unresolved – Meinrad Schade | Bildersoirée im Künstlerhaus S11
So ein friedliches Land- sofern sie nicht an den Konflikt denken. Die Cafés sind voll, die Strände ebenfalls. Freundliche Leute. Schöne und intelligente junge Menschen, überall. Doch da ist etwas Beunruhigendes. Unter der Oberfläche schlummern Kräfte, die innerhalb einer Sekunde hervorbrechen können. von einem Moment zum anderen stehen wir vielleicht wieder im Krieg. Mit diesen Worten beschreibt der israelische Autor Joshua Sobol in August 2013 in einem Interview mit der NZZ sein Land. Genau dieser Zustand zwischen Krieg und Frieden – zwischen Frieden und Krieg interessiert Meinrad Schade.
Seit bald 20 Jahren beschäftigt er sich mit den Folgen von Kriegen. Seiner Meinung nach werden in den Medien die Nebenschauplätze von Kriegen und deren Langzeitfolgen, die Spuren in der Landschaft, in den Seelen und Köpfen der Menschen zu wenig thematisiert. Es sind diese Nichtgeschichten und Nebenschauplätze, die in ihrer Gesamtheit ebenso zum Bild der Welt beitragen und meiner Meinung nach zu kurz kommen und in ihrer Bedeutung unterschätzt werden. Meinrad Schade ist ein Kriegsfotograf ohne schusssichere Weste, weil er sich nicht im Epizentrum eines Konfliktes bewegt – er bewegt sich am Rande von kriegerischen Auseinandersetzung oder erst danach, dann wenn die Konflikte nicht mehr über die Bildschirme in unseren Wohnzimmern flimmern und andere Krisenherde und Kriegsschauplätze Schlagzeilen machen. Er zeigt Langzeitfolgen, die vergessen sind oder an die wir uns gewöhnt haben – wie an den Konflikt in Israel und Palästina.
2013 entscheidet er sich sein Langzeitprojekt "Krieg ohne Krieg" in Israel und Palästina weiterzuführen. 2015 wurden Bilder von "Krieg ohne Krieg" in einer Ausstellung in der Fotostiftung in Winterthur gezeigt. Gleichzeitig erschien im Verlag Scheidegger & Spiess das gleichnamige Buch. Zum 70. Jubiläum der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 und zu 70 Jahre Nakba (arabisch Katastrophe/Unglück) soll unter dem Titel "unresolved" die Fortsetzung erscheinen.
Meinrad Schade (1968*) lebt und arbeitet seit 2002 als freier Fotograf in Zürich. Neben der kommerziellen Fotografie verfolgt er als Autorenfotograf Langzeitprojekte, die in Büchern publiziert und in Ausstellungen gezeigt und mehrfach ausgezeichnet wurden. 2016 wurde er in die Deutsche Fotografische Akademie berufen.