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Ausstellung | Stars - Silvio Maraini | Galerie Susanne Albrecht | Berlin


  • Galerie Susanne Albrecht Bleibtreustrasse 48 10623 Berlin Deutschland (Karte)

Galerie Susanne Albrecht | Berlin
12. Oktober - 30. November 2019

Stars
Silvio Maraini


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Silvio Maraini geht davon aus, dass wir mit den Augen nicht alles sehen, Geheimnisse bleiben verborgen. Mit der Kamera versucht er diese zu enthüllen. Im Projekt «Geflutete Kathedralen» 2009-2015 fotografiert er die Räume von Wasserspeichern gerade in dem kurzen Moment, da sie zur Inspektion entleert werden. Er findet hohe, von Stützen getragene Räume vor, Kathedralen gleich. Im Projekt «Sanatorium Agra» 2008-2009 dokumentiert er die Ruinen des ehemaligen Lungensanatoriums oberhalb von Lugano, die 2010 abgerissen wurden. Man sieht ihnen die spannungsreiche Geschichte nicht an: Einst eines der renommierten Häuser Europas wurde es von einem nazionalsozialismus-freundlichen Lungenspezialisten gegründet und geleitet, war aber dennoch ein bevorzugter Ort deutscher Linksintellektueller und Künstler.

Im jüngsten Portfolio «Stars», seiner bisher persönlichsten Arbeit, porträtiert Silvio Maraini berühmte Sport- und Showpferde, die für ihre Besitzer viel Geld verdienen, aber auch gewöhnliche Reit- und Freizeitpartner. Jedes der Tiere hat seine Geschichte. Sie werden unterschiedlich gehalten, ausgebildet und genutzt. Ob Olympiasieger, Weltmeister oder Freizeitpartner: das Palmarès sagt oft mehr über den Menschen aus als über das Pferd. Bereits in den Minnegesängen des Mittelalters werden die Pferde nicht minder gerühmt als die Ritter und sie werden ebenso reich gekleidet. Pferde haben Persönlichkeit, manchmal sind sie der einzige Begleiter des Menschen, die letzte Hilfe in der Not – «Ein Königreich für ein Pferd.»1. Der Mensch hat sie auf seine Bedürfnisse hin gezüchtet, er kann ihnen dennoch die Individualität nicht nehmen. Gerade diese fängt Silvio Maraini mit seinen Fotos ein: «Die Bilder entstehen unter studioähnlichen Bedingungen, die aber immer eine Portion Zufall zulassen.»2. Frei von jeder Ablenkung wie Zäumung oder Halfter konzentriert sich die Kamera auf das Pferd und seine Ausstrahlung. «Sie sind gleichwertige Geschöpfe, (…)»3 wollen uns die Fotos sagen. Wir müssen lernen, die Würde und Persönlichkeit eines Tieres zu sehen und zu respektieren.


Silvio Maraini assumes that we don’t see everything with our eyes; secrets remain hidden. He tries to reveal these with the camera. In the project Geflutete Kathedralen [Flooded Cathedrals] 2009-2015, he photographed the spaces of cisterns precisely in the short moment when they were emptied to be inspected. He discovers high spaces supported by pillars, reminiscent of cathedrals. In the project Sanatorium Agra 2008-2009, he documents the ruins of a former lung sanatorium above Lugano that were torn down in 2010. The ruins don’t show its charged history: Once it was one of the most renowned sanatoriums in Europe, established and directed by a lung specialist with Nazi affinities, and it was also a place favoured by German left-wing intellectuals and artists.

In his most recent portfolio Stars, to this day his most personal work, Silvio Maraini portrays famous race and show horses that make a lot of money for their owner, but also common riding and leisure-time horses. Each of the animals has its own history. They are kept in different ways, trained and used differently. Whether Olympic champions, world champions, or leisure-time partners: the Palmarès, i.e., the ranking, often says more about the people than the horse. In the medieval minnesongs, the horses are praised no less than the knights, and they are as richly dressed as their masters. Horses have a personality, sometimes they are a person’s only companion, the last aid when humans are in distress – «a kingdom for a horse»1. Man has bred horses for his requirements, but he cannot strip them of their individuality. This is precisely what Silvio Maraini captures in his photographs: «The photographs are made in studio-like conditions that however allow for an element of chance»2. Freed from any distraction like bridle or halter, the camera concentrates on the horse and its charisma. «They are equal creatures»3, the photographs want to tell us. We must learn to see and respect the dignity and personality of an animal.

(Text: Galerie Susanne Albrecht, Berlin)