Grande Dame der Aktfotografie – Karin Székessy | Photobastei

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In der Photobastei kann man zur Zeit einen umfassenden Querschnitt der Arbeiten von Karin Székessy sehen. All ihre Bilder, seien es Landschaften, Stillleben, Portraits und besonders ihre Akte strahlen eine enorme Sinnlichkeit und Erotik aus. Sie ziehen den Betrachter und die Betrachterin in ihren Bann.

Über Puppen ist Karin Székessy zur Aktfotografie gekommen. Im Gespräch erzählt sie, dass sie früher nie Puppen hatte und sich später dann welche gekauft hat. Sie habe sie zerlegt und neu zusammengesetzt – immer wieder. Dann sie der Moment gekommen, in dem sie nicht mehr mit Puppen arbeiten wollte und fand, dass sie dies mit Menschen machen möchte. Vor meinem inneren Auge habe ich mir vorgestellt wie sie Menschen zerlegt und neu zusammensetzt… Natürlich hat sie die Menschen, die Frauen oder die Mädchen - wie sie sagt - nicht zerlegt. Sie hat sie im besten Licht fotografiert und ihre Schönheit hervorgehoben. Ihre Cousine war ihr erstes Model, mit dem sie die ersten Schritte im Bereich der Aktfotografie gemacht hat. Székessy arbeitet 5 – 6 Jahre mit einem Model und betont immer wieder wie wichtig die Beziehung zwischen ihr und ihrem Gegenüber ist. Im Gespräch erwähnt sie auch immer wieder, dass sie die Mädchen nicht vergewaltigen will und deshalb die Zeit braucht, um Ängste zu überwinden – besonders die Angst vor sich selbst.

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Mit ihren neusten Aktbildern wollte/will sie sich von der Aktfotografie entfernen und versucht sich mit neuen Techniken aus – zum Beispiel der Dreifachbelichtung. Auf die Frage wie denn Dreifachbelichtung funktioniere, antwortet sie schmunzelnd und meint nur: "Versuchen sie's. Es braucht eine ruhige Hand und auch das Model sollte ruhig sein." Klar ist nur; es ist Digitalfotografie - alles andere bleibt für die meisten ein Rätsel. 1999 hat Karin Székessy von analoger auf digitale Fotografie umgestellt. Der Umstieg war für sie anstrengend und herausfordernd. Sie war in der Analogfotografie zunehmend unzufrieden, weil sie Stunden in der Dunkelkammer verbracht hat und sich vieles verändert hat: die Auswahl der Papier, der Filme und der Chemikalien wurde immer kleiner. Über die heutigen Möglichkeiten in der Digitalfotografie freut sie sich. Auch die Polaroids hat sie nicht ausgelassen. Dabei entstand eine sinnliche Serie von scheinbar zufälligen Aufnahmen und doch wundervoll komponierten Bildern.

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Karin Székessy (1938*) ist in Essen geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Hamburg und Südfrankreich. Zwischen 1957 und 1959 hat sie am Institut für Bildjournalismus in München Fotografie studiert. In den Jahren von 1960 – 1966 arbeitete sie als Reportagefotografin für die Zeitschrift Kristall, 1962 – 1967 war sie Mitglied in der Werkgruppe Zeitgenossen. 1967 – 1969 hatte sie eine Lehrtätigkeit an der Werkkunstschule Hamburg inne.

Die von Ferit Kuyas kuratierte Ausstellung in der Photobastei dauert noch bis zum 14. Januar 2017.

Miryam Abebe