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L’art c’est un jeu sérieux...

Geta Brătescu, Lady Oliver in Traveling Costume, 1980 –2012, Foto: Mihai Brătescu | Courtesy of The Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest

L'art c'est un jeu sérieux – ein Satz von Geta Brătescu, einer rumänischen Künstlerin, die ihrer Zeit scheinbar voraus war… Das Kunstmuseum St. Gallen widmet ihr eine spannende Retrospektive.

Geta Brătescu, Earthcake (Video Still), 1992 | Courtesy of The Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest

Nehmen Sie sich Zeit die kurzen Videos anzusehen – es lohnt sich! Spätestens bei "Earthcake" versteht man, dass Geta Brătescu ihrer Zeit voraus war. Vielleicht beginnt sich aber auch der Magen zu drehen beim Anblick wie sie den Erdkuchen zubereitet und dann mehr oder weniger genüsslich verspeist.

Geta Brătescu, Magneți în oraș [Magnete in der Stadt | Magnets in the City], 1974/2016, Fotomontage | photomontage, Ex. 1/5 + 2 AP, 150 x 209.7 cm, Gerahmt: 165.7 x 226.1 x 6.4 cm, Privatsammlung, Schweiz

Die geschwungene Form des Hufeisens zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Geta Brătescu. Sei es in der Fotoserie "Magneti in Oras", den Aufnahmen und Installationen von und mit "Thonet"[1] oder in ihren Zeichnungen.

Geta Brătescu, "Thonet”, 1979, b/w photographs, 9 vintage prints mounted on paper, on cardboard, framed in 2 sets, 34 x 89 cm, 34 x 72 cm | Courtesy of the Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest, Copyright: The Estate of Geta Brătescu, Photo credits: Ștefan Sava

Geta Brătescu wurde am 4. Mai 1926 in Ploiești, Rumänien, als einziges Kind einer Apothekerfamilie geboren. Bereits früh interessiert sie sich für zeichnen, Literatur und Theater. Dies widerspiegelt sich in der späteren Studienwahl. 1945 nimmt sie ihr Studium an der Kunsthochschule und an der Bukarester Fakultät für Literatur und Philosophie auf. Aufgrund ihrer bürgerlichen Herkunft wird sie 1948 von der Kommunistischen Partei vom Hochschulstudium ausgeschlossen. 1951 heiratet sie den Ingenieur und passionierten Fotografen Mihai Brătescu, mit dem sie die meisten fotografischen Projekte realisiert. 1957 wird sie in die Rumänische Künstlervereinigung UAP aufgenommen. Diese Mitgliedschaft machen ihre Reisen in die UdSSR, nach Ungarn und nach Polen möglich.

Geta Brătescu, "Thonet”, 1979, b/w photographs, 9 vintage prints mounted on paper, on cardboard, framed in 2 sets, 34 x 89 cm, 34 x 72 cm | Courtesy of the Estate of Geta Brătescu, Hauser & Wirth and Ivan Gallery Bucharest, Copyright: The Estate of Geta Brătescu, Photo credits: Ștefan Sava

Über 20 Jahre ist sie für die grafische Gestaltung für das 1961 gegründete Magazin Secolul 20 (20. Jahrhundert), das wichtigste intellektuelle Publikationsorgan Rumäniens verantwortlich. Geta Brătescu widmete sich einer Reihe von Themen der klassischen und modernen Literatur, die eng mit der Zeitschrift verflochten waren. In den 60iger Jahren folgten erste Aufenthalte in Italien.

1969 nimmt sie ihr Studium an der Universitatea Națională de Arte București wieder auf. In dieser Zeit erhält sie die Möglichkeit in einem eigenen Atelier zu arbeiten und reflektiert diesen Umstand als thematisches Motiv: das Atelier als konzeptueller Raum persönlicher Freiheit. Später erweitert sie das Thema der Freiheit vom Privaten ins Öffentliche. In dieser Zeit entstehen die "Magneti in Oras" (Magnete in der Stadt). Ende der 70iger Jahre beginnt sie sich intensiv mit dem Medium Film auseinander zu setzen. 

Am 19. September 2018 stirbt Geta Brătescu mit 92 Jahren in Bukarest.

Geta Brătescu, Installationsansicht, Kunstmuseum St. Gallen, Foto: Sebastian Stadler

Das Kunstmuseum St. Gallen geniesst mit seinen attraktiven Wechselausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst internationale Ausstrahlung. Als Schatzkammer der Ostschweiz beherbergt das Museum eine reiche Sammlung von Gemälden und Skulpturen vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, die in einer Dauerausstellung gezeigt wird.

Zusammen mit dem Theater und der Tonhalle bildet das Kunstmuseum St. Gallen das pulsierende Kulturzentrum der Stadt. Das 1877 von Johann Christoph Kunkler im neoklassizistischen Stil errichtete Gebäude lädt ein zum Flanieren durch die Kunst aus Vergangenheit und Gegenwart: Alt und Neu im Dialog ermöglichen ein abwechslungsreiches Kulturerlebnis, bei dem internationale Wechselausstellungen zu erleben sind oder Meisterwerke der Vergangenheit auf herausragende Vertreter zeitgenössischer Kunst treffen! Dank einer umfassenden Kunstvermittlung ist das Kunstmuseum St.Gallen ein attraktiver Ort der Begegnung mit Kunst von Gestern und Heute!

Die von Lorenz Wiederkehr kuratierte Ausstellung dauert noch bis 15. November 2020.

[1] Michel Thonet hat mit der Erfindung der Bugholz-Möbel den Grundstein für die industrielle Fertigung gelegt. 1976 wurde er in Boppard am Rhein geboren und eröffnete 1819 seine eigene Werkstatt. 1942 holte ihn Fürst Metternich nach Wein, wo er gemeinsam mit seinen Söhnen 1849 ein Unternehmen, das nach kurzer Zeit weltweit erfolgreich wurde. 1871 starb Michael Thonet in Wien.