Show a Leg oder Raus aus den Federn von Pipilotti Rist
Show a Leg ist eine raumfüllende Videoinstallation aus Netzvorhängen verschiedenster Texturen, über die sich zu einem hypnotischen Soundtrack Videosequenzen und farbige Lichter bewegen. Wenn man sich einlässt, taucht man in eine traumartige Szenerie ein und kann scheinbar unbemerkt die Protagonistinnen beobachten. Wie so oft sind es Frauenfiguren, die sich ihrer eigenen Verletzlichkeit bewusst, gegen gesellschaftliche, moralische, aber auch selbst auferlegte Beschränkungen auflehnen und ihre errungene Selbstbestimmtheit spielerisch auskosten.
Pipilotti Rist lässt unterschiedliche Videofragmente aufeinander treffen, die weder einen eindeutigen noch einen linearen Erzählstrang ergeben. Im Zentrum stehen Protagonistinnen, die unterschiedliche weibliche Rollenmodelle und persönliche Ausdrucksformen repräsentieren. Sie will wilde, starke Menschen zeigen, für welche die Frau die Norm, der Mann die Abweichung darstellt. Mit den beiden selbstbewussten Frauen, die durch eine städtische Brache flanieren und in ihren bunten Röcken der Öde lustvoll etwas entgegensetzen macht Pipilotti Rist genau dies sichtbar.
In zwei anderen Situationen, in denen Frauen historisch gesehen unterdrückt und in männlich definierte Geschlechterrollen gedrängt wurden: im Schlafzimmer und in der Arztpraxis, inszeniert sie sich selbst – in einer Mischung aus Kunstfigur und verletzlicher, sich exponierender Künstlerin. Mit einem Sprung ins Leere scheint sie beengende patriarchale Wertesysteme abzuschütteln und auferlegte Grenzen zu überschreiten.
Pipilotti Rist (*1962) ist als Elisabeth Charlotte Rist in Grabs geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich. An der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien studierte sie Gebrauchs-, Illustrations- und Fotografik. Um den Zugang zu professioneller Videotechnik zu haben studierte sie an der Schule für Gestaltung in Basel Audiovisuelle Kommunikation. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen (Kunsthaus Zürich, Henry Art Gallery in Seattle, Museum of Contemporary Art in Tokyo, Museum of Modern Art in New York, Centre Georges Pompidou in Paris und anderen) präsentiert und ausgezeichnet (Prix Meret Oppenheim, Cutting the Edge Award, Renta Preis der Kunsthalle Nürnberg und andere).
Show a Leg ist noch bis zum 11. November im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich zu sehen.