machen.

Die Bilder der Serie "The Secret Garden" zeigen wie sehr Sonja Maria Schobinger ihre Umgebung beobachtet und kleine Wunder sichtbar macht. Die Art und Weise der Präsentation in der Galerie 94 lässt die Besucherinnen und Besucher durch einen – geheimen - Garten gehen und in Gedanken einen Blumenstrauss pflücken. Die Bilder erzählen Geschichten von kleinen Geheimnissen und lassen erahnen wie sensibel und sorgfältig Sonja Maria Schobinger arbeitet…

Sascha Laue hat sich einen Traum erfüllt und im Obergeschoss des ehemaligen Spetitionsgebäude des Merker-Areals eine Kunstgalerie mit Schwergewicht zeitgenössischer und klassischer Fotografie geschaffen. Er präsentiert nationale und internationale Künstler und Künstlerinnen. Ich werde sicher noch öfters in der Galerie 94sein…

Die Ausstellung dauert noch bis zum 1. Juli 2017.

Miryam Abebe
Image Afrique | Cap Prize the contemporary african photography prize
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Ich habe mir einen Fotografie-Tag in Basel gemacht. Da ich nicht in einer langen Schlange warten wollte, habe ich mich entschieden zuerst in die Fondation Beyeler zu gehen. Davon aber ein anderes Mal, die Ausstellung von Wilhelm Tillmans dauert noch bis zum 1. Oktober 2017, also noch genügend Zeit hinzugehen… Nur noch bis Mitte Juni 2017 hat man auf dem Theaterplatz in Basel die Möglichkeit die Gewinner des CAP Prize 17 zu sehen. Die Bilder sind grossformatig in einer Freiluftausstellung zu sehen. Da könnte jeder denken: Muss ja so sein, in Afrika findet das Leben auch draussen statt… Eine solche Freiluftgalerie neben dem von Tinguely gestalteten Brunnen – wunderbar. Bin auch froh, habe ich genau diese Reihenfolge gewählt. Ich habe ein paar Perlen gefunden:

Emmanuelle Andrianjafy mit "Nothing's Vain" aus Antananarivo, Madagaskar, heute lebt sie in Dakar, Senegal. Leider hat sie keine Website, ich würde gerne mehr von ihr sehen. Für mich sind ihre Bilder sehr stark, weil sie kein Blatt vor den Mund nimmt oder besser gesagt, weil sie keinen Schleier vor die Linse hängt…

Girma Berta mit "Moving Shadows" aus Addis Abeba, Äthiopien. Natürlich muss ihr das gefallen, denkt wahrscheinlich jeder/jede der/die mich kennt. Nein, das ist nicht natürlich, denn dieser Mann ist Streetphotographer und stellt die Menschen einfach frei und setzt sie auf einen farbigen Blankohintergrund und das ist eigentlich nicht wirklich meins. Ich finde aber, dass er es raffiniert umsetzt – ich würde seine Bilder gerne mal gerahmt an einer Wand sehen…

Lebohang Kganye mit "Ke Lefa Laka" aus Johannesburg, Südafrika, auch sie hat keine Website - leider. Nach dem Tot ihrer Mutter hat sie mit diesem Projekt angefangen, weil sie ihr so sehr fehlte und sie Momente festhalten wollte. In "Ke Lefa Laka" hat sie Momente von Angehörigen der Familie aufgenommen – vielleicht hilft es sie in Erinnerung zu behalten.

Fethi Sahraoui mit "Escaping the Heatwave" aus Hassi R'Mel, Algerien, heute lebt er in Mascara, Algerien. Mit seiner Serie zeigt er wie junge Männer improvisieren einen abkühlenden Badeort zu haben, wenn sie zu weit weg vom Meer sind. In den Bildern sieht man wie abenteuerlich und risikoreich das ganze Unterfangen ist und selbstverständlich ist dieser Spass reine Männersache – Frauen sieht man nicht auf den Bildern…

Georges Senga mit "Cette Maison n'est pas à vendre et à vendre" aus Lulumbashi, Demokratische Republik Kongo. Seine Aufnahmen von Häusern und Räumen haben mich sehr berührt. Die Idee für diese Bildserie kam ihm während Diskussionen, ob ein Haus eines Verstorbenen nun verkauft werden soll oder nicht. Ein Haus kann Heimat sein, kann Belastung sein oder beides zugleich – Erinnerung ist es auf jeden Fall. Vielleicht haben mich die Bilder deshalb so berührt...

Die Ausstellung der Gewinner ist noch bis zum 17. Juni 2017 zu sehen. Mehr Informationen zum CAP Prize 2017.

Miryam Abebe
Traces - Tina Ruisinger | Scheidegger & Spiess
Bild: Tina Ruisinger

Bild: Tina Ruisinger

 

"Ein Mensch verschwindet, doch die Dinge gehen nicht mit ihm." Dieser Satz von Verena Lueken – weiss auf indigo – findet man, wenn man im Buch "Traces" von Tina Ruisingerblättert. Auch an der Buchpräsentation in der Buchhandlung "Never Stop Reading" konnte man ihn hören und vor allem sehen. Gleichzeitig zur Buchpräsentation gab es eine Vernissage der Bildserie "Traces". Bilder von Dingen von geliebten Menschen die nicht mehr sind.

Tina schreibt in ihrem Buch, dass sie Dinge fotografiert hat, die zurückbleiben, wenn ein Mensch stirbt, die Erinnerungen wachrufen und die Spuren der verlorenen Person tragen. Sie schreibt auch, dass "Traces" nicht nur von dem erzählt, was wir verlieren, sondern auch davon, was uns Kraft geben kann weiterzuleben.

Blättert man im Buch sieht man feinfühlig und sorgsam aufgenommene Bilder von Erinnerungsstücken an geliebte Menschen, die nicht mehr sind. Das eine Bild mit der Uhr erinnert mich an meine Grossmutter – auch ich habe irgendwo noch ihre Armbanduhr. Das mit dem Brief oder das mit den Pfeifen erinnert mich an meinen Vater…

Nicht nur die Bilder, sondern auch "Was Bleibt", bildbeschreibende Texte von Nadine Olonetzky haben mich auf eine Reise meiner Erinnerungen geschickt. Auch "Eine Spurensuche in Fotografie und Museologie", Texte von Petra Zudrell machen das Buch zu dem was es ist – ein wunderbares Buch über Dinge, die bleiben…

Natürlich habe ich mir das Buch gekauft und mir von Tina signieren lassen: "Auf die Welt der Bilder…"

Eine stimmige Buchpräsentation und Vernissage in einer Buchhandlung, die ich wohl noch des Öfteren besuchen werde…

Miryam Abebe