Marikana - The Aftermath - Paul Botes

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Das Massaker von Marikana am 16. August 2012 war die schlimmste Anwendung von Gewalt durch die südafrikanische Polizei seit dem Massaker von Sharpeville 1960 und diente als brutales Wiedererwachen der Post-Apartheid in Südafrika. Vierunddreissig streikende Minenarbeiter wurden getötet. Autopsien zeigten, dass viele in den Rücken, den Kopf oder aus nächster Nähe erschossen wurden. Damit wurde das Verhältnis zwischen den Südafrikanern und einer scheinbar fortschrittlichen Regierung neu definiert.

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Dieses Projekt wurde nach der Beerdigung von Molefi Ntsoele, einem Minenarbeiter, der in Marikana in Diputaneng einem abgelegenen Dorf in Lesotho getötet wurde, konzipiert. Das Verständnis der Auswirkungen des Massakers auf die Familien und Gemeinschaften der Toten wurde dringlich, weil sie in den Mainstream-Berichten ignoriert wurden.

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Die Familien kommen aus abgelegenen und verarmten ländlichen Gebieten. Sie wurden vom Staat kriminalisiert und erhielten weder Beratung noch finanzielle Unterstützung. In den letzten fünf Jahren verfolgte Paul Botes seine Arbeit durch einen Prozess des "langsamen Journalismus" und der "Rückkehr" zu den Familien, wobei Interviews zuweilen auch als Therapiesitzungen dienten.

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Das Arbeitsmarktsystem des Bergbaus erfordert kaum ausgebildete Männer, um zwei Leben zu unterhalten: das eine in den Tavernen, Bordellen und klaustrophobischen Innenhöfen Südafrikas, das andere in den ländlichen Gebieten, in die sie ihre Gehälter überweisen. Hier leben die Geister ihrer Vorfahren, die eine auf Kultur, Patriarchat und Tradition basierende Identität vermitteln. Die Familien leben hauptsächlich am Ostkap und in Lesotho, so dass sich diese persönlichen Geschichten unweigerlich zu einem komplizierten Quilt verflechten, der das historische und gegenwärtige Verhältnis Südafrikas zum entwürdigenden und erniedrigenden Arbeitsmarktsystem widerspiegelt.

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Es ist wichtig, dass wir uns der 44 Toten erinnern und unser Verständnis für sie vertiefen, einschliesslich der zehn Toten, die in der Woche vor dem Massaker von der Polizei und Minenarbeitern getötet wurden, die von den Gedenkfeiern ausgeschlossen und von den Medien ignoriert werden.

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Das Projekt zeigt das finanzielle und emotionale Vakuum, das durch die Todesopfer und den damit verbundenen Folgen auf Familien und Gemeinden entsteht. Die Auswirkungen sind über Generationen hinweg spürbar. Das Sammeln von Familienfotos und -dokumenten war für die "Humanisierung" der Opfer unerlässlich. Durch die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Massakers auf Familien und Gemeinden mit einer Geschichte des Bergbaus fügt das Projekt dem Verständnis der Sozialpolitik des heutigen Südafrikas eine Nuance und Tiefe hinzu.

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Paul Botes (*1972) lebt in Johannesburg. Er ist Bildredakteur bei Mail & Guardian. Für seine Arbeit hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten und sorgt mit Leidenschaft dafür, dass eine neue Generation von visuellen Storytellern entsteht. Er engagiert sich für die Programme des Market Photo Workshop und arbeitet regelmässig mit Praktikanten zusammen.

Die Bilder sind während dem IAF Basel - Festival für zeitgenössische Kunst vom 1. - 16. September 2018 auf dem Theaterplatz zu sehen.

Miryam Abebe