Women on View
In der Galerie 36 an der Chausseestrasse 36 in Berlin ist zur Zeit eine Gruppenausstellung zu sehen, die zu reden gibt und einige Gemüter erhitzt. Die Ausstellung "Women on View" thematisiert die Erotisierung des weiblichen Körpers in der Werbefotografie.
Anne Haeming schreibt im Spiegel online: "Versprochen, nach dieser Ausstellung wundert sich niemand mehr über das Frauenbild unserer Gesellschaft. Fünf Räume voller Werbefotografie, berühmte Fotografen – und Frauenverachtung. Unfreiwillig." Mir scheint, dass sich die gute Frau nicht mit dem Thema der Ausstellung auseinander gesetzt hat. Die Ausstellung zeigt Produktereklamen der 1940er Jahr, die Ära der Hyper-Erotisierung der Frau in den 1990er Jahren bis hin zu zeitgenössischen Positionen in der Werbefotografie. Auf den meisten Aufnahmen steht das Produkt – ein Parfum, Schuhe oder Unterwäsche – im Vordergrund und ja oft ist auch der Kopf der Frau nicht zu sehen und natürlich sind die Aufnahmen von männlichen Blicken geprägt – die meisten ausgestellten Werke sind von Männern gemacht. Vielleicht sollte man sich darüber mehr Gedanken machen und sich die Frage stellen warum das so ist.
Die Kuratorin, Alice Le Campion versucht mit der Ausstellung auch auf den soziokulturellen Einfluss von Werbung hinzuweisen. Die Werbung wird zum Spiegelbild gesellschaftlicher Einstellungen und beeinflusst das Ab- und Vorbild gängiger Rollenbilder und Vorstellungen von Schönheit. Hier scheint dann auch der springende Punkt zu sein, der die Gemüter erhitzt. In unserer mediendominierten Welt wird die Verbreitung von gängigen und genormten Attraktivitätsvorstellung und Schönheitsidealen enorm begünstigt und vereinfacht.
In der heutigen Bilderflut werden weibliche Modelle nach wie vor aufreizend und provokativ gezeigt, die Sexualisierung in der Öffentlichkeit wurde seither nicht weniger – leider. Es stellt sich auch die Frage, ob die Darstellung von Frauen heute immer noch ein Zeugnis der Begierde in unserem gesellschaftlichen Streben nach Idealen menschlicher Vollkommenheit ist. Oder ob diese Form des Begehrens bereits im Wandel begriffen ist.
Wer aufmerksam durch die Räume geht und sich die Bilder genau ansieht, stellt fest, dass in jedem Raum auch Werbeaufnahmen von Frauen gezeigt werden. Anne Haeming scheint auch dies nicht bemerkt zu haben, dass die Bildsprache von Regina Relang, Karin Székessy oder Ellen von Unwerth und anderen eben doch anders ist…
In der Gruppenausstellung sind Werke von Lillian Bassman, Erwin Blumenfeld, Guy Bourdin, Michel Comte, Renaud De Gambs, Patrick Demarchelier, Hans Feurer, Francis Giacobetti, Christophe Gilbert, Sarah Hardacre, Horst P. Horst, Frank Horvat, Paul Huf, Raymond Jacobs, Julia Kennedy, Jean Larivière, Peter Lindbergh, Jean-Daniel Lorieux, Bernard Matussière, Rasmus Mogensen, Armin Morbach, Gérard Musy, Helmut Newton, Uwe Ommer, Thomas Paquet, Marino Parisotto, Norman Parkinson, Irving Penn, Michel Perez, Hervé Plumet, Oliver Rath, John Rawlings, Regina Relang, Eli Rezkallah, Herb Ritts, Franco Rubartelli, Mark Shaw, Jeanloup Sieff, Melvin Sokolsky, Tono Stano, Bert Stern, Karin Székessy, Ellen von Unwerth und Albert Watson.
Die Ausstellung "Women on View" in der Galerie 36 ist noch bis 27. April 2019 zu sehen.