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Krieg ohne Ende - Der amerikanische Krieg in Vietnam...

… beginnt mit einer Lüge…

Khe Sanh 11.03.2015 - Landschaft bei Khe Sanh, ehemaliges Schlachtfeld. Auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

In der Bucht von Tonkin vor der Küste Nordvietnams werden am 2. und 4. August 1964 zwei US-amerikanische Kriegsschiffe, die «Maddox» und «Turner Joy», angeblich von nordvietnamesischen Schnellbooten beschossen. Die USA behaupten, ihre Schiffe hätten sich auf einer Beobachtungsmission in internationalen Gewässern befunden. Washington begründet damit die Bombardierung erster Ziele den Luftkrieg gegen Nordvietnam.

Khe Sanh 11.03.2015 - Bei Nguyen Phuc. Er handelt mit Kriegsschrott. Die Suche danach fordert immer neue Opfer. | © Roland Schmid

In der Folge segnet der US-Kongress die sogenannte Tonkin-Resolution ab. Sie erteilt Präsident Lyndon B. Johnson eine Blankovollmacht. und gibt ihm quasi freie Hand, Militäraktionen in Südostasien durchzuführen.

Khe Sanh 11.03.2015 - US Transportflugzeug Hercules C-130 auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Die Tonkin-Resolution wird von Johnson als Ersatz für die nicht erfolgte Kriegserklärung benutzt und rechtfertigt damit die Eskalation des Vietnamkrieges. Washington startet zur Vergeltung der angeblichen Angriffe auf ihre Schiffe die Operation «Pierce Arrow». In über sechzig Bomberangriffen gegen vier Stützpunkte und ein Öldepot werden fünfundzwanzig Torpedoboote zerstört und das Öldepot fast komplett vernichtet. Mit diesem «Vergeltungsschlag» beginnt eine massive Ausweitung des amerikanischen militärischen Engagements.

Khe Sanh 11.03.2015 - Schlachtendenkmal. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Erst vier Jahre später bringt eine Untersuchung des aussenpolitischen Ausschusses des US-Senats ans Licht, dass Präsident Johnson sich mit «ungeheuerlichen verlogenen Behauptungen», die von seinen Geheimdiensten gestützt wurden, die Ermächtigung des Kongresses zu den Luftangriffen quasi erschlichen hat. Die Wahrheit: Die US-Kreuzer sind in einer Spionagemission unterwegs und haben den Auftrag, für die geplanten Luftangriffe die elektronischen Systeme und Radaranlagen Nordvietnams zu stimulieren, um sie orten zu können. Dazu dringen sie in die nordvietnamesische Drei-Meilen-Hoheitszone ein. Keines der US-Kriegsschiffe wird von nordvietnamesischen Torpedos getroffen. Der ehemalige Kongressabgeordnete George McGovern: «Wir wissen heute, dass eine solche Aggression nie stattgefunden hat. (…) Wir erfuhren später (…), dass keines der Schiffe beschädigt worden war.»

Khe Sanh 11.03.2015 - US Panzer und Tourist auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Von 1964 bis August 1973 setzten die USA und ihre Verbündeten in Vietnam, Laos und Kambodscha insgesamt 7,662 Millionen Tonnen Bomben, Artilleriegranaten und andere Kampfmittel ein. So steht es in einer Studie der Universität von Kalifornien, Berkeley. Das sind ein paar hunderttausend Tonnen mehr als auf allen Schauplätzen des gesamten Zweiten Weltkrieges zusammen. Bereits nach zwei Jahren Luftkrieg, zwischen 1964 und 1966, sind 860’000 Tonnen Bomben allein auf Nordvietnam niedergegangen. Vietnam gilt laut der Berkeley-Studie als das am stärksten bombardierte Land der Geschichte.

Khe Sanh 11.03.2015 - Khe Sanh Schlachtmuseum, Ausweis eines amerikanischen Soldaten. Auf der ehemaligen Basis der US Marines. Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 9. Juli 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. | © Roland Schmid

Wie viele Menschenleben der Vietnamkrieg kostete, darüber gibt es nur Schätzungen. Sie gehen bis vier Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen. Demnach starben im Vietnamkrieg etwa viermal so viele Zivilisten wie Soldaten. Das US-Militär registrierte seit dem 8. Juni 1956 bis zum Kriegsende 1975 exakt 58 220 tote US-Bürger(innen). Die mit den USA und Südvietnam verbündeten Truppen verloren zusammen 5.264 Soldaten, über 4.000 davon aus Südkorea.

Khe Sanh 11.03.2015 - Bei Nguyen Phuc. Er handelt mit Kriegsschrott. Die Suche danach fordert immer neue Opfer. Hier Überreste von Gewehren. | © Roland Schmid

Peter Jaeggi ist freischaffender Autor, Fotograf sowie Reporter für Schweizer Radio SRF, Radio SWR2 und ORF1 sowie für verschiedene anderer nationale und internationale Medien. Schwerpunkte sind Arbeiten aus sozialen und naturwissenschaftlichen Bereichen.

Preisgekrönte Radio-Features von Peter Jaeggi über Agent Orange
Teil 1: https://soundcloud.com/aeschiried/spatfolgen-des-chemiewaffeneinsatzes-im-vietnamkrieg-teil-1
Teil 2: https://soundcloud.com/aeschiried/agent-orange-spaetfolgen-des

Roland Schmid ist freischaffender Fotojournalist. Er arbeitet für zahlreiche Schweizerische und internationale Medien und berichtet auch regelmässig aus Krisengebieten. Schwerpunktmässig berichtet er aus der Schweiz, aus Osteuropa und Asien.

Textauszüge und Bilder sind aus dem Buch Krieg ohne Ende, 2016 im Lenos Verlag

Bezugsquellen: Agent-Orange

Krieg ohne Ende

Spätfolgen des Vietnamkrieges
Agent Orange und andere Verbrechen

Konzept, Texte, Gestaltung: Peter Jaeggi
Bilder: Roland Schmid (Farbbilder), National Geographic (Schwarzweissbilder)

ISBN: 978 3 85787 473 4