Système D | Tart

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In der Galerie Tart in Zürich erhält man zur Zeit einen kleinen Einblick in die Kunstszene der Côte d'Ivoire.

"Système D" – so der Ausstellungstitel – zeigt auf eine feine und doch scharfsinnige Weise wie in vielen Ländern Afrikas nach einem "Système D" gewirtschaftet wird. Das "D" steht für Débrouille (frz. se débrouiller). "Sich durchschlagen" oder "improvisieren" – ein Begriff, der kaum zu übersetzten ist und doch für so vieles in Afrika steht. Es steht für Menschen, die informelle Lösungen kreieren, wenn alles andere versagt, insbesondere das staatliche System, und so irgendwie die (unwirkliche) Wirtschaft in ihren Ländern ankurbeln. Dieses "sich durchschlagen" und "innovative Alternativen finden" ist auch in der zeitgenössischen afrikanischen Kunst zu beobachten. Diese jungen Künstler zeigen in ihren Werken, dass Kreativität in allen möglichen und unmöglichen Staatsgefügen, Sicherheiten und besonders Unsicherheiten Kunst entstehen lassen kann.

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Flurina Rothenberger (1977*) ist in Männedorf geboren und in der Côte d'Ivoire aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet sie in Zuénoula (Côte d'Ivoire) und Zürich. Ihre Fotoarbeiten zeigen eine – für viele von uns – unfassbare Realität, in der Improvisationstalent und Überlebenswille gefragt ist. Einige Bilder des Gebäudes "La Pyramide" des italienischen Architekten Rinaldo Olivieri zeigen den Zerfall von Gebäuden und anderen Einrichtungen in eindrücklicher Art und Weise. Flurina Rothenberger nimmt die Besucher und Besucherinnen der Ausstellung auf eine Rundreise durch Westafrika (Côte d'Ivoire, Benin, Togo, Ghana, Angola, Sierra Leone, den Sénégal) und Tanzania und Moçambique. Für ihre Arbeiten, die in zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden, wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

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Aristite Kouamé (1995*) lebt und arbeitet in der Côte d'Ivoire. Nouchi ist für ihn die grosse Inspiration. Nouchi – die Sprache der Strassen Abidjans. Sie wurde Ende der 1970er entwickelt und ist eine Mischung aus all den Sprachen, die in der Côte d'Ivoire gesprochen und gelehrt werden wie englisch, spanisch, französisch und deutsch, aber besonders auch dioula, bété, baoulé und viele mehr. Kouamé kreiert seine Werke mit Vorhandenem – er recycelt Papiere und malt mit payed- oder date-Stempeln.

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Axel Sinzé Bamouin (1995*) lebt und arbeitet in der Côte d'Ivoire. "The toxic impact of petroleum on almost all forms of life". Bamouin lässt sich durch den visuellen Effekt des Rauches von Petroleumlampen inspirieren. Er kreiert seine Bilder mit Wachstropfen brennender Kerzen, Rauch und Feuer. In vielen Bildern sind Gesichter mit schwachen Konturen zu erkennen. Zu seinen Werken sagt er: "The stains on my works call attention to the sequels left behind by the use of petroleum and gas."

 

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Obou Gbais (1992*) lebt und arbeitet in der Côte d'Ivoire. Wie viele andere Ivorer ist Gbais Kriegsopfer und wurde als Teenager traumatisiert. Heute studiert er am National Higher Institut of Arts and Cultural Action. Kunst hilft ihm den Krieg zu verarbeiten. Mit etwas Licht in seiner Malerei öffnet er Türen für Hoffnungen und neue Erwartungen. "There is always beauty in ugliness. It all depends then on perspective."

Die Ausstellung im Tart in Zürich ist noch bis zum 25. November 2017 zu sehen.

Miryam Abebe