Zeitspuren von André Wagner

“x-ray 3”

“x-ray 3”

"Seit das Licht wohlfeil und im Überfluss vorhanden ist, sich auf Knopfdruck einschalten und alles oberflächliche gleissen lässt, hat es seine wahre Bedeutung, seinen einstigen Zauber und sein Geheimnis verloren. André Wagner gibt ihm all das zurück. Er ist ein Magier des Lichts."

Wibke von Bonin

In der Ausstellung Zeitspuren werden Landschaften und urbane Räume – in satten und matten Farben – dargestellt. In den hier gezeigten Arbeiten nimmt er einen mit auf eine Reise durch New York und Tokyo, er führt uns über Brücken und lässt einen über die sanften Farben eines Bambuswaldes staunen. Licht, Unschärfe und oft auch starke Farben spielen in den Arbeiten von André Wagner eine wichtige Rolle. Dies sind sicher wesentliche Punkte, die der ehemalige Graffiti-Künstler in die Fotografie mitgenommen hat. Mit Langzeitbelichtungen und bestimmten Blickwinkeln entsteht ein Farbenspiel wie gezeichnet und mit der Unschärfe ein abstraktes Gemälde.

“Golden Bridge 1, 2005”

“Golden Bridge 1, 2005”

Für André Wagner spielt Zeit und Metaphysik eine wichtige Rolle. Mit der Kamera ist es ihm möglich in die reale Situation einzugreifen und für uns Unsichtbares sichtbar zu machen und die Nachtaufnahmen helfen das Bild weich erscheinen zu lassen und dem urbanen Raum eine Art Sinnlichkeit zu verleihen. Damit möchte er die Welt nicht verzaubern, sondern magische Momente sichtbar machen.

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Die Bilder der Serie "Bamboo" scheinen wie, wenn sie manipuliert worden wären. Sind die Farben echt? Wie viel wurde digital überabeitet oder gar analog übermalt? Weder noch – die Faszination für das widerstandsfähige und schnell wachsende Gewächs führte André Wagner 2016 nach Japan, um die zarten Farben des Bambuswaldes zu fotografieren und die nächtlichen Lichtkontraste einzufangen. Bei Regen nimmt der Bambusstamm Wasser auf und verändert so seine Farbe, beim Trocknen wird die satte Farbe weicher und die Sonne lässt ihn in verschiedenen Tönen changieren.

“Longing For Home, 2010”

“Longing For Home, 2010”

In den urbanen Räumen meidet er Menschen, d.h. wenn sie dennoch im Bild sind, stellt er sie unters beste Licht und inszeniert sie auf eine sinnliche und melancholische Art und Weise wie im Bild "Longing for Home" oder "World in my Pocket" oder er lässt sie durch Unschärfe ganz verschwinden wie im Bild "Kötoku-In" oder "Touched by Air".

“Rust Bridge, 2013”

“Rust Bridge, 2013”

André Wagner (*1980) ist in Chemnitz geboren und lebt und arbeitet heute in Berlin. In den Teenagerjahren war er in der Graffitiszene unterwegs. 1998 – 2001 absolvierte er eine Fotografenausbildung. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen (Kunstmuseum Moritzburg, Halle, RT&W Galerie, Berlin, Galerie Weise, Chemnitz, Galerie Photan, Leipzig) präsentiert und mit verschiedenen Preisen (Prix de la Photographie Paris, Hasselblad Austrian Super Circuit, Goldmedaille, Deutscher Jugendfotopreis) ausgezeichnet.

Die Ausstellung Zeitspuren in der Galerie 94 in Baden dauert noch bis zum 2. März 2019

Miryam Abebe