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Jamais je ne t'oublierai...

Je choisis des photographies qui évoquent quelque chose de déjà-vu, une pose familière, des moments heureux qui illustrent toutes ces fables racontées sur les ancêtres. Ce bonheur ritualisé au fil des évènements renvoie aux mensonges sur le mythe familial. Il évacue la matière noire liée à la famille, justement absente de ces photographies-là. 

Carolle Bénitah

Währen dem Aufarbeiten ihres persönlichen Archivs ist Carolle Bénitah klar geworden, dass es nur wenige Bilder ihrer Eltern vor ihrer Heirat gab, eine Art ikonografische Wüste, die dadurch erklärt wurde, dass sie in den 1930er Jahren in einem Marokko geboren wurden, das noch immer ohne fliessend Wasser und Strom auskam. Sie arbeitet nicht nur ihr persönliches Archiv auf, sondern sammelt auch anonyme Fotos, die sie auf Flohmärkten kauft. Sie ist fasziniert von diesem Glück der Menschen, das auf den Fotos zu sehen ist. Menschen, die sie nicht kennt, die existierten, geliebt wurden und zum Teil verschwunden sind. Sie sind wie Geister, die ihr leise folgen, die sie nützt, um ein imaginäres Familienalbum zu konstruieren - um Erinnerungen zu wecken. 

Die Bilder, die wie Überrest für ein paar Euro auf dem Bordstein verscherbelt wurden, weil die Erben sie nicht mehr wollten, ändern den Status durch die Bearbeitung mit Blattgold. Carolle Bénitah verstärkt die Projektionsmöglichkeit um eine vielfaches in dem sie vor allem die Gesichter mit Blattgold abdeckt. Die goldene, flache Oberfläche wirkt wie eine Verödung und gleichzeitig wie ein Spiegel, der die eigene Fläche, das Gesicht reflektiert. 

Um die Faszination des idealen Glücks zu brechen, notiert Carolle Bénitah am unteren Rand der Fotos in diesem imaginären Album eigene und zum Teil schmerzhafte Erinnerungen, die von der Schwierigkeit erzählen ein solch glückliches Leben wie auf den Bildern aufzubauen. Sie tippt diese Erinnerungen auf einer Tastatur, deren Tasten wegen eines Kaffees, den sie versehentlich verschüttet hat, unbrauchbar sind – genau wie Hölderlin, der freiwillig einige Saiten seines Klavieres entfernte und spielte, ohne zu wissen, welche fehlen. Dadurch werden die Erinnerungen, die sie erzählt undurchsichtig und für die Lesenden unverständlich. 

Die Verwendung der Bilder ist eine Möglichkeit, stellvertretend zu leben und ein Traum(Leben) wiederherzustellen. Das Blattgoldverfahren schafft Gedächtnislücken und Distanz, so dass sie sich nicht von der Lüge täuschen lässt, die sie zeigen. Die Arbeit an diesen Fotos ermöglicht es einen, um dieses ideale Familienleben zu trauern.  Die Aufarbeitung alten Fantasien über diese Projektionen und deren Demontage macht diesen symbolischen Tod erträglich. 

Das Buch, viel mehr ein edles Ringbuch, das an ein Fotoalbum erinnert, wurde von Laura Serani kuratiert und von Teresa Piardi (Maxwell Studio) gestaltet. Carolle Bénitah hat einen poetischen Text über die Art und Weise wie sie mit alten Fotos arbeitet und Laura Serani einen kunsthistorischen Text geschrieben.

Carolle Bénitah (*1965) ist in Casablanca geboren, heute lebt und arbeitet sie in Marseille. Nachdem sie die Ecole de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne absolvierte, wandte sie sich 2001 der Fotografie und beschäftigte sich mit der Erinnerung, der Familie und den Lauf der Zeit. Sie kombiniert alte Familienschnappschüsse mit handgefertigten Akzenten aus Stickereien, Perlen und Tuschzeichnungen. Damit versucht sie ihre Geschichte als Tochter, Ehefrau und Mutter neu zu interpretieren.

L'Artiere Edizioni ist ein junger Verlag, der sich auf Fotobücher spezialisiert hat, die sich durch hohe Qualität seiner Produkte auszeichnen. Der Verlag wurde 2013 aus einer Idee von Gianluca und Gianmarco Gamberini gegründet. L'Artiere Edizioni sind auf die Präsentation von Fotokollektionen spezialisiert und glauben an das Konzept der Qualität und der Achtung vor jedem Detail des Endprodukts. L'Artiere Edizioni widmen sich der Schaffung von ästhetisch ansprechenden und langlebigen Bänden, die sich nicht nur an erfahrene Fotografen oder Sammler richten, sondern auch an Fans oder Menschen, die einfach nur in die Welt der zeitgenössischen Fotografie eintauchen wollen. Leidenschaft, Engagement, technisches Wissen und handwerkliches Können sind die Eckpfeiler ihres Geschäfts. Hinter L'Artiere Edizioni steckt die Erfahrung von Grafiche dell'Artiere, die ein sehr hohes Mass an technischem Know-How und umfangreicher Erfahrung im Druckbereich an den jungen Verlag weitergegeben hat.